Beiträge von Kaeso Annaeus Modestus

    "Die Vereidigung ist erst in einigen Tagen, aber dann werde ich Praetor sein." sagte Modestus und erwiderte die Umarmung seiner Frau. Als ihm die Reste des Mehls in ihre Kleidung auffielen, sah er reflexartig auf seine Schulter, doch die Toga trug er garnicht mehr. Lachend packte er Sorana und wirbelte sie lachend einmal im Kreis um sie dann wieder vor ihm abzustellen. "Da lege ich extra meine Toga Candida ab um dich nicht mit weißem Staub zu besudeln, und du treibst dich in Küche herum und wälzt dich in Mehl. Was habe ich nur für eine Frau geheiratet." sagte er gut gelaunt und brachte nicht einmal das Mindesmaß an Ernst auf, dass dieser Scherz erforderte. Erst dann bemerkte er, was er gerade getan hatte und kam einen Moment ins Zögern. Er hatte seinen Stock an der Tür zurückgelassen. Natürlich war Sorana ein gutes Stück kleiner und auch schlanker als er. Aber sie trotzdem einfach so hochzuheben? Offenbar zahlten sich die die Übungen zur körperlichen Ertüchtigung langsam aus. Er war nun kräftiger und konnte das verletzte Bein nun mehr und mehr durch das andere entlasten. Diese Veränderung zeigte sich mittlerweile an seiner ganzen Statur. Vielleicht konnte er irgendwann ganz auf den Stock verzichten. Hoffte er zumindest. "Wir sollten wie besprochen eine Cena für die Familie veranstalten. Von deinen Verwandten ist nur noch Duccius Calistus in Rom verblieben, oder irre ich mich?"

    "Niemand ist wirklich reich, der nicht nicht eine eigene Legion unterhalten kann." zitierte Modestus lose und mit gespieltem Ernst den Triumvir und gescheiterten Feldherren Marcus Licinius Crassus. Dann reichte er ihr lächelnd seine Hand, um sich mit ihr wieder ins Innere der Villa zu begeben.

    "Selbstverständlich. Dann nach der Wahl die Augen offen halten und dich zum Iudex berufen, wenn sich ein geeigneter Fall ergibt." entgegnete Modestus nach der Zustimmung des Caesars und des Augustus. Diesmal verzichtete er darauf hinzuweisen, dass er die Wahl erst gewinnen musste. Ein Mord oder ein Korruptionsfall wären sicherlich gute Möglichkeiten, um den Caesar einzubeziehen. Die üblichen, kleinen Gaunereien waren meist recht durchsichtig und eher Routinearbeit. Man würde sehen, welche Fälle in seiner Amtszeit vorgebracht würden.


    "Ich vermute du hast mitbekommen, dass ich im Senat eine auf die Statthalter ausgerichtete Rechtsprechung in den Provinzen vertreten habe. Es wäre auch kaum denkbar sämtliche Verhandlungen des ganzen Imperiums wirklich hier in Rom durchzuführen. Zudem halte ich es nur für gut und richtig den Peregrini in ihren Provinzen zu zeigen, dass Rom für Gerechtigkeit und Zivilisation steht. Allerdings sehe ich auch Reformbedarf hier in Rom. Gerade was die Strafverfolgung angeht. Die Zuständigkeiten der stadtrömischen Einheiten wird vom Gesetz nur unzureichend geregelt. Auch sollte wieder ein stärkerer Fokus auf der Eigenverantwortung der Bürger liegen." Die Praxis der Anzeige wollte Modestus in seiner kommenden Amtszeit abschaffen, wenn sich dafür eine Mehrheit im Senat finden lassen würde. Dass die stadtrömischen Einheiten den Bürgern bei der Aufklärung von Verbrechen und der Gefangennahme gesuchter Verbrecher helfen sollten, war unumstritten. Aber die Bürger aus jeder Verantwortung zu entlassen, hielt er für übertrieben.

    Sein aus Klienten, Freunden und Verbündeten bestehendes Gefolge hatte Modestus an der Porta abgestreift, wie einen schweren Mantel. Mit einigen Worten des Danks und dem Hinweis, dass in einer nicht all zu weit entfernten Taberna Wein auf Kosten des zukünftigen Praetors ausgeschenkt werden würde, entließ er sie in die Nacht. Dann betrat er nur noch mit seinen engsten Gehilfen das Atrium. Während Connacht ihm die geweißte Toga Candida abnahm, machte sich sein persönlicher Sekretär auf der Herrin des Hauses die Rückkehr ihres Gatten anzumelden. Was dieser auch sogleich durch einen lauten Ruf unnötig machte.


    "Holt die Sella Curulis aus dem Keller und beginnt sie herzurichten. Im nächsten Jahr ist dies das Haus des Praetor!"


    Nun im privaten lies er die Maske der stoischen Gelassenheit und der Gravitas fallen. Überschwänglich schüttete er einen Becher kaum verdünnten Wein in sich hinein. Eine schwere Last war von seinen Schultern genommen. Und dabei ging es nicht nur um die Toga. Die Unsicherheit der Wahl war nun vorbei. Auch wenn er sich gute Chancen ausgerechnet hatte, so konnte man nie wissen. Sieg oder Niederlage lagen stets nah beieinander. Doch nun war alles klar. Sehr klar. Der Senat hatte ihn mit großer Mehrheit zum Praetor gewählt. Die Bestätigung als prestigeträchter Praetor Urbanus dürfte nur eine Formalie sein. Erfolg auf ganzer Linie. In seiner weißen Tunika mit dem breiten Purpurstreifen, hielt er nach seiner Familie ausschau.

    "Sergius, ich will dir vermitteln welche Schwierigkeiten auf dich warten, wenn du den Cursus Honorum beschreiten willst. Viele jung Männer machen sich keine Vorstellung davon und brechen dann entnervt ab. Diese Erfahrung will ich dir ersparen. Wenn du wirklich den Cursus Honorum beschreiten willst, dann solltest du auch genau das tun und nicht erst Ritter werden. Im Zweifelsfall werden wir schon einen Weg finden."


    "Also bitte antworte mir ehrlich, was reizt dich am Cursus Honorum? Und wenn du einmal den Cursus Honorum beschreitest, wie stellst du dir deine Karriere vor? Willst du einmal eine Legion kommandieren oder Statthalter werden? Willst du stadtrömischer Curator werden?"

    "Du möchtest also höher hinaus. Das kann ich verstehen, Sergius. Allerdings ist der Cursus Honorum nicht die einzige Möglichkeit dafür. Eine ritterliche Laufbahn hat ebenso ihre Vorzüge. Es kommt ganz darauf an, was du möchtest. Auf dein eigentliches Ziel. Warum möchtest du höher hinaus? Um einen besser bezahlten Posten zu ergattern? Um Einfluss zu haben? Oder vielleicht wegen dem Ansehen?"


    "Senatoren sind angesehen und wenn du einmal Curator Aquarum werden willst, musst du zwangsläufig Senator werden. Eine senatorische Karriere erfordert allerdings Engagement und Ausdauer. Du musst erst in die niederen Ämter gewählt werden, bevor du in den Senat aufgenommen wirst. Die Ämter des Cursus Honorum sind abgesehen von dem Tribunat unbezahlt. Und selbst die Aufwandsentschädigung des Tribunats ist nicht viel höher als deine jetzigen Bezüge. Vor den lukrativen Posten steht also eine lange Durststrecke. Du darfst dabei auch nicht vergessen, dass ein Mitglied des Ordo Senatorius nur landwirtschaftliche Betriebe besitzen darf. Du müsstest gegebenenfalls deine Betriebe schließen oder veräußern."


    "Als Ritter bist du nicht eingeschränkt, was deine Betriebe angeht. Selbst als Procurator im niedrigsten Rang erhältst du ein Vielfaches von deinen jetzigen Bezügen. Auch der Einstieg gestaltet sich einfacher. Einmal vom Princeps ernannt bist du Ritter. Keine wüsten Angriffe im Senat, keine verlorenen Wahlen. Und als Eques eröffnen sich dir viele hoch dotierte Posten in der Verwaltung. Als Procurator der Kanzlei könntest du mehr Einfluss haben als viele Senatoren. Als Praefectus Aegypti könntest du sogar ein bedeutender Statthalter werden."


    "Nachdem ich dir das gesagt habe, lass mich dir auch sagen, dass ich dir gerne helfe den Cursus Honorum zu beschreiten. Allerdings möchte ich sicher sein, dass dies auch wirklich ist, was du möchtest."

    Also die Aufträge haben bei mir funktioniert. :)


    Allerdings bekomme ich eine ähnliche Meldung, wenn ich versuche Sklaven in meine Betriebe einzustellen. Allerdings werden die Sklaven eingestellt bzw. entlassen. Von daher ist es nicht so dramatisch.


    "Das sollte kein Problem sein. Wenn die Wahlen erst einmal vorbei sind und ich so die Götter wollen mein Amt angetreten habe, werden wir sicherlich einen geeigneten Termin dafür finden." meinte Modestus und notierte sich dies in Gedanken. Normalerweise sagte man, dass es nach der Wahl erst so richtig stressig wurde, aber in seinen Augen war die Praetur nicht so anstrengend wie andere Magistraturen. Etwa die Aedilen hatten eine sehr anstrengende Aufgabe und er beneidete niemanden, der diese Aufgabe noch vor sich hatte.


    "Traditionell schickt man sie zur Legion, denn für Waisen bietet sie exzellente Perspektiven. Eine sichere Arbeit mit stetem Einkommen. Und dam Ende ihrer zwanzig Jahre Dienst erwartet sie mit dank des Praemium Militare ein sicherer Ruhestand. Damit können nicht viele andere Einrichtungen mithalten. Aber ich verstehe was du meinst. Aber wer sagt, dass ich bisher noch keine, private Armee habe?" sagte Modestus lächelnd und dachte an seine peregrine Leibwache zurück. Und an die vielen anderen Klienten des germanischen Exercitus.

    "Vergiss den Senat, du hast nun andere Dinge um die du dir Sorgen machen musst. Ich höre von meinen Klienten, dass sich wieder Unheil hinter dem Limes zusammenbraut. Die Chatten. Wie schon so oft. Also gib auf dich und Germania Superior acht. Schließlich will ich eine ordentliche Provinz vorfinden, wenn ich dich nach meinem Consulat ablöse." sagte Modestus und klopfte nun seinerseits dem Duccier herzhaft lachend auf den Rücken. "Noch ein kleines Präsent für dich." sagte Modestus abschließend und überreichte dem Duccier einen Schriftrollenbehälter mit der Kopie der offiziellen Ernennungsurkunde. Ihm war aufgefallen, dass Vala während der Zeremonie keine erhalten hatte. Deshalb hatte er auf die schnelle Apollodorus gebeten ihm eine für den Duccier zukommen zu lassen. "Ich war mir nicht sicher, ob du auch ein Exemplar bekommen hast und habe einen Klienten von mir in der Kanzlei gebeten eine Abschrift anzufertigen. Gehab dich wohl. Vale." verabschiedete sich Modestus dann letztlich und trat zur Seite, damit auch seine Frau noch einige Worte an ihren Verwandten richten konnte.

    Nachdem er den Sergius für diesen Tag eingeladen hatte, rechnete er natürlich auch mit dessen Besuch. Er würde sowieso einige Klienten empfangen, weshalb er den Vormittag sowieso im Tablinum verbrachte. Je länger er dort weilte, desto besser gefielen ihm die neuen Dekorationen. So empfing er auf einem bequemen Sessel sitzend auch den Sergier. Aufgrund seiner alten Verwundung stand er zu Begrüßung des Mannes nicht auf.


    "Salve, Sergius. Setz dich doch. Du möchtest also ein Patronat mit mir besprechen. Erzähl mir doch, wo kommst du her und viel wichtiger, wo möchtest du in Zukunft hin?" sagte Modestus und bedeutete sich auf dem Hocker vor ihm Patz zu nehmen. Dann sah er erwartungsvoll zu dem Sergier. Das er Aquarius war, wusste Modestus mittlerweile. Doch wo sah sich der Mann in Zukunft?

    "Nun als Praetorius und senatorischer sowie kaiserlicher Statthalter hatte ich auch mehr als genug Gelegenheit mich mit der Rechtsprechung auseinander zu setzen. Gerade in den Provinzen ist römischer Recht von größer Bedeutung. Es ist einer der Gründe, warum die Peregrini Roms Vorherrschaft akzeptieren." Ansonsten würden sich die Gallier oder Iberer wieder gegenseitig den Kopf einschlagen, anstatt ihre Dispute zivilisiert vor einem Gericht zu regeln. So konnten sie sich auf ihre Arbeit konzentrieren und mehr Steuern an das Reich abtreten. Letztlich profitierten alle davon. Gerechtigkeit war ein teures gut, dass der Staat im Gegenzug für seine Steuern an die Bürger zu verteilen hatte. Zumindest wenn es um die Vergeltung erlittener Ungerechtigkeiten ging.


    "Es wäre mir eine Ehre, meine Erfahrung mit dir zu teilen, Caesar. Sofern dein Vater einverstanden ist, könnte ich dich bei dem einen oder anderen interessanten Fall als Iudex hinzuziehen. Die Praxis ist immer noch der beste Lehrmeister." offerierte Modestus dem Caesar und warf dann auch einen fragenden Blick um Princeps. Als Vater und Princeps hatte er natürlich das Recht für seinen Sohn zu entscheiden. Der Gedanke dem Caesar vor Gericht wie ein Tutor zur Seite zu stehen gefiel ihm. Schließlich war schon sein Großvater Tutor eines Caesaren gewesen. Dass dieser sich als gefährlicher Wahnsinniger entpuppte, war natürlich nicht die Schuld des Annaeus Seneca Maior gewesen.

    Zusammen mit einigen Sklaven kam Modestus an diesem Tag ins Tablinium. Die neuen Bilder an den Wänden waren fertig. Modestus hatte sich wieder für die Geschichte von Aeneas, den mythischen Vorfahren seines Geschlechts entschieden. Eine Besonderheit war die Szene in der Aeneas auf dem Weg nach Latium ein Kind mit einer Bauersfrau zeugte. Von diesem ersten Annaeus stammten alle anderen ab. Oder das behauptete man zumindest. Schließlich war es immer gut eine tolle Geschichte über seine eigene Abstammung zu haben. Vor den Bildern standen die Büsten der bedeutenden Annaeer der letzten Jahrhunderte. Ein Klient, der ihn hier besuchen wollte, musste also erstmal eine Spalier dieser würdigsten Annaeer passieren.


    Nach einem zufriedenen Blick auf den neu eingerichteten Raum, wandte er sich dem Ende des Raums zu. Dort stand ein prächtiger Sessel von dem aus er in Zukunft seine Klienten empfangen würde. Es galt nun einige ausgewählte Waffen an der Wand darüber zu Dekorationszwecken anzubringen. Seine Hasta Pura. Das Familien-Gladius, welches zunächst Florus und später er selbst während ihrer militärischen Posten geführt hatten. Eine schöne Waffe, die mit dem Wappen der Annaeer verziert worden war. Das germanische Kurzschwert, welches Sorana ihm geschenkt hatte. Alle drei wurden unter dem kritischen Auge an der Wand hinter dem Sessel befestig. Natürlich so, dass ein Klient sie hinter dem Sessel auch sehen können würde. Als er zufrieden war, verließ er das Tablinum in seiner weißen Toga wieder. Nach dieser kleinen Pause standen noch einige andere Termine an. Es waren schließlich bald Wahlen.

    "Nun ich schätze meine Chancen natürlich gut ein, aber ob ich recht damit habe, sieht man wie immer nach der Wahl." entgegnete Modestus der Augusta freundlich. Natürlich stand auf der Kandidatenliste neben seinem Namen nicht das A des Augustus, was ihm den Sieg garantieren würde. Aber er vermutete, dass seine Chancen nicht schlecht standen. Immerhin hatte sich niemand im Senat gegen ihn ausgesprochen und Spurius Purgitius Macer hatte seine Unterstützung erklärt. "Auf einen angenehmen Abend." erwiderte er dann den Trinkspruch.


    Nachdem er nun einige von den Vorspeisen probiert hatte, wandte sich Modestus an Aquilius Bala, den Sohn und Erben des Princeps. "Darf ich fragen, ob du bereits Erfahrung bei Gericht gesammelt hast, Caesar?" fragte er unaufdringlich, wenn auch nicht ohne Hintergedanken, nachdem die Augusta das Thema seiner Praetur bereits angesprochen hatte. Dass der Augustus bald damit beginnen würde seinen Sohn auf sein zukünftiges Amt vorzubereiten, war durchaus zu erwarten.