Beiträge von Faustus Decimus Serapio

    "Mach ich."
    Beide hingen wir ein wenig unseren Gedanken nach. Enttäuscht? "Da würde ich mir jetzt nicht den Kopf zerbrechen, Carmelita. Zum einen... ändert sich sowas mit der Zeit, schau mich an. Und gerade mit seinem kleinen Töchterchen... ich meine, der Umstand dass er die kleine Esquilina als Ziehtöchterchen angenommen hat, und sich so fürsorglich um sie kümmert, das zeigt doch dass er im Grunde sehr viel Familiensinn hat."
    Ich mußte mir schier auf die Zunge beissen, um Licinus' Geheimnis jetzt nicht auszuplaudern, aber auch durch den Nebel des Rauschs hindurch erinnerte ich mich daran, ihm das hoch und heilig und ausdrücklich versprochen zu haben.
    "Ausserdem bist du, meine liebe Nichte, eine verdammt gute Partie!"
    Lächelnd drückte ich ihre Hand, umarmte sie fest, dankbar für... dankbar einfach dass ich sie hatte.
    "Also dann, gute Nacht meine Kleine."
    Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn und erhob mich.
    "Schlaf schön."
    Bereits an der Türe, wandte ich mich noch mal zu ihr um: "Und wenn er wirklich anderer Meinung sein sollte, sollte wohlgemerkt – dann..." Ich zwinkerte ihr zu, und versprach schelmisch: "...machen wir ein großes Fest, laden alle Junggesellen der Stadt ein, und suchen dir den sch... ähm, den besten natürlich, den allerbesten davon aus! Also wie es auch ausgeht, es springt immer was für dich raus."
    Mit einem letzten "Gute Nacht!" verließ ich das Jungmädchenzimmer...

    Am Tag nach der Imagoweihe kam ich endlich dazu, den Brief an Massa, den ich im Geiste längst verfasst hatte, zu Papyrus zu bringe. Ich setzte mich in die Bibliothek und schrieb.....


    Nauarchus Appius Decimus Massa
    Flaggschiff Aeternitas
    Classis Alexandrina



    Compagnero, Amicus, Seefahrer-Vetter, mein dem Mare nostrum verfallener Appius,


    endlich ist es soweit, endlich hast Du die lange (längst – überlängst!) verdiente Erhebung zum Eques erhalten. Ich spare mir weitere Exkurse zum 'längst', und sage einfach nur: meinen allerherzlichsten Glückwunsch!


    Und ich sage: komm nach Rom, Eques Appius Decimus Massa!
    Die Zeiten ändern sich. Komm nach Rom, werde Tribun bei den Stadtkohorten, oder noch besser bei der Garde, Du bist einer der verdammt allerbesten Offiziere die das Reich zu bieten hat, und gehörst hierher, ins Herz des Imperiums.
    Komm nach Rom, Du wirst sehnsüchtig erwartet. Deine Familie vermisst Dich, und ich vermisse Dich ganz besonders, Compagnero. Ich will mit Dir zusammen beim Wein philosophieren, will mit Dir die Stadt unsicher machen, vielleicht auch mal Sternbilder erforschen, in Erinnerungen schwelgen sowieso, und stürmisch auf dem Zweigespann dahinbrausen.


    Ausserdem brauche ich Dich ganz dringend als.... Trauzeugen. Sammle deine Gesichtszüge wieder ein Compagnero, es ist kein Scherz! Ich habe nämlich ein liebes, anständiges, schönes, kluges Mädchen kennengelernt, sanftmütig und mit dem Herz auf dem rechten Fleck. Tolerant ist sie ausserdem. Borkan und sie verstehen sich sehr gut. Da habe ich beschlossen, wenn ich schon heiraten muss, dann die oder keine. Sie heißt Quintilia Valentina, und ist ein echter Schatz. Wir sind seit dem Sommer verlobt, und ich habe sie mittlerweile sehr ins Herz geschlossen.
    Borkan ist zur Zeit voll und ganz mit seinen geschäftlichen Unternehmungen beschäftigt. Er hat wirklich ein Talent dafür, und ist sehr erfolgreich. Einfacher wird es dadurch natürlich nicht gerade, Zeit miteinander zu verbringen. Ich habe ihm schon mehrfach vorgeschlagen, doch einfach zu mir in die Casa zu ziehen, aber... nun ja, es ist alles ein wenig kompliziert. Wir kommen eben aus verschiedenen Welten.


    Familienneuigkeiten: Dein verträumter kleiner Bruder Casca hat sich (nachdem ich ihm einen freundlichen Tritt in den Hintern gegeben hab) dazu bequemt, eine Laufbahn im Cultus Deorum einzuschlagen. Ich denke das passt am besten zu ihm, reden kann er ja wie ein Wasserfall.
    Und ein frischer Wind ist in unser altes Gemäuer gefahren: Scipio, Enkel von Meridus, ein munterer Jüngling, und meine kleine Nichte Camelia wohnen jetzt bei uns. Camelia ist eine Kitharakünstlerin, unglaublich begabt! Ich versuche, für sie einen passenden Ehemann zu finden. Und hoffe dass ich dabei erfolgreicher bin als bei Seiana. Die ist mittlerweile vollends durchgedreht. Eine Mesalliance mit einem ehrlosen Iunier, Kungelei mit Feinden der Familie, sie scheint völlig vergessen zu haben dass sie eine Decima ist. Ich bin echt fassungslos dass Seiana – gerade Seiana...! - nicht davon zurückschreckt so viel Schande auf sich zu laden. Traurig bin ich natürlich auch. Es ist als wäre meine Schwester...als wäre die Seiana die ich kenne, in der Nachkriegszeit langsam dahingesiecht und gestorben, und nun an ihre Stelle von irgendwo hinter den Kulissen eine giftige Fremde getreten. Sie lebt jetzt in Germanien.
    Messalina geht es gut, und auch meinem Vater – immer sehr beschäftigt – und meiner Stiefmutter (ich werde mich nie dran gewöhnen), der erlauchten Aelia Vespa. Ha! Ich habe ihr eine Stellung als Gesellschafterin bei der Augusta persönlich vermitteln können.


    Mit unserem neuen Kaiser, und seiner liebreizenden Gattin, und seinem strammen Spross, ist neuer Glanz über die Stadt gekommen. Aquilius ist ein kluger Kopf, und in seinem Auftreten... ein Kaiser wie er es sein sollte. Nur leider etwas leichtsinnig was seine persönliche Sicherheit angeht. Bona Dea, an ihm hängt das Wohl des ganzen Reiches! Da kann man sich doch wohl mal bequemen und zm Schutz lieber eine Turma mehr als eine weniger mitnehmen. Ich habe den Tod von vier Kaisern miterlebt, Thanatos ist ein Eichhörnchen.
    Seine Antrittsrede war auch sehr schön für die Ohren. Bisher sind auf seine entschiedene Ankündigung nur noch Römer zu kennen zwar noch keinerlei Taten gefolgt. Im Gegenteil, eine seiner ersten Amtshandlungen war es, dem nichtswürdigsten unter den Kriegsgewinnlern gleich noch die Provinz Germanien in den weitaufgerissenen Schlund zu stopfen.
    Aber man soll ja die Hoffnung nie aufgeben, nicht wahr? Man soll sich ja in Geduld fassen, nicht wahr? Was macht es schon, nach all den elenden Jahren dieser idiotischen, unrechtmäßigen, lähmenden Degradierung, noch ein paar Jährchen mehr auf die Rehabilitierung zu warten...?! Nicht wahr?!
    Zumindest hat Aquilius seinen Thron nicht durch die Kombination Giftmord-Kaisermord-Bürgerkrieg an sich gerissen, was gegenüber seinem Vorgänger ja schon mal ein bedeutender Fortschritt ist.


    Wenn nicht die Garde wäre... Ich sehe es als meine Pflicht an, die Garde wieder zu dem zu machen was sie einmal war, bevor Giftgreis Cornelius sie verkommen ließ. Die Garde ist einzigartig, und auch im jetzigen Zustand noch immer mehr weit als eine Militäreinheit, sie ist ein Kunstwerk, die Elite, der fleischgewordene Beweis dass Perfektion nicht nur im Reich der Ideen sondern auch in der Realität (annähernd) zu erreichen ist. Man kann wohl sagen, dass ich ihr verfallen bin! Und ich habe zumindest bei meinen Kohorten schon viel erreicht.
    Gestern, da haben wir die Weihe der neuen Imagines mit einer großen Zeremonie auf dem Marsfeld begangen. Da war der Geist der Einheit endlich wieder zu spüren.


    Mein lieber Appius, die Feder ist mir ausschweifend entglitten, aber jetzt bist du am Zuge. Was hast Du erlebt, wie geht es Dir, und was macht dein Schiff? Was gibt es aus Alexandria neues, was von den Einheiten (Mannstärke, Moral, Einsätze), und wie hat der Statthalter auf den Machtwechsel reagiert? Was machen die Meeresnixen und Wellenjünglinge, und vor allem: wann kommst Du nach Rom? (Du weißt, ohne Trauzeugen kann ich nicht heiraten!)


    Es grüßt Dich sehnsüchtig Dein bitterer alter Freund und lasterhafter Lieblingscousin:


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    PS
    Nach dem Lesen bitte verbrennen, sowohl den chiffrierten als auch den entschlüsselten Brief. Ich komme in Plutos Küche wenn das Schreiben in falsche Hände kommt. Und ich bin, wie Du weißt, ein gebranntes Kind was das angeht, also tu mir bitte den Gefallen: nach dem Lesen ab ins Feuer damit.


    Stell Dir vor, diese intrigante Harpie, die mich damals mit meinen Briefen erpresst hat, ist nun ausgerechnet die Ehefrau von meinem Meditrinalienfreund geworden. Oh Schicksal, oh wie absonderlich ist dein Humor.


    Für Deine Antwort, nutze bitte den nächsten Code wie abgesprochen.



    Danach chiffrierte ich, über das Codewort leise in mich hineinlächelnd =).... Das ergab:



    Nauarchus Appius Decimus Massa
    Flaggschiff Aeternitas
    Classis Alexandrina





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    PS
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    Und siegelte. Darauf verbrannte ich den Klartext und strich die Tabula mit meiner Verschlüsselungstabelle sorgfältig aus. Ein Bote der Garde würde den Brief auf die Reise nach Ägypten mitnehmen.

    Gemeinsam waren wir zur Audienz marschiert, und prompt hatte Plinia, wie erhofft, die Position der kaiserlichen Leibärztin erhalten. Ein schöner Erfolg.
    Bald darauf, noch bevor sie endgültig auf den Palatin umgezogen war, bat ich unseren Hausgast zu einem Gespräch in mein Arbeitszimmer. Wo ich ihr natürlich erst mal herzlich gratulierte.
    "Meinen Glückwunsch, Plinia! Du hast unseren Kaiser sogleich überzeugt. Lass uns ein Glas auf deine Zukunft bei Hofe trinken!" schlug ich gutgelaunt vor, bot ihr einen Lehnstuhl aus poliertem Kirschholz an und überließ ihr die Wahl des Weines.
    "Ein goldener Caecuber? Ein feuriger Tarraconenser? Ein lieblicher Chier?"

    M. Artorius Rufinus
    Domus Artoria



    Optio L. Nonius Asprenas grüßt Stationarius M. Artorius Rufinus


    Tribun Decimus Serapio wird dich pridie non dec DCCCLXV a.u.c.* zur dritten Stunde in der Castra Praetoria** empfangen.


    Vale


    L. Nonius Asprenas
    Optio Cohortes praetoriae
    Beneficiarius tribuni



    Sim-Off:

    *Soll heißen dann wenn's passt.
    **Gehe direkt in die Castra, gehe nicht über Los . ;)

    Irgendwann kam auch meine Korrespondenz dran. Schreiben hier, Schreiben da, und unter den angekommenen Briefen heute ein ganz wirrer.
    Ein Postler, der meinte, ich bräuchte seine Verbesserungsvorschläge so dringend, dass er sich dadurch gleich Chancen erwürbe, Präfekt des Cursus Publicus zu werden? Ganz schön anmaßend. Und 'Ablenkung' suchte er in der Castra Praetoria – wie, was?
    Ich hätte den Brief in den Müll geworfen, wenn der Absender nicht Klient meines Vaters gewesen wäre. Dazu ein Artorier, wie mein hochverehrter Primus Pilus damals.
    "Mhmm... meinetwegen..."
    murmelte ich, und ließ meinen Beneficiarius eine knappe Antwort verfassen. In der Hoffnung, dass Artorius mehr zu bieten hatte, als nur sinnlos an ein paar Paragraphen herum zu feilen. Ausserdem ließ ich mir ein paar Informationen über den Mann einholen. Den ich dann ein paar Tage später empfing.

    Keine Fragen, nur ein "Zu Befehl, Tribun!" von Decurio Staberius Tappo.
    Ich ließ die Männer wegtreten, neugierig darauf was sie wohl auf die Hufe stellen würden. Auch wenn die Infanterie zweifellos die größte Stärke und schlagkräftigste Streitmacht unseres Reiches war – die Kavallerie war einfach an Schneidigkeit nicht zu überbieten. Und die Gardekavallerie erst...!
    Als nächstes widmete ich mich den neustens Spionageberichten aus dem Kyrenäikum. Sehr bedenklich was sich da zusammenbraute. Ich brauchte mehr Speculatores dort. Doch woher nehmen und nicht stehlen?

    <<
    Primär galt meine Aufmerksamkeit den Gardisten, die die kaiserliche Familie absicherten. Sie waren natürlich die Besten der Besten (der Besten) und hatten die Lage im Griff, keine Frage, und selbstverständlich hielt sich unweit davon eine noch größere Anzahl in Bereitschaft, zudem hatten wir Prätorianer incognito in der Menge, dazu einige Posten und Schützen auf den umliegenden Gebäuden. Aber ein paar eisenklirrende Turmae direkt um den Kaiser herum hätte ich weitaus beruhigender gefunden, um die Sicherheit des Herrn der Welt zu garantieren. Wenn es irgendeinem Hochverräter (oder parthischen Attentäter/dakischen Rächer/machtgeilen Verwandten/Wahnsinnigen...) durch irgendeinen dummen Zufall, durch irgendeinen Schluckauf des Schicksals, doch gelänge, Aquilius zu ermorden?! Nur weil unserem Kaiser sein "Zeichen des Vertrauens" wichtiger war als gründliche Sicherheitsmaßnahmen. Dann würden es am Ende wieder heißen die Garde sei schuld.... ganz abgesehen davon, dass wieder Blut und Tod über das Reich kommen würden.


    Diese Gedanken ließen meine Miene angemessen düster erscheinen, als wir uns bei Pulk der Freunde und Gefolgsleute der Iulier links der Rosta einfanden. Ein kräftig gebauter junger Mann mit breitem Schädel befand sich direkt neben mir, und sah in würdevolle Trauer gehüllt hinauf zu dem Redner. Valentinas Berührung holte mich zurück in ihre Gegenwart. Es war angenehm, sie an meiner Seite zu haben. Ich erwiderte den Druck ihrer Hand und lauschte der Leichenrede... Dives hatte seine Stimme wiedergefunden, oh ja das hatte er, und hielt eine Rede die sich gewaschen hatte! Formell äusserst gekonnt ergoß er einen Schwall sentimentalen Humbugs über das Forum. Hätte dieser große Mahner doch besser mal sein Töchterchen gemahnt, auf nächtliche Abenteuer zu verzichten, und seine Frau ermahnt, die Finger von mörderischen Intrigen zu lassen.
    Stoische Miene, Faustus. Unterkiefer zurück in Position - jetzt. Stoische Miene, Faustus.
    "Bona Dea. Er kann's nicht lassen." murmelte ich zwischen den Zähnen ganz leise zu meiner Verlobten. Der junge Scipio daneben – dem ich ja sogar noch empfohlen hatte, Dives Rednertalent zu studieren – sah recht angetan aus. Auch sonst traf die Rede, wie mir schien, sehr genau das zum Kitsch genauso wie zum Klatsch stets geneigte Volksempfinden. Sie kam gut an. Dives hatte es einfach drauf.


    Das Mitgefühl, das ich gerade im Atrium Vestae noch mit ihm verspürt hatte, verflüchtigte sich rapide. Erst ein Mädchen, dem es am Talent zur Keuschheit mangelte, in die Laufbahn einer Vestalin drängen. Dann ihren Leichenzug inszenieren mit einem Pomp als wäre die kleine Novizin die Virgo Vestalis Maxima selbst gewesen. Und zuletzt die Trauer zu abgeschmacktester Selbstdarstellung instrumentalisieren, die nächste Wahl fest im Blick.
    Wie zerfressen von Ehrgeiz Dives sein musste, hinter seinem gefühlvollen Auftreten. So sehr war mir das früher nie ins Auge gesprungen. Seine stürmische Zuneigung von einst, und sein Talent zu süßer Hingabe, hatten meinen Blick doch arg getrübt. Ich hatte sogar (vor längerem allerdings) mal geglaubt, er sei das arme Opfer seiner Gattin, und gemeint ihn vor ihren Klauen erretten zu müssen. Doch jetzt, wo ich die beiden so sah, zusammengeschweißt von ihrer unbändigen Geltungsgier, ging mir erst auf, wie perfekt Iulius Dives und Sergia Fausta zusammenpassten. Betreten wandte ich den Blick ab.

    Was hinter dieser (auch gramgefurcht noch immer sehr hübschen) Stirn wohl vorging? Dives schien beinahe erschrocken über mein Erscheinen. Oder doch eher empört, weil er von seinen fantasievollen Unterstellungen noch immer nicht lassen konnte? Oder doch eher gerührt, weil er sah dass ich ihm, trotz allem, eine Freundesschulter anbot? Oder war er einfach nur seiner Trauer wegen vollends durch den Wind? Wie auch immer. Ich lächelte verkrampft auf seinen geflüsterten Dank. "Wenn du magst... lass uns doch... ähm, können wir uns ja mal... treffen." schlug ich ihm noch vor - zögernd, denn nach allem was geschehen war, hatte ich echt Bedenken dass er auch dies gleich wieder falsch verstehen und mir einen Strick draus drehen würde.
    Nach diesem spärlichen Wortwechsel kehrte ich zurück zu meiner Verlobten, erleichtert die Begegnung mit Dives hinter mich gebracht zu haben. Meine liebe Valentina wirkte ehrlich traurig. Sie war eben eine sanfte und empfindsame Frau. Ich nahm ihren Arm, und wir schlossen uns gemeinsam dem Zug auf das Forum an.

    Entschlußfreudig nahm der Kaiser Plinia in seine Dienste. Ein Schritt zu mehr Sicherheit, sehr gut! Aber zum Gratulieren und Schulterklopfen würde später Zeit sein, jetzt ging es um (zumindest für mich) noch viel wichtigeres.
    Endlich rauschte es mir in den Ohren.
    Endlich bestand Aussicht darauf, diese unsäglichen Jahre von giftiger Verfemung und despotischer Degradierung endgültig hinter mir zu lassen.
    Endlich. Doch ich war in der Zeit der Ächtung viel zu argwöhnisch geworden, um mir in dem Augenblick schon so was wie Zuversicht zu erlauben. Jetzt nur nicht den Kopf verlieren, wie der Dulder Odysseus, als er zum ersten Mal Ithaka schon in Sicht hatte... und dann doch noch viele weitere lange Jahre heimatlos herumirren mußte.
    Ruhig Blut Faustus.


    Mein Vater ergriff beredsam das Wort. Ich überlegte. Wenn unser Kaiser das 'Dilemma' tatsächlich als echten Hinderungsgrund betrachtet hätte, dann hätte er uns ja wohl gar nicht erst herbestellt.
    Was also wollte er wirklich? Was konnten wir ihm anbieten? Beziehungsweise was noch, nachdem Livianus ihm den Thron überlassen hatte, und ich die Garde mit aller Macht auf ihn eingeschworen hatte. Wir hatten unsere Loyalität beide mehr als bewiesen.
    Bei Kronos, fuhr es mir durch den Kopf, wie leid bin ich es doch, im Schatten meines Vaters zu stehen... -


    "Diese Bedenken kann ich natürlich nachvollziehen, Imperator," begann ich, nachdem mein Vater geendet hatte, und strich Aquilius, passend zu seinem theatralischen Seufzen, etwas Honig um den schöngekräuselten Bart,
    "Zeichnet es doch den weitblickenden Herrscher aus, die Säulen des Reiches bedachtsam zu wählen und sorgsam zu prüfen. So kann ich meinem Vater nur beipflichten: die Vergangenheit hat uns Prüfungen unterzogen, die unsere Absichten in aller Klarheit offenlegen. Gerade in der Zeit der Kaiserwahlen – der Thron verwaist, mein Vater Präfekt der Stadtkohorten, ich Tribun der Garde - lag beträchtliche Macht in den Händen von Vater und Sohn. Die wir nutzten, allein dazu den friedlichen Übergang der Herrschaft in deine Hände entschieden zu unterstützten. Unsere Berufung ist es, und wird es auch in Zukunft immer sein, dem Reich zu dienen! Mit aller Erfahrung und militärischen Expertise. - Und um das Band absoluter Ergebenheit noch fester zu schmieden, und auch in den Augen der Welt die letzten Bedenken in aller Form zu zerstreuen... so würde ich dich, Imperator, höflich um die Ehre bitten, als Präfekt der Garde zugleich dein treuer Klient zu sein."

    Im nächsten Schritt galt es die Soldatentugenden zu beschwören, die das Verhältnis zwischen Garde und Kaiser prägten. Oder zumindest... prägen sollten. Idealerweise.
    "O Fides, Schwurherrin, edelste Tugend der Treue, höre auch Du unseren Ruf und tritt an die Seite des Kriegsgottes, lass uns Dich ehren.
    Hehre Göttin Fides, erwachsen aus Gedächtnis und Standhaftigkeit, Du bist es, die den Schlächter vom Soldaten scheidet...."

    Dies war auch so eine Stelle, an der ich noch eine ganze Menge mehr hätte sagen wollen. Sei's drum.
    "...Du bist es, die den Krieger vor der Schande des Verrates bewahrst. Dein ist der Weg des loyalen, des wahren Soldaten Roms.
    Hüterin der Eide, kaisertreue Fides, mögest Du in unseren Standarten Deinen Wohnsitz haben!
    Mögest Du mit dem Bildnis des Imperators Aquilius Severus und seiner Familie immerdar in unseren Feldzeichen verankert sein!
    Und mögest Du die Treue in unseren Soldatenherzen heiß erglühen lassen, ein jedes Mal wenn unser Blick auf unsere Feldzeichen fällt.
    IO FIDES!"


    Und "IO FIDES!!" grollte das Echo der Soldaten über den Platz.
    Wie passend, dachte ich so bei mir, dass die Augusta, welche später das Hauptopfer an diese Tugend vollführen würde, deren bildlicher Darstellung so perfekt entsprach. Ebenso wie der Caesar die dritte Gottheit – oder die dritte Tugend, wie man's nimmt – im Erscheinungsbild perfekt verkörperte.


    Nun kam das kostbarste Räucherwerk überhaupt zum Einsatz: Adlerholz, auch Tarum genannt, von irgendwo aus dem allerfernsten Ländern jenseits des Morgendlandes. Irrsinnig teuer natürlich, (und allein vom Namen her schon sehr passend für die Zeremonie die uns ans aquilische Herrscherhaus band). Großzügig verteilte ich die Späne über der Glut und atmete andächtig ein, genoß das balsamische Kitzeln in der Nase. Mhm...! Köstlich, ambrosisch. Mein Kopf fühlte sich mit einem mal so angenehm leicht an! So beschwingt...
    "O Honos, mannhafte Ehre, ruhmvollste Tugend, auch Dir wollen wir huldigen!
    Tritt herbei zu Kriegsmacht und Treue, auf dass der Bund vollständig sei!"

    rief ich den dritten im Bunde an.
    "Hoher Honos, kühner Honos, leuchte uns, gleissend wie die Sonne und beständig wie der Polarstern.
    Durchdringe unsere Taten, o Rechtschaffenster unter den Unsterblichen, Dein sei unser Streben, Ruhmbekränzter!
    Auf dass unsere Streitmacht frei von niedrigen Beweggründen walte. Auf dass unser Handeln stets auf das hohe Ziel gerichtet sei.
    Auf dass unsere Schlagkraft unermüdlich dem Wohl unseres Kaisers - und damit dem des Reiches! und damit dem des Volkes! - diene!
    O Honos, sei mit uns. Mögen unsere Taten Roma Aeterna zum Ruhme gereichen!
    IO HONOS!!"


    "IO HONOS!!" erhoben sich wie Donnerhall die Stimmen der Soldaten über das Marsfeld. Zudem erscholl nun von den verhüllten Käfigen an der Seite das rauhe, urtümliche Brüllen eines Löwens...
    Auch wenn ich den Kinderglauben an personifizierte Götter, die wie übermächtige Menschen über den Wolken wandelten, schon lange (und mit dem Bürgerkrieg endgültig) hinter mir gelassen hatte... und so wie die meisten gebildeten Bürger Roms eher die ewigen Prinzipen verehrte, die hinter diesen mythologischen Masken steckten.... so lief mir an dieser Stelle doch eine erhabene Gänsehaut über den Leib, und mir war tatsächlich "als ob die Gottheit nahe wär".

    "Zumindest verdoppeln. Aber das siehst du dann wenn es soweit ist." antwortete ich, und: "Beweisen mußt du dich auf jeden Fall. Gerade auf einem Namen wie dem unseren darf man sich nicht ausruhen." Mit einem nachsichtigen Lächeln quittierte ich Scipios Bemerkung zu seinem Training mit seinem Germanen.
    "Es ist gut, dass du dich in Form bringst. Aber Scipio, verfall nicht dem Irrglauben, Schwertkampf mit einem Barbarensklaven habe etwas damit zu tun, was einen Legionär ausmacht. Disziplin, Formation, Gehorsam, schwer tragen und hartes Malochen, darauf kommt's an, weit vor dem Einsatz des Gladius... Und der sieht bei Legionären in Formation ganz anders aus, als wenn zwei Gladiatoren elegant umeinander tanzen. Unsere Legionen kämpfen brutal aber effizient."
    Scipio beteuerte, meinem Rat folgen zu wollen. Ich nickte ihm zu, dann war er schon wieder weitergerauscht. Ich runzelte die Stirn. Zum einen weil mir seine Bemerkung zum 'Nachwuchs' zu vorlaut war, zum anderen weil das erste Thema noch längst nicht besprochen war.


    "Eins nach dem anderen, Scipio." gebot ich meinem jungen Verwandten streng. "Jetzt gilt es erst mal zu überlegen, was deine nächsten Schritte sein müssen. Du hast eine Ausbildung bei einem Rhetor genossen, ja?" Das war ja die gängige Vorbereitung für eine senatorische Laufbahn, und ich ging davon aus, dass seine Mutter dafür gesorgt hatte.
    "Zuerst mal solltest du jetzt hier in Rom jede Gelegenheit nutzen, dir die öffentlichen Auftritte guter Redner anzuhören. Darauf zu achten wie sie die aufbauen und vortragen und wie das Publikum reagiert, und welche Techniken und Kniffe du dir von ihnen abschauen kannst. Unser Kaiser ist ein vortrefflicher Redner, und ganz fantastisch ist der Senator Flavius Gracchus. Und unter den jüngeren Politikern ist Iulius Dives sehr gut."
    (Zu dessen bald danach stattfindenden Auftritt, auch wenn's kein schöner Anlass war, ich den jungen Scipio dann natürlich auch zum Mitkommen auffordern würde.)
    "Und, wie gesagt, dein Tirocinium steht an. Hat deine Mutter schon etwas organisiert? Oder du selbst jemanden ins Auge gefasst? - Hm... vielleicht bei Senator Purgitius Macer? Er ist ein alter Militär, auch ex caligae, hat früher die Legio Prima kommandiert. Der kennt sich aus. Die Academia militaris hat er auch geleitet. Er ist allseits beliebt und man sagt auch, er sei vom Glück begünstigt... - Fortuna ist natürlich eine Hure, wankelmütig und treulos, trotzdem geht nichts ohne sie. - Was meinst du? Frag doch mal Livianus. Er kann dich sicher vermitteln. -
    Ausserdem ist es sicher nicht verkehrt, wenn du bald zu dem Tempeln gehst, Frömmigkeit demonstrierst, und den Göttern opferst. Zum Beispiel Mercurius... Dessen Verehrung ist, da der Kaiser ihm besonders verbunden ist, gerade der letzte Schrei."

    Tja. Ein zynischer Mensch hätte sagen können, dass eine Jungfrau, die sich gerne nachts im Park in zweifelhafter Gesellschaft herumtrieb, nicht besonders gut zur Vestalin taugte. Dass dies über kurz oder lang zu einem handfesten Skandal geführt hätte. Ein zynischer Mensch hätte sagen können, dass der frühe Tod des Mädchens das weitaus kleinere Übel war, im Vergleich mit der gefährlichen Verunsicherung, die eine frevelnde Vestalin dem Reich beschert hätte.
    Aber das war eben der eine Standpunkt, der auf das öffentliche Wohl gerichtete. Rein persönlich... tat mir Dives einfach nur leid. Dass er das Mädchen ins Herz geschlossen hatte, das war ja klar, wie ein Löwe hatte er sie verteidigt, trotz allem. Und vielleicht hatte sie sich ja unter Obhut der holden Schwestern geändert, und der große Skandal wäre niemals gekommen?
    Mein erster Gedanke, als ich von ihrem Tod erfuhr, der war ja gewesen, dass Dives' furchtbare Gattin sie beseitigt hatte, bevor sie einen weiteren Fehltritt begehen konnte, der sich nicht mehr vertuschen ließ. Wer weiß.


    Nun betrat ich auf jeden Fall das Atrium Vestae, in dunkler Toga, und in Begleitung aller Mitglieder meiner Familie die ich zu fassen bekommen hatte. Schließlich war Dives, auch wenn es mit ihm immer so schnell alles so kompliziert wurde, meiner Meinung nach noch immer ein Freund unserer Familie. Hatte er doch damals unsere gesammte Sippschaft ins Theater eingeladen, war ein perfekter Gastgeber gewesen, hatte damals nicht nur mir (wenn auch mir ganz besonders...) sondern der ganzen Familie einen kurzweiligen Theatertag geschenkt. Da sollten wir ihn in so einer dunklen Stunde schon unterstützen. So gut das eben ging. Armer Dives.
    Ich ermahnte mich also, in Gegenwart des Leichnams gefälligst nur gute Gedanken über die Tote zu denken – nicht dass ihre Manen mir das sonst übelnahmen – fasste kurz an die unheilabwehrenden Lunulae-Beschläge an meinem Gürtel, und näherte mich der Bahre. Der Kaiser war zugegen, und natürlich grüßte ich zuerst ehrerbietig ihn und seine Familie.
    Dives selbst war tief in seine Trauer versunken, schien Abschied zu nehmen von seiner Wahltochter. Da wollte ich ihn nicht stören, und verharrte auch erst mal stumm, dachte über So schnell kann's gehen nach, und dass die Leiche zumindest keine offensichtlichen Zeichen eines unnatürlichen Todes zeigte, aber sie war ja auch fachkundig zurechtgemacht. Ein bisschen zwischen Tür und Angel fand diese Aufbahrung zwar statt. Die Blumen waren aber wirklich sehr hübsch arrangiert. So ein geschmackvolles Totenbett würde mir, wenn es mich mal erwischte, auch gefallen.
    Als Dives mir vielleicht wieder ein bisschen ansprechbarer erschien, trat ich auf ihn zu:
    "Dives... -" Es war verdammt schwer, Worte zu finden. Ist es ja sowieso in so Situationen, und dazu kam diese ganze vertrackte Vorgeschichte. "Ich möchte.. ähm... dir nur sagen, wie leid es mir für dich tut. Und das im Namen meiner ganzen Familie. Wenn ich irgendwas für dich tun kann..."

    Zitat

    Original von Ein Praetorianer


    Blöder Gaul.
    Jetzt nur nicht aus dem Konzept bringen lassen. Ich machte sowas ja nicht zum ersten Mal. - Beziehungsweise... doch. Zwar hatte ich eine Menge Kaiser wechseln sehen, doch eine Imagoweihe, wirklich mit allem Pomp groß zelebriert, die erlebte auch ich zum ersten Mal. Und man hörte ja so einiges über die Macht dieses Rituals. Eine verdammt große Ehre war es ausserdem, hier, stellvertretend für die Einheit und direkt beim Kaiser, der Frontmann beim Voropfer zu sein. Und darum hatte heute verdammt nochmal alles glatt zu gehen.
    Ruhig Blut, Faustus.
    Beruhigend war auf jeden Fall die Gewissheit, dass Manius mit seiner ungeheuren Erfahrung als der Pontifex alle Abläufe der komplexen Zeremonie im Blick hatte.
    Age.


    Hochaufgerichtet an den Altären stehend, der Linie der Gardefeldzeichen zugewandt, nahm ich meinen attischen Helm ab, und zog eine Ecke meines Paludamentums, in dessen Schwärze silbrig die Konturen des Skorpions eingewirkt waren, über den Kopf. Die mitwirkenden Offiziere taten es mir gleich, bedeckten ihre Häupter mit dem Sagum.
    Für heute hatte ich meinen schönsten Paradeharnisch gewählt, ein brüniertes Kunstwerk mit silbernen Intarsien, welche den Sieg römischer Legionäre über parthische Kataphrakte darstellten, dazu Medusenhäupter und das Wappen meiner Gens. Der einzige Farbtupfer meiner Erscheinung war die rote Tribunenschärpe darüber. Auch mein Subarmalium darunter war höchst modisch, mit schnittig zulaufenden, von einem Mittelgrat betonten Pteryges. Meine schönste Zierde waren aber meine auf Hochglanz polierten Auszeichnungen, die ich heute stolz zur Schau trug (und meine patriotischste Zierde waren sicherlich die Narben, die ich im mir Kampfe für Kaiser und Reich zugezogen hatte, aber von denen bekam das Publikum ja nur ein bisschen was zu sehen.) Um den Hals trug ich zu meinem Serapis-Amulett auch mein altes Mars-Amulett, das kleine Ancile das Tante Lucilla mir damals mit an die Front gegeben hatte.


    Ich überblickte von meiner erhöhten Position die massive schwarze Formation der Garde, die bunte Menschenmenge darum, die 'bessere' Gesellschaft auf den Rängen der Tribüne, den schneeweißen Fleck ganz vorne wo die vestalischen Jungfrauen Platz genommen hatten... und griff nach der ersten Handvoll Weihrauchkörner (die allerauserlesenste Sorte, versteht sich), streute sie über den reichverzierten zentralen Glutrost, was sogleich aufgegriffen wurde von den zahlreichen Opferdienern, welche den Offizieren ebenfalls Weihrauch reichten und Glutschalen umhertrugen, so dass die Centurionen und Decurionen nun ebenfalls eine Menge Weihrauchschwaden aufsteigen ließen, und all unsere Feldzeichen gebührend einnebelten, so gründlich, als wollten wir gleich als raffinierte Kriegslist aus unserer eigenen Nebelbank heraus angreifen. Auch zwischen den Reihen der Garde liefen Opferhelfer mit Weihrauchschwenkern entlang und verteilten den Rauch bis zur hinterletzten Kohorte und Turma...


    "O Mars, mächtigster Streiter, unüberwindlicher Vorkämpfer Roms,
    O Mars, Vater der Krieger, stets obsiegender Lenker der Schlacht,
    O Mars, Wächter des Reiches, verlässlich beschirmender Hüter...."

    begann ich, während der Weihrauch emporstieg und verwirbelte, die erste Anrufung. Mit volltönender Stimme und in Exerzierplatz-Lautstärke natürlich. Kurz zogen die Erinnerungen an die mannigfaltigen Marsopfer der Vergangenheit an mir vorüber... fast könnte man sagen 'ich sah mein Leben im Spiegel meiner Marsopfer' – von episch, bis knapp, bis tiefempfunden, bis zum richtungsweisenden allerersten vor langer Zeit.
    "Io Mamarce!
    Sieh Deine streitbaren Söhne, sieh auf uns, die prätorianische Garde. Wie oft haben wir Dir gehuldigt im blutigen Kampf. Heute jedoch sind wir im Frieden aufmarschiert, hier auf dem Dir geweihten Felde, um das Bildnis unseres Imperators, das Bildnis unserer Augusta, das Bildnis unseres Caesar für unsere Feldzeichen zu empfangen.
    Wir erbitten von Dir, Vater Mars: Gewähre uns Deine Gunst. Möge unser Mut Dich stolz machen, möge unsere Kampfeskraft Dich mit Wohlwollen erfüllen! Auf dass wir Prätorianer, Dir folgend und Dich ehrend, o Allgewaltiger, unserem Herrscher und seiner Familie stets stählerner Schild und Schutz sind - sowie trefflichste Waffe gegen jedweden Feind.
    Io Mamarce!"

    schloß ich die erste Anrufung des Gottes. (Manius hatte mich nämlich dazu verdonnert, mich kurz zu fassen, weil es ja nur das Voropfer war. Und ich selbst hatte mich ganz bewusst dazu entschieden, den Aspekt des rächenden Mars ultor nicht mit heraufzubeschwören. Wegen der neuen Zeit und so...)
    Die versammelten Offiziere stimmten ein, so wie der Chor im Theater, und rauh und kraftvoll erscholl der alte Name des Kriegsgottes aus ihren Kehlen:
    "IO MAMARCE!!"


    Doch nur kampfstark und mutig zu sein war ja bekanntlicherweise nicht ganz ausreichend für des Kaisers Garde. Auch rebellieren und putschen konnte man kampfstark und mutig, darum war ich mit der Litanei noch nicht am Ende.
    Das nächste Räucherwerk wurde gereicht, und sowohl auf den Altären als auch um die Feldzeichen herum verbrannt. Ladanum, das Harz der kretischen Zistrose, verbreitete seinen honigschweren Duft...

    Die erste Frage kam nicht unerwartet. Scipio stand an der Schwelle zum Mannesalter, und als Decimer, noch dazu Enkel des Triumphators, da wurde natürlich eine Menge von ihm erwartet. Und er wollte es offenbar angehen, hatte Biss, war kein Träumer wie Vetter Casca (oder ein anderer gewisser junger Decimer seinerzeit.) Sehr schön.
    Ich nickte zustimmend, und holte schon Luft, um ihm eine weise Antwort zu geben, als seine zweite Frage mich überraschend traf.
    Stumm sinnend, die Stirn umwölkt, blickte ich ihn an.
    Erstaunlich.
    Scipio war der erste, der erste und einzige, der mich jemals von sich aus gefragt hatte, was damals geschehen war. - Ob das vielleicht... ein Zeichen dafür war, dass das Denk-Verbot und Duck-Gebot, das die Palmazeit so erstickend über das Reich gelegt hatte, ganz langsam... wich? War mit der neu herangewachsenen Generation auch der Mut, Fragen zu stellen, endlich zurückgekommen?
    Halblang, Faustus. Nur keine voreilige Hoffnung schöpfen.
    "Ich kann dir eine ganze Menge erzählen." sagte ich schließlich zynisch. "Die Frage ist halt, ob du wirklich wissen willst, was damals los war, Scipio. Roms saubere Gesellschaft hat sich dazu entschieden die dreckige Wahrheit unter den Teppich zu kehren und reagiert höchst ungehalten darauf wenn man sie exhumiert."
    Narcissus neben mir schlug betreten die Augen nieder und beschäftigte sich angelegentlich damit, sein Instrumentarium zu ordnen.


    "Aber eines nach dem anderen." würgte ich das Thema erst mal ab. "Zuerst mal: Was deinen Weg angeht. Eine militärische Laufbahn ist eine ehrenwerte Tradition in unserer Familie. Wenn es deiner Neigung entspricht um so besser. Die Realität, die sieht natürlich immer anders aus als die heroischen Geschichten und schönen Paraden, doch es gibt nun mal keine sinnvollere, keine nützlichere Weise, unserem Imperium zu dienen als unter dem Adler. Das Heer ist Rückgrat unseres Reiches." erklärte ich, dies mit einer energischen Geste unterstreichend. Wobei die wulstigen Narben an meinem lädierten Schwertarm auch ohne Worte sprachen.
    "Du hast drei Möglichkeiten: Primum – als einfacher Soldat sub aquila zu gehen, zu dienen wie alle anderen auch und vom Pilum auf mit allen Härten das Soldatenhandwerk zu erlernen, um später dann in die höheren Ränge aufzusteigen. Früher war das gang und gäbe, ich habe es damals auch noch so gemacht, und ich bin davon überzeugt, dass die besten Offiziere so, ex caligae, entstehen. Mittlerweile, seit den großen Militärreformen, ist das aber sehr ungewöhnlich geworden, gilt als altmodisch."
    Was ich sehr bedauerte.
    "Secundum – du verdienst dir den Ritterstand, und verfolgst die Militia Equestris, die ritterliche Heereslaufbahn. So wie ich das dann nach meiner Zeit als einfacher Soldat gemacht habe. Aus meiner Erfahrung kann ich dir sagen: da kommt man viel rum, lernt verschiedene Einheiten kennen, wird wirklich zum Berufsoffizier und kann, wenn man sich auszeichnet, mit der Zeit ausgesprochen einflussreiche Kommandos erringen.
    Tertium – du verfolgst eine senatorische Karriere, beginnst jetzt erst mal ganz normal mit einem Tirocinium fori, kandidierst dann zum Vigintivir, gehst dann als senatorischer Tribun zum Heer. Dabei mußt du dir im klaren sein, dass du als senatorischer Tribun zwar formell hochrangig, de facto aber ein Grünschnabel bist. Man schiebt die senatorischen Jünglinge für gewöhnlich gerne in die Schreibstube ab, damit sie den echten Soldaten nicht im Weg rumstehen... Es obliegt dir also selbst, dich vorher angemessen auf das Tribunat vorzubereiten. Ausserdem solltest du es auf jeden Fall verlängern, der 'Pflichtteil' ist viel zu kurz. Livianus und ich können dich natürlich an einen Kommandanten vermitteln bei dem du wirklich was lernst. Danach verfolgst du weiter den Cursus honorum und wirst irgendwann Legatus legionis."


    Nach diesen Ausführungen lehnte ich mich zurück und schloß:
    "Früher, da hätte ich dir zum zweiten Weg geraten. Weil er ein rundherum militärischer ist, und weil der Ritterstand mehr und mehr an Bedeutung gewinnt, während der Senat im Grunde kaum noch was zu sagen hat... alte Männer die über unbedeutsames tagen, während die wirklich wichtigen Entscheidungen vom Kaiser getroffen werden. - Jedoch: So wie die Dinge jetzt, unter Imperator Aquilius, stehen, schwingt das Pendel wieder zurück. Der Senat hat Bedeutung zurückgewonnen, und es ist für unsere Familie wichtig, dort auch in Zukunft vertreten zu sein.
    Darum lautet mein Rat: nutze das Privileg deiner Geburt, und verfolge eine Karriere im Cursus honorum. Engagiere dich in deinen Ämtern, sei immer freundlich aber schenke niemals Vertrauen, und nutze jede Gelegenheit dich militärisch zu bilden. Mach ein vernünftiges Tribunat, und habe von Anfang an das Ziel vor Augen dir eines Tages die Position eines Legaten zu verdienen."

    Zackig hatte ich den Kaiser gegrüßt, verfolgte dann gespannt wie er Plinia sogleich unter die Lupe nahm. Sie schlug sich wacker, es lief gut. Die trockene Entgegnung des Kaisers auf ihr offen angesprochenes Manko ließ auch mich ein wenig schmunzeln. Darauf folgte anscheinend ein Scherz... nur was daran komisch war wollte mir irgendwie nicht einleuchten...? Ich überspielte mein Unverständnis mit einem amüsierten Lächeln, dann ging es zum Glück wieder um Fakten.
    "Jawohl Imperator, das wurde sie." versicherte ich überzeugt. Wenn dem nicht so gewesen wäre, dann hätte ich ja den Pluto getan, sie ihm zu empfehlen.

    Was für ein Glück, dass ich mich heute morgen gegen meinen Paradeschimmel entschieden hatte! Ich hatte noch überlegt, hatte mich dann aber doch, aus Gründen der farblichen Einheit und gegen meine Gewohnheit für den Rappen entschieden. Wie fatal, wenn ich den Kaiser, der auf seinem weißen Ross so effektvoll hervorstach, derart brüskiert hätte.
    Der Jubel der Prätorianer erscholl kraftvoll, als unter Fanfarengeschmetter die kaiserliche Familie auftrat, schwoll weiter an, als die besonders populäre Augusta aus ihrer Kutsche stieg, und begleitete den Kaiser, als er mit seinem Sohn die Formation abritt, wie eine Welle brandeten die Rufe hitziger Begeisterung auf und brausten, dem majestätischen Ritt folgend, die Reihen entlang. Dazu die Huldigungen der Menge aussenrum, gerade beim einfachen Volk ging es richtig hoch her, es war erhebend!
    Niemand hätte erahnen können, wie sehr es in der Garde gegärt hatte in letzter Zeit. Das Donativum war karg gewesen, nach Gardemaßstäben, und das nach der jahrelangen Erosion der Garde unter Cornelius, der die Einheit damals nahezu aller fähiger Offiziere beraubt hatte. Was mir da an Unmut unter den Männern zu Ohren gekommen war, war besorgniserregend gewesen, und ich hatte mich auch deswegen dafür eingesetzt, dass die Zeremonie auf dem Marsfeld stattfand, nicht innerhalb der Mauern der Castra praetoria, wo unzufriedene Subjekte womöglich eher dumme Gedanken in verworfene Taten umsetzen würden. Ich baute darauf, dass diese Zeremonie heute, und die öffentliche Ehrung, die der Garde damit wiederfuhr, die Korps-Stimmung der stolzen Prätorianer deutlich pro Aquilius umschwingen lassen würde...
    Und es sah so aus als würde die Rechnung aufgehen. Unser Imperator zeigte uns, zeigte ganz Rom, heute sein Feldherrengesicht, als prächtiger General, glorreicher Kriegsherr, Bezwinger der Daker. Ich war verdammt froh darüber dass er, nachdem er bisher doch sehr zivil aufgetreten war, heute aller Welt bewies dass er auch diese Funktion vortrefflich zu verkörpern vermochte. Auch der Respekt den er den einfachen Soldaten erwies, indem er sich die Zeit nahm, die gesamte Formation abzureiten und sie quasi alle zu grüßen, war eine geschickte Geste.


    "Den Göttern sei dank!" bemerkte ich, meine stoische Miene wahrend, nur aus dem Mundwinkel, zu dem Pontifex neben mir, während wir höchst repräsentativ vor der Tribüne postiert standen, in all dem lautstarken "VIVAT IMPERATOR!"-Jubel um uns, der meine Worte nur bis an Manius' vertrautes Ohr dringen ließ, "Endlich haben wir wieder einen richtigen Kaiser. Seit Ulpius Iulianus hat keiner von ihnen mehr eine so gute Figur gemacht. Und der hatte keinen Sinn für den einfachen Soldaten... Aquilius schon." Oder jedenfalls brachte er es überzeugend rüber, und das war es ja was zählte. Ich hätte meine Biga verwettet, dass unser Kaiser ungleich lieber auch der drögesten Senatssitzung beigewohnt hätte als den militärischen Pomp hier mitzumachen, doch er tat seine Pflicht als erster Diener des Staates. Und das tadellos. (Allenfalls das Lächeln wirkte auf mich etwas starr.)
    Vielleicht wäre auch die schöne Augusta lieber die Formation entlanggebraust, als auf der Tribüne als perfekte Matrone ihren Gatten zu erwarten. Ebenso wie ich gerade wehmütig dachte, dass ich, anstatt gravitätisch neben ihm zu stehen, viel lieber den Pontifex gepackt, ihn vor mir quer über den Sattel geworfen, und mit ihm in den Sonnenuntergang davongaloppiert wäre.
    Doch wir taten eben alle unsere Pflicht zum Wohle Roms, nicht wahr, verharrten an dem uns vom Schicksal angewiesenen Platz, trugen tadellos die uns angewiesene Maske.


    Vortrefflich war die Ansprache des Kaisers, die nun folgte. Wohltönende wahre Worte – wahr in dem Sinne, dass das anzustrebende Ideal die Wahrheit ist – weder zu ausschweifend noch zu knapp, eine Rede, die Gardeherzen höher schlagen ließ, und einen jeden bereits kerzengerade stehenden Prätorianer wohl noch um eine Handbreit in die Höhe wachsen ließ. Eine feierliche, weihevolle Stimmung hatte sich mit den Worten des Kaisers über das Marsfeld gelegt. Der Opferritus begann.
    Wie es das Zeremoniell vorschrieb, würde der gemeinschaftliche Bund sich auch im Ritus ausdrücken. Darum war es an uns, der Garde, das Voropfer selbst dar zu bringen.
    Auf eine klare Geste von mir hin, schritten nun zugleich sowohl die Träger unserer Standarten als auch die Centurionen und Decurionen bis vor die Altäre, und nahmen dort Aufstellung...

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    Sorgsam strich ich meine Toga zurecht, bevor wir eintraten in die feudale Halle, die hier Triclinium genannt wurde. Und bestärkend nickte auch ich kurz Plinia zu, die sich mit einem feinen Gespür für die Etikette unaufdringlich zurückhielt. Ich war selbst höchst erwartungsvoll, diese aussergewöhnliche Persönlichkeit dem Kaiser – wenn der richtige Moment gekommen war – vorzustellen. Doch nur drei Klinen, kein Korbstuhl, standen da bereit. Konnte es sein, dass die Kanzlei meinen Brief, Plinia ankündigend, nicht zur Kenntnis genommen hatte?
    Eingedenk meiner ersten Audienz, bei der der unser, die Befindlichkeiten des Senates hoch achtender, neuer Kaiser sich über meine militärische Erscheinung ein wenig mokiert hatte, trug ich heute zivil. Auch wenn es wirklich schade war, dass meine Armilae und die anderen Auszeichnungen aus den vielen Jahren meines Dienstes an den verschiedenen äusseren und inneren Fronten unseres Imperiums, zu einer Toga kombiniert nicht tragbar waren. Zumindest zierte ein eingewebtes Muster stilisierter Skorpione meine elegant drapierte Eques-Toga, welches sich auf den kunstvollen Punzierungen meines Gürtels und meiner Calcei wiederholte.
    An der Seite meines Vaters wartete ich, voll Neugier, aber natürlich mit stoischer Miene, auf das Erscheinen des Imperators.

    Da mein Dienst in der Castra praetoria stattfand, traf man mich tagsüber so gut wie nie in meinem Cubiculum an. Das Zimmer war dann leer, die Türe abgeschlossen.
    Doch heute hatte der junge Scipio, dessen helle Stimme da nach mir fragte, Glück.
    "Ja! Komm rein." erwiderte ich. Auf einem Stuhl in der Mitte des Raumes sitzend, in Tunika, ein Tuch um die Schultern gelegt, ließ ich mich gerade von Narcissus verschönern. Denn bei dem bald bevorstehenden öffentlichen Auftritt zur Imagoweihe wollte ich selbstverständlich in jeder Hinsicht eine gute Figur machen.
    Mein hübscher blonder (mittlerweile freigelassener) Ornator hatte vor sich ein ganzes Arsenal von Tiegeln, Fläschchen, Pomaden, Kämmen, Schwämmen, kleinen Zangen, Bimsstein... Er war eben dabei, mir mit einer kleinen Bürste eine schlickige dunkle Paste in die Haare einzuarbeiten... an den Schläfen, wo diese infamen grauen Strähnen schon wieder grausam und unerbittlich ihre häßlichen aschefarbenen Ansätze zeigten.
    Das Zimmer an sich war mittlerweile wieder ganz ordentlich. Neue Sklaven hatte ich mir, (nachdem Borkan nicht so sonderlich erfreut gewesen war über meinen zaghaften Vorstoß in diese Richtung) zwar noch immer nicht angeschafft, dafür aber meinen Libertus Icarion als unter anderem Kammerdiener wieder eingestellt.
    "Na, Scipio?" Lächelnd sah ich dem munteren Jungen, den ein jeder nur gern haben konnte, entgegen. "Was gibt's denn?"

    Unter Camelias eindringlichem Blick war mir sehr bewußt, in wie hohem Maße ihr Glück von meiner Entscheidung abhing. Ob man sich wohl so fühlte, wenn man Vater war?
    Dann verschattete mein Gesicht sich düster, als sie von Seianas Hochzeit sprach - nicht nur weil es eine Mesalliance war, die meine Schwester da eingegangen war. Nein, vor allem, weil es mich bedrückte, wieder an den tiefgreifenden Charakterwandel denken zu müssen den meine Schwester da gezeigt hatte, schmerzlich daran erinnert zu werden, wie Seiana sich dazu entschieden hatte, lieber den duccischen Barbarenabschaum auf ihrer Hochzeit zu haben als ihren eigenen Bruder. Meine Schwester wußte sehr genau wie oft und wie dreist der Pöbelbarbar unserer Familie in der Vergangenheit ans Bein gepinkelt hatte. Und sie war auch die einzige, die bescheid wusste über die perversen Quälspielchen, die das Germanenschwein mit mir während meiner Kerkerhaft veranstaltet hatte. Dass sie angesichts dessen trotzdem lieber mit Duccius Vala kungelte als ihren eigenen Bruder auf ihrer Hochzeit dabei zu haben, war.... war eigentlich nicht zu glauben... war in seiner Absurdität eigentlich gar nicht fassbar. Die Seiana, die ich kannte, hätte so etwas niemals getan.
    Ich versuchte es mir natürlich irgendwie schönzureden, sagte mir, dass meine Schwester eben im Liebeswahn gefangen war, ganz normal für eine alternde Frau, die nun doch noch einen strammen jüngeren Mann gefunden hatte der sie heiraten wollte, dass sie nun so sehr fürchtete ihren Liebsten zu verlieren, dass sie es nicht wagte sich gegen dessen Patron zu behaupten. Ich versuchte mir einzureden, dass dies der Grund für Seianas zage Unterwürfigkeit gegenüber einem Feind der Familie, für ihre so unfassbare absolute Gleichgültigkeit angesichts meiner Folter war. Doch das waren eher fadenscheinige Versuche meines Hirns, das Unerklärliche, das Unfassbare in einen erklärbaren Rahmen zu rücken. Im Grunde konnte nichts darüber hinwegtäuschen: Seiana, meine geliebte Schwester, hatte sich absurde Weise in eine andere Person verwandelt. Die Seiana die ich kannte war nicht mehr, sie war vergangen, sie hatte mich alleingelassen. Die Realität auf die man vertraute, sie konnte innerhalb eines einzigen Augenblickes zerspringen.


    "Hmm?" Ich rieb mir die Nasenwurzel, suchte die bleiernen Gedanken zu verdrängen, schließlich ging es hier gerade nicht um vergangene Verluste, sondern um Camelia und ihre helle Zukunft. Doch eine lastende Resignation ließ sich nicht abschütteln. Verluste, zu viele Verluste. Ich hielt meine kleine Nichte im Arm, und hoffte dass das Band zwischen uns niemals abreissen würde. Auch wenn sie natürlich irgendwann ihre eigene Familie gründen würde. War Licinus "der Richtige"?
    "Ich denke, du kannst keinen besseren finden. Bei einer Eheschließung muß man langfristig denken. Da sind Güte, Zuverlässigkeit und Status ungleich wichtiger als irgendwelche romantischen Faktoren. Wohlstand auch, aber danach mußt du dich nicht allzusehr richten, denn Geld haben wir selber. - Denk nur an den windigen Germanicus, der dich auf der Feier fast mit seinen Blicken verschlungen hat – wie schnöde hat der Valentina sitzen lassen. Ja, man muß auf den anderen bauen können, darauf kommt es an, nicht auf glutvolle Blicke. Schließlich ist es eine Vereinbarung für viele Jahre, Jahrzehnte sogar wenn alles gutgeht. Die erste Ehe ist das wichtigste Geschäft, dass eine Frau im Laufe ihres Lebens abschließt."
    Diese Weisheit stammte, wenn ich mich recht erinnerte, von unserer Familienmatriarchin, Großtante Drusilla.


    "So direkt noch nicht. Das Terrain habe ich aber schon sondiert." erwiderte ich etwas verwundert. Ich hatte gedacht, dass Licinus meine raffinierten Andeutungen durchaus durchschaut hatte... allerdings hatte ich – und er genauso – schon ein bisschen was intus gehabt.
    Was für ein liebes Mädchen Camelia doch war, so sanft und heiter auch jetzt, und gar keine Widerworte hatte sie gegeben. "Das ist schön." murmelte ich gerührt. Um jetzt nicht gar zu sentimental zu werden, löste ich meinen Arm von ihrer Schulter und streckte mich. "Ich werde ihm schreiben."

    Meine markige Herausforderung war verklungen, der Ianitor verschwunden, und ich wartete angespannt, darauf gefasst dass jeden Moment die Türe sich wieder öffnen, und ein wütender Helvetier herauskommen würde, um seine Ehre mit den Fäusten zu verteidigen. Doch nichts dergleichen geschah, und nach einer ganzen Weile des Wartens wurde mir klar, dass der Helvetier sich versteckte, dass er sich nicht stellen würde. Ich, Faustus Decimus Serapio, hatte ihn ins Bockshorn gejagt.
    Aber, nun ja, so schlimm fand ich das nun auch wieder nicht. Schließlich ging ich hier als unangefochtener Sieger vom Platz, und das ganz ohne mich prügeln zu müssen. Und ein wenig konnte ich es auch verstehen, dass der, wenn auch kräftige Zivilist (mit den großen verhornten Winzerfäusten), es nicht wagte, sich mit einem Prätorianer anzulegen.
    Hoheitsvoll wandte ich mich von dem verschlossenen Haus ab und erklärte schulterzuckend:
    "Helvetius hat den Schwanz eingezogen. - Gehen wir."


    Gefolgt von meinen Leibwächtern stolzierte ich von dannen. Zu Hause dann, ließ ich unsere Köchin die Opferlende zubereiten, um sie Valentina zukommen zu lassen, als kleine Aufmerksamkeit, zusammen mit der Schenkung, die ich ihr schon angekündigt hatte. Ich spekulierte darauf, dass dieser handfeste Trost (das Land, nicht die Lende) meiner Zukünftigen schon dabei helfen würde, ihren rüpelhaften Schwarm und seinen bösen Brief in nicht allzulanger Zeit zu verwinden...