Konnte man dergleichen in Anbetracht dessen, dass Dives hier und heute eine Vestalin zu besuchen beabsichtigte, überhaupt sagen? Nun, gerade im Hinblick auf die einstigen Gerüchte über die divitische Adoptivtochter sollte man dergleichen wohl besser unterlassen. Dennoch entsprach es gewissermaßen der Wahrheit. Denn in der Tat hatte sich der Iulier am heutigen Tage beinahe (!) länger als seine sergische Gattin mit seinem äußeren Erscheinungsbild beschäftigt - und das tatsächlich ganz bewusst in Vorbereitung auf das bevorstehende Treffen mit der decimischen Vestalin.
Jedoch beabsichtigte er damit keineswegs die Keuschheit der hohen Dienerin der Vesta herauszufordern oder ihr besonders zu schmeicheln. Im Gegenteil dachte er lediglich an eins... oder vielmehr an einen: Serapio. Er war immerhin ein Onkel der Decima. Und wenn... falls die Sacerdos Vestalis ihrem Onkel aus irgendeinem Grund, egal ob beiläufig oder ganz bewusst, von ihrer heutigen Begegnung mit dem Iulier erzählte, so sollte sie in dem decimischen Tribunus Cohortis Praetoriae vor allem eines sagen können: Es ging Dives blendend, nein, blendendst - auch ohne Serapio und seine borkan'sche Liebschaft!
Mit dem zufriedendsten und glücklichsten Lächeln, welcher er aufzusetzen imstande war, nährte sich der gewesene Quaestor also dem Eingang des Atrium Vestae. Selbst klopfte er hernach an die Porta und wartete, bis man sich seiner annahm. Dem oder der Öffnenden erklärte er sodann:
"Salve! Mein Name ist Iulius Dives. Ich bin verabredet zu einem Gespräch mit der ehrenwerten Vestalin Decima. Sie leitet die Ausbildung meiner Adoptivtochter, der Vestalin Iulia Torquata.", stellte er sich vor und legte sein Anliegen dar.