Beiträge von Faustus Decimus Serapio

    Liebe Mitspieler, liebe neue und alte Spielleiter,


    Ich freue mich, dass ein neues Team angetreten ist, um das IR zu bewahren, und ich habe großen Respekt vor der Arbeit, die ihr, liebes neues SL-Team, damit "ehrenamtlich" auf euch genommen habt.
    Gleichzeitig erscheint es mir auch wichtig, in dem Wandel, der dadurch entsteht, einige sehr gute Dinge an diesem Forum bewusst zu bewahren. Es ist hier mit den Jahren eine überwiegend sehr faire und wertschätzende Spielkultur entstanden, die die Basis für ein gutes Miteinander im Forum ist. Eine der Grundlagen dafür ist eine gute Trennung von Sim-on und Sim-off. Das ist mitunter wirklich nicht so leicht und erfordert viel Übung. ;)


    Ereignisse von außerhalb des Spiels sollen nicht ins Sim-on gezogen werden, Ereignisse innerhalb des Spiels sollen das Sim-off-Miteinander nicht bestimmen.
    Das bedeutet auch: Befugnisse, die eine ID innerhalb des Spiels hat, haben keine Auswirkung darauf, wie viel der Spieler Sim-off zu sagen hat. Wenn ein Spieler einer Senatoren-ID und ein Spieler eines Sklaven-ID Sim-off miteinander diskutieren haben beide gleichviel zu sagen, klar. ;)
    Es bedeutet darüber hinaus aber auch:
    Befugnisse, die man im Sim-off-Bereich hat, z.B. eine Rolle als SL oder Moderator, sollen keine Auswirkung darauf haben, wie viel die persönliche ID Sim-on zu sagen hat.


    Dies strikt zu trennen ist notwendig, damit nicht die Gestaltungsmacht, die die SL Sim-off natürlich hat und haben soll, ins Sim-on herübersickert und deren IDs so hervorhebt, dass "normale" Spieler-IDs dagegen ins Abseits geraten. Das passiert sonst leider schnell (und auch ohne böse Absicht!!!), und sorgt für viel Unmut und frustrierte Ausstiege. Ich habe in anderen Rollenspiel-Settings erlebt, wie zerstörerisch das sein kann, aus diesem Grund bin ich dafür sensibilisiert und möchte das Thema gerne hier konstruktiv und freundlich zur Diskussion bringen.


    Anlass dafür ist der Umstand, dass Aurelius Tigellinus, eine neue ID eines Mitglieds der SL, nach insgesamt acht Beiträgen auf einmal zum Privatsekretär des Kaisers und dessen Klient wurde. Das ist natürlich eine deutliche Vermischung vom Sim-on und Sim-off.
    Ich hoffe, dass das jetzt nicht verkehrt rüberkommt, ich möchte niemanden anprangern und bin echt froh, dass sich jemand gefunden hat, um das Forum fortzuführen, was ja riesig viel Arbeit ist ;)
    Ich kann auch verstehen, dass ihr, liebe neue SL, um den Kaiser wieder aktiver darzustellen, ihm einen Assistenten an die Seite gestellt habt.
    Aber ist es wirklich notwendig, dafür ein so zentrales Prinzip des Spiels wie die Sim-on-Sim-off-Trennung so deutlich zu verletzen? Gerade nachdem Flamma vor kurzem für einen fraglichen Regelbruch so hart angegangen wurde, fällt es mir besonders auf.


    Die vorherige SL war bei diesem Thema (nachdem sich das über lange Jahre entwickelt hat, natürlich) sehr reflektiert, hat solche Funktions-IDs wie jetzt den kaiserlichen Privatsekretär, wenn sie dargestellt wurden, als NSCs dargestellt. (Eine andere faire Möglichkeit wäre auch auch die Einführung des Konzepts von GSCs die ich hier vorgeschlagen habe.)
    Die vorherige SL hat auch sehr gut darauf geachtet, bei der Besetzung von Sim-on Posten oder Vergabe von Sim-on-Auszeichnungen die IDs "normaler" Spieler und die IDs von Mitgliedern der SL gleichberechtigt zu behandeln.


    Es ist normal, dass man in einer neuen Führungsrolle, und das ist der SL-Job abseits der technischen Seite ja nunmal, anfangs wenig Erfahrung und vielleicht auch noch nicht das Gespür für die kritischen Punkte hat.
    Darum erlaube ich mir hier, darauf hinzuweisen, weil mir der Punkt der Sim-on-Sim-off-Trennung eben wie gesagt sehr wichtig ist und ich die Erfahrung gemacht, habe, dass er unabdingbar ist für eine entspannte Spielkultur, bei der alle ihren Spaß haben können. Und das ist doch die Hauptsache. :)


    Ich persönlich würde euch bitten, bei dem Punkt wirklich den Rat langjähriger Spieler und der vorherigen SL einzuholen, es bei euch im Team zu diskutieren, eine gemeinsame Haltung dazu zu entwickeln und diese dann auch an die Spielerschaft zu kommunizieren. ;)


    Vielleicht wäre auch so etwas wie ein SL-Leitfaden hilfreich? (Falls die vorherige SL jetzt noch den Nerv hat, da etwas zu verfassen.)


    Liebe neue und alte Mitspieler, liebe neue und alte Spielleiter, was meint ihr dazu? :)


    Peace!
    Serapio

    [Blockierte Grafik: http://fs5.directupload.net/images/151204/wbrzt324.jpg| Decimianus Icarion


    Der darauffolgende Tag erfreute einmal mehr mit milder spätsommerlicher Wärme. Ein goldgrünes Licht drang durch die Laubenumrankung von Geißblatt und Jasmin, Bienen summten um die üppigen Lavendelbüsche, und Wasserläufer huschten über die Oberfläche des Teiches, der still und verwunschen neben der Dianalaube lag.
    Die Statue der Diana war ebenfalls etwas eingewachsen. Der Gärtner hatte die Zweige so zurechtgeschnitten, dass das Grün wie ein Schleier über den Schultern der jungfräulichen Mondgöttin lag. Icarion trat vor sie. Er hatte drei weiße Sommerastern gepflückt, die er nun in die Schale zu ihren Füßen legte.
    "Gewähre uns gutes Gelingen, Herrin, die du vom Berg kommst. Mögen Vers und Gesang dich erfreuen." Etwas leiser erbat er sich: "Lass es nur nicht zu gut gelingen."


    Darauf rückte er ein hispanisches Mosaiktischchen an die Steinbänke, zudem eine Fußbank, rollte die Schriftrolle mit der Medea des Seneca auf und eine weitere mit griechischer Notation zu den Chorliedern, beschwerte sie beide mit weißen Kieseln. Einen Krug mit verdünnten Wein und zwei Becher stellte er zurecht, dazu einen kleinen irdenen Honigtopf. Den Ianitor Ephialtes und die 'Laufburschin' Iphigenie hatte er instruiert, den erwarteten Besucher direkt zu ihm zu führen.
    Bis dahin stimmte er zuerst einmal seine Kithara. Dann nahm er einen Löffel Honig, ließ diesen hochkonzentriert auf der Zunge zergehen und machte einige Stimmübungen. Zuletzt griff er in die Saiten, begann ein Stück aus dem zweiten Chorlied zu spielen und sang dazu mit klangvoller Stimme:
    "Audax nimium qui freta primus
    rate tam fragili perfida rupit..."


    "~Zu kühn zerbrach er als erster den trügerischen Meeresspiegel
    auf einem so zerbrechlichen Schiff
    und während er sein Land hinter sich sah,
    vertraute er sein Herz den sanften Winden an,
    und durchschnitt auf unsicherem Kurs die See
    und konnte sich dem dünnen Holz anvertrauen
    auf schmalem Pfad an der Grenze
    zwischen Leben und Tod.


    Noch kannte niemand die Sterne
    und Gestirne, auf welche der Himmel gezeichnet ist,
    es gab keine Verwendung dafür, und das Schiff konnte
    noch nicht dem Regen unter dem Hyadensternbild ausweichen,
    nicht den Sternen der olenischen Ziege,
    und der träge Sterntreiber konnte nicht den attischen Wagen meiden,
    welchen der alte Mann steuert und lenkt,
    und Nord- und Südwind hatten
    noch keine Namen."



    [Blockierte Grafik: http://fs5.directupload.net/images/151204/wbrzt324.jpg| Decimianus Icarion

    Decimianus Styrkar| [Blockierte Grafik: http://fs5.directupload.net/images/151204/k49wvkws.jpg]


    "Sehr schön, bis morgen also." Icarion lächelte nichtssagend freundlich. "Vale bene Tiberios!"


    Die beiden Liberti machten sich auf den Heimweg.
    "Das war er, das Talent mit dem du auftreten sollst?" fragte Styrkar, als sie um die nächste Ecke gebogen waren.
    "Hmhm."
    "Hahaha!" Styrkar lachte, heiter und ein wenig dreckig. "Jetzt verstehe ich."
    Icarions Blick lag konzentriert auf dem Weg vor ihnen, seine Lippen waren recht schmal geworden und er machte keine Anstalten mitzulachen.
    "Machst du dir etwa Sorgen?" fragte Styrkar, noch immer erheitert, klopfte Icarion gutmütig auf die Schultern. "He, denk mal nicht soviel, dein Platz ist doch felsenfest sicher. Nach allem." Eine kreisende Handbewegung umfasste: sehr viel.
    "Zu sicher sollte man sich nie sein." murmelte Icarion bedrückt, dann rückte er wiederum den Gurt des Kitharakastens zurecht, straffte sich und wechselte gekonnt zu einen Thema, bei dem er sich erfahrungsgemäß auf Zuhören beschränken konnte. "Aber sag, wie war es denn eigentlich bei den Ludi?"
    "Ganz große Klasse! Da hast du echt was verpasst! Also, zuerst kämpften sie zu Pferde. Dann warf Priscus seinen Speer, aber Flamma..."
    Unter der Schilderung des Kampfes der Giganten gingen die beiden nach Hause.




    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    "Mö'htest du dich etwa doch noch einmal der Politik zuwenden?"
    fragte Gracchus beinahe ein wenig erfreut, da er sich kaum einen plausiblen Grund konnte vorstellen, sich einen Gladiator anzuschaffen, außer eben mit jenem Spiele zur Wahlwerbung auszurichten. Da Minor noch immer auf dem Land weilte statt seiner politischen Pflichten nachzukommen, wäre es Gracchus durchaus gefällig, sich in der politischen Unterstützung seines Geliebten zu engagieren.
    "In diesem Falle würde ich dir jedoch eher zu Wagenrennen raten. Während du für Gladiatoren zumeist selbst voll aufkommen musst, so sind die Rennställe ganz be..gierig darauf, an Rennen teilzunehmen."


    Ja, wenn ich alt und grau bin und so klapprig, dass ich mein Gladius nicht mehr heben kann dachte ich, während ich liebenswürdig antwortete: "Im Moment nicht. Ich werde deinen kostbaren Rat aber aufheben, und an den nächsten meiner aufstrebenden jungen Verwandten weitergeben. Nein, ein Gladiator kann ein vortrefflicher Leibwächter sein, wenn er einmal das effekthascherische abgelegt hat. Du kannst ihn deine Custodes trainieren lassen, und ihn in der Arena auch einfach so für den Ruhm deiner Gens antreten lassen. Und... nun ja, es ist doch einfach etwas schönes, schöne Dinge um sich zu haben. -" Nachdenklich rieb ich mir das Kinn. "Ob Flamma wohl zu verkaufen wäre... Aber ach, da müsste ich wohl mein Haus für verpfänden. Gerade nach diesem erneuten Sieg. Nein, ich sollte wohl eher nach unentdeckten jungen Talenten Ausschau halten, die noch erschwinglich waren.
    "A propos Wagenrennen, habe ich dir übrigens schon erzählt, dass ich dieses Jahr wieder beim Equus October mitfahren werde?"


    Zitat

    Original von Flamma


    Gebannt sah ich in die Arena, wo Priscus reglos verharrte, während das Urteil gefällt wurde, eine mustergültige Todesverachtung an den Tag legend.
    "Sieh nur, Manius, wie er dem Tod ins Auge sieht. Keine Miene verzieht er dabei. Das ist Mut."
    Ich wusste, leider aus eigener Erfahrung, dass ich in einer solchen Lage keine solch stoische Standhaftigkeit aufbringen konnte. Oder wäre es mittlerweile anders? Das wusste ich nicht, hoffte es nie herauszufinden, fühlte mich beschämt durch den Todesmut dieses Sklaven, und bewunderte ihn zugleich.
    Sein Leben wurde ihm geschenkt, und unter großem Jubel zogen die Kämpfer ab.
    "Und Flamma hat doch geblutet." stellte ich fest.
    "Das waren nur Spritzer vom Blut seines Gegners." behauptete da Styrkar mit unerschütterlicher Überzeugung.

    Irritiert blinzelte ich, als er mir seinen Becher vor die Nase hielt.
    Primum: Cervisia trank ich nie, oder so gut wie nie. Einmal hatte mein Freund Sparsus, der sich ins wilde Germanien hatte versetzen lassen, keine Kosten und Mühen gescheut, um uns ein Fässchen nach Mantua zu senden, das hatte ich mit den Kameraden gemeinsam ausgetrunken, und es war ganz in Ordnung gewesen, aber als zivilisierter Mensch war ich eben nun mal Weintrinker.
    Secundum: Mit einem Sklaven aus einem Becher trinken?
    Jetzt nur nicht aus der Rolle fallen! Schlechter als die Plörre in meinem Becher, die sie hier als Wein bezeichneten, konnte das Barbarengetränk auch nicht sein. Und der Sklave war zwar ein Sklave, aber dafür ein ungemein attraktiver.
    "Gern."
    Ich nahm einen Schluck, und wischte mir den Schaum vom Mund.
    Gewöhnungsbedürftig, aber "...gar nicht übel." Der Eintopf, der ihm vorgesetzt wurde, der duftete wunderbar. "Ich sehe, du bist öfter hier und weißt was gut ist!" stellte ich grinsend fest, winkte kurzentschlossen der Bedienung, die sich schon wieder abwenden wollte.
    "Frau Wirtin!" bestellte ich, auf Cervisia und Eintopf deutend, mich todesmutig ins kulinarische Abenteuer stürzend, "Für mich bitte das gleiche!"
    Ja, das war einer der Zauber unserer ewigen Stadt, dass man nicht tausend Meilen reisen, sondern oft nur um eine Ecke gehen musste, um mit einem Mal an solch exotischen Orten wie hier zu landen. Oft genug wünschte ich mir, den festgefügten Formen meiner bürgerlichen Existenz zu entrinnen – nun genoss ich das kleine Abenteuer, das sich hier so unversehens aufgetan hatte.
    "Von was für einem Stamm bist du denn, Angus? Und kennst du dich zufällig mit Frettchen aus? Hast du eine ungefähre Ahnung, wie alt sie eigentlich werden?"

    Donnerwetter. Schon hing sie an mir, bitterlich schluchzend. Wenn das jemand sah! Wir waren doch noch gar nicht verlobt! Am Ende hieß es noch, ich würde die Extremsituation ausnutzen, um mich an unschuldige jungen Mädchen heranzumachen! Peinlich berührt wandte ich den Kopf einmal nach rechts und einmal nach links. Wo zum Hades war ihre Anstandsdame?
    Trotzdem ließ mich ihr Kummer nicht kalt. Ein so unschuldiges liebes Mädchen, konfrontiert mit einer solchen Grausamkeit, musste am Boden zerstört sein. Begütigend legte ich die Arme um sie, ließ sie weinen, strich ihr väterlich über den Rücken.
    "Ein entsetzliches Verbrechen. Es tut mir so leid für dich und deine Gens. Aber natürlich meine Liebe, ich bleibe, hab keine Angst, ich passe auf dich auf. Ich habe auch ein paar wackere Burschen mitgebracht. Wir werden euer Domus heute Nacht bewachen, damit du dich nicht fürchten musst."

    [Blockierte Grafik: http://fs5.directupload.net/images/151204/wbrzt324.jpg| Decimianus Icarion


    Decimianus Styrkar| [Blockierte Grafik: http://fs5.directupload.net/images/151204/k49wvkws.jpg]


    "Salve Tiberios." grüßte Icarion lächelnd, mit einem höflichen Kopfnicken.
    Styrkar hingegen grinste, höchst angetan davon, ein Dominus genannt zu werden.
    "Ja, es geht um die Medea. Dies ist mein Mit-Libertus Decimianus Styrkar, der Leibwächter ist. - Bitte entschuldige, dass wir ungelegen kommen." Offensichtlich war Tiberios am Arbeiten gewesen. "Ich schlage vor, wir treffen uns morgen. Würde dir das passen? Zur hora nona? Wir können in der Casa Decima proben."
    Icarion zog eine Schriftrolle in schlichter Umhüllung hervor und reichte sie Tiberios.
    "Hier ist schon einmal eine Abschrift für dich, damit wir die gleiche Version haben."




    Im Gefolge des Dionysos sah ich uns von Fels zu Fels springen, leichtfüßig dem höchsten Berggipfel entgegen, umtost vom Trommelschlag unserer Herzen, oder war es der Größte der Götter, der sein Tympanon zum Tanz schlug, bespannt mit dem Fell der Himmelsziege, während sich ein rasender Zug blutbefleckter Mänaden wie ein Schlangenmeer um seine Knie wand... Im Sinnentaumel war ich eins mit Marsyas, jede Bewegung unserer Leiber durchbrandete uns beide, ich legte mir keine Zügel an, gab ihm und nahm mir alles, und frohlockte ob der lustvollen Laute die über seine Lippen kamen. Seine Ekstase gab mir den Rest, und sein Schrei widerhallte noch in dem Gewölbe, als ich selbst mich verströmte, ein letztes Aufkeuchen an seinem heißen Nacken erstickend. Ein letzter Moment des Eins-Seins, ich hielt mich an ihm fest, meine Knie waren weich, und ich wollte nicht lassen von der Seligkeit, die er war, das Auf und Ab seiner Brust, die letzten Beben die durch uns hindurchliefen in köstlicher Hitze.


    "Götter und Göttinnen, diese Nacht!..." flüsterte ich ihm ins Ohr, als ich wieder einen Atemzug und einen halbklaren Gedanken fassen konnte. Ich borgte mir einen Vers des Petronius, denn meine eigenen Worte versagten angesichts der überwältigenden Freude, die noch in mir pulste.
    "Wie Rosen war …" Lächelnd wandelte ich ein wenig ab: "...das Bad. Da hingen wir
    Zusammen im Feuer und wollten in Wonne zerrinnen!
    Und aus den Lippen flossen dort und hier,
    Vereinend sich, unsre Seelen in unsre Seelen! -
    Tagessorgen, fahrt dahin! So begann ich zu vergehen..."


    Nur widerstrebend löste ich mich von ihm, fuhr ein letztes Mal zärtlich mit den Lippen die Linie seiner Schulter entlang... die im Übrigen keineswegs so makellos war, wie ich in meiner Begeisterung zuerst gedacht hatte, mitnichten, war sie doch von einem feinen Netz von Narben überzogen.
    Träge setzte ich mich auf den Rand des kleinen Bassins, strich mir die Haare aus der verschwitzten Stirn. Für gewöhnlich ging es mir bei solchen Begegnungen so, dass der Zauber zerbrach, sobald die Lust gestillt war, doch heute... war das sehr anders.
    Ich ließ mich, nackt wie ich war bis auf die Armreifen, ins warme Wasser gleiten und seufzte wohlig. Ein versonnenes Lächeln hatte sich hartnäckig in mein Gesicht geheftet, als ich ihn ansah, und ich machte eine kleine einladende Geste... falls er auch noch Lust auf ein Bad hatte.
    Ein erster Hauch von Melancholie lag in der Luft, denn unsere Nacht ging dem Ende zu, aber ich wollte sie auskosten solange es noch ging.
    Wobei...


    Und wenn ich ihn nach einem Wiedersehen frage?

    Jeder weiß, dass der Zauber solcher Nächte in der Einzigartigkeit liegt.


    Es war so herrlich. Er ist besonders.

    Nach dem ersten Mal gleich anhänglich zu werden, das ist aber nicht deine Art.


    Na und?

    Du spielst mit dem Feuer.


    Ich bin es so dermaßen satt, immerzu vorsichtig zu sein!

    Und was ist mit Manius?


    Was soll sein? Manius vergnügt sich in Baiae.

    Willst du wirklich vom sorglosen Satyren zum bedürftigen Menschen abstürzen? Was wenn er dich auslacht?


    Ich schwieg.

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus et Flamma


    Während des Kampfes setzte ich, mit Styrkars kundiger Unterstützung, Manius natürlich über alle Einzelheiten von Priscus' beeindruckender Laufbahn in Kenntnis, doch mehr und mehr hatte ich den Eindruck dass er mir gar nicht mehr richtig zuhörte...
    Der Kampf war atemberaubend, als würden Titanen miteinander ringen, und mehrfach, bei einer besonders flinken Finte, einer besonders tückischen Riposte, hielt es mich vor Begeisterung nicht auf meinem Sitz. Doch zuletzt brachte der Parther meinen Favoriten zu Fall.
    "Neeeein..." seufzte ich. "Verdammt ist der gut."
    Das Publikum war nach diesem grandiosen Kampf ungeheuer versöhnlich gestimmt. Sogar Manius nahm Anteil! Auch ich stimmte für des tapferen Priscus Weiterleben.
    "Mitte!" rief ich. (~Lass ihn gehen). :dafuer:
    Und wieder zu Manius, nachdenklich: "Ich habe Lust, mir wieder einen Gladiator anzuschaffen... Erinnerst du dich noch an Lupus und Theseus? Ich habe sie damals im Ludus Dacicus ausbilden lassen. Sie gaben Anlass zu den kühnsten Hoffnungen, alle beide! Aber sie sind dann in Vicetia gefallen. Sonst wären sie jetzt vielleicht..." Ich wies in die Arena. "...an deren Stelle."

    Meine Gedanken dazu:


    - Ich bin für mehr Selbstermächtigung der Spieler, und plädiere ebenfalls dafür, das Prinzip "höherrangige Figuren sollen nicht als NSC gespielt werden" abzuschaffen. Es ist ein Relikt aus der Zeit als das IR überwiegend Micronation war. Die Freigabe löst Blockaden wo sonst fehlende Vorgesetzte das Spiel hemmen. Das das nicht dafür ausgenutzt werden sollte, die eigene ID übertrieben zu hypen, ist, glaube (oder hoffe^^) ich, selbstverständlich.


    - Am Prinzip "Karriere nur durch Hochspielen" würde ich festhalten, ich glaube es ist einer der Gründe, die das IR so reizvoll machen. Der Weg ist das Ziel... der Mix von Rollenspiel und Micronation-Aspekt... etc.


    - Die High Society von Rom zu bespielen ist ja kein Selbstzweck. Weniger hochrangige Settings können ebenso interessant sein. Schwierig wird es, wie Scato sagt, wenn durch die Lücken Spielanreize und Anlaufstellen fehlen. Ich würde, wenn, dann einige hochrangige Figuren mit dem klaren Fokus das Spiel anzuregen, kreieren, und zwar als "GSCs", als gecastete Spielercharaktere. Das heißt, die SL macht einige Vorgaben für die Figur, vergibt sie dann an Spieler, die Lust darauf haben. Der-/Diejenige, der sie übernimmt hat dann Freiraum sie weiter auszugestalten und frei zu agieren. Die SL kann zwischendurch Impulse geben, um z.B. mit dem GSC einen Plot für die Spieler anzuregen.
    Wenn der Spieler den GSC nicht mehr aktiv spielt, kann und soll die Figur an einen anderen Spieler weitergegeben werden.
    Auf die Weise könnte man z.B. aktuell einen GSC-Senator als Praefectus Urbi (und potentiellen Patron, und potentiellen Mentor für Politikeinsteiger ect.) erschaffen, seine GSC-Gattin als diejenige, die ihm seine Reden schreibt, einen GSC-Eques als Procurator am Kaiserhof, seine GSC-Gattin als Priesterin und Gesellschaftslöwin, einen GSC-Praefectus für die Ala in Germanien usw...
    (Hochgespielte SCs sollten dabei grundsätzlich gegenüber GSCs Vorrang bei der Postenvergabe habe, also wenn sich dann z.B. ein potentieller aktiver SC-Praefectus Urbi findet sollte der GSC sich anderen Aufgaben zuwenden.)


    - Den Kaiser und die Kaiserin als NSCs im Spiel wieder mehr wahrzunehmen fände ich auch schön. (Und würde mein ganz persönliches Spiel als Prätorianer bereichern.) Ich möchte aber zu bedenken geben: es kann auch richtig viel Arbeit sein, den Kaiser/die kaiserliche Familie auf die Dauer zu schreiben, besonders wenn dann alle zur Audienz kommen wollen.

    [Blockierte Grafik: http://fs5.directupload.net/images/151204/wbrzt324.jpg|Decimianus Icarion


    Decimianus Styrkar| [Blockierte Grafik: http://fs5.directupload.net/images/151204/k49wvkws.jpg]


    Icarion und Styrkar waren auf dem Weg zur Casa Furia. Über Icarions Rücken hing ein Kitharakasten. Sie unterhielten sich im Gehen, dabei behielt Styrkar stets wachsam die Umgebung im Auge.
    "Und worum geht es in dem Stück?" wollte der blonde Recke wissen.
    "Eine Zauberin ermordet ihre eigenen Kinder, als ihr Gatte ihr untreu wird."
    "Pfui! Und dann, wird sie überführt und hingerichtet?"
    "Nein, dann fährt sie mit einem Drachenwagen in den Himmel."
    "Sie kommt straflos davon?"
    "Ihre Untat ist ihr selbst die schlimmste Strafe, nehme ich an."
    "Aber warum hört man sich sowas denn überhaupt an? Freiwillig meine ich. Da kommt einem doch die Galle hoch!"
    Kurz schwankte Icarion zwischen der langen und der kurzen Erklärung. Dann nahm er die kurze.
    "Der Patron möchte es so."


    Sie hatten das Haus erreicht. Icarion rückte den Gurt des Instrumentenkastens zurecht und klopfte an.



    <<


    Es war schon dunkel, und die Straßen wie ausgestorben, als ich mit meinem Trupp "Laternenträger" das Domus der Iulier erreichte. Um niemanden zu erschrecken ließ ich Sklaven, Libertus und Hund mit etwas Abstand warten. Nach einigem Hin und Her wurde ich in das Unglückshaus eingelassen, und von Iulia im Atrium empfangen.
    "Iulia Graecina, salve." Ich trat auf sie zu. Das arme Mädchen!
    "Mein tiefes Beileid. Du musst untröstlich sein."
    Was konnte man in einer solchen Situation schon sagen, egal was, es klang alles abgedroschen. Etwas hilflos, und unangenehm dessen bewusst, dass ich womöglich noch nach Pferd roch, griff ich nach ihren Händen, um diese, wenn sie es zuließ, warm in die meinen zu nehmen.
    "Bitte entschuldige, dass ich nun erst komme, und, ähm, so informell, ich war unterwegs und habe deine Nachricht eben erst bekommen. - Wenn du erlaubst möchte ich dir gerne beistehen."

    Nachdem ich mir den Brief abgerungen hatte, zog es mich hinaus. Damon spannte meine kyrenaeischen Fuchsstuten an, und ich verbrachte den Rest des freien Tages mit einer herrlichen Bigatour. Die Sonne tauchte alles in goldenes Spätsommerlicht, meine Rösser liefen schnell wie der Wind, und wenn ich nur noch ein bisschen weiter gefahren wäre, wäre ich in den Albaner Bergen angekommen.


    Von der Sonne durchglüht und vom Fahrtwind durchpustet kehrte ich erst am Abend nach Hause zurück. Dort erzählte mir das Personal aufgeregt, es habe am hellichten Tag am Esquilin einen Mord gegeben. Ich dachte mir erst nicht viel dabei und rief Icarion, um mir Bericht über seine heutige Mission erstatten zu lassen. Er habe alles nur an der Schwelle abgeben können, meinte er, es sei aber bereits ein Antwortbrief gekommen.
    Mit klopfendem Herzen nahm ich das Schreiben, dazu einen Pistazienkringel, und verzog mich in mein Officium. Nervös stopfte ich mir das Gebäck in den Mund, brach das Siegel und las kauend die gestochen feine Schrift... der Brief war aber von Iulia, nicht von Iulius.
    "Bona Dea!"
    Ihre Verwandten waren es, die man ermordet hatte? Iulius Caesonius, dem ich heute erst geschrieben hatte? Und eine weibliche Verwandte dazu, wie infam. Die arme kleine Graecina. Und trotzdem hatte sie noch daran gedacht, sich für die Blumen zu bedanken... nein, erkannte ich, das arme Mädchen bat hier dezent um Hilfe. Ihr Vormund war ermordet worden, Licinus weit fort auf Inspektionsreise, Dives in Bovillae. Es war meine Pflicht, ihr beizustehen.


    Also wischte ich mir die Krümel ab und trommelte meine Custodes und Aushilfscustodes zusammen, für den Fall dass das Mordgesindel noch unterwegs war. Wie schmerzlich vermisste ich wieder einmal Akadios und Pelias, doch die waren noch immer nicht von der Sklavenjagd zurückgekommen. Meine nach Pferd riechende Tunika zog ich mir über den Kopf, warf sie in die Ecke, schlüpfte rasch in eine andere und gürtete Gladius und Pugio. Ich verteilte die wehrhaften Sklaven, die eine Hälfte unter Ephialtes zum Schutz unserer Casa, die anderen, und ausserdem Styrkar, kamen mit mit mir, bewaffnet mit harten Holzstäben, die meiner Meinung nach gerade noch als pomeriumstauglich durchgingen. Dass sie einen Eisenkern hatten sah man ihnen ja nicht an. Außerdem hatten meine Männer zur Tarnung Laternen an die Stäbe gehängt. Niemand sollte mir nachsagen können, ich würde das Pomerium nicht achten, nicht unter Imperator Aquilius! Natakamani hatte außerdem unseren größten Molosser, den einohrigen, dabei.


    >>

    Noch im Küssen, im berauschendsten Küssen, zuckten meine Schultern vor verhaltenem Lachen ob seiner gewandten Schmeichelei, mit der er sogar mein Zaudern auf das Charmanteste entschuldigt hatte. (Vielleicht war Marsyas ja gar kein Athlet sondern ein Dichter, auf Lobeshymnen spezialisiert. Oder beides, die Griechen waren oft so begabt!) Auch das sich-mich-aneignende in seinen Worten gefiel mir wohl... Endlich fiel sein Gewand, und stürmisch zog er auch an dem meinen, ich wollte die Fibel an der Schulter lösen, doch schon machte es Ratsch und alles glitt zu Boden, es war einfach herrlich. Verzückt von seiner Leidenschaft griff ich fest zu, und knete wollüstig die perfekten Hinterbacken.
    "Sei vorsichtig was du dir wünscht!" flüsterte ich neckend in die Hitze seines Atems, grub noch einmal spielerisch leicht die Zähne in die weiche Wölbung seiner Unterlippe. "Bist du dir sicher, ja? Ganz, ja? Gut, du sollst mich haben..."


    Einen Schritt zurück tat ich, schwer atmend, bewunderte ihn in seiner ganzen satyrischen Pracht, ihm seinerseits die meine zeigend. Er war makellos, doch ich schämte mich vor ihm nicht meiner Narben. Aus dem Kleiderknäuel fischte ich das Tongefäß, entkorkte es und ließ ein Rinnsal in meine Handfläche fließen. Das Öl glänzte im Flämmchenschein und verströmte einen leichten Duft, irgendwie nussig. Marsyas unverwandt betrachtend, verstrich ich das Öl liebevoll auf meinem Phallus, benetzte erneut meine Hände damit und trat wiederum dicht an ihn heran, legte die warmgeriebenen Hände auf seine Lenden. Darauf ließ ich besitzergreifend eine nach vorne und eine nach hinten wandern, verrieb kosend das Öl, und seufzte hingerissen, berauscht von der schwellenden Härte und der köstlichen Hingabe unter meinen Fingern. Marsyas war das Gegenteil von fragil, hier musste ich mich nicht zurückhalten! Ihn ungestüm von hinten umschlingend drängte ich ihn gegen die Statue, kostete den heißen Augenblick aus, in dem unserer beider ölbenetzte Körper in gieriger Erwartung zueinander drängten, dann nahm ich ihn, im Stehen gegen den Sockel des Tritons gepresst. Der Rhythmus unserer Körper, der Einklang kraftvoller Stöße und keuchenden Atems, das Rauschen des Wassers, und auf meiner Zunge der salzige Geschmack seines Nackens... alles verschmolz in Eines, so wie wir, als wir unseren Satyrentanz unter dem Thyrsosstab tanzten, uns immer höher hinaufschwangen ins Reich seliger Ekstase.

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus


    "Manius, salve!" Ich hatte schon gedacht, er würde nicht mehr kommen... auch da ich wusste, dass blutige Kämpfe nicht unbedingt seine erste Wahl für einen schönen Nachmittag waren.
    Freudig – und zugleich der Öffentlichkeit wegen nicht zu unverhohlen freudig – sah ich ihm entgegen, rückte für ihn ein wenig zur Seite. Sein Atem kitzelte kurz mein Ohr, ich lächelte nur still, das mich warm durchrieselnde Glück sorgsam verbergend. Die Zeit, in der wir uns nicht gesehen hatten, hatte einen frischen Wind mit sich gebracht. Trotzdem war ich seit seiner Rückkehr aus Baiae etwas befangen ihm gegenüber, das lag daran dass mir der Satyr mit der Eisenmaske doch ganz schön den Kopf verdreht hatte, und die Erinnerung an dessen nachtdunklen Blick und gestählte Bauchmuskeln noch zu den unpassendsten Momenten aufblitzte... -


    Aber jetzt gerade ging es um andere gestählte Athleten, deren Kampf ich gebannt verfolgte.
    "Der Favorit ist natürlich Flamma!" setzte ich Manius ins Bild, lautstark und von enthusiastischen Gesten unterstrichen.
    "Obwohl er ein Drecksparther ist! Man nennt ihn auch den Unbezwungenen Parther – dabei hat er soweit ich weiß auch schon mal verloren..." Wann nochmal?
    Mein Libertus Styrkar, der an meiner anderen Seite saß, kannte sich gut aus und half mir auf die Sprünge:
    "Gegen Semnonus, ganz am Anfang seiner Laufbahn, und einmal bei irgendwelchen Begräbnisspielen!"
    "Ja, genau, aber sonst hat er immer gewonnen, immer nur gewonnen. Er hätte die Rudis längst erlangen können, doch er kämpft weiter! Er hat unglaubliche Reflexe. Manche sagen, der rachesinnende Geist des Großkönigs Dareios sei über ihn gekommen und mache ihn unbesiegbar."
    "Also ich habe letztes Jahr gesehen wie er verwundet wurde und nicht geblutet hat, keinen Tropfen!" warf Styrkar wieder ein.
    "Aber ich sage, das ist Hybris und seine Siegessträhne hat heute ein Ende. 'Unbezwungener Parther', pah! Sein Ludus soll auch nicht mehr das sein was es mal war... - Priscus hingegen... "
    Eine Woge von Jubelgebrüll fegte durchs Amphitheater, als das erste Blut floß und ich feuerte meinen Favoriten an:
    "Ja, PRISCUS, mach ihn fertig!!!"

    Mit großem Hallo betrat ein neuer Gast die Kneipe, ein stattlicher blonder Barbar, in dem ich überrascht den Leibwächter der Iulia Graecina wiedererkannte. Überrascht, weil er hier, in dieser Umgebung, die wohl eher seinem natürlichen Habitat entsprach, ganz anders wirkte als auf der Werkschau, wo er grimmig-gequält die Blumen gehalten hatte. Hier dagegen wirkte er gutgelaunt und lässig, schwatzte mit dem Wirt in irgendeiner Barbarensprache, wahrscheinlich germanisch, es klang jedenfalls sehr urtümlich und guttural. Das Blondhaar war malerisch zerzaust und jeder Zoll an ihm sprach von animalischer Kraft und Stolz...
    Was für ein prachtvolles Geschöpf.
    Und zudem – was für ein glücklicher Zufall! Ich könnte doch einfach Iulias treuen Custos engagieren, um mich nach Hause zu geleiten. Ja, das war eine ganz vortreffliche Idee. :]


    Mit einem Becher versehen kam er auf mich zu, ich sah auf und wartete auf den Moment wo er mich erkennen würde.... doch Narcissus schien seine Sache wirklich sehr gut gemacht zu haben. Vielleicht lag's auch am ganz anderen Milieu, oder am schlechten Licht, jedenfalls setzte er sich ohne Umschweife oder Anzeichen des Erkennens. Wie kurios. Ich beschloss, mir einen kleinen Spaß mit ihm zu machen, und mich nicht sofort zu erkennen zu geben.
    "Bene te!" erwiderte ich seinen unverständlichen Trinkspruch. Mein Wein war.... mäßig, ich krauste unwillkürlich die Nase. "Was trinkst du?"

    Voll Vorfreude auf spektakuläre Kampfkunst begab ich mich am zweiten Tag der diesjährigen Ludi Romani ins Kolosseum. Die Stadt vibrierte schon seit Wochen in Erwartung der Spiele, überall hatten Anhänger die Namen ihrer Arenahelden an die Wände gepinselt, überall wurden Devotionalien mit Portraits und Kampfszenen verkauft. Die Cena Libera am Vorabend der Spiele war angeblich dieses Jahr Schauplatz unsagbarer Zügellosigkeit gewesen, somit das neueste brandheiße Gesprächsthema, das den allgemeinen Schrecken und Zorn über den brutalen Mordanschlag am Esquilin schon fast wieder verdrängt hatte. Wenn ich mich einer Binsenweisheit bedienen darf: Rom vergaß schnell.


    Für die morgendlichen Tierkämpfe hatte ich keine Zeit gehabt, auf die Hinrichtungen danach keine Lust. Erst am Nachmittag betrat ich das Kollosseum, reichlich mit Leibwächtern versehen, was im Gedränge an den Aufgängen besonders praktisch war. Da die Ludi ja auch immer ein Ort des Sehens und Gesehen-werdens waren, trug ich heute über einer smaragdgrünen Eques-Tunika eine silberdurchwirkte Lacerna mit besonders schwungvollem Faltenwurf, an der Schulter gehalten durch eine silberne Fibel, die kunstvoll in Skorpionform geschmiedet war.
    Angenehm abgeschirmt von meinen Custodes fand ich einen guten Platz, und das genau zum richtigen Zeitpunkt. Ich genoß die Pompa, und einige schöne Kämpfe. Dann wurde Flamma angekündigt, der ruhmreiche Reiter, dessen Siegesbilanz schier unglaublich war. Der Polychares der Arena. Auf den war ich neugierig! Eine ungeheure Welle der Begeisterung toste durch die Menge, doch zugleich erhob sich ein Sturm von Buh-Rufen. In die stimmte ich ein. Schlächter von Carrhae? Den wollte ich bluten sehen.