Beiträge von Faustus Decimus Serapio

    Wie konnte meine Schwester, bei so haarsträubenden Vorgängen, nur eine so unmenschliche Ruhe bewahren!? Ich schnaubte zornig – ja, wenn sie nicht Auctrix wäre... stünden wir nicht ganz so so exponiert... aber es war ein höchst ehrenvoller Posten, und es wäre höchst un-decimerisch, sich ins Bockshorn jagen zu lassen!
    Kämpferisch reckte ich das Kinn und versicherte Seiana solidarisch:
    “Dann würden sie einen anderen Vorwand finden. Livianus hat nun mal als einziger von der Riege klar Position bezogen, die anderen sind doch allesamt Speichellecker!“
    Früher hatte mich Seiana, bei irgendwelchen geschwisterlichen Auseinandersetzungen, mit ihrer überlegen-kühlen Art immer wieder zur Weißglut gebracht – aber sich aufzuregen brachte uns nicht weiter, darum atmete ich tief durch, lehnte mich an den Sockel einer Genius-Romanus-Statue und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf ihre Worte. Zu hören, dass die Garde nichts gefunden hatte, erleichterte mich ungemein, nicht etwa, dass ich vermutete, Seiana hege Umsturzpläne, aber die Prätorianer konnten einem ja mühelos auch aus harmlosen Dingen einen Strick drehen. Zum Beispiel die Formulierungen in Livianus' Briefen, die waren bisweilen unbeschönigt... und auch bei meinen konnte ich nicht beschwören, dass sie böswillig gelesen, nicht Anlass zu Vorwürfen geben könnten....


    Da ist noch mehr. Ich staunte. Wie üblich hatte meine Schwester schon zwei bis drei Ecken weitergedacht, aber die Lösung, die sie anvisierte war... überraschend. Ich blickte sie bewundernd an. Ein Bündnis mit dem Gardepräfekten würde uns schützen, und Seiana wäre endlich verheiratet. Noch dazu mit einem richtigen Mann, einem der ihr das Wasser reichen konnte. Zudem hatte sie meinen Rat beherzigt!
    “Du bist genial. Das wäre die Lösung aller Probleme! Aber... was ist mit dem Quintilier?“
    Aber schon wischte ich die Frage mit einer Handbewegung beiseite, egal, einen Quintilier vor den Kopf zu stoßen, um einen Gardepräfekten zu gewinnen, da sollte man nicht lange fackeln. Hm... mir fiel die Frau ein, die bei dem Gastmahl des Cleonymus an der Seite des Terentiers gehangen hatte. Aber die hatte eher nach schmückendem Accessoire ausgesehen.
    “Was hat er gesagt?? “

    So ganz glauben konnte ich die Beteuerungen meines Germanen nicht. Dass er sich freute, wenn er dienen durfte. Er wirkte zwar sehr treuherzig, aber als freier Bürger war es nun mal unmöglich, die Sklaven wirklich zu durchschauen. Sie zeigten uns nie wirklich ihr wahres Gesicht. Das hatte ich von Hannibal gelernt - möge er für immer ruhelos an den Gestaden des Styx umherirren.
    Waffenschmied war Theseus also gewesen – fast schade, dass wir in diesem Haushalt keine Verwendung für sein Handwerk hatten. Ich unterdrückte ein Schmunzeln, als seine Zuneigung zu der Haussklavin so offenkundig zu sehen war. Vielleicht war Theseus tatsächlich so was wie ein edler Wilder, roh doch unverdorben durch den verweichlichenden Komfort der Zivilisation, ähnlich wie der Stamm der Nubier, die uns beim Feldzug in ihrem Zeltdorf empfangen hatten.
    "Gut, dann geht ihr zu dritt. Wenn ihr nichts passendes findet, lasst euch ruhig was schneidern und schustern." Da war doch noch was. Ach ja, Geld. Ich reichte Melitta den Beutel mit den restlichen Sesterzen. Aber was sah sie mich denn so großäugig an? ".... Ja, du darfst dir auch ein neues Gewand zulegen." Sie lächelte, ich lächelte zurück, gutgelaunt darüber dass es mit so kleinen Dingen möglich war, meiner Umgebung eine Freude zu machen. "Ravdushara wird euch gleich noch was geben." Rom war schließlich ein teures Pflaster.


    Der Blonde stand also noch ganz am Beginn der Ausbildung. Ich nickte. Hoffentlich erhielt er dabei nicht zu viele häßliche Prellungen, oder Narben... Wieder verweilte mein Blick länger auf seinen wohlgestalten Gliedern. Meiner Meinung nach sollte er doch lieber als Mundschenk oder Fächerträger zur Schau gestellt werden. Aber es war ja nicht mein Sklave.
    "Ah, aus Hispania. Von wo genau?" erkundigte ich mich interessiert. "Meine Gens stammt aus dieser Provinz, aus der Gegend von Tarraco. - Aber du bist nicht hispanischer Abstammung, oder?"


    Theseus' Vorschlag traf genau meine Absicht. Ich schickte Melitta los: "Hol bitte die Stäbe aus dem Schuppen". Schnell kehrte sie zurück, mit zwei Paar Holzstäben, aus solidem Eichenholz und durch den Griff vieler Fäuste glatt gerieben. Ein Paar hatte Speerlänge, das andere Gladiuslänge.
    "Zeigt mal was ihr könnt. Aber mach Delon nicht kaputt, Theseus."

    Zitat

    Original von Iunia Axilla
    “Ich!“ rief sie ihm also entgegen und ließ es fröhlich klingen. “Sofern du bereit bist, auch gegen eine Frau zu verlieren“, fügte sie etwas frecher noch hinzu und lächelte den Mann an, der nur wenige Jahre älter sein mochte als sie.


    Da ließ sich jemand nicht lange bitten. Ich blinzelte, erst mal verdutzt über eine so kecke Antwort aus dem Mund einer Frau, aber dann grinste ich fröhlich zurück.
    "Es wird mir zwar sehr leidtun, einer so lieblichen jungen Dame wie dir das Geld aus der Tasche zu ziehen" scherzte ich, "Aber ja, die Wette gilt!"
    Die Augen wieder auf das sich belauernde Kämpferpaar gerichtet, beantwortete ich leicht abgelenkt die Fragen meines Germanen:
    "Der Kaiser weilt nicht in Rom. Er ist... zur Erholung am Golf von Neapolis. - Verschiedene Waffen, ja ähm, also, es gibt schon welche, die mit gleichen Waffen kämpfen, zum Beispiel gab es bei den Festspielen zur Einweihung einen le-gen-dären Kampf zwischen zwei Thraeces, bei dem beide die Zuschauer und den Kaiser so sehr beeindruckt haben, dass sie am Ende beide reiche Geschenke und die Freiheit erhielten. Und die Provocatoren und Equites kämpfen auch untereinander, aber es gibt halt klassische Paarungen, wie zum Beispiel die, die du hier siehst, Murmillo gegen Hoplomachus, oder Murmillo gegen Thraex, der hat dann eine Sica anstelle des Speers, überhaupt Großschildner gegen Kleinschildner, das ist besonders spannend, weil sie taktisch unterschiedlich vorgehen müssen, und ausserdem stammen einige der Gattungen noch von den verschiedenen unterworfenen Völkern ab, weil, ursprünglich waren es ja bloß Kriegsgefangene, die -"
    An der Stelle floß das erste Blut, und zwar bei meinem Favoriten, nicht viel zwar, aber ich fluchte:
    "Jolín!" und brüllte: " Auf, auf Harpalus, zeig was du kannst, den Gecken machst du doch locker fertig!! Aber Deckung Mann, Scutum hoch, Scutum bis zur Na-sen-spitze!!! "
    Das Publikum johlte aber lauter für den Hoplomachus, als der beide Arme hob, als hätte er schon gewonnen, sowas gefiel eben immer.
    "Na los, feuert den Murmillo an!" forderte ich Theseus und Delon auf, und jetzt wurde es wirklich spannend, als der die Blöße des Gegners attackierte.
    "Jetzt..... ah, na also, der Kratzer hat ihn erst in Schwung gebracht," tönte ich, kurz zu meiner Wettpartnerin gewandt, dann die Augen gleich wieder auf der Arena, " aber jetzt, jetzt macht er ihn fertig!"

    @Aculeo
    Mal undiplomatisch: Erfülle doch bitte die simoff-Aufgaben, die mit Deinem simon-Posten einhergehen. Oder such Dir Spieler zusammen für CP-Angestellte, die das tun. Oder gib halt den Posten auf.


    Vala
    Den Vorschlag finde ich gar nicht gut. Briefe transportieren Rollenspiel, wenn sie verloren gehen kann der Empfänger nicht darauf eingehen, Spielangebote und -Inhalte gehen verloren.
    Wenn man es interessant findet, dass ein Brief mal nicht ankommt - dann kann man das immer noch selbst entscheiden. Spielerautonomie und so.

    Die Zurechtweisung wirkte, immerhin schien der Soldat sich nun zu schämen, und ich für meinen Teil war zufrieden damit, dass ich auch in Toga meine Offiziersautorität nicht vollends eingebüßt hatte. Der unverschämte Palastscriba vorhin, der hatte mich in der Hinsicht doch ein wenig gekränkt.
    Ich ließ mir von meinem Sklaven das Schriftstück geben, hieß ihn warten und trat durch das Tor.
    "Nicht nötig. Ich kenne mich hier aus." gab ich dem Soldaten zur Antwort, warf ihm noch einen genau musternden Blick zu.
    "Kümmere dich lieber um die anderen Besucher."
    Zügig begab ich mich zur Principa.

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    Ich betrat die Principa, schlug den altbekannten Weg zur Amtsstube des Praefectus Urbi ein und meldete mich im Vorzimmer.
    "Salve, ich bin Faustus Decimus Serapio, zuletzt Tribun bei der Legio XXII, hier weil der Stadtpräfekt mich zu sprechen wünscht."
    (Das Sprüchlein würde mich heute wahrscheinlich bis in meine Träume verfolgen.)
    Weil es nicht schaden konnte, reichte ich dem Scriba dazu den Wisch aus dem Palast:



    Befehl


    Der Tribunus Angusticlavius,
    Faustus Decimus Serapio,
    ist schnellst möglich zum Praefectus Urbi vorzulassen.



    Im Auftrag der Kaiserlichen Kanzlei

    Gaius Pompeius Imperiosus
    ~~Procurator a Memoria der Admistratio Imperatoris~~


    [Blockierte Grafik: http://pages.imperiumromanum.net/wiki/images/5/5d/Siegel_Administratio_Impera.gif]


    Zitat

    Original von Decima Seiana
    Seiana lächelte flüchtig, als Faustus antwortete, und wieder war sie dankbar – diesmal dafür, dass er eine lockere Art an den Tag legte. „Na dann…“ lenkte sie ein. Es wäre ja gelogen zu behaupten, dass sie sich nicht darüber freute, dass er so schnell gekommen war.
    Dann allerdings schwand ihr Lächeln wieder. Seine Verletzung war scheinbar immer noch nicht ganz auskuriert, und das gefiel ihr nicht. „Wenn du hier etwas brauchst, sag einfach Bescheid. Von Iaret bekommst du alles, was du brauchst, und… vielleicht kann er dir ja helfen…“ Wobei sie da nicht so große Hoffnungen hatte, wenn das immer noch so war. Die Ärzte der Legion waren ja nun auch keine Anfänger oder Scharlatane. „Massa… ich muss ihm unbedingt noch mal schreiben und ihm danken, dass er dir so eine große Hilfe war. Was ist mit ihm, bleibt er in Aegyptus?“


    Als Faustus dann doch wieder auf das zu sprechen kam, was sie so gerne einfach weggedrängt und vergessen hatte, hatte sie das Bedürfnis, die Beine hochzuziehen, so wie früher, und sich an ihn anzulehnen. Sie unterdrückte es ebenso wie den zweiten Impuls: aufstehen und herumlaufen. Stattdessen blieb sie mehr oder weniger so sitzen, wie sie war, wich nur seinem Blick aus und starrte auf ihre Hände, die in ihrem Schoß lagen, ruhig, viel ruhiger als sie sich fühlte. Sie wusste noch nicht einmal, wo sie anfangen sollte. „Die Prätorianer waren hier.“ Ohne darüber nachzudenken, fiel sie mit der Tür ins Haus. „Zweimal. Sie… Das erste Mal wollten sie nur ein paar Fragen stellen, es ging um Onkel Livianus… jedenfalls haben sie das behauptet. Ich hab ihnen nichts gesagt, nur dass er sich zurückgezogen hat, um das Leben zu genießen nach allem, was er für Rom geleistet hat.“ Sie zögerte kurz, und jetzt begannen ihre Finger, sich kurz zu verknoten, bevor sie sich darauf besann und sich zwang, sie ruhig zu halten. Dass ihre Stimme leiser wurde, dagegen konnte sie nichts tun. „Das zweite Mal haben sie das Haus durchsucht. Von oben bis unten, aber vor allem meine Räume und die, in denen ich mich viel aufhalte. Sogar der Praefectus Praetorio war dabei und hat mich befragt, während seine Leute hier waren, so hoch wurde das aufgehängt.“ Jetzt, endlich, sah sie auf, und obwohl ihr Gesicht einigermaßen ruhig war, stand in ihren Augen ein leicht gequälter Ausdruck. „Sie waren wegen mir hier, Faustus. Weil ich die Auctrix bin, und weil es irgendwelche Hinweise gab, gegen mich, gegen die Acta. Das… es tut mir so leid.“ Das letzte war fast geflüstert.


    Ja, ich sollte diesen Iaret wohl mal konsultieren... Ich nickte. Was gäbe ich dafür, endlich zu genesen! Zur Zeit war ich doch ein halber Krüppel... Es war nur so, dass ich mich extrem ungern in den Dunstkreis der Medici begab.... Vielleicht wurde es ja doch noch von alleine besser?! Sonst konnte ich ja immer noch hingehen. Nächste Woche oder so...
    "Massa" widerholte ich, und lächelte dabei versonnen, "er ist mit Octavius Dragonum zur Classis gegangen, als sein Adjutant. Ich hoffe er kann es irgendwie einrichten, mal hier nach Rom zu kommen. Stell dir vor, er kennt die Stadt noch gar nicht. Überhaupt, den hispanischen Familienzweig... Ausserdem vermisse ich ihn. Wir haben uns fantastisch verstanden, da im wilden Süden."


    Vielleicht hätte ich Seiana doch nicht gleich mit meinen Fragen bedrängen sollen. Sie wirkte mit einem mal so... komisch. Beunruhigend still, irgendwie puppenhaft. In meinem Nacken setzte sich ein kaltes Kribbeln fest, lief mir über die Kopfhaut, als ich sie so sah. Das seltsame war: die unheilvollen Geschehnisse, von denen sie mir berichtete, erschreckten mich – natürlich – aber nicht annähernd so sehr wie dieser... leblose Ausdruck an ihr. Jedenfalls meinte ich, diesen wahrzunehmen, einen Augenblick lang, dann blickte sie mich an, ich sah die Last, die sie trug, und es tat mir tief in der Seele weh.
    "Die Praetorianer." sagte ich, nach einem Atemzug ungläubiger Stille. "Oh verdammt. Oh je. Der Präfekt selbst?! Aber..."
    Jetzt sickerte die Empörung durch. Ich sprang auf und fluchte, wenigstens mit links ausholend gestikulierend: "Mala leche! Aber das ist doch nicht zu glauben! Du?! Du unter Verdacht?! Welcher Tonto könnte denn glauben, dass du irgendwas im Schilde führst?! - Bona Dea, wieso tut dir das leid, denen sollte das leid tun!!"
    Ich ging auf und ab, schüttelte heftig den Kopf, machte dem Ansturm des Zornes Luft!
    "Jemand muß dich verleumdet haben, will dir und uns was anhängen, oh ich fasse es nicht, dass es solche niederträchtigen Lumpen gibt, die nicht mal davor zurückschrecken, DICH, die anständigste und staatstreueste Frau, die Rom überhaupt zu bieten hat, mit solchen INFAMEN Machenschaften in den Schmutz zu ziehen!!!"
    Und – betreten hielt ich inne in meinem Wutausbruch – was bedeutete das für meine Karriere....? Nicht gutes würde ich mal annehmen.

    In Begleitung der Leibwächter hatte ich mich zu den Rängen der Equites begeben. Eigentlich hatte ich Seiana und ihren Zukünftigen hier treffen wollen – durch die Nummerierung der Aufgänge sollte das trotz der Menschenmassen eigentlich möglich sein – aber ich konnte sie nirgendwo erblicken, und da gingen die Spiele auch schon los. Ich setzte mich, bedeutete den Sklaven hinter mir Platz zu nehmen.
    Das makabere Theaterstückchen zu Beginn gefiel mir überhaupt nicht, ich hätte lieber eine ordentliche Pompa der Gladiatoren gesehen. Ich wandte mich zu Theseus, um zu sehen was für einen Eindruck all dies auf den guten Germanen machte, und um ihm ein paar Sachen zu erklären:
    "Dieses Theater wurde von den Flavischen Kaisern gebaut, vor, ähm, etwa dreißig Jahren ist es eingeweiht worden. Über fünfzig mal tausend Menschen passen hier rein!"
    Ich wies nach vorne. "Dort in den unteren Rängen, direkt an der Arena, sitzen die Senatoren mit Begleitung, und dort die vestalischen Jungfrauen, schau, die Frauen in Weiß. Und hier die Ritter, so wie ich. Hinter uns, da wo der Mamor aufhört, die Bürger, und ganz oben auf den Holzbänken der Rest... "


    Eben zeigte sich der Stadtpräfekt. Es war ein Auftritt, der eines Kaisers, und nur eines Kaisers würdig war. Ungläubig starrte ich auf die Zahl seiner Liktoren, und auf die Barbaren mit denen er sich umgab. Zu meiner Stadtkohortenzeit hatte ich mal seine Ehrenwache kommandieren dürfen, und war mächtig stolz darauf gewesen. Beim Amtsantritt von Artorius Avitus war das gewesen. Lange her. Die Dinge hatten sich offensichtlich ganz extrem geändert!
    "Und das ist der Stadtpräfekt." erklärte ich Theseus verhalten. "Der Stellvertreter des Kaisers. Er richtet die Spiele aus, und sitzt in der Loge. Das ist allein dem Kaiser oder dem Spielegeber und seinem Anhang vorbehalten."


    Der erste Kampf begann. Prinzipiell war ich bei so einer Paarung ja immer für den Murmillo, weil dessen Ausrüstung der eines Legionärs ähnelte. Auch wenn Harpalus hier kein großer Name war, beschloß ich zu wetten. Das könnte die Sache spannender machen.
    "Ich setze hundert Sesterzen auf den Murmillo! Wer hält dagegen?!" rief ich laut, und blickte herausfordernd nach links und rechts, nach vorn und hinten, gespannt ob jemand darauf eingehen würde.

    Kein Wunder, dass ich gestresst war! Wo doch der Prätorianerpräfekt persönlich im Atrium wartete!
    "Synthesis" verbesserte ich meinen Germanen zerstreut, ordnete die Falten, rückte meinen Gürtel mittig, und atmete tief durch. Nicht böse, nicht freundlich, eilig. Der Rat meines Sklaven wäre nicht nötig gewesen, ich sputete mich – zügelte dann meinen Schritt, um einen würdevolleren Eindruck zu machen.
    "Theseus, komm bitte mit, falls wir noch was brauchen."
    Dazu kam: ich fühlte mich in Gegenwart meines großen verlässlichen Wächters irgendwie auch... moralisch unterstützt. Also los.


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    Zitat

    Original von Appius Terentius Cyprianus
    Appius winkte ab:"Ja geh und suche ihn. ich werde sicher nicht weggehen." meinte er


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    Mit Schwung öffnete ich einen Flügel der großen hölzernen Türen, die Tablinum und Atrium trennten. Ich trat auf den bedeutenden Gast zu, wobei ich eine gewisse Befangenheit nicht ganz verbergen konnte. Von früher her schätzte ich den Terentier hoch, er hatte sich meine Sympathie erworben zu einer Zeit, als sie noch preiswert zu haben gewesen war, mit ein paar anerkennenden Worten und einem Schulterklopfen für einen furchtsamen Rekruten im wilden Parthien. Außerdem war er ein Vorbild dafür, wie man als Eques weitaus höher hinaus kam, als die ollen Senatoren.
    Aber jetzt war er Gardepräfekt, und seine Soldaten hatten unser Haus durchsucht!
    "Salve Praefectus Praetorio Terentius." grüßte ich, und reichte ihm respektvoll die Hand – die linke, mein rechter Arm krankte noch immer vor sich hin.
    "Willkommen im Domus meiner Gens. Was verschafft uns die Ehre deines Besuches?"

    Zitat

    Original von Iullus Octavius Ofella
    Ofella schaute verwundert, als er an der Porta ankam. Nach einer durchzechten Nacht mit seinem Freund Cato war er noch nicht so richtig aufnahmebereit. Heute schienen sich einige Fußkranke zur Castra Praetoria zu bemühen.
    Seit der Abwesenheit ihres Centurios schien sich langsam ein gewisser Schlendrian einzuschleichen dies nicht nur in ihrem Contubernium. Nicht nur ihre Kleidung und Haltung sonder auch ihre Dienstauffassung ließ zeitweise zu wünschen übrig.
    So kam es, dass Ofella zunächst recht gelassen die Besucher betrachtete. Er nahm das Schriftstück des Tribuns aus der Hand dessen Sklavens und musterte es bevor er es zurück gab. „Es scheint in Ordnung zu sein, gestatte dass ich dich noch auf Waffen untersuche?“


    Na, die Torwache machte aber keine gute Figur! Mit Adlerblick registrierte ich bei einem der Wächter ein angeschmutztes Focale, bei einem anderen unsaubere Flecken auf der Lorica. Und der, der mir gegenüberstand, dessen Atem roch nach Wein! Zu meiner Zeit wären die reif für eine Diziplinarstrafe gewesen, aber sowas von reif!
    "Hat man dir hier nicht beigebracht, ordentlich zu grüßen, Miles?" sprach ich streng.
    O tempora o disciplina. Mit einem Kopfnicken bejahte ich, dass er mich durchsuchen sollte, und stellte mich dementsprechend hin. Natürlich trug ich keine Waffen.

    Den Ellbogen auf den Tisch gestemmt, den Kopf in die Hand gestützt, saß ich im Tablinum, vertieft in eine lange Liste winzig geschriebener Zahlen. Es war eine Aufstellung von Mieteinnahmen einer Insula am Argiletum. Ein Freund, der sich auskannte, hatte mir gesagt, dass man mit der guten alten Landwirtschaft niemals auch nur annähernd auf den Gewinn kam, den man als Mietshausbesitzer mühelos erwirtschaften konnte, und diese Insula stand anscheinend günstig zum Verkauf, darum überlegte ich mir, da schnell zuzuschlagen, bevor es ein anderer tat... Oder gleich Anteile an einem Bauunternehmen zu erwerben, das in Trans Tiberim die Häuser hochzog. Trans Tiberim war ja groß im Kommen, und Bauland gab es dort auch noch, ein nicht zu unterschätzender Vorteil gegenüber der Innenstadt.
    Theseus riss mich aus meinen Überlegungen. Oha! Der Praefectus Praetorio! Nervös sprang ich auf, zog meine Synthesis glatt, ordnete meine Haare mit den Fingern.
    "Ja, ja, genau richtig! - Wie seh' ich aus? Und sag schnell, was hat er für einen Eindruck auf dich gemacht, eher gut gestimmt oder eher schlecht?"

    Zitat

    Original von Decima Seiana
    Sie genoss die Umarmung. Sie genoss sie viel zu sehr. Denn je länger sie so da stand und sich einfach umarmen ließ, desto schwieriger schien es zu werden, die Fassung zu bewahren. Als Faustus sich dafür entschuldigte, dass er sie allein gelassen hatte, dass er nun auf sie aufpassen würde, schämte sie sich plötzlich, dass sie sich so gehen ließ. Er auf sie aufpassen? Sie war doch die Ältere. Und er war der Soldat, der nun bereits in seinem zweiten Feldzug gekämpft hatte, der noch dazu schwer verletzt worden war. Sie sollte für ihn da sein, sollte dafür sorgen, dass es ihm gut ging, dass er die Zeit daheim genießen konnte. Wer wusste schon, wann er wieder weg musste. Stattdessen war er derjenige, der sie hielt, der ihr half, und sie hatte noch nicht einmal gefragt, wie es ihm ging.
    Aber in diesem Augenblick brachte sie es auch nicht fertig, sich zu sammeln… weshalb sie dankbar dafür war, dass er das Heft in die Hand nahm, sie zu einer Kline schob, ihr Wein anbot. Seiana schloss kurz die Augen und presste Daumen und Zeigerfinger ihrer Rechten auf ihre Nasenwurzel, so fest, dass es weh tat – so lange, bis sie das Gefühl hatte, die Tränen zurückgedrängt und sich auch sonst wieder ausreichend im Griff zu haben.


    Sie atmete einmal tief durch, dann ein zweites Mal, bevor sie den Becher an ihre Lippen hob und ihn in einem Zug fast zur Hälfte leerte. Was eine schlechte Idee war, wie sie fast sofort bemerkte, hatte sie doch kaum etwas gegessen an diesem Tag, weswegen sie den Becher wieder absetzte. „Entschuldige.“ Sie setzte ein schwaches Lächeln auf. „Es tut mir leid, du bist gerade erst heimgekommen, und ich benehm mich so…“ Jetzt erst bemerkte sie mit einem Stirnrunzeln seinen Aufzug. „Du bist extra aus dem Bad gekommen? Ich hab den Sklaven doch gesagt, dass sie warten sollen bis du fertig bist!“ Ihr Blick senkte sich auf seine Arme und wurde betroffen. Sacht strich sie mit ihren Fingerspitzen über den, den er zu verbergen versuchte, und sah ihn wieder an. „Wie geht es dir?“ stellte sie dann endlich die Frage, die sie gleich als erstes hätte stellen müssen.


    Die Lage mußte wirklich ernst sein, wenn Seiana so mitgenommen war. Mit einem liebevollen Lächeln ging ich über ihre Entschuldigung hinweg, aber in meinem Inneren wuchs die Beklommenheit.
    "Und ich habe ihnen gesagt, dass sie mich holen sollen, sobald du nach Hause kommst" erwiderte ich in scherzhaftem Ton. Baden konnte ich doch jederzeit! Tausendmal wichtiger war, meine Schwester endlich wiederzusehen. Ich legte, neben ihr sitzend, den linken Arm um ihre Schultern, nicht zu gefühlvoll, um ihre mühsam gewahrte Fassung nicht zu gefährden, eher ruppig geschwisterlich, und knuffte sie ein bisschen, wie um zu sagen 'was denkst du denn von mir?'.
    Zielgenau war Seiana auf das Thema zugesteuert, das ich gerade zu vermeiden versucht hatte. Leidig blickte ich auf den verfluchten Arm, den sie ohne Scheu berührte. Der Verband um den Unterarm war trotz meiner Vorsicht feucht geworden vom Wasserdampf des Bades.
    "Ich... freu mich unglaublich, dich wiederzusehen. Und ich bin müde von der Reise. Von der Verletzung hab ich mich ganz gut erholt... Massa war mir da eine riesige Unterstützung, ich kann ihm gar nicht genug danken. Nur der blöde Arm, der braucht anscheinend noch eine Weile."
    Ich zuckte die Schultern. Im Grunde beunruhigte mich das sehr, vor allem in Kombination mit den dunklen Worten, die ich aus dem Serapistempel mitbekommen hatte, aber was sollte ich schon tun? Also schob ich es weit weg vom Fokus meiner Gedanken.
    "Und du?!" drängte ich. "Sag mir doch bitte endlich was hier wirklich los ist." Je länger Seiana nichts sagte, um so größer wurden meine Befürchtungen.

    Bei diesem Gedanken erst fiel mir auf, dass hoch über mir, im Giebelfeld des Tempels, ebenfalls Flüsse dargestellt waren. Ganz links Tiberinus, ganz rechts, mit Schilf und Urne, der Euphrat. Zwischen ihnen erkannte ich einen Hirten, der, seinen Stab in der Hand, friedlich auf einem Felsen saß, dann Venus, ganz in der Mitte natürlich Mars selbst, rechts von ihm Fortuna und Roma Victrix. Mit Lanze und Schild saß sie auf den Waffen der geschlagenen Feinde. Roma Victrix.
    Am Eingang des Tempels tauchte ich meine Hände kurz in das Wasserbecken, dann betrat ich das Dämmerlicht. Ein Teil des Tempels war abgesperrt, offenbar wegen der Bauarbeiten, doch der Weg zum Kultbild war frei. Meine Augen gewöhnten sich langsam an das Halbdunkel, während ich darauf zu ging. Jedesmal wieder war ich überwältigt von der Höhe des Raumes und den monumentalen Statuen.


    Ich bedeckte mein Haupt und brachte zügig das Voropfer dar. Ravdushara reichte mir den Weihrauch an, den Wein, die Speltkuchen.
    "Vater Mars, waffengewaltiger, unüberwindbarer. Nach der Rückkehr aus dem Felde bringe ich, Decimus Serapio, die Dir gebührenden Gaben." sprach ich ebenso kurz und knapp in den Weihrauchnebel, die linke Handfläche gen Himmel gewandt.
    "Auf dass Du, Herr der Schlachten, das Blut von mir nimmst, das ich in Deinem Namen vergossen habe. Sieh diesen zornigen roten Kampfhahn, ich töte ihn Dir zu ehren. Do ut des."
    Wir gingen zum Altar, und Ravdushara drückte das Tierchen auf die Mamorplatte. Es war wirklich ein kampfeslustiges Wesen, krähte erstickt und hackte ihn in den Handballen. Ich besprenkelte es mit Mola Salsa, dann nahm ich das Opfermesser in die Linke, strich damit vom Kamm bis zu den Schwanzfedern, und schnitt den Hahn die Gurgel durch. Als das Blut spritzte, ließ Ravdushara schnell los, zu früh leider, der kopflose Körper flatterte vom Altar, rutschte noch ein paar Meter über den Boden bevor seine Bewegung endete, hinterlies dabei eine Blutspur. Ich seufzte, das perfekte Opfer sah anders aus.


    Das Fleisch überließ ich dem Tempel, wahrscheinlich war es sowieso zu zäh zum Essen, taugte höchstens für eine Hühnersuppe. Ravdushara befahl ich, dem Tempeldiener beim Saubermachen zu helfen. Während er da beschäftigt war, ging ich zurück ins Tempelinnere. Vor den Beutewaffen, die hier ausgestellt waren, blieb ich stehen, betrachtete sie gedankenverloren. Archaische Waffen waren darunter, völlig veraltete, die vielleicht einmal von einem Punier oder Thraker geführt worden waren, und daneben neuere, wenn auch primitive, germanische und libysche, und dann ganz moderne, hochentwickelte, die ziemlich parthisch aussahen. Sie waren frisch poliert, der Widerschein der Öllampen an den Wänden brachte die Klingen, Speerspitzen und Schildbuckel zu einem dunkelroten Glühen.

    "Zink!" rief ich empört aus, "das ist ja un-mög-lich!!! Wenn da im falschen Moment eine Schnalle bricht, im vollen Galopp, oder in der Kurve, das kann tödlich enden! So ein Halsabschneider! Ich sollte das den Ädilen melden, ja, das sollte ich!"
    Meine Biga war mein liebstes Spielzeug und dazu das beste, was die moderne Rennwagentechnik für den Amateurgebrauch ausserhalb des Cicus zu bieten hatte. Dass mir da jemand Zink unterjubeln wollte, anstelle von versilbertem Stahl, das war eine bodenlose Unverschämtkeit. Nur gut, dass mein Sklave sich nicht hatte über Ohr hauen lassen.
    "Gut gemacht, Theseus." Er gab mir sogar Geld zurück, das war ich gar nicht gewohnt.
    Mit der linken Hand und den Zähnen – mein rechter Arm war immer noch nicht zu gebrauchen - öffnete ich den Beutel, und kippte den Inhalt vor mir auf die Platte des kleinen Tischchens, an dem ich mein Frühstück eingenommen hatte. Ich raffte so ungefähr ein Viertel davon zusammen und reichte es Theseus: Sieben Denare.
    "Hier, für dein Peculium. - Die Reise? Ach so. Ich war nicht weit, nur in der Nähe von Ostia, wegen einer Getreideangelegenheit. Die Seereise, die ich meinte, war die Überfahrt von Ägypten hierher, noch vor deinem Kauf."


    Dann wandte ich mich an beide. "Ich habe einen Auftrag für euch, und zwar sind bald die Ludi Romani, da sollt ihr meine Schwester und mich begleiten, ins Amphitheatrum Flavium. Ich möchte, dass ihr euch vorher ein bisschen was eleganteres zum anziehen besorgt. Also stilvoll, aber nicht protzig. Und neue Sandalen. Delon, kennst du dich in der Stadt einigermaßen aus? Sonst nehmt Melitta hier mit."
    Ich wies auf die Sklavin, die die beiden geholt hatte, und die sich nun wieder bescheiden im Hintergrund hielt. Sie war schon länger im Haushalt und würde sich sicherlich auf den Märkten zurechfinden.


    "Und ausserdem", fuhr ich fort, "möchte ich wissen, wie es mit eurer Kampferfahrung steht. Berichtet mir von eurer Ausbildung, und ob ihr schon in ernsthafte Kämpfe verwickelt wart."

    "Guten Morgen" grüßte ich die beiden, als sie nahezu gleichzeitig erschienen, und musterte sie interessiert von Kopf bis Fuß. Mein Germane sah mittlerweile wesentlich zivilierter als beim Kauf aus, trotzdem blieb das barbarisch-kraftstrotzende, das rohe, unverkennbar, und bildete einen interessanten Kontrast zum gepflegten Ambiente des Peristyls... und auch zu dem anderen Sklaven, Delon.
    Als ich gehört hatte, dass Seiana sich einen Eunuchen angeschafft hatte, hatte ich mir eine groteske Erscheinung mit dicken Speckringen vorgestellt, aber der hier war gar nicht fett, im Gegenteil, ich fand ihn ausgesprochen attraktiv. Der könnte was für mein Bett sein... wenn die Diät doch endlich mal Wirkung zeigen würde... (Oder sollte ich besser ein Priapus-Heiligtum aufsuchen? Aber wenn mich einer dort sähe, das wäre schon peinlich.)
    "Theseus" begann ich, "na, hast du dich eingelebt? Und sag mal, hast du das neue Pferdegeschirr abholen können? Mein Rennwagen ist von der Schiffsreise her noch zerlegt und verpackt, aber ich will ihn unbedingt wieder aktivieren."

    Ich bin Faustus' aufkommendes Gefühl des Unbehagens.
    Der Stadtpräfekt hatte meinen Vater nach Hispania getrieben, und unser Haus war ins Visier der Prätorianer geraten - vor diesem Hintergrund fand ich es... nicht gerade beruhigend, dass er mich unbedingt persönlich sprechen wollte, bevor dieser Bürokrat hier mir überhaupt irgendwas verriet. Wer sagte mir, dass ich, wenn ich einmal in der Castra Praetoria war, heil wieder rauskam?? Aber eine Wahl hatte ich nicht, jedenfalls wenn mir irgendwas an meiner Position und der meiner Gens lag.
    "Ich verstehe." antwortete ich indigniert. "Was sich allerdings meinem Verständnis entzieht, Procurator, das ist, warum du mich hier in die Administratio bestellt hast, wo du mir doch im Grunde nichts offenbaren kannst."
    Den Gang hätte ich mir echt mal sparen können! Und dafür hatte ich mich in Toga geworfen!
    "Vale." verabschiedete ich mich kühl, raffte besagte Toga und machte mich auf den Rückweg, tief in Gedanken und blind für die Pracht des Gebäudes. Der Gardist lieferte mich wieder am Eingangstor ab. Ich sammelte meinen Sklaven ein und winkte mir für den Weg durch die Stadt einen Tragesessel heran.


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