Seit dem unschönen Wiedersehen neulich, bei dem mein Onkel mich so angebrüllt hatte, dass wahrscheinlich das halbe Lager Zeuge des decimerischen Familienzwistes geworden war, sah ich keinen Sinn mehr, meine Verwandschaft schamhaft zu verschweigen. Eigentlich war es mir seitdem ziemlich egal, ob die Leute nun Bescheid wußten oder nicht. Es schien mir, dass manche mich nun etwas eingehender betrachteten als vorher, andere skeptischer, aber im großen und ganzen spielte es zum Glück keine Rolle. Außer dass meine Contubernales plötzlich aufgehört hatten, mir immer die lästigen Arbeiten aufzudrücken. Das war natürlich eine Erleichterung, mochte aber auch einfach daran liegen, dass ich jetzt nicht mehr Probatus war.
Ich nickte und antwortete geradeheraus:
"Ja, Tribun. Ich bin sein Neffe. Zur Legio gekommen bin ich in Mantua, kurz bevor es losging."
Nur das mit dem Wall überzeugte mich nicht, denn schließlich waren wir doch schon seit drei Tagen im Feindesland. Bestimmt war der Feind schon nahe. Eine kleine Bewegung in der Dunkelheit draußen ließ mich, angespannt wie ich war, aufgeschreckt den Kopf wenden - aber dann war es nur ein Nachtvogel, eine Eule wohl, die mit rauschendem Flügelschlag in der Schwärze verschwand.
Beiträge von Faustus Decimus Serapio
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Mein Schild zog mich nach vorn, ich konnte nicht richtig ausholen wegen der Kameraden in der zweiten Reihe - mein erster Wurf war, wie zu erwarten, keineswegs glorreich. Zum Glück ging er in der Salve unter. Dann begann das Durchreichen der Pila aus der dritten Reihe, an manchen Stellen ganz fix, an anderen stockend, an einer Stelle beschimpfte jemand wütend seinen Vordermann, er wolle ihn wohl aufspießen...
Als ich wieder eines in der Hand hielt, und gerade konzentriert ausholte, um erneut zu werfen, flogen am anderen Ende der Reihe schon die Speere. Als mein Pilum sich nach einem abermals eher leidlichen Wurf in den Boden bohrte, und dort zitternd steckend blieb, holten die letzten gerade erst hastig Schwung...
Hm. Ob wir wohl damit die Parther würden beeindrucken können? -
Tja, hätte ich doch mal besser den Mund gehalten. Unwillen stieg in mir auf, als ich so belehrt wurde. Ich wollte doch nur wissen ob man den Feind schon in der Nähe wusste. Pah, dachte ich beleidigt, wir Legionäre sollen wohl lieber dumm sterben! Nie sagt uns einer was!
Doch geflissentlich schluckte ich meinen Unmut herunter - darin hatte ich seit dem Armee-Eintritt wirklich Übung bekommen - und antwortete ganz zackig:
"Ja Tribun. Decimus Serapio ist mein Name. Ich fragte wegen der höheren Wälle heute, Tribun." -
Beide Arme voll Caligae stand ich da am Rande des Baches. Eigentlich wollte ich gehen, fort von hier, weg von Lucullus, der sich plötzlich in einen vollkommen Anderen verwandelt hatte - doch ich blieb stehen, es war als hätten mich seine erbitterten Vorwürfe gebannt, wie in einem Traum, in dem man plötzlich kein Glied mehr rühren kann. Vielleicht war es ein Traum? Vielleicht war es doch schlechtes Opium gewesen?
Die Tränen flossen mir über die Wangen, ich grub die Zähne in meine Unterlippe, und drückte die Caligae fest gegen meine Brust."Aber...aber warum ist das denn so wichtig?!", stammelte ich, und verstand immer noch nicht. Doch als Lucullus mir so zornig, so vollkommen außer sich "ICH WAR ES!" entgegen schleuderte, da spürte ich auf einmal eine große Unsicherheit in mir - hatte ich ihn nicht vielleicht doch irgendwie belogen, indem ich nichts gesagt hatte...? War ich vielleicht doch schuld daran, wie es gekommen war?
Hilflos, in einem Wirrwarr widerstreitender Gefühle ließ ich die Arme sinken. Die Sandalen fielen um mich herum zu Boden. Durch einen Tränenschleier sah ich ihm entgegen, wie er langsam auf mich zukam. Er erinnerte mich an irgend etwas... Und es war seltsam: er machte mir richtig Angst.
Immer näher kam er, und sah mir in die Augen. Ich blickte ihn an, und als ein Sonnenstrahl sich in seinen Augen fing, für einen Moment dem tiefen Braun einen goldenen Schimmer verlieh, da wußte ich auf einmal, woher ich dieses Eigentümliche, Flackernde in seinem Blick kannte - Hannibal hatte das manchmal..."Wirklich...?", schluchzte ich, als er mir den Arm entgegen steckte. Und zögerte. Ein kaltes Gefühl saß in meinem Nacken. Mir war als würden meine Haare sich sträuben, und eine eindringliche Stimme flüsterte immer wieder: 'Lauf, Faustus. Lauf weg! Schnell. Lauf weg!'
Aber ich wollte ihm glauben! Ich wollte, dass er mein Freund war. Tränenblind tat ich einen Schritt auf ihn zu, überwand den Abstand und fiel ihm um den Hals, während die Worte nur so aus mir hervorströmten.
"Mir tut es auch leid! So leid, wirklich! Ich hab es nur nicht gesagt weil ich Angst hatte, ich hab immer Angst dass die Leute dann nicht mich sehen, sondern nur den blöden Namen, und Angst dass es sich rumspricht und mein Onkel erfährt dass ich heimlich in seine Prima gegangen bin und mich rauswirft, und... - oh, Lucullus!"
Bebend holte ich Atem, schlang die Arme um seinen Nacken, lehnte mich vertrauensvoll und haltsuchend an ihn.
"Ich bin SO FROH, dass Du nicht mehr böse bist!" -
Die Zeit verging. Ich sah hinaus in die Nacht, aus der jeden Moment das Unheil hervorbrechen konnte, aufmerksam und hellwach, doch zugleich drifteten meine Gedanken davon, nach Hause, zu dem Brief von Lucilla, den ich heute bekommen hatte, nach Rom, zu den Freunden auf meinen Irrwegen, die mich wahrscheinlich nicht vermissten, und zu anderen... zu Hannibal...
Schritte näherten sich entlang des Walles. Ich straffte mich und führte die rechte Hand an die Brust, salutierte.
"Ja, es ist ganz ruhig bisher," - ich versuchte im Halbdunkel zu erkennen, was für eine Art Offizier ich da vor mir hatte - "Tribun. Nur vorhin mal ein Schakal, oder ein wilder Hund, Tribun."
Wie passend für diese Wache. Der Miles, der neben mir auf Posten war, schon etwas älter, lächelte milde, als ich so eifrig Bericht erstattete. Draußen vor dem Lager flackerten die Fackeln, und ein Windhauch ließ das Dorngestrüpp rascheln. Ich fasste mir ein Herz und, ohne die Umgebung aus den Augen zu lassen, nutzte ich die Gelegenheit um nachzufragen:
"Wenn ich fragen darf, Tribun - erwarten wir denn etwas, ich meine heute insbesonders?"
Bei all den Gerüchten die da umgingen... -
Der Wirt tat mir leid! Verdammt, was hatte ich mit meiner unbedachten Bemerkung da nur angestoßen. Das war doch wirklich fies, was die Praetorianer da abzogen, gut, es funktionierte, aber ich fand es ziemlich rabiat.
Ob ich etwas sagen sollte? Ich war hin und her gerissen, aber irgendwie wollte ich ja dann auch nicht als Spielverderber, oder gar als Weichei dastehen...
Ich rang mir also so ein halbherziges, nichtssagendes Grinsen ab, nickte, aß mein Hühnchen auf und trank auch noch ein paar kleine Schluck von dem neuen Wein. Oh ja, bei dem musste man jetzt vorsichtig sein.
Die Runde zeigte erste Auflösungserscheinungen.
"Bis später dann."Ich nickte Sparsus zu, als er aufbrach, kapierte aber nicht so ganz, was das denn mit der Wacheinteilung sollte - dachte aber auch nicht länger drüber nach. Dann erhob ich mich ebenfalls, murmelte was von Latrine, und fand diese auch im Hinterhof der Taberna. Auf dem Rückweg passte ich, in dem Durchgang zum Schankraum, den Wirt ab, der mit ärgerlicher Miene an mir vorbei eilen wollte.
"Herr Wirt," - ich sprach nicht sehr laut, damit die anderen nichts davon mitbekamen - "wegen der Sache mit dem Wein eben - das war, ähm, nur ein Scherz. Entschuldige bitte. Wir bezahlen ja."
Es war ihm deutlich anzusehen, dass er diesen Scherz überhaupt nicht komisch fand. Ich kramte aus meinem Beutel ein paar Sesterzen heraus. Wenn es auch nicht viele waren, einen Krug Wein konnte man sich davon schon leisten. Ich reichte ihm die Münzen herüber, er nahm sie mit einem verkniffenen kurzen Dank, und verschwand in der Küche.
Danach kehrte ich zu den anderen zurück. Mit den Händen auf die Rücklehne meines Stuhls gestützt blickte ich fragend in die Runde.
"Und, bleibt ihr noch oder brecht ihr auch schon auf?" -
Mitten in der Nacht rüttelte jemand an meiner Schulter.
"Wach auf, Decimus, du bist dran. Wache."
"Hmm...?"
Aus dem Tiefschlaf gerissen, blinzelte ich in die Dunkelheit des Zeltes. Durch den Eingang, der einen Spalt offen stand, sah ich ein Stück Sternenhimmel, davor erahnte ich den Umriss des Kameraden, der mich aufgeweckt hatte.
Ach ja, ich hatte ja vorhin Pech bei der Wachverteilung gehabt, kam es mir so langsam wieder in den Sinn. Vielleicht hatte ich es auch versäumt, den Optio ausreichend zu bestechen. Hundewache... scheußlich!
Widerwillig schälte ich mich aus der warmen Umhüllung meiner Paenula, setzte mich auf, und tastete schlaftrunken nach meinen Sachen - wenigstens hatte ich sie mir vorhin zurechtgelegt, und musste jetzt nicht lange suchen. Das Metall meiner Lorica war eisig in der Nachtkälte, ich schauderte, als ich sie anlegte, und es am Hals meine bloße Haut berührte. Eng wickelte ich mir das Fokale um den Hals, rüstete und bewaffnete mich weiter, so leise wie möglich um nicht die anderen zu wecken. Gähnend kroch ich dann aus dem Zelt, richtete mich auf und reckte mich. Die kalte Nachtluft ließ mich frösteln, aber sie machte wach.Wunderschön war der Sternenhimmel in dieser Nacht: ganz klar, tiefschwarz, und von unzähligen funkelnden kleinen Lichtern übersät.
Ich setzte meinen Helm auf, legte mir den Mantel um die Schultern, ergriff Scutum und Pilum, und machte mich auf zu dem Abschnitt des Walles, der uns zugeteilt war.
"Ah, die Ablösung."
Mein Vor-Wachhabender nickte mir zu und stieg vom Vallum.
"Dann werd' ich mal sehen dass ich auch noch ne Mütze voll Schlaf bekomm.", murmelte er, und sagte mir dann leise die Wachparole ins Ohr.
Ich schärfte sie mir ein, und fragte, mit einem argwöhnischen und nervösen Blick zu den Hügeln um unser Lager:
"War denn irgendwas?"
Er schüttelte den Kopf.
"Nein, Kleiner, bisher alles ganz ruhig. Unnatürlich ruhig, wenn Du mich fragst. Nacht, dann."
Und er schlurfte davon.Beklommen stieg ich auf den Wall, den wir vor ein paar Stunden so mühsam dem harten, trockenen Boden abgerungen hatten. Ich stieß mein Pilum neben mir in den Boden, stellte meinen Schild ab, und sah erst zu den anderen Wachtposten, die in geringen Abständen den Wall säumten, dann hinaus. Unser Lager, das war sozusagen zivilisiertes Land, unser Lager, das war ein Teil des römischen Reiches, aber hier, wenige Schritt von mir, lag dunkle, unberechenbare, parthische Wildnis, nur von mir getrennt durch einen Graben, einen kleinen Hang, und ein paar Pila muralia... Dies vertrieb dann auch den letzten Hauch von Müdigkeit. Angespannt spähte ich hinaus in die Nacht.
Um das Lager herum waren viele Fackeln aufgestellt, deren lodernder Schein die Umgebung ein Stück weit beleuchtete: trockene Erde, Geröll, hier und dort dorniges Gesträuch, das im Fackelschein verzerrte, seltsam zuckende Schatten warf. Die Dunkelheit dahinter war um so tiefer.Sim-Off: Brauche Verstärkung
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UNGLÄUBIG starrte ich unseren Foltermeister an. Pause? Hatte er eben etwa Pause gesagt? Schien so. Ich ließ mich auf die flache Steinmauer am Rande des Platzes fallen - eine kleine getupfte Eidechse huschte blitzschnell davon - wischte mir den Schweiß aus dem Gesicht, rieb mir die Schläfen und reckte und streckte meine schmerzenden Arme.
In aciem venite, hieß es da schon wieder. Unwillig stand ich auf, und sah in diesem Moment das Raubtier des Tribuns, wie es auf weichen Pfoten auf den Tamariskenbaum zuglitt - was das nicht eben schon genau so passiert?! Einen beängstigenden Moment lang beschlich mich das sichere Gefühl, dass dieser Tag nie ein Ende nehmen würde - dass sich einfach immer nur alles wiederholen würden, als wären wir gefangen in einer Art von... Schleife, ja genau, eine Schleife in der Zeit; und wir würden endlos hier im Staub der Einöde schwitzen und schuften und leiden, in unserer ganz eigenen Version des Tartaros... Eine beklemmende Vorstellung, aber gleichzeitig fand ich meine Idee auch originell, und überlegte mir, dass man bestimmt eine gute Geschichte daraus formen könnte.
Auf den Befehl hin reihte ich mich mit den anderen ein, wobei ich mich unglücklicherweise auf einmal in der ersten Reihe fand. Ich (und das sahen die meisten anderen wohl genauso) hätte lieber eine Pufferzone zwischen mir und der Bestie gewußt. Mit zusammengebissenen Zähnen hob ich den Schild schön hoch und rückte mit meinen Nebenleuten zusammen, so dass die Schilde dicht an dicht saßen. -
Ich hörte erst mal ganz ernsthaft zu, schließlich ging es hier um wichtige Themen. Aber dann - wie, was, der Wein? - bekam ich doch den argen Verdacht, dass der Praetorianer sich gerade herrlich damit amüsierte, arme unschuldige Probati auf den Arm zu nehmen.
Ich grinste schief, und sah etwas hilflos in die Runde zu meinen Kameraden, als er mir plötzlich so überaus jovial auf die Schulter klopfte. Doch dann musste ich lachen und schlug vor:
"Also, wenn ihr euch damit wirklich so gut auskennt, dann haben wir ja nochmal Glück gehabt! Dann könnt ihr doch jetzt sicher hart durchgreifen und tatkrätig was gegen dieses viele Wasser da im Wein unternehmen! " -
"Ach so.", meinte ich besänftigt, und froh dass der Miles nicht insistierte, "dann hab ich das wohl falsch verstanden, tut mir auch leid. Hm, also das mit den Händlern im Tross kann schon sein, vor allem die Sklavenhändler, die dem Heer hinterher ziehen, das sind doch ganz miese Typen."
Wie wohl die meisten meiner Landsleute verachtete ich diese Menschenhändler zutiefst, auch wenn die wenigsten ein Problem damit hatten, trotzdem ganz unbefangen bei ihnen einzukaufen.
Die Worte des Prätorianers allerdings klangen ziemlich düster.
"Aber von den Parthern gekauft? Im Ernst? Aber wenn man das annimmt, dann - ich meine, dann könnte ja jeder ein Spitzel der Parther sein, oder ein Attentäter, der uns heimlich vergiften soll, ob es jetzt ein Mulio ist, oder eine Trosshure, oder der Wirt hier...-"
Ich sah auf die angebissene Hähnchenkeule. Mein Appetit ließ schlagartig nach.
"...oder sonstwer."
Allerdings, so sagte ich mir, war ich bestimmt nicht wichtig genug für solche Mühen. Jedoch mein Onkel... - ob er sich wohl einen Vorkoster zugelegt hatte? -
Ein Schankjunge mit einer fleckigen Schürze um den Bauch brachte nun das Essen an unseren Tisch, das der Artorier zuvor bestellt hatte - es gab gebackenes Huhn. Mmm! Ich esse das sehr gerne, und mir lief bei dem Duft das Wasser im Mund zusammen. Ich bedankte mich artig bei Artorius Imperosus, der mich so großzügig eingeladen hatte, und biss in einen knusprigen Hähnchenschenkel. Sehr lecker war das, und ich aß genüsslich, während sich die anderen weiter unterhielten. Eine Äußerung ließ mich allerdings innehalten - als sich nämlich der Miles, dessen Namen ich noch nicht kannte, so abfällig über Händler ausließ.
"Ähm", wandte ich ein, und schluckte schnell den Bissen hinunter, "das stimmt doch gar nicht. Es gibt Schlitzohren unter den Händlern und ehrenwerte Leute, wie überall! Außerdem, was wäre Rom ohne seine Kaufleute, die Märkte wären verwaist, und es würde an den alltäglichsten Dingen mangeln. Der Handel, und der Austausch von Waren" - ich gestikulierte mit den Händen in der Luft herum, um meine Worte zu untermalen - "ist eine ganz wichtige, ähm, Antriebskraft für das Imperium, sorgt für Dynamik und Wohlstand. Sogar in der Rede des Imperators ging es doch darum, dass es wichtig ist, dass die fremden Völker ihren Reichtum zu uns nach Rom bringen, über die Straßen, die wir verteidigen werden."
Oder nicht? Ich war mir ziemlich sicher, dass es ungefähr so gelautet hatte. Nach meinen energischen Worten - die ich meiner hispanischen handeltreibenden Sippschaft doch irgendwie schuldig war - trank ich wieder einen großen Schluck. Dea Dia, der Wein war aber plötzlich wässrig!
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Alles Gute!
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Die elegante Pilumsalve der drei fertigen Legionäre machte mächtig Eindruck auf mich. Ob ich das wohl auch mal hinbekommen würde? Wenn, dann nur mit viiiel üben...
Es gab dann noch eine kleine Pause, in der irgendein hohes Tier am Rande des Platzes Zwiesprache mit einem der anderen Rekruten hielt. Seltsam. Jedenfalls warteten wir, und die Optiones schienen mir währenddessen ziemlich ungeduldig.
Danach ging es gleich wieder in die Vollen. Ich passte sehr gut auf, als das richtige Werfen demonstriert wurde, denn so hoffte ich, mit der richtigen Technik, und viel Training, musste es doch irgendwie möglich sein, das mangelnde Talent auszugleichen. Immer wieder beobachtete ich auch die erfahreneren Soldaten, vor allem Sparsus, wie der das mit dem Schwungholen machte. Und ja, meine nächsten Würfe wurden auch nicht mehr ganz so miserabel, steigerten sich Stück für Stück, aber die elends weit entfernte Linie war für mich ein arges Problem. Ich beneidete wirklich die Kameraden, bei denen das gleich klappte. Ein gemeines Dilemma - und ich bin mir sicher, Optio Eisenfresse hatte seine Freude daran - war ja auch, dass die Strafliegestützen (von denen ich eine gewaltige Portion abbekam), einem die Kraft zum Werfen aus den Armen sogen. -
"Für mich?! Wirklich?"
Wie ein Kind an den Saturnalien sah ich den Miles an, der vor unserem Zelt erschienen war, diese Inkarnation Mercurs, der mir etwas ungeduldig den Brief entgegenstreckte. Ich nahm ihn entgegen, andächtig, wie ein zerbrechliche Kostbarkeit. Von wem mochte er sein? (Die Auswahl war eigentlich nicht groß.)
"Von Tante Lucilla!", rief ich froh, als ich im Licht des Lagerfeuers den Absender entziffert hatte, und meine Contubernales, die ebenfalls zugegen waren, grinsten über meine kindliche Freude - spöttisch, aber zugleich etwas neidisch. Denn ein Brief von zu Hause, das war für jeden noch so hartgesottenen Soldaten etwas feines.
Ungeduldig zog ich das Blatt aus der Umhüllung. Das Siegel war schon gebrochen - ach ja, fiel mir ein, sie durchstöberten ja unsere Post - aber warum eigentlich die eingehende?Mein lieber Faustus, las ich, und verschlang sofort den ganzen Brief, strahlend auch bei den strengen Drohungen und Ermahnungen, einfach überglücklich, dass meine liebe, liebe Tante Lucilla so warmherzig an ihren kleinen Neffen im fernen Parthia dachte.
Ich dachte gar nicht mehr an die Bedrohung, und die kommenden Kämpfe, oder daran, dass die dunklen Hügel um das Lager vielleicht voller blutrünstiger Parther waren, sondern las nur immer wieder lächelnd die Zeilen, bis ich sie beinahe auswendig konnte.
Dann kramte ich sofort eifrig mein Schreibzeug hervor, um umgehend eine Antwort zu verfassen. Ich spitzte das Schreibrohr, legte meinen Schild als Unterlage zurecht und strich mir zwei Blatt Papyrus glatt. Im Schein des Lagerfeuers füllte ich sie mit den Worten, die mir ganz von selbst in den Sinn kamen.
Zuletzt holte ich noch den farbenfrohen Beduinen-Schleier, den ich in Antiochia erstanden hatte, aus meinem Gepäck, faltete ihn ganz dünn zusammen, und legte ihn zwischen die Blätter, bevor ich sie in der Umhüllung versenkte. Siegeln konnte ich mir ja sparen. Noch immer von einem Ohr bis zum anderen strahlend, trug ich meinen Brief zur Poststube. -
Während meine Kameraden draußen auf den Wällen angespannt Ausschau nach dem Feind hielten, während die Waffen geschärft wurden, und alles dem Kampf entgegenfieberte, spazierte ich fröhlich in die Poststube, und gab dort den Antwortbrief an meine Lieblingstante im fernen Rom ab.
An
Decima Lucilla
Casa Decima Mercator
RomaLiebe Tante Lucilla,
über Deinen Brief habe ich mich ganz wahnsinnig gefreut! Es ist einfach wunderbar, hier, abgeschnitten von der zivilisierten Welt, so liebe Nachricht von der Familie zu bekommen. (Da freut man sich sogar über Vorwürfe und Drohungen, liebes Tantchen. Vor allem weil ich weiß, dass Du mir sowieso kein Haar krümmen könntest.)
Es ist schön zu hören, dass es Dir gutgeht, und dass Du nicht zu viel arbeitest, und auch dass die liebe Drusilla noch immer so unverwüstlich ist. Wenn Du sie das nächste Mal siehst, musst du sie von mir unbedingt ganz doll drücken.
Aber Deine Sorgen sind wirklich unbegründet. Ich passe schon gut auf mich auf, das versichere ich Dir, und die Prima ist die beste Legion überhaupt, und unser Feldherr heißt Decimus Livianus. (Und der Imperator ist ja auch dabei.)
A propos Onkel Livianus, er hat mich inzwischen entdeckt. Er war sowas von wütend, Du kannst es Dir nicht vorstellen, ich war wirklich überrascht, wie zornig er werden kann. Dabei habe ich es doch gar nicht böse gemeint, als ich zur Prima bin, und dachte eigentlich sogar er freut sich, wenn er sieht, dass ich auch mal in die Caligae komme. Und auch dass Du es gar nicht gut findest, wenn ich doch der Familientradition folge, hätte ich nicht gedacht. Tja, so kann man sich irren.
Zum Glück hat der Legat mich nicht rausgeworfen, aber es fehlte wohl nicht viel dazu. Er wurde dann sehr eisig, eben unnahbar, und ich war schon ziemlich geknickt. Von daher musst Du Dir bestimmt keine Gedanken machen, dass ich ihm verrate, dass Du Dir Sorgen um ihn machst, denn er redet ja gar nicht mit mir, und ich bin mir sicher, das wird sich in absehbarer Zeit auch nicht ändern.Wir sind jetzt seit drei Tagen in Parthia, aber das Land durch das wir gezogen sind ist wie ausgestorben, ich bin also noch keinem Parther begegnet. Es heißt aber, dass wir wohl bald auf den Feind stoßen werden. Die Stimmung hier in der Prima ist noch immer sehr gut, und ich bin zuversichtlich, dass wir schnell siegen und dann bald wieder nach Hause kommen. Es wäre natürlich toll, wenn es so bald wäre, dass ich noch auf Deine Hochzeit kommen kann. Also lasst euch ruhig Zeit. Das wird doch sicher das rauschendste Fest, das Rom je gesehen hat. (Und ich bin ja schon auch sehr gespannt, wen Du Dir da ausgesucht hast. Er ist Senator, nicht? Und wie ist er sonst so?)
Inzwischen habe ich viele von meinen Kameraden näher kennengelernt, und es sind einige sehr nette darunter. Früher dachte ich, die vielgepriesene Kameradschaft unter Soldaten, das wäre nur ein Klischee, aber es ist wirklich etwas ganz besonderes.
Viele hier in der Prima sind ganz unheimlich kampfeslustig, sie fiebern der Schlacht entgegen, und wenn man so durch das Lager geht, hört man sie an allen Ecken und Enden zu jeder Gelegenheit "Roma Victrix!" rufen. Nicht mal mehr "Prost" heißt es, oder "Auf die Gesundheit", sondern immer nur "Roma Victrix!". Bald wird man wohl auch auf ein Niesen oder Rülpsen ein kräftiges "Roma Victrix!" zu erwarten haben.
Ach, übrigens, rate mal, wer inzwischen richtiger Miles ist, und nicht länger Probatus?Was die Gegend hier angeht, so ist sie, obwohl wir uns ja hier zwischen Euphrat und Tigris befinden, sehr trocken. Es ist hügelig und karg, und die Sonne brennt jeden Tag heiß vom Himmel. (Jawohl, Tante Lucilla, ich werde immer daran denken genug zu trinken, Tante Lucilla!)
Aber es soll in Parthia auch sehr schöne Landstriche geben, majestätische Gebirge und der Süden des Zweistromlandes soll auch sehr lieblich sein. Na, mal sehen ob ich das noch zu Gesicht bekomme. Also, eine Reise in die baldige römische Provinz, wie Du sagst, lohnt sich bestimmt.Wir haben nun schon einen weiten Weg hinter uns und ich habe viel erlebt. Ich fang mal von vorne an. Zuerst die Seereise, die hat mir sehr gut gefallen, weil wir da nicht marschieren mussten (unser Gepäck ist nämlich ganz mörderisch schwer). Die Winde waren uns auch gewogen, und so hatten wir eine sichere, ruhige Überfahrt. Allerdings hat meine Grundausbildung auf dem Schiff angefangen, und die ist ganz schön hart. Einmal bin ich auch ganz hoch hinauf auf den Mast geklettert, über die Segel hinaus bis ins Krähennest - dort oben zu stehen und sich den Wind um die Nase wehen zu lassen, das ist als würde man fliegen. Hast Du das schon mal gemacht? Wenn nicht, musst du es unbedingt ausprobieren. Und die riesige Flotte war auch ein majestätischer Anblick.
Der Centurio, zu dem ich jetzt gekommen bin, ist ganz in Ordnung. Schon streng, und manchmal ein bisschen geistesabwesend, aber freundlich und fair. Mit dem hab ich echt Glück gehabt, es gibt da ganz andere, eiserne Besen und Leuteschinder. Da fällt mir, ein, er hat mich mal nebenbei nach Dir gefragt, kennst Du ihn zufällig? Rom ist ja ein Dorf. Er ist seltsamerweise ein Patrizier und heißt: Flavius Aristides.Das war also die Überfahrt. Wir sind dann in Seleukia an Land gegangen, also Seleukia bei Antiochia, es gibt ja noch mehrere davon, und da habe ich also zum ersten mal meinen Fuß auf asiatische Erde gesetzt. Ich war gleich begeistert! Die Farben, die Düfte, die Menschen! Alles strotzt hier so vor Leben, spricht einen auf eine so unmittelbare Weise an. Einen Abend lang war ich auch in Antiochia unterwegs. Die Stadt ist einfach wunderschön, nein, das ist untertrieben - wie verzaubert! Allein die liebliche Umgebung - die blauen Berge, der Fluß Orontes, die herrlichen Gärten, und die Stadt liegt darin wie ein strahlendes Juwel. Überall sind Brunnen, Blumen, Kunstwerke, du siehst die verschiedensten exotischen Trachten, die Luft riecht fremdartig nach Gewürzen und nach Abenteuer. Und nachts brennen so viele Lampen, Laternen und Lampions, dass man meinen könnte es sei Tag. Jedenfalls an den großen Prachtstraßen, Elendsviertel gibt es natürlich auch in Antiochia.
Leider hatte ich keine Zeit die Stadt ausführlicher zu erforschen, aber ich muss unbedingt nochmal dorthin reisen. Vielleicht magst Du dann ja mitkommen. Denk nur, Du kannst dort Tag und Nacht einkaufen. Die Märkte sind auch zum Staunen, wie in einem Märchen. Der Schleier, den ich gefaltet zwischen die Blätter hier gelegt habe, ist von dort. Ich habe keine Ahnung ob er zu Deinem Stil passt, und im Nachhinein fand ich ihn für römische Verhältnisse auch etwas bunt, aber er vermittelt einen guten Eindruck von Antiochias Farbenpracht. Die Frauen der Beni Zalan, das ist ein stolzes Reitervolk in der syrischen Wüste, tragen solche Schleier.Quer durch das nördliche Syrien sind wir dann bis nach Zeugma am Euphrat weitergezogen, wo sich insgesamt vier Legionen in einem gigantischen Heerlager gesammelt haben. Eine richtige Stadt war das, gefüllt mit Soldaten. Es gab dort auch eine Ansprache des Imperators, aber nur an die Offiziere. Sie soll sehr fesselnd gewesen sein, aber wir haben nur eine Abschrift vorgelesen bekommen, leider, und das ist natürlich nicht das selbe.
Eines frühen Morgens vor drei Tagen, haben wir dann den Euphrat überquert. Dieser Strom ist schon sehr breit und sehr beeindruckend, aber ich hatte ihn mir, weil er so sagenumwoben und berühmt ist, trotzdem breiter vorgestellt. Und, wie gesagt, seitdem sind wir in Parthia, aber die Parther scheinen sich alle vor uns zu verstecken.Liebe Tante Lucilla, ich danke Dir ganz herzlich für Deine guten Wünsche, und überhaupt für den tollen Brief, und verspreche Dir, dass ich gut auf mich achtgeben werde. Pass aber Du auch auf Dich auf, gerade wenn du so viel in Rom unterwegs bist. Alles Gute und viele, viele Grüße!
Dein Faustus
PS. Die Acta bekommen wir hier nicht gerade zuverlässig. Wenn du mir wirklich die Ausgaben zuschicken könntest, wäre das ganz phantastisch!
Sim-Off: Bitte auf die Wertkarte Legio I Legionäre. Danke
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Nichts da Alexander und Hephaistion. Unvermittelt löste sich Lucullus aus dem trauten Arm in Arm liegen, so als hätte ich mich plötzlich in eine giftige Schlange verwandelt, und von einem Moment auf den anderen schlug alles ins Gegenteil um.
"Aber...", stammelte ich, im ersten Moment nur verwirrt, so abrupt aus meinem seligen vor mich hin Träumen herausgerissen zu werden, dann erschrocken, als er mich so wirklich böse, in toller Wut anfunkelte.
"Aber warum..."
Instinktiv wich ich vor ihm zurück - er sah ja aus als wolle er mir gleich den Hals umdrehen! - und starrte ihn mit großen Augen an. Was war denn so schlimm an meiner Familie, fragte ich mich verständnislos, gab es da eine Blutfehde mit den Iuniern, die mir bisher entgangen war? Oder hatte ich mich gerade einfach zu sehr an ihn rangemacht - aber er hatte doch mitgemacht!
"Was ist denn los... auf einmal?", fragte ich verstört, "Bin ich jetzt ein Aussätziger oder was? Ich hab Dir doch nichts getan!"Gerade eben war doch noch alles so SCHÖN gewesen... Und jetzt sowas.... Ich spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen, bei dieser GEMEINEN Zurückweisung, und mir feucht über die Wangen flossen. Verletzt wischte ich mir mit dem Handrücken über das Gesicht und schniefte:
"Das ist nicht fair von Dir, Lucullus... das ist mehr als nicht fair... es ist... niederträchtig! ja, das ist es... Und ich werde jetzt gehen, ja das werde ich, Lucullus, denn sowas NIEDERTRÄCHTIGES muss ich mir NICHT anhören!"
Die bleierne Schwere meiner Glieder war schwer zu überwinden, schwankend kam ich auf die Füße und machte Anstalten mich 'würdevoll' zu entfernen. Da standen mir allerdings sieben Paar frischgeputzte Caligae im Weg, ich bückte mich und begann ungelenk sie einzusammeln. So viele Schuhe...gar nicht so einfach.... -
Eine Weile noch hockten wir da am Lagerfeuer zusammen, es wurde noch viel getrunken, gesungen, über dies und das geredet, und das letzte Fleisch von den Ziegenknochen genagt. Als es dann schließlich Zapfenstreich hieß, hatte ich eine ganze Menge intus, und der Weg zur Latrine war zu einem richtigen Abenteuer geworden - das ich aber erfolgreich bestritt. Auch unser Zelt fand ich glücklich wieder, und sank, eingehüllt in meine Paenula, in einen tiefen, weinseligen, sorglosen, traumlosen Schlaf. Der nächste Morgen war allerdings weniger schön.
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Zitat
Original von Marcus Iulius Sparsus
"Aber keine Angst Kleiner, ich pass schon auf dich auf.
Bona Dea! Als ob ich Angst hätte! (Hatte ich natürlich, aber das musste man doch nicht allen auf die Nase binden!) Und warum musste Sparsus immerzu in diese Kerbe hauen?!
Gequält verzog ich das Gesicht, nötigte mir dann ein schiefes Grinsen ab. Falls er wirklich auf mich aufpassen wollte, dann hatte ich da gar nicht dagegen - anscheinend weckte ich in so manch einem diesen Impuls. Aber immer dieses verfluchte 'Kleiner'. Mochte allerdings sein, dass das beides miteinander zusammenhing...
Andronicus dagegen lachte nur, ich blickte kurz konsterniert zu ihm hin, und dachte dann über die These des Paetorianers nach. Kollaborateure? Das erschien mir ziemlich gewagt.
"Mein Centurio ist jedenfalls ganz gewiss keiner.", murmelte ich, doch die anderen waren schon wieder mit Würfeln beschäftigt.Nicht dass ich vorgehabt hätte Fahnenflucht zu begehen, aber die Drohung des Artoriers fand ich ein bisschen arg. Und vom Klang her war ich mir gar nicht so sicher, ob er es vielleicht nicht wirklich ernst meinte - wer wußte schon, was das Soldatenleben aus einem Menschen machen konnte?
Ganz so vergnügt wie zuvor war ich diesmal nicht, als ich die Würfel über den Tisch rollen lies. Sie zeigten eine Eins und eine Vier - wieder war ich davongekommen. -
Zitat
Original von Gaius Tallius Priscus
"Merkt euch diese Brücke Männer, merkt euch diesen Fluß", brüllte Priscus von hinten, als sie die Brücke über den Euphrates passierten. "Entweder gehen wir wieder hier herüber, oder über den Styx!"
Mir war so, als würden wir jetzt schon den Styx überschreiten. Wir verloren unser Leben, als wir mit hallenden Sohlen über diese verfluchte Brücke gingen, wir wurden alle zu Gespenstern, und nur die, die es sich in Parthia zurück erkämpfen würden, die würden auch in das Reich der Lebenden zurückkehren dürfen... - komische Gedanken waren das, Ausgeburten meiner Angst, die mir da im Kopf herumspukten, als wir die Grenze überschritten.
Dann war es soweit, wir hatten das andere Ufer erreicht, die Brücke lag hinter uns, ich stand auf parthischem Boden, war bis zum Äußersten angespannt - und es passierte: gar nichts.
Es war seltsam, ich - und ich glaube viele andere genauso - hatte irgendwie die Vorstellung gehabt, dass gleich alles drunter und drüber gehen würde, wenn wir erst mal im Feindesland waren. Statt dessen marschierten wir erst mal ganz normal weiter, behielten nur um so nervöser die Umgebung im Blick.Am dritten Tag schließlich mussten wir beim Bau des Marschlagers besonders viel schanzen. Gerüchte kursierten, das wäre weil wir einen Angriff erwarteten, aber natürlich wusste niemand der Kameraden, mit denen ich da am Schaufeln war, etwas genaues. Beinahe war ich an diesem Abend froh über die viele Arbeit, die mich beschäftigt hielt und von meiner ständigen, verdammten Angst ablenkte.
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Ziemlich unhandlich waren die ja, diese Pila. Ich wog meines in der Hand und suchte nach dem Schwerpunkt, wo ich meine Hand dann fest um den hölzernen Schaft herum schloß.
Schon hiess es wieder antreten, ich stellt mich in die Linie und hoffte, dass diese Übungseinheit nicht ganz so desaströs wie die letzte werden würde. Energisch hob ich das Pilum - "He, Vorsicht!", rief da ein Rekrut, der gerade hinter mir zum Ende der Reihe eilte, und sprang erschrocken vor dem spitzen Hinterende zurück.
"Tschuldigung.", murmelte ich. Da musste man also auch drauf aufpassen.Auf das Kommando hin holte ich weit aus, und schleuderte das Pilum dann mit aller Kraft irgendwie nach vorne... oh je. In unsteter Flugbahn wabberte der Speer durch die Luft, fiel wenig weit entfernt zu Boden, und zu allem Überfluss überschlug er sich dabei auch noch, blieb dann mit der Spitze zu uns gerichtet im Staub liegen.
Die anderen vollbrachten beim ersten Wurf zwar auch keine Heldentaten, aber mein Kunststück blieb doch ungeschlagen.
Mist. Ich schob es auf die Erschöpfung und das Überrannt werden vorhin, und trabte mit den anderen den Speeren hinterher, um sie wider einzusammeln. Aber im Werfen war ich noch nie gut gewesen. Schon wenn wir als Kinder am Strand von Tarraco mit den Fischerjungs Ball gespielt hatten, hatten mich die anderen immer gehänselt. Sobald ich daran zurückdachte, klang mir wieder ihr Spott in den Ohren, dieser hämische, verletzende Singsang aus zarten Kinderkehlen:
'Faustus, Faustus! Faustus wirft wie'n Määädchen!'