"Keine Sorge Scarpus. Es kann sich nur um Wochen handeln. Nein, Spass beiseite, es kann nicht mehr lange dauern, bis die Ablösung kommt. Bis dahin wünsche ich dir viel Spass, und ärgere die Einwohner nicht zu arg."
Brigio hob zum Abschied den Arm, dann bestieg er sein Pferd und ritt langsam zum Stadttor...
Brigio hatte seine Männer informiert. Die 10 Männer blieben bei Scarpus als Wache, die Vigiles hatten kaum Notiz vom Kommandowechsel genommen.
"Tja, Duplicarius, das hängt davon ab, was die Herren in Mogontiacum entscheiden. Hast du noch Fragen, Scarpus?"
Brigio und Scarpus ritten ins Castellum, wo ihre Pferde von zwei Kameraden in den Stall geführt wurden.
"So Scarpus, hier wären wir. Ich zeige dir kurz die Örtlichkeiten, dann übergebe ich an dich."
"Guten Morgen, Scarpus. Du must nicht viel beachten, außer daß die Vigiles keine Soldaten, sondern in der Regel Freigelassene sind, die etwas Antrieb zur Arbeit benötigen."
Sie unterhielten sich weiter, bis sie in die Stadt kamen...
Brigio schritt mit seiner Stute am Zügel zur Porta Praetoria. Er hielt ca. 10 Schritte vor dem Tor an und wartete. Im Stall war ihm Scarpus noch nicht begegnet, das hieß, das er auf ihn warten musste.
Die Sonne ging gerade erst auf und Brigio legte den Mantel enger um die Schultern, um die Kälte abzuwehren. Hoffentlich kam Scarpus bald...
Kurz vor Sonnenaufgang betrat Brigio die Stallungen und holte sich sein Pferd, Justitia. Den Namen hatte die Stute nicht ohne Grund, denn wer sie nicht reiten konnte, wurde gerechterweise schnell wieder nach unten befördert.
Er sattelte sie und legte die Zügel an, dannnahm er sie und führte sie nach draußen.
Brigio hatte schweigend und mampfend dem Duplicarius gelauscht. Er prostete ihm zu als er sich verabschiedete.
Morgen würden sie gemeinsam nach Confluentes reiten, um die Führung der Vigiles zu übergeben...
Brigio musste lachen, als er Scarpus verdutztes Gesicht sah.
"Verzeih mir, mein Freund, aber dein Gesichtsausdruck war zu komisch. Nun, du weißt ja, daß es nur ein provisorischer Posten ist. Du musst in der Stadt nach dem Rechten sehen und ein bischen die Vigiles rumscheuchen."
Schnell nahm er sich noch ein Stück Fleisch vom Büffet, so lange noch was da war.
"Ich bleibe heute Nacht hier und reite bei Sonnenaufgang in die Stadt. Du kannst gleich mitkommen, dann übergebe ich dir das Kommando. Es wird Zeit, daß ich wieder in die Ausbildung der Probati einsteige, wer weiss wie lange die noch in Mogo brauchen, um endlich eine neue Verwaltung zu installieren."
Brigio biss in sein Fleischstück und schmatzte: "Ich denke, der Praefectus hat gesehen, daß du ein Energiebündel bist und ein Betätigungsfeld brauchst, um dich zu beweisen. Aber übertreib nicht zu stark, du weisst, das der Praefectus wegen der ganzen Aktion in Confluentes schon genug Ärger am Hals hat."
"Also, trinken wir hier, solange es noch Wein gibt, morgen früh treffen wir uns am Tor. Salute!"
"Salve Scarpus. Der Praefectus hat sich ins Praetoritum begeben. Wir hatten gerade von dir gesprochen."
Brigio griff sich eine Hühnerkeule vom Buffet, die in Reichweite lag. Er biss hinein und blickte Scarpus an, wie er reagieren würde.
"Duplicarius, ich freue mich dir mitteilen zu können, daß du ein eigenes Kommando bekommst. Du übernimmst meine Aufgabe als Centurio der Vigiles in Confluentes."
Schnell griff er zwei Becher Wein, drückte einen davon Scarpus in die Hand und stiess mit ihm an.
"Nun, was hälst du davon?"
Varelas hatte sich hinzugesellt und die Antwort praktisch vorweggenommen, aber er hatte auch den besseren Überblick, da Brigio ja nun schon seit einiger Zeit bei den Vigiles war.
Nun, aus Praxissicht steht einer Übernahme nichts im Weg. Marschieren und exerzieren klappt ausgezeichnet, ich sehe keinen Hinderungsgrund, vorausgesetzt sie bestehen die theoretische Prüfung.
"Das wäre eine ausgezeichnete Lösung, Praefectus. Zudem schlägt er gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Sollte Scarpus zuviel Tatendrang an den Tag legen und es blutige Nasen geben, nun, dann kann er sie gleich selber verbinden."
Brigio musste grinsen, als er sich vorstellte, wie sein Freund Scarpus mit seinem gewohnt grossen Eifer ans Werk gehen würde.
"Das käme mir sehr entgegen, Praefectus. Die Ausbildung der Probati ist mir wichtiger, als Polizeiaufgaben in einer Stadt zu überwachen.
Wen hast du als Ablösung im Auge, Praefectus?"
Brigio trat ebenfalls wieder in den Raum. Bevor alle anderen kamen, trat er zum Terentier.
"Praefectus, wie du weisst, bin ich nun schon seit geraumer Zeit im Castellum der Vigiles abkommandiert. Es hätte schön längst eine neue Verwaltung in Confluentes installiert sein sollen. Wie lange soll das noch gehen?
Es kommen keine Nachrichten aus Mogontiacum.
Sollte man den LAPP nicht informieren?"
Brigio betrat die Curia und schaute sich um, ob Neuigkeiten aus Mogontiacum da wären.
Leider gab es nichts Neues. Man ließ sich anscheinend Zeit, eine neue zivile Verwaltung zu erstellen...
Brigio glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Soweit er wusste, bestand die Ala hauptsächlich aus germanischen Reitern, weder aus Parthern oder Skythen oder sonst einem östlichen Reitervolk.
Alle Germanen waren gute Reiter, aber sie hatten römische Taktik und Disziplin gelernt. Aktionen wie in Borbetomagus, beim Kampf gegen die Banditen, hatten besondere Maßnahmen erfordert. Aber soweit er wusste waren der Praefectus und er die einzigen der Anwesenden, die damals dabei waren und ausgezeichnet wurden.
Auch der Vorschlag des Praefectus bereitete ihm Kopfzerbrechen. Wo zum Teufel hatte die Ala entsprechende Sättel für zwei Mann?
So etwas wurde noch nie geübt, das bedürfte einer längeren Trainingszeit.
"Praefectus, besondere Taktiken wie du vorgeschlagen hast, oder auch andere Überraschungsaktionen können dazu dienen den Feind abzulenken, ihnen Nadelstiche zu versetzen, wie du sagtest.
Aber wie wird die Hauptmacht angreifen? Wir müssen den Legionären ja einen offenen Kampf liefern, sonst hat das ganze Manöver keinen Sinn."
Brigio wartete ob sich noch weitere Offiziere melden würden. Da dies nicht der Fall war, gab er seine Meinung kund.
"Nun, Praefectus, da nur fünf Mann nebeneinander reiten können, scheidet ein normaler Frontalangriff aus."
Mit einem Blick auf Scarpus meinte er dann weiter.."Die Topographie sagtest du ist vorgegeben und lässt sich leider nicht ändern.
Man könnte die Einheit aufteilen und zwei oder drei Wellen angreifen lassen, so dass wir noch ein Überraschungsmoment hätten, wenn die erste Gruppe steckenbleibt.
Eine weitere Möglichkeit bestünde darin, die vordersten Reihen mit langen Speeren auszustatten, die eine Bresche in die geschlossene Formation schlagen, in die dann die nachfolgenden Reiter eindringen könnten, um im Nahkampf, Mann gegen Mann, den Erfolg zu suchen."
Brigio trat wieder zurück und wartete die Reaktionen ab.
Brigio hatte von dem Befehl zur Besprechung erst kurzfristig erfahren und so traf er etwas verspätet aus Confluentes ein. Er hatte seine Vertretung, einen erfahrenen Eques erst noch instruieren müssen.
Er betrat den Raum und grüßte die anwesenden Offiziere und den Praefectus.
Brigio teilte die Eques als Wache im Castellum ein. Die Stadt stand wieder unter ziviler Verwaltung, das Castellum blieb bis zum eintreffen eines neuen Kommandanten unter seiner Kontrolle.
Die Patroullien der Vigiles funktionierten wieder tadellos. Bisher gab es keine weiteren besonderen Vorkommnisse.
Das Tor wurde nun von vier Eques bewacht durch welches Brigio nun Richtung Curia schritt.
Vielleicht gab es schon neue Informationen des Comes...
Der Mann, den er für seinen alten Kameraden Quintus Vibulanus gehalten hatte, obwohl er ziemlich alt aussah, ließ Brigio mit einer abfälligen Bemerkung zurück und widmete sich seinen Begleitern zu.
Brigio war zwar einiges an Unverfrorenheit gewöhnt, aber unter ehemaligen Kameraden herrschte in der Regel immer ein herzlicher Umgang.
Der Kleidung und dem Auftreten nach hatte es Vib zu etwas gebracht. Nun, dann wollte er nicht länger im Weg rumstehen.
Er machte kehrt und verließ unverrichteter Dinge wieder die Curia.
Brigio war zuerst etwas verblüfft über den plötzlichen Aufbruch, aber er sah die Miene des Decurio und wollte nicht weiter nach dem Grund fragen.
Sollte er hier zurückbleiben und weiterhin für Ordnung sorgen, brauchte er eine kleine Truppe, auf die er sich verlassen konnte. Den Vigililes war noch nicht ganz zu trauen...
"Nun, wenn du mir eine halbe Turma als Wache und Patrouillie da lässt, sollte es zu bewerkstelligen sein."
