Beiträge von Faustus Decimus Serapio

    Eine Nachtwache auf dem Palatin mit allerlei Vorkommnissen lag hinter mir, und müde schlurfte ich in die Casa, wo mich Icarion mit überraschenden Neuigkeiten empfing.
    "Dein Cousin ist abgereist, Serapio, gerade vorhin. Seine Mutter ist krank geworden."
    "Oh." So plötzliche Entschlüsse war ich von Casca nicht gewöhnt.
    "Er hat dir einen Brief hinterlassen."
    Er gab mir das Schreiben, und ich setzte mich damit in einen Scherenstuhl, konzentrierte mich auf die Zeilen und las.
    Casca hatte wohl Bedenken, dass seine Mutter Opfer von Erbschleichern würde, und war darum so überstürzt abgereist. Das Handelshaus Nasir sagte mir nichts, doch Sklavenhändler hatten ja nun nicht unbedingt den besten Leumund. Ich hoffte, dass Casca weise gewählt hatte, wem er sich da anvertraute. Seine Tonstrina – da konnte sich einer meiner Liberti drum kümmern. Ich fand dieses Feld der Betätigung nicht gerade standesgemäß für uns. Das Thema Geldkiste lies mich stutzen – er hatte das Peculium für seine Sklaven also in eine Kiste getan, dann den Schlüssel verloren, und ich sollte die Kiste nun aufbrechen? Ach, Cousin Casca...


    Der folgende Absatz jedoch verblüffte mich vollkommen. Ich dachte zuerst, etwas falsch verstanden zu haben, nach der durchwachten Nacht, und las ihn sorgfältig noch zweites und dann noch ein drittes Mal.
    "Die Verlobung gelöst?!"
    Dabei war er doch noch vor kurzem heftigst verliebt in sie gewesen, hatte mir bei Iuppiters Stein und Iunos Stab geschworen, sie schleunigst zu ehelichen, seine Worte klangen mir noch in den Ohren, als sei es gestern gewesen.
    "Valentina und Casca sind nicht mehr verlobt." sagte ich langsam, verdattert zu Icarion. "Sie ist.... Bona Dea.... sie ist.... ich könnte... nein, sie will mich bestimmt nicht mehr... und dann Iulia... aber ich könnte.... also versuchen... ich meine.... aber sie ist jetzt sicher am Boden zerstört..... arme Valentina, das ist ja wie ein Fluch..."
    Der Fluch der verlassenen Braut.
    "Bona Dea, damit habe ich nicht gerechnet!"


    Icarion war es, der mich davon abhielt, sogleich zur Casa Quintilia zu stürmen, Er sagte, ich sollte erst einmal eine kleine Epistel schicken und mich frischmachen, anstatt Valentina so zu überfallen.
    Also schrieb ich ihr ein paar Zeilen, trug Icarion auf, sie ihr mit einem Blumenstrauß zu überbringen, und begab mich ins balneum...

    Das war doch wirklich großmütig von ihr. Wir setzten unseren Spaziergang durch die Gärten fort, lenkten unsere Schritte schließlich wieder zum kleinen Tempel meines launischen Glücks. Dort lag noch ein leckerer Duft von Gegrilltem in der Luft, doch alles Fleisch war mittlerweile verteilt und alles Blut aufgewischt. So begaben wir uns nach dieser gelungenen Wiedereinweihung mit dem Opfertross auf den Heimweg.

    Das Equus October kündigt sich an:
    Eine herbstliche Kühle hatte sich über die Ewige Stadt gelegt und das Equus October rückte näher.
    Wie jedes Jahr war auf dem Marsfeld eine provisorische Rennbahn von festgestampfter Erde mit Sandbelag errichtet, auf der die wagemutigen Männer der Stadt (und solche, die sich dafür hielten) zu Ehren des Mars ihre Kühnheit und die Schnelligkeit ihrer Zweigespanne miteinander messen würden.
    Das Equus October war ein kultisches Rennen*, bei dem keine professionellen Aurigae, sondern Amateure, junge Bürger und Bewohner der Stadt gegeneinander antraten. Die Factiones mischten aber trotzdem mit, und ließen jedes Jahr Fahrer in ihren Farben antreten.
    Denn ein Sieg war ungemein prestigereich! (Auch wenn er das Handpferd des siegreichen Gespannes kostete, das für Mars sein Leben ließ.) Zudem betrug das Preisgeld traditionell 3000 Sesterzen.
    Auch manche Stadtviertel unterhielten eigens für das Equus October ein Zweigespann, und schickten den Helden des Quartiers damit ins Rennen. Ebenso einige Händler- und Handwerker-Vereinigungen. Unvergessen war der tapfere Bäckergeselle Bacillus Axilla, der einst für die Vereinigung der Bäcker der Via Lata mit dem Schlachtruf "Alles aus dem ganzen Korn!" ins Rennen gegangen war, und bei einer grauenvollen Karambolage sein Leben gelassen hatte.


    Auch dieses Jahr wieder freuten sich die Bewohner der Stadt auf spannende Kopf-an-Kopf-Rennen, sensationelle Unfälle und ein pompöses Opfer für Mars.
    Doch noch viel mehr bewegte die Gemüter, das was danach kam: wenn nämlich der Kampf um den Schweif des geopferten Siegerpferdes entbrannte, und jeder Stadtteil versuchte, sich die kostbare Trophäe zu erkämpfen! Im letzten Jahr hatten die Burschen aus der Subura die Trophäe errungen... würden sie dieses Jahr ihren Titel verteidigen, oder spektakulär vom Sockel gestoßen?!
    Der Tag des Oktoberpferdes würde es zeigen.



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    Sim-Off:

    *Das Equus October findet ab dem 15.10. mit freundlicher Unterstützung des Cultus Deorum in diesem Thread statt. =)
    Es fließt in keinster Weise in irgendwelche Wagenlenker-Rankings ein. Es treten fähige Amateure, keine Profis an. Wer eine ID hat, zu der es passt, dabei mitzumachen, ist herzlich eingeladen sich am Rennen zu beteiligen. Auch NSC-Fahrer sind willkommen. Das Ergebnis werde ich die SL bitten auszuwürfeln. Das Preisgeld fließt auch in der WiSim.
    Der Fokus soll zum einen auf dem Rennen liegen, dann aber auch als allgemeines Spielangebot auf dem darauf folgenden wilden Straßenkampf um den Schweif des geopferten Siegerpferdes. :D

    Das Equus October zu Ehren des Mars rückte näher, und ich nutzte jede freie Minute zum Training. Die enge Verknüpfung meiner Gens mit der Aurata, und der Umstand, dass ich vor vielen Jahren schon mal bei diesem kultischen Rennen für sie angetreten war (und das, bei aller Bescheidenheit mit einem respektablen Ergebnis!), dazu meine Prominenz und wohl auch die Tatsache, dass ich mein eigenes Gespann besaß, kamen mir zu Gute, so dass ich dieses Jahr erneut für die Factio fahren durfte.... obwohl ich ja nun nicht mehr ganz so jung wie dazumal war.
    Auch an diesem Tag nutzte ich die Trainingsbahn der Aurata, fuhr mit meinem Duo kyrenaeischer Renner viele Runden und übte, die Kurven gerade so eng wie möglich zu nehmen, ohne dabei ins Schlingern zu geraten. Mein uralter Mentor, der Factiosklave Geta, der Unverwüstliche, unterwies mich harsch aber kundig.
    Danach begaben wir uns ins Vereinshaus und besprachen ausführlich meine Strategie.
    "Ach übrigens" meinte ich im Anschluß noch, "ich sollte wohl mal regulär in die Factio eintreten."
    "Bist du nicht längst Sodalis?" wunderte sich Geta.
    "Naja, nicht formell." Dadurch dass die Factio erst in Händen meines Onkels Meridius, später in den Händen meines Adoptivvaters Livianus gewesen war, und ich natürlich sowieso treuester Fan war, hatte ich immer irgendwie dazugehört, auch ohne dass mich jemals jemand in eine Liste eingetragen hätte.
    Aber das änderte sich nun. Geta zückte den Stylus, um mich in die Liste der Factiomitglieder einzutragen...

    Diese Cena war das erste und bisher einzige Mal, dass Manius mich ganz offen in sein Haus und seine Kreise eingeladen hatte. Dementsprechend sorgfältig war ich vorbereitet, um ihm nur bloß keine Schande zu machen, trug eine ganz klassische und un-extravagante Toga, war makellos rasiert, nahm die Olivenkerne manierlich mit der Serviette auf und war natürlich auch zum Thema auf dem neusten Stand. Vor einiger Zeit war uns von einem unserer Männer in Bithynien die Hausbibliothek eines als Christianer überführten und schließlich aufgrund seiner Halsstarrigkeit auch hingerichteten Händlers überstellt worden. Die kultischen Schriften waren zwar ungeheuer dröge zu lesen, boten aber einen ganz guten Einblick in die wirren Lehren der Sekte...


    Der Senator Marcius, die Koryphäe des Rechts, fand ebenfalls, dass das Dekret zu vage war. Manius hingegen schien es allgemein als viel zu milde anzusehen. Obwohl ich im Grund geneigt war, ihm da zuzustimmen, und obwohl ich es einfach liebte, seiner wohltönenden Stimme zu lauschen, gerade wenn er in seinem rhetorischen Element war, so wie hier.... so beschlich mich doch ein gewisses Unbehagen bei seiner Vehemenz gegen den Toleranzparagraphen. Denn wenn Manius einen Entschluß gefasst hatte, dann war er – erfahrungsgemäß!!! - gelinde gesagt gerne radikal in der Umsetzung. Und Aurelias pathetischem Treueschwur zufolge würde sie ihn wohl voll unterstützen, wenn er wieder einmal das Kind mit dem Bade ausschüttete.
    Aus diesem Grund schätzte ich den besonnenen Einwurf des Valerius, Roms aufstrebendstem jungen Rhetor, dessen Rede auf der Rostra beim Wettstreit wirklich phänomenal gewesen war, und nickte beifällig dazu. Was mich allerdings einen Augenblick ersthaft grübeln ließ, war die wohlformulierte, doch für mich recht leere Aussage "Delinquenz in einer kultischen Gruppe ergibt sich aus einer Vielzahl von Faktoren und bloße Repression würde nur die Symptome angehen, nicht die Wurzel."


    "Repression – gezielte Repression der Auswüchse – ist meines Erachtens der einzige Weg." widersprach ich ihm auf dieses Stichwort höflich. "Die Wurzeln herauszureißen, das ginge wohl nur, indem wir sie restlos allesamt hinrichten – was nicht machbar ist. Oder..." Ich blickte zu Manius, dem Pontifex pro Magistro, und machte einen kleinen Scherz, um die Atmospäre etwas aufzulockern: "...indem wir sie schlichtweg in den Staatskult integrieren und ihnen damit die Zähne ziehen." Doch schon während ich das sagte, hatte ich den Eindruck, dass Manius das ganz und gar nicht komisch fand.
    Also zu den Fakten.
    "Die Christianer sind in ihrem Ursprung eine jüdische Sekte, so eine Art Erneuerungsbewegung kann man wohl sagen, aber mittlerweile haben sie sich abgespalten. Sie beziehen sich auf einen Wanderpropheten, der in Kaiser Tiberius' Zeit in Iudaea herumzog. Iesus von Nazareth. Er war ein armer Schlucker, behauptete aber er sei der König der Juden, und göttlicher Natur. Sie schreiben ihm die üblichen Wundertaten zu, Kranke heilen, Tote erwecken. Wegen Majestätsbeleidigung und Anstiftung zum Aufruhr wurde er dann hingerichtet, gekreuzigt. Die Christianer glauben, er sei danach von den Toten zurückgekommen. Und sie glauben auch, dass sie selbst durch ihn irgendwie unsterblich werden können... aber nicht in dem Sinne wie viele Mysterienkulte als Wiederkehr der Seele," - unwillkürlich spielten meine Finger mit dem Amulett des Serapis, das ich, zusammen mit meinem Mars-Amulett in Ancile-Form, beständig trug – "... sondern wohl ganz konkret, körperlich, in einer Art Gefilden der Seligen..."
    Ich nahm einen Schluck Wein und erläuterte weiter, was ich über die absurden Lehren wußte.
    "Über die Getreuen dieses Aufrührers hatte sich die Lehre dann verbreitet, aus Iudaea heraus, bis zu uns. Die Christiner leugnen Standesunterschiede, sie behaupten, alle Menschen, ob Sklave ob Kaiser, seien gleich vor ihrem Gott. Damit sprechen sie natürlich besonders die Armen und Unfreien an, die sich dadurch geschmeichelt fühlen. Aber auch Schwarmgeister und Ängstliche, die sich besonders vorm Sterben fürchten, fallen ihren Lehren häufig zum Opfer. Darunter besonders häufig das schwache Geschlecht. So kommt es, dass wir Christianer mittlerweile eben leider durchaus nicht nur in der Unterschicht finden...
    Du fragtest nach der Struktur, Pontifex Valerius. Die ist recht lose. Ihr Kult ist organisiert in Gemeinden, die sich regelmäßig treffen und ihre Riten vollziehen und reisende Prediger empfangen."

    Über die Riten wussten wir leider kaum etwas.
    "Hier in Rom gibt es viele davon. Manche finden sich dafür an irgendwelchen abgelegenen Orten zusammen, andere besser situierte in privaten Haushalten. Sie wählen sich aus ihren Reihen wohl für gewöhnlich einen Ältesten, einen epískopos, der sie führt."
    Ich sah in die Runde, von einem zum anderen.
    "Wie gesagt, die meisten Christianer sind trotz ihrer mehr als fragwürdigen Überzeugungen im Alltag recht anständige Leute. Unter den gewöhnlichen Verbrechern dieser Stadt, Dieben, Fälschern, Raubmördern, findet man interessanterweise kaum Christianer. Das Fatale ist allerdings, das ihre Lehre unsere Götter als nicht verehrungswürdig darstellt, und auch den Kaiserkult ablehnt! So bringt dieses Milieu immer wieder Fanatiker hervor, die sich dann erdreisten, lauthals und lästerlich die Grundfesten unseres Staates in den Schmutz zu ziehen."

    Dankend nahm ich die Schriftrolle aus den Händen des schönen Jünglings entgegen, erwiderte sein Lächeln, und gab mich einen Augenblick lang der Illusion hin, einfach nur ein Mensch unter Menschen zu sein.
    Nein – O dura fata semper et sortem asperam – ich hatte die Zeile gefunden, ich war natürlich: Iason, der heuchlerische Heroe.
    "Oh dieses immer harte Schicksal und dieses bittere Los,
    ob es wütet, ob es uns schont, so oder so ist es schlecht!"
    las ich, aber es klang irgendwie noch nicht echt. Ich hielt inne, sah etwas unsicher zu den Künstlern und räusperte mich.
    "Ähm, ich fange noch mal an."
    Icarion reichte mir seinen Becher, ich trank einen Schluck und begann aufs neue. Ich war Iason, Held und Jammerlappen zugleich.


    "Oh dieses immer harte Schicksal und dieses bittere Los,
    ob es wütet, ob es uns schont, so oder so ist es schlecht!"
    , klagte ich schon besser, blickte auf vom Papyrus, zu dem Sklaven Tiberios, und sah in ihm verkörpert die dunkle Gestalt der Zauberin, wie ich sie im Pompeiustheater auf das Grauenhafteste hatte wüten sehen, und die doch zugleich die einst geliebte Gefährtin und Lebensretterin war.
    Die Tragik weitete meine Brust, die Schönheit der Worte war ein Genuss, ich war Iason der Treulose, verstrickt in den Versuch, mich zu rechtfertigen.


    "So oft ein Gott für uns Gegenmittel gegen die Gefahren bringt,
    ist es nur noch schlimmer:
    wenn ich meiner verdienten Frau meine Treue erweisen gewollt hätte,
    wäre mein Kopf dem Tode geweiht gewesen!
    Wenn ich nicht sterben wollte, musste es mir Armem an Treue fehlen!"


    Das schleuderte ich Medea selbstmitleidig entgegen, fuhr fort sie flehentlich zu bestürmen:


    "Nicht Furcht besiegte die Treue, sondern die angstvolle Zuneigung:
    da ja die Kinder dem Tod der Eltern hätten folgen müssen!
    Heilige Gerechtigkeit, wenn du im Himmel wohnen solltest,
    so ruf ich deine Macht an und schwöre: Die Kinder haben den Vater besiegt.
    Ja sogar Medea hat, obgleich sie ein wildes Herz hat und kein Joch über sich dulden würde,
    sich lieber um die Kinder sorgen wollen als um die Ehe, so meine ich.
    Mein Herz hat beschlossen, sich der Zornigen mit Bitten zu nähern."


    Und mit bittender Geste suchte ich nach den Händen des Tiberios zu greifen.


    "Aber schau, kaum dass sie mich gesehen hat, springt sie auf, tobt,
    trägt ihren Hass vor sich her: auf dem Gesicht trägt sie tiefe Trauer."

    Ein kleiner Aufstand, ein winziger Überfall, das klang ja sehr beschaulich. Aber zu schade, dass Angus kein Streitwagen-Krieger war, es hätte mich unbändig interessiert, welche Techniken diese gewieften Wilden einsetzen, um ihre Wägen geländetauglich zu machen.
    Und wieder bewahrte ich eine mustergültig harmlos-interessierte Miene, als er mir erzählte, was er so machte: 'Personenschutz', obwohl ich mich köstlich amüsierte dabei. "Ah..." sagte ich mit einem leicht beeindruckten Unterton, "es heißt ja immer, da ist eine Menge zu holen."
    Ich nahm noch einen Löffel, und nickte anerkennend. "Interessante Kombination mit den Kapern. Könnte etwas schärfer sein, aber ja, wirklich gut! Weißt du, ich probiere gern mal was neues aus."
    Darauf einen Schluck Barbarengetränk, und noch einen. Die herrliche Freiheit meines incognito machte mich übermütig. Keine Menschenseele würde es stören, wenn ich mich hier einmal zur Abwechslung nach Herzenslust daneben benahm. Mit einem hintersinnigen Lächeln fuhr ich fort:
    "Aber es gibt auch Sachen, da werd ich einfach immer schwach!" Ich kratzte mich auffällig unauffällig mit einem Finger am Kopf und umfing das herrliche Geschöpf vor mir mit einem feurigen Blick. "Zum Beispiel so irre blonde Haare wie du sie hast, Angus." - Gleichzeitig war ich in alarmbereiter Anspannung, mich zu verteidigen, falls er jetzt beschließen würde mir eine reinzuhauen. (Barbaren waren oft so schrecklich prüde.) Ich genoß den Nervenkitzel. - "Wie gesponnenes Gold! Als hättest du die Sonne eingefangen und ihr ein Bündel ihrer Strahlen geraubt."

    "Wenn es dir gelingt, bin ich dein." - Die Verheißung dieser Worte hallte köstlich in mir nach, und ein übermütiges Grinsen lag noch immer auf meinen Lippen, als ich mir den Rückweg durch die dampfverschleierten Gewölbe des Bades suchte, meine Sandalen wieder schnürte, meine Paenula überwarf, meinen Custos wiederfand, und das Fest verließ. Es dämmerte schon, als ich nach Hause kam, und ich war reichlich übernächtigt, am folgenden Tag auf dem Campus beim Drill mit den neuen Torsionsgeschützen. Und auch in den folgenden Tagen war dieses Grinsen stets bereit hervorzubrechen, wenn ich es nicht gestreng unterband, ebenso wie die heißen Erinnerungsblitze an unvergleichliche Bauchmuskeln und den Geschmack seines Mundes, die mich zu den unpassendsten Momenten überfielen...


    Die Nacht, die ich in seligem Rausch verbracht hatte, ließ die Welt des tätigen Alltags im schnöden Tageslicht fahl und farblos erscheinen. Das wurde allerdings besser, nachdem ich eine Nacht im Tempelschlaf unter den Augen des Ewigen Serapis verbracht hatte. Danach jedoch war es, als wäre ein Schleier von meinen Sinnen gezogen, als ob die Begegnung mit dem schönen Marsyas meinen Blick für das Schöne in der Welt neu geschärft hätte. Nein, wirklich, ich war noch nie in meinem Leben so vielen hinreißenden Schönen wie in diesem Sommer begegnet!! Ein goldener Barbar, ein liebreizender Poet, die gestählten Männer meiner Kohorte, ein lebensfrischer Obstverkäufer auf dem Markt, allein sie zu erblicken war schon eine helle Freude. Selbst den Charme meines altvertrauten Icarion wusste ich wieder zu schätzen.
    Nur Manius gegenüber, als er dann aus Baiae zurückkehrte, war ich ein wenig befangen. Natürlich hatten wir uns nie so was albernes und spießiges wie Exklusivität versprochen, doch es war keine Frage, dass er mein Abenteuer nicht gutheißen würde, und eine Fortsetzung noch viel weniger. Darum tat ich das zartfühlendste, was ich nur tun konnte, und sagte ihm kein Wort davon. Ich erwog sogar, auf die Verabredung mit Marsyas zu verzichten.... ja, ich erwog es ernsthaft, und mehrfach... wirklich wahr....


    ...doch der mysteriöse Nachtsatyr hatte mir zu gewaltig den Kopf verdreht und meine Neugier zu sehr angefacht, als dass mir dieser noble Verzicht gelungen wäre.
    Ich sagte mir dann einfach: Wahrscheinlich kommt er sowieso nicht. Und: Selbst wenn er kommt, in Wahrheit ist er sicher nicht mal halb so schön, wie in meiner rauschverklärten Erinnerung. Kein Mensch kann so schön sein. Somit wäre ich dann schnell geheilt von meiner unbotmäßigen Verzückung.
    Diese schlauen Gedanken änderten jedoch nichts daran, dass ich verdammt aufgeregt war, als der bezeichnete Tag dann schließlich näher rückte...

    In voller Montur erwartete ich den zu Vereidigenden und marschierte mit ihm in das Sacellum, salutierte zackig vor den blitzenden Feldzeichen.
    Den Neuen den Eid abzunehmen, das war mir einerseits im Laufe der Jahre zur Routine geworden, und ich hätte meine Ansprache im Schlaf halten können, andererseits war es noch immer ein höchst feierlicher Augenblick. Da es heute nur ein Frischling war, und keine Gruppe, schwang ich keine große Rede, sondern sprach direkt und eindringlich zu ihm.


    "Optio Iulius Labeo, state. Du bist ausgewählt, in der kaiserlichen Garde zu dienen. Wir Prätorianer erhalten Ehren, Privilegien und einen Sold, um den uns die Kameraden bei den Legionen - oder bei der Flotte - nur beneiden können. An uns ist es, uns dessen würdig zu erweisen.
    Der Garde würdig sind nur die Besten der Besten und die Treuesten der Treuen. Von dir, Optio Iulius, wird nichts weniger als Exzellenz erwartet! Alles andere hat in der Garde nichts verloren. Strebe stets danach ein Vorbild zu sein an Kampfeskraft, Disziplin und Loyalität. Schütze den Kaiser und seine Familie..."
    - hier wies ich auf die Imago-Scheiben an unseren Feldzeichen, auf denen sowohl das Konterfei des Imperators als auch das der Augusta (sehr apart dargestellt) als auch das des Caesars zu erkennen war – "...mit deinem Leben.
    Sei wachsam: die Feinde im Inneren unseres Reiches sind weitaus zerstörerischer als die Barbaren an unseren Grenzen. Raffinierter sowieso. Ihre Waffen sind Hochverrat, Lüge und Intrige gegen die segensreiche Herrschaft unseres Kaisers. Verfolge Verrat ohne Gnade. Sei effizient, sei verschwiegen. Du wirst viele Geheimnisse erfahren in deinem Dienst. Bewahre Stillschweigen über die Angelegenheiten der kaiserlichen Familie und der Garde. Und achte die Tradition des Pomeriums: aus Respekt vor seiner Heiligkeit"
    – und weil unser Kaiser eine Menge Wert darauf legte, die ollen Senatoren bei Laune zu halten – "tragen wir unsere Waffen dort verborgen. Außer bei Paraden und Kampfeinsätzen natürlich.
    Wir Prätorianer verkörpern den Exercitus Romanus im Herzen des Reiches. Indem wir den Imperator schützen, koste es was es wolle, schützen wir das Wohl ROMAS und seiner Bürger, auf dass sie ihr Leben in Frieden und Sicherheit führen können."

    Ich machte eine Pause, um meinen Worten Gewicht zu verleihen, bevor ich ihn aufforderte:
    "Optio Iulius, leiste nun den Fahneneid."

    Zitat

    Original von Marcus Octavius Maro
    Ihr guten Leute von Rom, die Prätorianische Garde und die Cohortes Urbanae werden dieses Jahr ab dem 19. Oktober das Armilustrium ausspielen. Dabei handelt es sich um eine Feier zu Ehren des Mars zur rituellen Reinigung der Waffen.
    Es wird allerlei Zeremonie, Pomp and Circumstance geben, der Imperator Augustus persönlich ist als Opferherr eingeladen und niemand, der sich in der Ewigen Stadt befindet, sollte sich dieses wunderbare Event entgehen lassen. :D


    Genau! :)
    Und auch die Vigilen und die Classis-Soldaten (oder Rekruten) sind natürlich herzlich eingeladen, bei der Parade mitzumachen. Auch die Salier, falls es noch welche gibt, und der Cultus deorum sowieso.
    Der Plan sieht grob so aus: https://www.imperium-romanum.i…?postid=924159#post924159
    Drückt uns die Daumen, dass unser aller geliebter Imperator uns mit seiner göttlichen Erscheinung beehren wird! :D

    "Natürlich nicht einem Parther, nein, ich meinte das mehr generell. Barbaren können sehr treu und anhänglich sein. Mein Theseus war Germane, und er war eine Seele von Custos."
    Auch vom ästhetischen Wert eines Gladiators schien Manius nicht überzeugt zu sein. Ich rechnete es ihm ja hoch an, dass er sich die Kämpfe überhaupt mit mir angesehen hatte, aber manchmal, so ganz heimlich, da wünschte ich, er würde nicht so viel von dem was mir Freude machte so deutlich als trivial betrachten...
    … so dachte ich, und war verblüfft und geschmeichelt von dem Enthusiasmus, mit dem er auf die Erwähnung des Equus October reagierte. Jedoch erstarrten meine Züge, als er mich sorglos bei einem Namen nannte, der ganz und gar nicht hierher gehörte. Ich überspielte mein Erschrecken rasch mit freundlicher Miene, um keine weitere Aufmerksamkeit auf den Lapsus zu lenken. Doch unwillkürlich sah ich vor meinem inneren Auge, wie sich in dem weiten Rund des Amphitheaters die Gesichter der Menge, bisher gutgelaunt und festfroh, mit einem Mal auf uns richten und uns skandalheischend anstarren, giftig tuscheln, verächtlich ausspucken würden. So abgeklärt ich auch tat, so sehr ich ob meiner schillernden Vergangenheit auch daran gewöhnt war, Aufmerksamkeit zu erregen – die Furcht vor einer erneuten Verfemung steckte mir doch tief in den Knochen.
    "Welche Farbe? Die einzig wahre natürlich: Gold!" antwortete ich mit falscher Heiterkeit.
    Ich musste mit ihm sprechen, aber nicht hier. Zwei Regeln, nur zwei Regeln mussten wir beherzigen. Primum: Solange keine verschlossene Tür zwischen der Welt und uns ist, sind wir bloß Freunde. Secundum: Nichts Schriftliches.
    "Tja, nach diesem kolossalen Zweikampf kann es wohl nicht mehr besser werden. Wollen wir?"
    So brachen wir auf, und verließen das Flavische Amphietheater, während unten in der Arena der Sand geglättet wurde, um dem nächsten Kämpferpaar die Bühne zu bereiten.

    Geehrt durch die Einladung ruhte ich auf der Kline, aß ein paar exzellente Oliven, und war dabei doch äußerst unglücklich, sobald mein Blick das demonstrative Eheglück im Zentrum dieses Treffens streifte. Also versuchte ich mich ganz und gar auf die Sache zu konzentrieren.
    "Diese Initiative ist überfällig. Du kannst auf mich zählen. Das Decretum ist viel zu vage. Immer wieder kommt es vor, dass wir solche Verbrecher festnehmen und ein milder Richter sie alsbald wieder laufen lässt, weil sie ja nicht "offensiv" missioniert hätten. Das ärgert die Soldaten nicht nur, es... mag auch dazu verleiten, das Gesetz in die eigenen Hände zu nehmen. Wir brauchen eine solide rechtliche Basis, um dieser Brut das Handwerk zu legen, aber auch ein Gesetz das eben unterscheidet zwischen solch gefährlichen Götter- und Kaiserlästerern und den vielen braven Leutchen, die ganz harmlos sind und einfach nur einem versponnenen Glauben anhängen."

    "Tu das. Secundum: Du wirst deinen Dienst in der dritten Kohorte antreten. Das ist meine. Fünfte Centurie, unter Centurio Paeonius Durus. Er wird dafür sorgen, dass deine Ausbildung vervollständigt wird, bis du dem Standard der Garde genügst."
    Ich hatte vollstes Vertrauen, dass Paeonius seinem Optio auch die Classis-Extravaganzen zügig austreiben würde.
    "Tertium: im Magazin wird dir der Custos armorum deine Ausrüstung aushändigen. Quartum: morgen nach dem Frühappell meldest du dich bei mir am Fahnenheiligtum, um deinen Eid zu erneuern."