Beiträge von Titus Decimus Verus

    War ja klar, dass die Rollen nicht da waren, wenn sie gebraucht wurden. Verus' Mimik sackte in den Keller, ebenso sein Kinn.


    "Ehm ja...", entfloch ihm.


    Langsam richtete er sich auf. "Casa Decima Mercator, Roma."


    "Wenn es geht noch Heute," sagte Verus nun wirklich entnervt und wandte sich zum Gehen.


    Er schob jedoch noch ein höfliches "Danke!" nach und war dann wieder verschwunden.

    Verus setzte sich zügig.


    "Ostia baut einen neuen Tempel. Sonst gibt es eigentlich nichts weiter Neues. Natürlich kamen die Tage neue Zahlen herein. Ostia hat einen Zuwachs von circa Eintausend Bürgern im letzten Monat zu verkraften. Bei den anderen Städte sieht es ebenfalls so aus. Die Bevölkerung scheint rapide zu steigen. Nichts desto trotz alles geht seinen gewohnten Gang," erklärte Verus. Da sein Chef die Frage sehr allgemein gestellte hatte, antwortete Verus auch sehr allgemein.

    "Eine Ernennung macht einen Mann nicht glücklich," stellte Verus fest. "Mann muss sich zum glücklich sein entscheiden. Es ist eine Einstellung im Geiste. Leider fehlt mir momentan die Kraft dazu. Mein Trauma ist zurückgekehrt. Ich habe als Soldat viele schreckliche Dinge gesehen, die mich in der Nacht nicht mehr schlafen lassen. Jedoch verzage ich nicht. Es muss ja schließlich weitergehen. Dieses Trauma behindert mich aber nicht bei meiner Tätigkeit, es ist nur lästig, wenn diese Bilder im Traum kommen."

    "Vale, Sohn!"


    Das war doch mal ein erheiternder Besuch. Verus lächelte in sich hinein und wandte sich dann wieder seinen Rechnungen zu. Er musste noch einges durchrechnen. Er würde dann später zu seinem Chef gehen und seinen Sohn empfehlen.

    "Sehr gut."


    Verus kramte eine Schriftrolle hervor und kritzelte irgendetwas auf diese.


    "Mein Sohn, du musst mich entschuldigen. Ich habe nun zu arbeiten. Wir sehen uns dann heute Abend. Du wirst bei Zeiten über deine Ernennung informiert werden. - Oder hast du noch ein Anliegen?"

    "Halt, so einfach ist das nicht. Ich muss mit meinem Vorgesetzten Rücksprache halten. Vielleicht hat er noch einen in Sicht, von dem ich nichts wusste aber ich kann dir Hoffnungen machen, dass du sehr bald Architectus sein wirst."


    Verus nickte.


    "Ich kann zwar Ernennungen ausgeben aber ich übernehme dann hierfür die volle Verantwortung und, sofern der Curator Rei Publicae, diese missbilligt, bin ich die längste Zeit Curator Kalendarii gewesen. Ich weiß, es ist alles sehr bürokratisch. Bei Posten des Agrimensor oder Aquarius müsste ich keine Rücksprache halten aber bei solch' wichtigen Posten schon, mein Sohn."

    "Architectus oder Agrimensor, vielleicht Aquarius," sprach Verus ausführend. "Diese Posten sind derzeit unterbesetzt. Wir haben nur X Aquarii für ganz Italien und II Agrimensori. Wir brauchen dringend Nachwuchs."


    "Du wirst deine Arbeit nicht vernachlässigen. So viel hast du bei einem Senator auch nicht zu tun," scherzte er.

    Verus lachte leicht. "Habe ich dich erschreckt? Du musst einen alten Mann nicht so ernst nehmen. Humor ist ebenso wichtig, wie ein gesunder Verstand."


    Er trank einen Schluck und füllte sich nach. "Willst du eigentlich nebenbei für die Regio arbeiten? Ich brauche noch gute Leute hier."
    Sein Sohn könnte ihm gut helfen, zumindest bei einigen wichtigen Dingen.


    "Gut, dann suchen wir Livianus heute Abend auf."

    "Ich war als Soldat auch Diener des Staates, mein Sohn," stellte er antwortend in den Raum. "Ich führe immer noch Kriege, zwar nur gegen Papyri und Zahlen aber ich führe sie für den Kaiser und unsere Bürger."


    "Sobald, wie möglich. Er verweilt gerade in Rom und wird wahrscheinlich auch länger bleiben."

    "Wenn man nach Ovidius Narso geht," sprach Verus väterlich. "Ja, du hast sogar das Recht ihn einzuladen. Natürlich muss er dich zu erst einladen aber eigentlich sollte die Frau bestimmen, wie viel Mann sie in ihr Leben lässt." Natürlich dürfte man nicht offen von Ovid sprechen aber Verus hatte seine Schriften aufgesogen, wie ein Schwamm. Er hatte ja immer Probleme mit Frauen und mit diesen Schriften versprach er sich Abhilfe.


    "Es könnten Verwandte sein? Willst du zu ihnen?"
    Verus schlürfte ein wenig an seinem Becher und legte seine warme Hand auf die Schulter seiner Tochter. "Es liegt bei dir."

    "Das Volk?" Verus lächelte. "Ein wenig mehr Ehrlichkeit und Vertrauen würde unserer Politik gut tun. Ich hoffe du wirst nicht korrupt oder intrigant."


    Verus sortierte einige Akten in die Schubfächer hinter ihm.


    "Ich kann dich gerne mit ihm in Verbindung bringen. Ich denke, dass er dir wirklich helfen kann. Ich bin ja nur ein kleiner Beamter. Er hingegen ist Senator und Praetor."

    "Natürlich," antwortete Verus und setzt sich vorsichtig. Er nickte auf die Aussage zum Wein und Essen hin.


    "Die Götter beschenken uns. Es sind die kleinen Dinge in denen sich ihre Göttlichkeit zeigt. Das Leben steckt voller Wunder, wir müssen nur hinschauen. Aber, wie ich feststellen musste, sieht der Mensch nicht, was ihm vor Augen ist, sondern versteckt sich davor. Es ist ein schöner Tag und das sollte uns Menschen ausreichen. Wir wollen immer mehr und versinken dabei in Gier und Disharmonie. - Dabei ist doch Harmonie alles."


    Verus versank mal wieder in philosophischen Monologen. "Es tut mir Leid," lächelte er. "Ich versinke seit einiger Zeit in solchen Monologen. Es muss am Alter liegen. Ich hoffe, dass ich dich nicht damit belästigt habe, Senator."

    "Ich habe doch einige Kontakte zu Senatoren, mein Sohn. Diese sind aber rein freundschaftlicher Natur und ich neige nicht dazu, sie für Politik einzuspannen. Freundschaft zerbricht an Politik, mein Sohn."


    Er trank einen Schluck.
    "Ich habe aber eine Idee, wie du ein größeres Spektrum an Kontakten pflegen kannst. Sprich' doch mit unserem Verwandten Livianus. Er ist Praetor und ein angesehener Senator. Er hilft gerne Familienmitgliedern," sprach Verus und fuhr sich dabei nachdenklich durch den Bart.


    "Es ist aber, wie gesagt, ein hartes Pflaster voller Intrigen und Betrug. Ich weiß nicht, ob du das wirklich willst. Deine Idealvorstellungen kannst du eigentlich vergessen. Es geht dort nur um Macht und Einfluss. Ein trauriges Zerrbild seiner früheren Aufgabe."