Ganz reizend, wie der schöne Musiker die Augen niederschlug... so unschuldig kokett. Der Gastgeber stimmte, wenn auch etwas verhalten, zu, und ich freute mich schon auf die Verwirklichung dieses verheißungsvollen Plans! Beschwingt folgte ich den anderen, sah noch einmal lächelnd über die Schulter zurück, und betrat das Haus, gespannt auf die Kunstsammlung. Wer hätte gedacht, dass dieser Abend so interessant werden würde.
Beiträge von Faustus Decimus Serapio
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Das, ja, das war es, was ich haben wollte. Leidenschaft... Rausch... Spiel... Es bereitete mir ein euphorisches Vergnügen, ihm sein Geheimnis zu entlocken... an diesem HEISSEN Traum teilzuhaben, während sein Begehren wuchs, sich PRACHTVOLL erhob! Mein Gefährte war bestimmter geworden, entschlossener, seit unseren Zweisamkeiten auf dem Feldzug, das gefiel mir sehr... wohlig stemmte ich meinen Nacken gegen seinen festen Griff... und doch war ich darauf aus, ihn zu erobern, ich wollte ihn, wollte seine Hingabe... es war auf gewisse Weise ein Kampf zwischen uns, während wir zugleich im Einklang miteinander waren, und dem Ziel zustrebten.
Doch... ich konnte streben und streben, so wirklich näher kam ich dem Ziel nicht... Obgleich Massa meine Zärtlichkeiten auf HIMMLISCHE Weise erwiderte... Nun ja, ich kannte das schon, wie sich unter Opium alles verlangsamte – und der Akt dafür um so INTENSIVER war! - aber dass sich bei mir gerade noch nicht so wirklich was regte, das war... nicht gut.
Ich sagte mir, dass das schon noch werden würde, und widmete mich weiter, und um so forscher, meinem Eromenos. Meine Küsse verwandelten sich in zärtliche Bisse, ich fasste in Massas Haar und löste das Band, das es zusammenhielt, grub meine Finger fest hinein, versenkte mein Gesicht in den herrlichen Locken.
"Ich liebe dein Haar..." flüsterte ich rauh, "und deinen Geruch! Dich zu atmen... Dulcis amicus meus, ich liebe es, wenn die Leidenschaft deine WUNDERSCHÖNEN Züge scharf hervortreten lässt... wenn dein Achilleskörper im Schweiß erglänzt... wenn du im größten Genuss deine Augen halb schließt. Ich will mit dir tanzen im dionysischen Reigen, die ganze Nacht bis zur EKSTASE und dich lieben bis zur ERFÜLLUNG... und darüber hinaus..."
Das alles wollte ich, begehrte es schmerzlich, doch... ich war und blieb ein Eroberer ohne Waffe. Alles war PERFEKT – die Nacht hätte nicht romantischer sein können, der Ort nicht abgeschiedener, mein Gefährte nicht aufregender – doch mein Körper ließ mich heimtückisch im Stich, gewährte mir nicht mal einen Anflug von Standhaftigkeit, er hinterging mich, verriet mich, blamierte mich – es war entsetzlich!!Schließlich, als es sich einfach nicht länger leugnen ließ, setzte ich mich mit einem Ruck auf.
"Per omnes deos. Das ist doch jetzt nicht wahr..." fluchte ich, erschüttert. Ich starrte in die Nacht, fuhr mir in unsäglicher Frustration über die Augenbrauen. Das mit dem Reigen hättest du nicht sagen dürfen, Faustus...
Massa anzusehen war mir gerade vollkommen unmöglich. -
Im Grunde war mir ja klar, dass er schon irgendwie recht hatte, trotzdem sträubte sich alles in mir gegen seine Worte. Besserwisser dachte ich finster. Dosierung, das war das absolute Totschlagargument...
"Dann weißt du nicht, was dir entgeht, oh du mein tugendhafter Gefährte." kommentierte ich herausfordernd. Ich sollte ihn mal bekanntmachen mit der zauberhaften Welt des Schlafmohns, dann würde er vielleicht aufhören, an mir herumzukritisieren... Voll Wärme dachte ich zurück an die kleine Taverne in Trans Tiberim, in der ich so wunderbare delectationes nocturnae genossen hatte, dort würde es Massa bestimmt auch gut gefallen!Glücklicherweise bestand er nicht auf dem leidigen Thema. Mit noch immer etwas unwilliger Miene ließ ich mir seine Liebkosung gefallen... Wenn er glaubte, ich ließe mich so einfach wieder besänftigen, nach diesen harten Worten, nach so gemeinen Vorwürfen, dann hatte er sich...... - dann hatte er vollkommen recht. Gebannt verfolgte ich den Weg der Feige, atmete tiefer, als seine Lippen sich um die Frucht herum schlossen... ließ mich auf den Kuss ein, in dem noch die Funken der Auseinandersetzung mitschwangen – das war aufregend... Sein Gesicht, so nah, verdeckte den Nachthimmel. Na, wenn er so fragte... Ich grinste, schüttelte auf seine Frage hin nur sacht den Kopf - einmal, zweimal – rückte dicht an ihn und schlang den Mantel, seinen Mantel, um uns beide herum. Herrlich!
"Mhm..."
Ich verspeiste den Rest der Feige und angelte mir noch eine, aß die Hälfte und steckte die andere Massa in den Mund, fuhr mit den Fingerspitzen spielerisch die Form seiner Lippen nach. Trinken, Essen, Streiten und Küssen hatten meine Lebensgeister wieder geweckt, mein Blut wieder in Wallung gebracht, ich hatte auf einmal tatsächlich Hunger und aß ein paar Datteln, dann ein Hühnerbein, wobei ich Massa immer wieder leckere Bissen zu kosten gab.
"Wunderschön." schwärmte ich, und leckte meine Finger sauber, nicht ohne Massa dabei lasziv in die Augen zu sehen. "Wenn ich auch zugeben muß, dass die Umgebung mich gerade gar nicht soo sehr fesselt..."
Lachend drängt ich mich an ihn, drückte ihn gegen die Seitenwand des Wagens.
"Venustus meus, mein FURIOSER Appius... weißt du, ich fürchte wir kommen heute nicht mehr weit..."
Mein Mund fand seinen warmen Hals, bedeckte ihn mit Küssen. "Erzähl mir... von deinem WILDESTEN Traum!" hauchte ich ihm ins Ohr, während meine Hand forsch unter dem Saum seiner Tunika verschwand und sich daranmachte, das Feuer zu entfachen... begleitet vom leisen Klimpern der Pteryges. -
Eine Sinnestäuschung?! Natürlich, du hast dir das nur eingebildet stimmte mein Verstand zu, doch mein Empfinden protestierte: Nein! Da war irgendwas!! Über den Rand der Kanzel hinweg spähte ich in die Nacht, in die Richtung, aus der wir gekommen waren, und sah in der Ferne die Anhöhe, kahl, im Mondlicht... und wieder lief es mir kalt über den Rücken, stellten sich die Härchen an meinen Armen auf. Ich konnte den Ursprung dieser Furcht nicht benennen... sie war einfach da. Hastig wandte ich den Blick ab, richtete ihn auf Massa. Er hat recht. Hör auf rumzuspinnen, Faustus. Erst die Träume, dann die Kanaldeckel, jetzt das hier, bald fürchtest du dich vor deinem eigenen Schatten...
Ich konzentrierte mich auf den Becher in meiner Hand, als Massa mir einschenkte, auf das kühle, glatte, reale Tongefäß. Der Wein tat mir gut! Ich trank einen großen Schluck, und setzte gerade zum zweiten an, als Massas Bemerkung wie ein Messer durch die Nacht schnitt.
Das Opium bringt dich um.
Entgeistert ließ ich den Becher sinken, atmete mit einem unwilligen Schnauben heftig aus. Aber er war noch nicht fertig, und warf mir allerhand an den Kopf...
"Bona Dea, du bist ja auf einmal DRAMATISCH!" wehrte ich mich in matter Gereiztheit, mit spöttischem Unterton. "Erstens, das Opium ist MEDIZIN für mich... Mein Scheißarm schwärt noch immer, und er treibt mich zur WEISSGLUT, wenn ich ohne diese Arznei bin. Aber wie solltest du das verstehen, deine Verletzung ist ja anstandslos verheilt... Und zweitens, ich kenn mich damit aus... Glaub mir, ich weiß, wie man damit umgehen muss. Und drittens, du musst dir wirklich keine Sorgen machen, und mir bitte nicht so merkwürdige Vorwürfe!"
Verärgert packte ich eine Feige und biss so energisch hinein, dass der Saft mir über das Kinn spritzte. Natürlich, ich musste es Massa zu Gute halten, dass er mir wohl nur deswegen damit auf die Nerven ging, weil er sich Gedanken um mich machte, aber nichtsdestotrotz fand ich es unverzeihlich, unseren WUNDERSCHÖNEN Ausflug mit solch unlustigen Vorwürfen zu verderben.
"Träume... die schönsten Träume erschließen sich erst dem Berauschten. Opium ist ein Schlüssel zu ... nächtlichen Welten voll WUNDER und Geheimnissen und... Zauber. Ich versteh gar nicht warum du dermaßen Vorbehalte dagegen hast... Hast du es überhaupt jemals selbst genommen, im richtigen Rahmen meine ich?" -
Mit einem so freundlichen Empfang hatte ich nicht gerechnet. Ich setzte mich, mit geradem Rücken, auf einen Stuhl, mein Blick wanderte zu der Karte an der Wand. Sie zeigte sehr anschaulich den langen und exponierten Grenzverlauf im Süden dieser schönen Provinz.
"Danke. Es geht mir ganz passabel." Eigentlich war es noch immer ein nervtötendes auf und ab.
"Ja gern. - Und wie geht es dir, Präfekt?" erkundigte ich mich, mit echtem Interesse. Da er einen so lockeren Tonfall angeschlagen hatte, erschien mir das nicht unpassend. Ich mochte den alten Haudegen wirklich gern... Aber halt – ich lächelte schon wieder so bescheuert vor mich hin... besser ein ernstes Gesicht machen... -
Kaum stand der Wagen, knickten mir die Knie ein. Massa fing mich noch irgendwie auf, jedenfalls fand ich mich auf dem Boden der Biga, eingehüllt in seinen Mantel, der war noch warm von ihm... Zittrig zog ich den dicken Wollstoff fester um mich. Ich musste Massa ganz schön erschreckt haben, wollte ihm versichern, dass mir doch gar nichts fehlte, aber offenbar fehlte mich doch was... jegliche Kraft war von mir gewichen. Elend kauerte ich da, an die Seitenwand gedrückt, während Massa die Zügel an sich nahm und die Pferde souverän weiterlaufen ließ. Der Boden ruckte auf und ab, ich wusste nicht, was mit mir los war oder wohin wir gerade fuhren, war auch zu matt, um mir Gedanken darum zu machen. Aber meine Enttäuschung war bodenlos... kaum erhaschte ich - nach all dem krank herumliegen, und nach dem schmerzlichen Ende meiner großen Meditrinalienhoffnung – kaum erhaschte ich endlich wieder einen Silberstreif des Glücks... klappte ich schwächlich zusammen, und musste mich zu allem Überfluss schon wieder von Massa retten lassen. An seiner Stelle hätte ich langsam die Nase voll davon... Niedergeschlagen vergrub ich den Kopf in der Handfläche, fühlte den klebrigen Schweiß auf meiner Stirn.
Auf einer tieferen Ebene, irgendwo unterhalb meines Weltschmerzes, war mir zugleich bewusst, dass ich das hier verdient hatte. Die Männer meiner Kohorte, die in Tasheribat gefallen waren... würden sie sich jemals wieder voller Freude den Wind um die Nase wehen lassen? Nein. Und dann war da die Sache mit Aton, die mir natürlich noch immer nachging... eben erst hatte ich ihm diesen unbarmherzigen Brief geschrieben, im Zorn... ohne so wirklich ganz genau zu wissen, welche Rolle er in dem Prozess gehabt hatte... und ohne selbst so wirklich ein Unschuldslamm zu sein.Wir hielten unter Palmen. Ich legte den Kopf zurück und sah ratlos hoch zum Himmel, direkt in das knochenweiße Antlitz des Mondes. Schwarze Punkte schwärmten an den Rändern meiner Wahrnehmung. Ich blinzelte unruhig. Massas Hand war an meiner Wange, meiner Stirn.
"...... mir ist... irgendwie nicht gut." sagte ich leise. ".. da oben, da war doch irgendwas... hast du das auch gemerkt?"
Mir war flau im Magen, übel in der Kehle, aber ruhig zu sitzen, tief zu atmen, war schon mal eine Verbesserung.
Ich rang mir ein Lächeln ab und bat: "... hast du mal was zu trinken für mich bitte?" Mit der linken Hand zupfte ich am Gepäck, Pontia hatte mir nämlich ein Proviantpaket geschnürt, mitsamt Weinschlauch, als ich ihr erzählt hatte, ich würde eine Fahrt mit Celeste zusammen unternehmen.
"Ich glaube, ich habe bloß zu wenig getrunken heute."
Und zu Essen hatte ich wohl auch vergessen, wenn ich recht darüber nachdachte. (Aber ich hatte auch einfach gar keinen Appetit zur Zeit und dazu noch sehr unangenehme Verdauungsbeschwerden.) -
Noch viel schöner, als mein teures Spielzeug zu haben, war es, es Massa vorzuführen und von ihm gewürdigt zu sehen! NOCH viel schöner war es, in seiner festen Umarmung droben auf der Biga zu stehen... Ich lehnte mich an ihn, während ich die Zügel zwischen meinen Fingern ordnete, genoss das wohlige Prickeln, als sein Atem mein Ohr kitzelte, schwelgte lachend in den Bildern, die er heraufbeschwor – ich, der Feldherr... - und neckte ihn:
"Oh Venustus... ich sehe, du willst ALLES! ... das will ich auch... ALLES gehört uns..... ".. wenn wir es nur ergriffen. Über meine Schulter hinweg, schnappte ich, den Kopf wendend, nach seinen Lippen, streifte sie schnell und flüchtig, presste mich aufreizend gegen meinen Gefährten.
"Aber was es heute nacht zu erobern gilt... bezwinge ich ohne Legionen... - HEJA! HEJ!!!"
Ravdushara sprang rasch beiseite, als ich die Zügel auf den Rücken der Pferde schnalzen ließ. Die beiden zogen ruckartig an, rissen den Wagen nach vorne, sodass ich vollkommen darauf angewiesen war, dass Massa uns beide hielt... was seinen ganz eigenen Reiz hatte. Die muskulösen Leiber der Pferde streckten sich, die Hufe hämmerten dumpf auf den Boden, der Wagen glitt mit knarzenden Rädern über den sandigen Boden. In einem flotten Trab zogen Tertia und Quarta uns am Saum des Wäldchens entlang, dann lenkte ich sie, energisch, denn sie waren eigensinnig heute nacht, in einer langgezogenen Rechtskurve in Richtung Landesinneres.Eine karge Ebene erstreckte sich vor uns, hier und dort streckte ein Dornbusch die zerzausten Zweige gen Himmel, und alles war in dieses unwirklich silberne Licht getaucht. Unser Schatten sauste scharfgezeichnet neben uns her. Fliegen hatte Massa gesagt. Obgleich ich keine Peitsche handhaben konnte, war es ein leichtes, die Pferde angaloppieren zu lassen, sie waren so ungestüm wie wir, ausgehungert danach, endlich wieder nach Herzenslust rennen zu dürfen. Die weißen Rücken wogten auf und ab, die Mähnen flogen, und der Fahrwind rauschte uns um die Nasen.
"Lauft meine Schönen!" feuerte ich sie voll Begeisterung an. Vamos, vamos, streckt eure Schwingen aus, meine PEGASI, tragt uns hinauf zu den STERNEN...!!!"
Wie ein Pfeil rasten wir dahin, der Hufschlag dröhnte donnergleich, die Kanzel holperte heftig, und Erdbrocken und Steine spritzten hochauf. Ich war berauscht, berauscht vom Mond, betrunken von der atemberaubenden Geschwindigkeit, betört von Massas Nähe, hautnaher Nähe, seinem kräftigen Arm um mich, seinem lockenden Körper so dicht an mir... Ich spürte jeden seiner Atemzüge... Und ich lachte laut, voller wilder Freude, als wir da durch die Nacht preschten, umfangen von besinnungsloser Seligkeit... von Glück!
Wir rasten einen niedrigen Landschaftssattel hinauf, und da hatten wir einen phantastischen Blick über das weite Land, sahen wir auch schon den Mareotisee, wenige Meilen nur entfernt, ein silbern blitzender Spiegel, umrahmt von endlosen Schilfwäldern, von Obstplantagen und prunkvollen Anwesen inmitten eines weitverzweigten Netzes von Bewässerungskanälen.
"Dort drüben ist Eleusis!" rief ich, gegen den Fahrtwind. Irgendein kleines Tier huschte flink vor uns davon, verschwand zwischen lockerem Geröll.Der Wind war stärker hier oben – lag es daran, dass mir mit einem Mal so kalt wurde? Brrr, bis auf die Knochen war ich durchgefroren, jetzt wünschte ich mir meine Paenula herbei, doch die war beim Gepäck verstaut, und sowieso musste ich mich auf die Zügelführung konzentrieren, denn, auch wenn mein Gespann etwas robuster gebaut war, wie schnell ging etwas schief bei solch wilden Überlandfahrten, es musste nur ein Pferd in ein Erdloch treten und schon... Mein Übermut war jedenfalls schlagartig fort. Mir war so flau im Magen... Hatte ich schlechtes Opium erwischt?!
Mein Arm schmerzte wieder, in einem regelmäßigen Pochen... und der Wind... Der Wind war so komisch, er raunte an meinem Ohr, fast wie Stimmen... wahrscheinlich trug er die Wortfetzen irgendeines Gesprächs... irgendwelcher Hirten in einigen Stadien Entfernung... oder war es mein Puls, der da so rauschte?
Schweiß trat mir auf die Stirn, und schwindelig war mir... es war, als hätte sich meine Umgebung verdunkelt, einen Moment lang bildete ich mir ein, die Schatten zögen sich um mich herum zusammen. Ich schauderte, als ich mich an die dunklen Worte des Serapispriesters erinnerte. Mühsam zügelte ich das Gespann, wir kamen schlingernd zum Stehen. Die Pferde verharrten, mit bebenden Flanken und scharrenden Hufen, sie hatten noch nicht genug. Ich krallte die Linke um den Rand der Kanzel, hielt mich dort fest, drängte mich gegen Massa... seine Wärme, seine Stärke waren wie ein Leuchtfeuer. -
Auf Befehl des Präfekten hin, trat ich in seiner Amtsstube an. Ich hatte mich ordentlich zurechtgemacht, meine geröteten Augen gekühlt, und extra noch schnell die Tunika gewechselt, um nicht nach Rauch zu riechen. Natürlich hatte ich ein bisschen was intus, aber ich dachte mir, wenn ich nicht zu viel sagte, würde es vielleicht gar nicht auffallen. Der Vorzimmersoldat ließ mich rein, ich trat mit ernster Miene ein und nahm Haltung an.
"Ave Präfekt Octavius, Tribun Decimus meldet sich wie befohlen." -
Also, das war ja ausgesprochen zuvorkommend von Massa! Gerade hatte ich selbst mit diesem Gedanken gespielt... da arrangierte er schon was. Mich traf sein vielsagender, beziehungsweise, mir eigentlich sehr eindeutig erscheinender Blick, ich erwiderte ihn amüsiert.
"Eine wunderbare Idee, Optio. Das kulturelle Leben im Kastell ist wirklich nicht sehr vielseitig, da wäre solch eine Vorstellung doch eine willkommene Bereicherung. Der Künstler wird natürlich gebührend entlohnt werden."
Mit interessierter Miene wandte ich mich an den Gymnasiarchos. "Ja, da wäre mir sehr daran gelegen. Denn auch ich bin den schönen... Künsten leidenschaftlich zugetan." Ich lächelte kulturbeflissen. "Darf ich fragen, auf welche Gebiete sich deine Sammlung erstreckt?" -
Wie durch einen Vorhang traten wir zwischen den Stämmen hindurch, und da stand, weiß und stolz im Mondenschein mein Schmuckstück, mein Spielzeug, mein ganzer Stolz. Die schlanke Kanzel mit den schwarzen Randleisten wurde von unserem Familienwappen geziert. Ravdushara hielt die vorgespannten Pferde am Zügel.
"Dies ist Tertia, und dies Quarta!" stellte ich Massa voll Stolz die beiden edlen Stuten vor, strich Tertia, dem ungestümen Apfelschimmel, über den seidigen Hals, durch die wallende Mähne, und Quarta sanft über die schneeweißen Nüstern. Sie wandte uns den feinnervigen Kopf zu, schnoberte, spielte aufmerksam mit den Ohren.
"Sie haben iberisches Blut, wie ich!"
Mit einem ausgelassenen Grinsen sprang ich in die Kanzel. Rechts und links an den niedrigen Wänden der Biga war, sorgfältig ausbalanciert, ein wenig Gepäck verstaut und verschnürt.
"Komm! Hast du schon mal ein Gespann gefahren?! Sie sind wild heute, seit dem Feldzug ist es das erste Mal..." Und vorhin war ich nur ganz langsam gefahren, hatte meinen Sklaven die Tiere am langen Zügel führen lassen, mit einer Hand war es wirklich nicht leicht, die beiden zu kontrollieren. "Sie wollen rennen! Bis zum Mond oder wenigstens bis zu den Pyramiden... oder nach Kanopus!"
Ich lachte, denn natürlich war eines wie das andere viel zu weit für einen Ausflug... aber alles war so SCHÖN in diesem Augenblick, ich musste wohl träumen, und im Traum schrumpfen und weiten sich bekanntlicherweise die Wege...
"Komm, du musst mir helfen!" Ich strahlte Massa an und nahm mit der linken die Zügel auf. "Komm, nah, komm, näher, halt mich, halt mich fest..." raunte ich, beschwörend, wie ein Zauberer, umfing ihn mit fiebrig heißem Blick. ... sag mir, VENUSTUS MEUS, wohin möchtest du? Ich weiß eine einsame Meeresbucht, wo des Nachts die Nereiden herumtollen! Ich weiß einen Ort in der Wüste, wo der Wind in uralten Ruinen flüstert! Und am Mareotissee, da gibt es eine Stelle, wo die unglaublichsten Lotosblüten blühen..." -
Bona Dea, Prätorianerpräfekt, ich war schwer beeindruckt!!
"Oh, dann erlaube mir, Dir die allerbesten Glückwünsche zu diesem hohen Amt auszusprechen! Vale bene und gute Reise!"
Schon war er weg, und mir kam in den Sinn, dass er ja auch mal Tribunus angusticlavius gewesen war... und in welch schwindelerregende Höhen hatte ihn Fortuna nun getragen! Allerdings musste ich auch an Artorius Avitus denken, den besten Primus Pilus aller Zeiten, und wie wenig Glück ihm dieses Amt gebracht hatte...
Dieses außerordentliche Geschehen und der plötzliche Aufbruch, machten uns wohl alle erst einmal sprachlos. Damit waren leider auch meine ehrlichen Bemühungen um ein Tischgespräch wieder versandet. Ich lehnte mich zurück und nippte an meinem Wein, warf Massa einen fragenden Blick zu. Der Gastgeber hatte sich in der Konversation höflich aber sehr zurückhaltend gezeigt, und ich wollte ja nicht alleine vor mich hinquatschen. Vielleicht waren hier eher philosophische Themen an der Tagesordnung? Ich hatte keine Ahnung, drum widmete ich mich lieber dem Wein und lauschte der Musik, wobei mein Blick unwillkürlich wieder zu dem aparten Musiker wanderte. Mir schien, dass sich hier die Kunst, und der, der sie schuf, in wunderbarer Harmonie verbanden. Ich bekam Lust, mal wieder mein Flötenspiel zu üben, auch wenn es im Vergleich dazu extrem amateurhaft war... aber dazu müsste mein Arm erst wieder heil sein... -
Eine Hand berührte meine Schulter.
"Nun solltest du dich ausruhen. Leg dich eine Weile schlafen." riet mir Phorbas mit seiner ruhigen Stimme.
Ich zögerte einen Augenblick, überlegte, ob ich nicht schon zu lange aus Nikopolis fort war, kam aber zu dem Schluß, dass ich im Kastell zur Zeit sowieso völlig nutzlos war. Den Verwaltungs- und Zahlenkram, den ich übertragen bekommen hatte, seitdem ich mich für diensttauglich erklärt hatte, den erledigte mein Beneficiarius eh viel schneller (und korrekter) als ich. Eigentlich mußte ich immer bloß abzeichnen, was er ausgerechnet hatte.
Ich nickte, nahm den Kranz ab, tauchte dann meine Hände in den nahen Brunnen und bewegte sie im klaren Wasser hin und her, bevor ich Phorbas folgte. Er führte mich durch die Tempelanlage (Tempelstadt sollte ich wohl eher sagen) zu einem schummrigen Nebentempel mit einer Statuengruppe von Serapis, Isis und Harpokrates. Die Wände waren über und über mit Fresken ausgemalt, auf denen wundertätige Heilungen dargestellt wurden, davor stapelten sich alle möglichen Votivgaben, und in Raum befanden sich viele Liegestätten, wo Menschen schlummerten.
Ich bedeutete Ravdushara, ein Auge auf mich zu haben, und legte mich zu Füßen der Götterfamilie aufs Ohr. Zuerst dachte ich, dass ich hier doch nie im Leben einschlafen könne, aber kaum hatte ich das gedacht, überwältigte mich die Müdigkeit. Meine Lider wurden schwer, ich wühlte den Kopf ins Kissen und driftete hinein in das Reich von Morpheus, Phobos und Phantasos...Und da war er wieder: der Albtraum! Das gefräßige Heulen der Hunde, die den Garten umschlichen, mit gebleckten Reißzähnen. Und ich zwischen den hohen Mauern... wo ich doch eigentlich hätte in Sicherheit sein müssen... aber da war diese Öffnung im Boden... dieser dunkle Schacht, vor dem ich eine entsetzliche Furcht verspürte. Etwas Böses war dort unten. Und es stieg hinauf... zu mir.... Diesmal war es Nacht in meinem Traum. Und ich war nicht alleine, noch andere Männer waren in dem Garten. Ich suchte die Dunkelheit zu durchdringen, ihre Gesichter zu erkennen, doch das Geheul der Bestien draußen wurde immer wilder, und dann war da dieses Schaben als die schwere Metallluke, die den Schacht verdeckte, ruckte, und langsam zur Seite geschoben wurde...
"...aaah!!!"
Ich fuhr hoch, von meinem eigenen Schrei aufgeschreckt. Nur ein Traum. Nur ein Traum. Es war Tag, ich war sicher, da war nichts, was aus der Tiefe kam und mich holen wollte.
Ich richtete mich auf, und begegnete zerknirscht den Blicken der Tempelschläfer, die ich mit meinem Schrei aufgeweckt hatte. Meine Tunika war ekelhaft verschwitzt. Vorwurfsvoll blickte ich hoch zum steinernen Serapis, der mir alles andere als erholsamen Schlaf beschert hatte! Oder... hatte auch das etwas zu bedeuten?
Ravdushara besorgte mir einen Schluck zu trinken und richtete meine zerknitterte Kleidung. Dann ging ich zum Traumdeuter, direkt nebenan. Es war ein alter Serapispriester mit tief eingefallenen, gütigen Augen, wie Brunnen der Weisheit."Da ist etwas, was zwischen dir und der ersehnten Heilung steht." sagte er mir, nachdem ich ihm meinen Albtraum ganz genau geschildert hatte. "Etwas Übles, das dich nicht loslässt."
Ein kaltes Grausen strich mir über den Rücken. "...was ist es?"
Aber das konnte der weise Mann mir auch nicht sagen. "Oft enthüllt Serapis das tief Verborgene ganz unerwartet. Zermartere dir nicht den Kopf, vertraue auf den Allgott, den Allsehenden... bewahre seinen Namen in deinem Herzen. Er wird dir die Erkenntnis zur rechten Zeit schenken. Sei getrost!"
Dieses Konzept war mir fremd. Was sollte ich damit anfangen?! Nun wäre mir doch ein weniger vager Kult lieber gewesen, einer bei dem einem klar gesagt wird, welche Opfergabe für welchen Beistand verlangt wird... Mein Blick wanderte zu dem dreiköpfigen Tier zur Rechten des Gottes, zur Wolfsfratze der Vergangenheit, dem Maul, das die Erinnerungen verschlingt. Es erinnerte mich an die wilde Meute in meinem Traum.Der alte Priester besprach mein Serapisamulett mit einem Schutzzauber, der mich vor dem Bösen beschirmen sollte. Ich hinterließ dem Tempel dann eine angemessen große Spende, und erwarb auch noch eine Serapisstatuette aus Bronze für meinen Hausaltar, bevor ich mich wieder aufmachte und zurück nach Nikopolis ritt – sehr nachdenklich und voll faszinierender Eindrücke, aber doch ziemlich aufgewühlt... Etwas Übles.
Und auch wenn mir vollkommen klar war, wie albern das war... ich fürchtete mich ein wenig vor den Kanaldeckeln, an denen ich auf dem Heimweg durch das Broucheion vorüberkam... und machte einen großen Bogen um sie herum. -
Traumverloren sah ich ihn näherkommen... vom Mondlicht scharf umzeichnet, fern auf der Straße, wie Musik das Klirren des Cingulums, es untermalte jeden seiner Schritte, die ihn näher zu mir trugen... bis er direkt vor mir verharrte. Ich bewegte mich nicht, umfing ihn mit den Augen, die sich hinziehende Erwartung genußvoll auskostend... ich trank seinen Anblick, sog ihn tief in mich hinein, ich fühlte meine Seele leise erklingen, verzückt vom Anblick des SCHÖNEN... und ich sah mich in seinen Augen, ebenso schön und ganz... ich war nie verwundet worden. Alles war SCHÖN.
Ah! Er war bei mir. "...mein WUNDERSCHÖNER Ganymedes... Du bist EWIG und ich bin es auch..."... in diesem Augenblick. Ich lachte leise, euphorisch, schmiegte meinen Hals, meine Wange gegen seine Hand, nein, wir brauchten keine Worte um uns zu verständigen, ich war der Augenblick, und er hatte mich ergriffen! Mit funkelnden Augen trat ich dicht an ihn, legte ihm seinerseits die Hand in den Nacken und bewegte meine Lippen zu seinem Hals, tat einen tiefen Atemzug an der warmen Haut... "... wie PHANTASTISCH Du riechst..." hauchte ich, bereits jetzt überwältigt von meinen so vielfach verstärkten Empfindungen... Ich selbst trug an mir den schweren Duft des Schlafmohns und eine todschicke rotseidene Tunika, locker gegürtet. - Welch köstlicher Taumel, als ich seine Lippen fand! Ich küsste ihn heiß, Lippen, Zunge, Zähne hießen ihn verspielt willkommen, dann wiederum wich ich unvermittelt von ihm zurück und lachte:
"Bevor wir uns besinnen... lass mich Dich entführen!!" Ich nahm seine Hand und zog ihn hinter mir her, durch den dunklen Hain, hin zu der Stelle wo das versteckte Gespann uns erwartete. -
Leise vor mich hinpfeifend trat ich in den Palmenhain. Eine aufgescheuchte Taube gurrte, oben in den Wipfeln, und unter meinen Füßen knisterten trockene Blätter. Das Gespann hatte ich in Ravdusharas Obhut zurückgelassen, im tiefen Schatten hinter der Baumgruppe.
Ein erwartungsvolles Kribbeln breitete sich in mir aus, während ich wartete, an eine Palme gelehnt, die Straße im Blick. Sie kam schnurgerade die Küste entlang von Nikopolis her... Das nahe Meer lag dunkel und schweigend, doch schon bald schob sich der Rand der Mondscheibe über den Horizont.
Vollmond war heute! Perfekt für ein romantisches Stelldichein.... Ein zartschimmernder Lichthauch überzog die Meeresoberfläche, wurde heller, als die bleiche Scheibe immer höher stieg, bis sich schließlich eine glänzende Straße aus Silberlicht auf dem Wasser abzeichnete. Wie schön! Wenn ich ihr doch folgen könnte... wohin würde sie mich führen...Ich war ein wenig berauscht, und darum ganz besonders empfänglich für dieses herrliche Schauspiel.... also, nicht sehr berauscht, nur so ein bisschen - beschwingt, frei von Schmerzen, Sorge oder Bedauern... schließlich wollte ich dieses Treffen nicht mit irgendwelchen Mißstimmungen belasten. Nein, das wäre wirklich nicht in Ordnung gewesen! Der wunderschöne und wunderbare Mann, den ich zum Rendezvous geladen hatte – er würde doch kommen... ja doch, ganz bestimmt... - er verdiente es, dass ich mit den Gedanken ganz bei ihm war.
Zwar war ich noch immer nicht wiederhergestellt, aber ich war es so leid, schwach und schmerzgebeugt zu sein! Ich wollte wieder... spüren wie das Leben durch meine Adern pulste, wollte Leidenschaft und diesen... ja, genau diesen aufregenden heißen Schauer, der mich jetzt durchlief, als ich in der Ferne eine Gestalt auf der Straße erspähen konnte... -
Mir brannte ein Haufen Fragen auf der Zunge, und einer der Initiaten des Tempels nahm es auf sich, diese zu beantworten. Sein Schädel war kahlrasiert, bis auf eine Locke über den rechten Ohr. Er hieß Phorbas, und war sehr geduldig. Wir spazierten durch die Gartenanlagen, während er erzählte und erklärte, stundenlang, und dabei doch nur die hauchdünne Oberfläche dieses faszinierenden Kultes ankratzte. Ich erfuhr zum Beispiel, dass Serapis oft in Träumen zu seinen Eingeweihten spricht – auch Phorbas hatte in einem Traum von seiner Bestimmung erfahren – und dass er, wie Osiris, immer neu wiedergeboren wird, und dass das dreiköpfige Ungeheuer, das ihn begleitet, nicht einfach nur der Cerberus ist. Es hat nämlich einen Löwenkopf, der stark und wild ist, und für die Gegenwart steht, und einen Wolfskopf für die Vergangenheit, denn die Erinnerungen an das Vergangene werden uns von der Zeit entrissen und verschlungen. Die Zukunft ist ein Hund, er steht für die unbeständige, schwankende Hoffnung. Die Priester des Serapis tragen keine Wolle und unterliegen auch sonst vielen Verboten – so gut wie alles was Spaß macht –, Phorbas jedoch schien das nicht zu bedauern, und er deutete an, dass die Seele durch die Mysterien wunderbar erhoben würde, so dass nichts, auch nicht der Tod sie mehr schrecken könne... genaueres wollte er mir zu diesem Punkt aber nicht verraten. Mir war klar, dass ich unbedingt noch einmal wieder wieder kommen musste, um noch mehr zu erfahren.
Heute aber war ich zum Opfern hier. Und nach den nötigen Vorbereitungen, und nachdem ich mir ein paar Gebetsfloskeln eingeprägt hatte, ging ich ans Werk. Ravdushara hatte mir einen prächtigen weißen Ochsen besorgt, ihn dann noch mit Kreide eingestäubt, so dass er wirklich leuchtete, geschmückt, die Hörner vergolden lassen und so weiter. Vor einem der vielen Altäre brachte ich erst einmal das übliche Räucherwerk und Wein, dann das Tier dem Gott dar. Nach ritus graecus trug ich dabei einen Kranz auf dem Kopf.
"Allgott aus den vier Winden, Aion, Iuppiter mit dem tausendgestirnten Haupt, Du bist Vater und Knabe, Aides und Dionys, Charon und Asklepios, Ende und Anfang. Dein Leib sind die Salzwogen des Okeanos, Deine Füße die Erde, Dein Atem die Lüfte, Helios bist Du und Apis, Horos und Thot, Deine Augen sind die gleißende Sonne!
Vernimm meine Lobpreisung, Serapis, Weltenherrscher und sieh mein Opfer, diesen vortrefflichen, starken Ochsen, dessen Blut und Kraft ich Dir zu Ehren hier verströmen lasse. Allgott, Du hast Himmel und Erde voneinander getrennt und Finsternis von Licht und Tag von Nacht und Aufgang von Untergang und Leben von Tod und Werden von Vergehen und Schwarz von Weiß und Trocken von Feucht und Wasser Von Land und Bitter von Süß und Fleisch von Seele... gewähre mir armem gequältem Sterblichen die Berührung eines... nur eines Funkens Deiner allgöttlichen Macht und trenne das Übel, das mich befallen hat von mir, scheide es von meinem Körper und meiner Seele!"
So betete ich voll Inbrunst, flehte verzweifelt, die linke Handfläche gen den wolkenlosen Himmel gerichtet:
"O Serapis, gewähre mir Heilung! Mach dass mein Schwertarm wieder heil und stark wird! Lindere die Qualen der Wunde, die der grausame Eros mir geschlagen hat! Und nimm diesen... nie stillbaren Hunger nach den falschen Träumen von mir. Serapis, der Du Krankheit und Tod besiegt hast... bitte lass mich endlich gesund werden! Ich gelobe, Dir eine wunderschöne Statue aus bestem Mamor meißeln zu lassen, sobald Du mich gesund gemachst hast. Do ut des."Ein Opferschlächter eledigte den blutigen Teil. Ich mußte an die Schlacht in der Wüste zurückdenken, während ich da stand und zusah wie das Blut aus dem weißen Ochsenhals hervorsprudelte. Mein Arm schmerzte. Ich fühlte mich erschöpft und leer.
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[Blockierte Grafik: http://img227.imageshack.us/img227/6204/hellenistischerserapisxy8.jpg]
"Wer hat die Gestalten der Sterne geschaffen?
Wer hat ihren Weg erfunden?
Wer war der Erzeuger der Früchte?
Wer hat die Berge in die Höhe gehoben?"sangen die Priester, die sich vor dem Kultbild des Serapis versammelt hatten, und der Klang ihrer Stimmen, vereint im Hymnos, erfüllte die riesige Tempelhalle mit einem ehrfurchtgebietenden Brausen. Ein Schauer lief mir über den Rücken, und andächtig sah ich hinauf zu der gigantischen Statue des All-Gottes, der von den Feuern zu seinen Füßen rotflackernd beleuchtet wurde. Ich schloß die Hand um das ihm geweihte Amulett auf meiner Brust. Zusammen mit anderen Interessierten, Gläubigen, Touristen oder sich Heilung erhoffenden, stand ich am Grunde der Halle - im größten Heiligtum der Welt! - während die Priesterschaft eine ihrer allstündlichen Zeremonien vollführte. Das war so ganz anders, als der mir bekannte Kult. Viel ergreifender, großartiger, mystischer...
"Wer hat den Winden befohlen, ihr Werk nach den Jahreszeiten zu vollführen?
Wer ist der Gott der Ewigkeit, der die Ewigkeit hervorbringt und in Ewigkeiten herrscht?
Du, der EINE unsterbliche Gott.
Du bist der Erzeuger von allem;
Du teilst allen ihre Seelen zu und du lenkst alles, König der Ewigkeiten und Herr;
Du, vor dem die Berge und die Ebenen erzittern, die Wasser der Quellen und der Flüsse, die Waldschluchten auf der Erde und die Winde, alles, was entstanden ist;
Der hoch droben leuchtende Himmel und alle Meere fürchten dich, allmächtiger Herrscher, heiliger Gott, Herr über alles.
Durch deine Kraft sind die Elemente und wächst alles,
in der Luft und auf der Erde, im Wasser und im Hauch des Feuers."Ich war hier, weil es zur Zeit nicht so gut lief, bei mir. Mein Arm war noch immer nicht wieder richtig zusammengewachsen, die Wunde wollte nicht heilen... beim Praefectus Legionis war ich in Ungnade gefallen... und dass ich es mit dem Opium ein bisschen übertrieb, das mußte mittlerweile sogar ich selbst mir eingestehen... und jetzt hatte sich auch noch herausgestellt, dass meine heiße Meditrinalienliebe auch nicht besser war als all die anderen desaströsen Romanzen, die ich in meinem jungen Leben schon so angesammelt hatte.
Ja, es hätte echt besser laufen können. Ich war aber nicht gewillt, das hinzunehmen, und hatte mich ins Serapeion begeben, um dem geheimnisvollen Gott ein Opfer zu bringen, in der Hoffnung, dass er sich meiner erbarmte. Schließlich war er mein Namenspatron. Aber dass die Zeremonie mich so packen würde, das hätte ich nicht erwartet.PS. Gebet aus der IR-Wiki
PPS. "Götter"-IDs müssen leider draussen bleiben -
[Blockierte Grafik: http://img337.imageshack.us/img337/1619/ravdushara.jpg] | Ravdushara
Eine Centurie nach der anderen suchte Ravdushara auf, und verteilte das neue Schreibmaterial, das der Tribun für die zweite Cohorte erworben hatte, an die Optiones und Tesserarii. Aber nur der Optio Decimus Massa erhielt, abgesehen von frischen Griffeln, Tinte, Papyrus und und nach Bienenwachs duftenden Tafeln, ein kleines zusammengerolltes Brieflein, mit einem Lederband verschnürt. Begeistert wirkte Ravdushara nicht gerade, als er es dem Optio dezent in die Innenfläche der Hand drückte. Obgleich er den Inhalt nicht kannte. Der Decimus hatte es selbst geschrieben, darum waren die Buchstaben auch sehr krakelig.
Gebet mir von Bacchus Blumen
Kränze meine Stirn zu kühlen!
Denn es brennt in meinen Schläfen
doch die Glut der Liebesflammen.
- AnakreonVenustus!
Morgen ist Vollmond.... lass uns einlösen, was wir uns im Dodekaschoinos versprochen haben! Ich werde ungeduldig auf Dich warten, bei Mondaufgang, in dem Palmenhain an der Straße nach Taposiris.
Dein Aquila
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Wir hatten uns zum Essen niedergelassen, und eine Reihe bunter Platten schwebte an mir vorüber, mit den ausgefallensten Speisen. Unter normalen Umständen wäre ich begierig gewesen, alles mal zu probieren, und die ganze Exotik so richtig auszukosten... aber heute widerstrebte mir jeder Bissen. Um nicht unhöflich zu sein, zwang ich mich, ein bisschen was zu essen. Aber wie viel lieber hätte ich ein wenig Opium zu mir genommen... ob es vielleicht zum Dessert welches gab....?
Den Wein dagegen mochte ich, trank ordentlich, und lobte: "Mmh, sehr frisch und feinwürzig. Ist das eine hiesige Lage?"
Von der Kline aus ließ ich meinen Blick schweifen. Mir gefiel das farbenfrohe in der Erscheinung der Gäste, und dass offenbar niemand Hemmungen hatte, sich ausgefallen und prachtvoll zu präsentieren... anders als zu Hause, wo die altväterlichen Sitten das noch immer mißbilligen. Aber ich war hier ja auch in der Wiege südlicher Dekadenz. Ob die Sitten hier im Laufe des Festes wohl auch so frei werden würden, wie die ästhetischen Entscheidungen?
Dann fiel mein Blick auf den Lyraspieler, und unwillkürlich atmete ich tiefer ein... bemerkte mit Erstaunen dass er vollkommen schön war. Von dem würde ich mir gerne mal eine Privatvorstellung geben lassen!Um nicht zu sehr zu starren, konzentrierte ich mich schnell auf das Gespräch und kommentierte:
"Der Feind war barbarischer als die Parther, technisch weniger entwickelt, aber perfekt an die Wüste angepasst... Ich denke, auch das ist an jeder Grenze gleich, die Wilden haben ja immer nur dann eine gewisse Chance wenn das Gelände ihnen in die Hände spielt, ob Wüste oder diese nordischen Urwälder und Moore... " Ich hob den Becher. "Auf Ruhe und Frieden!"
Nach dem nächsten Schluck fügte ich freimütig hinzu: "Aber ich persönlich finde ja, auf lange Sicht ist es unvermeidlich, das Reich von Nubien einzunehmen, oder wenigstens zu einem Klientelkönigreich zu machen... und dann ein paar ordentliche Befestigungen da zu bauen, dann können sich die Wilden auch nicht mehr im Grenzland einnisten." -
Tribunus Angusticlavus Faustus Decimus Serapio, Legio XXII Deiotariana, Nikopolis, Alexandria et AegyptusKein Wort mag beschreiben
die Leere in meinen Sinnen,
kein Wort die Pein in meinem Herz.
In mir devastierte Welten,
in mir ein Feuer aus Schmerz.
Ein Meer aus Tränen
umspült meine Seele,
eine Ödnis aus Reue ist mir Pein,
und ich wage nicht von dir zu erflehen
der verzeihenden Liebe Schein.[Blockierte Grafik: http://img201.imageshack.us/img201/8210/aton.png]
In meinem Garten, meiner Oase, zwischen den hochwuchernden Blumenbüschen, dem plätschernden Brunnen, dem duftenden Jasmin, las ich diesen Brief. Der mir bestätigte, was ich schon lange befürchtete: Aton, "mein Aton" hatte sich gegen meine Familie gestellt.
"Bona Dea!! Dass er es überhaupt noch wagt....."
Erbittert knüllte ich das Pergament in der Faust zusammen, warf es wütend zu Boden und fluchte.
"Verräter... mieser scheinheiliger Verräter.....!!"
Und ich hatte ihm alles abgenommen, wie sehr er den Politikbetrieb verachtete, und die Intrigen verabscheute, und nun hatte er sich selbst an den Machenschaften beteiligt, die meinen Vater aus Amt und Würden gejagt hatten. Zornig sprang ich auf und tigerte durch den Garten. Ein Meer von Tränen?! Ja sollte er doch elendiglich drin ersaufen, in seinem Tränenmeer! Wie in aller Welt kam er darauf, dass ich ihm SOWAS verzeihen könnte?!Ein plötzlicher Impuls trieb mich in mein Cubiculum wo ich, in meiner Reisekiste sicher verschlossen, das Bildnis aufbewahrte, das er mir auf meine Bitte hin gesandt hatte. Einhändig mühte ich mich mit dem Schlüssel ab, bis die Kiste endlich aufging. Ich kramte das Bild hervor und, dort am Boden sitzend, sah ich es mir ganz genau an, mit anderen Augen nun, sah die Falschheit in diesem schiefen Lächeln, das mir so charmant erschienen war, und den Hochmut in den patrizischen Zügen.... - und dann erinnerte ich mich an das Funkeln der hinreißenden braunen Augen, und an das Gedicht, das er für mich geschrieben hatte... und an den Rausch, den schwindelerregenden Rausch in seinen Armen......
Aber damit war es ein für alle mal vorbei!! Nun war es ja nicht so, dass ich noch unverbrüchlich an diese Liaison geglaubt hätte... die Entfernung, und die Zeit, und meine Schwärmerei für Massa hatten mich schon daran zweifeln lassen. Aber so ein schmutziges Aus... für eine Sache, die einmal so schön und überlebensgroß und voll Versprechen für mich gewesen war... Das tat weh, verdammt weh!! Mal abgesehen von den letzten drei Zeilen, beschrieb Atons Vers sehr genau wie ich mich jetzt fühlte! Am Boden zerstört...
Erst zerfloß ich in Tränen. Dann betäubte ich meinen Schmerz mit Opium. Danach verfasste ich eine möglichst verletzende Antwort, beziehungsweise, diktierte sie Ravdushara und schickte ihn auf der Stelle los, in die Lachende Hyäne, um die Nachricht sofort auf den Weg zu bringen. -
[Blockierte Grafik: http://img337.imageshack.us/img337/1619/ravdushara.jpg] | Ravdushara
"Eine Nachricht für den Läufer der Sonne."
Mit diesen, ihm doch recht merkwürdig erscheinenden, Worten schob Ravdushara die Lederhülle mit dem hoch-geheimen Brief über den Tresen. Dazu reichte er dem Wirt einen Beutel Sesterzen, genau wie der Tribun es ihm aufgetragen hatte. Dass Ravdushara den Beutel zuvor um die Hälfte erleichtert hatte, hatte ihm der Tribun zwar nicht aufgetragen, aber... wenn der Decimus schon gewillt war, sein Geld sinnlos zu verschleudern, dann doch wenigstens an Leute, die es wirklich gebrauchen konnten... und Ravdushara sparte doch noch immer eisern auf seine Freilassung.
Darum verzichtete er auch darauf, in der Spelunke ein Hirsebier zu trinken, oder sich einer der der fröhlichen Würfelrunden anzuschließen, nein sobald er den Brief abgegeben und der Wirt ihm versichert hatte, dass der 'Läufer' ihn heute noch erhalten würde, machte Ravdushara sich auf den Heimweg.
Salve Manius.Warum schreibst Du mir noch? Unser Meditrinalientraum ist ausgeträumt! Glaubst Du wirklich, ich könnte es Dir verzeihen, dass Du dich an der abscheulichen Intrige gegen meinen Vater beteiligt hast?! Du, der Du mir so eindrücklich versichert hast, wie Dir das Unsaubere an der Politik widerstrebt! Mein Vater ist der aufrechteste Römer, den es gibt, unzählige Schlachten hat er für das Imperium geschlagen und die größten persönlichen Opfer gebracht. Er scheut sich nicht, die Wahrheit gerade heraus zu sagen. Anders als ihr feigen, willfährigen Handlanger der Macht, die ihr ihn mit diesem lächerlichen "Prozess" in das politische Aus getrieben haben. Warum?! Warum nur hast Du Dich zu so etwas herabgelassen??!
Ich habe mich unendlich in Dir getäuscht! Wahrscheinlich wollte ich mich täuschen. Mir nicht eingestehen, dass ich mich nur in eine Maske verliebt habe... eine golden strahlende, blendende Maske. Die Meditrinaliennacht war so schön. Aber hier in Ägypten habe ich etwas viel realeres gefunden, in der romantischen Freundschaft zu einem anderen Soldaten.Vale
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