Beiträge von Aelia Vespa

    Angenehmere Themen gab es immer. Doch wollte ihr da nichts so recht einfallen. Sie war eine so schlechte Unterhalterin wenn es darauf ankam. Das musste sie sich noch angewöhnen. Doch dann fiel ihr doch glatt Paulina wieder ein.


    "Ich habe übrigens eine langjährige Freundin aus Germania hier in Roma wieder getroffen. Sie hat vor Kurzem Germanicus Sedulus geheiratet."


    Vielleicht heiterte ihn so ein wenig Klatsch doch noch etwas mehr auf.

    Kurz dachte sich nach, versuchte die beiden Treffen noch einmal in ihrer Erinnerung ablaufen zu lassen.


    "Nein, mir ist nichts der gleichen aufgefallen. Im Gegenteil schien er recht fröhlich zu sein. Entweder hat er sein Wissen gut verborgen oder er wusste wirklich nichts davon, dass man solch Pläne gegen ihn schmiedete. Ich denke, dass man als Senator sich dieser ständigen Bedrohung bewusst ist und von daher nicht wegen jeder kleinen Nachricht beunruhigt ist. Dir wird man sicher auch schon so manch Drohung an den Kopf geworfen haben und keiner hat sie wahr gemacht. Zumindest könnte ich mir das gut vorstellen."


    Sie konnte es sich bei jedem gut vorstellen, der in entsprechenden Positionen seine Arbeit verrichtete.

    Diese Frage irritierte sie ein wenig, dennoch blieb das freundliche Lächeln und hinzu kam ein Nicken.


    "Natürlich kannst du mich etwas fragen. Was du gerne möchtest."

    Auch Vespa lächelte ein wenig mehr.


    Es würde mich sehr freuen. Doch verstehe ich es nur zu gut wenn dir der Sinn danach nicht steht im Moment und ich möchte deine wenige Zeit nicht über Gebühr strapazieren. Ansonsten feiern wir das wenn wir zurück in Germania sind. Es kommt auf die Tage dann auch nicht mehr an."


    Sie konnte es nur zu gut verstehen wenn er jetzt Wichtigeres zu tun hatte als sich um dies auch noch zu kümmern. Die Situation war irgendwie insgesamt alles andere als wirklich normal...

    Vespa nickte zustimmend...


    "Ja, darauf hoffe ich auch. Roma soll sehen, dass man nicht ungestraft die Vertreter Roms so einfach ermorden darf."


    Wo würde man da sonst hinkommen. Aus einem Impuls heraus legte sie ihre Hand auf die seinige und versuchte wieder ein wenig fröhlicher zu wirken.


    "Wenn du etwas Zerstreuung während deiner Tage hier in Roma suchst so scheue dich nicht auf mich zu zukommen. Ich bin gern für dich da."

    Die Sonne stand schon hoch am Himmel als sich Vespa im Atrium einfand. Sie setzte sich an den Rand des Beckens und ließ mit dem Finger kleine Wellenkreise im Wasser entstehen denen sie zusah bis sie verschwanden. IHre Gedanken zogen fort, kamen zu jenem Tag an dem sie Balbus Vater besucht hatte und ihn zum ersten Mal kennen lernte. Ein sehr netter alter Mann, der viel erlebt hatte und nie seine Freundlichkeit verloren. Der Tag an dem sie die Verlobung eingetragen haben und dann der Tag als sie vom Mord des Consuls hörte. Ein grauenvoller Tag und es schmerzte sie fast so wie damals als sie die Kunde von ihrem Vater erfuhr. Dann zogen ihre Gedanken weiter zu ihrem Onkel, der so weit von seiner Heimat im Krieg war....


    Eine leichte Brise begann nun ihrerseits das Wasser zu kräuseln und kleine Wellen darauf abzuzeichnen. Sie war erfrischend und tat so gut an diesem heißen Tag. Doch schnell ließ das Lüftchen wieder nach und die kleinen Wellen auch....

    "Es tut mir leid, das zu hören."


    Es war so eine vertrakte Sache und eine traurige dazu. Sie seufzte innerlich und fragte sich wie das wohl alles enden würde.

    Auch ihr Gesicht wirkte nun etwas trauriger. Es war eine Sache um jemanden zu trauen, den man gern mochte oder um ein Familienmitglied. Doch nichts war schlimmer als ungeklärte Umstände um die Todesursache. Es war ihr mit ihrem Vater so ergangen und nun saß sie bei ihrem zukünftigen Mann, der auch nicht mehr wusste. Nun gut...er wusste, dass es eine Mörderin war. Erschreckend wie tief man in Roma gesunken war. Es töteten nun schon Frauen angesehene Leute.


    "Ich hoffe, dass die Mörderin und ihre Auftraggeber bald gefunden werden. Ich denke nicht, dass die Frau das aus eigenem Interesse heraus solch Tat begangen hat."


    Das konnte sie sich einfach nicht vorstellen.

    Das war ausreichend Zeit um alles vorbereiten zu können und dies in geplantem Rahmen ohne gehetzt zu sein.


    "Dann werde ich mich darauf einrichten."


    Dann überlegte sie einen kleinen Moment...


    "Weißt du schon genaueres zu den Umständen, die das Leben deines Vaters so unehrenhaft beendet haben?"


    Man hörte so vieles auf der Straße. Geschichten neigten dazu immer gern etwas aufgebauscht zu werden.

    Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht.


    "Wirst du bald wieder zurück nach Germania reisen. Ich würde mich dann entsprechend einrichten und die Vorbereitungen treffen."


    Wie sie auf seine anderen Worte reagieren sollte, wusste sie im Moment nicht. Eigentlich wusste sie dazu überhaupt gar nichts. Diese Situation war so anders als sie es je erlebt hatte...

    Für einen Augenblick schwieg Vespa und überlegte was sie darauf antworten sollte. Wieder überraschte er sie und brachte sie ein wenig aus der Fassung. Germania war ein wunderschönes Land doch waren ihre Erinnerungen daran alles andere als wirklich schön. Zumindest ab der Zeit wo die Germanen angriffen.


    "Ich kann dich gern zurückbegleiten und ein wenig in Germania bleiben. Doch nimm es mir bitte nicht übel wenn es mich bald wieder nach Italia zurückzieht. Die Provinz hat mir meinen Vater genommen und meine Gefühle für das Land sind gemischt."


    Außerdem hatte sie sich gerade an das Leben hier in Roma, dem Dreh- und Angelpunkt des römischen Reiches gewöhnt und wollte es nur ungern misen.

    "Auch der Winter dort hat seinen Reiz und wenn man die Kälte verdrängt, ist es selbst dann dort sehr schön. Mache dir nicht so viele Gedanken darüber. Lasse es auf dich zu kommen und du wirst sehen wie schon es dort ist."


    Auch sie lächelte ein wenig. Man konnte sich an so ziemlich alles gewöhnen und zum Glück wurde es ja nicht mit einem Schlag kalt sondern eher langsam.

    Sie nickte verstehend.


    "Germania ist besonders im Sommer ein sehr schönes Land. Es ist nicht so heiß wie hier und das Land bleibt grün und zeigt sich in den schönsten Farben. Gans anders als hier. Allerdings hast du recht. Der Winter ist kalt, es fällt Schnee und manchmal friert sogar der Rhenus ganz zu. Das Land kann so rau werden wie es seinen Bewohnern nachgesagt wird. Dennoch habe ich es gemocht und es war mir ange Zeit eine Heimat neben Italia."


    Schließlich hatte sie dort lange Zeit gelebt und das Land mit seinen Macken und Eigenheiten kennen gelernt.

    Kurz sah sie in die entsprechende Richtung und nahm dann auf der Bank Platz.


    "Es ist dir schon vergeben. Es hatte mich nur sehr überrascht. War doch unser erstes Zusammentreffen so viel anders verlaufen als dass man dies erwarten hätte können."


    Kurz lächelte sie und wechselte nun das Thema. Darüber musste man sicher nicht weiter sprechen. Nicht im Moment meinte sie....


    "Wie ergeht es dir denn in Germania und bei den Truppen?"

    "Um dies sagen zu können, habe ich ihn leider viel zu kurz gekannt. Aber wenn du das sagst, dann wird es auch so gewesen sein."


    Auch sie versuchte etwas zu lächeln. Es war der Situation nicht angebracht. Eigentlich....aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass der alte Mann zu viele trauernde Gesichter auch nicht hätte sehen wollen. Sie hoffte sich hier nicht zu täuschen.


    "Eines muss ich dir allerdings noch sagen. Du hast mich wirklich sehr überrascht."


    Was genau das war, ließ sie offen. Zumindest im Moment bis er wohl nachfragen würde oder ahnen worum es ging und selbst die Antwort finden würde.

    Als sie ihn sah, waren natürlich alle ausgedachten Worte fort und verschwunden. Doch das war ihr im Moment nicht so wichtig. Sie erwiderte sein Lächeln.


    "Salve...Es freut mich auch sehr dich zu sehen auch wenn die Umstände wenig Raum für Freude lassen. Ich möchte dir mein aufrichtiges Beileid bekunden. Die Nachricht traf mich sehr schwer."


    Sie war bis auf zwei Schritte während der Worte näher getreten und schließlich stehen geblieben. Ihr war danach ihn kurz zu umarmen um ihren Worten Nachdruck zu verleihen doch wusste sie nicht ob sich das schickte. Also stand sie nur da und versuchte irgendwie nicht all zu unbeholfen zu wirken.

    "Natürlich warte ich hier."


    Sie war dem Sklaven hierher gefolgt und stand nun hier. In Gedanken ging sie die ganze Zeit die Worte durch, die sie Balbus sagen wollte. Sie sollten ihre Trauer und ihr Bedauern zum Ausdruck bringen. Doch irgendwie wollten ihr die Richtigen nicht einfallen. Etwas Zeit lieb ihr wohl noch...ob sie bis dahin vernüftige Worte zusammengebracht hatte. Ihr steckte der Schock noch immer in den Gliedern und dies war wohl auch der Umstand, dem sie ihre Einfallslosigkeit zu verdanken hatte.....

    Über den Gefallen ging Vespa hinweg.


    "Genieße den Tag und behalte ihn einfach in guter Erinnerung."


    Hiermit war dann ihr Part getan und sie würde nun auch ein wenig feiern dürfen mit den Gästen die dann noch blieben.

    Vespa nickte und ein schenkte Paulina ein ganz besonderes Lächeln. Schließlich nahm sie Paulinas Hände in ihre und drückte sie ein wenig.


    "Es ist alles vorbereitet. Mache dir keine Gedanken. Es wird euch sicher gefallen."


    Zumindest hoffe sie dies. So viel Mühe wie sie sich gegeben hatte, musste es doch schön sein und für die beiden das Mindeste was sie hatte tun können.

    "Ich möchte bitte Prudentius Balbus sprechen. Mein Name ist Aelia Vespa."


    Eigentlich sollte sie noch vom letzten Mal kennen, aber sie hatte ihren Namen lieber noch einmal dazu gesagt.