Beiträge von Caius Ferrius Minor

    Er hatte mich bemerkt und so stelle ich mich ihm mit der Würde eines römischen Edelmanns vor.


    "Salve, glorreicher Praefectus Classis ! Ich bin Caius Ferrius Minor, jüngster Sohn des Nauarchus Aulus Ferrius Theodores."


    Ob er sich an mein Gesicht erinnerte ? Ich wagte nicht zu hoffen.


    "In meinem Gesicht spiegelt sich Verwunderung, ob eurer überraschenden Anwesenheit in Rom, fern des Stützpunktes."

    Mein Weg führte mich gerade über das Forum Romanum als ich einen alten Bekannten traf. Zugegeben, Bekannter war etwas übertrieben, ich hatte ihn erst ein paarmal gesehen und das mehr flüchtig im Vorbeigehen. Es war der Praefectus Classis, der Oberbefehlshaber der römischen Flotte in Misenum meiner Heimatstadt.


    Ich wunderte mich, was jener in Rom tat. Beanspruchten ihn seine Aufgaben in der Classis zu wenig ?


    Ich machte einige Schritte auf ihn zu und schaute, ob er mich bemerkte.

    Mir fiel dieser Glatzkopf auf, der da auf der Kline schnarchte. Der Gute schien seinen Rausch auszuschlafen.


    "Decimus Verus, möchtest Du nicht sagen, wer dieser schläfrige Zeitgenosse dort ist, der noch nichts sagte. Oder schläft er nur seinen Rausch aus ?"

    Direkt angesprochen sah ich auf und blickte zu dem Germanicus.


    "Oh, ich bin bereits Mitglied der Factio Veneta und ich kann Deinen Entschluß dieser ruhmreichen Factio beizutreten, nur befürworten. So wie Du Deinem Vater nacheiferst, so trat ich in die Fusstampfen meines Großvaters, der ebenso einst selbst Mitglied dieser Factio war.


    Und Decimus, ich hoffe, Du begehst die richtige Wahl, und wenn es Dir hilft, so sieh, daß nicht Deinerselbst, sondern nur die Götter über unsereins Schicksal entscheiden."

    An Decimus Verus gerichtet "So, denn, möge Dich der allmächtige Iuppiter mit der nötogen Eingebung segnen." witzelte ich.


    Dann erhob ich mein Glas. "Auf die Götter !"



    Zu Sedulus gewandt "Ich nehme Dich beim Wort, Germanicus ! Ich will Germanien aufsuchen mit all seinen Städten, Stämmen und zauberhaften Orten."

    Ach, Mogontiacum. Na klar, jetzt fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Die Hauptstadt der Provinz Germania. Unweigerlich lief mir ein Schauer über den Rücken bei der Vorstellung an so tiefe Temperaturen.


    "Ein schöner Fleck, doch ich bevorzuge Italien. Aber nimm es mir nicht übel !"


    Abrupt drehe ich mich dem Decimer zu.


    "Ach Decimus, da fällt mir ein, hast Du über mein Angebot nachgedacht ?"

    "Ich bin dabei, mich auf mein Tribunat vorzubereiten. Doch wann das sein wird, weiß nur der göttliche Augustus. Ich hoffe, er hat ein Einsehen."


    Mogo..was ? Der Name sagt mir nicht gerade viel. Doch ich war sicher, ihn schonmal gehört zu haben. Irgendwie mußte ich doch versuchen diese Wissenslücke zu kaschieren und so entglitt mir ein äußerst eloquenter Räusper.


    "Ah, ja..ähm.. Mogoiacum. Ein schöner Ort. Ich bin selbst nie dagewesen. Lohnt sich das Leben dort ?"

    "Die Frauen, das Glück, die Karriere ! Und in dieser Reihenfolge." :D


    Ich räkelte mich auf der Kline.


    "Ich strebe das Examen Primum an der Academia Militaris an. Bis dahin vertreib ich mir die Zeit. Ich komme ursprünglich aus Misenum. Und Du, Soldat ?"


    Ich hatte zu viele Soldaten gesehen, um sie immer wieder zu identifizieren. Die gleiche Sprache, der gleiche Haarschnitt, der muskulöse Körper.



    /edit: Ich drehte mich dem Gastgeber zu. "Bacchus zu huldigen ist ein löblicher Grund. Auch wenn ich Dionysos nicht verabscheue."

    "Danke gerne." Ich lächelte.


    Mit dem Wein in der Hand bequemte ich mich auf eine freie Kline, nachdem die anderen nacheinander sich vorstellten.


    "Ich grüße euch ! Caius Ferrius Minor ist mein Name. Ich bin noch nicht lange in Rom."


    Wieder lachte ich. Der Wein sprach mir zu. "Und was führt uns alle hier her ?" fragte ich locker in die Runde.

    Ich nahm den Wein und nippte daran. Dann stellte ich den Kelch mit einer ausschweifenden Armbewegung ab, um meinen Gastgeber begrüßen zu können.


    "Salve Decimus ! Ich danke Dir für die Einladung. Ein prächtiger Empfang für wahr."

    In meiner ersten Sitzung unter diesen honorablen Persönlichkeiten hielt ich mich noch bewusst im Hintergrund. Ich stand an einer Säule gelehnt und hörte den Reden und Argumenten der anderen zu, insbesondere den Worten des altehrwürdigen Princeps, den ich bereits kennenlernen konnte. Wie es schien, war dieser im Begriff, sein Amt niederzulegen und nun stritt man um einen würdigen Nachfolger.


    Für einen Bruchteil der Sekunde hatte ich schon daran gedacht, das Wort zu erheben, besann mich dann aber und machte nicht weiter auf mich aufmerksam.

    Hinter dem Soldaten betrat ich den geschmückten Raum. Eine gediegene Austattung, wirklich angenehm wie ich empfand.


    Ein kräftiges "Salvete !" entglitt meinem Munde, in der schon einige Anwesende saßen. Offenbar waren die Feierlichkeiten im vollen Gange.

    Ich sah soeben einen hochgeschossenen Kerl mit dunklem Kinnbart an die Tür hemmern. Casa Decima, das würde es hoffentlich sein. Gerade wurde die Tür geöffnet und ich beeilte mich, das Haus zu erreichen.


    Nachdem ich so ziemlich jeden Decimus in halb Rom belästigt hatte, war ich doch sehr erschöpft und hoffte, daß ich diesesmal an meinem Ziel sein würde. Da gab es den Pfandleiher Decimus, der seinen Laden nicht weit in einer der Seitenstraßen hinter dem Forum Pacis hatte und den Familienbetrieb Decimus & Söhne, bei dem ich aber niemanden angetroffen hatte außer einem beschäftigten Sklaven. Dann war ich hundert Treppenstufen einer Insula nach oben geklettert, nur um zu erfahren, daß der Mieter, ein gewisser Decimus Romanus hier nicht mehr wohnte und auch die Nachbarn hatten ihn nicht mehr gesehen.
    Sogar einen Titus Decimus Verus hatte ich getroffen, aber der war schon über 80 und aller Wahrscheinlichkeit nach schwerhörig.


    So hoffte ich, daß ich hier nun richtig bin.


    "Salve, ist das hier die Casa von Titus Decimus Verus, amtierender Magister Scrioniorum ?"

    "Casa Decima, ich komme." sprach ich prompt.


    Die Information klang sehr präzise. Sehr viele Häuser, in denen Angehörige diesen Namens wohnten, sollte es in der Millionenstadt Rom ja nicht geben. :P