"Scapula, salve! Das ist ja eine Überraschung!" Ich ging meinem Vetter entgegen, breit lächelnd, und drückte ihm herzlich die Hand. "Eine halbe Ewigkeit auf jeden Fall."
War es bei Großtante Drusillas letzter oder vorletzter Hochzeit oder rundem Geburtstag gewesen, wo wir uns zuletzt gesehen hatten, ich war mir da gerade nicht so sicher, aber bei unserer weitverzweigten Sippschaft konnte man da schon mal den Überblick über die Vielzahl an Cousins und Cousinen verlieren. Woran ich mich aber noch genau erinnerte, das war, dass man mit Scapula vortrefflich in bester Laune den ein oder anderen Becher leeren konnte.
"Du kommst gerade recht zur Cena."
Einladend wies ich auf die Klinen. Eine unserer Haussklavinen sprang schon herbei, um meinem Vetter beim Ausziehen der Sandalen behilflich zu sein.
Kurz stellte ich Icarion vor, damit Scapula ihn einordnen konnte. "Das ist mein Libertus Decimianus Icarion." Mein ehemaliger Leibsklave begrüßte Scapula höflich, hielt sich dann angesichts unseres familiären Wiedersehens zurück, und beschäftigte sich damit, die Schrift aufzurollen, die er für den abendlichen Vortrag herausgesucht hatte.
Darauf gab ich Silas einen Wink, dass er seines Amtes als Mundschenk walten sollte.
"Halb-halb." bestimmte ich als Mischungsverhältnis, denn den guten Caecuber durfte man nicht zu sehr wässern.
Das letzte Mal, dass ich von Scapula gehört hatte, da hieß es, er sei auf Bildungsreise. Was für ein Luxus... Den hätte ich mir auch gewünscht, als ich jung war, aber zum einen hatten wir damals nicht so viel Geld, zum anderen hielt meine Mutter nichts davon. Wie gerne hätte ich Achaia besucht, aber sie zeterte damals nur, dass ich dort dann wohl vollends verweichlichen würde. So hatte ich meine Reisen alle später unter dem Adler oder im Dienste der Garde unternommen, und somit leider nie ausreichend Zeit für die Sehenswürdigkeiten gehabt.
"Wie war die Reise?"