Beiträge von Kaeso Annaeus Modestus

    Als er einige Kirschbäume passierte, blieb Modestus einen Moment stehen. Er hatte lange keine Kirschen mehr gegessen. Vielleicht würde er später jemand losschicken um einige auf dem Markt zu kaufen. Zwar war er Aufgrund der Kirschkerne nie ein großer Kirschenesser gewesen. Aber ein auf einem Gebäckstück? Oder in einer anderen Nachspeiße? Ja, das war genau das richtige für diesen Abend. Der Weinkeller musste auch dringend wieder aufgestockt werden. Es waren fast nur noch Rotweine da. Seine geschätzten Weißweine hatte er alle nach Germanien mitgenommen. Vielleicht war es an der Zeit sich ein eigenes Landgut zu kaufen. Nach seiner seiner zweiten Statthalterschaft hatte er nun sicherlich das Geld dafür. Ein Caecuber aus dem eigenen Landgut. Was konnte es besseres geben?


    So in Gedanken vertieft ging Modestus weiter. Jeder seiner Schritte von dem Klicken seines Stocks begleitet. Während er über die Vorzüge eines eigenen Landguts schwelgte, wurde er unachtsam. Er vergaß die Einschränkungen, die seine Verwundungen ihm auferlegt hatten. Fröhlich schwang er den Gehstock und trat tatkräftig mit dem linken Bein auf. Die Strafe folgte auf dem Fusse. Im wahrsten Sinne. Sein Oberschenkel verkrampfte sich schmerzhaft. Er verzog sein Gesicht schmerzverzerrt und stöhnte laut. Sein Stock entglitt ihm und er verlor die Balance. Der Leibsklave von Modestus schafte es gerade noch ihm zur Seite zu springen und einen Sturz zu verhindern. Der Schmerz im Bein von Modestus wurden fast unerträglich. Modestus' Gesicht verlor jedwede Farbe und er begann heftig zu schwitzen.


    Es war nicht das erste Mal das so etwas passiert war. Sein Leibsklave Connacht wusste was zu tun war. Aus diesem Grund verließ Modestus auch nicht mehr das Haus ohne ihn. Er hatte den Cimmerer von den Priestern des Asklepieion in Pergamon gekauft. Er war einer der Sklaven des Tempel gewesen, die zu Modestus' Genesung beigetragen hatten. Nach der Operation hatten ihm Connachts Massagen Linderung gebracht, wenn sein Bein wieder schmerzte. Als er erfahren hatte, dass er für immer auf einen Stock angewiesen sein würde, hatte er beschlossen Connacht mitzunehmen. Er wusste wie Modestus' Leiden zu lindern waren. Dem Cimmerier schien das entgegengekommen zu sein. Es war ja bekannt, dass die wilden Reitervölker aus dem Osten sehr reiselustig waren. Diesen Wunsch konnten die Priester einem Praetorier des Imperiums natürlich nicht abschlagen.


    Modestus wusste, dass es er seinem Leibsklaven vertrauen konnte und überließ ihm die Führung. Mit verbissener Miene versuchte er die Haltung zu wahren, wie man es von einem Mann der römischen Oberschicht erwartete. Der kräftige Cimmerer schlang seine sonnengebräunten Arme um seinen Herrn und sah sich eilig nach einer Sitzgelegenheit um.

    Modestus folgte dem Haussklaven seines Patrons durch das Haus. Den Weg kannte er gut. Er war ihn oft gegangen, wenn auch vor vielen Jahren. Diesmal wurde jeder seiner Schritte von dem Klicken begleitet. Die Ende seines Stocks auf dem steinernen Boden des Hauses. Ein verzierter Spazierstock, dem Stab des Äskulap nachempfunden. Eine richtige Krücke war Apollo sei Dank nicht mehr notwendig. Damit hätte sich Modestus auch nur ungern in der Öffentlichkeit gezeigt.


    Auf den Stock gestützt und leicht hinkend betrat er das Tablinum und sah auch schon seinen Patron ihm entgegenkommen. Was er wohl sagen würde? Viel war in den vergangenen Jahren passiert. Modestus war mit seinen Legionen auf Rom marschiert um einen Kaiser zu stürzen. Seinen Patron hatte er dabei weder um Rat gefragt, noch informiert. Nahm ihm der Purgitier das vielleicht Übel? Aber seine ersten Worte zeugten eher von Herzlichkeit. Etwas erleichtert machte er weitere Schritte in dem Raum und erwiderte die Begrüßung.


    "Salve, Purgitius Macer. Verzeih mir den unangemeldeten Besuch. Ich bin gerade erst wieder in Rom angekommen, aber es war Sache, die nicht nicht aufschieben wollte." begann Modestus. Dabei fiel ihm auf, dass Purgitius Macer nichts von einem Aufenthalt im Ausland wissen konnte. Deshalb fügte er noch etwas hinzu. "Nachdem mich die Nachricht vom Tod des Imperators in Cyprus erreicht hat, bin ich bin sofort aufgebrochen."

    Eigentlich hatte Modestus durch die Straßen von Rom spazieren wollen. Es Jahre lang nicht mehr hier gewesen. Erst seine Zeit als Legatus Augusti in Germania. Dann der Bürgerkrieg und seine Verwundung. Die Reise nach Asia. Er brannte regelrecht darauf durch die Straßen zu ziehen und die Atmosphäre aufzusaugen. Nicht weil er sich sonderlich für die einfachen Leute interessierte. Zwar war es wichtig für einen Politiker die Stimmung der Bürger Roms im Auge zu behalten. Nein, er hatte vielmehr das Bedürfnis die Heimat zu sehen.


    Auch wenn er eigentlich aus Mantua stammte, verkörperte doch Rom das Reich wie keine andere Stadt. Seine Bürger ungehobelt und borniert, wie sie manchmal sein konnten, waren doch was das Imperium ausmachte. Und wenn man es genau nahm hatte er seine Wunden im Kampf für diese Stadt und ihre Bürger erhalten. Natürlich war er nicht nur aus Selbstlosigkeit gegen den Vescularier seine angebliche Tyrannei ins Feld gezogen. Ganz im Gegenteil sogar. Aber das spielte keine Rolle mehr.


    Allerdings waren ihm auf den Straßen Roms noch zu viele Menschen unterwegs. Er hatte sich noch nicht wieder daran gewöhnt längere Strecken zu Fuß zurückzulegen. Insbesondere nicht in dem Gedränge, dass an manchen Ecken herrschte. Nicht, dass er jemals wieder ohne Stock unterwegs sein würde. Es würden aber noch einige Tage und Wochen vergehen, bis er wieder besser zu Fuß sein würde.


    Deshalb hatte sich Modestus auch entschlossen die Horti Lolliani zu besuchen. Hier würde es etwas ruhiger zugehen. Auf die meisten der üblichen Standesabzeichen hatte er verzichtet. Sein verzierter Gehstock und seine Kleidung ließen zwar seinen Wohlstand erkennen. Aber man konnte ihn genauso gut für einen Eques halten. Begleitet von seinem Leibsklaven flanierte er so durch die Gärten. Stets bemüht sein Hinken zu unterdrücken.

    Nachdem er sich von den Strapazen der Reise erholt hatte, führte einer seiner ersten Wege zur Casa Purgitia. Die morgentliche Begrüßung der Klienten lies er dabei absichtlich verstreichen. Damit hätte sich seine Rückkehr in der ganzen Stadt verbreitet, was Modestus aber erst einmal vermeiden wollte. Er hatte daher einen Tag gewählt, für den keine Senatssitzungen anberaumt worden waren, und eine Zeit, zu der ein normaler Hausherr sich in seinem Haus aufhielt.


    Wie immer halb ihm sein Leibsklave aus der Sänfte und reichte ihm den Stock, den Modestus nun stets mit sich führte. Solange er sich auf den einem Äskulapstab nachempfundenen Stock stützen konnte, fiel sein Hinken weniger auf. Sein Leibsklave trat derweil zur Tür klopfte an, um seinen Herrn anzumelden: "Salve. Mein Herr, der Senator Kaeso Annaeus Modestus, ist hier, um seinem Patron zu besuchen."

    Modestus hatte auf einen ruhigen Tag gewartet, bis er sich von der gemieteten Sänfte zum Haus von Titus Duccius Vala hatte bringen lassen. Noch wollte er nicht, dass seine Anwesenheit in Rom allgemein bekannt wurde. In den Monaten, die er krank in Mantua oder im Ausland verbracht hatte, war viel passiert. Es war angebracht sich langsam wieder an die Begebenheiten in Rom heranzutasten. Und wer würde sich besser damit auskennen als der Mann, der vor kurzem erst die Wahl des neuen Imperators organisiert hatte? Noch dazu hatte er Vala zu seinen Vertrauten gezählt, auch wenn der Mann ihn in den Schatten gestellt hatte, was den Cursus Honorum anging.


    Zunächst half sein Leibsklave ihm wie üblich aus der Sänfte und reichte Modestus seinen Stock. Dieser war dem Stab des Äskulap nachempfunden. In den Schaft war eine stilisierte Schlange geschnitzt, die sich von einem zum anderen Ende um den Stab wand. Die Augen der Natter stellten zwei kleine Edesteine dar, während Kopf und Fuß mit silbernen Beschlägen verziert waren. Nachdem er sich um seinen Herrn gekümmert hatte, trat der Leibsklave an die Tür, um ihn anzumelden: "Salve. Mein Herr der, Senator Kaeso Annaeus Modestus, ist hier, um mit dem duccischen Herrn des Hauses zu sprechen."

    Das Balneum war wirklich eine eine sinnvolle Investition gewesen. Früher hatte er daran gezweifelt. Als Senator im Wahlkampf - und das war man als ambitionierter Senator eigentlich immer - hatte er es kaum genutzt und immer die öffentlichen Thermen mit den anderen Senatoren vorgezogen. So lies sich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Aber nachdem sich sein linkes Bein an diesem Morgen wieder einmal schmerzhaft verkrampft hatte, war das heiße Wasser ein wahrer Segen. Das und die Massagen seines neuen Leibsklaven waren die einzigen Dinge, die wirklich halfen.


    An das Beckenrand gelehnt lies er die letzten Monate vor seinen Augen Revue passieren. Der Feldzug, die Schlacht. Daran getroffen worden zu sein erinnerte er sich nicht mehr. Man hatte ihm später berichtet, dass er von zwei Bolzen einer Manuballista getroffen und vom Pferd gestürzt war. Den Bolzen in seinem linken Oberschenkel hatte man übersehen, als man ihn wieder aufs Pferd gesetzt und ins Lager gebracht hatte. All das war nur schwarze Leere für ihn. Die erste Erinnerung nach der Schlacht war das Stadthaus seines Freundes in Mantua.


    Nach einer langen Zeit im Fieberwahn war er erwacht. Ausgemergelt und schwach wie ein kleines Kätzchen. Die Wunde in seiner Brust war gut verheilt, aber sein Bein hatte sich entzündet. Offenbar waren die Medici kurz davor gewesen es zu amputieren. Er war froh, dass er sein Bein noch hatte. Auch wenn es ihn viel Leid verursacht hatte. Während der Schmerz in seiner Brust mit den Tagen und Wochen vererbte, blieb der grelle Schmerz in seinem Bein. Als wollte er ihn für immer an die Schlacht erinnern. Was er über den Ausgang der Schlacht und des Kriegs hörte, konnte ihn nicht aufheitern.


    Ja, Flaminius Cilo hatte die Schlacht gewonnen. Der Ursupator wart tot und der von ihm unterstützte Palma der neue Imperator. Doch wo andere Männer mit Auszeichnungen überhäuft und in neue Ämter gehievt wurden, war er in Vergessenheit geraten. Dem Duccier, den er für eine Zeit lang protegiert hatte, erlaubte dies sogar regelrecht durch den Cursus Honorum zu marschieren. Der Held der Stunde war eben nicht der General, der vom Pferd geschossen wurde, sondern der Mann der die Linien danach zusammenhielt. Er hatte sich doch schon ausgemalt, was in Rom auf ihn warten würde. Vielleicht eine Ovatio. Auf jeden Fall aber Auszeichnungen und Einfluss. Ein wichtiger Posten. Eine Position unter den Vertrauten des neuen Kaisers. Stattdessen blieb ihm nur Mantua. Die Stadt, die ihm schon vor Jahren zu klein geworden war.


    Die Verbitterung und der ständige Schmerz führten nur zu einer Sache: Wein. Als könnte jeder Schluck seine Frustrationen wegspülen, wie die Flut die Spuren im Sand. Es war sein getreuer Alvitus, der ihn nach Wochen und Monaten seinem Selbstmitleid riss. Auf seinem alten Schiff, der Castores, segelten sie in den Osten. Sie suchten die besten Ärzte Griechenlands auf. Wie ein religiöser Fanatiker besuchter jeden Tempel des Apollo, von dem man behauptete, dass die Kranken auf wundersame Weise heilen könnte. Doch erst in Pergamon fand er einen Heilkundigen, der seinen Schmerz lindern konnte. Die Operation befreite ihn von den andauernden Schmerzen, doch gelegentliche schmerzhafte Krämpfe in seinem Bein blieben. Diese konnten wenigstens durch die Massagen von einem der Sklaven gelindert werden. Alvitus erlebte dies aber nicht mehr.


    Nachdem er sich einigermaßen erholt hatte, begab sich Modestus auf die Rückreise gen Rom. Er hatte genügend Geld und nun frei von jedweder Verantwortung auch die Zeit um sich die großen Sehenswürdigkeiten des Ostens anzusehen. Doch der Tod des neuen Imperators machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Er war auf kürzestem Wege nach Rom aufgebrochen und nun war er wieder hier.


    Modestus öffnete langsam die Augen und rief nach seinem Leibsklaven. Es war an der Zeit.

    Viele Monate und Jahre wurde das Stadthaus der Annaeer nur von einigen alten Sklaven bewohnt. Es war ihre Pflicht dafür zu sorgen, dass das Haus nicht verwahrloste und notwendige Reparaturen durchgeführt wurden. Dies Aufgaben hatten sie pflichtbewusst erfüllt und das Domus Annaea macht niemals einen verlassenen Eindruck. Trotzdem war in der Straße bekannt, dass kein Annaeer mehr das Haus bewohnte. Klienten besuchten morgens nicht das Haus, feine Herrschaften gingen nicht ein und aus und keine Sänften wurden vor das Haus getragen. Doch dies änderte sich in dieser Nacht.


    Mitten in der Nacht erreichte eine Sänfte das Haus. An der Sänfte selbst war nichts ungewöhnliches. In Rom gab es viele ihrer Art, die man gegen einen angemessenen Betrag für einige Stunden verpflichten konnte. Die beiden Fackelträger, die der Sänfte vorausgegangen waren, klopften schon einmal an das Tor. Währenddessen half ein Leibsklave, der die Sänfte begleitet hatte, seinem Herrn aus der Sänfte und reichte ihm seinen Gehstock. Die Kapuze des Reisemantels tief ins Gesicht gezogen ging der Mann mit dem Gehstock an den Sklaven vorbei und betrat das Haus. Nachdem der Ianitor im Fackelschein den Siegelring an der Hand des Mannes erkannte, ging er auch sofort aus dem Weg.


    Der Leibsklave versammelte derweil die angeheuerten Sklaven vor sich. Zunächst erhielten sie eine Drohung. Man wusste, wem sie gehörten und würde Sie jederzeit finden können. Danach folgte für jeden der Männer ein stattliches Handgeld und die Anweisung zu vergessen, wer sein Herr war und wohin sie ihn gebracht hatten. Kurz darauf war die Straße vor dem Domus Annaea wieder so ruhig wie zuvor.

    Meine Abwesenheit wird sich aus gesundheitlichen und mittlerweile vor allem auch zeitlichen Gründen auf unbestimmte Zeit fortsetzen.


    Entsprechend ist es längst überfällig, dass diese und meine anderen IDs auf In Exilium gestellt werden, sofern das noch möglich ist.


    Letztes Jahr war mir noch nicht ganz klar, wie lange ich weg sein werde, weswegen ich auch keinen großen Abschied genommen und nur die nötigsten Leute darüber informiert habe. Dass will ich nun nachholen. Ich möchte meinen Mitspielern danken, insbesondere bei denen mit welchen ich gerne gespielt habe. Vielleicht sieht man sich irgendwann wieder. Die andere Sorte von Mitspielern werde ich nicht vermissen. :P


    Ansonsten will ich mich aber nicht weiter in irgendwelche pathetischen Verabschiedungen versteigen. Ich wünsche noch einen schönen Tag und viel Spaß im IR.


    Kaeso Annaeus Modestus

    Modestus hatte gerade den Raum betreten und seinen Platz eingenommen, als der Miles mit der Meldung kam. Mit grimmiger Miene vernahm er, dass Patavium geplündert worden war und Ärger funkelte in seinen Augen. Immerhin war dies eine römische Stadt gewesen! Und nicht weit weg von seiner eigenen Heimat. Plünderungen kamen vor, aber doch keine römischen Städte in Italia. Allerdings lies sich das auf jeden Fall ausnutzen, um den Ruf des Vesculariers zu Beschädigen und die eigene Sache zu legitimieren. Aber das kam später. der Feind war kaum ein, zwei Tagesmärsche entfernt. Die Frage war nun wie ging es weiter und die Antwort war eigentlich klar.


    "Nun meine Herren, es ist klar wie wir auf eine solche Barbarei des Tyrannen reagieren müssen. Wir können es nicht hinnehmen, dass unter unserer Wacht ein solches Verbrechen geschieht. Und vor allem, dass es noch einmal passiert!"


    sagte Modestus und sah zu Flaminius Cilo, um sich seiner zu versichern. Das Vorgehen schien ihm auch aus praktischen Gründen logisch zu sein. Wo der Feind so nah war, konnte man ihn auf dem Weg nach Süden kaum mehr umgehen. Außerdem brauchten die die Unterstützung der Städte, was nicht möglich war wenn der Laberier sie alle plünderte. Und natürlich brauchten sie auch einen schnelle Entscheidung, denn selbst mit der Unterstützung der Städte hatte der Vescularier wohl einen wesentlich längeren Atem in dieser Sache.


    "Miles, was kannst du noch über die Truppen bei Patavium sagen? Hast du irgendwelche Hilfstruppen gesehen?


    sagte Modestus und im Geiste ging er schon die nächsten Schritte durch. Eigentlich hatte er zunächst die Truppenstärke noch einmal verlesen lassen wollen, aber das war vorerst nebensächlich. Im großen und ganzen kannten sie wohl die meisten Männer im Raum. Nachdem die Truppenstärke des Feindes in etwa bekannt war, war die Frage, ob es einen geeigneten Ort für eine Schlacht gab. Und geeignet hieß zum Vorteil der Rebellen. Modestus sah durch die Reihen der Offiziere und erkannte den iulischen Primus Pilus der Legio I. Seine Einheit war sowieso hier in der Gegend stationiert und hatte auch die meiste Zeit gehabt, um das Gebiet zu erkunden.

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    ...
    "Damit kämen wir wohl zum nächsten Thema..." , wechselte Vala schnell das Thema, um eine erneute Diskussion über Unwägbarkeiten und viele Vielleichts und Könntes zu vermeiden, die ihm schon auf den letzten Besprechungen den letzten Nerv geraubt hatten. Also blieb er beim ohne größere Probleme Vorhersehbarem: "Wir sind knapp drei Marschtage nördlich von Mediolanum.. in einem Tag dürften wir die Straße gen Osten nach Verona erreichen.. das kostet uns zwar den direkten Marsch auf Rom und die Möglichkeit Mediolanum zu etwas Unterstützung zu überreden... aber der taktische Vorteil eines vereinten Heeres von über zwanzigtausend Mann dürfte maßgeblich sein. Unsere Kundschafter berichten, dass sich die Truppe unter Laberius Maturus.. so heißt deren Feldherr übrigens... vor einigen Tagen Aquileia genähert hat. Wenn wir uns jetzt beeilen, dürften wir in fünf bis sechs Tagen in Verona sein... und der Gegner bestenfalls unbestimmt lange danach... voraussichtlich in etwa zeitgleich... im schlechtesten vor uns. Ich wollte Meldereiter aussenden, die den Flaminier bitten sich nicht auf einen Kampf einzulassen, solange wir nicht da sind... sondern sich in unsere Richtung zurück zu ziehen, so der Feind sich vor unserem Eintreffen nähert. Wahrscheinlich wird der Mann sich durch derart offensichtliches tierisch gegängelt fühlen... aber besser sowas einmal zu viel als einmal zu wenig erwähnt."
    ...


    "Es ist klar, dass wir uns so schnell wie möglich mit den Truppenteilen in Verona vereinigen müssen. Gerade jetzt wo der Feind sich nähert."


    stellte Modestus auf die die Frage des Ducciers hin fest. Was ja von Anfang an auch das Ziel gewesen war. Die Hälfte der Truppen würde vermutlich nicht ausreichen, um die Stadttruppen allein überwältigen. Als der Duccier dann auf den Flaminier zu sprechen kam, musste Modestus einen Moment überlegen. Einerseits war Flaminius Cilo kein Narr, der sich kopflos auf ein Gefecht einlassen würde, dass er nur verlieren konnte. Der Mann war als Militär durchaus kompetent und hatte wohl mehr Ahnung als er selbst. Aber es konnte nicht schaden sicher zu gehen. Im Idealfall natürlich so, dass der Flaminier sich eben nicht gegängelt fühlte. Ihm würde da später sicherlich die passende Formulierung einfallen.


    "Tu das, Tribunus Duccius. Ich werde persönlich ein Schreiben aufsetzen. Gut, ich denke das wäre dann vorerst alles, meine Herren."

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    Original von Paullus Atius Scarpus
    Einiges, Legat. Wir wurden durch die Gewalten der Natur von der Hauptstreitmacht getrennt. Der Weg führte und über ein enges Tal und einen wirklich unangenehmen Pass. Dabei gingen 21 Männer und 30 Pferde verloren. Meine Erscheinung ist dadurch begründet dass mein Packpferd ebenfalls verunglückte und mit ihm die Ausrüstung. Diese war hinderlich bei Tätigkeiten die das Weiterkommen garantierten. brachte der Atier kurz angebunden den Bericht.
    Natürlich war es ohne Diskussion ein ungeheures Missgeschick die Ausrüstung zu verlieren doch gegen die Natur war eben kein Kraut gewachsen.


    Gesamtstärke der Einheit: 380 Mann, Verpflegung für eine weitere Woche vorhanden.


    "Decurio Atius, du wirst sicherlich verstehen, wenn ich besseres zu tun habe, als jeden Statusbericht persönlich abzunehmen und mir die Sorgen eines jeden einzelnen Kommandeurs in diesem Heer anzuhören. Wenn es also nur um den Bericht oder die Anforderung von neuer Ausrüstung geht, dann wende dich an meinen Stab. Die Stabsoffiziere sind dafür da mir solche Aufgaben abzunehmen, damit ich mich um die wesentlicheren Dinge kümmern kann. Davon abgesehen, ist es nicht akzeptabel, dass ein Kommandeur, und von einer wichtigen Einheit wie einer Ala noch dazu, in einem solchen Aufzug vor seinen Feldherren tritt. Wir sind auf einem Feldzug und es wird von von niemandem erwartet, dass er sich sonderlich herausputzt, aber das tragen einer Uniform im Dienst ist Voraussetzung für jeden im Exercitus. Und wenn man sie sich ausleihen muss."


    sagte Modestus mit ernster Miene. Sein Tonfall war aber eher väterlich und nicht ärgerlich. Es war ihm aber wichtig, dass gewisse Standards gewahrt wurden. Selbst wenn die Ausrüstung abgestürzt war, so war es in einem Heer mit tausenden Soldaten und hunderten Offizieren und einem ebenso gewaltigen Tross wohl kein Problem die passende Kleidung für einen Offizier aufzutreiben. Zumal es ja sowieso keine wirklich einheitlichen Uniform gab. Modestus konnte verstehen, dass der Atier direkt zu ihm kommen wollte mit seinen Berichten, war er doch Klient von Modestus. Aber wenn er jeden einzelnen Bericht selbst abnahm, dann machte er den ganzen Tag lang nichts anderes.


    Als er zu Ende war hellte sich seine Miene wieder auf. Es war gesagt, was gesagt werden musste und nun konnte man sich dem anderen zuwenden. Vielleicht hatte der Atier auch abseits des offiziellen Protokolls noch das eine oder andere Anliegen.


    "Aber gibt es noch etwas anderes, dass du mit einem Patron besprechen möchtest?"

    "Salve, Decurio Atius. Und was gibt es zu berichten, dass du dies in der Kleidung eines Civis tust?"


    fragte Modestus, der im Gegensatz zu dem Atier die Kleidung eines Feldherren trug, von seinem curulischen Stuhl aus. Auch bei dem Atier machte er keine Anstalten ihm eine Sitzgelegenheit anzubieten. Zum einen war dies nun kein bequemes Officium mehr, sondern ein militärisches Lager, wo Disziplin vorherrschen musste. Zum anderen würde das wohl nur zu langen Gesprächen führen und Modestus hatte dies auf keinen Fall im Sinn. Er bemerkte auch die unmilitärische Kleidung des Atiers und er erwartete einen Grund dafür zu hören. Irgendwelche dringlichen Erkenntnisse von einer Spähmission, die unverzüglich gemeldet werden mussten. Viele anderen Erklärung, die diese Kleidung entschuldigten, konnte sich Modestus sonst nicht vorstellen, denn es war ansonsten nicht zu akzeptieren, dass ein Offizier und sogar Kommandeur ihm so vor die Augen trat. Da war es egal, ob der Atier sein Klient war oder nicht.

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    Original von Titus Duccius Vala
    ...
    Drei Stunden später waren der Sempronier und seine Männer um einige Aureii ärmer.. und im Prätorium selbst hatte man durch mehrere Wachzirkel eine Art Hochsicherheitstrakt gebildet, in dem von kundiger Sklavenhand das Edelmetall gezählt wurde, dass die Reiter in Lugdunum erbeutet hatten. Der annaeische Feldherr war ebenso anwesend wie der sempronische Praefect, einige andere... und natürlich Vala.


    "Summa Summarum...", begann der oberste Rechnungsprüfer, "...wurden Aureium, Argentum, Aes und Aurichalcum im Wert von dreitausendfünfhundert Aurei erbeutet. Das meiste davon ist noch ungeprägtes Metall, aber das ließe sich in Verona schnell ändern."


    "Dreitausendfünfhundert Aurei?" , ließ Vala sich die Menge auf der Zunge zergehen, und versuchte zu überschlagen wieviel das war. In seiner Zeit als quasi-Praefectus Castrorum hatte er sich ständig mit solchen Zahlen herumschlagen müssen.. aber durch die unüberschaubare Größe ihres Heeres wurde die ganze Sache deutlich komplizierter, "Das reicht kaum zwei Monate für das gesamte Heer.. genau genommen haben wir dieses Geld also schon vor drei Wochen aufgebraucht. Wenn Flaminius Cilo sich selbst eine Einnahmequelle aufgetan hat, stehen wir etwas besser da... aber so... nein, das sieht nicht gut aus."
    Fragend blickte er den Annaeer an, auch wenn der kein Gold scheissen konnte... er war der Feldherr.


    Modestus war dem Duccier einen strengen Blick zu. Im Grunde hatte er zwar recht, aber dies war nichts was so offen ausgesprochen werden musste. Moral war eine wichtige Sache. Aber Modestus sah ihm diesen kleinen Patzer nach, weshalb nichts direkt dazu sagte. Aber zu der Sache meldete er sich mit stoischer Ruhe zu Wort.


    "3500 Aurei sind eine enorme Summe. Diese Summe wird es uns erlauben in Verona einen Großteil des ausstehenden Soldes in hartem Gold auszuzahlen. Das wird die Männer erst einmal beruhigen und ihnen zeigen, dass wir die Wahrheit gesagt haben und sie unserem Wort vertrauen können, bis wir weitere Mittel beschaffen können. Bis dahin muss diese Summe müssen wir mit dem auskommen, was wir haben. Cornelius Palma wird nach seiner Thronbesteigung keinen Mann vergessen, der ihm auf den Thron geholfen hat. Wir erwarten schon die nächste Geldlieferung aus Germania oder Aegyptus. Es dauert nicht mehr lange."


    sagte Modestus und wiederholte zum Schluss die Parolen, die in abgewandelter Form schon seit eh und je im Einsatz waren, um Soldaten bei der Stange zu halten. Nicht weil er glaubte, damit die versammelten Offiziere damit blenden zu können, sondern um ihnen klar zu machen, was er von ihnen im Zweifelsfall erwartete. Wenn nirgendwo anders an Geld zu kommen war, dann blieb nichts anderes übrig. Einpacken und Umkehren, war keine Option.


    "Was weiteres Geld angeht, sehe ich derzeit zwei Optionen. Zum einen werden wir sehen müssen, was wir von den etruskischen Städten und etwaigen anderen Unterstützern von Cornelius Palma einsammeln können. Zum anderen kommt auch die Enteignung von Gütern von aktiven und hochrangigen Unterstützern des Vesculariers in Frage."


    stellte Modestus in den Raum. Er erwartete fast schon, dass der Aurelier sich zu Wort melden würde, aber das kümmerte ihn nicht. Wenn es mit Raub und Wortbruch gelang diesen Krieg zu gewinnen, dann würde er nicht davor zurückschrecken. In diesem Spiel gab es keinen ehrenvollen zweiten Platz. Egal wie ehrenvoll der Verlierer in diesem Spiel auch sein mochte, er war auf jeden Fall tot. Modestus erwog derweil eine Trupp seiner Leibwache nach Mantua zu schicken. Dort verfügte seine Familie auch über einige Reserven. Modestus war sich im klaren darüber, dass es nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein würde. Aber ein verdurstender Mann in der Wüste musste jedes Wasser annehmen, das er bekam.


    "So oder so müssen wir die Entscheidung schnell herbeiführen. Rom ist nicht weit und die Straßen sind gut. Und sobald wir Rom in der Hand haben, sind unsere Geldsorgen passe."

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    Original von Sextus Aurelius Lupus
    ...“Gibt es noch weitere Befehle?“...


    "Ich erwarte, dass du dich trotz deines neuen Postens, um die Angelegenheit mit den etruskischen Städten kümmerst. Sollte der Legatus Legionis damit ein Problem haben, soll er das mit mir klären. Das wäre vorerst alles, Tribunus. Vale."


    sagte Modestus und entließ den Aurelier mit einer kurzen Geste. Nachdem der Mann gegangen war, erhob sich Modestus und wollte sich schon von seinen beiden Sklaven die Rüstung abnehmen lassen, doch einer seiner Adjutanten trat ein und informierte ihn darüber, dass Atius Scarpus ihn sprechen wollte. Modestus nickte nur und lies sich wieder auf den curulischen Stuhl sinken, während der Adjutant herausging, um den Atier hereinzulassen.

    "Ave, Tribunus Aurelius. Steh bequem."


    grüßte Modestus den Aurelier, bot ihm aber keinen Sitz an, da dieses Gespräch nicht sonderlich lange dauern würde. Der Aurelier würde von seiner Versetzung erfahren und dann war es auch am besten, wenn er sich auf den Weg machte. Die Idee, den Mann zur Legio II schicken, gefiel Modestus außerordentlich. Zum einen war er den heuchlerischen Patrizier los, zum anderen war er aber nicht außer der Reichweite. Der Hass zwischen dem Claudier und dem Aurelier war worauf er zählte. Wie zwei Wölfe würden sie sich anknurren und im Auge behalten. Und sich damit im Idealfall gegenseitig in Zaum halten. Ob dies jedoch zu einer effektiven Leitung der Legio II führen würde, war eine andere Frage. Aber man konnte nicht alles haben. Modestus richtete sich nun etwas in seinem Stuhl auf und musterte den Aurelier noch einmal, bevor er er fortfuhr.


    "Du bist mit sofortiger Wirkung von deinem Posten als Kommandeur des Numerus Singularium freigestellt. Die Kommandeure der Pedites Singuleres und Equites Singulares sind bereits davon unterrichtet worden. Du wirst deinen Dienst von nun als Tribunus Laticlavus der Legio II Germanica verrichten und damit dem Legatus Legionis Herius Claudius Menecrates unterstellt sein. Sollte es irgendwelche Probleme geben, erwarte ich, dass du mich persönlich davon unterrichtest."


    sagte Modestus emotionslos und auf einen Wink von ihm hin, trat ein Sklave zu dem Aurelier hervor und reichte ihm das gesiegelte Papyrus, auf dem die Ernennung festgehalten war. Der Sklave trat darauf wieder zurück in einen seitlichen Bereich des großen Zeltes. Modesus lies mit seinen Worten absichtlich offen, was für Probleme er meinte. Das konnte der Aurelier für sich selbst entscheiden. Klug genug dafür schätzte Modestus ihn ein.


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    SEXTUS AURELIUS LUPUS


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM VII KAL OCT DCCCLXII A.U.C.
    (25.9.2012/109 n.Chr.)
    .


    ZUM
    TRIBUNUS LATICLAVIUS - LEGIO II GERMANICA


    Kaeso Annaeus Modestus

    Es war nun italischer Boden auf dem sein curulischer Stuhl aufgebaut worden war. Er fühlte sich kaum anders an, als der der Alpen, trotzdem war es die Heimat. Müde saß Modestus und lies sich einen Bericht vorlesen. Lediglich eine Zusammenfassung, die für ihn von einem seiner Helfer aus all den anderen Berichten erstellt worden war. Modestus war froh, dass er einen Großteil der Aufgaben nun an fähige Männer hatte abgeben können. Er fühlte sich ausgelaugt und alt. Nicht wegen der Strapazen des Marsches, von denen er wohl am wenigsten hatte ertragen müssen. Verantwortung war eine ganz eigene Bürde.


    Nach den Berichten folgten einige Entscheidungen, die gefällt werden mussten. Modestus verwies drei davon an andere Männer und fällte zwei andere selbst. Er diktierte eine Order und schickte einen seiner Adjutanten aus, um Sextus Aurelius Lupus zu holen. Während er auf den Aurelier wartete, setzte er seinen Namen und sein Siegel unter das Dokument, das einer seiner Schreiber für ihn aufgesetzt hatte. Modestus wollte sich gerade in seinem Stuhl zurücklehnen, als ihm bewusst wurde, dass sein Stuhl keine Rückenlehne hatte. Aber es war wohl besser, wenn man als Feldherr niemals zu bequem saß.