Tja, warum schrieb er so etwas an eine Wand? Weil es das einzige war, was er der Welt mitteilen konnte und wollte. Womit sollte er sonst eine Mauer bekritzeln? Alles andere zu seiner Person zählte nicht und was sonst sollte er die Leserschaft hier wissen lassen? Es war ganz kurz auf den Punkt gebracht alles, was Phaeneas‘ Existenz und Lebenswirklichkeit ausmachte. Alles andere – zählte nicht. Oder sollten die anderen nicht wissen.
„Was sonst könnte ich schon groß an eine öffentliche Wand schreiben? Das ist das einzige, was für die restliche Welt an mir interessant ist.“ Relativ lapidar fiel die Antwort aus.
Als sich die Mimik des Fremden veränderte, hoben sich geschlossen Phaeneas‘ Augenbrauen. Wachsam besah er den Mann. Dass der näherkam, sorgte dafür, dass er ihn noch fester im Auge behielt. Inzwischen schaffte er es, sich soweit auf sein Gegenüber zu konzentrieren, dass er ihn eingehender betrachten konnte: Durchschnittliche Größe (ein Segen, nach all diesen immens großen Germanen! Es war schon ein Unterschied, ob man in einem vornehmen Haushalt immer wieder mal mit einem Sklaven aus nordischen Gefilden zutun hatte oder ob man sich inmitten von ihnen aufhielt), dunkelbraunes Haar, Bart, hohe Stirn und eher spitzes Kinn, deutlich hervortretende Wangenknochen. Etwa Phaeneas‘ Alter, aber allein schon die Tatsache, dass der Bithynier unfrei war, ließ ihn in Gegenwart des anderen zum Kind werden – offiziell gesehen.