Beiträge von Quintilia Narcissa

    "Ach... er wollte mir verbieten, dich wieder zu sehen. Er hat mich richtig angeschrien und mich ein dummes Mädchen genannt, weil ich mit dir gesprochen und dir sogar meinen Namen gesagt habe..." Auch jetzt sprach sie frei heraus und ließ ihren Gefühlen weiterhin freien Lauf, sodass nun auch eine weitere Träne ihren Wange küssen durfte.


    Mit der Hand strich sie den Tropfen ein weiteres Mal zur Seite. Dabei schloss sie kurz die Augen. Erst nach wenigen Momenten öffnete sie diese auch wieder und hob den Kopf um ihn anzusehen und einzuschätzen. Er sah nicht aus wie einer dieser Männer, über die Montanus gesprochen hatte. Er sah nicht aus, als hätte er irgendwelche schmutzigen Gedanken... wie gesagt, er sah wenigstens nicht danach aus.


    Mit einem Blick deutete sie ihm dann, sich doch auch zu setzen. Sie wollte nicht die ganze Zeit von der Sonne geblendet zu ihm hoch starren.

    "Nein... ich wollte ihm gar nichts verraten. Aber meine Serva hat ihm alles verraten, dieses zänkische alte Weib.", meinte Narcissa und schaute dabei etwas wütend drein. Nein, wirklich wütend sah sie nicht aus, konnte sie das überhaupt? Eigentlich sah sie nur verletzt aus und auch nicht mehr so lebensfroh und unschuldig wie noch heute Vormittag.


    Sie sah aus, wie man eben aussah, wenn man gerade eben ordentlich zusammengestaucht worden war. Sie legte sich eine leicht zitternde Hand auf die Stirn und versuchte sich wieder etwas zu beruhigen, was ihr jedoch nicht so recht gelang. Daher hielt sie nach einer Sitzgelegenheit Ausschau um erst einmal Platz zu nehmen und Kraft zu schöpfen.

    "Ja, das ist schon schlimm genug, wenn du meinst ich würde sie besser kennen als jeder andere hier! Ich bin nur eine Serva und du bist ihr Cousin. Du solltest dich vielleicht besser um sie kümmern und dich mit ihr auseinandersetzen, statt selbst hinter jedem Rockzipfel her zu sein!", maulte sie weiter.


    Dabei rührte sie weiter in der Suppe herum und redete dann weiter, bevor er noch anfing sie zusammenzustauchen. "Aber da mir doch was an dem Mädchen liegt, sag ich dir, dass sie sich meist bei den Tempelanlagen herumtreibt, wenn sie allein sein will und nachdenken. Vermutlich ist sie da hingelaufen. Aber lass ihr etwas Vorsprung, damit sie etwas ihrer Ehre zurückerkämpfen kann..."

    "Sie hat es mir jedenfalls nicht gesagt.", maulte Nerva etwas genervt. Konnten die beiden ihre Streitereien nicht ohne sie ausmachen?!


    "Ich bin nicht Narcissas Kindermädchen. Ich bin hier zum Kochen und Putzen und für sonstige einfache Aufgaben. Und ich bin kein Spitzel, der ihr hinterher schleichen würde."

    Narcissa erschrak gehörig, als sie plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter spürte. Sie hatte nicht damit gerechnet, so schnell gefunden zu werden, denn sie war ja eigentlich nur weggelaufen um einen Teil ihrer Ehre zurückzubekommen nachdem sie so von ihrem Cousin niedergestaucht wurde.


    Schnell drehte sie sich um und sah in das plötzlich ziemlich nahe gekommene Gesicht des 'Spielmanns', wie Montanus ihn immer genannt hatte. Dies erschreckte sie doch ein wenig, aber andererseits freute es sie, ihn so schnell wiederzusehen. Mit einer Hand wischte sie sich erstmal die Träne von der Wange um wieder etwas frischer auszusehen. Sodann trat sie noch ein paar Schritte zurück um den Abstand etwas zu wahren.


    "Du... Ich dachte es wäre jemand anders..", hauchte sie und senkt erst einmal den Blick. Von diesem Schrecken musste sie sich erst einmal erholen.

    "Ich sagte, ich dachte es würde dich interessieren, dass deine Cousine soeben das Haus verlassen hat.", sagte sie noch einmal deutlicher, jedes Wort einzeln betonend und ihn eindringlich musternd.


    Sie schüttelte leicht den Kopf. Hier drin roch es ja wie in einer Brauerei! So verließ sie sein Zimmer dann auch wieder.

    Schließlich kam Narcissa bei den Tempelanlagen an. Sie war ganz außer sich vor Wut und Unglück. Hier würde sie erst einmal etwas Ruhe und Zerstreuung finden. Und wenn ihr danach war, würde sie wieder zurück nach Hause gehen.


    Da würde dann zwar wahrscheinlich die nächste Standpauke auf sie warten, aber das war ihr im Moment erst einmal egal. Jetzt wollte sie über sich und alles was mit ihr zu tun hatte nachdenken. Tränen hatte sie bisher zurückgehalten, doch nun wo sie allein und unbeobachtet war, fand die erste schon ihren Weg über Narcissas Wange.

    Narcissa verließ frustriert und unglücklich das Haus. Nun brauchte sie erst einmal eine Zufluchtsstätte, wo man sie mit Sicherheit nicht gleich stören würde. Außer der Serva wusste ja niemand, dass sie sich so oft in den Tempelanlagen herumtrieb und dorthin sollte ihr Weg sie nun führen.


    Nerva hatte gerade mal nach ihr sehen wollen und auch nach den anderen Bewohnern der Casa. Sie wollte mal schaun, ob es überhaupt noch Interesse an dem Abendessen gab. Im Moment sah es nicht danach aus. Sie sah außerdem nur noch, wie Narcissa das Haus verließ. Na prima... wenn das jetzt eine Trotzreaktion war, dann hatte Montanus vielleicht nicht genug getobt. Nach einigen Momenten in denen sie sprachlos dastand entschied sie sich, das Zimmer Montanus' aufzusuchen.


    So trat sie dann auch einfach ein. "Ich dachte mir, es könnte dich interessieren, dass deine Cousine gerade das Haus verlassen hat.", murmelte sie in ihrem üblichen, monotonen Tonfall.

    So trotzig wie Narcissa in dem Moment aussah, hätte man denken können, dass sie gleich zurück zu ihm zurückgehen und nicht mehr heimkommen würde. Wutschnaubend folgte sie ihm auf den Gang, doch schlug sie von dort aus die andere Richtung ein.


    Sie musste raus hier. Raus aus dem Haus. Sie wollte allein sein und ihren dickköpfigen Cousin nicht mehr wiedersehen.

    "Du kannst mir gar nichts verbieten, Cousin!", sagte sie schließlich etwas trotzig. Sie war doch immerhin alt genug um sich mit jedem zu treffen, den sie für richtig hielt.


    Sie hatte die Nase voll davon, dass Montanus sie wie ein Kind behandelte und auch noch so anredete. Das musste sie sich nicht gefallen lassen! "Du beschuldigst ihn zu Unrecht. Du kennst ihn gar nicht! Wie kannst du es da wagen ihn so zu beschuldigen, obwohl er mir gar nichts getan hat."

    Ihre Worte hatten wohl nicht den gewünschten Effekt, denn Montanus war immernoch um einiges mehr geladen, als sie sich das wünschen würde. Sie senkte fast schuldbewusst den Blick und starrte den Boden an. Ah, ein hübsches Muster war hier gelegt... war ihr das überhaupt jemals aufgefallen? Sie versuchte sich ein ewnig abzulenken.


    Dann fing er jedoch an so zu sprechen, dass man sich eher aufs zuhören einließ. Das tat sie dann auch und irgendwo musste sie eingestehen, dass er auch Recht hatte. Aber er konnte doch auch nicht so verallgemeinernd sprechen. Er kannte diesen besonderen Spielmann doch gar nicht. Der gehörte bestimmt nicht zu denen, über die Montanus gerade herzog. Sie biss sich ein weiteres Mal auf die Unterlippe, als ihr Cousin sie so durchdringend anschaute.


    "Ich glaube nicht, dass er das tun würde, Montanus...", versuchte sie ihn ein wenig zu verteidigen, nicht ahnend, dass dies wahrscheinlich für nur noch mehr Zorn sorgen könnte.

    Sie sah einen Moment lang schockiert drein, als er so schamlos erzählte, was er diesem armen, guten Mann getan hatte. Erst als er sagte, dass er das gleiche mit ihr tat, sah sie wirklich wieder ängstlich aus.


    Als er mit einem Satz aufsprang erschrak Narcissa richtig und presste sich mit dem Rücken gegen die Wand, verfolgte mit beiden Augen, wie er vor ihr auf und ab ging und ihr eine Standpauke hielt. Na endlich. Jetzt musst du das halt durchstehen und dann wird er sich schon wieder beruhigen, dachte sich Narcissa und biss sich leicht auf die Unterlippe.


    "Ich... ich weiß auch nicht... es überkam mich eben. Ich habe nicht darüber nachgedacht. Es tut mir leid, Montanus..", versuchte sie sich schließlich zu rechtfertigen und ihm gleichzeitig den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem sie sich gleich entschuldigte, statt noch Widerworte einzulegen.

    Sie blieb ängstlich am Fenster stehen und lehnte sich an die Wand daneben. Stumm sah sie ihm beim Trinken zu. Schließlich ließ er sich auf ihr Bett sinken. Sie wusste noch immer nicht, was sie sagen sollte, hatte eigentlich gehofft, dieses Donnerwetter stumm und ohne Widerworte über sich ergehen zu lassen.


    An seinem Gesicht konnte sie sehen, dass er dem Mann begegnet war, den sie heute Morgen noch so freudig betrachtet hatte. Was hatte Montanus dem armen Mann nur getan? Ja, langsam wurde Montanus in Narcissas Kopf zu dem bösen Buben. Das war früher nie so gewesen, aber im Moment hatte sie wirklich Angst vor ihm. Dass ihre Brüder vermutlich nicht anders reagiert hätten, will sie in dem Moment ja auch nicht wahrhaben.


    "Und? Was hast du ihm getan?", fragte sie schließlich mit einer Mischung aus Angst, Neugier und Vorwurf.

    Narcissa war irgendwann in ihr Zimmer geflüchtet, da sie nicht gleich da sein wollte, wenn Montanus das Haus betrat. Nerva war jedoch gleich zur Stelle und nickte ihm nur leicht zu, als er den Wein verlangte.


    Sie eilte natürlich zurück in die Küche und schickte dann jemand anderen, der Montanus den Wein bringen sollte. Sie selbst wollte sich jetzt bemühen das Essen warm zu halten, bis irgendjemand kam und danach verlangte... Sie vermutete, dass Fundulus das wäre, da Montanus wahrscheinlich noch eine Weile mit seiner Cousine beschäftigt wäre. Sie war zufrieden darüber, dass er so kaputt und zusammengestaucht und wütend aussah. Wahrscheinlich hatte er diesem dahergelaufenen Kerl die Meinung gesagt und ihn ordentlich zusammengedroschen!


    Narcissa hatte schon von ihrem Fenster beobachtete, wie Montanus heimkam. Er sah nicht sonderlich gut aus, sondern eher als stände er kurz vorm Mord, wenn er einen solchen nicht ohnehin schon begangen hatte. Sie biss sich leicht auf die Unterlippe, als sie unten die Tür knallen hörte und schloss dann kurz schmerzlich die Augen. Die folgenden Minuten würden schlimm werden, dessen war sie sich sicher. Sie konnte hören, wie er unten nach Wein verlangte und schließlich stand er bei ihr im Türrahmen und schaute sie erst einmal nur tonlos an. Bei den Göttern, jetzt würde er sie auch noch umbringen!


    Aber sie wollte nicht anfangen zu reden. Das würde alles nur noch schlimmer machen. Sie würde das jetzt einfach über sich ergehen lassen müssen, dann hätte es sich auch erledigt und sie könnten sich wieder vertragen... hoffentlich. Dann sah sie einen jungen Sklaven, der Montanus den Wein brachte. Der Servus machte dann aber auch schon wieder schnell kehrt, da er schon gehört hatte, in was für einer Stimmung der junge Herr im Moment war.

    Sie wagte gar nicht, ihm noch einmal in die Quere zu kommen. So wütend hatte sie ihren Cousin noch nie gesehen. Und noch nie hatte er ihr so gedroht. Und natürlich hatte sie nun auch Angst um diesen schmucken Spielmann. Der konnte doch am allerwenigsten dafür, dass ihr Cousin meinte ausflippen zu müssen.


    Wenn sie ihm jetzt nachging, dann würde Montanus nur noch wütender werden und sie am Ende noch irgendwo einsperren. Blieb erst einmal nur zu hoffen, dass Montanus den Weg nicht zu ihm fand und so wieder heimkommen musste.


    Seufzend ließ sie sich auf einer der Sitzgelegenheiten nieder und hielt sich links und rechts im Polster fest. Teilnahmslos starrte sie auf den Boden und malte sich schon diese Konfrontation aus...


    Nerva warf noch einen Blick auf Narcissa und ging dann aber auch in die Küche, wo sie hingehörte.

    Nerva schien es nicht sonderlich viel auszumachen, als Montanus sie so durchschüttelte. Eigentlich war seine Wut ihr gerade Recht, denn so würde er Narcissa bestimmt besser vor einer Dummheit bewahren als sie es getan hätte.


    Narcissa selbst sprang aber rechtzeitig auf, als sie diese Frage hörte. Noch bevor die Serva antworten konnte, ergriff sie Montanus sanft an der Schulter. "Sie übertreibt. Du glaubst mir doch wohl mehr als der Serva!" Eindringlich sah sie ihn an, gleichzeitig flehend und dann plötzlich drohend die Serva.


    Diese ließ Montanus keine weitere Zeit zu überlegen, sondern nannte ihm die Ecke, wo sie ihn getroffen hatten.

    Narcissa biss sich auf die Unterlippe und ließ sich dann seufzend irgendwo nieder. Jetzt war es wohl zu spät. Blieb nur zu hoffen, dass Nerva das jetzt etwas beschönigte und nicht gleich jede Einzelheit erzählte...


    Aber auf Nerva war in der Hinsicht wohl kein Verlass. "Ach, so ein dahergelaufener, schmutziger Mann hat sie mit seinem Gesang und seinem Instrument da ganz geblendet. Ein widerlicher Kerl! Tiberius Scato heißt er, der Halunke, der jungen Mädchen den Kopf verdreht!", schnaubte sie und warf erstmal keinen Blick auf Narcissa, die in einiger Entfernung dahockte und ihr einen Blick zuwarf, der fragte, ob das wirklich nötig gewesen war.


    Da hätte Nerva ja gleich sagen können, dass sie einen Steckbrief mit seinem Portrait gesehen hatte und er als Frauenschänder gesucht war. Narcissa legte sich seufzend eine Hand an die Stirn.

    Sie sah jetzt ein wenig hilflos aus, da ihr im Moment keine andere Ausrede mehr einfiel. "Was soll ich schon mit ihm gesprochen oder getan haben, Montanus? Du bist doch albern...", versuchte sie es ein letztes Mal und löste sich dann von ihm, sich selbst ein paar Strähnen aus der Stirn blasend.


    Glücklicherweise kam in dem Moment Nerva wieder zum Vorschein, sodass Narcissa gleich daran dachte, dass sie ja jetzt erst einmal untertauchen könnte, solange die beiden über das Essen sprachen. "Ich habe noch etwas Gemüse da. Ich werde eine Suppe kochen." Einen etwas bösen Blick warf sie Narcissa aber dennoch zu, ehe sie dann wieder in der Küche verschwinden wollte.

    Narcissa hielt natürlich inne, als sie Montanus' Hand auf der Schulter spürte. Sie hätte wissen müssen, dass es nicht so einfach werden würde, ihm so etwas zu verschweigen. So würdevoll es ging drehte sie sich schließlich zu ihm um.


    "Nein, bestohlen hat er uns nicht. Nur die Zeit gestohlen." Sie versuchte ihren Cousin aufmunternd anzulächeln. "Du kennst das doch, wenn einem etwas gefällt und man stehen bleibt und die Zeit vergeht so schnell, dass man es gar nicht bemerkt. Ist dir doch bestimmt auch schon einmal so ergangen, hm?" Sie versuchte es weiterhin mit ihrem besten Lächeln, doch sie war wohl keine besonders gute Lügnerin.


    "Hast du eigentlich zugehört, als ich dir sagte, dass Valentin Duccius Germanicus jetzt mein Patron ist? Er hat mir einen Brief geschrieben. Willst du mal sehen?" Natürlich versuchte sie so noch einmal das Thema zu wechseln.

    Nun war Narcissa ihrerseits ein wenig überrascht. Zumindest tat sie so, da sie mit den Gedanken und dem Gespräch eigentlich bei ihrem Patron bleiben wollte und nicht über diesen Mann sprechen wollte. Nicht mit ihrem Cousin. Andererseits konnte sie ihn aber auch nicht anlügen, von daher sagte sie ihm die Wahrheit... nur eben nicht die ganze.


    "Ach... wir sind auf dem Mercatus gewesen und haben dort einen Mann gesehen, der gesungen hat und ein Instrument spielte. Und ich wollte einfach ein wenig zuhören, weil es mir so gut gefallen hat." Ausweichend ging sie dann an ihm vorbei, da sie ihm nicht so recht ins Gesicht sehen konnte.


    "Ich muss nochmal kurz mit ihr sprechen..", meinte Narcissa dann, da sie der Serva ein Versprechen abnehmen wollte, damit diese nicht auch noch ihren Cousins oder ihren Brüdern davon erzählte. Das sollte erst einmal ihr eigenes, süßes Geheimnis sein.