Als er einige Kirschbäume passierte, blieb Modestus einen Moment stehen. Er hatte lange keine Kirschen mehr gegessen. Vielleicht würde er später jemand losschicken um einige auf dem Markt zu kaufen. Zwar war er Aufgrund der Kirschkerne nie ein großer Kirschenesser gewesen. Aber ein auf einem Gebäckstück? Oder in einer anderen Nachspeiße? Ja, das war genau das richtige für diesen Abend. Der Weinkeller musste auch dringend wieder aufgestockt werden. Es waren fast nur noch Rotweine da. Seine geschätzten Weißweine hatte er alle nach Germanien mitgenommen. Vielleicht war es an der Zeit sich ein eigenes Landgut zu kaufen. Nach seiner seiner zweiten Statthalterschaft hatte er nun sicherlich das Geld dafür. Ein Caecuber aus dem eigenen Landgut. Was konnte es besseres geben?
So in Gedanken vertieft ging Modestus weiter. Jeder seiner Schritte von dem Klicken seines Stocks begleitet. Während er über die Vorzüge eines eigenen Landguts schwelgte, wurde er unachtsam. Er vergaß die Einschränkungen, die seine Verwundungen ihm auferlegt hatten. Fröhlich schwang er den Gehstock und trat tatkräftig mit dem linken Bein auf. Die Strafe folgte auf dem Fusse. Im wahrsten Sinne. Sein Oberschenkel verkrampfte sich schmerzhaft. Er verzog sein Gesicht schmerzverzerrt und stöhnte laut. Sein Stock entglitt ihm und er verlor die Balance. Der Leibsklave von Modestus schafte es gerade noch ihm zur Seite zu springen und einen Sturz zu verhindern. Der Schmerz im Bein von Modestus wurden fast unerträglich. Modestus' Gesicht verlor jedwede Farbe und er begann heftig zu schwitzen.
Es war nicht das erste Mal das so etwas passiert war. Sein Leibsklave Connacht wusste was zu tun war. Aus diesem Grund verließ Modestus auch nicht mehr das Haus ohne ihn. Er hatte den Cimmerer von den Priestern des Asklepieion in Pergamon gekauft. Er war einer der Sklaven des Tempel gewesen, die zu Modestus' Genesung beigetragen hatten. Nach der Operation hatten ihm Connachts Massagen Linderung gebracht, wenn sein Bein wieder schmerzte. Als er erfahren hatte, dass er für immer auf einen Stock angewiesen sein würde, hatte er beschlossen Connacht mitzunehmen. Er wusste wie Modestus' Leiden zu lindern waren. Dem Cimmerier schien das entgegengekommen zu sein. Es war ja bekannt, dass die wilden Reitervölker aus dem Osten sehr reiselustig waren. Diesen Wunsch konnten die Priester einem Praetorier des Imperiums natürlich nicht abschlagen.
Modestus wusste, dass es er seinem Leibsklaven vertrauen konnte und überließ ihm die Führung. Mit verbissener Miene versuchte er die Haltung zu wahren, wie man es von einem Mann der römischen Oberschicht erwartete. Der kräftige Cimmerer schlang seine sonnengebräunten Arme um seinen Herrn und sah sich eilig nach einer Sitzgelegenheit um.