Plotina blickte den Magister Scriniorum mit stetig wachsendem Interesse an. Einen Moment lang überlegte sie: War das wieder nur so eine Pose, wie sie sie an den vergangenen Tagen so oft aus dem Munde glutäugiger römischer Männer gehört hatte? Oder traf sie hier, in diesem Augenblick, in den Horti Maecenatis, tatsächlich zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in Rom auf jemanden, der ihre politischen Ansichten und ihr persönliches Engagement für Rom teilte?
Plotina merkte, wie ihr Herz begann, schneller zu schlagen, und ihre Wachsamkeit sich erhöhte. Jetzt, jetzt oder nie war es an der Zeit, sich ein wenig hervorzuwagen. Sie blickte Verus durchdringend an.
"Titus Decimus, du hast das gerade mit so wenigen Worten gesagt, aber wenn ich mich nicht täusche, steckte dahinter eine ehrliche und ernstgemeinte Überzeugung."
Ihr Blick schweifte ab und glitt über den gesamten Park.
"Nun sitzen wir hier auf einer Marmorbank, erfrischen uns an diesen Speisen, erfreuen uns an guter Luft, und vielleicht ist das auch gar nicht der richtige Augenblick, näher auf so etwas einzugehen. Aber als ich Ägypten verlassen habe - und nur die Götter wissen, ob ich es je wiedersehen werde - habe ich das nicht nur getan im Gedanken an die römischen Märkte, ihre feinen Tuche und perlenbesetzten Schmuckstücke, sondern auch im Gedanken an die, die unter glühender Sonne arbeiten, um all das herzustellen, die den Weizen liefern und das Flachs - und im Gedanken an diejenigen, die in ihren Castellen und Officien Tag für Tag damit beschäftigt sind, die Idee Roms mit Leben zu erfüllen."
Sinnend sah sie die beiden Männer an.
"Ihr wisst aber schon, wie glücklich ihr seid, Rom dienen zu können!? Ich dagegen komme mir so nutzlos vor, denn ich habe noch keine Aufgabe gefunden, in der ich dem Imperium nützlich sein könnte."