Zum Glück war Lichas selbst von den Irrungen und Wirrungen der Liebe und des Verlangens nach einem Menschen befreit. Ja, inzwischen konnte er das positiv sehen, nachdem er anfangs sehr lange verwirrt über sich selbst gewesen war – dass er in dieser Hinsicht anders war als andere. Es ersparte ihm Liebeskummer und einige Sehnsüchte. Was trotzdem blieb waren die üblichen Schwierigkeiten menschlichen Miteinanders, von wegen Streit mit der Cousine oder Eifersüchteleien des besten Freundes, weil man zu viel Zeit mit jemand anderem verbrachte.
„Ich habe dich dem Leibsklaven unseres Herrn schon angemeldet, es dürfte für dich nicht mehr allzu lang dauern, Tiberius“, nickte Lichas ihm zu und verbeugte sich leicht.
Beiträge von Phaeneas
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Tja, manche Leute merkte sich Lichas als langjähriger Ianitor eben besonders schnell. Wenn auch nicht aus so oberflächlichen Gründen, aus denen zum Beispiel ein Lysias oder ein Evanoridas einen Namen behalten hätte (weil da mal wieder so ein gutaussehender Typ vor der Tür stand).
„Aber selbstverständlich, Herr, lässt sich das einrichten! Folge mir nur, du dürftest sehr bald an die Reihe kommen.“ Die Herkunft macht’s eben.
In der Zwischenzeit empfing Antias die Klienten und sonstigen Anklopfenden. -
"Ah, Tiberius Ahala, entschuldige! Der Trubel bei der Salutatio, da ist dein Klopfen doch glatt untergegangen! Verzeih - und salve, herzlich willkommen! Du willst bestimmt ebenfalls zur Salutatio - bei welchem der Herrn darf ich dich anmelden?", erkundigte sich Lichas, der selbst gerade erst wieder zurück zur Porta geeilt war. Zur Zeit waren jede Menge Sklaven krankheitsbedingt ausgefallen - man hätte glatt meinen können, hier wäre Mantua und nicht woanders - , da bedeutete das morgendliche Patron-Aufsuchen noch mal mehr Stress als sonst.
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„Ganz sicher“, antwortete der und schob ihre Hand zu ihr zurück, wo sie seiner Ansicht nach hingehörte.
So wie sie jetzt hatten es vor ihr die meisten Sklaven und Sklavinnen dieses Hauses auch bei ihm versucht. Wie es sich gehörte, wenn jemand über einem stand oder frisch befördert wurde. Nur dass die anderen das eben schon bei Phaeneas‘ Ernennung zum Leibsklaven abgehakt hatten, Lais nur war eben neu und musste diese Formalität noch hinter sich bringen.
Sprich, Phaeneas‘ Absage entgegen nehmen. So wie alle anderen davor. -
„Bestimmt gibt es das“, behauptete Phaeneas weiterhin unbeirrt. „Du hast es bestimmt nur nicht mitbekommen.“
Schließlich stimmte er zu: „Doppelmoral, ja, in der Tat. Das trifft es.“ Dann ergänzte er: „Jedenfalls, wer mit wem darf, hängt von der gesellschaftlichen Schicht ab.
Als Sklave hat man’s da praktisch, da man keine Würde und keinen Stolz hat, den man eventuell verlieren könnte, steht es einem frei, sich zu verlieben, in wen man möchte. Solang es keine freie Frau ist. Das muss wieder heimlich geschehen. Wenn aber zwei römische Bürger was miteinander hätten, würde das ja bedeuten, dass der eine für den andern passiv ist – und das ist wiederum mit der Würde eines römischen Bürgers nicht vereinbar. Öffentlich gilt also grundsätzlich: Immer jemand Ranghöheres, der Liebhaber also, mit jemand Rangniedrigerem, der oder die Geliebte also. Alles andere – heimlich.“Nein, war er nicht. Fast schon so etwas wie Enttäuschung machte sich in Phaeneas breit. „Na ja, so knapp vor der Taufe, das ist ja fast so gut wie schon Christ sein“, tröstete der Bithynier eher sich selbst.
Die scheue, halb durch nüchternes Interesse vertuschte Neugierde sah wahrlich nicht lüstern aus. Solch eine Blöße, so offen nach etwas zu gieren, hätte Phaeneas sich auch nie gegeben.
Ähm, Jesus Christus. Ach ja, von dem hatten die Christen ja ihren Namen. Was es aber ansonsten mit dem auf sich hatte – keine Ahnung, nie was weitergehendes von dem gehört.
Sich zu bedanken oder sonstig Vorfreude zu bekunden, wäre zu verräterisch gewesen in Hinblick auf Phaeneas‘ tatsächlich bestehendes Interesse an dem, was diesen Glauben wahrhaft unglaublich klingen ließ, nämlich:
„Ein Germane hat mir einmal erzählt, dass für die Christen dieses Leben eine Prüfung für ein anderes Leben ist. Wie muss ich mir das vorstellen?“ Die Neugierde, die diese für Phaeneas‘ Weltsicht fast revolutionäre Aussage hervorrief, weiterhin unterdrückend, hielt auch er in ihrem Spaziergang inne, wobei die fast schwarzen Augen den Kreter fixierten, als ob er Angst hätte, er könnte ihm davonlaufen. Im Grunde genommen hatte er das auch.
Der Ausgangspunkt wurde also sofort durch eine konkrete Frage ersetzt. -
Bis inklusive Ostern mal wieder nicht mit mir rechnen.
Auch danach dürfte es weiterhin spärlich bleiben, aber ab und zu mal antworten lass ich mir nicht nehmen
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Zitat
PN von Linos:
Interessier lauschte ich Phaeneas Ausführungen zu dem Liebesleben der Römer. Dann hielt ich inne und schüttelte mit dem Kopf. „Nein, wenigstens nicht das ich wüsste. Obwohl sicher kann ich auch nicht sein, weil ich meist außer Haus aufhalte. Am Abend bin ich dann froh, wenn ich ein wenig Zeit habe, mich um mich selber zu kümmern.“ Jetzt wurde mir erst richtig bewusst, wie wenig ich doch von den anderen wusste. Vielleicht lag es aber auch nur einfach daran, dass alle bemerkt hatten, zu welcher Art von Liebe ich stand. So blieben die Frauen und auch die Männer von mir fern.
Dann hörte ich was Phaeneas über die Graffitis erzählte, doch ich muss nun ehrlich zugeben, dass mich diese bisher nicht interessierten. „ Doch sicher habe ich sie gesehen, doch habe ich ihnen keine Bedeutung beigemessen. Mich interessierten mehr die Graffitis mit der Wahlpropaganda und die der Politik. Nach kurzer Pause fügte ich noch hinzu: „Ich muss schon sagen, eine ganze Menge Doppelmoral besitzen die Römer.“ Doch zu meiner Verwunderung oder Beruhigung stellte ich nicht ohne eine winzige Spur von Stolz fest, so etwas hätte ich mir bei den Claudier, die ich bisher kennen gelernt hatte, nicht vorstellen können. Sie waren anders, sie lebten anders.
„Nein bin ich nicht“, kam von mir auf Phaeneas Frage och ich Christ wäre. Mein *Nein* klang aber nicht wie ein ängstliches leugnen oder die Götter mögen mich bewahren, es war eher ein trauriges Nein. Ein Nein wie ich habe es nicht geschafft. So war mein nein auch gemeint. „Nein“ wieder holte ich nochmals. „Leider noch nicht. Ich hatte darauf gehofft in Gortys getauft zu werden, um endlich wirklich dazu zu gehören.“
Ich schaute meinen Gesprächspartner prüfend an, denn ich wollte erkennen ob es bloße Neugierde war, jene sensationslüsterne Neugierde, nach dem Motto, ich kenne auch einen von denen oder ob es ernst meinte, oder sein Wissen erweitern wollte.
Gleich darauf schalt ich mich einen Dummkopf, ich hätte doch wissen müssen das es ihm um reines Wissen wollen, neues lernen wollen ging.
Ei ernsthaftes nicken unterstrich meine nächste Aussage. „Gerne erzähle ich dir mehr. Doch vorher müsste ich wissen was dich mehr interessiert. Ist es der Ursprung dieses Glaubens oder mehr das Leben von Jesus Christus und was sich daraus entwickelte? Denn einen Anfangspunkt muss man schon setzten, nur wild aus dem Zusammenhang reißendes bringt keine Einsicht, denke ich mir jedenfalls.“ Ich blieb abermals stehen, so als erwarte ich eine
Der wichtigsten Antworten in meinem Leben. -
Sim-Off: * in Sinne von: (gefühlt) vollkommen unwichtig
Nachdem Lucianus angekündigt hatte, dass sie in vier Tagen nach Mantua aufbrechen würden, war Cimon plötzlich im Atrium der Villa Vinicia gestanden. Aber auch nachdem der nubische Sklave mit seinem Herrn Ursus schon lang wieder in Mantua bei der Legion zurück war, gab Lucianus immer noch nicht den Befehl zur endgültigen Abreise. Und jetzt gab auch noch diese Berichte über eine Seuche in Mantua. Langsam begann Phaeneas sich Sorgen zu machen. (Nein, die Artikel in der Acta Diurna hatte er nicht gelesen, sonst wäre er längst außer sich vor Angst um seinen Liebsten.) War der Legat samt Familie nicht wert, gerettet zu werden? Wie lange wollte Rom seine Soldaten in solch einer Gefahr belassen?
Und da war noch die Sache mit Charmis, die Phaeneas Unbehagen bereitete.‚Phaeneas? Bist du in Cimon verliebt?‘
Ihm war das Herz stehen geblieben, als er den Jungen hatte reden hören.
Aber natürlich hatte er ihm nicht die Wahrheit gesagt, er hatte sich herausgeredet, wie immer, drum herumgeredet, hatte schlussendlich Charmis davon überzeugen können, dass es da gar nichts interessantes gab, gar nichts wissenswertes, dass alles wie immer war, ganz gewöhnlich. Nichts verändert, Alltag. Punkt.Von den Erwachsenen hatte noch niemand etwas mitbekommen. Da hatte noch niemand bemerkt, dass Phaeneas komplett neben sich stand und krampfhaft damit beschäftigt war, nichts davon nach außen dringen zu lassen. Die waren alle zu sehr mit ihrem eigenen täglichen Allerlei beschäftigt. Dabei wäre es gerade für sie hochinteressant, dass es Lucianus‘ spröden Leibsklaven nach Jahren nun endlich doch auch erwischt hatte. Eine Sensation inmitten des Getratsches Roms.
Nur wäre das Bekanntwerden dieser Angelegenheit äußerst peinlich für Phaeneas. Dass er, der sich seine Liebschaften eigentlich aussuchen müsste, zu verliebt war, um nach einer halben Absage/ Zusage alles Interesse fallen zu lassen. Frei nach dem Motto: ‚Wenn du mich unglaublich wichtigen, einflussreichen Leibsklaven eines Consulars nicht sofort und unter allen Bedingen willst, dann such ich mir jemand anderen.‘ Nur Phaeneas wollte eben niemand anderen. Und war für den Betreffenden einiges in Kauf zu neben bereit, wie man an dieser peinlichen Geschichte, die niemals aufkommen durfte, merkte. Und für dieses Phänomen hatte römische Hierarchie nun mal wenig Verständnis.
Wenn Charmis nur den Mund hielt ... Und genau das gefiel dem bithynischen Sklaven überhaupt nicht. In dieser Sache von einem kleinen Jungen abhängig zu sein ... -
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„Aber unter den Sklaven in eurem Haushalt gibt es doch allerlei Liebschaften?“, hakte Phaeneas nach.
„Diese Moralprediger prangern nicht die gleichgeschlechtliche Liebe an, sondern jede Form von sexueller Ausschweifung, die einen Mann seine Virtus* kosten könnte. Und das tut gleichgeschlechtliche Liebe ja grundsätzlich nicht“, erklärte der Bithynier.
„Im Prinzip – also insgeheim – gilt in Rom aber der als der tollste Hecht, der die meisten Geliebten hat. - Hast du noch nie die unendlich vielen Grafiti gesehen, in denen die Schreiber mit ihren Liebesabenteuern angeben? - Geschlecht ist egal, solang es nur möglichst viele Frauen und Männer sind. Dabei muss man nur darauf achten, wer mit wem öffentlich etwas haben darf.“Christengemeinde. Christen. ‚Ich glaube Römer nicht mochten Mann, deswegen hängen an Kreuz. Und meinen, dass dieses Leben seien Prüfung für andere Leben...‘ Das hatte der fremde Germane damals abends im Hafen von Mogontiacum gesagt und er hatte gemeint, dass Letzteres für ihn vollkommen normales Gedankengut wäre. Für Phaeneas war so etwas aber kein bisschen normal. Dass man etwas erwarten konnte. Ein anderes Leben etwa, bei dem man selbst in diesem Leben bestimmte, wie es einem dort ging.
Über diesen einen Satz hatte er seitdem oft nachgegrübelt. Und nun ging da dieser junge Mann neben ihm her, der mehr wusste.
„Du bist Christ?“, rutschte es Phaeneas überrascht heraus. „Ähm, nein, sie werden nicht verfolgt, das Gesetz toleriert sie, wie so ziemlich jede andere Glaubensgemeinschaft. Ähm, ich weiß nicht viel über ihren Glauben, aber ich möchte gern mehr über sie erfahren. Wenn du mir vielleicht etwas davon erzählen willst ... ?“, bat er. „Und nein, du bist der erste, von dem ich bewusst weiß, dass er mehr mit den Christen zu tun hat.“Sim-Off: * Stärke, Tapferkeit, Würde, Selbstbewusstsein, Standhaftigkeit etc.
Es gibt eine IR-interne Einigung (die hier eigentlich in den Spielregeln auch irgendwo niedergeschrieben stehen müsste, ich finds jetzt nur gerade nicht), dass Christen vom derzeitigen Recht geduldet, wenn auch vielleicht von der Gesellschaft nicht unbedingt geliebt werden. Verfolgungen sind momentan sozusagen Vergangenheit und ungewisse Zukunft.
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PN von Linos:
Den diesmal doch recht ausführlichen Äußerungen von Phaeneas lauschend, dann und wann zustimmend oder verstehend nickend, ging ich wieder auf ihn zu, damit wir unseren Weg fortsetzen konnten. So war das also mit den Römern, davon hatte er bisher nichts mitbekommen im Claudineschen Haushalt. „In unserem Haushalt habe ich bisher diese Art von Römern nicht kennen gelernt. Es mag an meinem Herrn liegen, der außerhalb seines Amtes und seiner Arbeit doch sehr zurückgezogen lebt. Für mich sieht das Leben der Römer so wie du es mir schlidderst sehr kompliziert und mühsam aus. Zumal es ja hier die recht starke Gruppe gibt, die öffentlich die gleichgeschlechtliche Liebe anprangert. Bestimmt sind dann einige dabei, die dies machen um den Schein zu wahren.“
Schon ein sehr merkwürdiges Volk diese Römer, dachte ich bevor mein Interesse wieder ungeteilt der Person von Phaeneas gehörte. Er hatte auch seine klare Richtung und stand auf eine feste konstante Beziehung, wie ich selber bis dato auch. Nur wie kam ich hier daran, wenn ich nie die Gelegenheit hatte außerhalb der Arbeit andere Männer kennen zu lernen. Die eine Bekanntschaft die ich machte war doch nur um mich über meine Einsamkeit hinweg zu trösten. Bei seiner Ansicht über Frauen musste ich lächeln.
„Frauen außerhalb der Familie, ging ich bisher aus dem Weg, sie waren da und es musste sie auch geben, wie soll die Menschheit sonst fortbestehen, sonst für mich doch uninteressant und oft eher ein notwendiges Übel, wie ich seit dem ich in Rom bin dazu lernte. Dabei denke ich an die Sklavinnen in unserem Haushalt.“ Noch einmal nickte ich nicht um meine Worte zu bestätigen, eher um sie mir selber zu betätigen.
Nach einer weiteren kurzen Pause kam ich dann zu einer weiteren Frage, die sich seit ich Corona kannte mir mehr zu schaffen machte. Diese Frage wollte ich nun aber nicht direkt stellen, ohne eine kleine Erklärung warum ich es wissen wollte. Phaeneas sollte nicht denken ich wäre ein Spitzel und wollte nun die Gelegenheit nutzen ihn auszuhorchen. Nur wie sollte ich es angehen über Corona oder besser über meine Gefangennahme. Der zweite Weg schien mir der bessere, logischere Schritt, wenn er auch in seinen Augen sprunghaft sein würde.
„Auf Kreta war ich gerade auf dem Weg nach Gortys, jenen ort wo sich eine immer größer
werdende Christengemeinde bildet. Dort wollte ich noch mehr über sie erfahren, viel weiß ich schon, aber dort wollte ich dann auch vielleicht mich ihnen anschließen. In Rom gibt es sie ja auch, nur hier leben sie versteckt und werden verfolgt. Ich selber würde gerne Kontakt zu ihnen aufnehmen. Wie stehst du zu ihrem Glauben und hast du schon welche von ihnen getroffen?“
Nun würde es sich zeigen wie gefährlich es wäre sich einem Fremden derart anzuvertrauen. Dennoch hatte ich das Gefühl gleich wie Phaeneas dazu stand, es drohe mir von seiner Seite keine Gefahr. -
Nein, natürlich war Phaeneas nicht für so etwas zu haben. Viele Männer – nein, die meisten Männer waren auf schnelle, evt. auch noch anonyme Liebschaften aus. Aber Phaeneas konnte solche oberflächlichen, einmaligen Dinge kein bisschen ausstehen.
Noch während der Bithynier mit seinen Befürchtungen und sonstigen Grübeleien beschäftigt war, blieb Linos plötzlich zurück, weshalb Phaeneas ebenfalls seine Schritte verlangsamte und sich zu dem jungen Mann umwandte. Der starrte ihn noch ein bisschen verblüffter an, als er ihn vorhin. Aha, beiderseitiges Erstaunen.
Welches sich dann seinen Weg aus Linos‘ Mund bahnte und hoffentlich dem vinicischen Sklaven Aufschluss geben würde.
„Normal. Verbergen. Nun, das ist in Rom eine komplizierte Sache. Schau, in der römischen Gesellschaft kommt es vor allem darauf an, zu wissen, was man offen sagen und tun kann. Und vor allem kommt es darauf an, wann man es tut. Es gibt viele Dinge, über die würde man nie öffentlich reden. Aber alle wissen haargenau darüber Bescheid. Weil man privat darüber redet.
Genauso wie ein Senator niemals zu einer religiösen Zeremonie mit seinem sklavischen Geliebten erscheinen würde, sondern natürlich an der Seite seiner Gattin. Für die er sich seit Ewigkeiten nicht mehr interessiert, wie jeder weiß. Auf einer Feier, zu der ein Senatskollege ihn eingeladen hat, würde er seinen Geliebten dagegen mitnehmen.“
Das persönliche Problem, das der junge Sklave schilderte, ja, das war auch etwas, was Phaeneas schon oft von anderen gehört hatte, solche Gedanken in solch einer Situation waren wahrlich nichts ungewöhnliches.
„Ich selbst gehöre zu denen, für die nur eine Seite sinnvoll ist, sprich, Frauen sind seit je her gar nichts für mich in dieser Hinsicht.
Wenn du dich auf dein Gefallen an der Frau einlässt, bist du aber kein Verräter, denn es gibt viele Männer – und Frauen - , für die beides richtig ist. Die im einen Moment einem Mann hinterherschauen und im nächsten einer Frau. Du gehst den männerliebenden Männern also nicht verloren, lernst eben nur dein zusätzliches Interesse an Frauen kennen.“
Es war so einfach, sich so sachlich mit anderer Leute Probleme auseinanderzusetzen, wenn es einen kein bisschen betraf. So emotional entspannt. Ganz anders als bei Cimons Durcheinander, das Phaeneas halb das Herz zerriss. Auch wenn er leugnete, eines zu haben.
„Wenn das Mädchen es nicht verschmerzt, dass du mal mit einem Mann geschlafen hast, dann ist sie’s nicht wert“, meinte er schließlich lapidar. „Auf der anderen Seite musst du dich fragen, ob es so wichtig ist, sie das in der Anfangsphase eures Kennenlernens wissen zu lassen.
Ja, ich sehe, dass sich für jemanden, der mit der römischen Lebensweise nicht vollauf vertraut ist, da einige Schwierigkeiten ergeben können“, nickte Phaeneas.
Ja, Menschen, die man verloren hatte, das kannte er. „Die Erinnerungen an deine Freunde, bewahre sie für dich auf. Dann kannst du sie jederzeit wieder bei dir haben“, fügte er eine Spur leiser an. -
Zitat
PN von Linos:
Phaeneas Antworten verwirrten mich nun vollends. In meiner Verwirrung oder konnte man es eher als ein Stauen, Verwundern bezeichnen, jedenfalls brachte er mich dazu, dass ich einfach stehen blieb und ihn ungläubig anstarrte. Nicht jenes unhöfliche anglotzen, wie bei irgendwelchen Abnormitäten eines Menschen, eher das anstarren welches Verblüffung ausdrückt. Verblüfft war ich nun wirklich. Verblüfft darüber das die Römer die Römer dies als Normal als ein Muss bezeichnen würden. Hatte ich doch bisher in Rom noch nie derartiges gesehen und schon gar nicht gehört. Eher das Gegenteil, auf Grund dessen was ich hörte, war ich davon überzeugt, dies wäre in Rom etwas Verruchtes, Geheimes, etwas was total abgelehnt wurde. Ich hatte doch wirklich schon viele Menschen hier kennen gelernt, aber noch nie ein Angebot in dieser Richtung erhalten. Sollte man doch annehmen, dass gerade ein Sklave gerne dazu benutzt wurde. Lag es etwa daran, dass ich in den Haushalt der Claudier gehörte? Ich würde aber doch nie über Beziehungen dieser Art reden.
Dann brach es plötzlich aus mir heraus.
„Aber das ist doch, … das stellt doch all meine Erfahrungen die ich bisher hier machte auf den Kopf. Ja sicher komme ich aus Kreta und dies war für mich bisher alles völlig normal. Jene griechische Knabenliebe lernte ich schon früh kennen. Hier scheint mir dies aber durchaus nicht normal. Ich hatte bisher den Eindruck, wer hier dazu veranlagt ist verbirgt dies äußerst geschickt.“ Nach einer kurzen Pause kam ich dann auf den eigentlichen Kern meiner Fragen zurück. „Bisher war mir klar wohin ich gehöre. Doch plötzlich trat eine Frau in mein Leben, zu ihr fühle ich mich derart hingezogen, dass ich an meiner Überzeugung zu Zweifeln beginne. Nun wirst du bestimmt sagen, auch dies sei völlig normal. Ja das ist es bestimmt auch für die meisten, für einige jedoch nicht und zu denen zählte ich mich bisher. Ich möchte nun mit ihr gemeinsam die andere Seite kennen lernen wenn ich mit ihr zusammen bin. Empfinde es dann wieder als Verrat wenn ich wieder alleine bin. Was ich kenne möchte ich nicht verlieren, dass andere aber auch erfahren. Ich kam an diesen Ort, um mit dem einzigen mit dem ich bisher in Rom gemeinsame Stunden verbrachte darüber zu sprechen. Jetzt, wo ich dich aber traf, sehe ich dies als Unsinn an. Besser ist es mit einem Außenstehenden darüber zu sprechen.“ Wiederum trat eine längere gedankliche Pause ein.
„Ein zweites Problem eröffnet sich bei diesen Fragen dann zwangsläufig. Spreche ich mit ihr über meine Veranlagung oder verschweige ich es besser, um sie nicht zu verlieren? Du siehst ein Freigeborener Sklave tut sich schwer in Lebensfragen, zumal einer wie ich. Bisher war ich es gewohnt meine Sorgen mit meinen Freunden zu besprechen.“ Wehmütig fügte ich noch hinzu: „ Wie ich sie doch vermisse, meine Freunde und auch unsere Gespräche.“ -
Die nächsten drei Wochen, mindestens, muss ich mich sehr auf etwas konzentrieren, deshalb ist auch hier im IR erst mal nichts von mir zu erwarten.
Vielleicht beizeiten mal eine Kleinigkeit. -
Trotzdem? Was gab es hier für ein Trotzdem? Es war so! Ohne Wenn und Aber!
Aber es kam kein Gegenargument. Phaeneas‘ heutiger Gesprächspartner, Linos, schwieg.
Und dann, nachdem die Pause schon längst über das normale Maß einer kurzen Überlegung in einer Unterhaltung hinausging, dann sagte der Kreter etwas für den vinicischen Sklaven völlig Unerwartetes. Sodass er ihn verblüfft anstarrte, während sich in seinen Gedanken ein ungläubiges ‚Was?!‘ bildete. Denn woher kam diese Frage jetzt nur? Was bitte sehr hatte eine Sklavenflucht mit gleichgeschlechtlicher Liebe zu tun? (Außer wenn ein flüchtiger Unfreier seinen Geliebten entführte, was öfter vorkam.)
Nachdem der Bithynier die erste Überraschung überwunden hatte, erwiderte er: „Was heißt hier ‚davon halten‘. Es gibt einfach Dinge, die müssen getan werden oder sie müssen nicht getan werden. Ich halte davon, was jeder Römer davon hält“ – auch wenn er selbst keiner war – „wenn man dazu veranlagt ist, ist es einfach ein Muss. Genauso ist es ja, wenn man nur gegengeschlechtlich veranlagt ist.“
Amüsiert und verwundert fragte er nach: „Und woher kommst du? Aus Griechenland? Ist es dort nicht genauso selbstverständlich wie in Rom, dass ein Mann Männer wie Frauen mit ins Bett nimmt?“ Die berühmte Knabenliebe, also Liebe zu den jungen Männern, war doch urgriechisch.
Langsam begann Phaeneas erneut zu fürchten, an einen ganz speziellen Treffpunkt geraten zu sein, an dem potenzielle Liebhaber auf ihren potenziellen Geliebten trafen, und er fürchtete, Linos‘ Erkundigung könnte darauf abzielen, abzuchecken, ob er, Phaeneas, für ein solches schnelles Abenteuer zu haben war.
Aber ... nein. Dafür war dieser fragende Blick viel zu ehrlich. Es war schon irgendwie lustig. Dieser sehr junge Mann, fast noch ein Junge, war wirklich ein Grünschnabel. Und wie er ihn jetzt verschüchtert ansah, das war schon eine ganz eigene Sache. -
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PN von Linos:
Nicht das ich Phaeneas nicht weiter aufmerksam zu hören wollte oder er mich langweilte, eher ganz das Gegenteil, trotzdem glitten meine Gedanken des Öfteren kurzzeitig von unseren Gespräch ab. Deshalb kam auch recht halbherzig von meiner Seite: „Ja das hatte ich mir auch schon überlegt, aber trotzdem:“ Nach meinem trotzdem trat von meiner Seite ein schweigsames Nachdenken ein. So ein nachdenken und schweigsames nebeneinander hergehen, wie man es oft beobachten kann, wenn Männer einen gemeinsamen Spaziergang machen.
Diese Zeit des Denkens verweilten meine Gedanken bei meinem eigentlichen Problem. Jenem Problem, was ich hatte und warum ich diesen Ort am Tiber aufgesucht hatte. Vielleicht konnte er mir ja weiter helfen. Eigentlich war ich mir da recht sicher. Er der ältere, weit gereiste wie mir schien und erfahrener von uns beiden, hatte bestimmt nicht nur eine Vorstellung von der Tragweite für meine Zukunft, bei den Fragen die sich mir gerade auftaten.
Auf Kreta hätte ich mit meinen Freunden schon längst stundenlang über diese Frage debattiert, aber hier? Hier war doch niemand, mit dem man über solch eine Thematik sprechen konnte. Nun galt es nur die Frage richtig zu stellen, so das Phaeneas mich auch richtig verstand. Schließlich wollte ich nicht einfach so wegen einer mir unbekannten Gefühlsregung die Seiten wechseln. Auch wollte ich wissen, wenn ich dies machte, ob ich dann doch noch eine Option zur anderen Seite hatte. Natürlich waren diese Fragen nur für mein Leben in Rom relevant. Zu Hause wäre dies alles bedeutungslos gewesen.Noch einen Kurzen Blick auf meinen Gesprächspartner, dann ein Blick in die Ferne, bevor ich ihn wieder zum Boden senkte und begann, mit der Hoffnung mich verständlich auszudrücken.
„Was hältst du eigentlich von der gleichgeschlechtlichen Liebe und dem sexuellen Austausch zu beiden Seiten?“ Nun war es raus, klar und einfach. Wieso dann all diese Gedanken im Vorfeld wunderte ich mich jetzt über mich selber. Langsam, etwas verlegen lächelnd, hob ich meinen Blick und schaute Phaeneas fragend an.Sim-Off: Die Form nach diesem Vorbild
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Diese Verwirrung hatte Phaeneas schon oft auf den Gesichtern anderer gesehen, wenn er sie durch sein vollkommen unerwartetes Verhalten dorthin gezaubert hatte. Er war sie gewöhnt. Andere waren oft von ihm irritiert, genauso wie es ihm bei anderen häufig so ging. Es war eine gegenseitige Gegebenheit.
„Na siehst du. Genauso mache ich es auch. Und so funktioniert alles hier in Rom. Du musst nur wissen, wo du hingehen musst. Deine Quellen haben.“
Dann brachte der Sklave namens Linos das Gespräch auf das Thema Flucht. In dem Bithynier verschloss sich sofort alles vor diesem Gedanken, als könnte er sich allein dadurch vor den gefährlichen Auswirkungen eines Fluchtversuchs schützen.
„Ja, Gelegenheit dazu hatte ich genug. Aber auf solche dummen Ideen kommt auch nur ihr frisch Versklavten, die ihr eurer Freiheit nachtrauert. Oder naive Vernae*, die unsinnigen Träumereien nachhängen. Ein Fluchtversuch ist nicht nur gefährlich, sondern unmöglich. Den wenigstens Sklaven gelingt es, sich ihrem rechtmäßigen Eigentümer zu entziehen, und wenn, müssen sie sich ihr Leben lang verstecken, können sich nie wirklich in die Gesellschaft – vor der sie ja auf der Flucht sind – einfügen und werden deshalb so gut wie nie eine bessere Existenz führen als die, die sie hinter sich gelassen haben. Und die, die wieder eingefangen werden – und das sind fast alle - , wird bei dem, was auf sie wartet, bald nur noch ein Wunsch bewegen: nämlich tot zu sein.“ Und weiter fügte er hinzu, nach diesem Vortrag, der möglichst vernichtend auf diesen bloßen Gedanken der Flucht wirken sollte: „Und warum sollte ich fliehen wollen? Mein Herr sorgt gut für die, die gehorsam sind.“ Das Totschlagargument.Und in der durch Flucht erlangten Freiheit gäbe es auch keinen Cimon ...
Schreckliche Vorstellung. Viel zu schrecklich.Sim-Off: * in der Sklaverei Geborene
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Lichas führte den Mann, der von vielen bestimmt als gut aussehend betitelt worden wäre, ins Atrium zur Salutatio. Dabei fiel sein Blick auch auf die schüchterne Iotape. Bei ihrem Anblick entfuhr ihm ein innerlicher Seufzer.
Der hatte er nämlich bis vor kurzem den Hof gemacht. Gehofft, sie an seine Seite zu gewinnen.
Bis vor kurzem hatte er sein größtes Glück darin gesehen, für erspartes Geld Geschenke für Iotape (oder vor ihr für andere Frauen oder Männer) zu kaufen und so um sie zu werben. Schließlich träumten alle davon, wenigstens einen Menschen für sich einzunehmen und mit ihm eine Liebesbeziehung zu führen.
Inzwischen hatte er erkannt, dass das kompletter Blödsinn war. Denn er, Lichas, wollte nicht sein Leben, geschweige denn sein Bett, mit einem anderen Menschen teilen. Er war vollauf glücklich mit seinen Freunden, die er hatte. Und es war nicht nur so, dass ihm das reichte, nein, es kam ihm sogar ausgesprochen seltsam vor, so mit einem Menschen zusammen zu sein, wie andere das taten. So mit herumknutschen und eng aneinandergekuschelt einschlafen und so.
Nur hatte er sich bis vor kurzem von den anderen täuschen lassen. Denn jeder wollte sowas ja. Nur eben er nicht. Und das hatte er sich endlich eingestanden.
Und das bedeutete um einiges weniger Druck für Lichas. Einiges an Erleichterung. Weil er verstanden hatte, dass er mit den teuren Geschenken nur versucht hatte, etwas zu kompensieren, was er einfach nicht geben konnte.„Warte einen Moment, Tiberius Ahala. Ich melde dich beim Herrn an“, wandte der Sklave sich leise an den Patrizier und machte sich dann mit einem höflichen Nicken davon.
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Ganz entspannt baden und eine Massage von einem fähigen Sklaven, ja das wär schon was für Lichas. Vielleicht auch einfach mal `n paar Stündchen Ruhe, das würd‘ schon reichen, um sich mal wieder so richtig wie `n Mensch zu fühlen. Na ja, aber immerhin lief er manchmal mit Lysias durch‘s Viertel, um echt ausgiebig zu sporteln, war ja gesund. Und die Sklavenkinder des Hauses jagde er hin und wieder durch den Garten, brachte auch einiges an Kondition. Immerhin das.
Die wohlmeinende Art, mit der der Patrizier Lichas betrachtete, wurde mit innerlich stolzgeschwellter Brust hingenommen, war schließlich jedes Mal wieder schön, wenn man als Ianitor in seiner Tätigkeit gewürdigt wurde. Deshalb wurde der Tiberier auch zurück freundlich gemustert.
„Aha. Na dann, Tiberius Ahala, Sohn des ehrenwerten Tiberius Durus, tritt ein und folge mir. Der Herr Hungaricus ist, wie du dir denken kannst, gerade mit der Salutatio beschäftigt.“