Oje, ganz weg, damit hätt ich nicht gerechnet
@ Mansuri: Freut mich echt, dass du's dir nochmal anders überlegt hast
Oje, ganz weg, damit hätt ich nicht gerechnet
@ Mansuri: Freut mich echt, dass du's dir nochmal anders überlegt hast
Nach allgemeiner, teils unabgemeldeter Abwesenheit muss ich um eine Woche verlängern, in der ich nicht weiß, wie und wann ich ins Internet komme
Schnauf. Schnauf. Schnauf. Schluck. Ächz. „Aaah, mein Rücken! Ah, mein ...“ Lichas führte seine Klage, die sich wahrscheinlich noch auf einen Großteil seines restlichen Körpers bezogen hätte, nicht weiter, beließ es somit als stumme Anklage an die, die ihn morgens so hetzten.
Besucher. Klienten. Solche, die es gern wären. Hausierer. Bettler. Manche, die sich einfach verirrt hatten. Alle diese Menschen kosteten Lichas des Öfteren viel Hetzerei und manchmal auch den vorletzten Nerv.
Na gut. Grundsätzlich war die Arbeit in der Gens Vinicia in Ordnung. Lichas hatte da nichts dagegen, echt nich. Konnte man echt nichts sagen.
Aber diese Salutatios waren was für sich. Jeder Türsklave schimpfte darüber und opferte einen großen Teil seiner Kraft und Gesundheit für dieses allmorgendliche Ritual. Aber jeder Türsklave lebte für diese Aufgabe (oder zumindest die, die es ernst mit ihr meinten). Und jeder Türsklave sah die erfoglreiche Bewähltigung der Salutatio als seine große Pflicht, ja Berufung im Leben an.
So.
So war das.
Frischen Mutes öffnete Lichas also die Haustür und sah einem jungen Mann entgegen, Senator, Patrizier, wie er sich schnellen Blickes versicherte. Tiberier, wie sein Gedächtnis herzugeben meinte. „Salve, werter Tiberius, wie kann ich dir behilflich sein?“
@ Durus: Peru *neidisch*
Ein weiteres IR-freies Wochenende
- und tschuldigung, dass ich zur Zeit so wenig zum Schreiben komme. Es ist echt viel los
Mansuri?! Willst du dir das wirklich nicht noch mal überlegen? Eine solch lebendige, eigenständige Frau und Sklavin hätte dem IR gut getan.
Der schien im Übrigen auch noch genau das zu sein, was der Bithynier für unkomplizierte Unterhaltungen schätzte: lebendig, locker dahinplaudernd, durch nichts zu irritieren und ohne Erwartungen an das Gegenüber zu stellen (was die Menge an Worten anbelangte, die man erwiderte).
Nun gut, Sklave, also richtig gelegen. Und selbst wenn der junge Mann kein Sklave gewesen wäre, wäre Phaeneas‘ direkte Nachfrage auch nicht beleidigend gewesen. Wenn er schließlich unfreiwillig in Rom war, stand er auf der sozialen Leiter weit genug unten, um im Prinzip das gleiche zu sein wie ein Sklave – römisch betrachtet. Unfrei, peregrin oder sonst irgendwie abhängig – alles dasselbe.
Aha, nicht unfrei geboren. Seltsam, Grieche, aber erst seit kurzem versklavt. In letzter Zeit schien das allgemein zuzunehmen, dass Freie aus römischen Kerngebieten per Überfall in Sklaverei gerieten. In der Regel kamen Neuversklavte ja eher aus Kriegsgebieten und dann in Bergwerke, während die meisten Römer sich für Handwerksgesellen und Haushaltshilfen eher an unfrei Geborene hielten.
Aber: „Bei meinen Eltern war es vermutlich genauso. Von Straßenräubern überfallen und in die Sklaverei verkauft.“
Mit dem Kopf wippend hörte Phaeneas sich an, was der Kreter zum Thema Kulturraub zu sagen hatte. „Die Römer haben großen Respekt vor der griechischen Kultur, aber es mangelt ihnen an Respekt vor den heutigen Griechen. Aber ist es nicht Weisheit, Bewährtes von anderen zu übernehmen, und – wie es die Römer ja gemacht haben – teilweise weiterzuentwickeln?“ Milde schmunzelnd meinte Phaeneas außerdem: „Ohne die Griechen wären die Römer gar nichts und auch nicht ohne all die anderen Völker, die ihnen Rohstoffe liefern oder als Sklaven dienen.“
Spitzel?! Das war zu gut, Phaeneas musste lachen. Spitzel – er legte den Kopf zurück und lachte schallend, sodass seine - noch vollkommen - schwarzen Locken flogen. „Spitzel“, wiederholte er noch einmal lachend, dann war der Lachanfall weitgehend vorbei, sodass er wieder reden konnte: „Spitzel, das klingt so, als ob ich versuchte, an Informationen zu kommen, die eigentlich gar nicht für meine oder die Ohren meines Herrn bestimmt wären. Als würde ich in irgendwelcher Leute Leben nach Geheimnissen herumwühlen. Aber das tue ich ja nicht, ich erfahre auf den Märkten und Plätzen lediglich, was jeder x-beliebige Mensch erfahren kann. Falls es einen nur interessiert.
Aber du hast recht, ich versuche, meinem Herrn nützlich zu sein.“
„Sklave?“, fragte Phaeneas nach, ganz in der Art, wie er locker zu plaudern pflegte – wenn ihm der Sinn danach stand. Das war das hier für den Bithynier nämlich, ein lockeres Gespräch, dass sich eben einfach so ergeben hatte, weil man sich über den Weg gelaufen war. Nicht groß nachdenken, einfach reden über dies und das.
„Oh, verzeih, wie unhöflich“, fiel es Phaeneas schließlich spontan ein und es klang ein bisschen spöttisch. „Ich jedenfalls bin Sklave, Bithynier, also meine Eltern kamen von dort. Ich bin unfrei geboren worden und war immer mal wieder in Rom, ansonsten an wechselnden Orten in Italien. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, wie jemand einen anderen Kulturkreis erlebt haben kann, denn alle Sklaven und Peregrini leben in Italien römisch.
Wie anders sind die Menschen auf Kreta denn?“, hakte er deshalb nach.
„Mein Herr möchte, dass ich mich für ihn umhöre, was die Leute so reden. Also Klatsch und Tratsch, Annäherungen und Feindschaften unter den besseren Familien Roms, neueste politische Entwicklungen, die Stimmung unter den einfachen Leuten und so weiter. Als vielbeschäftigter Mensch hat er schließlich keine Gelegenheit, sich selbst auf dem Laufenden zu halten. Und solche Dinge erfährt man am besten auf Foren, weil die Leute sich dort treffen, herumspazieren, einkaufen und so weiter.“ Phaeneas zwinkerte, von wegen ‚Jetzt verstanden?‘ Man merkte wirklich, dass der junge Mann nicht von hier war.
Einige Augenblicke sah Phaeneas ihn an. Ein schlichtes „Nein.“ perlte schließlich von seinen Lippen. „Da hätte ich nichts dagegen“, fügte er hinzu, sobald er bemerkt hatte, dass das Nein doch etwas missverständlich war, und forderte den jungen Mann mit einer Bewegung auf, neben ihm zu gehen.
Dass Phaeneas darauf, dass der andere ihn einfach so angesprochen hatte, nicht extremst misstrauisch reagierte, hatte einen einzigen Grund: Er wollte Gesellschaft. Gerade eben, so ganz spontan, war ihm nach Gesellschaft. So ein bisschen, so oberflächlich, wie das bei solchen flüchtigen Aufeinandertreffen in der Regel zu sein pflegte. Und deshalb kam ihm dieser junge Mann gerade recht.
wieder ein IR-freies Wochenende
Phaeneas wurde natürlich nicht schwach. Er hatte schließlich Cimon. Oder zumindest gehörte Cimon Phaeneas‘ Herz. Außerdem wäre es für ihn gefährlich geworden, wenn er sofort jedem Schönling erlegen wäre.
Darüber hinaus fiel der junge Mann am Tiber unter das, was Phaeneas als kleinen Jungen umschreiben würde. Für ihn war man ab mindestens zwanzig Jahren gerade einmal alt genug, um wirklich ernst genommen werden zu können. Auch wenn rechtlich ein junger Römer ab sechzehn als volljährig galt.
Zu Phaeneas‘ Kommentar sagte sein Gegenüber nichts. Hatte ihn einfach zur Kenntnis genommen. „Nur so als Tipp“, fügte der Vinicische an. „Männer können manchmal ziemlich treulos sein. Frauen auch.“ Auch wenn er letzteres nur aus Anschauung von anderen wusste. Unter beidem litt die Menschheit. Und Phaeneas dachte an Cimon.
„Was hat das denn speziell mit Rom zu tun?“, fragte Phaeneas – ein weiteres Mal – verwundert nach. Aber wenn der junge Mann Rom so unerfreulich fand, dann war er nicht freiwillig hier – als Sklave vielleicht? „Wo warst du denn vorher?“
Dann folgte eine andere zu erwartende Frage. „Wohin ich gehe, gute Frage. Nirgendwo bestimmtes. Das Pflichtprogramm mit sämtlichen Foren hab ich schon abgehakt. Ich wollte einfach ein bisschen dem Tiber folgen“, antwortete der bithynische Sklave, in seiner für ihn typischen besonnenen und etwas unmotivierten Art, und offenbarte damit doch ein Stück von sich selbst: den geheim, am ganz strengen Zügel gehaltenen Streuner. Der Impuls – einfach weg. Egal wohin.
Lose offene Verabredung ... Das bedeutete, dass der junge Mann vor ihm nicht genau wusste, wer das war, mit dem oder der oder denen er sich da traf, geschweige denn wo diese Person(en) wohnte(n). Also anders gesagt wussten sie wahrscheinlich kaum etwas voneinander.
Bei dem Stichwort ‚nährt sich von der Hoffnung‘ konnte sich allerdings sogar der in solchen Dingen sonst sehr begriffsstutzige Phaeneas vorstellen, wie die Beziehung zwischen ihnen aussah. Das, was fast alle Menschen verrückt machte.
„Na, dann wünsche ich dir, dass die Hoffnung nachwievor gegenseitig ist.“ Kühl und sachlich war seine Stimme. Phaeneas lag nicht daran, Salz in jemandes Wunde zu streuen, aber zumindest darauf hinweisen wollte er den jungen Mann auf diese Möglichkeit.
„Nein, wieso sollte ich mich fürchten. Nur verschiedene Gedanken.“ So wie sein Gegenüber das ausgedrückt hatte, schien es sich um ein privates Treffen zu handeln. Was Phaeneas entspannter werden ließ.
Es war nicht zu übersehen, dass es sich bei dem jungen Mann vor ihm um genau das handelte, was in der römischen Gesellschaft unglaublich gesucht war und wofür man auf einem Sklavenmarkt Unmengen an Geld springen lassen musste. Genau das, bei dessen Anblick tausende Männer schwach wurden – und der Versuchung sofort nachgaben (wenn sie es sich finanziell leisten konnten oder anderweitig an ihr Ziel kamen).
Also wartete er auf einen oder mehrere Menschen. „Habt ihr etwa keinen konkreten Zeitpunkt abgemacht?“ Eine seltsame Lebensauffassung, wenn man Phaeneas fragte, einfach so in den Tag hineinzustolpern. Bei ihm musste alles seine feste Ordnung, seinen Platz und Ablauf haben, möglichst ganz genau im Voraus feststehen. Wenn etwas ungewiss und chaotisch war, war die Gefahr groß, den Überblick zu verlieren, und das konnte einen in gewaltige Schwierigkeiten bringen.
Verunsichert sah sich der Bithynier nochmal um. Das hier war doch hoffentlich kein Treffpunkt einer bestimmten Gruppe. Phaeneas hielt nichts von Treffpunkten. Aber überall über Rom verstreut trafen sich hier Bettler, dort Spieler, dort Stricher. Die einen für ihr Hobby, die anderen für die Ausübung ihres Berufs. Und es war ziemlich kompliziert, immer zu wissen, in wessen Revier man sich gerade aufhielt.
Was den angefangenen Satz anbelangte, drang Phaeneas nicht in den jungen Mann, um den Rest zu erfahren. Schließlich wusste er selbst, wie unangenehm es war, zu viel gesagt zu haben und dann genötigt zu werden, es auszusprechen (davon abgesehen, dass er in so einem Fall sowieso log). Außerdem galt in Rom bei solchen flüchtigen Begegnungen immer, unaufdringlich zu sein und seinem Gegenüber so viel Privatsphäre zu lassen, wie der es wollte.
Lucianus wollte es also ruhig angehen. Na ja, Phaeneas war sich nicht sicher, ob ein Aufschub die Sache einfacher machte ... war es nicht doch nur Gnadenfrist?
Aber zum Glück wusste das Mädchen nicht, was ihr zugedacht war. Konnte die Eingewöhnungsphase also halbwegs entspannt erleben.
Darüber hinaus war der Bithynier nicht sonderlich begeistert darüber, Bezugsperson Nummer Eins für die neue Sklavin zu werden. Auch wenn er beim geistigen Überschlagen zu dem Schluss kam, dass man das ohne Weiteres vom obersten Sklaven eines Hauses erwarten konnte.
Aber gut, wenn Lucianus meinte ... Innerlich seufzend fügte sich Phaeneas in sein Schicksal. „Geht in Ordnung, Lucianus. Faciam*.“
* lat: Mach ich.
Phaeneas‘ Augen, die es gewohnt waren, schnell erfassen zu müssen, entging nicht der ernüchterte Ausdruck, der zuerst auf dem Gesicht des anderen erschien. „Wartest du auf etwas?“, fragte er deshalb nach, erstaunt davon, dass er bei einem vollkommen Fremden eine solch spezifische Reaktion auslöste.
Auch die lockere Erkundigung des anderen verwunderte ihn. Schließlich war er doch im Prinzip nie in Begleitung in der Stadt. Höchstens traf er sich irgendwo mit einem seicht Bekannten, um mit dem eine gewisse Zeit zu verbringen. Aber auch auf dem Weg zu so einer Verabredung war er allein. Deshalb war ihm allein schon unbegreiflich, wie man nur auf einen solchen Gedanken kommen konnte.
Mit einem etwas irritierten Gesichtsausdruck antwortete er: „Ja, bin ich.“ Ausführlich wie eh und je Fremden gegenüber.
‚Typisch junges Ding‘, dachte sich Phaeneas, so wie die drauflos plapperte. Ihr lebhaftes Wesen hatte er ja vorher schon erlebt, seit er sie von den Lieferanten des Sklavenhändlers entgegengenommen hatte.
Sie war anders als er – und das verunsicherte ihn. Aber zum Glück war sie nicht aufdringlich anders. Wäre für eine Sklavin auch nicht gesund gewesen.
Nun war Phaeneas irritiert. „Ist das alles, Lucianus?“, fragte er ungläubig nach.
Und Hausarbeiten ... Bei einer solchen Sklavin – sprich, für Höheres ausgebildet – achtete man besser genau darauf, welche Hausarbeiten man ihr auftrug ... da kam nicht viel in Frage (um ihr nicht die zarten Hände zu ruinieren, einen krummen Rücken zu verpassen, Muskeln anzutrainieren oder etwas anderes in der Art, wie es Sklaven-/Haushaltstätigkeiten gelegentlich mit sich brachten) ...
Des Weiteren verkniff er sich, dass im Garten schon Frauen arbeiteten. Es verlangte niemand vom Hausherrn, dass er darüber Bescheid wusste, welche Sklaven wo eingesetzt wurden.
Pflichtbewusster als die meisten Sklaven es gewöhnlich taten, wenn sie das Vertrauen des Herrn besaßen und nicht kontrolliert wurden, organisierte Phaeneas die Abläufe in der Villa Flavia und sorgte dafür, dass alles auch so umgesetzt wurde, wie es vorgesehen war. Unauffällig vom Hintergrund aus. Für seine Mitsklaven fast unsichtbar.
Aber Lucianus hatte ihm nicht nur erlaubt, in die Stadt zu gehen, sondern ihn extra dazu beauftragt, damit er wusste, was so vor sich ging und die Leute redeten.
Und Phaeneas war und blieb ein Träumer. Mit wachen, genau beobachtenden, fast schwarzen Augen. Und deshalb hörte er sich nicht nur um, sondern ging auch einer der wenigen Tätigkeiten nach, die ihm so etwas wie Freude bereiteten: er spazierte mal tastenden, mal hastigen, ruhelosen Schrittes durch verschiedene Gegenden Roms. Wie in Tagträumen, in Trance gefangen.
Heute hatte es ihn wieder einmal zum Tiber verschlagen. Diese im Sonnenlicht glitzernde Flüssigkeit ließ ihn einfach nicht los.
Die Augen auf den Fluss geheftet folgte er der nächsten Biegung und war etwas überrascht – in Gedanken ganz woanders - , dort jemand Sitzenden vorzufinden. „Oh“, kam es deshalb – selten eloquent – aus seinem Mund, den Blick auf den jungen Mann gerichtet.
Ich hoffe, ich störe gerade nicht
Sehr deutlich waren die Anweisungen für das Abendessen mit dem eben angekommenen Bruder gewesen. Keine Sklaven außer Phaeneas – das waren schon Vorsichtsmaßnahmen. Vor allem bedeutete so etwas Verzicht auf jeglichen Komfort, der einem üblicherweise durch die Hände aufmerksamer Diener zuteil wurde.
Ein solcher Vertrauensbeweis bedeutete Phaeneas viel. Besagte es doch, dass er nicht irgendein x-beliebiger Unfreier war, dem man nur etwas befehlen konnte. Sondern jemand, der Lucianus nahestand. In seinem Vertrauen. Ein Vertrauter. Dieses Wissen bedeutete ihm unheimlich viel.
Auch wenn er es natürlich eigentlich längst wusste, von der Art her, wie sein Herr tagtäglich mit ihm umging, mit ihm sprach. Trotzdem liebte der Bithynier es, das noch einmal so deutlich und ausdrücklich demonstriert zu bekommen. Liebte Lucianus dafür sozusagen noch ein Stück mehr. Davon abgesehen, dass er den eh schon so sehr verehrte, dass es im Prinzip nicht mehr steigerbar war.
Die Brüder besprachen – natürlich – die Sache Salinator. Inzwischen war Phaeneas sich sicher, die Sachlage vergleichbar detailiert schildern zu können wie sein Herr, so oft hatte er es gehört und sich Lucianus‘ wegen damit beschäftigt.
Dem Sklaven selber war es herzlich gleichgültig, wer hier was zu sagen hatte, ob der Senat oder Salinator (kam vom Namen her sowieso fast aufs Gleiche raus). An Phaeneas‘ Situation oder seiner Gefährdung für Leib und Leben änderte das nichts.
Aber Lucianus war es natürlich nicht gleichgültig. Und das, was er da sagte, hörte sich verdammt gefährlich an. Zu gefährlich für Phaeneas‘ Geschmack.
IR-freies Wochenende
Von der Nachricht vom Eintreffen des Consulars Marcus Vinicius Lucianus wurde nicht nur Lucianus, sondern auch dessen Leibsklave Phaeneas angelockt. Zuvor hatte er noch in der Küche Anweisung gegeben, sich mit Getränken und allgemein allem, was die Reisegesellschaft fordern könnte, bereit zu halten (für die restlichen Empfangs- und Einrichteangelegenheiten der frisch Eingetroffenen hatte er schon in den letzten Tagen das Nötige vorbereitet, sprich delegiert). Dann hatte er sich auf den Weg ins Atrium gemacht. Leise und gewohnt unaufällig trat er ein, riskierte dabei aber einen Blick auf die Szene. Hungaricus samt Frau, Phaeneas hatte den Namen schon wieder vergessen, und Lucianus, der unübersehbar freudig auf seinen Bruder zueilte.
Natürlich gönnte der Bithynier seinem üblicherweise nur von karriereversessenen Schleimern umgebenen Herrn eine vertraute Seele in seinem Umfeld. Aber einen kleinen eifersüchtigen Stich konnte er trotzdem nicht leugnen. Dass Lucianus noch ein anderer Mensch wichtig war – wo Lucianus doch für ihn, Phaeneas, alles war (außer das, was Cimon für ihn darstellte), er ihn bewunderte und verehrte wie keinen Zweiten. Denn die ganz große Nummer 1 für den bithynischen Sklaven war Lucianus. Cimon, in den er sich verliebt hatte, musste sich dem unterordnen. An das, was der Vinicier Phaeneas bedeutete, kam der Nubier nunmal nicht ran.
Oh, wie schön!
Übers Wochenende bin ich fernab des Computers
„Ich komme gleich, Schatz“, rief Mago gut gelaunt in Richtung Küchentür, wo Evanoridas gestanden war und sich jetzt entfernte. Pfeifend sah der Koch nach dem Auflauf.
Arete schnaubte verächtlich. „Kannst du deinen Bettgefährten nicht aus der Küche halten?“
Verschmitzt zwinkerte Mago: „Können schon, aber warum sollte ich? Er ist einfach unglaublich, in jedweder Hinsicht.“ Versonnen würzte er nun die Füllung für die harten Eier.
Arte verkniff sich jede weitere Diskussion. „Na, wenn es dir Spaß macht, dir die letzten Arbeitsstunden vom Anblick deines Gespielen versüßen zu lassen.“ Jeden Abend kam der hier vorbei, um zu sehen, ob Mago schon Dienstschluss hatte; für nichts und wieder nichts, wenn man sie fragte.
Nachdenklich sah Mago sie an. „Was ist nur mit dir los, Arete? Du bist zur Zeit so unentspannt. Sonst kennen wir dich doch ganz anders, lebendig und lebensfroh. Schau doch mal, ob du sie wiederfinden kannst, die fröhliche, optimistische Arete!“ In dem Versuch, ansteckend zu wirken, lachte er sie an.
„Das kannst du vergessen!“, fuhr die ihn an, nun endgültig eingeschnappt.
Der Koch zuckte nur überfordert mit den Schultern.