Der Licht der Taberna leuchtete noch ein Stück weit in die Finsternis, schien aus Fenstern und Türschlitzen und erhellte den Bereich unmittelbar vor der Taberna. Phaeneas blickte nach oben. Mitten in einen pechschwarzen Himmel gebettet glitzerten die Sterne. So ließ es sich aushalten: Dunkelheit vor der Nase, zum Greifen nah, und über einem der nächtliche Himmel. Für Phaeneas ein seltener und dafür umso mehr genossener Augenblick. Auch wenn er ihn eigentlich gar nicht erleben dürfte ... Nur noch besser wäre es, wenn es nicht so kalt wäre. Der Bithynier verschlang sofort die Arme.
Was Phaeneas in jedem Fall genoss, war was das Leben ihm zur Zeit bot: ruhig und friedlich war es, niemand, der immer neu etwas forderte, vor dem man sich ständig verantworten musste, vor dem man jedes Mal wieder auf dem Prüfstand stand. Keine Bedrohung von allen Seiten, nicht Missgunst und gegenseitiges Belauern unter seinen Mitsklaven. Jeden Morgen ein geregelter Tag ohne unangenehme Überraschungen oder spontane Wendungen, ein Herr, der nicht Welten entfernt, sondern erreichbar war, sogar für einen Sklaven.
Aber Phaeneas hatte eine stille Art zu genießen - es brauchte ja niemand zu wissen, dass es da so manches gab, woran er momentan sehr hing. Phaeneas jedenfalls sah es so.
So trennten sich Soldat und Sklave, jeder in eine andere Richtung, wie gesagt in ein anderes Leben. Dunkelheit empfing den Bithynier, als er aus der Reichweite des Lichts trat, empfing ihn wie eine vertraute Empfindung, wie ein flaumig weiches Element, das alles umgab, eine flauschige Decke, nur bestehend aus fehlender Helligkeit.
‚Also auf, zur Regia!’, meinte Phaeneas zu sich selbst und es kam mehr einer Schelte gleich.
Bestimmten Schrittes entfernte sich Phaeneas, stapfte weiter in die Nacht hinaus und genoss dabei das angenehme Gefühl, von Finsternis ganz umfangen zu sein, ein Schatten in der Nacht zu sein, der ganzen Welt zugehörig und doch nur ganz für sich allein. Das Auge glaubt alles zu sehen und sieht doch nichts, man glaubt alles zu hören, obwohl kein Laut die Stille durchdringt ... zumindest nicht da, wo der bithynische Sklave seinen Weg heimwärts nahm.