Beiträge von Phaeneas


    :dafuer:


    Es ist wirklich traurig, dass sich von diesen Autor_innen kaum jemand damit beschäftigt, wie die Unabhängigkeit einer Frau in der Antike/Mittelalter/sonst wann bzw. wo tatsächlich ausgesehen hat, sondern stattdessen einfach moderne Vorstellungen davon, was Emanzipation ausmacht, in die entsprechende Zeit/Kultur versetzen. So billig.
    Na ja, ist halt einfacher für die Autor_innen. Man spart sich die Recherche. Das ist meine Erklärung.

    Weil Lucianus gewusst hatte, dass Cimon und Phaeneas ein Paar waren, hatte der Vinicier bestimmt, dass Phaeneas im Falle seines Todes an Aurelius Ursus überschrieben werden sollte. Dem Bithynier wäre tausendmal lieber gewesen, Lucianus hätte sich nicht dieser haarsträubenden Verschwörung angeschlossen und hätte dabei nicht sein Leben riskiert. Und Phaeneas hätte dafür eben nicht mit Cimon zusammengelebt. Aber in Anbetracht dessen, dass er nun endgültig tot war, fand der Sklave es sehr rücksichtsvoll von seinem verstorbenen Herrn, dafür gesorgt zu haben, dass Cimon und Phaeneas erst einmal zusammenbleiben konnten.
    Der Auszug aus der Villa Vinicia war wie die vielen davor gewesen. Keinen Blick hatte er zurückgeworfen. Lucianus war das einzige gewesen, was ihn mit diesem Ort zeitweise verbunden hatte. Der Ort selber war ihm völlig egal. Lucianus' Bruder auch, genauso wie seine jetzt ehemaligen Mitsklaven.
    Dass Cimon und Phaeneas ein gemeinsames Schlafzimmer zugewiesen worden war, hatte der Bithynier ganz selbstverständlich hingenommen. Schließlich waren sie ein Paar.
    Auch wenn er es nicht zeigte, war er trotzdem nervös deswegen, dass sie jetzt zukünftig zusammenleben sollten. Schließlich hatte er sein Leben lang immer mit mehreren Sklaven in einem Zimmer geschlafen. Bis auf einmal, als Jener eine Zeit lang mit ihm Raum und Bett geteilt hatte. Zu lang ... Aber damit würde seine neue Schlafsituation hoffentlich nichts zu tun haben, schließlich war Cimon ja so ganz anders als jener Herr, nicht wahr? Hoffentlich jedenfalls …
    Nachdem Phaeneas in seine neue Lebenssituation und Arbeit eingewiesen worden war, war er Cimon überlassen worden, mit dem Auftrag ihm vor allem seinen neuen Schlafraum zu zeigen. So war er dem Nubier über den Gang gefolgt, mit ausdruckslosem Gesicht.
    Seit ihrem letzten Treffen war etwas Zeit vergangen und der bithynische Unfreie hatte sich wieder beruhigt. Er hatte auch nicht mehr wirklich über das merkwürdige Verhalten des aurelischen Sklaven dabei nachgedacht. Schließlich hatte er wichtigeres zu tun gehabt. Um Lucianus trauern.


    Dann betraten sie einen durchschnittlich großen Raum im zweiten Stockwerk der Villa. Darin standen zwei schlichte, aber hochwertige Betten mit je einer Truhe und einem Tischchen mit einem Öllämpchen darauf. Die Wände waren mit schlichten Blumenranken und Mustern verziert. Sie kamen nicht entfernt an die üppigen Landschaften und die leuchtenden Farben in dem repräsentativen Teil der Villa Aurelia heran, aber sie waren längst nicht so karg gestaltet wie der durchschnittliche Raum eines Wirtschaftstrakts. Das einzige, was Phaeneas an der Gestaltung des Zimmers irritierte, war die Tatsache, dass sie an einigen Stellen eher in germanischem denn römischem Stil gehalten war. Schließlich war er lange genug mit Lucianus in Mogontiacum gewesen, um das zu erkennen. Woran auch immer das lag, dass hier dieser Stil mit hineinspielte. Aber den Bithynier interessierte es auch nicht wirklich.


    Sim-Off:

    Ich habe die Raumbezeichnung auf "Cella servorum" geändert, weil ich das hier gefunden habe:
    Link 1
    Link 2
    Das legt nahe, dass da wohl doch eher der Plural (servorum) gebräuchlich war.
    Es macht auch inhaltlich mehr Sinn, schließlich haben sich in der Regel mehrere Sklaven einen Raum zum Schlafen geteilt.

    Endlich stellte sich Einsicht bei Cimon ein. Hatte ja auch wirklich lang genug gedauert und jede Menge Überzeugungsarbeit gebraucht, bis er endgültig begriffen hatte, dass er gehen sollte. Die Spur Gereiztheit in der Stimme des aurelischen Sklaven gefiel Phaeneas dabei gar nicht. Hatte ihm niemand beigebracht, dass Unfreie ihre Ungehaltenheit nicht offen zur Schau zu tragen hatten?! Nein, dass sie gar nicht erst ungehalten zu sein hatten. Worüber auch bitte? Über das Schicksal? Das Schicksal war, wie es war. Welche Gefühle man dazu hatte, änderte nichts daran. Kein Quentchen.
    Wie genau sich Cimon von ihm verabschiedete, bekam der Bithynier schon gar nicht mehr wirklich mit. Zu sehr war er von der bevorstehenden Aussicht gefangen, dass der Nubier bald weg sein würde.


    Sobald der den Raum tatsächlich verlassen hatte und weit genug weg war, trat auch Phaeneas wieder auf den Peristylgang hinaus und machte sich erst einmal auf den Weg zu seinem Schlafsaal, um sich dort gründlich Hände, Arme und Gesicht zu waschen. Um dabei wieder einmal – zum unzähligsten Mal in seinem Leben – unangenehme Erinnerungen abwaschen zu wollen. Aber es war eben wieder nichts als eine vorübergehende Illusion, die unschönen Bilder aus der Vergangenheit hinter sich zu lassen. Aber eine wohltuende und beruhigende Illusion, die der Bithynier dringend brauchte. Gerade jetzt, wo Lucianus tot war, und ihn nicht allein durch seine Gegenwart beruhigen konnte.


    Danach machte er auch tatsächlich endlich mit seiner Arbeit weiter. Aber es fiel ihm auch nach der Reinigung im Sklavenschlafsaal sehr schwer, wieder in seinen gewohnten Tritt zu kommen.

    Der flehende Blick verstärkte nur noch mehr das Gefühl von Verachtung und Distanz bei dem Bithynier. Sowas hatte er am liebsten – erst große Forderungen aufstellen und dann doch wieder angekrochen kommen. So beschämend. Phaeneas hätte sich nach so einem Verhalten jedenfalls nicht mehr selber in die Augen seines Spiegelbilds schaun können.
    Das Mimentheater verstärkte sich im folgenden auch nur noch. Das Zittern kam wieder, die scheue Körpersprache, der hilflose Ausdruck in den Augen, die halb erstickte Stimme. Trotzdem schien Cimon seiner Bitte endlich nachzukommen und gehen zu wollen. Und drehte sich kurz vor der Tür doch noch mal um. Oh nein, was kam jetzt denn noch?! Als ob er Phaeneas' Nerven nicht schon genug in Anspruch genommen hätte!
    … Und stahl ihm noch die letzte Zeit, um seine Arbeit heute doch noch zu schaffen, mit einer selten dummen, überflüssigen Frage. Also mit den sinnlosen Kommentaren und Fragen hatte es der aurelische Sklave heute. Der Bithynier sah ihn nur völlig verständnislos an, so, als ob der Nubier völlig debil wäre. „Natürlich sehen wir uns wieder. Und jetzt geh. Lysias, Cimon möchte gehen! Bring ihn bitte zur Tür!“ Der Gerufene stand zum Glück sehr bald im Zimmer und bemühte sich wieder um ein freundliches Lächeln in Richtung von Cimon, - während er ihn auch schon hinausführte aus dem Zimmer, in dem Phaeneas zurückblieb, verwirrt, verunsichert, verängstigt und verbittert, und dem aurelischen Sklaven zum Abschied nur noch ein „Vale!“ hinterherschickte.

    Als Cimon sagte, dass er ihn in den Arm hatte nehmen wollen, gefror Phaeneas' Herz. Er hatte ihn nicht anzufassen. Was brachte den Aurelischen nur dazu, zu denken, dass es ihm zustünde, ihn anzufassen? Der Bithynier hatte jetzt - wissen die Götter – ganz anderes um die Ohren, als seine private Beziehung zu pflegen. Das war jetzt wirklich das Letzte, wozu Phaeneas Nerven gehabt hätte.
    Wie konnte Cimon nur so selbstverständlich davon reden? Als ob Phaeneas ihm gehören würde, als ob selbstverständlich gewesen wäre, dass sie sich heute umarmen würden. Dass der Nubier noch ein 'Liebster' an diesen absolut unangebrachten Satz anhängte, versetzte dem vinicischen Sklaven noch einen zusätzlichen Stich. Wie konnte Cimon mit ihrer vergangenen Nähe nur so schäbig umgehen, jetzt so mit Phaeneas umzuspringen?
    Jetzt fehlte nur noch, dass er die geringe Distanz zwischen ihnen überwand, den Bithynier umfasste und ihn einfach so, ohne sein Einverständnis abzuwarten, … Der Sklave schloss kurz die Augen, um sich wieder zu besinnen und die aufsteigenden Erinnerungen an frühere Tage zu vertreiben. Erinnerungen an Zeiten, die Ewigkeiten zurückzuliegen schienen und sich doch jederzeit so frisch anfühlten … Nein, jener Herr hatte mit dieser Situation gerade nichts zu schaffen.
    'Gesehen hast du mich ja jetzt', dachte er verbittert.
    Kühl und ernst waren seine Augen wieder, als er sie wieder öffnete. „Nein, das wird nicht nötig sein“, antwortete er auf Cimons seltsames Angebot, von dem der Bithynier wirklich nicht wusste, wie der andere darauf gekommen war. „Die Arbeit reicht für einen Sklaven.“ 'Wenn du jetzt bald gehst', fügte er noch mürrisch in Gedanken hinzu.
    „Geh jetzt!“, meinte Phaeneas dann bestimmt und seine Stimme hatte schon fast Befehlston angenommen. Cimons festem Blick dagegen wich er aus, er war ihm unangenehm. „Wir haben lange genug gesprochen.“ Seine Körperhaltung wies unmissverständlich in Richtung Türe.
    Phaeneas wollte nur noch allein sein. Soweit man das als Sklave während der Arbeit inmitten einer Sklavenschaft konnte.
    Und er würde sich später, nach diesem Gespräch, garantiert noch die Hände waschen. Vielleicht ein bisschen länger und ausführlicher als sonst.


    Sim-Off:

    Lieber spät als nie :]

    Da ich bei meinem ersten kurzen Beitrag zu diesem Thema nicht wirklich viel Zeit hatte, hier meine Meinung etwas ausführlicher:


    Ich finde nicht, dass man die ID Palma der SL als persönlichen Fehler anlasten kann. Absolut nicht. Diese ganze Bürgerkriegskampagne war ein gigantisches Unternehmen, für das ich der SL und allen Spielern, die sich spielstützend daran beteiligt haben, nur meine Bewunderung und meinen Respekt aussprechen kann. In vielen anderen Forenrollenspielen hätte man sich so einen Aufwand überhaupt gar nicht erst angetan. Unsere SL dagegen schon.
    Dass im Laufe von so einer gewaltigen Kampagne auch einiges schief läuft oder sich anders entwickelt, als man sich das im Vorfeld erhofft, ist völlig normal. Und daran, wie sich diese Geschichte entwickelt hat, sind eben nicht nur die SL, sondern auch alle Spieler beteiligt, die diese Entwicklungen mitgenommen und in ihrem eigenen Spiel wieder verändert haben.
    Und die ID Palma hat sich eben nicht als der neutrale Friedensbringer herausgestellt, als den man ihn konzipiert hatte. Das konnte niemand ohne hellseherische Fähigkeiten voraussehen. Jetzt sind wir klüger. Jetzt sehen wir den hemmenden Einfluss, den Palma auf das Spiel langjähriger, bewährter Spieler hat. Und deshalb ist jetzt eine Veränderung nötig, genauso wie im Laufe von so groß angelegten Kampagnen immer wieder Anpassungen nötig sind, um auf neue Entwicklungen zu reagieren.


    Natürlich war Iulianus sehr brav und neutral und man kann sich dabei fragen, wie historisch korrekt das war. Aber letzten Endes sehe ich hier im IR die Kaiser-ID eher als tragendes Rollenspielelement. Deshalb ist es mir persönlich im Zweifelsfall wichtiger, dass die Kaiser-ID für alle Beteiligten ein zufriedenstellendes Rollenspiel möglich macht. Und das kann sie eben nur, wenn sie keine so heftigen Vorbehalte gegen andere IDs hat, dass sie ungewollt sozial fast ausgestoßen sind.
    Ich sehe Palma als Experiment, genauso wie ich Iulianus und Salinator als Experiment sehe. Und es waren spannende Experimente, wir hatten eine aufregende Zeit. Und vielleicht kommt ja mal wieder eine Zeit, in der wir wieder eine Regierung à la Salinator oder Palma wollen. Aber im Moment hab ich eher den Eindruck, dass sich die meisten gerade ein ausgewogenes Rollenspiel wünschen. Und dafür brauchen wir wieder einen neutralen Kaiser.


    Mich können jedenfalls turbulente Zeiten nicht aus dem IR vertreiben, dass mir schon seit vielen vielen Jahren unglaublich viel Spaß macht. Wirklich, ich war noch nie an einem so großartigen Rollenspiel beteiligt, dass sich so lange so gehalten hat, ohne dass der Spielspaß verschwindet.
    Aber ich kann das im Moment natürlich leicht sagen, ich stehe schließlich auf der Seite der Bürgerkriegsgewinner und für meine ID ist inzwischen tatsächlich wieder Ruhe und Frieden eingekehrt.


    Was ich eigentlich sagen will – Danke, SL, für all die Arbeit, die ihr euch für uns macht! Danke für eure Geduld mit uns, wenn wir quengelig werden und wenn wir unsere Meinung ändern. Ihr macht trotzdem einen super Job und gebt euch offensichtlich echt Mühe! :app:
    Und Danke an die Spieler, denen diese Kampagne zu lang gedauert hat und/oder die Einbußen für ihre ID einstecken mussten und trotzdem noch im IR mit dabei sind! :app:

    Von mir aus darf Palma auch gerne sterben. Mir gefällt bisher die Variante mit einfach tot im Bett gefunden werden. Aber Fiebertode finde ich auch gut :dafuer:


    Hauptsache, er wird nicht gewaltsam umgebracht und wir haben danach wieder die Situation, dass sich Spieler in ihrer Charakterentwicklung behindert fühlen.
    Es muss wirklich ein völlig neutraler Kaiser kommen, mit dem niemand irgendwas assoziiert.

    Die zwei Männer verfolgten beide Cimons Hand, wie sie knapp Phaeneas‘ Körper verfehlte. Ein Ergebnis, das in dem Bithynier ein Gefühl der Befriedigung auslöste. NIEMAND durfte ihn anfassen. NIEMAND.
    Es war eine wirklich merkwürdige Situation. Beide standen nur voreinander und sahen sich an.
    Vor allem: Phaeneas hatte keine Zeit. Er hatte keine Zeit für so komische Spielchen. Er hatte keine Zeit für einen sich seltsam benehmenden Cimon mit aus unerfindlichen Gründen nassen Augen. Er hatte keine Zeit für sinnfreie Fragen. Er hatte für heute noch jede Menge Arbeit vor sich und eigentlich war er ja immer noch mit Lucianus‘ Tod beschäftigt. Das war der Grund, warum der Bithynier sich sowieso schon die ganze Zeit chronisch überfordert fühlte. Er musste sein Arbeitspensum auf die Reihe bekommen und parallel dazu damit fertig werden, dass Lucianus nicht mehr bei ihm war. Da war ein Cimon mit merkwürdigen Launen sicher das letzte, was er gerade noch brauchte.
    „Ich weiß nicht, was du hast?“, fragte Phaeneas und fühlte sich für einen Moment tatsächlich unsicher. Zeigte es aber natürlich nicht.
    Der Vorschlag, den der Nubier dann machte, erschien dem vinicischen Sklaven als das vernünftigste, was an diesem Tag zwischen beiden gefallen war. Deshalb nickte er sofort.
    „Ja, das wird wohl das Beste sein, wenn du gehst“, antwortete er in geschäftigem Tonfall. „Ich habe heute noch jede Menge zu tun und das erledigt sich ja nicht von selber. Da ist es am besten, ich mache da jetzt gleich weiter.“ Schon bewegte er sich in Richtung Tür, um Cimon hinauszukomplimentieren, damit er endlich seine Arbeit erledigen konnte.


    Seit Lucianus‘ Bruder hier war, war er schwieriger, einfach so als oberster Sklave das hinterste Zimmer im Wirtschaftstrakt nach der Arbeit für sich zu beanspruchen. Sozusagen die Autoritätskarte zu spielen und dabei nicht hinterfragt zu werden. Die Gelegenheiten, dorthin zu gehen und um Lucianus zu trauern, waren seltener geworden. Trotzdem drehte sich Phaeneas‘ Leben weiterhin um Lucianus‘ Tod.

    Es tut mir leid, dass ich gerade schon ziemlich lang hier fehle, aber ich stecke im Moment bis über beide Ohren in Arbeit.
    Ich hoffe trotzdem, dass ich demnächst mal dazu komme, wieder was zum IR beizutragen


    :carthago:

    Was Phaeneas schnell auffiel: Cimon benahm sich seltsam. Seine Stimme klang so merkwürdig. Sein Körper zitterte etwas. Und er stammelte so fragwürdiges Zeug. Der Bithynier kam nicht umhin, sich darüber zu wundern. Was auch immer der hatte.


    Phaeneas zog seine Hand weg. NIEMAND durfte ihn anfassen.
    Als der andere ihn auch noch umarmen wollte, wich er einen Schritt zurück, gerade so, dass Cimon ihn nicht erreichte.


    Phaeneas konnte nicht anders, als ihn wie einen Fremden sehen. Nicht wie jemanden, der sein Vertrauen schon gewonnen hatte. Cimon traten Tränen in die Augen. Man weinte nicht vor Fremden, wenn einem tatsächlich danach war. Nur Schwächlinge weinten aus echtem Gefühl heraus vor wildfremden Menschen. Alle anderen, vor allem Politiker im Wahlkampf, weinten immer dann öffentlich, wenn sie sich einen Vorteil aus vorgetäuschten Gefühlen versprachen. Phaeneas konnte nicht anders als Verachtung in sich zu spüren. Seine Mutter hatte ihm beigebracht, Leute zu verachten, die den Erwartungen der Gesellschaft nicht gewachsen waren. Und Cimon benahm sich hier definitv nicht so, wie der Bithynier das von einem Sklaven erwartete. Jemand unfreies, der seine tatsächlichen Emotionen ausdrückte, setzte sich großer Gefahr aus. Und von gefährlichen Leuten distanzierte man sich so weit wie nur irgend möglich, das hatte Phaeneas‘ Mutter ihm eingeschärft. Sie hatte ihn ganz deutlich davor gewarnt, so etwas wie Solidarität zu jemandem zu fühlen, der sich unpassend benahm, nur weil er mal mit demjenigen guten Kontakt gehabt hatte. Jeder war für sich selbst verantwortlich und wenn man schon auf den Abgrund zu taumelte, musste man nicht wenigstens noch andere mitreißen.


    Und wieso wollte Cimon hier Offensichtlichkeiten austauschen?
    Da Phaeneas nicht wusste, wie er reagieren sollte, sagte er erst mal gar nichts und genügte sich in einer Art zur Kenntnis nehmendem Nicken.

    Lysias hatte ziemlich geheimnisvoll getan, als er Phaeneas von der Arbeit weggeholt hatte. Phaeneas verstand nicht wirklich den Sinn von diesem Verhalten. Wenn man sich wirklich nahestand, ja, da konnte man sich überraschen. Aber er und Lysias standen sich nicht nahe. Das war ja nichts geworden, nachdem Lysias plötzlich Mariamne geküsst hatte, während der Bithynier noch gedacht hatte, er und der andere wären gerade noch dabei, sich einander anzunähern. Das war herb gewesen. Aber das bewies wieder einmal anschaulich, wie wichtig es war nichts zu überstürzen. Denn Lysias hatte sich ja nicht gerade als sehr beständig in seinem Interesse an Phaeneas erwiesen.


    Für einen Moment sah man das Erkennen in Phaeneas‘ Augen. Und für einen noch kürzeren Erleichterung, maßlose Erleichterung. Cimon lebte! Und er schien gesund! Wenigstens ihm war während dieser ganzen Sache nichts passiert, wenn schon Lucianus dran hatte glauben müssen.
    Dann war es auch schon wieder verschwunden. Stattdessen blieb eine neutrale, ernste Miene, die wie üblich von wenig bis gar keinen Gesten und einer schlichten aufrechten Körperhaltung untermalt wurde.
    Jetzt begann er sich zu fragen, was Cimon hier wollte. Ach ja, richtig. Der hatte auch sehen wollen, wie es ihm, Phaeneas, ging. Na ja, jetzt wusste er’s ja.
    Natürlich erkannte er Cimon. Natürlich erinnerte er sich daran, dass er mit ihm zusammen war. Natürlich liebte er Cimon. Aber er war gerade eben enttäuscht worden. Lucianus hatte ihn einfach so im Stich gelassen. Menschen waren gefährlich, ein Risiko, genauso wie seine Mutter gesagt hatte.
    Manchmal, in - seltenen - kritischen Momenten, da fragte er sich, wie seine Mutter es geschafft hatte, seinem Vater zu vertrauen. Obwohl er doch auch ein Mensch gewesen war. Und damit schwach, wankelmütig, verletzlich, erpressbar, bestechlich, bedürftig. Mit Fehlern, Wünschen und Sehnsüchten.
    Nein, Phaeneas konnte sich nicht einfach auf Cimon einlassen, nachdem er Lucianus verloren hatte, wegen dessen höchst menschlichen Schwächen. Noch eine Verletzung konnte er gerade nicht ertragen, dafür war er noch zu sehr mit Lucianus‘ Tod beschäftigt und dem Boden, der ihm bei der Gelegenheit unter den Füßen weggezogen worden war.
    Deshalb blieb sein Gesichtsausdruck so unverbindlich und nichtssagend, während er Cimon mit einem für ihr bisheriges Verhältnis außergewöhnlich steifem förmlichen „Salve.“ begrüßte.

    Schweigend lotste Lysias den aurelischen Sklaven Cimon in einen kleinen Raum im Wirtschaftstrakt der Villa Vinicia. Wenn man mit ihm sprach, antwortete er, aber wenn man nichts sagte, sagte auch Lysias nichts.
    Das Zimmer war zweckmäßig eingerichtet, mit einem kleinen Tischchen und ein paar Hockern. Ein Fensterchen ließ in das Peristyl blicken.
    „Warte hier. Ich schicke dir Phaeneas vorbei, Cimon.“ Ein weiteres schmal wirkendes Lächeln, verglichen mit denen, mit denen Lysias früher um sich geworfen hatte. Es war weit entfernt von diesem leuchtenden Blitzen seines alten Lächelns. Die Sommersprossen schienen deshalb nicht mehr so aufzufallen. Und konnte es sein, dass seine Haare nicht mehr so rötlich waren, sondern eher braun?
    Lysias legte dem aurelischen Sklaven zum Abschied die Hand auf die Schulter. „Also dann, Cimon … Hat gut getan, dich heil zu sehen.“ Ein letztes Nicken. Nachdem der Bürgerkrieg auch bis innerhalb der Stadtmauern vorgedrungen war, tat es gut, jeden heil zu sehen, der es überstanden hatte.

    „Ach, kein Problem. Im Moment ist niemand von den Herrschaften im Atrium, da kann ich dich gut durchschmuggeln.“ Lysias zwinkerte. Es geriet schief. „Aber in Zukunft halt nicht mehr, ja?“ Mit diesen Worten zog er die Tür ganz auf und nickte Cimon herein. Als er dessen flehenden Blick sah, als er von Phaeneas sprach, durchspülte ihn eine Welle von Mitleid und Schmerz.
    „Keine Sorge, Phaeneas ist da. Dem ist nichts passiert, du Glückspilz. Mit dem ist alles in Ordnung, mit Phaeneas schon … Dem geht’s gut …“ Mit den letzten Worten wurde seine Stimme schleppender und der Schmerz, den er fühlte, trat in seine Augen. Er war noch kein bisschen über den ersten großen Schock wegen dem Tod seiner Liebsten hinweg. Seine Lala …

    [Blockierte Grafik: http://www.oyla.de/userdaten/001/51565/bilder/Aurora.png~Aurora~


    Aurora war froh, dass sich der Centurio der Urbaner so an Phaeneas festbiss. Wobei man ja nie wissen konnte, was oder wer als nächstes dran kam.


    Klar, was sie sich von anderen gefallen lassen musste – als in einem Männerkörper geborene Frau - , war kein bisschen schön und ging auf keine noch so männlich erzogene Kuhhaut.


    Aber Aurora fühlte sich viel besser, seit sie diesen Schritt gegangen war, vor acht Jahren, offen Frauenkleidung zu tragen. Es war so eine ungeheure Erleichterung gewesen. Es fühlte sich einfach viel natürlicher und passender an, sich so anzuziehen und sich so zu verhalten, sie war einfach … sie selbst. Endlich.


    Das war all den Spott und all das Unverständnis wert. Denn trotz all dem fühlte sie sich jetzt einfach so wohl in ihrer Haut wie noch nie zuvor.
    Noch nie zuvor.


    Sim-Off:

    Ganz vergessen ;)

    Unerwartet ist mein Alltag etwas stressig geworden. Deshalb dauert es im Moment ein bisschen, bis ich zum Antworten komme. Ich bitte meine Schreibpartner vorübergehend um Geduld

    Seit dem Bürgerkrieg hatten sich in der vinicischen Sklavenschaft seltsame Paare zusammengefunden. Die äußere Bedrohung und die Unsicherheit schien die letzten Hemmungen, die diese Paare noch auseinandergehalten hatten, weggewischt zu haben und so gab es jetzt ein paar neue junge oder nicht mehr ganz so junge Glücke in der Familia Vinicia. Oder sogar sehr alte Glücke, wie z.B. Berenice und Cephalus, die Köchin im Ruhestand und der inoffizielle Maiordomus. Man hatte ja in der Sklavenschaft schon länger gemunkelt, dass die zwei im Grunde miteinander liebäugelten. Aber trotz allem schienen sie wohl lange der Meinung gewesen zu sein, in ihrem Alter Amor nicht mehr herausfordern zu müssen. Diese Zurückhaltung hatte sich jetzt erledigt.


    Und Lysias, Lysias‘ Liebste war während der Eroberung der Stadt gestorben. Ihre Herrschaften hatten auf der Seite Salinators gestanden, deshalb hatten die Rebellen ihre Villa eingenommen und verwüstet. Lysias‘ Geliebte war erst vergewaltigt und dann umgebracht worden. Ein Zeuge nächster Nähe, der überlebt hatte, hatte ihm das im Nachhinein erzählt.


    Seit dem Tod seiner Liebsten war Lysias melancholischer als vorher. Er, der in allem immer die spaßige Seite gesehen und nichts ernst genommen hatte. Er, der immer fröhlich und gut gelaunt gewesen war. Jetzt lag in seinen braunen Augen ein ernster Ausdruck.


    Trotzdem lächelte er Cimon zuliebe, als er ihn vor der Porta stehen sah. „Heus* Cimon! Schön, dich zu sehen! Tut gut zu sehen, dass dir der Bürgerkrieg nichts sichtbares angetan hat. Aber wieso stehst du hier so alleine am Haupteingang? Ach so, dein Herr kommt gleich noch nach, nicht wahr?“ Wieder lächelte er. Wenigstens das war ihm geblieben.


    Sim-Off:

    *umgangssprachliches lat. Heus = Hallo

    Menyllus führte den Besucher wie versprochen ins Atrium. War ja auch schwer zu verfehlen. Eigentlich hätte jeder Gast den Weg garantiert auch alleine gefunden, aber mit Begleitung wars eben eleganter und edler und lauter solche Sachen, die Erwachsenen wichtig waren.
    Der Sklavenjunge führte Decimus Aquila direkt zum Hausherrn Hungaricus, dann verabschiedete er sich mit einem ordentlichen Nicken zu beiden und entfernte sich wieder Richtung Türe.