Beiträge von Kaeso Annaeus Modestus

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    Original von Sextus Aurelius Lupus
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    "Ausgezeichnet, Aurelius. Das Getreide aus Aegyptus ins Spiel zu bringen, um die Städte zu überzeugen, ist eine sehr gute Idee. Wer würde schon daran zweifeln im Anbetracht, dass Annaeus Varus mein Vetter ist? Letztlich können wir ihnen das Blaue vom Himmel versprechen, solange wir nur alles notwendige bekommen."


    sagte Modestus mit zufriedener Miene, auch wenn er noch daran zweifelte, dass die Sache mit den etrurischen Städte so gut laufen würde. Das klang zu gut. Andererseits überlegte Modestus nun, warum er an dem Aurelier zweifelte. Der Mann war unerfahren, aber das waren andere Männer auch. Bisher hatte er sich noch keine groben Verfehlungen geleistet, zumindest solche von denen er gehört hätte. Aber letztlich lief es wohl darauf hinaus, dass der Mann Patrizier war und Modestus ihn nicht mochte. Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass Patrizier meist unfähig und unnütz waren. Aber Vorurteile und Sympathien waren eigentlich nichts, wovon sich ein ein kompetenter Feldherr leiten lassen sollte. Sich seiner Unzulänglichkeit bewusst werdend, begann Modestus bitter zu lächeln. Ob andere Feldherren auch jemals Selbstzweifel gehabt hatten? Doch bevor begann den Gedanken weiterzuspinnen, schob Modestus ihn zur Seite. Herius Claudius Menecrates verachtete den Aurelier. Das sprach auf jeden Fall für ihn.


    "Auf jeden Fall müssen wir zusehen, dass wir schnell nach Mantua kommen. Wenn die Vorräte vorher knapp werden und uns die Städte in Gallia cisalpina trotz allem die Unterstützung verweigern, dann müssen wir uns eben etwas einfallen lassen... und uns nehmen was wir brauchen. Ohne Sold und Vorräte wird es schwierig werden das Heer beieinander zu halten. Aber hoffentlich wird das nicht notwendig werden."


    sagte Modestus während er wieder in dem Raum auf und ab ging. Er war gespannt, wie der Aurelier darauf reagieren würde, der die italischen Städte besser kannte als der Duccier. Aber er merkte, dass er langsam müde würde. Es war wohl bald an der Zeit für diesen Tag Schluss zu machen.

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    Original von Titus Duccius Vala
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    "Ich bezweifle, dass sie uns überhaupt wirklichen Widerstand leisten werden. Wir reden von den italischen Städten."


    entgegnete Modestus, denn die italischen Städte waren durch die lange Friedenszeit fett und faul im Vergleich zu den germanischen Civitates. Die Decurionen mochten aus Sorge um ihr Hab und Gut die Unterstützung verweigern, doch die einfachen Bürger würden deswegen kaum in den Kampf gegen professionelle Soldaten ziehen. Wahrscheinlich würden sie eher in Wellen aus der Stadt fliehen, wenn es wirklich so weit kam. Aber das war ja auch nur der schlimmste Fall. So weit würde es wohl sowieso nicht kommen.


    "Bevor ich es vergesse, kennen wir genauere Details zur Zusammensetzung des gegnerischen Heers? Oder bleibt es vorerst bei drei Legionen und ein paar wenigen Hilfstruppen? Dass sie fast alle Hilfstruppen zur Sicherung der Grenze zurückgelassen haben ist ja bekannt."


    fragte Modestus den Duccier noch. Als der Aurelier kurz danach den Raum betrat wandte sich Modestus diesem zu.


    "Salve, Aurelius. Setz dich. Wir haben uns gerade über die italischen Städte unterhalten. Vor allem welche Unterstützung wir von ihnen erwarten können. Wenn ich mich richtig erinnere, hast du dahingehend ja schon Vorarbeit geleistet. Wie schätzt du die Lage ein?"

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    Original von Titus Duccius Vala
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    Modestus lief nun mit hinter dem Rücken verschränkten Armen durch das Haus. Er fühlte sich eigentlich nicht der Schule der Peripatetiker verbunden, dennoch konnte er im Gehen am besten nachdenken. Als der Duccier seinen Sklaven unterbrach war er ihm einen kurzen Blick zu und zog eine Augenbrauche hoch, ob der Bedeutung, die der Identität des gegnerischen Feldherren zugemessen wurde. Er bezweifelte, dass der Duccier die römischen Feldherren und ihre Führungsstile so gut kannte, dass dieses Wissen einen wirklichen unterschied machen würde.


    "Wir werden schon früh genug erfahren, wer nun das gegnerische Heer anführt. Die italischen Städte sind da schon eher ein Problem. Allerdings inwiefern können sich die Städte überhaupt querstellen? Wir brauchen vorrangig Vorräte und Geld. Wenn sie uns das verweigern, dann müssen wir uns eben nehmen was wir brauchen. Requiriert im Namen des neuen Kaisers. Ich bezweifele, dass die Städte uns etwas entgegenzusetzen haben. Wie steht es eigentlich um die Ala Scubulorum und ihren Einsatz bei Lugdunum?"


    fragte Modestus abschließend, denn die Sache hatte ihn an die den besonderen Einsatz in Lugdunum erinnert. Dann wandte er sich aber wieder dem Problem der italischen Städte zu. Nun im Zweifelsfall musste man eben mit dem Säbel rasseln und streng dreinblickende Soldaten in die Stadt schicken. Dann würden die Städte schon einknicken. Eine Plünderung kam natürlich nicht in Frage, aber im Zweifelsfall konnte sich das Heer auch ohne Zustimmung an den örtlichen Getreidespeichern bedienen. Trotzdem wollte er solche Befehle nur geben, wenn es unbedingt notwendig war. Er kannte schließlich viele der Städte und der dortigen Würdenträger. Zumindest vor vielen Jahren, als er noch Duumvir von Mantua gewesen war. Wahrscheinlich hatte sich in dieser Zeit schon viel geändert, sodass er die Städte kaum mehr wiedererkennen würde. Er würde schon den Senator, Statthalter und Feldherren Annaeus mit dem Duumvir Annaeus verwechseln? Dabei erinnerte er wieder an eines der frühen Zusammentreffen mit dem Aurelier. Hatte dieser nicht erwähnt, dass die italischen Städte für die Sache eingenommen worden waren?


    "Such und finde mir Aurelius Lupus. Der Aurelier hat einmal erwähnt, dass er einige italische Städte auf unsere Sache eingeschworen hätte. Das kann auch nur heiße Luft sein, Patrizier sind ja gewöhnlich voll davon, aber hören wir uns einmal an, was er zu sagen hat."


    sagte Modestus und wandte sich nach dem ersten Satz von dem Sklaven ab und wieder dem Duccier zu, um zu erläutern, warum er nach dem Aurelier schicken lies.

    Am Abend bevor der richtige Aufstieg in die Alpen beginnen würde war Modestus noch lange wach. Sein Quartier befand sich in einem der größten Häuser der Civitas, welches ihm von einem der Duumviri zur Verfügung gestellt worden war. Der Mann und seine Familie kamen derweil bei Verwandten unter. Dennoch war das Haus nichts besonderes, denn man befand sich in einem provinziellen Nest, von dem man es nicht wagen konnte es in einem Atemzug mit Rom zu nennen. Selbst mit Mantua konnte man diese Civitas kaum vergleichen. Dieser Heeresteil allein enthielt fast doppelt so viele Männer wie die Civitas Einwohner hatte. Dennoch war das Haus besser als ein Zelt.


    Während er sich im Schein einiger Öllampen von einem seiner Leibsklaven rasieren lies, las ihm ein anderer die neuesten Berichte vor. Meldungen über den Zustand der Einheiten in seiner Heeresgruppe, aber auch einen Bericht von Flaminius Cilo und verschiedene Depeschen von den aufklärenden Einheiten. Nachdem auch die letzten Barthaare von dem Rasiermesser abgekratzt wurden, trocknete sich Modestus das Gesicht mit einem Tuch und erhob sich. Im Vorbeigehen sah er wie seine Rüstung von zwei fleißigen Händen gereinigt und gepflegt wurde. Er selbst trug schon weitaus bequemere Kleidung. Er hatte sich an diesem Abend absichtlich früher zurückgezogen, um noch ein wenig Ruhe zu genießen. Auf wenn er auf dem Marsch selbst nicht all zu viel zu tun haben würde, war es abzusehen, dass der Feldzug ihm in naher Zukunft viel abverlangen würde. Der Vescularier würde kaum einfach so aufgeben.

    Der nächste Morgen gestaltete sich für Modestus wie schon die letzten zuvor. Das Lager wurde abgebrochen und die Soldaten versammelten sich, um den Marsch fortzuführen. Allerdings war dieser Morgen auch ein wenig anders. Die Vorbereitungen der Legio VIII hatten diese Nacht wohl erholsamer und länger werden lassen, als üblich. Fast wie kleine Pause vor der großen Anstrengung. Die Ruhe vor dem großen Sturm, überlegte Modestus, während er noch ein wenig müde auf seinem Pferd saß und das geschäftige Treiben betrachtete. Überall wurden die Zelte abgebaut und die Ausrüstung wieder verstaut.


    Während er aus dem Lager der Ala heraus und durch die Zeltreihen der anderen Lager zum Sammelplatz ritt, widmete er den einfachen Soldaten um sich herum ausgewöhnlich viel Aufmerksamkeit und betrachtete sie und ihre Arbeit eine Weile lang, auch wenn es noch recht dunkel war. Einige Legionäre, die die Schnüre an den pila muralia lösten und die hölzernen Schanzpfähle aus den aufgeschütteten Erdwällen zogen. Ein Centurio, der seine voll bepackte Centurie aus dem Lager führte. Ein paar Stallburschen, die ein paar Lastentiere an Lederriemen hinter sich herführten. Irgendwie kam ihm alles so traumhaft und unwirklich vor. Aber das lag wohl daran, dass es noch früh am Morgen war. Modestus wollte sich fast erst mit einer Faust die Augen reiben, bevor ihn das zusätzliche Gewicht auf seinen Kopf ihn an seinen Helm erinnerte, der dies wohl mit seinen Wangenklappen erschweren würde. Er lies seine Hand wo sie war, denn letztlich war es auch nicht die beste Idee sich vor den einfachen Soldaten die Augen zu reiben. Das zeugte nicht von dignitas.


    Am Sammelplatz sah er auch schon seine Leibwache, Kavallerie und Infantrie, die Aufstellung bezogen hatten und steuerte sein Pferd in ihre Richtung. Seine Begleiter folgten ihm. Modestus sah zum Horizont, wo die Sonne gerade aufging. Es war an der Zeit. Nun ging es nach Italia.



    Sim-Off:

    Hier geht es dann in Italia weiter. Es wäre prima, wenn sich alle bis Freitag auf Italia umgemeldet haben.

    "Meine Herren!"


    sagte Modestus mit lauter und fester Stimme, ohne dabei jemand besonderen anzusehen, um die Diskussion abzubrechen, bevor sie in einen Streit ausartete. Allerdings ohne dabei jemand direkt zu Tadeln. Nachdem er sich dann sicher war, dass er die volle Aufmerksamkeit hatte, begann er.


    "Eine ausreichende Aufklärung, nach Süden und nach Italia hin, spielt eine wichtige Rolle für unser Bestreben den Usurpator zu entmachten. Wir müssen uns so gut es geht darüber informieren, wo der Feind im Osten steht und wie die Lage in Italia aussieht. Dazu müssen wir allerdings nicht en masse Kavallerie aus diesem Heeresteil entsenden. Nach Osten hin übernimmt der Legatus Flaminius Cilo die Aufklärung. Er verfügt über ausreichend Kavallerie aus Germania Inferior und Raetia, um diese Aufgabe zu übernehmen, und er ist ein kompetenter und umsichtiger Kommandeur, bei dem ich keine Bedenken deswegen habe. Außerdem sind seine Einheiten schon deshalb besser geeignet, um den Osten zu überwachen, weil sie schlichtweg näher am Geschehen dran sind, als etwa die Ala Numidia. Auch verfügen wir, wegen dem besonderen Auftrag der Ala Scubulorum, über etwas weniger Kavallerie."


    sagte Modestus, wobei der letzte Satze im Grunde jammern auf hohem Niveau war. Wie wohl jeder Militär in diesem Heeresteil wusste, standen neben der Ala Numidia und der Ala Thracum ja auch noch die Legionsreitereien, die Kavallerieabteilungen der beiden Cohortes Equitata und die Equites Singulares aus der Leibwache von Modestus selbst zur Verfügung. Trotzdem hatte Flaminius Cilo mehr Reiterei bei sich.


    "Etwas Ähnliches gilt für Italia. Legatus Aurelius Ursus steht mit uns gegen den Usurpator und auch er weilt nicht tatenlos in Mantua. Auch er ist auf der Hut und lässt Kundschafter nach jedem Zeichen des Feindes Ausschau halten. Daher ist für uns also vor allem ein gute Kommunikation mit Aurelius Ursus und Flaminius Cilo notwendig. Dies wird schon vorangetrieben und alle notwendigen Maßnahmen und Methoden dafür werden genutzt. Es besteht also kein Bedarf sich um die Aufklärung sorgen zu machen."


    sagte Modestus mit besonderem Nachdruck zum Schluss, um klarzustellen, dass auch wirklich alle notwendigen Maßnahmen getroffen wurden. Er wollte jeden Keim des Zweifels ersticken, denn Zweifel brachten niemanden weiter. Letztlich war dies aber Krieg und der Feind machte es sich zur Aufgabe die gegnerische Aufklärung zu unterlaufen. Mit vollständiger Sicherheit konnten nur die Götter wissen, was der Feind gerade Tat. Und der Feind natürlich selbst.


    "Was die Aufklärung für den Marsch dieses Heereszug angeht, diese Aufgabe hatte von Anfang an die Ala Thracum, während die Ala Scubulorum sich um die Angelegenheit in Lugdunum kümmern sollte. Die Ala Numidia wurde von mir bisher absichtlich in Reserve gehalten, denn sie ist nicht nur deutlich unter Sollstärke, sondern sie hat durch die Geschehnisse um Terentius Primus auch ihren Kommandeur verloren. So fähig Decurio Atius Scarpus auch sein mag, es war wichtig, dass er und die Einheit noch genügend Zeit hatten, um sich an die neuen Verhältnisse zu gewöhnen. Es spricht nichts dagegen, die Ala Numidia nun auch in die Aufklärung einzubinden, um die Ala Thracum zu unterstützen, wenn der Decurio Atius seine Einheit für bereit hält. Ich werde es gleich mit ihm besprechen."


    sagte Modestus und sah dann kurz zu dem Atier hinüber. Dann wandte er sich aber wieder der Runde zu und sah kurz von Mann zu Mann.


    "Währenddessen solltet ihr euch wieder zu euren Einheiten begeben und sämtliche Vorbereitungen treffen, damit wir im Morgengrauen umgehend nach Italia aufbrechen können. Ihr seit damit entlassen."


    sagte Modestus zuletzt, damit klar war, dass die Anwesenheit der Offiziere nun nicht mehr vorausgesetzt war. In der Regel blieben immer noch mindestens ein, zwei Männer zurück, um verschiedene Angelegenheiten zu besprechen. Modestus selbst winkte nun den Atier zu sich und wollte sogleich hören, ob die Ala Numidia bereit war.

    "Selbstverständlich soll sich Praefectus Sempronius Blaesus wieder dem Heer anschließen, sobald er seine Aufgabe erledigt hat. Ich gehe davon aus, dass er nach der letzten Besprechung weiß, dass unser vorläufiges Ziel Mantua ist. Über die Route dorthin soll er selbst entscheiden. Falls du nichts von ihm hören solltest, entsende einige Boten, damit es keine Missverständnisse gibt."


    entgegnete Modestus auf die Frage des Ducciers hin und kam nicht umhin zu bemerken, dass er sich wohl nicht richtig ausgedrückt hatte. Zumindest vermutete er, dass der Duccier davon ausging, dass die Besprechung gleich enden würde. Dies war nicht in seinem Sinn, auch wenn er die Besprechung nicht unnötig in die Länge ziehen wollte. Also sah er wieder in die Runde und setzte zu einem weiteren Satz an.


    "Gibt es noch Einwürfe zu unserem generellen Vorgehen, bevor wir uns mit spezielleren Angelegenheiten befassen?"

    "Gut."


    sagte Modestus, nachdem er die Worte des Ducciers vernommen hatte. Allerdings meinte er damit nicht, dass alles gut war. Das Wort war vielmehr Zäsur, die die Berichterstattung beendete. Auch verschaffte es ihm noch einen Moment um seine Gedanken zu ordnen. Nun ging es um das weitere Vorgehen. Aber im Grunde gab es nun nur eine Option. Weiter nach Süden über den Pass bei Clunia. Getrennt würden sie sowieso schneller über die Pässe kommen. Vielleicht würden sie es sogar schaffen nach Rom zu gelangen, bevor die Truppen aus dem Osten sie einholen konnten. Man würde sehen.


    "Dann werden wir morgen unverzüglich, aufbrechen um die Alpen über den Pass bei Clunia zu überqueren und uns bei Mantua mit den anderen Truppenteilen zu vereinigen. Gibt es irgendwelche Einwände dazu?"


    sagte Modestus und sah dann kurz in die Runde. Er rechnete mit keinen Einwänden. Wirklich sinnvolle Alternativen kamen ihm nicht in den Sinn. Aber das musste nichts heißen. Und die Details konnte man dann gleich noch klären.

    Modestus hörte sich die Worte des Ducciers an und sah dann erst einmal auf die Karte, die von den Gehilfen auf dem Tisch ausgebreitet wurde. Savaria war an der Grenze zu Noricum. Das war alles in allem zufriedenstellend, denn es würde ihnen erlauben die Alpen zu überqueren ohne vorher eine Schlacht gegen das Vescularianische Heer führen zu müssen. Doch nun galt es sich zu beeilen. Sie mussten so schnell als möglich über die Alpen und sich in Italia vereinigen. Doch da gab es noch die Frage, wie dies erreicht werden sollte. Sollten die Truppen nun gemeinsam über den Pass bei Clunia marschieren oder getrennt über beide Pässe? Ersteres würde wohl länger dauern, letzteres wäre sicherer für den Fall eines Angriffs.


    "Meine Herren, da der Weg nach Italia frei ist, sind unsere nächsten Schritte klar. Wir müssen unverzüglich auf Italia marschieren!


    sagte Modestus mit voller Selbstsicherheit, wie er in seinen Jahren als Politiker gelernt hatte. Bei der Wahl der Marschroute musste man aber verschiedene Dinge beachten. Modestus war sich sicher, dass er Cilo vertrauen konnte. Auch nach dem Tod seiner Frau waren die Bande zu seinem Schwager noch stark. Allerdings war er sich auch sicher, dass der Flaminier auch ein sturer Hund war und ohne weiteres einen Befehl ignorieren würde, wenn er ihm nicht gefiel. Damit es gar nicht so weit kam und man möglicherweise seine Position als Anführer in Frage stellte, war Modestus vorsichtig. Auch waren ihm die beiden Lager und deren Meinung, bezüglich der Marschrouten, gut im Gedächtnis geblieben. Ein Zwist zwischen beiden Lagern galt es zu vermeiden.


    "Ich denke unser Weg über den Pass bei Clunia ist klar. Aber Duccius, hat Flaminius Cilo dir gesagt, welche Route er aufgrund seiner derzeitigen Position für vorteilhafter für seine Truppen hält?"

    Modestus quittierte die Worte des Atiers mit einem zufriedenen Nicken. Mental vermerkte er sich aber dafür zu sorgen, dass dem Atier in Schwarz der Zugang zu den Besprechungsräumen zu verwehren war. Der Mann war Praetorianer, denen konnte man selten wirklich vertrauen. Einen guten Vorwand, der niemanden erregen würde, würde sich sicher finden lassen.


    Dann wandte er sich den Claudiern zu. Er erwiderte kurz die Begrüßung des jüngeren Claudiers mit einer nicht unfreundlichen Miene und musterte ihn dann kurz. Im Großen und Ganzen sah er nichts unerwartetes. Allerdings sagte ihm dessen Namen auch nichts, sodass man davon ausgehen konnte, dass der Mann bisher noch keine Schritte im Senat gewagte hatte. Oder zumindest erst seitdem Modestus in Germania war.


    Dann begann der Aurelier auch schon mit seinem Vortrag und Modestus kam nicht umhin die Stirn zu runzeln. Schließlich waren noch nicht alle Männer da, obwohl es der Aurelier selbst gewesen war, der auf diese hatte warten wollen. Modestus hörte ihm also zu und hörte das, was er insgeheim gehofft hatte zu hören. Der Weg nach Süden war frei! Nun galt es so schnell als nur möglich nach Italia zu gelangen. Gerade wollte Modestus etwas dazu sagen, als ihm der Duccier auffiel. Man sah die Anstrengungen, die er hinter sich hatte, doch die wenigsten Männer im Raum sahen wirklich sehr viel besser aus.


    "Ah, begrüßen wir unseren werten Gastgeber. Komm doch näher, Tribunus Duccius Vala."


    grüßte Modestus den Duccier mit einem freundlichen Lächeln Duccier und winkte ihn zu sich, damit er sich nicht am Rand der Runde rumdrucksen musste, weil er für einen besseren Platz zu spät gekommen war.


    "Sag, Tribunus Duccius, siehst du die Lage wie der Tribunus Aurelius? Oder gibt es sogar Neuigkeiten von denen wir noch nichts wissen?"


    fragte Modestus den Duccier nun, denn der Mann hatte wohl mehr Zeit mit den Berichten verbringen können als der Aurelier. Außerdem traute Modestus ihm mehr zu. Und vielleicht gab es auch noch aktuellere Neuigkeiten von denen sich der Duccier mit seinem Ausritt gerade selbst überzeugt hatte. Bei diesem Gedanken schwante Modestus allerdings nichts Gutes. Er hatte das Gefühl, dass es wohl eher schlechte Neuigkeiten sein würden, wenn es den welche gab. Doch dann stempelte er diesen Gedanken als Schwarzmalerei ab und sah dann zu Duccius Vala, um zu hören, was er zu sagen hatte.

    Zitat

    Original von Sextus Aurelius Lupus
    ...“Ja, habe ich, Legatus Augusti pro Praetore Germaniae“...
    “Sollte ich mit einer eventuellen Berichterstattung hierüber aber nicht besser warten, bis auch Legat Claudius und weitere Teile des Stabes eingetroffen sind?“...


    Modestus wollte dem Aurelier gerade antworten, als der besagte Legionslegat den Raum betrat, fast so als hätte man ihn gerufen. Von daher sagte Modestus zunächst nichts und wandte sich dem Claudier zu.


    "Salve, Legatus Legionis. Wir haben gerade von dir gesprochen. Wird dein neuer Tribun ebenfalls kommen?"


    sagte Modestus und begrüßte den Claudier auf freundliche Art und Weise. Die Frage nach dem Tribun war ebenso in freundlichem Tonfall gestellt, denn er hatte den Mann noch nicht gesehen und wollte sich ein Bild von ihm machen. Er hatte nur am Rande gehört, dass der Claudier einen Verwandten von sich auf den Posten gesetzt hatte, anstelle des bisherigen, wohl weitaus erfahreneren Amtsinhabers. Wobei Modestus diese Entscheidung nicht wirklich übel nahm. Er hatte schließlich selbst ähnliche Entscheidungen getroffen. Und dies war eine einmalige Gelegenheit. Allerdings wollte er den Mann doch einmal zu Gesicht bekommen. Dann wandte er sich jedoch wieder dem Aurelier zu. Der eine in der vertrauten Uniform der Hilfstruppen. Und der andere Mann in der schwarzen Uniform der Praetorianer. Modestus zog eine Augenbraue hoch.


    "Salvete, ihr attischen Decurionen. Hast du dich entschlossen dich unserer gerechten Sache anzuschließen, Decurio Atius Romanus?"


    sagte Modestus und begrüßte nun seinen Klienten und dessen Verwandten, die ebenfalls im Raum waren. Dann endlich sah er zu dem Aurelier und nickte ihm kurz zu. Er hatte recht. Eigentlich hatte eine kurze Einführung in die Situation von dem Aurelier haben wollen. Zwei, drei Sätze wo der Feind sich befand, ohne erst auf den gesamten Stab warten zu müssen. Aber mittlerweile waren sowieso schon der Großteil hier, da konnte man auch auf die restlichen Männer warten.

    Nachdem man nun Lager der Ala I Scubulorum in Vindonissa angekommen war, wollte Modestus ohne Umwege direkt zum Praetorium reiten. Dort würde der Duccier sicher alles für ihn vorbereitet haben. Ein Großteil seiner Leibwache drehte jedoch wie befohlen ab und machte sich auf die Suche nach ihrem Lagerplatz, der außerhalb der Castra lag. Nur noch eine Turma und eine Hand voll Stabsoffiziere, die keine anderen Aufgaben erhalten hatten, folgten ihm noch. Um die Einquartierung der Soldaten brauchte sich Modestus nicht kümmern. Das würden die Kommandeure und Offiziere schon selbst erledigen. Er musste sich um den Fortgang des Feldzugs kümmern. Hoffentlich waren mittlerweile neue Nachrichten aus Italia oder Raetia eingetroffen. Selbst schlechte Nachrichten waren besser als keine Nachrichten, da man wenigstens so wusste woran man war. Wer wollte schon blindlings in eine Falle laufen?


    Modestus hatte zwar das Lager der Ala I Scubulorum noch nie betreten, aber die Lager waren sowieso alle gleich angelegt, sodass er das Praetorium gleich fand. Vor dem Praetorium stieg er ab und reichte seine Zügel einem Soldaten. Gefolgt von zwei Stabsoffizieren betrat er dann das Gebäude. Dort wandte er sich an den nächstbesten Offizier und fragte nach dem Duccier, doch wie man ihm mitteilte, war dieser im Moment auf Patrouille. Er lies sich daraufhin zu dem Besprechungsraum bringen, in dem der Aurlier, der voraus geritten war, alles hatte vorbereiten lassen.


    "Salve, Tribunus Laticlavus. Hast du dich schon mit den Berichten vertraut gemacht? Wie sieht es aus?"

    Auch wenn die Straßen in Germania bei weitem nicht so geeignet waren, wie etwa die italischen Straßen, hatte der Feldzug durch Germania etwas für sich. Zumindest atmete man nicht mit jedem Atemzug eine Ladung Staub ein. Aber Germania hatte dafür auch genügend andere Nachteile.


    Das dachte zumindest Modestus, als er in der allgemeinen Marschkolonne nach Vindonissa ritt. Dabei war er wie immer in letzter Zeit von seiner berittenen Leibwache und einigen Stabsoffizieren begleitet. Er streckte sich leicht auf seinem Pferd, um den Verlauf der Straße besser zu erkennen. Vor ihm war sie zwar von Soldaten bedeckt, aber wenn man über diese hinweg sah, konnte man die Straße und in einiger Entfernung auch schon eine Stadt erkennen. Vindonissa. Es würden mindestens drei Stunden vergehen, bis sie ihr vorläufiges Ziel endlich erreicht hatten. Dennoch stimmte ihn dies sehr zufrieden. Mit Vindonissa war die erste Etappe auf dem Weg nach Italia und damit Rom hinter ihnen. Die Alpen waren zwar eine formidable Barriere, aber wie schon Hannibal würden auch sie sie überqueren.


    Der Aurelier musste mittlerweile wohl schon im Lager in Vindonissa eingetroffen sein, um alles vorzubereiten. Der weitere Verlauf des Feldzugs würde sich zu einem Teil hier entscheiden. Gab es neue Kunde vom Feind? War er immer noch im Osten, oder wartete er schon im Norden Italias? In etwas mehr als drei Stunden, nach der Ankunft im Lager, würde man sehen. Die Einquartierung der Soldaten im Lager konnten andere Offiziere erledigen. Er wollte nicht mehr Zeit als unbedingt nötig in Vindonissa verbringen und sich daher gleich um den Fortgang des Feldzuges kümmern.

    "Die Leibwache kommt geschlossen mit nach Süden. Aber Statilius Taurus weiß davon und er will zwei Centurien für die Regia abstellen. Was die Kuriere angeht, nur zu. Nimm und nutze was du brauchst."


    antwortete Modestus auf die Fragen des Domitiers und sah den Mann vor ihm genau an. Er musterte ihn noch einmal genau und prägte sich das Gesicht gut ein. Er wollte sehen, wie er sich in den kommenden Monaten verändern würde.


    "Vale, Faustus Domitius Massula. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder."

    Meine Klausuren dieses Jahren waren doch ein gutes Stück schwieriger als sonst, weswegen ich nicht mal dazu gekommen bin irgendwie mitzulesen, geschweige den ein wenig zu Posten. Aber ab Samstag bin ich dann wieder zurück und werde schauen, dass niemand mehr warten muss.

    Kurz nachdem er mit seiner Rede fertig war, senkte Modestus dann die erhobene Faust wieder und nun erschallten die Hörner von Cornices. Wie ihnen im Voraus befohlen worden war, bliesen sie auf den Wink eines Offiziers hin nun das Signal zum Abmarsch. Dass war das Zeichen, dass die Versammlung nun beendet war und nun der Weg nach Süden nun beginnen würde.


    Modestus lenkte während sein Pferd wieder in Richtung vorbei am Altar und in Richtung seiner Leibwache. Die beiden Standartenträger folgten ihm dabei. Als er wieder bei seiner Leibwache angekommen war, schickte er sogleich wieder seine Stabsoffiziere mit der Aufgabe los den Abmarsch zu organisieren. Schließlich war dies ein römisches Heer und eine ordentliche Marschordnung war entscheidend für ein schnelles Vorankommen.


    Modestus sah dem Spektakel, dassauf die Auflösung der Versammlung und dem Signal zum Abmarsch folgte, noch eine Weile zu. Von erfahreneren Männern hatte er sich sagen lassen, dass Krieg zum größten Teil aus Warten und Marschieren und zum kleinsten Teil aus dem tatsächlichen Kampf bestand. Es sei immer so gewesen.. Bei manchem Feldzug seien sogar mehr Männer an der Ruhr und den Naturgewalten gestorben als im Kampf. Leichte Zweifel kamen in ihm auf, ob er sich bei dieser Sache nicht übernommen hatte, denn es war ihm bewusst, dass er selbst wenig praktische Erfahrung im Kriegshandwerk hatte. Doch Modestus schob die Gedanken zur Seite. Dies war nicht der Platz für Selbstzweifel. Jetzt hatten andere Dinge Priorität. Während eine Turma zurückblieb, um den aurelischen Kommandanten des Numerus Singularium zu begleiten, folgte die restliche Leibwache Modestus, als er die ihm zugedachte Position in der Marschkolonne einnahm.

    Asche auf mein Haupt. Ich habe vergessen mich hier abzumelden.
    Ich befinde mich gerade mitten in meinen Klausuren und bin daher nur bedingt aktiv. Ich werde zwar jetzt schauen, dass es weitergeht, aber viel mehr reicht es mir nicht.

    Es vergingen noch einige Momente, bevor Modestus nach dem Ritual seinem Pferd nach vorn lenkte. Er wollte sicher gehen, dass jedwede Unruhe, die das Ritual erzeugt haben mochte, wieder verfolgen war, wenn er mit seiner Rede begann. Aus den Reihen seiner berittenen Leibwache folgten ihm nur zwei Reiter. Der eine war der Imaginifer und trug das Abbild des Kaisers Valerianus auf einer Fahnenstange. Der andere war der Vexillarius und trug die persönliche Standarte des Annaeus Modestus. Seine Standarte entsprach dem annaeischen Wappen – ein weißer Hengst auf grünem Grund – enthielt aber auch einige andere Symbole, die seine persönliche Errungenschaften und Tugenden darstellten.
    Modestus lenkte sein Pferd vor die aufgestellten Einheiten, sodass sie ihn hören und sehen konnten. Zumindest die ersten Reihen. Und die würden sowieso alles Gesagte an ihre Kameraden weiterflüstern, wie immer bei solchen Ansprachen.


    "Soldaten Roms!
    für manche unter euch mag heute ein schwarzer Tag sein. Ein Tag an dem ihr gegen römische Soldaten und nicht gegen Barbaren ins Feld ziehen müsst, um das Reich zu schützen."


    begann Modestus und sprach damit zu Beginn gleich die Befürchtungen an, die sicherlich viele Soldaten hegten. Er hätte sie weglassen können, aber es machte keinen Sinn eine Tatsache zu verschweigen, die allen bekannt war.


    “Doch auch wenn ich diese Besorgnis mit euch teile, so dürfen wir uns davon nicht von unserer Pflicht ablenken lassen. Denn dies ist auch der Tag an dem wir uns gegen die Tyrannei eines Usurpators auflehnen. Und zwar nicht nur für uns oder irgendwelche Patrizier in Rom, sondern für jeden Mann und jede Frau in diesem Reich, die es verdient haben einen aufrechten und gerechten Princeps zu haben, der bei seinen Entscheidungen auch an sie denkt! Ein Tag dem wir beginnen den feigen Mord an unserem geliebten Princeps zu rächen und seine Mörder ihrer gerechten Strafe zuführen werden! Und die Götter wissen um die Gerechtigkeit unserer Sache!“


    “ Wir werden dafür sorgen, dass der Usurpator Potitius Vescularius Salinator sich nicht lange an den Früchten seiner niederträchtigen Tat bereichen kann. Das Reich braucht einen Princeps, der sich um auch um die Belange der einfachen, ehrlichen Männer kümmert, anstatt sich in seinem Palast mit seinen Huren zu vergnügen! Es ist Zeit, dass der Usurpator Potitius Vescularius Salinator dahin kommt wo er hingehört! Auf den Tarpejischen Felsen mit einem Tritt in den Arsch!“


    beendete Modestus seine Rede mit einem Satz, der deutlich reißerischer war als für ihn üblich, und einer energisch in die Luft erhobenen Faust. Er ging aber davon aus, dass alle der anwesenden wussten, was der Tarpejische Felsen war. Und vorallem, dass man in Rom Verräter hinrichtete, in dem man sie von dem Felsen stürzte. Da gut die Hälfte der Truppen auch Peregrini waren, konnte er sich da nicht zu sicher sein, aber das spielte auch keine Rolle.

    "Ausgezeichnet. Gibt es noch etwas anderes?"


    sagte Modestus, nachdem er noch einmal den Brief studiert hatte. Bisher war der Feind noch nicht in Raetia angekommen und die Truppen, die Raetia entbehren konnte, würden bereitstehen um mit den Legionen aus Germania Inferior nach Süden zu marschieren. Das waren alles gute Nachrichten. Mit etwas Gunst Fortunas würden sie ohne Schlacht nach Italia vordringen können. Auch wenn dies mit Rom eine andere Sache war.