Beiträge von Sergia Plotina

    Plotina sah amüsiert, wie der arme Curio abwechselnd sie und Lupus anstarrte - und wie er mit sich rang. Er schien sich seiner Sache immer noch nicht ganz sicher und wusste nicht, ob er Plotina glauben sollte.


    Alle drei Sergier und der Sklave Taurus fuhren allerdings herum, als auf einmal jemand gegen den Türrahmen klopfte. Und so wenig Plotina überrascht gewesen war ob des Argwohns Curios, so verblüfft, ja beinahe entsetzt war sie wegen dem, was ihre Augen ihr jetzt vorgaukelten.


    Nein, das konnte nicht sein. War etwa auch dieser Mensch gestorben, und sein Geist verfolgte sie nun?


    Solche Gedanken schossen Plotina durch den Kopf. Da aber konnte der Fremde sie offenbar in der Dunkelheit ausmachen, sein Gesicht hellte sich auf, und er lachte sie in gewohnter Weise an - und so, da war sich Plotina sicher, lachte kein Geist. Unwillkürlich lächelte sie auch.


    Sie wandte sich wieder zu Curio, der nun vollends verstört aussah.


    "Lieber Curio, ich glaube, ich habe außer Lupus noch einen. Zwar kein Sergier, aber ein guter Freund.


    Und auch Lupus einbeziehend, sagte sie:


    "Ich darf euch Vonones Surenas vorstellen."

    "Flavia Minervina?"


    wiederholte Plotina. Sie war froh, dass der Ton des Gesprächs sich jetzt verändert hatte und ihr Gesprächspartner, wie er es so poetisch ausdrückte, in der Schatten der Realität zurückgehuscht war.


    "Ihren Namen habe ich tatsächlich schon einmal gehört, aber sie persönlich kenne ich leider nicht. Ich weiß auch nicht, ob sie Wert auf meine Bekanntschaft legen würde - ist die Gens Flavia nicht eine patrizische Gens?"


    Sie las die Verwunderung auf dem Gesicht des Antipater; ihr fiel ein, dass er ja gar nicht wissen konnte, dass ...


    "Du musst meine Unkenntnis entschuldigen. Ich bin nämlich in Ägypten auch aufgewachsen, und alles, was ich über Rom weiß, kenne ich nur vom Hörensagen, einschließlich vieler Klischees."


    Plotina musste schmunzeln, denn sie dachte an die Klischees über römische Männer und römischen Frauenmangel, die sie zu Beginn ihres Gesprächs mit Antipater dazu gebracht hatten, ihn so schroff zu behandeln. Fast hätte sie angefangen, zu Antipater über diese Klischees zu tratschen, sie rief sich aber zur Ordnung.


    "Und das, obwohl ich selbst aus einer römischen Gens stamme. Ich habe mich noch nicht vorgestellt: Sergia Plotina. Ich bin erst seit wenigen Tagen in Rom und kenne hier außer meinen Verwandten, und natürlich jetzt außer dir, noch so gut wie keine Menschen. - Ah, den tribunus cohortis urbanae, Lucius Octavius Detritus; er hat mich von Ostia hierher geleitet. Kennst du ihn?"

    Plotina war nicht im mindesten überrascht über das Misstrauen Curios. Sie konnte sich gut vorstellen, was in diesem Moment in seinem Kopf vor sich ging: Er kehrte nach einem langen Tag im Dunkeln nach Hause zurück, fand seine Haustüre aufgebrochen und wurde in der Eingangshalle von einer wildfremden Frau empfangen, die sich als Mitglied seiner Familie vorstellte.


    "Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes mit der Tür ins Haus gefallen. Du kommst herein, und ich stehe hier einfach."


    Plotina schmunzelte.


    "Glaub mir, auch ich hatte mir unser Kennenlernen anders vorgestellt. Um dich vorzubereiten, hatte ich vor einigen Wochen aus Tessalonica einen Brief an dich geschrieben, in dem ich mein Kommen angekündigt hatte; doch dieser Brief scheint im Orkus verschwunden zu sein. Ich bin erst heute mit dem Schiff in Ostia angekommen und dann sofort nach Rom aufgebrochen. Unterwegs dann haben sich die Ereignisse überschlagen - das ist eine lange, eigene Geschichte - und schließlich hat der tribunus cohortis urbanae Lucius Octavius Detritus mich hierher gebracht."


    Plotinas Blick verdüsterte sich, wie immer, wenn sie an ihre Familie zurückdachte. Und sie wusste, dass sie nun darüber sprechen musste.


    "Aber du fragst natürlich nach meinen Eltern. Mein Vater war Marcus Sergius Cethegus. Ich komme, glaube ich, also aus einer anderen Linie der Gens als du. Genau weiß ich das gar nicht, denn ich habe Vater kaum gekannt. Er war viel auf Reisen, und ich bin auf seinem Landgut in Sais in Ägypten aufgewachsen. Ein Sklave, Basilides, hat mich erzogen. Dann, vor ungefähr einem Jahr, habe ich erfahren, dass Vater in Edessa gestorben ist. Ich bin mit Basilides dorthin gefahren, und wir haben uns einige Zeitlang dort aufgehalten. Ich war sehr durcheinander. Doch dann habe ich beschlossen, nach Rom zu fahren, um den Rest meiner Familie kennen zu lernen und der Gens zu dienen."


    Plötzlich hellte sich Plotinas Gesicht wieder auf.


    "Und einen hab' ich noch: Lupus ist auch hier. Er zieht sich oben in seinem Cubiculum um. Er ist doch, soviel ich weiß, mein Cousin."

    Zitat

    Original von Caius Sergius Curio



    “Was suchst Du in meinem Haus?“.




    Diese Frage war das Signal gewesen, das Plotina noch gefehlt hatte. Sie ließ sich weder von dem aggressiven Tonfall des Fragestellers beirren noch von seinem Begleiter, wahrscheinlich einem Sklaven, der sich zwischen sie und seinen Herrn stellte. Dem Sklaven nickte Plotina freundlich zu, seinem Herrn aber eröffnete sie strahlend:


    "Wenn du mich für eine Einbrecherin hälst - dann hast du Recht. Tatsächlich war ich es, die die Tür dieses Hauses zum Einsturz gebracht hat. Aber nur, um endlich seinen Besitzer kennen zu lernen - Curio, nicht wahr? Ich bin Plotina, Sergia Plotina."

    Plotina lief vom Cubiculum des Lupus die Treppe hinunter, um etwas Ess- und Trinkbares im Haus aufzutreiben. Sie war in Hochstimmung. Doch als sie unten ankam, hörte sie Männerstimmen. Sie schrak kurz zusammen: Immerhin war die Porta ja zerstört und es war Nacht - sollte sich das etwa schon unter Dieben herumgesprochen haben?


    Plotina umfasste ihren Dolch; jetzt war sie wirklich froh, ihn wieder zu haben. Sie war fest entschlossen, den Eindringlingen entgegenzutreten; jetzt, wo sie endlich ins Haus ihrer Gens gefunden hatte, würde sie ihre neue Heimat auch verteidigen.


    Leise schlich Plotina in Richtung Türöffnung. Plötzlich erglomm eine Öllampe; Plotina sah sich jetzt zwei Männern gegenüber, von denen der ärmlicher gekleidete soeben die Lampe entzündet hatte. Der andere Mann aber sah ganz und gar nicht aus wie ein Dieb. Sollte das etwa ...? Plotinas Anspannung wich der Hoffnung. Sie schritt auf die beiden Männer zu.

    Plotina war ihrem Cousin die Treppe hinauf gefolgt und hatte auch einen neugierigen Blick in sein Cubiculum geworfen. Ihr gefiel die kraftvolle Art, in der er ging und in seinem Cubiculum Ordnung schaffte - aber ihr gefiel überhaupt alles an ihm, so begeistert war sie, dass sie ihn gefunden hatte!


    "Lupus, ich kann gar nicht aufhören dich anzuschauen; ich freue mich so, dass wir uns jetzt endlich kennen gelernt haben! Aber jetzt, wenn du dich ausziehst ..."


    Plotina senkte verlegen ihren Blick.


    "Ich gehe vielleicht nach unten. Das Haus sieht nicht völlig unbewohnt aus, mal sehen, vielleicht finde ich etwas zu essen und auch Wein. Du hast sicher Hunger. Ich jedenfalls könnte jetzt wirklich etwas gebrauchen. Komm doch runter, wenn du dich umgezogen hast!"


    Sie nickte Lupus lachend zu, und schon war sie auf dem Weg nach unten.

    "Nur zu, bring mich zu den Gänsen! Ich ziehe deren Gesellschaft bei weitem der eines Mannes vor, den sein ausschweifender Kult bereits in jungen Jahren an Körper und Geist dermaßen ausgezehrt hat."


    Plotina hatte mittlerweile bemerkt, dass sie ausgerechnet an einen Tempel der Ishtar geraten war. Sie hatte auch schon die nächste spitze Bemerkung auf den Lippen. Aber dann stutzte sie. Es waren die Augen des Mannes, die sie davon abhielten, eine weitere Salve auf ihn abzufeuern. Denn sie musste zugeben: Trotz seines abstumpfenden Kultes hatte sein Blick etwas sehr Gutes und Aufrichtiges. Plotinas Abscheu wich langsam einem echten Interesse und sogar einer gewissen Sympathie. Sie versuchte, dem Gespräch eine andere Wendung zu geben.


    "Noch lieber als Gänse versuche ich allerdings, meine eigenen Leidenschaften zu hüten. Hütet man diese nicht gut, nährt man alsbald keine Gänse, sondern eine Schlange an der Brust wie einst Kleopatra. Ich muss es wissen, denn ich komme aus Ägypten."

    Während sich die milites noch miteinander besprachen, hatte Plotina im Atrium eine Öllampe ertastet und diese entzündet, da es ja nun schon Nacht geworden war. Dass die Öllampe so bereit gestanden hatte, war zweifellos ein gutes Zeichen: Das Haus war also bewohnt; allerdings offenbarte selbst dieser schwache Schein der Öllampe auch, dass das Haus nicht im besten Zustand war.


    Darum würde sich Plotina in den nächsten Tagen unbedingt kümmern müssen. Jetzt aber war es ihr ein Anliegen, sich beim Tribun und seinen Männern für alles zu bedanken. Sie wandte sich zu ihm.


    "Octavius Detritus, ich sehe, dass ihr übermüdet seid. Wäre dies nicht der Fall, ließe ich euch jetzt nicht einfach so gehen, sondern würde euch natürlich noch ins Haus einladen. Und auch das wäre nur ein kleiner Dank für alles, was ihr heute für mich getan habt."


    Sie ließ ihren Blick über die milites gleiten, deren Gesichter vor Müdigkeit schon ganz grau aussahen.


    "Aber ich verstehe, dass ihr jetzt heim wollt, und so bleibt mir für den Moment nur, mich mit Worten bei euch allen zu bedanken. Meine Einladung gilt aber natürlich noch, und du wirst wieder von mir hören."


    Der Tribun verabschiedete sich von ihr, nicht ohne ihr ihren Dolch zuzustecken, den Plotina schnell in den Falten ihres Gewandes verschwinden ließ.


    Nachdem sich auch Lupus von seinen Kollegen verabschiedet hatte und diese im Dunkel der Nacht verschwunden waren, sprach er Plotina an und stellte sich ihr vor. Plotina strahlte ihn überglücklich an. Vor Freude vergaß sie fast, ihm zu antworten.


    "Ich bin Plotina, Sergia Plotina - und ich freue mich so, dich endlich kennen zu lernen! Ich bin die Tochter von Marcus Sergius Cethegus und damit wohl deine Cousine. Ich bin in Ägypten aufgewachsen und erst heute in Rom angekommen. Und dann lernen wir beide uns kennen beim Einbruch in das eigene Haus."


    Plotina musste lachen. Am liebsten wäre sie ihrem Cousin um den Hals gefallen.

    Auch auf wiederholtes Klopfen hin öffnete Plotina niemand. Plotina merkte, wie ihr hundert Gedanken auf einmal durch den Kopf schossen.


    War niemand zu Hause?
    Was war passiert mit ihren Verwandten? Schließlich hatte ja auch niemand aus der Gens Sergia auf ihren Brief aus Tessalonica reagiert.


    Plotina klopfte immer heftiger gegen die Tür; bis in die Nachbarschaft musste man dieses Klopfen mittlerweile hören. Aus den Augenwinkeln heraus sah sie, dass sogar Detritus und mehrere seiner Leute offenbar auf dieses laute Klopfen hin zurückgekehrt waren, doch Plotina war die Schande in diesem Moment egal.


    Plötzlich gab die Porta nach, und Plotina hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten, als sie mitsamt der Tür in das Innere der Casa stolperte.

    Jetzt reichte es Plotina. Zwei Tage war sie erst in Rom, und schon hatte sie sämtliche Klischees, die man sich in Sais über die Hauptstadt am Tiber erzählt hatte, bestätigt gefunden, insbesondere über den chronischen Frauenmangel und die aufdringlichen männlichen Bewohner.


    Nein, mit stoischer Gelassenheit kam man hier nicht weiter. Eben noch in melancholisch-spiritueller Stimmung, war Plotina jetzt entschlossen, andere Saiten aufzuziehen.


    "Mein Herr, ich kann dir beim besten Willen nicht sagen, wen du in Antiochia oder in einem anderen Marktflecken des Ostens getroffen hast.
    Hätte ich den Brunnen der Jugend gefunden, so wärest du der erste, dem ich den Weg dorthin weisen würde - ich habe lange niemanden mehr gesehen, der ihn so benötigt hätte wie du."

    Nun war sie also in Rom. Zwar wusste Plotina in diesem Moment nicht so recht, was sie nun hier mit sich anfangen sollte: Sie hatte sich ihre ersten Tage in der Hauptstadt des Imperiums schon ganz anders vorgestellt. Und doch ... Sie war immerhin heil hier angekommen nach monatelanger Reise durch die halbe Welt. Dies war für sie Grund genug, den Göttern zu danken.


    Nach einigem Suchen und Nachfragen hatte Plotina schließlich den Tempelbezirk gefunden. Sie wollte nicht in einen der großen Tempel des Staatskultes, sondern still für sich den Göttern Dank für alles sagen und sie um ihre Huld für die Zukunft bitten. Während sie so durch den Tempelbezirk schritt, ließ sie in Gedanken noch einmal viele Bilder ihrer langen Reise Revue passieren. Dabei achtete sie gar nicht mehr darauf, wo sie eigentlich war; als sie ihren Blick wieder hob, stand sie vor einem zweifellos orientalisch anmutenden Tempel, wie sie sie auf ihrer Reise nach Rom im östlichen Teil des Imperiums immer wieder gesehen hatte.


    Plotina wollte schnell weitergehen, hatte sie doch immer eine große Abneigung gegen die ausladenden orientalischen Kulte empfunden. Da aber hörte sie Schritte, die sich rasch auf sie zu bewegten.

    Plotina blickte Detritus noch lange nach. Es war, als wollte sie sich gar nicht zur Porta der Casa Sergia umwenden. Monate lang war sie nun von Ägypten hierher unterwegs gewesen, doch stets war Rom noch so fern gewesen, wie ein neues Atlantis.


    Jetzt stand sie hier, im wahren Wortsinn nur noch einen Schritt von ihrer neuen Heimat entfernt - und hätte niedergeschlagener nicht sein können. Detritus bog um eine Straßenecke und war ihren Augen entschwunden. In seiner Begleitung war alles noch so einfach gewesen, jetzt musste sie auf eigenen Füßen stehen, in einem ihr fremden Land und in einer Familie, die nur vom Blute her die ihrige war, die sie aber sonst kaum kannte.
    Plotina seufzte.


    Dann drehte sie sich mit einem Ruck um und klopfte an die Tür der Casa Sergia.

    Aha, stimmte es also doch, was man Plotina in ihrer Heimat von den römischen Männern erzählt hatte: Sie litten unter einer Art inneren Zwang, jeder Frau gleich erfundene Komplimente machen zu müssen. Denn Plotinas Augen waren in diesem Moment weit davon entfernt zu strahlen, das wusste sie selbst. Eher sendeten diese Augen giftige Pfeile aus, ärgerte sie sich doch sehr darüber, ausgerechnet jetzt auf eine so plumpe Art und Weise angesprochen zu werden.
    Außerdem war ihr der junge Mann nicht geheuer mit seinem ein wenig zu stutzerhaft geschnittenen Bart. Oder war er etwa nur ein Händler, der ihr etwas verkaufen wollte? Andererseits war er doch eher gekleidet wie ein vornehmer Herr.
    Plotina war sich nicht sicher. Daher entschloss sie sich, zunächst einmal Zeit zu gewinnen.


    "Sei mir gegrüßt. Mein Name ist Sergia Plotina, ich bin neu hier in Rom und wollte mir einen Rundgang über den Markt an diesem wunderschönen Vormittag natürlich nicht nehmen lassen."


    Sie lächelte ihren Gesprächspartner erwartungsvoll an.


    "Aber verrate mir: Was mag es nur sein, dass deine Adleraugen dazu gebracht hat, aus der Menschenmenge hier ausgerechnet mich unscheinbare Person in den Blick zu nehmen - und anzusprechen?"

    Es war noch früh am Vormittag, die Marktstände waren zwar lange schon aufgeschlagen, aber die Kunden - und vor allem vornehme Kundinnen - fanden sich erst allmählich ein, um die Waren der Händler zu begutachten.
    All dies aber nahm Sergia Plotina nur wie durch dichten Nebel hindurch wahr. Sie streifte an Ständen und Buden vorbei, war aber viel zu sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, um für Marktleute und Besucher Augen und Ohren zu haben.
    Schon am Tag ihrer Ankunft in Rom hatte ein dunkles Gefühl sie beherrscht, und diese Ahnung hatte sich bestätigt. Aber nein, sie war nicht monatelang hierher unterwegs gewesen, um sich jetzt unterkriegen zu lassen!
    Mit vollem Bewusstsein blickte sie jetzt auf und richtete ihr Auge auf die Aushänge an der Seite des Marktes. Doch noch war sie unschlüssig, was sie als nächstes tun sollte.

    Plotina blickte Detritus noch lange nach. Es war, als wollte sie sich gar nicht zur Porta der Casa Sergia umwenden. Monate lang war sie nun von Ägypten hierher unterwegs gewesen, doch stets war Rom noch so fern gewesen, wie ein neues Atlantis.
    Jetzt stand sie hier, im wahren Wortsinn nur noch einen Schritt von ihrer neuen Heimat entfernt - und hätte niedergeschlagener nicht sein können. Detritus bog um eine Straßenecke und war ihren Augen entschwunden. In seiner Begleitung war alles noch so einfach gewesen, jetzt musste sie auf eigenen Füßen stehen, in einem ihr fremden Land und in einer Familie, die nur vom Blute her die ihrige war, die sie aber sonst kaum kannte.
    Plotina seufzte auf. Dann drehte sie sich mit einem Ruck um und klopfte an die Tür der Casa Sergia.


    Sim-Off:

    O nein, Curio, dein Posteingang ist voll!

    Plotina war erleichtert, auf diese Weise leicht in Rom Einlass zu finden, besonders nach den vielen Aufregungen auf ihrer Reise hierher. Zwar war sie einerseits total übermüdet, andererseits aber war sie ganz aufgekratzt und wie benommen von der Vorstellung, nun endlich in der Heimatstadt ihrer Familie zu sein. Sie drehte unablässig ihren Kopf in alle Richtungen, um nur ja so viele Eindrücke wie möglich von Rom aufzufangen, doch erreichte nichts wirklich ihr Bewusstsein, und an diese ihre ersten Eindrücke in Rom würde sie sich später nicht mehr erinnern können.
    Etwas anderes aber schoss ihr plötzlich durch den Kopf. Sie wandte sich an Tribun Detritus, der sich beim Einzug durch die Porta raudusculana etwas abseits von seinen Männern gehalten hatte.


    "Tribun, ich bin jetzt zu durcheinander, um die richtigen Worte zu finden, aber ich bin auf jeden Fall sehr dankbar dafür, dass du mich mit deinen Männern so sicher nach Rom gebracht hast. Ich weiß nicht, ob dies den Sitten Roms entspricht, aber ich würde mich freuen, wenn du eines Tages in der Casa Sergia als mein Gast eine Erfrischung zu dir nehmen würdest."


    Sie nickte dem Tribun leicht zu und lächelte ihn dankbar an.


    "Solange du hier über die Sicherheit der Stadt wachst, brauche ich ganz bestimmt meinen Dolch nicht, wenn ich hier durch die Straßen gehe. Doch ich erwähnte schon: Der Dolch ist praktisch das letzte Erinnerungsstück an meinen Vater, den ich ansonsten leider kaum gekannt habe. Wenn du mir eine große Gunst erweisen könntest: Gibt es irgendeine Möglichkeit, den Dolch wiederzuerlangen? Ich würde ihn nur bei mir zu Hause aufbewahren und nicht bei mir tragen, wenn ich ausgehe."


    Bei diesen Worten war Plotina ernst geworden, denn die Erinnerung an ihren Vater machte sie immer traurig, gab es da doch nicht viel, woran sie sich hätte erinnern können. Dann aber lachte sie Detritus wieder an.


    "Ich habe bestimmt nicht vor, mit dem Dolch um mich zu stechen - eine Schnittverletzung reicht mir fürs erste",


    wobei sie in spaßhaft-feierlichem Stil ihre linke Hand in die Höhe schwang, die Detritus ihr verbunden hatte.

    Plotina war sprachlos wegen all dem, was sich in der kurzen Zeit, seit sie Detritus begegnet war, ereignet hatte. Sie musste schon sehr an sich halten und sich mit ihrer ganzen Konzentration das ins Gedächtnis rufen, was ihr Lehrer ihr über stoische Gemütsruhe beigebracht hatte, um nicht in hysterisches Lachen auszubrechen.
    Umso mehr bewunderte sie die Selbstbeherrschung des Tribuns. Als dieser sich ihr näherte, um sich zu beruhigen, fühlte sie sich gleich viel besser. Ihr Drang loszulachen, hatte sich in eine Art aufgeräumten Galgenhumor verwandelt.


    "Na, für Nachtessen ist ja jetzt gesorgt." :)


    Was auch passieren und wo immer sie die Nacht verbringen würde, und sei es hier im Freien, in Gegenwart von Detritus fühlte Plotina sich sicher. Dann sah sie sich die Männer des Tribuns etwas genauer an.


    "Detritus, du bist doch Tribun der Cohortes urbanae. Kennst du meinen Cousin Titus Sergius Lupus? Er ist mein nächster Verwandter und miles bei den Cohortes urbanae."

    Detritus sah sich suchend um. In Plotina keimte immer mehr das schlechte Gewissen gegenüber dem Tribun, und das umso mehr, als er sich auch gerade noch so freundlich ihr gegenüber geäußert und sie gelobt hatte. Unbedingt wollte sie jetzt auch etwas für ihn tun, auch wenn es noch so wenig war.
    Deshalb begann jetzt auch sie, ihren Kopf hin und her zu drehen und nach dem princeps prior zu suchen. Doch das Dunkel des Abends fiel immer stärker auf die Landschaft herab, und Plotina begann zu frösteln. Ihr ganzer Körper zog sich unwillkürlich zusammen; zunächst glaubte Plotina, dies sei wegen der Feuchtigkeit und der Kälte, doch dann wurde sie gewahr, dass sie unbewusst ein dumpfes Geräusch vernommen hatte, ein Geräusch wie einen Schlag. Sie sperrte Augen und Ohren auf und trat einen Schritt auf den Tribun zu.


    "Hast du auch etwas gehört? Ich meine dort, hinter dem Hügel?"

    Plotina bemerkte die wachsende Ungeduld des Tribuns. Sie schalt sich selbst, Detritus jetzt am Abend, da er doch sicher schon einen anstrengenden Tag hinter sich hatte, so aufzuhalten. Trotzdem wollte sie nicht ganz so unwissend erscheinen und konnte sich nicht enthalten, ihm zu erwidern:


    "Du hast ganz Recht, dieses Erbstück meines Vaters ist ein Exemplar von hoher Qualität. Das kann man von dem Dolch, den wir gefunden haben, nicht gerade behaupten. Nicht, dass ich eine Kennerin wäre oder es gar mit einem Tribun wie dir aufnehmen könnte, aber hast du bemerkt, wie leicht der andere Dolch war? Für ihn ist keine gute Legierung verwendet worden. Und wenn mich nicht alles täuscht, ist seine Spitze schon beschädigt gewesen ..."


    Plotina wandte ihren Blick einen Moment vom Tribun ab, um ihn dann umso fester anzusehen.


    "Ich danke dir sehr für deine Hilfe. Aber jetzt wird es mit Macht dunkel, und ich frage mich, ob wir uns nicht auf den Weg nach Rom machen sollten."

    Danke für den Eintrag in den Stammbaum!


    Da das geschehen ist, mir aber niemand darauf geantwortet hat, ob ich mich mit meinen technischen Problemen direkt per PN an einen der technischen Administratoren wenden darf - gehe ich jetzt davon aus, dass das in Ordnung ist und mache es einfach!