"Danke" sagte ich leise, und schloß die Hand um das Focale herum. Ja, es gefiel mir, etwas von ihm zu haben, auch wenn es dem ganzen vielleicht zu viel Bedeutung verlieh... oder? Es fiel mir gerade ausgesprochen schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Massas Haar war dicht neben meinem Gesicht, und das erinnerte mich nur zu sehr an die letzte Nacht. Mein Arm lag noch immer um seine Schultern. Er war ein wenig größer als ich. Durch den dicken Wollstoff hindurch spürte ich die Konturen seines Körpers.
"Ja... ungewöhnlich." widerholte ich, mit irgendwie trockener Kehle, und nahm diese Erzählung gleich zum Anlass, mich selbst davon zu überzeugen wie fein das Tuch war. Und wie gut sich der Nacken, den es bedeckte, unter meinen Fingerspitzen anfühlte... wenn ich ihn kraulte... Sehr gut! Vorzüglich. Wie war das mit der Disziplin, Faustus? Und der Treue? Nicht Nachdenken... Das verdirbt bloß den Spaß und macht Kopfschmerzen. Ich bekam schon wieder Lust ihn zu küssen... blickte auf seine Lippen, atmete tief ein... sie bewegten sich, formten Worte... was hatte er nochmal gerade gesagt?
Das Marsopfer. Oh ja, ich lächelte stolz, hocherfreut über das Lob.
"Danke! Ich war ein bisschen nervös. Bei Mars... da weiß ich nie so richtig. Ich hatte mir früher sogar mal überlegt in den Cultus Deorum einzutreten... Aber als Priester der Venus!" vertraute ich Massa flüsternd an und grinste dabei schalkhaft. Das war allerdings zu einer Zeit gewesen, in der ich sehr experimentierfreudig gewesen war, und gemeint hatte, mich unbedingt von meiner Familie absetzen zu müssen.
"Du machst das schon. Da habe ich keinen Zweifel." Hatte ich ehrlich nicht. Massa war tapfer, pflichtbewusst und machte eine gute Figur, er war genau so wie ein Decimer sein sollte.... oder, hm...höchstens ein bisschen zu nachdenklich. "Sag mal, wolltest du eigentlich immer schon Soldat werden?" erkundigte ich mich, neugierig ob ich ihn da richtig eingeschätzt hatte.
Wie zurück?
"Nein, warte" entfuhr es mir beinahe erschrocken. "Lass uns doch... ein Stück zusammen gehen? Im Intervallum. Wenn du magst. Es ist doch dunkel... stockdunkel. Und der Himmel ist so schön. Und ich kann nicht schlafen. Ausserdem... will ich dir auch noch was geben."
Widerstrebend löste ich meine Hände von ihm, und betastete die Amulette, die ich um den Hals hängen hatte – das altgediente Ancilium Amulett, das Serapis-Amulett, dann das Fortuna-Amulett. Es war eine kleine Bronzedarstellung der Göttin, im wallenden Gewand und mit dem Füllhorn im Arm. Sie baumelte an einem Lederband. Ich zog mir das Amulett über den Kopf und drückte es Massa in die Hände.
"Hier, bringt Glück."