Beiträge von Faustus Decimus Serapio

    Nach aussen hin weiter meine entschlossen-tatkräftige Miene und Haltung zur Schau stellend verfolgte ich das Opfer angespannt. Hier durfte nichts schiefgehen, schlechte Vorzeichen wären fatal für die Moral. Darum hatte ich ja auch so großzügig "gespendet". Ich folgte dem aufsteigenden Rauch mit dem Blick, lauschte den erhebenden Worten des Pontifex, und war heilfroh als alles gut ging. Litatio!
    "Die Götter sind mit uns." wiederholte ich, so für mich. Wie sollten sie es nicht sein, schließlich waren die Opfertiere erstklassige Qualität, und es waren ja keine leere Phrasen, dass wir auszogen, um Rom zu schützen und die Frevler, die es angriffen, zu strafen.
    Der Rauch der Opferfeuer verwehte über den Hügeln, und der Geruch von verbranntem Fleisch erfüllte die Luft. Ich blickte zum Kaiser. So wie ich ihn kannte, würde er es sich gewiss nicht nehmen lassen, noch selbst das Wort an uns zu richten.

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    AULUS IUNIUS AVIANUS


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM III ID NOV DCCCLXII A.U.C.
    (11.11.2012/109 n.Chr.)
    .


    ZUM
    MILES - COHORTES PRAETORIAE



    Faustus Decimus Serapio

    <<
    In den arbeitsreichen Tagen vor dem Aufbruch erhielt der Centurio folgende Nachricht aus der Principa:


    An
    Centurio Aulus Iunius Seneca
    Cohors praetoria II, Centuria VI



    Salve Centurio,


    deiner Einheit werden hiermit diese, neu von den Stadtkohorten übernommenen, Milites zugeteilt:
    C. Mindius Geminus
    S. Decius Vindullus
    A. Iunius Avianus



    Im Auftrag des Praefectus Praetorio


    T. Falcidius Precianus
    Beneficiarius praefecti praetorio



    [Blockierte Grafik: http://img379.imageshack.us/img379/4679/praefectuspraetoriopv0.gif]


    ANTE DIEM V ID NOV DCCCLXII A.U.C.

    <<


    Ein Bote aus der Principa kam eiligen Schrittes zu den Unterkünften und übergab ein Schreiben an Aulus Iunius Avianus.



    An
    Aulus Iunius Avianus
    Cohortes Urbanae



    Du wurdest auserwählt in der Garde des Kaisers Dienst zu tun.
    Melde Dich bei Deiner Einheit ab und begib Dich umgehend zum Dienst in der Cohors praetoria II, Centuria VI unter Centurio Aulus Iunius Seneca.



    Im Auftrag des Praefectus Praetorio


    T. Falcidius Precianus
    Beneficiarius praefecti praetorio



    [Blockierte Grafik: http://img379.imageshack.us/img379/4679/praefectuspraetoriopv0.gif]


    ANTE DIEM V ID NOV DCCCLXII A.U.C.

    Zu den vielen Vorbereitungen vor unserem Abmarsch gehörte es auch, die Lücken, die durch die ausgesandten Vexillationes in unseren Reihen entstanden waren, einigermaßen aufzufüllen. Bei den Legionen konnten wir zur Zeit nicht wildern, aber direkt nebenan lag ja sowieso das beste und erprobteste Reservoir an Frischfleisch für die Garde. Ich klärte die Sache mit dem Tribun der Stadtkohorten, siegelte ein paar Schreiben und Urkunden und delegierte die Details.

    "Ja... das ist alles." sagte ich keineswegs überzeugt, sah ihn unschlüssig an. "Ähm... und erzähl den anderen Sklaven nichts davon." Nicht dass es sich rumsprach, und am Ende noch Manius zu Ohren käme und ihn dazu brächte, einen vollkommen unbegründeten Verdacht zu schöpfen. "Also, Marcus Iulius Dives ist der Name." wiederholte ich umständlich. "Duumvir ist sein Titel. Du erkennst ihn an seinem blonden Haar und daran, dass er sehr gut aussieht. Erinnerst du dich an die Apollstatue, die ich dir auf dem Forum Pacis gezeigt hatte? So etwa. Also... ja, das ist alles." Ich nickte ihm zu. "Age."
    Darauf wandte ich mich wieder den Flammen zu, starrte gedankenverloren in das rote Flackern. So düster wie mir heute zu Mute war, konnte ich mich nicht mal über die Ergebenheit meines Hiberniers so richtig freuen...... dabei war das doch eigentlich eine wunderbare Entwicklung, die sowohl mir als auch ihm sehr nützte! Aber ich erinnerte mich daran, wie er am Anfang gewesen war... ungezähmt und stolz wie ein wildes Raubtier... und ich verspürte ein seltsames, vages Bedauern.

    Dass ich den Kaiser, der dort auf der Tribüne thronte, in meiner Rede nicht namentlich genannt hatte, das war mir, nach dessen Mißachtung unserer Arbeit, schon auch eine kleine persönliche Genugtung. Aber vor allem war es wahr, dass wir für Rom kämpfen, für die Stadt, für das Reich und seine Bewohner, für das Recht, auf dem all das ruhte. Und das war auch das einzige, was bei dieser ganzen beschissenen Angelegenheit dazu taugte, so etwas wie Begeisterung hervorzurufen. ROMA! riefen die Soldaten der Garde, in ein Vescularius! hätten sie wohl kaum mit eingestimmt.
    Ich trieb mein Pferd zur Seite, bewegt von diesem Ausdruck von Treue und Pflichtgefühl, nahm meine Position beim Stab wieder ein und überließ das Feld jetzt der Priesterschaft.

    Lupus... Seltsam eigentlich, zu Anfang hatte ich oft gedacht, dass dieser Kauf ein großer Fehler gewesen war, doch mittlerweile war er durch die Härte des Ludus gegangen, hatte Respekt gelernt und war mein wertvollster Leibwächter geworden.
    "Komm." Ich machte eine Geste zum Feuer und betrachtete ihn, wie jedesmal angenehm berührt von der Geschmeidigkeit seiner Bewegungen, dem leichten Spiel der Muskeln, dem vollendeten Bild von gezügelter Kraft und Kampfbereitschaft. Ich hob die Hand und strich ihm eine Strähne seines irrsinnig langen, rabenschwarzen Haares zurück. Natürlich könnte ich mir auch mit ihm den Abend vertreiben... Aber in meiner trüben Stimmung hatte ich keinen Nerv für das Spiel kleiner Avancen und Zweideutigkeiten das ich sonst ganz gerne mit ihm trieb, und wenn ich ihm einfach etwas befehlen würde, dass er als schimpflich empfand, hätte ich eine gute Chance seine kostbare Loyalität zu verspielen.


    "Lupus..." sagte ich, wobei ich die Hand darum langsam wieder sinken ließ, "Ich habe einen Auftrag für dich. Und zwar will ich, dass du zum Landhaus der Iulier reitest, und eine Botschaft von mir überbringst. An den Duumvir Marcus Iulius Dives. Aber..." Mein Blick schweifte zum Schreibzeug, eben schon hatte ich die richtigen Worte nicht gefunden, und ausserdem war ich seit dem Angriff der Aurelia ein gebranntes Kind was 'Briefe' anging. "...nur mündlich. Und unter vier Augen. Also, ich möchte, dass du ihm sagst, dass... dass ich heute abend hier bin. Wegen des Gehöfts, und... oder... ach nein, sag ihm nur, dass ich hier bin, und dass ich mich über die Gesellschaft eines Freundes glücklich schätzen würde. Und ob er Lust auf einen Ausritt hat... auf Pferden. Oder nein, sag besser nichts von einem Ausritt, eigentlich ist es sowieso viel zu spät dafür, wobei der Mond...- Egal. Sag ihm nur, dass ich mich über seine Gesellschaft, also die Gesellschaft von ihm als Freund, nein, sag einfach nur: seine Gesellschaft freuen würde. Und nimm gleich ein gesatteltes Pferd für ihn mit, falls er... zufällig Zeit hat. Aber ein schönes, und sei höflich zu ihm, und nimm eine Laterne mit um ihm zu leuchten. Der Weg ist ungefähr eine Doppelmeile weit, und zwar biegst du an der Kreuzung vor der Mühle links ab..."
    Ich beschrieb ihm den Weg (was mir wesentlich leichter fiel, als meine Botschaft zu formulieren).
    "Alles verstanden?"

    Ich drückte sie freudig und umarmte sie fest, aber, bei allen Göttern, gab es eine schlimmere Bezeichnung, als die, die mir da gerade zuteil wurde?! Ich verzog das Gesicht nur halb-scherzhaft zu einer Grimasse des Grauens, und flehte mit schmerzlich zusammengebissenen Zähnen: "Oh Messalina, tu das nicht!"
    Darauf setzte ich mich, trotzdem froh über diesen herzlichen Empfang, der das Eis vollständig gebrochen hatte.
    "Danke. - Männer mit Bärten? Äh...." Wie kam sie denn jetzt darauf? "Wie... äh, meinst du wegen der germanischen Aufrührer?" Da es dort oben ja so schrecklich kalt war, man ständig in Schnee und Eis leben mußte, waren dort sicherlich Bärte angesagt. Hier in Rom dagegen war mit dem Tode Valerianus' auch diese Mode wieder erloschen.
    "Nein" antwortete ich, schon wieder ernst, "aber wir werden bald gegen die Aufständischen ausrücken. Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du dann bei Gelegenheit bei den Göttern ein gutes Wort für meine Männer einlegen könntest..." Ich blickte auf ihre weißen Gewänder. "...so als Vestalin. Wie ergeht es dir hier, erzähl!"
    Als wir uns das letzte mal in Ruhe unterhalten hatten, da hatte sie doch noch ziemlich gehadert.

    "Ich bin mir sicher! Der beste Platz ist noch immer Rom, das nahe Umland ist am gefährdetsten!" mahnte ich voll Überzeugung, mich an unsere Verproviantierungs-Missionen auf den Feldzügen erinnernd. "Sollte – ich will nichts beschwören, ich glaube an unseren Sieg - ich sage nur rein hypothetisch, sollte der Kampf sich bis hierher ziehen, dann wird zuerst in der Umgebung jedes Dorf, jedes Gehöft ausgeplündert, dann die kleinen Städte, denn wir reden hier von gewaltigen Armeen, die jeden Tag gewaltige Mengen Nahrung verschlingen. Es gäbe dann nichts gefährlicheres als in den Albaner Bergen oder in Ostia zu sein. - Hm... und alleine die Reise zu Großtante Drusilla, gut, sie wohnt abgelegener, aber allein die Reise, die Straßen sind nicht mehr sicher, ich rate dir entschieden davon ab."
    Keine Vorbereitungen? Ich runzelte die Stirn. "Vielleicht möchte er dich bloß nicht beunruhigen." Ich konnte mir kaum vorstellen dass mein Schwager so blauäugig war.


    "Es gibt noch was... sozusagen offizielles, das ich mit dir besprechen muß. Ich will die Ergebnisse unserer Ermittlungen in der Acta veröffentlichen. Die Bürger von Rom haben ein Recht zu erfahren, wie es zu diesem ganzen Chaos gekommen ist, und wer dafür verantwortlich ist! Und der Kaiser will ausserdem - also, er hat sich bei meiner letzten Audienz so geäussert - dass ihr einen Bericht darüber bringt, wie die Aufständischen das ägyptische Korn blockieren und den Getreidemangel hier verschulden. Aber ohne damit die Angst der Leute zu schüren, sondern eher mit Betonung auf den Maßnahmen, die gerade laufen um das wieder ins Lot zu bringen."

    Ich auch. Der Blick in seinen Augen ließ mich schaudern. Als wäre der Mann in meinem Bett mit einem Mal... jemand vollkommen fremdes. Jemand, den ich überhaupt nicht kannte. Ein kalter Knoten zog sich in meinem Magen zusammen. Ich hörte meinen Namen von seinen Lippen, spürte seinen Kopf, der sich schwer auf meinen Oberschenkel legte... Fremd. Ohne mich zu regen, sah ich auf ihn hinab. Und wenn Vinicius wirres Gestammel doch der Wahrheit entsprach?! Hast du mit abgestimmt, mein Geliebter, hast du deine Hand für den Giftmord gehoben?! Die Frage erstarb in meinem Mund. Ich hatte zuviel Angst, Angst vor der Antwort, Angst davor meinen Geliebten mit dieser Frage, mit meinem Mißtrauen, noch tiefer in seine entsetzliche Verzweiflung hineinzutreiben.
    Heftig atmete ich aus, ohnmächtige Wut schnürte mir die Kehle zu, über meine Feigheit, über die Bosheit der Giftmörder, über den Fakt, dass ich wegen dieser Schweine bald in den Krieg gegen meine Kameraden ziehen würde.
    Hölzern legte ich meine Hand auf sein Haar, stich ihm langsam über den Scheitel.
    "Ich lasse nicht zu, dass dir was passiert." sagte ich zornig. "Hör auf so unheimliches Zeug zu reden. Du bist nicht tot, du bist hier, mit mir und ich liebe dich! Wir stehen das schon irgendwie durch, wir dürfen bloß die Hoffnung nicht aufgeben, und.... und wenn der Krieg erst vorbei ist, dann..." Ja, was dann, er war verfemt und wollte sich Vescularius nicht beugen. Aber vielleicht würde Manius, wenn wir erst mal die Rebellen geschlagen hatten, vernünftig werden, und als siegreicher General könnte ich doch bestimmt eine Begnadigung für ihn erwirken! "... finden wir schon irgendeinen Weg."

    "Das ist ein sehr ehrenwertes Ziel, das du anstrebst." pflichtete ich Caius ernst bei. Aber dabei fühlte ich mich so... müde. So viele junge Rekruten, die Geschichten wie er gehört hatten... so viele, die den Taten der Ahnen nachgeeifert hatten... so viele, die qualvoll ihr Leben auf dem Schlachtfeld verloren hatten....
    "Die Taten von Meridius und Livianus und all den anderen sollen uns stets Inspiration sein, und es gibt keine ehrenvollere Aufgabe, als sich sub aquila dem Schutz der Patria zu verschreiben."
    Wie ich, das schmeichelte mir natürlich, aber zugleich sah ich mich in diesem verdammten Bürgerkrieg, wo es überhaupt nicht mehr möglich war, das eine, richtige zu tun.
    "Allerdings solltest du, Caius, als Decimer und Angehöriger des Ordo Equester, schon die Militia equestris, die ritterliche Offizierslaufbahn anstreben. Das ist wesentlich angemessener als der Dienst als einfacher Miles, und du kannst da natürlich mit der Zeit wesentlich mehr erreichen und bewirken."

    [Blockierte Grafik: http://img337.imageshack.us/img337/1619/ravdushara.jpg] | Ravdushara


    <<
    .... und endlich hatten sie Erfolg. Ein Strassenhändler, ein Sklave der städtischen Gehwegreinigung, ein Bettelknabe, sie alle hatten die fremde Dame und ihr Gefolge, die in Begleitung des Calo hier angereist waren, gesehen und wiesen den Suchenden ein weiteres Stück des Weges. Die drei Sklaven betraten die Insula des Gabinius - ganz unten, wo die Läden waren, fiel schon mal aus, ganz oben wo die Zimmer nur winzige stickige Kämmerchen waren ebenfalls, und so stand das Trio nach noch ein wenig Herumfragen, Versuch und Irrtum schließlich vor der Wohnung der Petronia Romana. Ravdushara klopfte vernehmlich an die Türe.




    Das klang unheilvoll genug. Vielleicht sollte ich meiner Tante schon mal raten, sich nach einem neuen Ehemann umzusehen.
    "Das würde ich sehr begrüßen, Imperator. - Ich werde dir im übrigen natürlich, auch wenn wir ausrücken, eine Abteilung Equites Singulares zu deinen Diensten zurücklassen."
    Von meiner Seite gab es nichts mehr zu besprechen. Ich stand weiter aufrecht und wartete ob der Kaiser noch was wollte, dabei ging ich angestrengt im Geiste durch, was jetzt als nächstes zu tun war – erstens Marschbereitschaft herstellen, zweitens die Aurelia verhaften bevor sie sich davonmachte, drittens den Libertus komplet verhören. Viertens Aelius Quarto aufspüren, fünftens Seiana einen Bericht für die Acta unterjubeln, sechstens ein Schauprozess für Vinicius, siebtens nochmal die Acta, wegen der Getreidesituation... Hatte ich was vergessen? Ja: Die unglückseligen Kaisersklaven hinrichten lassen. Achtens.

    <<
    Der Türhüter führte mich hinein, und ich folgte ihm, erfüllt von großer Ehrfurcht gegen diesen unantastbaren Ort, an dem die Hüterinnen des Heils unseres gesamten Imperiums residierten. Und so stand ich schließlich wieder meiner Nichte gegenüber, die schon lange nicht mehr klein war, nein, sie war zu einer blühenden jungen Dame herangewachsen. Wäre sie nicht Vestalin, die Bewerber um ihre Hand würden uns jeden Tag das Atrium verstopfen. Ich hatte den Impuls, sie herzlich in die Arme zu schliessen, aber die enorm ehrwürdige Atmosphäre, und dazu natürlich die aus dem gewöhnlichen, dem weltlichen Leben herausgehobene Stellung, die sie nun einnahm, die hemmten mich, und so blieb ich nur lächelnd vor ihr stehen.
    "Messalinilla, salve! Ich hoffe ich störe nicht, aber ich kam sowieso gerade vorbei, und da dachte ich... Es ist schön dich zu sehen!"

    Mein Custos bedankte sich und richtete mir die Worte aus – eigentlich überflüssig, denn ich hatte sie ja selbst vernommen, aber die Standesdistanz ließ es eben nicht zu, dass ich mich in aller Öffentlichkeit mit einem Türhüter unterhielt. Nicht mal mit dem hier, der wahrscheinlich der respektabelste von ganz Rom war.
    Ich war sehr überrascht, dass mir der Eintritt gestattet wurde, und erfreut, denn ich war davon ausgegangen, meine Nichte zwischen Tür und Angel treffen zu müssen. Darum gestattete ich meiner Sklavenschar großzügig: "Ihr könnt dort drüben warten.", wobei ich auf einen kleinen Imbiss/Ausschank-Stand am Rande des Forums deutete. Ich gab ihnen ein Handgeld (aber nicht genug, um sich damit abzuschießen), dann trat ich mit einem frommen Schauder über die Schwelle.

    Was?! Octavius verglich hier gerade nicht wirklich seinen ach so kostbaren unwichtigen kleinen Classis-Adjutanten mit meinem Einsatz als ritterlicher Legions-Tribun auf dem Feldzug?!!
    "Aha." sagte ich verbissen. "Wie nett. Was hast du denn eigentlich zu ihm gesagt, damit er..." Meine ausgestreckte Hand anspuckt, sich von mir abwendet, sein Wort und mein Herz bricht!!! "...bleibt."

    Über den Altar, über die Dächer der Gebäude hinweg, fiel der Blick direkt auf das Capitol..... wo einstmals der Romulus den Remus erschlagen hatte. Während ich mein Heldenross nach vorne schreiten ließ, um mich gleich zu Beginn selbst an die jetzt komplett angetretenen Soldaten zu wenden, fragte ich mich, so bei mir, ob es wirklich daran lag, dass wir Römer immer wieder gegeneinander kämpfen mußten... ob der Bruderkrieg wirklich "Roms Fluch" war...? Egal. Ich reckte mich im Sattel, trug eine tatkräftige Miene zur Schau, salutierte stramm vor dem Kaiser, und ergriff entschlossen das Wort:


    "Milites! Prätorianer! Söhne des Mars!! Der Tag ist gekommen. - Rom zu schützen, den Kaiser zu schützen, das römische Volk zu schützen, dies ist uns seit jeher die höchste Pflicht, die vorzüglichste Ehre! Und unermüdlich seid ihr, tapfere Soldaten, dem nachgekommen, hier in der Ewigen Stadt, bei unserer nie endenden Wacht, dem fortwährenden Kampf gegen all jene böswilligen Verbrecher und zersetzenden Elemente, die unserer großartigen Patria Schaden zufügen wollen!
    Doch nun Milites, ist die Zeit gekommen, auszurücken, und diesen Kampf im Felde zu führen, denn der Feind..."
    - und hierbei blitzte mein Auge, trat ein Feuer der Empörung in meine Stimme – "..die frevlerischen Schergen des verfluchten GIFTMISCHERS und KAISERMÖRDERS Cornelius Palma..." – hier spuckte ich mit tiefer Verachtung aus – "...der Feind hat die Grenzen Italias überschritten. In unermesslicher Machtgier streckt er die blutbefleckte Hand nach unserem geliebten Rom aus! PATRIZISCHE TYRANNEI ist sein Sinnen! Grausam raubt er den guten Menschen dieser Stadt ihr täglich Brot!! Ja, wie ihr alle gesehen habt, schreckt er nicht einmal davor zurück, hier mitten in der Stadt FEUER an den öffentlichen Kornspeichern ZU LEGEN!!!"
    Ich dagegen legte eine kleine Kunstpause ein, denn hier durfte sich die öffentliche Empörung über den abgefackelten Kornspeicher Luft machen. Da meine Stimme natürlich nicht an die Ohren aller hier versammelter dringen konnte, hatte ich auch diesmal wieder dafür gesorgt, dass, jeweils in einigem Abstand, Redner bereitstanden, die meine Worte aufnahmen und volltönend weitergaben, an die Soldaten, die weiter hinten standen und an die Zuschauer rundherum.


    "Werden wir das hinnehmen? NEIN!! Es ist an der Zeit dem ruchlosen Treiben ein für alle mal ein Ende zu bereiten! Und darum ziehen wir heute selbst ins Feld, wir, die erlesensten Soldaten des gesamten Imperiums. Lange haben wir uns darauf vorbereitet, und wir sind mehr als bereit, jetzt werden wir marschieren und wir werden kämpfen, WIR, DIE GARDE, DIE VERDAMMT NOCH MAL ALLERBESTE TRUPPE, die die Welt je gesehen hat!! Seite an Seite mit den kaisertreuen Legionen werden wir den Feind in die Knie zwingen und ZERSCHMETTERN!! Auf dass der von Göttern und Menschen gehasste Usurpator, und all jene, die sich so treulos und pflichtvergessen gegen unser geliebtes Rom gewandt haben, ihrer gerechten Strafe nicht entgehen!! NIEDER MIT PALMA!!" Und dies war der Augenblick, in dem ich mein gardeschwarzes Paludamentum über die Schulter zurückwarf, mein Gladius zog, und die blitzende Klinge dramatisch gen Himmel reckte.
    "ROMA!! ROMA AETERNA!!!"

    An den
    Imperator Augustus Potitus Vescularius Salinator
    Palatin



    Ich grüße Dich mein Kaiser.


    Der Gefangene Marcus Vinicius Lucianus hat in unserer Obhut gestanden, sich an der hochverräterischen Verschwörung gegen den Imperator Caesar Augustus Gaius Upius Aelianus Valerianus und Deine Person beteiligt zu haben. Auch den Mord an der kaiserlichen Familie bestreitet er nicht.


    Darum erhebe ich gegen den Senator Marcus Vinicius Lucianus Anklage wegen Hochverrat und wegen Giftmord am Imperator Caesar Augustus Gaius Upius Aelianus Valerianus, seiner Gattin Livilla Ulpia Lucilla und seinem Sohn Publius Ulpius Maioranus.
    Ich bitte darum, dieses schändlichste aller nur denkbaren Verbrechen vor einem Iudicium Extraordinarium zu verhandeln.



    Vale