"Jawohl Imperator." nahm ich den höflich formulierten Befehl entgegen. Ein Dossier zur Nabatäafrage also. Wie schön war es doch, einen Kaiser zu haben, der den Wert umfassender Information, Aufklärung und Analyse zu schätzen wusste! Eine gute Gelegenheit wäre das ausserdem, diesen Tiberius, der so viel von sich reden machte, mal persönlich kennenzulernen.
Zu Germania superior antwortete ich: "So wie sich die Lage zur Zeit darstellt, haben die Legio II und die Ala Numidia alles im Griff. Eine Verstärkung der Truppen ist zur Zeit nicht vonnöten. Es gilt natürlich, das genau im Blick zu behalten. Doch sollte die Lage sich ändern und kurzfristig dort Verstärkung nötig sein - die Legiones XXI und VII und die Raetische Reiterkohorte befinden sich nur einige Tagesmärsche entfernt."
Natürlich gab es auch weniger offene Wege die Barbaren im Zaum zu halten.
"Darüber hinaus möchte ich anregen, Imperator, einen Sondergesandten auszuwählen *, der dann auch jenseits des Limes für uns aktiv wird. Es hat sich doch bisher oft bewährt, die Streitigkeiten zwischen den Barbaren gezielt zu schüren. Und die Chatten sollen ja besonders streitlustig sein" Das hatte ich in den Berichten über Domitians Chattenkriege gelesen. "und viele Feinde unter den anderen Stämmen haben, Erzfeinde im Stamm der Hermunduren."
Und nochwas: "Die Erfahrung zeigt ja, dass solche plötzlichen Expansionsbestrebungen oft mit dem Aufstieg charismatischer Führungspersönlichkeiten zusammenhängen. Wenn das auch da so ist, was es herauszufinden gilt, dann könnte ein geschickter Gesandter jenen Anführer vielleicht als Klienten des Reiches kaufen. Oder dafür sorgen dass ihn das Zeitliche segnet, bevor er uns wirklich Ärger macht."
(Ein Speculator hatte Gerüchte von einer Art Amazonenkönigin aufgeschnappt, doch das war gewiss nur Humbug.)
Zum Thema Britannien nickte ich bestätigend, durchmischen klang für mich sehr vernünftig, und meinte knapp: "Sie sind ihm treu ergeben, insbesondere der Kommandant der Classis Britannica, zu dem auch Familienbande bestehen." Dann musste ich in meinen Unterlagen nachsehen, fand noch ein Detail und steuerte noch bei: "Mit Ausnahme des Legaten der XX, der sich... seit einem Zwischenfall bei einem Bankett in Londinium... eine Meinungsverschiedenheit, es ging wohl um die Liegeordnung... dem Statthalter gegenüber sehr indigniert zeigt."
Der Bruder Palmas war schon eine geheimnisvolle Figur. Er hatte sich dem Bürgerkrieg nicht angeschlossen, was ich natürlich als eine ehrenvolle Entscheidung ansah, er hatte seine Provinz gut im Griff, und zugleich herrschte er da auf der Insel weitab von Rom wohl mittlerweile wie von eigenen Gnaden. Es hatte ja durchaus seinen Sinn, dass solche Provinzkommandos normalerweise zeitlich beschränkt waren.
*Da sich die Chance, einen Spion auf abenteuerlicher Mission im Barbarenland zu spielen, ja nicht alle Tage bietet, soll das hier nur ein möglicher Aufhänger für eine solche Story sein. Falls irgendein Spieler Lust darauf hat, diese Spielmöglichkeit zu ergreifen. ![]()