Phaeneas ließ die nächsten Bekundungen an Freude und Beglückung über sich ergehen.
Dann kam etwas langgezogen die Aufforderung zu gehen. Phaeneas nickte also passiv, er war wie üblich in Gedanken halb woanders – und doch irgendwie hier, - und entfernte sich wie gewünscht.
Als er die Zimmertür hinter sich zugezogen hatte, fröstelte es ihn erst einmal kräftig. Diese lästige Kälte! Eigentlich hoffte er seit geraumer Zeit, dass es jetzt wieder wärmer wurde, aber es kam ihm so vor, als würde es jetzt im Endspurt eher noch einmal ein Stück kälter. Vielleicht noch eine Tunica drüber...? Aber langsam wurde es peinlich!
Beiträge von Phaeneas
-
-
Phaeneas überlegte: „Aber... du bist jetzt Optio. Du warst doch auch einmal einfacher Soldat. Hast du nicht solche Sachen angestellt?“
„...einen Anschiss von mir...“ Das konnte er sich nun schwer vorstellen, wie Raetinus, der fröhliche Raetinus, der die ganze Zeit schon so heiter wirkte, jemandem ernsthaft eine Standpauke hielt.
Tja ... er wollte von einem Sklavenleben hören, also sollte er das auch. Phaeneas klang nachdenklich, als er die Worte wiederholte: „...peinigen die Rekruten...
Das machen Sklaven auch manchmal, dass Neue oder Jüngere oder auch einfach Schwächere drangsaliert werden. Soll eine gute Methode sein, um Frust rauszulassen...“Phaeneas störte es nicht, dass sein Gegenüber erst einmal schwieg. Manchmal wusste man einfach noch nicht, was man auf etwas sagen wollte, oder man musste es erst noch einordnen, um überhaupt etwas damit anfangen zu können.
Angst um fehlenden Gesprächsstoff brauchte sich Raetinus in diesem Moment aber nicht zu machen, schließlich stand die Rückfrage ja noch aus: „Und du, wie läuft bei dir in etwa ein Tag ab?“Sim-Off: Was ich prompt vergessen habe zu erwähnen:
Jetzt versteh ich -
Tja, eine dumme Situation, in der Phaeneas nun steckte.
Denn er hatte keine Ahnung, wo die Ehegattin seines Herrn ihren Spiegel aufbewahrte. Zum Aufräumen oder sonstig sauber machen schickte er außerdem grundsätzlich Sklavinnen in diesen Bereich des Hauses.Zum Glück rettete ihn eine Sklavin, in dem sie herbeisprang und der Herrin den Spiegel hielt, sodass sie sich betrachten konnte.
Sie erntete einen dankbaren Seitenblick dafür. -
Nachdem Phaeneas erst eine ganze Weile vor der Türe gewartet hatte, ging es nun recht schnell.
Seine Ankündigung jedenfalls löste prompt einen entzückten Ausruf aus. In ihrer Freude war die Gattin seines Herrn zweifellos sehr überschwänglich.Phaeneas stellte also das Paket ab und reichte ihr den Brief. Bald darauf folgte die Aufforderung, das Geschenk „auszupacken“. Auch dem kam der bithynische Sklave ohne Verzug nach.
-
Während Phaeneas dastand und wartete, betrachtete er ausführlich die Tür, begann irgendwann mit dem der Gemahlin seines Herrn zugedachten Schriftstück herumzuspielen, verlagerte schließlich sein Gewicht auf den linken Fuß und lauschte nebenher in die Stille.
Überall war es leicht zu warten, nur nicht vor einer Tür...
Nach einer Weile überlegte er, ob er noch einmal anklopfen sollte. Vielleicht hatte ihn die Bewohnerin dieser Räumlichkeiten ja überhört? In diesem Moment hörte er sie ihn hineinrufen.
Er öffnete und trat ein. „Herrin, ein Brief für dich, sowie ein Paket.“Aelia Paulina
Domus Legati Augusti
Mogontiacummeine liebe Paulina,
ich entsende euch hiermit die besten Wünsche zu eurer Vermählung. Mögest du mit Lucianus gemeinsam das Glück finden, die Götter euch lieben und du in Germanien eine Heimat finden.
Ich bin überzeugt, du konntest dich bereits gut eingelegt, hoffe allerdings auch du vermisst Rom und die Familie ein wenig. Da in Mogontiacum durchaus auch schöne Feste gefeiert werden sollen, hoffe ich dich erfreut mein kleines Geschenk und es finden sich Gelegenheiten dafür.
Bitte richte auch deinem Gemahl die besten Wünsche aus.
Aelia Adria
KAL NOV DCCCLVII A.U.C. (1.11.2007/104 n.Chr.)
PS: Verzeih, dass euch diese Zeilen erst jetzt erreichen (ein Sklave hatte das Paket verschlampt und erst jetzt wurde es durch einen Zufall wiedergefunden).
ANTE DIEM VIII ID IAN DCCCLVIII A.U.C. (6.1.2008/105 n.Chr.)Sim-Off: Kein Problem, ich habe Zeit.
Na ja, dann führe ich es einfach mal so fort. -
Perfekt, zur Kenntnis genommen und er hatte auch schon geschickt für den nächsten Merkzettel vorgesorgt. Phaeneas sah es gern, wenn eine Sache einfach von selbst weiterlief und eines das andere so ideal ergänzte ... wie eben hier.
„Gut, ich werde mich darum kümmern, Herr.“
-
Gestern hätte Phaeneas schon fast nicht mehr daran gedacht und damit riskiert, es bis heute zu vergessen. Zum Glück hatte ihn die Erinnerung an diese Erinnerung nun wieder eingeholt, sodass der Herr nicht Gefahr lief eine Einladung zu verpassen.
Am Morgen des ANTE DIEM XV KAL FEB DCCCLVIII A.U.C. , während Phaeneas dem Herrn beim Togaanlegen zur Hand ging, Falten drapierte und schon längst dessen Unterstützung dabei akzeptiert hatte, informierte er ihn, fast schon ein wenig beiläufig: „Übrigens, du bist für den heutigen Tag von der Gens Duccia eingeladen worden, Herr.“ -
Die Unmotiviertheit war Crinon an der Nase abzulesen.
Da bemerkte man mal wieder den Unterschied von ausgebildeten Sklaven zu importierten: Erstere zeigen ihre Arbeitsunlust nicht so deutlich.
Phaeneas dachte gar nicht mehr nach, bei dem was er tat.Tja, im Prinzip sollte das Thema Hochzeit nun abgeschlossen sein. Aber man wusste ja trotzdem nie...
"Hoffen wir es." -
Na, wer sagt's denn! Da war es ja auch schon!
Phaeneas nahm die Informationen auf, die der Herr ihm nannte. Einladung, Gens Duccia, ANTE DIEM XV KAL FEB DCCCLVIII A.U.C.
"Mache ich, Herr", antwortete er und das war wohl das lässigste, was Phaeneas seinem Herrn gegenüber bisher je in den Mund genommen hatte. -
Am nächsten Tag brachte Phaeneas seinem Herrn wiederholt Post, allerdings war dieser Brief nicht vom Postdienst abgeliefert worden, sondern einfach direkt vorbeigebracht.
So reichte Phaeneas seinem Herrn den Brief mit den Worten: „Für dich, Herr.“
Tja, und er wusste schon, was der darauf sagen würde! Es war kaum zu glauben, aber so gut kannte er seinen Herrn nun schon, nachdem er seit Jahren mehrmals täglich bei ihm war. Höchstwahrscheinlich etwas wie: „Danke!“- Gens Duccia -
Sei gegrüßt, Freund und Bekannter
Endlich erstrahlt der Stammsitz unserer Familie in neuem Glanz, und diesen Anlass möchten wir dazu nutzen mit Euch in geselligem Zusammensein bei Speis und Trank zu feiern!
Die Feierlichkeiten werden im Garten der Casa gehalten, und seid unbesorgt, auch unsere feinfühligeren Gäste werden nicht frieren müssen!Wir freuen uns darauf Euch am ANTE DIEM XV KAL FEB DCCCLVIII A.U.C. (18.1.2008/105 n.Chr.) willkommen heißen zu dürfen!
-
Phaeneas hörte sich dieses Zugeständnis an. In seinen Ohren klang es ungewöhnlich, weil er so etwas noch nie zuvor gehört hatte.
Es hatte nicht den Anklang einer leere Versprechung, denn immer, wenn der Herr, Lucianus, etwas gesagt hatte, hatte Phaeneas bisher die Erfahrung gemacht, dass man darauf bauen konnte.
Dazu kam noch, dass für den Bithynier Probleme bisher nicht dazu da gewesen waren, um sie zu lösen, sondern um sie zu ertragen.
Dieser fremde, unbekannte Anklang in den Worten des Herrn gefiel Phaeneas...„Ich würde den Weg zu dir nicht scheuen“, antwortete er schließlich und es war schwer zu sagen, ob mehr nachdenklich oder fest.
Dann nickte er, wandte sich ab und entfernte sich. -
Der Brief, den Phaeneas nun in der Hand hielt, sowie das Paket* waren ihm mit dem Hinweis gegeben worden, dass es an die Hausherrin sei. Dieses Mal machte sich der Bithynier selbst auf den Weg, um beides abzugeben.
Als er also vor der Tür stand, klopfte er an und erwartete ein Zeichen, dass er eintreten konnte.Sim-Off: *Ich habe einfach mal improvisiert und hoffe, dass es mit dem WISIM – Hintergrund übereinstimmt.
-
Phaeneas schüttelte den Kopf. „Nein, keine großen Auswirkungen, nur der Unmut der einfachen Leute....“
Der Bithynier war sich nicht sicher, wie die anderen mit der Gemahlin des Herrn zurecht kamen, na ja, sie war eben etwas anderes als er und damit eine Umstellung. Während der Herr genügsam und unkompliziert war, wirkte seine Gattin schon so manches Mal ... etwas extravagant.
Phaeneas jedenfalls hatte bisher keine Schwierigkeiten mit ihr gehabt, er ging nach dem einfachen Prinzip „Schweigen und tun, was verlangt wird“ mit ihr um. Auch Crinon oder die anderen Sklaven schienen nicht direkt abgehetzt und verdrossen , wenn sie mit ihr zu tun gehabt hatten.
„Es gibt keine Probleme, Herr.“ -
Die Zufriedenheit des Herrn fand auch in Phaeneas seinen Wiederhall.
Auch das war keine Selbstverständlichkeit, so etwas so offen zu sehen zu bekommen, woran man momentan mit jemandem war. Phaeneas erinnerte sich gut an unbewegte Gesichter, zur Schau gestellte Gleichgültigkeit, ungerührte Mienen.
„.....wo nimmst du nur immer wieder all diese Informationen her....."
Phaeneas überlegte, ob diese Frage auch als solche gemeint war; eine Frage, die eine Antwort erforderte.
Er entschied sich dagegen und blieb weiter stumm. Bis die Sprache auf das Wasser kam.
„Laut einem Aushang nur im Westen der Stadt, Herr“, präzisierte Phaeneas seine Aussage. -
Er tat es tatsächlich.
Aber wieder diese allgemeine Formulierung „persönliche Angelegenheit“. Na, ganz wie er wollte. Phaeneas unterließ es diesmal, ihn noch genauer auszufragen, auch wenn es seinem Pflichtbewusstsein widerstrebte.
Phaeneas hatte im Laufe seines Leben sehr anspruchsvolle Herrschaften erlebt, größtenteils solche, die nicht so human waren wie es Lucianus war. Und bei einem von ihnen – dem, bei dem Phaeneas besonders dessen Bildung im Gedächtnis geblieben war - hatte er am Beispiel anderer Sklaven erfahren, dass es ratsam war, niemanden durch die Tür zu lassen, der nur halb Auskunft über sich und sein Ansinnen gegeben hatte. Und sobald Phaeneas eine solche Erfahrung machte, verinnerlichte er sie sich, um jederzeit auch vor strengsten Anforderungen bestehen zu können - auch wenn sein momentaner Besitzer nicht so viel Wert auf etwas legen mochte, wie ein früherer es getan hatte. Für Phaeneas bestand das Leben schließlich aus stetiger Veränderung, und Gewöhnung war gefährlich – Gewöhnung an Angenehmes, Bequemlichkeiten, jedwede Umstände, die das Leben erleichterten.
„Sehr wohl“, nickte der bithynische Sklave. „Wenn du mir bitte ins Atrium folgen möchtest...“ -
Im Atrium bat Phaeneas den Caecilier sich zu setzen und vertröstete ihn wie gewohnt wegen der kurzen Wartezeit: „Der Herr wird gleich hier sein.“ Mit diesen Worten drehte der Bithynier sich um und steuerte auf das Tablinum zu.
Was waren Besuche eigentlich in Phaeneas’ Leben? Unterbrechung des täglichen gleichen Ablaufes oder Teil dessen? Die Antwort wusste er sofort: Teil davon und damit Alltag -
Phaeneas öffnete. Er war zugegebenermaßen erstaunt, dass der Besucher selbst geklopft hatte. Wenn er schon Sklaven dabeihatte, hätte er das doch einen von ihnen erledigen lassen können...
„Salve, was wünschst du?“, erkundigte er sich – und war gespannt, ob dieser Mann freiwillig mit seinem konkreten Anliegen herausrücken würde – und ob er es selbst tun würde. -
Phaeneas fand den Wortlaut interessant, den der Herr benutzte.
Letztlich wunderte es Phaeneas nicht, dass sein Herr lange nicht konkret mit ihm gesprochen hatte, mit seinem letzten Herrn hatte er sich schließlich nie unterhalten.
Aber der Sklave stellte es sich erschreckend vor, nicht zu wissen, was im eigenen Zuhause vor sich ging...
„Nun...“, begann Phaeneas sehr aussagekräftig. „Zum einen erhielt Mogontiacum wieder regen Zulauf, Herr. Zwei Duccier fanden zu ihrer Familie,“ – Phaeneas bemerkte erst, als er es schon ausgesprochen hatte, wie rührselig sich das anhörte – „ein Peregrinus kam ebenfalls zur Gens Duccia und eine Quintilierin reiste von Rom nach Mogontiacum. Anaxis Micythus, Sohn des Ioshua ben David, ist mit dem Auftrag hierher gekommen, etwas vom Handel zu lernen.
Duccius...“ Der bithynische Sklave suchte nach dem richtigen Cognomen. „...Brutus dagegen ging nach Tarraco, um eine dortige Gladiatorenschule zu übernehmen. Er nahm dazu den Sklaven eines Soldaten der Ala mit, der hier nur überflüssig gewesen wäre, damit er in Hispania ausgebildet wird.
Jene schon genannte Quintilierin hat die ihrer Familie zu eigene Casa neubezogen und derzeit wird das von Caecilius Metellus erworbene Haus renoviert. Während die Casa Duccia umgebaut wurde, machten einige Duccier zusammen mit Freunden der Familie eine Reise nach Germania Magna.“ Davon wusste der Herr ja schon. „Dort haben sie ein junges Mädchen gefunden, das zur Familie gehört, und mit nach Mogontiacum genommen. Seit ihrer Rückkehr sind sie damit beschäftigt, ihre Verletzungen auszukurieren.
In letzter Zeit kamen einige Klientelverhältnisse zustande. Ein Soldat ersuchte Duccia Venusia und ein Probatus bat Germanicus Sedulus, sein Patron zu werden. Beide stimmten zu.“
Von den in Mogontiacum zu erwartenden bzw. schon erfolgten Geburten erwähnte Phaeneas nur die prominenteste: „Außerdem erwarten die Germanicer ihr erstes Kind.“
Und nun kamen noch ein paar Beobachtungen, die Phaeneas gemacht hatte: „Deine Gattin und die Hochzeit sind nach wie vor ein großes Thema in Mogontiacum, Herr. Es kam allerdings leichter Ärger in der Bevölkerung auf, weil vorüber das Wasser abgestellt wurde, wegen einem, wie eifrig diskutiert wird, vagen Verdacht des Aquarius.“ -
Während Phaeneas versuchte, einen besonders hartnäckigen Fleck wegzubringen, verglich er Crinons Aussage mit dem gerade ausgeklungenen Fest und kam zu dem Schluss, dass sein Einwand berechtigt war.
„Du hast recht. Es hätte bei weitem anders ausfallen können. Die Gäste waren eher zurückhaltend...“ -
‚Wirklich interessant, welche Anfänge die glorreichen Truppen Roms nehmen’, dachte Phaeneas, mit einem gewissen Grad an Belustigung. Ein kleinwenig tat ihm Raetinus für seine Aufgabe leid, schließlich war er dadurch so etwas wie das Kindermädchen der Legio II.
„Welche Flausen haben sie denn so im Kopf?“, fragte Phaeneas weiter.
Es war beruhigend für den Bithynier, zu sehen, dass Neugierde Raetinus dazu brachte, mehr über ihn erfahren zu wollen. Es war ihm deutlich lieber, als dass er ihm mit völlig unscheinbarem Gesichtsausdruck gegenübersaß. Echtes Interesse hatte Phaeneas nämlich bisher nur sehr selten erlebt. Ausgehorcht dagegen hatte man ihn schon tausende Male.
„Nun denn...“ Und so fing Phaeneas damit an, zu erzählen, wie er in etwa den Tag verlebte: „Am Morgen bin ich damit beschäftigt die letzten Vorbereitungen für den Herrn zu treffen und mich zu vergewissern, dass ansonsten alles seinen Gang geht“, erklärte er. „Dann wecke ich den Herrn und bin bei ihm, bis er das Haus verlässt. Danach trage ich meinen Teil zum Haushalt bei. Nach dem Mittagessen geht es meistens so weiter, manchmal gehe ich auch in die Stadt. Sobald das Abendessen bereit steht, informiere ich den“ inzwischen zurückgekehrten „Herrn darüber. Später fahre ich mit dem fort, was ich davor schon begonnen habe, oder stehe meinem Herrn zur Verfügung, wenn er mich braucht.“
Phaeneas stellte erstaunt fest, dass das, was seinen Tageslauf ausfüllte, sogar zusammengefasst doch noch einiges an Länge zusammenbrachte. Die zwölf Stunden verlebte man so schnell, dass man manchmal gar nicht mehr bemerkte, was man eigentlich alles tat...