Beiträge von Kaeso Annaeus Modestus

    Modestus tat so als hätte er die Frage überhört und betrat sein Officium. Er setzte sich in den gepolsterten Holzstuhl,
    der hinter seinem Marmorschreibtisch stand und legte eine Wachstafel beiseite.


    >Setz dich doch ersteinmal.<


    sagte Modestus und deutete mit einer einladenden Geste auf die beiden Stühle die vor dem Schreibtisch standen.


    >Du bist also Decimus Annaeus Varus und willst eine Anstellung.<


    sagte Modestus mit einem fragenden Unterton.

    >Es war mir ebenfalls ein Vergnügen.<


    antwortete Modestus höflich und folgte dem Senator zum Eingangsbereich. Im Atrium nickte er
    kurz seinem Sklaven Chion zu, der sofort verstand und wieder zum Schatten, des Annaeers wurde.


    >Vale bene.<


    verabschiedete er sich noch bevor er wieder mit seinem Sklaven die Casa verließ.

    >Salve, Annaeus Varus. Du willst also eine Stelle ? Gut, aber lass uns ersteinmal in mein Officium gehen.<


    sagte Modestus und ging durch die Gänge der Curia. Im Vorbeigehen gab er die Wachstafel, die er trug, einem Stadtsklaven, der
    sie an einem gewissen Falcidius Rupa abliefern sollte, und ging zusammen mit diesem Decimus Annaeus Varus in sein Officium.

    >Ich denke sie haben es wohl einfach nur versäumt einen Brief oder eine Einladung zu schreiben.
    Vieleicht haben sie das ja auch getan, aber der Brief ist verloren gegangen.<
    überlegte Modestus.


    >Nun dann lass uns doch am besten ins Triclinium gehen.<


    schlug er vor und machte eine einladende Geste in Richtung der Türen des Speißeraums.

    >Natürlich nur in begrenzten Maße.< fügte Modestus noch hinzu.


    Sicherlich wollte er keine Rennen, bei denen die Hälfte der Fahrer fehlte, doch die Zügel sollten in seinen Händen verbleiben.


    >Nun Senator, es war ein sehr aufschlussreiches Gespräch,<


    Modestus stellte das nun leere Glas auf das Tablett zurück.


    >und ich danke dir dafür, doch nun ist es Zeit für mich zu gehen, denn ich will heute noch zur Schola Atheniensis.<

    >Nun wenn es einen Abrechnungsfehler gegeben hat, was natürlich nur für unseren rei nummerus peritus spricht, würde ich
    unter der Voraussetzung, dass diese Gehaltskürzungen abgeschaft und die Bücher weitergeführt werden, den Antrag zurück-
    ziehen. Ansonsten bleibe ich dabei.<


    Dieser ominöse Abrechnungsfehler schien seiner Meinung nach eine fadenscheinige Ausrede zu sein, doch er war gewillt sie zu akzeptieren,
    wenn so dieses unnötige Theater um unnötige Gehaltskürzungen beendet werden konnte.

    >Das ist ja unerhört !< stieß Modestus empört aus. >Das ist ja das Fünffache. Solch eine Frechheit !<


    > Du vergleichst hier Beamten die Städte und Regionen mit Abertausenden von Bewohnern verwalten mit Soldaten,
    die magere 80 Mann in den Kampf führen ? Und dann kürzt du einfach mal die Gehälter um deine eigenen Bezüge zu
    verfünffachen ? Solch eine Gier hätte ich von einem Ritter nicht erwartet. Ich glaube entweder hat Apoll deinen Geist
    mit Krankheit verflucht oder du solltest dich nie wieder um Geldangelegenheiten kümmern.<


    Modestus überlegte kurz. Und kam auch schnell zu einer Entscheidung.


    >Ich fordere daher die sofortige Absestzung des derzeitigen rei nummerus peritus. Ich denke hier wurden schon
    genügend Gründe genannt, die diesen Schritt rechtfertigen.<

    >Ich vermute Florus weiß nichts von diesem Arrangement. Ich selbst habe nur durch Zufall von dieser Verlobung gehört
    als ich bei den Rennen unsere Factio vertreten habe. Seit meiner Reise nach Germanien habe ich Florus nicht mehr gesp-
    rochen und so würde es mich wundern wenn er es wüste.<


    >Möchtest du vieleicht etwas essen oder trinken ?< fragte Modestus wie ein guter Gastgeber.

    Da es zu seinen Pflichten als Duumvir gehörte, konnte man Modestus auch heute wieder auf dem Markt antreffen. Da es im Moment nur
    einen Magistratus gab, der aber schon für den zweiten Duumvir arbeitete, blieb Modestus auch keine große Wahl. Heute begleiteten ihn
    keine Vigilen und auch sein Sklave Chion, war im Moment nach Misenum unterwegs um einen wichtigen Brief abzugeben, war nicht bei
    ihm. Nur einer der Stadtschreiber Mantuas begleitete ihn und trug eine lederne Umhängetasche in der sich etwa ein dutzend Wachstäfe-
    lchen befanden. So gingen die beiden von Stand zu stand über den Markt und kontrolierten die Konzessionen der verschiedenen Händler.
    Bei Vielen ging die Kontrolle recht schnell, da sie schon Jahre lang ihre Waren anboten und brauchte Modestus lange zu kontolieren.Zufä-
    llig schaute sah er auch eine Frau, die von Stand zu Stand wanderte ohne etwas zu kaufen. Da sie aber nur eine unter vielen Frauen auf
    dem Markt war, schenkte er ihr keine weitere Beachtung und widmete sich wieder dem Weinhändler der ihm eine Probe des neu eingetr-
    offenen Caecubers anbot.

    Die freundliche Miene von Modestus wandelte sich nun in eine nachdenkliche. Was taten die Annaeer ?


    >Wo soll ich anfangen ? Florus ist Flottenpräfekt der wichtigsten Flotte Roms geworden.Meine Nichte Annaea Matidia,
    die übrigens auch einmal in Ostia gelebt hat, ist zurückgekehrt und ich konnte ihr zu einer Stelle als Scriba Provincialis
    verhelfen. Ein Annaeer in Germanien, Marcus Annaeus Scipio, feierte erst vor kurzem seine Verlobung mit ... einer Du-
    ccierin. Er wurde übrigens zum Regionarius befördert. Über unseren Verwandten in Spanien wirst du wohl selbst am
    besten bescheid wissen. Und was mich angeht, ich habe ich ich innerhalb der letzten beiden Jahre vom Stadtschreiber
    zum Duumvir hochgearbeitet und bin nun dabei eine politische Karriere zu beginnen. Ich bin übrigens auch wie Florus
    in der Factio Albata, deren Gebäude sich gleich nebenan befinden, tätig.<


    Von anderen Annaeern wusste Modestus im Moment nichts Neues. Als er über seine Karriere sprach erinnerte er sich an etwas.


    >Kennst du vieleicht noch Lucius Hortensius Aegrotus ? Er ist etwa in deinem Alter und mein Kollege als Duumvir ?<

    >Sodalis, da der Princeps nun schon seit einigen Tagen abewesend ist würde ich vorschlagen einen
    Vicarius Principis Curiae zu wählen. Normalerweiße wird dieser zusammen mit dem Princeps gewählt,
    doch wir haben dieses Amt wohl vergessen. Gibt es irgendwelche Vorschläge für Kandidaten ?<


    Modestus setzte sich wieder. Wahrscheinlich würde es wohl auf ihn oder den Tiberer herauslaufen, aber das war
    ihm relativ egal. Hauptsache die Curie blieb beschlussfähig. Als er sich in dem Sitzungssaal umschaute vielein ihm
    auch einige leere Plätze auf. Möglicherweiße sollten auch ein paar neue Sodalis ernannt werden um diese Plätze zu
    füllen.

    >Der Preis für Landwein schwankte ja immer um sechseinhalb Semis. Aber nun habe ich von einem Händler gehört,
    der einen Sesterz für seine Kanne Wein haben wollte und das war sicher kein besonders herausragender Landwein.<


    Hätte er nicht geschäftlich damit zu tun gehabt, wäre es ihm wohl egal gewesen, aber der Wein war nach diesen Feiern eben etwas
    teurer geworden, da die Händler nicht mehr um den niedrigsten boulten. Es wunderte ihn zwar nicht bei der gestiegenen Nachfrage
    aber trozdem schmälerte es seinen Gewinn.


    >Es freut mich zu hören, dass die Russata teilnehmen wird. Da ich noch keinen festen Termin im Auge habe, kann man
    diesen ja immernoch vorher absprechen, falls es notwendig sein sollte. <


    Er machte eine kleine Pause und trank den letzten Schluck des nachgeschenkten Weins.

    >Ja, Kaeso Annaeus Modestus. Natürlich habe ich schon von dir gehört, aber offen gestanden weiß ich nicht sehr viel über dich.<


    Natürlich hatte er von seinem Vater erfahren, dass er einen Großvater namens Tiberius Annaeus Sophus hatte, doch das war eigentlich
    auch schon alles. Viele Gedanken um dessen verbleib hatte er sich nie gemacht. Nicht weil es ihm egal war, eher weil er nie auf die Idee
    gekommen war es zu tun.

    Hallo,
    da Florus gerade noch im Urlaub ist fungiere ich wie mit ihm abgesprochen als sein Stellvertreter.
    Außer unserem vollen Stammbaum spricht eigentlich nichts gegen eine Aufnahme ins Gens Annaea.
    Du wärst allerdings recht beschrenkt was deinen Platz im Stammbaum angeht. Übrigens wir haben
    einen Stammsitz in Mantua, Italien.

    Modestus nickte. Damals war er schon in Achaia gewesen, also wunderte es ihn nicht, dass er nichts von Macers Rennen für Jungfahrer gehört hatte.
    Inzwischen war sein Becher wieder leer, doch nun war er nicht mehr in Gedanken und machte eine kleine Geste so, dass die Sklavin das leere Glas
    bemerken musste. Erst jetzt bemerkte er das fein gearbeitete Glas und es gefiel ihm erstaunlich gut, auch wenn er immer einen guten, gravierten
    Bronze- oder Silberbecher jedem Glas vorziehen würde.


    >Damals waren aber die Preise für einfachen Landwein sicher noch nicht so horrend wie heute.<


    sagte Modestus und dachte daran, dass es wohl nun langsam Zeit war zu gehen. Macer hielt die Idee zumindest für gut genug um sie zu testen,
    also war der Grund seines Besuches eigentlich schon erledigt und er wollte die Zeit des Senators nicht noch weiter in Anspruch nehmen.

    >Sodales, es sind nun einige Tage vergangen und ich muss sagen, dass Ferrius Minor uns nun einfach vor vollendete Tatsachen gestellt
    hat. Wie ich selbst und anderen Beamten der Regio feststellen mussten,hat er ohne ein weiteres Wort über dieses Thema sein Vorhaben
    heimlich in die Tat umgesetzt und die Gehälter einfach nach eigenem Ermessen gekürzt. Bei manch einem Beamten fehlt sogar fast die
    Hälfte seines Gehaltes ! Ich halte diese Kürzungen für absolut unverschämt und ich bin sicher nicht der einzige. Ich verlange daher die
    sofortig Auszahlung des einbehaltenen Geldes und die Abschaffung dieser Gehaltsürzungen. Auch die Weiterführung der Geschäftsbücher
    fordere ich. Diese wurden nicht geführt und so gab es keine Möglichkeit einzusehen was mit dem übrigen Geld geschehen ist und welche
    Gehälter genau ausgezahlt wurden, wie es bisher immer die Regel war. Außerdem wäre es vielleicht interessant nach welchen Kriterien,
    außer vieleicht der Symphatie, die verschiedenen Beamten überhaupt von ihm bewertet wurden,denn in so kurzer Zeit kann er wohl
    kaum sämtliche Städte in Italias besucht und die dortigen Beamten überprüft haben.<


    Modestus setzte sich wieder. Diese unverschämte Kürzungen ärgerten ihn sehr. Wäre der Ferrer wohl selbst Beamter der Regio gewesen hätte es wahrscheinlich
    eher Gehaltserhöhungen gegeben, da er aber Tribun der Flotte in Misenum war würde man das wohl nie erfahren ... Dann traff es Modestus wie ein Blitz.