Beiträge von Faustus Decimus Serapio

    Nach einem langen Tag in der Castra war ich abends mal wieder lange nach der Cenazeit nach Hause gekommen. Das war mehr die Regel als die Ausnahme, und ich hatte - auch wenn ich mich natürlich immer über die Familienangelegenheiten informierte - den Eindruck, in letzter Zeit eine Menge zu verpassen. Und wie hatte sich überhaupt meine kleine Nichte in der großen Stadt eingelebt?
    Darum ging ich, nachdem ich in der Küche im Stehen einen Happen gegessen hatte, zum Zimmer meines Mündels und klopfte.
    "Guten Abend Carmelita."

    "Er sollte auf mein Erscheinen gefasst sein, in der Tat." sprach ich sarkastisch. Zumindest wenn dem Helvetier das Wissen geläufig war, dass es aus dem Wald so herauszuschallen pflegte wie man hineingerufen hatte.
    "Geh zu deinem Herrn und melde ihm meine Ankunft." trug ich dem kuriosen Ianitor auf. "Richte ihm ausserdem folgendes aus: Dass er ein feiger Hund ist, der sich täuscht, wenn er glaubt, ungestraft ehrbare Damen beleidigen zu können. Und dass er sich, so er nur einen Funken Ehre im Leibe trägt, nicht länger hinter seinen Hausangestellten verstecken, sondern sich mir stellen möge."

    <<


    [Blockierte Grafik: http://www11.pic-upload.de/22.08.15/21p8g9pulhw.jpg| Optio Marius Musca


    "Da wären wir. Neptun und Mercurius seien gepriesen. Das Schaukeln und Rattern hat ein Ende."
    Optio Marius Musca ließ sich auf einem Kirschholzsessel mit modischen Löwentatzen nieder und streckte behaglich die Beine von sich. Auftrag erledigt, Medica heil nach Rom gebracht, Musca konnte zufrieden sein.
    Das Impluvium plätscherte leise. Der Prätorianer sah mit etwas skeptischer Miene zu dem mamornen Genius des römischen Volkes, der so nobel neben seiner Sitzgelegenheit aufragte. Dann zu der Statue der rassigen Tänzerin von Gades auf der anderen Seite des Impluviums. Musca war ja nicht zum ersten Mal hier, aber es war einfach nicht seine Welt.
    Eine Haussklavin huschte herbei und bot den Gästen schon mal je einen Kelch verdünnten Weines an...




    [Blockierte Grafik: http://www11.pic-upload.de/18.09.15/ybv2kdx5kten.jpg|Ephialtes


    Die breitschultrige Gestalt des Ianitors Ephialtes erschien in der Türe. Nach einem kurzen Wortwechsel mit dem Gardeoptio wandte er sich der Medica zu, und begrüßte sie mit einem Lächeln, bei dem die weißen Zähne im dunklen Gesicht nur so blitzten:
    "Willkommen werte Domina. Bitte tritt ein."
    Er öffnete die Türe weit und bot sich an, beim Abnehmen des Mantels behilflich zu sein.
    "Wenn es recht ist, lasse ich das Gepäck gleich hineinbringen?"
    Der Haushalt war ja informiert und darauf vorbereitet, dass der Herr Serapio einen bedeutsamen Gast erwartete. Ephialtes sandte zwei Knechte, sich um Gepäck und Wagen zu kümmern, und schickte den flinken Silas los, um den Herrschaften Bescheid zu geben. Er selbst geleitete die Medica und den Optio in das Atrium des Hauses, wo er einladend auf eine Sitzgruppe neben dem Impluvium wies...




    Früh am Morgen erwartete ich, im Innenhof der Principa, vor unserem Fahnenheiligtum, das Eintreffen der Neuen, die ich heute vereidigen würden. Da wir intensiv rekrutierten, kamen so einige zusammen. Die Zeremonie fand regelmäßig statt.
    Dem feierlichen Anlass gemäß, war auch ich in voller Montur. Ich stand hochaufgerichtet und musterte die Männer, die sich nun zügig einfanden. Die meisten von ihnen waren einfache Soldaten (denn diese rekrutierten wir ja bevorzugt), und sahen fix und fertig aus von den harten Bewährungsproben, denen sie hier in der ersten Zeit unterworfen wurden, um sie zu prüfen und zu stählen. Doch auch höhere Ränge waren darunter, denn obgleich wir es bevorzugten, uns die Unteroffiziere und Offiziere selbst heranzuziehen, oder sie höchstens von den benachbarten Stadtkohorten zu wählen, waren die Umstände doch so, dass wir zur Zeit auch welche von ausserhalb rekrutieren mussten.
    Ich sog die kühle Luft ein. Der Himmel war glasig grau. Die vertrauten Klänge der Castra am Morgen drangen gedämpft heran– das Trappeln genagelter Solen auf gestampfter Erde, das Klappern eines Kochgeschirrs und bellende Befehle...

    <<


    Meine Lust, mich zu prügeln, war auf einem neuen Tiefpunkt angekommen, als ich, flankiert von meinen Custodes, dann endlich das Haus des Rivalen erreichte. Leidig gebot ich Pelias zu klopfen. Er pochte kräftig an der eisenbeschlagenen Türe. Ich atmete tief ein, und suchte meinen Kampfgeist wieder zu finden, indem ich grimmig an den schändlichen Brief dachte, der Valentina so betrübt hatte. Akadios stand schräg hinter mir.
    "Tribun Decimus Serapio, hier um etwas mit Helvetius Varus zu klären!", so kündigte Pelias mich an, sobald die Türe sich öffnete.

    "...Was?" Das fing ja bestens an. Der Wind wich aus meinen Segeln, und die Drohgebärde aus meiner Haltung, so wie die Luft aus einer angestochenen Schweinsblase zischt. Ich machte ein langes Gesicht und kratzte mich leidig am Kopf. Vielleicht ließ der Helvetier sich ja bloß verleugnen, weil mein imposanter Auftritt ihn verschreckt hatte? Oder vielleicht auch nicht. So wie das Haus bei genauerer Betrachtung aussah, wohl eher nicht.
    "Nein. Nein, danke." wehrte ich das höfliche Angebot des beflissenen Türhüters ab. "Varus. Helvetius Varus. Wo wohnt er?"
    Ich ließ mir den Weg weisen und zog mit finsterer Miene ab...

    <<


    [Blockierte Grafik: http://imageshack.us/a/img40/8946/icarion.jpg]| Icarion


    Später an jenem Tag, etwa zur Cena-Zeit, erschien schnellen Schrittes der Libertus Decimianus Icarion (mit Begleitschutz) in der Casa Quintilia. Er überbrachte der Hausherrin "Mit den besten Grüßen von meinem Patron, verehrte Dame!" zum einen: einen Brief, dem eine Besitzurkunde beigefügt war, zum anderen: einen Beutel voller Aurei, und zuletzt: einen großen Keramiktopf. Wenn man den Deckel lüftete, würde man darin einen gutgewürzten saftigen Lendenbraten vom jungen Schaf, mit viel Thymian und Rosmarin, finden, noch warm, da eilig geliefert aus der Küche der Casa Decima.
    In dem Brief stand geschrieben:


    Liebe Valentina,
    hier also das Geld für die Einkäufe, und dazu noch etwas zur Stärkung. Ausserdem bin ich zu dem Schluß gekommen, dass Du - denn man weiß ja nie - durch eigenen Besitz abgesichert sein solltest. Darum überschreibe ich Dir hier ein einträgliches Gut mit zwei Centuriae Land* dabei. Es ist hübsch gelegen, bei Ardea, besteht aus einer Villa Rustica mit weitläufigen Olivenhainen, Reben und Fischteichen. Auch um der Sommerhitze der Stadt zu entfliehen eignet es sich gut.
    Vale bene!


    [Blockierte Grafik: http://www11.pic-upload.de/13.09.15/tq82u1mfkuz9.png]




    Sim-Off:

    * ~ 2 WiSim-Grundstücke

    Mit gerunzelter Stirn sah ich auf unsere verschlungenen Hände.... Es war einer dieser Augenblicke, in denen ich das Gefühl hatte, dass Borkan mir immer gerade das sagte, von dem er glaubte, dass ich es hören wollte. Einmal, da hatte er mir gesagt, wenn ich einen anderen Liebhaber nähme, dann würde er den umbringen, und nun sprach er so lau und zage, als würde er nur darauf warten, mich an einen anderen loszuwerden.
    "Hör auf, dich so klein zu machen!" erwiderte ich hitzig auf sein unerträglich sanftes Gerede, "Ich glaub dir kein Wort, Borkan, kein Mensch kann so selbstlos sein! Ich bin doch nicht blind, ich sehe wohl, dass dein Lächeln nur Kulisse ist! Willst du mich, oder willst du mich nicht?! Du sprichst mir nach dem Mund, du sprichst wie ein... -"Sklave. Ich verbiss mir das Wort gerade noch rechtzeitig, fuhr heftig fort, in einem leidenschaftlichen Wortschwall:
    "...egal, aber, ich will nicht dass du das machst, ich will dass du so bist wie du wirklich bist. Ich habe mich für dich entschieden!! - Ich will ehrlich zu dir sein, dass ich... schwach geworden bin, das... war nicht bedeutungslos, es war... eine alte Liebe... meine große Liebe... rasend habe ich ihn geliebt... früher!! Früher. Und es war völlig bescheuert von mir, mich ihm nochmal an den Hals zu werfen, und es tut mir sehr, sehr leid, aber er ist... er hat noch immer Macht über mich. Er ist... wie ein Zauberer, der mich wieder und immer wieder in seinen Bann gezogen hat. Aber es ist längst zu Ende zwischen ihm und mir. Längst vorbei. Längst. Ich habe ihm von dir erzählt. Ich habe... Abschied von ihm genommen. Ich habe mich für dich entschieden, Borkan. Das... ist es doch was zählt, ich habe mich verdammt nochmal für dich entschieden. Ich will, ich will mein Leben mit dir verbringen. Lass uns endlich zusammenziehen, so wie es jetzt ist ist es nicht gut, wir leben uns auseinander, bitte lass uns doch endlich uns ein Herz fassen und richtig zusammenziehen. Ich will jede Nacht bei dir liegen, und morgens neben dir aufwachen, und abends von dir hören wie dein Tag war, und dir alles erzählen, ich will Alltag, kein Drama mehr, kein Tanz am Abgrund, herrlichen biederen Alltag! Ich will vertraut mit dir sein in allen Dingen. Durch dich habe ich zurückgefunden, durch dich lebe ich wieder, mit dir will ich zusammen sein, du bist mein Glück, ich liebe dich, Borkan, Corazón, ich liebe dich doch auch!"
    Jetzt, hier, mit Borkan in meinen Armen, schien mir das Wirre und Zwiespältige beinahe vergangen. Ich sah klar. Ich musste frei werden, endlich frei von meiner zerstörerischen Obsession für Manius, die mich schon so lange Jahre in den Klauen hielt, und, kaum dass ich mich ihr entronnen glaubte, wieder fest zupackte. Die zart aufflammende Romanze zwischen Massa und mir war ihr zum Opfer gefallen, und auch Dives unendlich süße, jugendliche Hingabe hatte ich ob dieser Obsession schnöde mißachtet – aber meine Liebe zu Borkan, die durfte nicht auch daran zerschellen! Energisch legte ich meine Linke über unsere verschränkten Hände und drückte sie, blickte meinen Liebsten flehentlich, mich schrecklich nackt und bloß fühlend, in seine rätselhaften Mandelaugen.

    "...meinste...?" Circesium... Eine kalte Hand tastete nach meinem Nacken. Fröstelnd zog ich die Schultern hoch. Circesium lag in einem Nebel von weit weg und zugleich unmittelbar da, manches hatte sich mir so eindringlich eingeprägt, Schnappschüsse, die mir noch immer in allen Einzelheiten vor Augen standen, in einer Intensität, die die Eindrücke meiner wahren Umgebung weit übertrafen – der faulige Gestank der Wassergräben, die bemoosten Quader am Fuße der Mauer, die gedämpften Stimmen der Kameraden - so unerschrocken und lebendig, damals – und die Hand des Terentiers, der mir anerkennend auf die Schulter klopfte, und der Schlamm, der durch die Riemen meiner Caligae quoll, sich kühl um die Zehen legte, metallisch die Furcht in meiner Kehle, und über allem: der Mond, gelblichbleich am Himmel, eine verzerrte Spiegelung in den Wassergräben.
    Und dann, wie wir am Tor angelangt waren, Licinus, ich, der Kampf. Und dann, wie wir später irgendwann alle... unser Plündergut verglichen hatte. Und dann, wie wir danach immer wieder davon erzählt hatten, von unserer großen Heldentat. Aber dazwischen... war irgendwie Nichts mehr. Und bei den Inseln meiner Erinnerung war ich mir auch gar nicht so sicher, was davon wirklich geschehen war, und was nur Erzählungen, die mir im Nachinein zu ganz echt erscheinenden Erinnerungen geronnen waren.
    "Ne! Glaubich nich!" wehrte ich etwas unsagbares ab, wedelte wegwerfend mit der Hand in der Luft herum. Bisher war ich noch immer rechtzeitig aufgewacht. Bevor das lauernde... Etwas mich erwischte. Ich fürchtete mich davor, einmal nicht rechtzeitig aufzuwachen.
    "...aber du hast ganz recht Kamerad, issaauch wurscht, un sowieso nurn verdammter Blödsinn! "


    Ich schüttelte mich, wie ein Hund das Wasser abschüttelt, noch war dieses Fest heute und jetzt und echt und farbenprächtig, und keine verblassende Erinnerung, und Licinus und ich, und alle Gäste und alle Menschen, alle würden wir irgendwann vom Strom der Zeit auf Nimmerwieder hinweggerissen, würden nur als nostalgische Erinnerungen bleiben, unser Name würde vielleicht auch einmal wehmütig bei einem Trankopfer gesprochen werden, in einen Stein gemeisselt, irgendwann zur Unkenntlichkeit verwittert, irgendwann alles vergessen – aber nicht heute, nicht heute, heute schmeckte der Caecuber, ich leerte den Krug und rülpste herzhaft.
    "Du? Solln wir malsolangsamwieda, sonst... sonsdenkt meine hooolde Valentina noch ich lieg irgentwo besoffen in derEcke un grämt sich, dabei könnte nixferner derWarheit...Uiuiui..." Beim Versuch, auf die Füße zu kommen, riss ich einen liebevoll bepflanzten Blumenkübel um, und hielt mich dann mehr schlecht als recht am Gerüst der Laube aufrecht, "Ach Herjeee..!" lachte ich, "Aber Hola...Hilfmirmal..."
    Arm in Arm, ein Bild wahrer Freundschaft, schafften wir es mit vereinten Kräften zurück zu den anderen, und stürzten uns, oder sollte ich sagen: taumelten, wieder in den Trubel.......

    <<


    Ein Mann muß tun was ein Mann tun muß, nicht wahr?
    In Begleitung meiner Leibwächter Akadios und Pelias erschien ich also an jenem heißen Sommernachmittag vor der Casa Helvetia. Um ehrlich zu sein, war ich nicht sonderlich enthusiastisch bei dem Gedanken an das Bevorstehende, denn mein lodernder hispanischer Zorn, den ich beim Lesen des Schandbriefes verspürte hatte, war mittlerweile deutlich abgeflaut. Zwar fand ich es noch immer höchst infam was der Helvetier meiner Verlobten alles für dummes Zeug unterstellt hatte... aber ich erinnerte mich selbst eben auch noch deutlich daran, wie es einem das Hirn in einen roten Nebel der Raserei verquirlen kann... zu lieben und verschmäht zu werden.
    Aber darauf kam es nicht an. Ich hatte die Ehre meiner Verlobten zu verteidigen, nicht den Mann zu verstehen, der sie beleidigt hatte.
    Der, wenn ich mich recht erinnerte, große schwielige Winzerfäuste sein eigen nannte. (Verdammt, ich hatte so viel zu tun in der Castra, ich konnte es mir eigentlich so überhaupt nicht leisten, jetzt irgendwie verletzt zu werden...)
    Ruhig Blut, Faustus. Ich war Prätorianer, ich war ein Veteran dreier Kriege, der sollte nur kommen, der Winzer. Mit den großen verhornten Fäusten...
    Hoheitsvoll straffte ich mich, und sprach zu meinen freigelassenen Leibwächtern:
    "Ihr haltet euch raus, es ist allein meine Sache, verstanden?"
    Sie blickten etwas kritisch drein, bestätigten aber dass sie sich daran halten würden.
    Ich atmete tief durch, stellte mich schulterbreit fest hin, ballte meine Faust, und hämmerte entschlossen gegen die Türe.
    "Helvetius!" schmetterte ich dazu, "Komm raus, du feiger Hund! Es gibt etwas zu klären!"

    <<
    Vor dem Tempel hatte ich, flankiert von meinen Custodes, ein (überteuertes) Schäflein und ein paar schmucke Kleinigkeiten zum Opfern erstanden. Während das Vieh verziert und aufgehübscht wurde, überlegte ich mir, am Rande des von Menschen überfüllten Platzes, worum genau ich die Göttin denn eigentlich bitten wollte. Mit Iunoopfern hatte ich so gar keine Erfahrung, darum spendete ich erstmal großzügig, und folgte den Anweisungen des Priesters, damit das ganze Drumherum auch stimmte.
    "Hohe Herrin Iuno, Retterin Sospita, Beschützerin der Frauen," ergriff ich schließlich, gereinigt und von Weihrauch dicht umnebelt, vor dem Kultbild selbst das Wort. "Große Mutter Iuno, nimm diese Gaben und leih mir dein erhabenes Ohr..."
    Ein hübsches Gewinde von rosa Rosen und weißer Myrte, ein paar süße Opferkuchen und eine Schale saftiger Trauben leiteten das Voropfer ein.
    "Ich bin Faustus Decimus Serapio und erflehe deinen Beistand, Himmelsherrin, für meine Verlobte Quintilia Valentina. Sieh gnädig auf mein Opfer, auf diese duftenden Blumen und süßen Speisen, und auf dieses lockige Schäfchen, dessen Fettdampf gleich appetitlich zum Himmel aufsteigen wird, so dass du dich daran laben kannst. Ich bitte dich, hohe Göttin, hülle meine liebe Valentina schützend in deinen mütterlichen Mantel, gewähre ihr deinen göttlichen Segen und Beistand."
    Drei Pfauenfedern hatte ich, die ich, eine nach der anderen, nun vor dem Kultbild niederlegte.
    "So lauter wie das tiefe Blau in diesem Gefieder ist meine Verlobte, so zart und fein wie der weichste Federflaum, und so schön wie der irisierende Glanz der Pfauenaugen ist ihr Lächeln wenn sie froh ist. Ich erbitte von dir, oh gütige Mutter: lass Valentina froh sein. Lass sie wieder glücklich sein. Denn ein Brief voll Häme, Groll und Rachsucht hat ihr zartes Gemüt verletzt - geschrieben von einem Mann, der glaubt ein Recht auf sie zu haben, nur weil er sie liebt!
    Hohe Göttin Iuno, Schirmherrin der Ehe, behüte Valentina vor dem Gift, das aus diesen Zeilen strömte! Und so wie die Fetzen des Briefes hier auf den Kohlen in läuterndem Feuer verglühen..."

    Ritsch. Ratsch. Ritschratsch. Ich riß den Brief in kleine Fetzen, ließ sie ins Kohlebecken rieseln, wo sie aufflammten, sich schwarz verkrümmten, und zu Asche zerfielen... Restlos verbrannte ich den bösen Brief.
    "...und nichts bleibt von den üblen Worten, so möge deine Macht die bösen Wünsche des Verschmähten verzehren und nichtig machen, auf dass Valentina in Sicherheit vor ihnen ist, auf dass sie wieder frei und leicht sein kann. Hilf meiner Verlobten, ihren Schwarm weit hinter sich zu lassen, so dass sie heiter und glücklich in die vorteilhafte Ehe mit mir gehen kann. Wir wollen dich, Höchste Göttin, Mutter Iuno, an unserem Hausaltar auch immer gebührend ehren. Do ut des."
    Den Rest übernahmen der Priester und seine Opferhelfer, sie intonierten die Litaneien des Hauptopfers und stachen das Tier fachgerecht ab. Die Innereien verkohlten, das Fleisch wurde verteilt, nur die Lende nahm ich mit. Akadios trug sie in ein Tuch eingeschlagen, als wir weitergingen. Hoffentlich hatte das geholfen...


    Am Ufer des Tibers machte ich noch kurz halt, und warf den Stein, das "blutende Herz", im hohen Bogen hinein in die Fluten. Weg damit. (Ob es dem Helvetier jetzt, da der Stein auf den kühlen Grund sank, wohl auch kühl ums Herz wurde?)
    Sonderlich leicht waren meine Schritte nicht, als wir weitergingen. Denn nun mußte ich wohl oder übel der Casa Helvetia selbst einen Besuch abstatten...

    Dass meine Zukünftige so sanft und aufmerksam gegenüber meinen Vorstellungen war, bei der Frage der Farbwahl, die ja sehr bedeutsam war, das erfüllte mich mit einem entspanten Gefühl der Zufriedenheit. Und mit der Zuversicht, dass Valentina sich auch in den anderen entscheidenden Fragen, die sich uns in der Zukunft noch so stellen würden (wo soll das Speisesofa stehen, wie sollen die Kinder heißen, und so weiter), ebenso feinfühlig und entgegenkommend zeigen würde. Nicht so herrisch wie die Frauen in meiner Familie allesamt waren, so bestimmend, nein, ganz traditionell und sanftmütig. Ja, doch, unsere Ehe könnte wirklich eine harmonische werden... so dachte ich, und lächelte ob ihres neckenden Zeigefingers, pflückte ihre Hand aus der Luft und hauchte ihr scherzhaft einen übertrieben gallanten Kuss darauf.
    "Carissima Valentina, ich hätte so gar nichts dagegen jetzt mit dir schöne Seidenstoffe auszusuchen!" versicherte ich ihr. Es war die reine Wahrheit. Und der Gedanke daran, was ich jetzt an diesem angebrochenen Nachmittag als nächstes zu tun hatte, ließ den Gedanken an einen entspannten Einkaufsbummel noch viel verlockender erscheinen.
    Bei der Ankündigung des Geschenkes, da zeigte sich wieder ihre natürliche Bescheidenheit, ich lächelte verschmitzt, denn zu schenken machte mir stets große Freude, und meinte nur:
    "Ich möchte aber."


    Der Brief fühlte sich so... komisch an in meiner Hand, und ich fragte mich, ob vielleicht ein Fluch an dem Papyrus haftete?! Hastig berührte ich mein Serapis-Amulett mit den Fingerspitzen, dann mein Mars-Ancilum-Amulett, dann die Lunulae an meinem Gürtel... faltete das Schreiben zusammen und verstaute es, zusammen mit dem Stein, in dem Kästchen.
    "Das verspreche ich dir. Ich kümmere mich darum." meinte ich ernsthaft, umarmte sie zum Abschied. "Bis bald mein kleines Rotkehlchen. Pass auf dich auf."


    Darauf machte ich mich wieder auf den Weg, doch dieser führte mich nicht etwa direkt wieder in die Castra. Nein, zuallererst begab ich mich in den Tempel der Iuno......

    "Jawohl!" stimmte ich inbrünstig zu. Licinus hatte so recht. "Jawohl! Du hast so recht! Auf DICH! Auf Dich, auf mich, auf uns, auf dich mein Freund!" Ich durfte ihm ja nicht nachstehen, oh nein, ich hielt mit. Und das Thema Frauen und so weiter, soviel war sicher, war erledigt für heute. Ein erster Vorstoß war gemacht, aber ich würde ihn nach seiner Enthüllung heute ganz gewiss nicht weiter bedrängen, das wäre gar nicht freundschaftlich (und taktisch auch unklug).
    "Und alle, die wir Freunde nennen, und... scheiße, Licinus, jetzt muß ich doch noch mal ausholen..." Tja, das Vergangene war doch immer gegenwärtig. Es weilten eben mehr gute Freunde bereits auf der anderen Seite des Styx, als noch bei uns im Reich der Lebenden. Soldatenlos.
    "...und an äh, auf die, die immer in unseren Herzen sind, auch wenn sie nicht mehr mit uns mittrinken können! 'Die Freundschaft tanzt den Reigen um die Welt und...' ähm..." Wie ging das noch...? "...ruft uns allen zu: wach auf zur... Seligpreisung!' So!"
    Großzügige Opferschlucke für die Verstorbenen schwappten in die Laube. "Also! Lass uns trinken auf Sparsus, jawohl! Marcus Iulius Sparsus, der mir öfter den Arsch gerettet hat als ich zählen kann, nen verdammt feiner Kerl warst du, und seliggepriesen bist du von deinen Freunden! Hiermit! So!" Und großzügige Schlucke nahm ich selbst. "Und Appius Iunius Lucullus! Spötter! Held wieder willen! Prost Lucullus auf der anderen Seite!"
    Nachschenken war angesagt...
    "He, und Imperiosus, altes Haus....der Becher ist für dich!" Den hatte ich gar nicht so gemocht, den Imperiosus, aber der Augenblick verklärte die ganze alte Bande...


    ...und brachte mich jäh auf etwas ganz anderes.
    "He Licinus... hab ich dir eigentlich schonmal von dem Traum erzählt, in dem wir... hm... weiß auch nicht warum mir das jetzt einfällt, aber da kommt du auch drin vor, deswegen, und... die ganze alte Bande irgendwie, ist eigentlich ein ziemlich mieser Traum, hab ich schon ewig, also echt ewig, und der geht so, also erst jagt mich etwas, so... wilde Viecher.. und ich renne und haste... und dann... übergangslos, bin ich in so ner Art Garten, so ein ganz... merkwürdiger Garten von Mauern umschlossen, irgendwie fremd, so'n bisschen exotisch, und du bist auch da, und..."
    Mit schwerer Zunge vertraute ich ihm das an, zu ihm gebeugt, mit vorsichtig gedämpfter Stimme, den uralten, und doch immer wieder auftauchenden Albtraum, der mich stets mit einem irrsinnigen Schrecken erfüllt, und auch jetzt, nur beim Erzählen, spürte ich die Kälte und das Lauernde, das bösartig auf mich Lauernde, schlang einen Arm um mich, widerstand dem Drang hinter mich zu sehen....
    "...die anderen auch, also du und ich und... hm... mehrere, die sind nicht so klar, aber Imperiosus auf jeden Falle auch... und wir stehen irgendwie neben so ner Art... Luke... oder.... oder vielleicht ist es auch.... wie ne... Zisterne... nein... eher... ein Schacht. Also, ich sehe das nicht, er ist verschlossen, es ist eine Abdeckung drüber, aber ich weiß, es geht tief... tief runter... Und in dem Traum, da... ist Etwas da drin, also... kommt da hinauf... gestiegen oder gekrochen... und... Scheiße, naja, in dem Traum da hab ich schweinisch Angst, weil ich weiß, dass das was da ist... das Etwas... dass das...naja...mein Tod sein wird. Ich kann dann... hören wie es näherkommt... und kriecht und schabt, irgendwie so... feucht... und dann, diese Abdeckung, die fängt dann an sich zu bewegen und wird dann so... von unten zur Seite weg geschoben... und... Das ist alles. Da wache ich dann immer auf. - Ganz schöner Blödsinn, haha, nicht? Ganz schöner Schmarrn den man so zusammenträumt, was?!"
    Nervös lachend versuchte ich die Sache abzutun, aber im Grund hoffte ich inständig, dass Licinus mir etwas vernünftiges dazu sagen können würde. Denn er kam ja schließlich selbst darin vor. Ich hatte Kundige befragt, dazu, von Kamerad Musca damals bis hin zu den Priestern im Serapeion von Alexandria viel später, doch noch immer war mir dieser Traum ebenso schleierhaft wie massiv beängstigend.


    Alles fügte sich so wunderbar zusammen. Valentina und Vespa hießen meine Nichte mit großer Herzlichkeit willkommen. Mir wurde ganz warm ums Herz, ich drückte freudig Valentinas Hand. Ja, keine bessere hätte ich wählen können.
    Und doch irritierte mich etwas, in diesem schönen Augenblick, und zwar der ungebetene Gast, der sich, anfangs so zurückhaltend, mittlerweile ganz ungeniert gab. Ich runzelte die Stirn, als er Valentina – oder war es Camelia gewesen? Oder Vespa? Oder gleich alle drei? - so unverfroren anturtelte, und trat entschieden auf ihn zu.
    "Germanicus. Übertreib's nicht." warnte ich ihn todernst, dicht vor ihm stehend, und ihn unverwandt musternd (und zwar mit meinem ganz speziellen durchbohrenden-Blick für Verhöre ruchloser Übeltäter). Der würde lange drauf warten können, dass ich ihn mit meiner Nichte bekannt machte. Was für ein Hallodri! Ich gab dann den Custodes Anweisung, ihn genau im Auge zu behalten, und im Fall des Falles freundlich hinaus zu begleiten.


    Das Fest nahm seinen Lauf, die Blumen verströmten eine schwere Süße, und im Schein bunter Laternen floß der Wein in Strömen, klangen die Kelche, vermischten sich Stimmen und Lachen und mal ein Lied, das Klimpern des Oscillae und das Plätschern des Springbrunnens. Ich unterhielt mich überschäumend bester Laune mal hier mal dort, schwatzte und scherzte und präsentierte jedermann stolz meine wunderbare Verlobte!
    "Jetzt ist es wirklich wahr..." meinte ich irgendwann heiter, und so ganz ungläubig dabei, zu Valentina, "Bona Dea! Wir sind wirklich und wahrhaftig ganz offiziell miteinander verlobt."
    Der schmerzlich vermisste Elefant tauchte übrigens auch wieder auf: jemand hatte ihn sorgsam auf den Gabentisch gestellt, zur Elefantin dazu.


    Irgendwann später saßen Licinus und ich dann auch eine Weile zusammen am Rande der Festlichkeit in der Dianalaube zusammen, führten tiefgründige Gespräche und becherten herzhaft, und ich muß sagen, ab da entgleitet mir der Faden der Ereignisse... so ein wenig. Ich meine mich aber zu erinnern, dass der harte Kern des Festes echt unermüdlich war, dass es bis zu später Stunde lustig zuging... und dass Licinus und ich die tapferen Gäste noch mit ein paar launigen Legionärsliedern erfreuten... (?)
    So geschah es also, dass das Unglaubliche wahr wurde. Valentina und ich hatten vor aller Augen bekundet, dass wir einander zu heiraten gedachten. So schnell konnte es gehen...

    III. IM SPIEL – Die Hüls'schen "Zwei Regeln". Für Spielspaß und eine gute Geschichte.


    Nun hast du einen Charakter mit Potential. Als nächstes muß er ins Spiel finden.


    1. Die Hüls'schen "Zwei Regeln"
    Sind die Grundlage eines entspannten Miteinanders im Spiel. Sie stammen aus dem Larp, passen aber für alle Formen des freien, durch Werte unreglementierten Spiels.
    Sie lauten:
    Wenn Du angespielt wirst, zeige irgendeine plausible Reaktion. Spiel irgendwas, egal was, aber spiel.
    Wenn Du jemanden anspielst, erwarte keine bestimmte Reaktion. Akzeptiere, was Dein Gegenüber draus macht.


    2. Einstieg in den Fluss des Spiels
    Zum Einstieg ins Spiel - stell dir wieder vor du drehst einen Film, und frage dich: auf welche Weise würdest du deinen Charakter einführen? Überlege dir zum Beginn also eine Szene, die deine Figur charakterisiert.
    Bsp. Unser "großmäuliger Soldat" könnte, anfangs noch Zivilist, prahlend in der Schenke sitzen, und sein letztes Geld verspielen. Am nächsten Morgen dann, da pleite und ohne Dach über dem Kopf, sich der Armee verschreiben.
    Eine Alternative ist, mit der Ankunft des Charakters in Rom, oder wo er sonst leben soll, zu beginnen. (Vermeide, wenn möglich, das Klischee von der jüngst verstorbenen Mutter, die den Charakter als letzten Wunsch zur Familie des Vaters schickt. Sowie als Sklave das Klischee vom durch finstere römische Soldaten abgefackelten Dorf, und dem versklavten Stammesprinzen. Beides ist schon sehr ausgelutscht.)
    Danach, folge einfach dem Weg deines Charakters, interagiere mit den Figuren die dir unterwegs begegnen, so ergeben sich schnell Kontakte, und damit auch noch mehr Storyideen. Nutze öffentliche Feste und andere Ereignisse, um dort aufzutauchen und auch Figuren ausserhalb des direkten Familienumkreises kennenzulernen. (Vermeide, wenn möglich, das auch schon sehr überstrapazierte Klischee des "zufälligen Anrempelns".)
    Sehr wichtig ist auch: Werde selbst aktiv. Warte nicht passiv darauf, dass jemand deinen Charakter in den Fluß des Spieles hineinzieht, sondern schaffe dir selbst aktiv Situationen, in denen du anderen Charakteren eine gute Gelegenheit gibst, dich anzuspielen. Schreibe anschauliche Szenen, eröffne interessante Threads, die anderen Lust machen, da mitzumischen.
    Der "großmäulige Soldat" könnte z.B. wenn er in der Schenke sitzt, alle Anwesenden lautstark dazu auffordern, mit ihm eine Runde zu würfeln. Der "Matrone in der Midlife crisis" könnte ihre Schoßkatze entlaufen, und sie auf der Suche nach dem edlen Tier mit allerlei Menschen in Kontakt bringen. Der "abgebrühte Straßenjunge" könnte auf dem Markt nach Arbeit für einen Tagelöhner Ausschau halten, usw.


    3. Schreiben, schreiben, schreiben...
    Schreibe so, dass es nicht nur für dich, sondern darüber hinaus auch für die Leser interessant ist. Stell dir die Situation genau vor, beschreibe was zu sehen, zu hören, zu fühlen ist. Schaffe Atmosphäre, indem du alle Sinne ansprichst.
    Wörtliche Rede lockert Textblöcke auf. Überlege dir, welche Sprechweise deinem Charakter, seiner Herkunft, seinem Bildungsgrad, seinem Temperament entspricht. Gedanken geben Einblick in die Erlebenswelt des Charakters. (Aber vergiss über weitschweifigen Gedankenschilderungen nicht die Action.)
    Du kannst wählen, welche Perspektive du als Erzähler einnimmst. Ob als "allwissender" Erzähler, als personaler Erzähler, der aus der Perspektive einer Figur erzählt, als neutraler Erzähler, der wie eine Kamera nur das äussere Geschehen beschreibt. Oder aus der Ich-Perspektive, die dem Text besonders Nähe zum Charakter, aber zugleich einen eingeschränkteren Blickwinkel verleiht. Je nachdem ergeben sich unterschiedliche Effekte.
    Zur Länge der Postings – etwas ausführlicher ist meist interessanter. Stimme dich in der Hinsicht ein bisschen auf deine Postingpartner ein. Wenn sie dir mit ausführlichen Beiträgen geantwortet haben, speise sie nicht mit einem lahmen Dreizeiler ab.
    Überfliege nicht nur, sondern lies genau, und würdige was deine Postingpartner schreiben. Gehe inhaltlich darauf ein, und gib ihnen in deinen Postings immer auch Spielimpulse zurück, auf die sie ihrerseits eingehen können, um die Handlung oder den Dialog weiterzutreiben.
    Auf die Rechtschreibung zu achten, zeugt von Respekt gegenüber den Mitspielern.
    Achte darauf, moderne Ausdrücke und Anglizismen möglichst zu vermeiden, um das Gefühl, sich in der Antike zu befinden, zu wahren.
    Zwar gibt es eine Möglichkeit, Text als simoff zu markieren, es ist aber angenehmer für den Leser wenn du simoff-Angelegenheiten mit deinen Mitpostern per PN klärst.
    Zu den Threads – es gibt welche, die nur für eine Szene erstellt werden, und Threads, die einen Ort repräsentieren. Wenn du einen Szenen-Thread erstellst, gib ihm einen aussagekräftigen Titel, der die Neugier der Leser weckt.


    4. Rollen glaubhaft darstellen – oder: "Den König spielen die anderen"
    Charaktere entfalten sich in der Interaktion mit anderen. Die Art und Weise wie andere auf einen Charakter reagieren, beeinflusst wie er wahrgenommen wird, wie er wirkt, wie er sich entwickelt.
    Daraus folgt zum einen: Zeige deinen Mitspielern deutlich, mit was für einem Charakter sie zu tun haben, spiele deine Rolle prägnant, dem Konzept und dem Status deiner ID entsprechend. Dann wissen deine Mitspieler auch mit was für einer Figur sie es zu tun haben, können dementsprechend reagieren und deine Darstellung damit unterstützen.
    Zum zweiten folgt daraus: Wenn du im Spiel auf einen glaubhaft dargestellten Charakter triffst, dann unterstütze ihn in seiner Wirkung – "pushe" ihn, indem du deinen Charakter auf eine adäquate Weise reagieren lässt. Insbesondere die überzeugende Darstellung von Rollen mit hohem Status funktioniert nur dann, wenn dieses Prinzip beherzigt wird.
    "Den König spielen die anderen" heißt es beim Theater. D.h. die Position, die Macht und die Ausstrahlung einer solchen Herrscherfigur kommt nur dann wirklich rüber, wenn die Figuren um ihn herum sich dementsprechend respektvoll/höflich/furchtsam/feierlich verhalten, und damit diese Aura der Macht erscheinen lassen.
    Das gilt aber nicht nur Führungsfiguren. Sei es ein weiser Gelehrter, ein bedrohlicher Prätorianer, eine die Sinne verwirrende Kurtisane oder ein ranziger Bettler.... jede dieser Rollen ist darauf angewiesen, dass die Mitspieler sie mit tragen, indem sie adäquat reagieren. In diesem Sinne ist es für das Spiel sehr unkonstruktiv, den eigenen Charakter als ultracool, immer lässig und von nichts zu beeindrucken zu spielen.
    Es ist ein Geben und Nehmen. Unterstütze die anderen in ihrer Darstellung, und sie werden auch dich unterstützen. Der Spielspaß und die Atmosphäre profitieren davon. :)



    ~ Fortsetzung folgt... ~

    5. Biographie, Talente, Schwächen, Eigenheiten, ein Geheimnis und ein Hobby...
    Überlege dir ungefähr wo dein Charakter her kommt, was ihn prägte, und was er bisher so gemacht hat. Halte dich knapp, denn niemand interessiert sich für lange Hintergrundgeschichten. Vermeide es auch, deinem Charakter große Heldentaten in der Vergangenheit zuzuschreiben. Die Musik spielt erst ab dem Moment, wo dein Charakter ins Spiel eintaucht.
    Überlege dir, was dein Charakter gut kann. Bleib auf dem Teppich dabei. Es gibt im IR keine festgeschriebenen Regeln dazu, rein theoretisch könnte jeder eigenmächtig beschließen, dass sein Charakter Supermann incognito ist, Xena die Kriegerprinzessin, oder der Boss der römischen Mafia.
    Also ist Eigenverantwortung gefragt. Bleibe in einem glaubwürdigen Rahmen. Alles andere nehmen deine Mitspieler dir sowieso nicht ab, und würden den Super-Charakter eher belächeln. Zu stark übertriebene Schilderungen wecken ausserdem schnell den Verdacht, dass der Spieler dahinter viel zu kompensieren hat.
    Bsp. Wunderwunderschöne Patrizierprinzessin -> Verdacht: graue Maus im wahren Leben.
    Mächtig toller Superkrieger -> Verdacht: Kleiner dicker Nerd im wahren Leben.
    Immer-der-allertollste-Charakter -> Verdacht: Würstchen im wahren Leben.
    Sorry. Ist hart, aber ist so. Darum: Bleib auf dem Teppich.
    (Das alles gilt, nebenbei bemerkt, genauso wenn du NSCs entwirfst.)
    Überlege dir ausserdem Schwächen für deinen Charakter. Zum einen, um eine glaubwürdige, facettenreiche Persönlichkeit zu entwerfen. Zum anderen, weil Schwächen fantastische Aufhänger für das Spiel mit anderen sein können! (Bsp. Politiker in spe stottert unter Stress? Die Schwäche gibt Anlass, sich bei anderen Rat und Hilfe zu suchen, diverse Kuren auszuprobieren, tragische Rückschläge zu überwinden, und das Leiden letztendlich - vielleicht - heroisch hinter sich zu lassen.)
    Charakteristische Eigenheit bei Wortwahl, Stil und Gestik, vielleicht ein Geheimnis, das im Laufe des Spiels gelüftet werden kann, evtl. auch ein nettes (oder spleeniges) Hobby, runden den Charakter ab.


    6. Avatar, Erscheinung und Name
    Wenn du einen Film drehen würdest, welchen Schauspieler würdest du casten, um deinen Charakter darzustellen? (Achte nur darauf, dass der Schauspieler nicht schon für einen anderen aktiven Charakter "gecastet" wurde, und vermeide es deine ID zu einem Doppelgänger zu machen.) Such dir für den Avatar ein Bild ohne offensichtlich ins Auge springende moderne Elemente, oder halte dich gleich an Sandalenfilme.
    Mit dem Avatar entsteht schon der Haupteindruck, aber es ist sehr hilfreich für deine Mitspieler, wenn du auch auf deiner Tabulariumsseite eine kurze Beschreibung verfasst, darüber was andere wahrnehmen wenn sie auf deinen Charakter treffen.
    Nomen est omen. Namen haben Macht. Suche einen passenden aus. Die römischen Cognomen, die oft beschreibender Natur sind, können deinem Charakter noch den letzten Schliff verleihen.


    7.Soziales Umfeld
    Es kann hilfreich sein, sich vor dem Einstieg ins Spiel kurz per PN mit den Spielern abzusprechen, deren Figuren dein Charakter eigentlich schon kennen müßte (bei römischen Bürgern meist die aktiven Mitglieder der Gens.) Und auch hier kurz festzulegen wie das Verhältnis ungefähr aussieht. Du kannst auch andere Spieler fragen, ob ihre Charaktere alte Bekannte/Sandkastenfreunde/beste Feinde für deine Figur sein könnten. Beides unterstützt die Illusion, dass es deinen Charakter simon nicht erst seit gestern gibt, und verschafft dir von Anfang an Anknüpfungspunkte im Spiel...