Fiesta alegre - das Fest der Decimer

  • Venusia lächelte weiterhin gutmütig und machte ihrem Neffen keine Vorwürfe. Wie er sagte, hatte er bisher noch keinen Germanen gesehen und wenn ihm keiner die "Wahrheit" erzählt hatte woher sollte er es denn wissen, dass es anders war. Dass sie aber durch ihre Erscheinung ein ganz anderes Bild zerstörte, das war ihr in diesem Ausmaß nicht bewusst.
    "Wenn du bisher noch keinen gesehen hast, dann ist das natürlich zu entschuldigen."
    Damit war auch das Thema für sie vom Tisch. Sie wollte ihn nicht weiter mit diesem unangenehmen Gesprächsstoff behelligen. Anderes Fahrwasser sollte ihm bewilligt werden.


    Bei dem Lob über ihre Kinder begann die Duccierin zu lächeln. Welcher Mutter würde es da wohl anders gehen.
    "Sie sind wirklich sehr prächtig. Wir können uns wirklich sehr glücklich schätzen von den Göttern mit solchen Kindern gesegnet worden zu sein."
    Die beiden Kleinen Vergnügten sich ganz ordentlich und hatten ihren Spaß. Venusia war zufrieden drum. So konnten sie so wenig wie möglich anstellen. Als allerdings der Saft sich langsam überall hin verteilte, schritt sie doch ein. Mit leisen Worten bat sie die beiden dies einzustellen und für einen Moments ahen sie ihre Mutter groß an und hörten auf. Natürlich nur für den Moment. Es ging dann nämlich weiter. Die Ohren waren noch nicht ganz so gut ausgeprägt wie es sich Venusia manchmal gern wünschte. Dann wand sie sich ein wenig resignierend über das Verhalten der Kinder wieder Serapio zu.
    "Es ist auch eine wunderschöne Stadt. So gänzlich ander als Mogontiacum, Roma oder Hispania. Sie hat eine ganz eigene Art und Weise und das kann die Menschen schon in den Bann ziehen."
    Kurz schwieg sie.
    Wenn deine Zeit es erlaubt und du gern einige Geschichten hören magst so kann ich dir gern einiges über die Länder erzählen. Auch über Britannien. Dort war ich auch einige Zeit und natürlich auch Germanien. Wenn es dich interessiert, sprich mich einfach nur an."
    Dass dies nicht der richtige Rahmen dafür war, war ihr klar und so bot sie jenes Gespräch eben für später an.
    Wenn die see ruhig ist so stört mich eine Seereise nicht. Wenn jedoch die Wellen so hoch wie das Schiff sind oder gar noch höher und die Männer auf den Schiffen aufgeregt umherlaufen dann mag ich es nicht. Da es auf dem Mittelmeer aber gern Stürme gibt und sie nicht selten sind, bevorzuge ich eher den Landweg. Wenn ich jedoch den nötigen Zeitaufwand dagegen rechne, ist die Schieffsreise wieder sehr attraktiv. "
    Der Zeitaufwand, den die Reise zu Land mehr in Anspruch nahm als auf dem Seeweg war schon eklatant.


    Auch Venusia bediente sich bei den Speisen, die gereicht wurden und gab den Kindern ein Stück Brot und etwas Käse. Damit krabbelten die beiden in eine Ecke, setzten sich brav hin und aßen und fütterten sich gegenseitig. Zumindest in solchen Momenten waren die beiden mal zu vernachlässigen.


    "Erzähl, wie geht es dir? Ich habe nur hin und wieder von Magnus über dich erzählt bekommen und das war leider nicht so viel, da ihr euch beide auch eher selten gesehen habt. Wenn du einen Moment Zeit hast, erzähl mir doch ein wenig über dich."

  • Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus


    "Ja, gut, Onkel Livianus." sagte ich und nahm mir vor, in Zukunft nicht mehr so förmlich zu sein. Tatsächlich fühlte ich mich nun, da ich dem fast unbekannten Familienmitglied einmal die Hand geschüttelt hatte, ein wenig erleichterter.
    "Ich diene seit einigen Monaten in der Legio." sagte ich. "Und habe erst vor Kurzem meine Grundausbildung abgeschlossen. Der centurio behandelt uns wie alle anderen."
    Das war das diplomatischste, was mir einfiel. Was sollte ich auch sagen, gerade jetzt, als er in Hörweite stand. "Ich habe keinen Grund, mich zu beklagen." fügte ich noch hinzu und das meinte ich auch so. Wenn man den Gesprächen auf der Latrine lauschte. Ja, dann glaubte ich, dass ich Glück gehabt hatte, mit meinem centurio.

  • "Sehr gut. Das höre ich gerne. Dann geht euren Weg zielstrebig weiter. Ich bin mir sicher, dass ihr dem Namen unserer Familie alle Ehre macht."


    Livianus nickte den drei Männern lächelnd zu. Er hatte bereits wieder neue Gäste entdeckt, die er begrüßen wollte und war sich sicher das heute jeder dafür Verständnis aufbrachte, dass der Heimkehrer nur wenig Zeit für tiefsinnige oder all zu lange Gespräche aufbringen konnte. Er ging daher weiter und ließ die beiden jungen Männer und ihren Centurio zurück. So hatten sie auch gleich die Gelegenheit, ihren Offizier einmal in privater und geselliger Runde etwas kennen zu lernen.

  • Das hörte sich dann sehr nach verabschiedung an und war offenkundig auchso gemeint, sodass Licinus dem Senator eherbietig zunockte und sich dann mit den beiden Soldaten entfernte.
    Dann wandte er sich an sie:
    "So, Männer, damit wäre der offizielle Teil der heutigen Veranstaltung beendet. Ich bin sicher, ihr seid schon ganz heiß auf einen Schwatz mit euren Verwandten."
    - eher wohl noch auf einen mit den weiblichen Gästen - wie Licinus in Gedanken ergänzte
    "Für den Rest des Abends seit ihr Privatpersonen, aber ich erwarte euch morgen vor der dritten Stunde in der castra praetoria*. Also, ich wünsch euch viel Spaß."
    Mit diesen Worten wandte er sich ab und sah sich um, wen der Festgesellschaft er sonst noch kannte. Viele waren es nicht und daher beschloss er, erstmal an das Büffet zu gehen um sich einen kleinen Happen Essen zu holen.**



    Sim-Off:

    *Licinus wohnt während er in Rom ist bei Serapio, bei den Urbanern, aber das müssen wir nicht ausspielen


    ** Wer will, der darf ;)

  • "Tja, und nun?" fragend wandte ich mich an meinen Bruder. "Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich habe Hunger." Grinsend zeigte ich aufs Buffet und auf das geröstete Brot, nach dem mir schon die ganze Zeit dürstete und machte mich sogleich auf den Weg, um mir ein paar der Köstlichkeiten zu gönnen.
    Während ich kaute, sah ich mich um und betrachtete meine Verwandten und die geladenen Gäste. Eigentlich kaum zu glauben. Es war meine Familie und doch kannte ich so gut wie keinen. Das kam eben davon, wenn man sein Leben lang fernab von Rom in Hispania verbrachte und nach der Volljährigkeit schnurstracks ins nächste Legionslager marschierte.

  • "Hunger habe ich auch",


    bestätigte Celsus,


    "und das schon die ganze Zeit, vom Durst und der trockenen Kehle ganz zu schweigen. Also nicht wie los. Es ist angerichtet.


    Aber was machen wir dann. Machen wir auf familia oder, wo wir schon mal in der Hauptstadt sind, gönnen wir uns einen kleinen Stadtbummel. Ohne langes Drum und Dran. Wir lassen uns einfach ein wenig treiben. Ich tendiere zu letzterem. Was meinst du?"


    Erwartungsvoll sah Celsus den Bruder an.

  • Da sich seine Tochter in Schweigen hüllte, schwieg nun auch Verus. Er war nicht der Mann, der auf Menschen zu ging. Er ließ sie lieber kommen, wie Fische zum Netz des Fischers oder die Fliegen zum Licht. So stand er da neben seiner Tochter und schlürfte gelangweilt seinen Wein.

  • Zitat

    Original von Caius Decimus Celsus


    Ich schluckte ein Stück Ziegenkäse herunter und wandte mich dann meinem Bruder zu. "Gute Idee. Ich würde sagen, wir bleiben noch ein Weilchen und machen anschließend einen Bummel durch die Stadt. Von mir aus muss ich die Nacht auch nicht schlafen. Wenn wir schonmal hier sind, können wir die Zeit ruhig nutzen. Oder wie siehst du das?" Ich überlegte. "Wenn du dir natürlich gern ein Nachtlager suchen möchtest, können wir das bei Gelegenheit auch in Angriff nehmen."
    Kurz drehte ich mich zum Buffett und schenkte mir einen Becher Wein ein. "Ich würde mich vorher noch gern umschauen und schauen, ob ich jemanden erkenne oder etwas mit der Familie reden kann. Ich weiß ja nicht, wann sich uns die Gelegenheit mal wieder bietet."


    Interessiert sah ich noch einmal über die Köpfe der Menschen, die sich hier versammelt hatten. Bisher schien die Anzahl der Männer die der Frauen zu übertreffen, doch nach dem, was ich in den letzten Monaten erlebt hatte, störte mich das eigentlich gar nicht. Dass in der castra eine Frau auftauchte, passierte ja doch eher selten und deshalb hatte ich in der Hinsicht keine allzu hohen Ansprüche und irgendwelche Hoffnungen hatte ich sowieso nicht gehegt.

  • Zitat

    Original von Titus Decimus Verus
    "Der große Mann dort drüben, ist Livianus," sagte er und zeigte dezent auf ihn. "Der kleinere Mann in seiner Nähe, der mit den kindlichen Zügen, ist Decimus Serapio, sein Neffe. Die daneben kenne ich nicht," sagte er und lächelte dabei. "Wir machen es anders. Du zeigst auf jemanden und ich kläre dich über ihn auf, was hälst du davon? Sonst würde das hier zu lange dauern, wenn ich die ganze Familie durchgehen müsste."


    Serrana folgte aufmerksam dem Fingerzeig ihres Vaters. Ihr Blick ruhte kurz auf der Erscheinung eines stattlichen Mannes, der sich eifrig mit einigen juengeren Maennern unterhielt. Dann ging ihr Blick zu dem naechsten, etwas juengeren Mann, dem Neffen des Livianus, der Serapio hiess. Auch er unterhielt sich angeregt. Vielleicht war es ihr ja spaeter moeglich, selbst einige Worte mit ihren Verwandten zu wechseln. Vorerst nickte sie freundlich ihrem Vater zu und liess sich von einem der Sklaven einen Becher mit verduennten Wein bringen, an dem sie hin und wieder nippte, waehrend sie die Festgesellschaft beobachtete.
    "Wer sind eigentlich die jungen Maenner, die sich mit Livianus so angeregt unterhalten?" fragte sie schliesslich ihren Vater.

  • Verus überlegte angestrengt. Die Gesichtszüge deuteten auf Soldaten hin, auch der Körperbau und die Haltung. Das Böse kennt seines Gleichen.


    "Ich kenne sie nicht. Sie können zur Familie gehören oder auch nicht. Ich bin mir aber sicher, dass es sich um Soldaten handelt. Wahrscheinlich Veteranen der Legio I, der ehemaligen Einheit von Livianus."


    Verus lächelte und nickte. Er trank von seinem Wein. "Hast du etwa dein Auge auf einen der Soldaten geworfen? Ich dachte du magst Aulus so gerne," scherzte Verus.

  • Zitat

    Original von Titus Decimus Vestinus



    Amüsiert hatte Celsus das Treiben in der großen Welt und hier vor allem das weibliche Geschlecht beobachtet: hübsche Mädchen, schöne Frauen, edle Damen und gereifte Matronen. Alles war vertreten.


    Das täuschte ihn aber nicht darüber hinweg, daß ihm seine ganze Verwandtschaft mehr oder weniger unbekannt war. Ihm war genauso klar, daß er in der Rangliste in der untersten Ebene rangierte und gerade das verursachte in seinem Magen ein flaues Gefühl.


    Genußvoll schlürfte er vom Falerner und antwortete seinem Bruder.


    "Ich gehe mal von mir aus. Ich kenne hier niemanden und habe auch keine Lust, vor irgendeinen Verwandten, in welchem Verhältnis er zu mir oder ich zu ihm stehen mag, zu treten, mich artigerweise zu verneigen und mich vorzustellen: Gestatten, Caius Decimus Celsus, probatus in der LEG I. Nee, sei mir nicht bös`, aber da mache ich lieber eine Bummel durch die Stadt. Wenn du noch etwas bleiben willlst, wann trefffen wir uns und wo?"

  • "Ich nehm es dir nicht übel." antwortete ich. "Ich wusste nicht, dass du das so siehst, denn ich hab mich eigentlich drauf gefreut, möglicherweise ein paar unbekannte Verwandte." Ich grinste, denn das klang schon ein wenig seltsam. "kennenzulernen."
    "Aber wenn du gehen möchtest, dann geh ruhig und sieh dir die Stadt an. Ich werde später dazustoßen. Das ist eine gute Idee. Am Abend, denke ich." Ich überlegte kurz. "Soweit ich weiß, gibt es hier in der Stadt einen großen Markt, den mercatus urbis. Der ist zwar riesig, wie ich glaube, aber wir werden uns schon finden. Von da aus können wir dann überall hin, je nachdem, auf was wir Lust haben werden. Ist das in Ordnung für dich?"

  • Zitat

    Original von Titus Decimus Verus


    Einen Augenblick sah sie noch zu den unbekannten Maennern, wandte sich dann aber wieder ihrem Vater zu. Seine neckische Anmerkung liess sie rot werden. Natuerlich hielt sie keine Ausschau nach irgendwelchen Soldaten. Sie kannte den Wunsch ihres Vaters bezueglich des Flaviers und diesen wollte sie auch akzeptieren.
    "Nein, nein. Ich dachte nur, es waeren auch Verwandte von uns. Ja, doch. Ich mag ihn. Meinst du, es waere angebracht, ihn einmal zu uns einzuladen?" Serrana dachte an einen netten Nachmittag zu dritt: Ihr Vater, der Flavier und sie.

  • "Wenn man nach Ovidius Narso geht," sprach Verus väterlich. "Ja, du hast sogar das Recht ihn einzuladen. Natürlich muss er dich zu erst einladen aber eigentlich sollte die Frau bestimmen, wie viel Mann sie in ihr Leben lässt." Natürlich dürfte man nicht offen von Ovid sprechen aber Verus hatte seine Schriften aufgesogen, wie ein Schwamm. Er hatte ja immer Probleme mit Frauen und mit diesen Schriften versprach er sich Abhilfe.


    "Es könnten Verwandte sein? Willst du zu ihnen?"
    Verus schlürfte ein wenig an seinem Becher und legte seine warme Hand auf die Schulter seiner Tochter. "Es liegt bei dir."

  • Zitat

    Original von Titus Decimus Vestinus
    "Ist das in Ordnung für dich?"


    "Vielleicht wäre der Trajansmarkt besser,"


    schlug Celsus vor,


    "was ich so gehört habe, gibt es dort alles, was man sich nur vorstellen kann, auch Imbißstuben und Bars. Und da kann man in aller Ruhe essen und trinken ohne sich erst vorher zu überlegen, ob man irgendeiner Etikette gerecht wird. Und wenn man sich überlegt, daß sich auf fünf Ebenen jeweils um die 40 Läden befinden; langweilig wird es hier bestimmt nicht. Ich würde mich ein wenig umsehen, und wenn wir uns hier, sagen wir auf der untersten Etage treffen, könnten wir alles Weitere besprechen. Na, was ist?"

  • "Ich glaube, den meinte ich." sagte ich und hob, ob meiner mangelhaften Ortskenntnisse, grinsend die Schultern.


    "Also der Trajansmarkt, gut." antwortete ich auf die Frage meines Bruders. "Dann viel Spaß, wir sehen uns später. Ich bin mal gespannt auf deinen Eindruck. Wenn der Trajansmarkt wirklich so riesig ist, dann kommst du vielleicht aus dem Staunen nicht mehr raus." Als ich das sagte, kam ich mir vor wie einer, der weit weg vom Leben in einer abgelegenen Provinz groß geworden ist und wenn ich einmal ehrlich war, dann stimmte das auch. Mit den Märkten von Rom, dachte ich, konnten die kleinen Märkte, die ich in meinem Leben gesehen hatte, sicher nicht mithalten.

  • "Daß wir aus dem Staunen nicht herauskommen werden",


    Celsus war in Gedanken schon auf dem Markt,


    "das wollen wir doch hoffen. Schließlich bekommen wir das nicht alle Tage geboten. Also abgemacht, auf dem Trajansmarkt. Bis dann. Mach`s gut. Und halte solange die Ohren steif, bei und mit der Verwandtschaft."


    Schnellen Schrittes verließ er die CDM. Und als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte fühlte er sich wie nach dem Ablegen einer großen Last in Form seiner Verwandtschaft, die sich darin äußerte, daß er glaubte ihr noch nicht gewachsen zu sein.

  • Zitat

    Original von Duccia Venusia


    Als meine Tante ihre Kinder zu bändigen versuchte, musste ich ein Grinsen unterdrücken.
    “Ja, sehr gern!“, ging ich eifrig auf ihr Angebot ein. Wenn ich schon mein eigenes Fernweh nicht stillen konnte, Geschichten aus der Fremde hörte ich noch immer für mein Leben gern. Und am liebsten aus erster Hand. Vielleicht würde ich doch noch ein paar Barbaren-Geschichten zu hören bekommen. :D
    “Ich hoffe ja, dass ihr länger hier bleibt? Ich meine, Rom hat doch auch einiges zu bieten. - Einen richtigen Sturm auf See habe ich noch nie miterlebt. Ich hatte da immer Glück… aber ich habe auch noch nicht viele Seereisen hinter mir. Die längste war, als ich mit der Legion von Ravenna nach Antiochia gefahren bin, und zurück natürlich. Da waren Wetter und Wind sehr günstig. Vorher gab es aber auch ein riesiges Neptunopfer.“
    Sevilla und Secundus waren mit einem mal so brav. Ihre Mutter hatte sie wohl gut im Griff. Ich fand es ungewöhnlich, dass Venusia sich selbst um sie kümmerte, anstatt das alles einem Kindermädchen zu überlassen, aber vielleicht lag das ja an der germanischen Herkunft.
    “Ja, ganz selten nur“, stimmte ich zu, und suchte mit den Augen nach Onkel Magnus, doch er war zwischen den vielen Gästen gar nicht mehr auszumachen. “Unsere Familie ist so weitverzweigt, und von Hispania bis Achaia, und Germania, und sogar Britannia - und Tylus! - verstreut. Ich selbst bin in Tarraco aufgewachsen, aber später hat es mich auch nach Rom gezogen. Ähm, ja, und dann bin ich zur Legion gegangen, wie die meisten hier…“ Ich sah mich um, ja, die Nicht-Soldaten waren hier eindeutig in der Unterzahl.
    “Zur Prima. Später, nach dem Partherfeldzug wurde ich versetzt, zu den Stadtkohorten, und da bin ich jetzt Centurio. Der jüngste Centurio der CU.“, fügte ich, nicht ohne Stolz hinzu. Die Elogen in der Aca waren mir doch ein wenig zu Kopf gestiegen.
    Die Musiker spielten eine fröhliche Weise, lind umfächelte uns der Wind. Ich lächelte in mich hinein, bei dem Gedanken wie gut es uns ging. Nun erschien der Maiordomus am Rande des Innenhofes, und neben ihm zwei Sklavinnen mit einer großen Amphore.
    “Entschuldigst Du mich für einen Moment?“, bat ich höflich meine Tante. “Es gibt gleich noch einen besonderen Wein.“


    Ich begab mich zu unserem Verwalter, der raunte mir etwas zu, was mein Lächeln noch viel breiter machte. Aber zugleich fing mein Herz an zu klopfen. Denn es war an der Zeit, dass mal jemand die Stimme erhob, und etwas Feierliches sagte. Und von den viel älteren und viel verdienteren, glänzenderen Verwandten hatte noch niemand Anstalten dazu gemacht… Sollte ich? Sollte ich nicht? Nervös nestelte ich an meiner Tunika. Pah, ich hatte schon tausenden von Kataphrakten die Stirn geboten, da würde ich es wohl hinkriegen, mich vor meiner eigenen Familie zu exponieren!
    Ich bedeutete den Musikanten, mal eine Pause zu machen. Dann räusperte ich mich, und als die Musik abebbte, trat ich auf eine Treppenstufe und erhob ich die Stimme.


    “Liebe Familie, und liebe Freunde, ich möchte, ähm, also ich möchte nur sagen, es freut mich ungemein dass ihr alle hier seid, und“ – wie gut, dass ich kein Politiker werden musste! – “und dass wir hier zusammen die Rückkehr unseres Pater Familias feiern können! Es ist eine große Gunst, die die Götter uns da erwiesen haben, und es ist mal wieder ein Beweis, dass - wie meine Tante Lucilla zu sagen pflegt - wir Decimer uns niemals unterkriegen lassen!
    Unser Cellarius hat zu diesem Anlass einen ganz besonderen Wein herausgerückt…“

    Ich wies auf die Sklavinnen, die gerade herumgingen, die zierlichere von beiden reichte allen Gästen dünnwandige Gläser, die kräftige stemmte die Amphore und schenkte blutroten Falerner ein. Ich bekam auch ein Glas, nur wenig verdünnt, und hob es gegen die Sonne, deren Licht sich glutvoll in dem edlen Tropfen brach.
    “Ein halbtrockener Falerner vom Mons Massicus, er stammt aus dem ersten Amtsjahr von Kaiser Nerva. Lasst uns den Göttern danken…“ – ich kippte mein Glas leicht, und vergoss ein Trankopfer in ein Beet gelber Schwertlilien - schweren Herzens, denn ich hatte den Wein schon gekostet, vor dem Fest, um sicherzugehen, dass er mit dem Alter nicht verdorben war, und es war ein himmlischer Tropfen, aus einem großartigen Jahrgang, er besass ganz genau die richtigen Reife und war einfach ein Gedicht! “…und lasst uns ein Glas auf Livianus trinken! Und eines auf seine tapferen Befreier!! Und ein weiteres darauf, dass er, kaum zurückgekehrt, bereits die Wahl zum Praetor gewonnen hat!! Und dann noch eines auf Livianus!!!“


    Das mit der Wahl hatte mir der gute Maiordomus gerade verraten. Freudig prostete ich in die Runde, zu meinem wiedergekehrten Onkel, zu meiner neu kennengelernten Tante, zu meinem (kleinen) Cousin Vestinus, der es also geschafft hatte sich in Mantua loszumachen, zu meinem Freund Licinus, der daran nicht unschuldig war, zu Onkel Mattiacus, der heute nach modischen Gesichtspunkten eindeutig das Rennen gemacht hatte, zu Onkel Magnus, und zu meinem Vetter Verus, der all dies mit mir zusammen organisiert hatte, und zu dem Mädchen, das bei ihm stand und etwas schüchtern wirkte, und überhaupt zu allen, die mein Auge hier erblickte, hochgemut trank ich ihnen zu. Der Wein schmeckte noch phantastischer, als ich ihn in Erinnerung hatte, und wie schön war es doch von Familie und Freunden umgeben zu sein.


    Nach dem Falerner wurde dann auch das richtige Festmahl aufgetragen, gleich hier im Peristyl, und die Tische bogen sich unter all den Platten und Schüsseln. Die Speisen waren nun nicht mehr ganz so streng nach iberischen Gesichtspunkten ausgewählt, und es fand sich etwas für jeden Geschmack, von Meeresfrüchten, Muscheln und Seeigeln, über Wild, Singvögel am Spiess geröstet, Pasteten und Fischragout bis zu geschmortem Kaninchen - nicht zu vergessen den gegrillten Tintenfisch, der mir schon die ganze Zeit das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ.

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Verus war überrascht darüber, dass Serapio wieder einmal so vorpreschte. Er lächelte nur. Der nun mehr leere Becher wurde von einem Sklaven gefüllt. Verus hob, natürlich nach der Befüllung, den Becher zum Gruße.


    "So soll es sein!"


    Er wandte sich zu seiner Tochter und seinem näheren Nachbarn: "... und wenn wir auf die ganzen Leute getrunken haben, sind wir betrunken."
    Verus lachte herzlich und trank dann einen kräftigen Schluck. Er war ja auch nicht ganz unschuldig an Livianus' Rettung. Er hatte das Schiff gestellt.


    Verus nickte Serapio freudig zu und signalisierte ihm somit "gut gemacht".


    Als das Festmahl hereingebracht wurde, schluckte Verus vor Hunger. "Das riecht und sieht köstlich aus. Bei den Göttern, wir sind reichlich beschenkt worden."


    Er lächelte in freudiger Erwartung aber machte sich noch nicht an das Büffet. Verus ließ aus Höflichkeit anderen den Vortritt.

  • Als die Sklavinnen bei mir vorbeikamen, nahm ich dankend eines der zerbrechlich wirkenden Gläser entgegen und harrte der Worte, die Serapio, noch verkünden würde.


    Ich fand es gut, dass es hier einen gab, der sich zu einer Ansprache durchgerungen hatte, denn so verstummten die Gespräche für einen Moment und man konnte sich die Gesichter der Anwesenden einmal genauer betrachten und dem lange Verschollenen noch einmal Tribut zollen, und letzendlich sprang dabei auch eine Freude für den Gaumen heraus, wie ich feststellte, als ich den edlen Tropfen kostete, den mein Cousin in so hohen Tönen gelobt hatte.
    Von meinem Legionärsgehalt konnte ich mir immer nur die verdünnten, billigen Sorten leisten, wenn es mal dazu kam und verglichen mit der Flüssigkeit, die sich in dem Glas befand, das ich soeben in den Händen hielt, waren diese nicht einmal eine Erwähnung wert.


    Ich teilte es mir jedoch gut ein, sodass ich genug hatte, um auf jeden zu prosten, der am heutigen Abend geehrt wurde.

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