Als Phaeneas gerade an der Porta vorbeikam und eigentlich wieder in den hinteren Teil der Domus wollte, da klopfte es gerade.
Also schob er die Tür auf, wodurch er aber nicht nur den Anklopfenden erblickte, sondern leider auch hinter ihm die Wachsoldaten, die gerade Dienst hatten - ein Anblick, der Phaeneas nur selten sonderlich erfreute.
Die Augen resolut davon abwendend richtete er seine Aufmerksamkeit auf den davor wartenden Germanen. „Salve! Wer bist du und was willst du?“, erkundigte er sich. Natürlich nicht, ohne ihn dabei zu mustern, wie er es bei jedem tat, der ihm fremd war.
Beiträge von Phaeneas
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Phaeneas kam zwar nicht recht dahinter, was für Crinons plötzliche Erheiterung verantwortlich war, aber wenn ihm diese Aufgabe Spaß machte, perfekt!
Phaeneas hätte es ja natürlich auch selbst machen können, doch er hatte vermutet, dass Crinon so etwas lieber war als irgendeine Hausarbeit.
So sah er ihn jedenfalls entschwinden und der Bithynier wandte sich wieder seiner eigenen Beschäftigung zu. -
In Anbetracht dessen, dass die momentan noch Verlobte des Herrn nun seit geraumer Zeit hier in Germania war, war auch der Herr nicht mehr der einzige, der Post bekam.
Phaeneas interessierte es herzlich wenig, wer ihr da wohl schreiben mochte, bei seinem Herrn konnte er in etwa ausrechnen, von welcher Art die Briefe wohl waren.
Da Crinon ja eh schon "Erfahrung" im Umgang mit der Herrin hatte, hatte sich der Bithynier der Einfachheit halber gedacht, Crinon dazu zu überreden, dieses Schreiben bei der Empfängerin abzuliefern.
"Crinon? Kannst du eventuell der Herrin diesen Brief bringen?", wandte sich Phaeneas deshalb an ihn.Germania
Mogontiacum
Regia et domus legati Augusti pro praetore
Aelia PaulinaM. AELIUS CALLIDUS PAULINAE SUAE AMANTISSIMAE S. D.
Liebste Base, wie freute ich mich über deinen Brief aus Germanien und über die Nachricht, dass du die beschwerliche Reise wohlbehalten überstanden hast.
Auch wenn die Provinz dir allzu wild und rauh erscheint, so bin ich doch der Überzeugung, dass dir dein Ehemann Lucianus alles bieten wird, was sich für eine Frau deines Standes geziemt.
Der Brief über deine Vermählung erreichte mich so spät, dass in der Kürze der Zeit keine Möglichkeit bestand eine Reise nach germania in die Wege zu leiten, besonders aus den Gründen, die dir selbst schon so nahe lagen. In der Tat habe ich täglich Arbeit, die meiner Aufmerksamkeit und der schnellen Erledigung bedarf. Besonders in Zeiten, in denen ich verantwortlich für den gesamten Schriftverkehr bin, ist es schwierig, Dinge an andere abzutreten, denn jedes Verschulden wird der princeps mir als Vorsteher der Kanzlei anlasten.
So sehr es mich beschämt und traurig stimmt, dass ich deiner Hochzeit nicht beiwohnte, so sehr war ich jedoch in Rom gebunden. Doch sollte nach den schwierigen Zeiten die Möglichkeit bestehen, so werde ich es veranlassen, dich einmal in Germanien besuchen zu kommen.
So bleibt mir nur, dir an dieser Stelle den Segen der Götter für eure Verbindung zu wünschen und dich zu bitten, auch deinem Ehemann diese Wünsche zu überbringen.
Vale. -
Während sein Gegenüber ihn noch anstarrte und sich den Bart rieb, genoss Phaeneas erstmal das Gefühl, das mit der Erkenntnis einherging, dass der Fremde wegen ihm – wegen ihm, Phaeneas! - unsicher war. Wann war es denn schon jemals so, dass jemand Phaeneas gegenüber so hilflos war, außer bei denen, die im Umgang mit Sklaven ohnehin ein seltsames Verhalten an den Tag legten. Die meisten, denen Phaeneas in seinem Leben bisher begegnet war, hatten haargenau gewusst, was sie sich einem Sklaven gegenüber erlauben konnten, und sich dementsprechend aufgeführt. Die Zurückhaltung des Fremden war wie Balsam für die Seele. Denn seine Verlegenheit gab Phaeneas Stück für Stück Selbstsicherheit . Es war – so würde man heute sagen – wie Weihnachten!
Dann erfuhr Phaeneas den Namen des anderen und sogleich folgte eine Rückfrage. Zweiteres war zu erwarten gewesen – und an und für sich hatte Phaeneas schon geringe Vorbehalte den Namen seines Herrn zu nennen, weil es haargenau so war, wie der Herr gesagt hatte: Genauso wie Lucianus sich selbst schlecht unter die Leute mischen konnte, war es für Phaeneas praktischer, wenn niemand wusste, wer sein Herr war. Kaum einer von denen, mit denen Phaeneas auf den Straßen und Märkten redete, ahnte, bei wem seine Worte schlussendlich landen könnten. Wüssten sie es, würden sie sich wahrscheinlich genauer überlegen, was sie sagten.
„Ich heiße Phaeneas und diene Marcus Vinicius Lucianus.“ Nur den Namen, sonst sagte er nichts dazu.
Und daran fügte er gleich eine Nachfrage an, damit vorherig gesagtes gleich gar nicht zu sehr seine Wirkung entfalten konnte: "Und was hat dich heute hierher geführt?"Sim-Off: Mein Gewissen ist erwacht!
Deshalb erleichtere ich dir - hoffentlich - mit einem Nachsatz das Leben.
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Während der Herr las, ließ Phaeneas seine Blicke über die Innenausstattung des Tablinum schweifen. Nicht weil er sich wirklich dafür interessierte – er kannte es ja längst – sondern weil er dabei besser denken konnte.
Ein an und für sich unwichtiger Sachverhalt, der große Ereignisse auslöste...hm...war der Tod eines Menschen nicht eine ganz alltägliche, unspektakuläre Sache? Wenn es jetzt der Kaiser war, der starb, das konnte über das komplette Wohl und Wehe aller römischen und romanisierten Völker entscheiden. Vielleicht war der Nachfolger ein guter und weitsichtiger Imperator, dann würde Rom eine Ära von Blüte und Wohlstand erleben und vielleicht würden auch die Kriege sich in Grenzen halten. Stellte sich aber der nachfolgende Kaiser als Tyrann heraus, dann sah es schlecht aus für alle, die im römischen Imperium lebten.
Na ja, aber auch dieses Beispiel hinkte, schließlich würden die meisten den Tod des Kaisers sehr wohl als große und dramatische Begebenheit ansehen. Phaeneas hatte in dieser Hinsicht nur seine ganz eigenen Ansichten.
„Nein, Herr“, schüttelte Phaeneas den Kopf, als der Herr sich an ihn wandte. Während der bithynische Sklave sich in Richtung Tür aufmachte, war er im Geiste schon wieder bei der nächsten Überlegung. Reichte nicht ein einziger Infizierter, um in einer Stadt eine ganze Epidemie auszulösen?
Jetzt blieb nur noch eine Frage: War nicht ein von einer Seuche befallener allein schon schlimm genug? Zu schlimm, um eine Kleinigkeit zu sein? -
Sim-Off: Der Inhalt des Briefes ist ja mehr privater Natur, auch wenn die Anrede, sowie die in der Adresse verwendeten Titel dienstlich sind, also hab ich mir den Brief mal unter den Nagel gerissen.
Eines Briefes wegen hatte sich Phaeneas auf den Weg zum Tablinum gemacht. Während er also vor der Tür stand und gerade klopfte, da kam ihm ganz nebenbei ein Gedanke.
Im Allgemeinen ging man davon aus, dass Großes von großen Ereignissen ausgelöst wurde. Doch - konnten kleine Dinge vielleicht genauso bedeutsam sein? In diesem Brief beispielsweise, den Phaeneas in der Hand hielt, konnte theoretisch alles mögliche stehen, vielleicht Dinge, die von heute auf morgen die Welt veränderten. Hatte dann nicht dieser Brief Großes ins Rollen gebracht? Nein, halt, dieses Schreiben war ja nicht der Anstoß der Ereignisse, von denen er berichtete. Höchstens war er der Auslöser dessen, wie man hier darauf reagierte. Aber die darauf folgenden Reaktionen waren doch nur wegen der Ereignisse andernorts, dort wo der Brief herkam, nötig geworden und reagierten deshalb darauf. Damit wäre der Brief ja nur Übermittler – na ja, was sollte ein Brief schon anderes sein?
Auf die Aufforderung hereinzukommen betrat Phaeneas jedenfalls das Tablinum. „Herr, ein Brief für dich“, erklärte der bithynische Sklave und überreichte seinem Herrn das Schriftstück.EILBRIEF
An:
Legatus Augusti Pro Praetore Marcus Vinicius Lucianus
Mogonatiacum, Provincia GermaniaVon:
Procurator Viarum Marcus Octavius Augustinus
Tarraco, Provincia HispaniaSalve Legatus,
ich möchte dir und deiner Gattin auf diesem Wege auf das Herzlichste zu eurer Hochzeit gratulieren, auch wenn ich weiß, dass euch mein Brief erst nach der Vermählung erreicht. Mögen die Götter euch und alle eure Nachkommen schützen und euch stehts gewogen sein.
Ich hoffe, dass ihr diesen besonderen Tag genießen könnt und auch in ferner Zukunft gerne daran zurückdenkt.Sicherlich wunderst du dich, dass dieser Brief aus Hispania kommt und nicht aus Roma, was daran liegt, dass während der Zeit in Germanien das ritterlich Ämtersystem überarbeitet wurde. Nun diene ich also als Procurator Viarum in Hispania.
Verzeih meine Erklärung, ich will deine Kostbare Zeit nicht noch weiter berauben. Daher wünsche ich dir und deiner Gattin eine gute Zeit und nochmals den Segen der Götter.
gez.
Marcus Octavius Augustinus
PRIDIE ID NOV DCCCLVII A.U.C. (12.11.2007/104 n.Chr.)Im Hinterkopf war er immer noch damit beschäftigt, darüber nachzugrübeln, ob es wohl noch ein anderes, treffenderes Beispiel für seine Theorie gab.
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Auf das Klopfen hin öffnete Phaeneas die Porta. Er bildete sich ein, den verspätet Kommenden zu kennen. Wahrscheinlich hatte er ihn schon einmal in der Regia gesehen, vermutete er – aber nicht recht darauf geachtet. Manchmal konnte der Bithynier wirklich blind wie ein Maulwurf sein.
Der Sklave wandte sich mit einem „Willkommen“ an den Gast und bat ihn ihm zu folgen. Der Information halber fügte er an: „Die Zeremonie hat bereits begonnen.“Sim-Off: Ein Entschuldigung im Nachhinein, weil ich wiedermal den Link vergessen habe!
oder auch
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Eigentlich hatte Phaeneas wirklich vorgehabt nun zu gehen. Er hatte sich innerlich schon komplett darauf eingestellt, diesen warmen Raum zu verlassen und über die kalten Gassen von Mogontiacum nachhause zu gehen. Er war absolut überzeugt davon gewesen, das zu tun. Doch nun wurden seine Pläne von etwas absolut unerwarteten durchkreuzt.
Phaeneas wusste selbst nicht genau, was in diesem Moment in ihm vorging. Wie dieser Mann ihn ansah, so still, so regungslos - fast schon ein wenig scheu.
Phaeneas wusste auch nicht, was in seinem Gegenüber wohl vorgehen mochte, aber dieser Augenblick war für Phaeneas einfach nur verblüffend und der Bithynier fühlte sich dementsprechend überrannt, von der Welle, die da in ihm ausgelöst wurde.
Vielleicht war dieser Mann auch Phaeneas’ Standes wegen mit der Situation so überfordert. Der Bithynier hatte es schon oft beobachtet, wie sehr manche diese Tatsache verunsichern konnte – auch wenn er den Grund dafür nie ganz verstanden hatte. Aber in diesem Moment wollte er nicht daran denken, dafür war dieser Anblick und erst recht das Gefühl, in diesem Augenblick nicht derjenige zu sein, der nur passiv zusehen konnte, wie sich etwas entwickelte, dafür war der Moment schlicht zu einzigartig.
Auch überraschend war für Phaeneas, dass der andere sich nicht einfach abwandte und mit etwas anderem beschäftigte, so wie er selbst es erwartet hatte.
Der Fremde schaute ihn an, als wollte er etwas sagen und wusste nicht recht wie. Dieser Mann widmete sich einfach nur ihm, als hätte er Phaeneas für den heutigen Abend eingeladen, als wäre seine Anwesenheit nicht zufällig, sondern ganz selbstverständlich, als wäre er sich dessen von vornherein bewusst gewesen.
Während der andere ihn also ansah und Phaeneas zurückblickte, verwarf der Bithynier, was er eben noch vorgehabt hatte, wovon er hundertprozentig überzeugt gewesen war, es zu tun.
Er musterte den ihm Unbekannten noch für einen Augenblick abschätzend – zum einen weil der Sklave nach wie vor über das komplett unerwartete Verhalten des anderen erstaunt war und auch weil er sich ein letztes Mal darüber vergewissern wollte, dass er kein Risiko einging - und ließ sich schließlich, so selbstverständlich als täte er das öfter, dem Fremden gegenüber am Tisch nieder. Wenn schon, dann wollte er wenigstens sitzen und nicht länger hier auf dem Gang herumstehen.
Phaeneas konnte sich nur an sehr wenige Male erinnern, an denen er sich Fremden so aufgedrängt hatte. Aber angesichts dieser stillen Aufmerksamkeit, die der Fremde ihm zollte, brachte er es nicht über sich einfach zu gehen.
„Wer bist du?“, begann er und behielt den anderen dabei genau im Auge, so wie immer, wenn Phaeneas mit jemandem redete. Es war eine banale Frage, aber zweckmäßig, und so versuchte er die Verschwiegenheit des anderen zu brechen. Denn jetzt hatte er Phaeneas neugierig gemacht.Das Mädchen indess verfolgte die Szene stumm und wurde nicht recht schlau daraus. Da sie sich nicht sicher war, was sie tun sollte, ließ sie es einfach bleiben. Sie bekam mit, dass die Schlägerei an der Theke ein Ende fand, und kehrte, innerlich die Schultern zuckend, in den vorderen Teil der Taberna zurück.
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Wieder einmal war Phaeneas im Tablinum und überbrachte dem Herrn die Post.
Legatus Augusti pro Praetore Marcus Vinicius Lucianus
Mogontiacum, GermaniaSenator Purgitius Macer salutem dicit!
Über deine Einladung zu deiner Hochzeit habe ich mich sehr gefreut und wünsche dir und deiner Verlobten für die Hochzeit alles Gute und den Segen der Götter. Mögen die Götter ihre Hände schützend über euren Haushalt halten, euch gesunde Erben bescheren und euren Wohlstand mehren.
Die Jahreszeit, die Geschäfte des Senates und meine Aufgaben in Rom gestatten es mir leider nicht, nach Germania zu reisen und eurer Einladung persönlich zu folgen. Ich hätte gerne nicht nur euch besucht und an eurer Feier teilgenommen, sondern auch noch einmal mit eigenen Augen die provinz sehen wollen, in der ich einige Jahre verbrachte. Ich hoffe, dein Amt macht dir auch weiterhin keine Sorgen und deine Amtsgeschäfte laufen zu deiner Zufriedenheit.
Sp. Purgitius Macer
Der bithynische Sklave fragte sich, ob es wohl wieder eine Absage für die Hochzeit war. Oder vielleicht schrieb auch jemand, um sein Kommen anzukündigen?
Phaeneas blickte ob dieser Überlegungen sinnierend etwas seitlich in die Leere des Raumes.
Wenn er schon dabei war: Vielleicht schrieb auch jemand wegen etwas ganz anderem? -
Phaeneas, der es gewohnt war eine untergeordnete Rolle zu spielen und es als völlig selbstverständlich ansah, erwiderte: „Sehr wohl, Herr.“ und wandte sich in Richtung Vestibulum. Dort positionierte er sich an der Porta.
Seine Gedanken schwebten irgendwo zwischen den bevorstehenden Festlichkeiten und irgendwo ganz anders. -
Sim-Off: Siehst du, Lucianus, die anderen haben es nicht halb so eilig wie du.
Phaeneas hinter der Tür schüttelte den Kopf. Für den Großteil der Gäste schien es wirklich normal zu sein, dass sie zu spät kamen. Na ja, ihn sollte es nicht kümmern.
Er öffnete jedenfalls die Tür und begrüßte die beiden davorstehenden Männer so eloquent wie es ihm möglich war: „Herzlich Willkommen! Ich werde euch sogleich ins Atrium führen.“ Und diese Drohung machte er auch sofort wahr. -
Phaeneas nickte fügsam, drehte sich um und entfernte sich.
Für ihn gab es ebenfalls viel zu tun, stellte er in Gedanken noch fest, mit einer gewissen Bestimmtheit wohlgemerkt. -
„Alles ist bereit, Herr“, erklärte Phaeneas kurz und bündig. Kein Wort weiter war nötig, um den Sachverhalt darzulegen.
Ein hochinteressantes Kompliment, das der Herr da seiner Verlobten und baldigen Gattin da machte – wenn man es wörtlich nahm. Von strahlen konnte man jedenfalls nicht viel sehen. Und zu der Sonne war für Phaeneas immer noch ein Unterschied, das einzige, was entfernt daran erinnerte, war das Flammeum.
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Die Miene des Unbekannten war wirklich undurchdringlich, ein Umstand, der Phaeneas weniger behagte, war es doch mit seiner Menschenkenntnis gewöhnlich auch nicht gerade weit her. Das lässige „Och, vergessen wir’s“ tat jedenfalls seine Wirkung und Phaeneas erwiderte, tatsächlich innerlich gelockert: „Dann bin ich beruhigt.“
In diesem Moment kam das bedienende Mädchen wieder und brachte den gewünschten Wein. Sie war etwas irritiert, nun den, den sie wirklich hinauswerfen sollte, im Gespräch mit dem zahlenden Gast vorzufinden. Sie stellte den Wein ab und wusste nicht recht, wie sie mit der Situation umgehen sollte.
„Bene tibi sit! Wohl bekomm’s!”, war Phaeneas’ Kommentar an den ihm Fremden.
Jetzt jedenfalls gedachte der Bithynier sich umzuwenden und zu verabschieden. Er hatte das getan, was er vorgehabt hatte noch zu tun, und das war ja nun erledigt... -
Als Phaeneas bemerkte, dass der Herr ihn suchte, kam er sofort zu ihm. Der Herr wirkte ein wenig nervös und erst recht ruhelos, als der Sklave sich ihm näherte.
Wie so oft holte ihn eine Erinnerung ein: Einer der früheren Herrn des Bithyniers, ein ansonsten stets sehr gefasster Mann, war in Stresssituationen zapplig und nörgelig geworden und manchmal fast ein wenig gereizt – was aber kein Hindernis dafür gewesen war, dass Phaeneas ihn trotzdem glühend verehrt hatte. Er war einer der akzeptabelsten von Phaeneas’ bisherigen Herrschaften gewesen, davon abgesehen, dass der bithynische Sklave gerne über so manche kleine Fehler hinweg sah – was tat man nicht alles, um wenigstens manchmal ein halbwegs harmonisches Leben zu haben?
An die Ausmaße jedenfalls, die die Aufregung mancher anderer seiner Herrn angenommen hatte, wollte der Bithynier lieber gar nicht denken.
Aus dem Augenwinkel erkannte Phaeneas, dass die weibliche Hauptperson dieses Tages, die Braut, ebenfalls erschienen war. Der Sklave jedenfalls schenkte ihr keinerlei Beachtung, schließlich war seine ganze Aufmerksamkeit auf den Herrn gerichtet. -
An und für sich gab es nichts, aber Phaeneas überlegte trotzdem noch einmal gewissenhaft, ob ihm entfernt irgendetwas einfiel. Schließlich kam er doch nur zum gleichen Ergebnis wie anfangs. „Nein, Herr“, teilte er ihm deshalb mit.
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Nun gut, zuerst kümmerte sich das Mädchen um ihre Pflicht. Das bedeutete einen Aufschub für Phaeneas. Doch inzwischen hatte er Zeit gehabt nachzudenken und beschlossen, lieber seinem drohenden Schicksal zuvor zu kommen und gleich von selbst zu gehen, sprich die Taberna zu verlassen.
Aber eines wollte er nicht im Raum stehen lassen und so erhob er sich und trat an den für ihn Fremden heran.
„Es tut mir leid, dass du meinetwegen Unannehmlichkeiten hattest“, begann Phaeneas und sah ihn an. „Ich habe nicht geahnt, dass sich das so entwickeln würde.“Sim-Off: Das kann man sehen wie man will, wer sich wem erbarmt hat! *g*
Ich schick dir mal eine PN, das soll ja nicht gleich jeder neugierige Leser mitbekommen.
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Daran, dass der Herr sich bei ihm zu bedanken pflegte, hatte Phaeneas sich immer noch nicht recht gewöhnt, aber zumindest war er nicht mehr ganz so erstaunt wie anfangs...
Der Sklave beobachtete, wie der Herr das Schriftstück las. Aha, ein Brief des Bruders – und jetzt seit neuestem Praefectus Urbi. Bei der zweiten Schriftrolle kamen weit weniger Regungen, also wohl eher uninteressant.
„Ja, Herr. Sie wurden in den Stallungen untergebracht.“ -
In den Domus Regiae summte es wie in einem Bienenstock. Man konnte im Grunde kaum ein Zimmer betreten, ohne dort Sklaven dabei anzutreffen irgendetwas zu polieren, abzustauben oder zu wischen. Für die Hochzeit musste das Haus auf Hochglanz gebracht werden und nirgendwo sollte auch nur ein Staubkorn aufgefunden werden. Nacheinander wurden die Böden aller Räume geschrubbt, Fenster geputzt, sämtliche Möbelstücke gewischt und so weiter und so fort. Der Arbeit war im Grunde kein Ende gesetzt. Überall fuhren Sklaven mit Staubwedeln und langen Stöcken, an deren Enden Schwämme befestigt waren, über Türgesimse und Säulenkränze, um allen Staub zu entfernen. Das Auffangbecken im Atrium wurde einer ausführlichen Reinigung unterzogen, sämtliche Bezüge mussten ausgetauscht und gewaschen werden und und und...
Phaeneas schien es als wäre er derzeit überall gleichzeitig. Es war vor allem schwierig, den Überblick nicht zu verlieren, bei all den vielen Tätigkeiten, die gleichzeitig ausgeübt wurden. Wenn jemand all zu abgespannt wirkte, versuchte der Bithynier aufmunternde Dinge zu sagen. Ob die anderen es dann auch als aufmuntern empfanden, war jedoch wieder eine andere Frage. Aber dass er nur daneben stand und zusah, wie die anderen arbeiteten, das konnte man ihm nicht unterstellen. Allein all das zu organisieren war nicht gerade leicht und wenn sich irgendwo Schwierigkeiten ergaben, gab Phaeneas jederzeit Hilfestellung und packte kurzerhand mit an.
Gerade trat der bithynische Sklave auf den Peristylgang hinaus. In einem unbeobachtet geglaubten Moment war Menyllus auf eine an einer Säule lehnenden Leiter gestiegen. Phaeneas rief ihn sofort herunter. „Was glaubst du, was deine Mutter mir erzählt, wenn du dir einen Fuß oder sonst etwas brichst!“ Der Junge ging schmollend davon. Aber was sollte man machen, so war es eben. Alles was Spaß machte, war verboten. -
Im Innern des Tablinum ließ sich ein Klopfen an der Türe vernehmen. Nachdem Phaeneas, der vor dieser Tür stand, die Aufforderung einzutreten hörte, öffnete er die Tür, kam ins Zimmer und schloss sie sorgfältig hinter sich. Dann trat er in den Raum hinein und überreichte dem Herrn das, was er bei sich hatte: „Diese Briefe sind eingetroffen, Herr.“
An den Legatus Augusti pro Praetore
Marcus Vinicius Lucianus
Mogontiacum, GermaniaSei gegrüßt, mein Bruder.
Na endlich heiratest du, es wurde schon allerhöchste Zeit dafür. Wie ich gehört habe, ist deine Verlobte eh schon vor einiger Zeit in Mogontiacum angekommen, ich hoffe, ihr beide konntet euch schon aneinander gewöhnen.
Leider ist es mir und meiner Frau nicht möglich zu kommen. Livia liegt seit ihrer Geburt quasi ständig im Bett, die Geburt unserer Tochter hat ihr wohl ordentlich zugesetzt, mehr als eigentlich gut sein sollte. Ich habe sie nach Misenum bringen lassen, auf Anraten unseres Arztes. Zudem hat sich eine Neuigkeit ergeben, mit der ich wirklich nicht gerechnet habe. Du hast sicher schon vom Attentat auf den Praefectus Urbi, Octavius Victor, gehört. Nun ja, unser Kaiser scheint der Ansicht zu sein, daß meine Person wohl zuwenig Arbeit hat und hat mich dazu bestimmt, der nächste Praefectus Urbi zu werden. Du kannst dir meine Freude darüber sicher gut vorstellen und wirst verstehen, daß es mir daher unmöglich ist, Rom zu verlassen.
Mit dieser Nachricht werde ich auch den Brief schließen, denn sonst hat sich kaum etwas wirklich gravierendes getan und für Tratsch habe ich ab jetzt, dank unserem gütigen und weisen Imperator, auch keine Zeit mehr. Ich bin mir sicher, daß du eine rauschende Hochzeit erleben wirst und hoffe, daß dir oder euch meine Hochzeitsgeschenke gefallen.
M. Vinicius Hungaricus
An Marcus Vinicius Lucianus
Regia Legati Augusti pro Praetore
Mogontiacum
Regio Germania SuperiorSalve Lucianus,
es füllt mein Herz mit Freude zu hören, das auch du vor den Göttern die Ehe schwören willst. Wie gern wären wir zu Deinem Fest erschienen, aber es liegt nun leider doch zu nah an unserer eigenen Hochzeit. Das du dahin nicht reisen konntest, war wohl nicht vermeidbar, immerhin füllst du einen wichtigen Posten aus und wir stehen wohl alle in deiner Schuld, wenn ich das so schreiben darf. Denn die Grenzen seien wohl sicher, wie man mir zutrug.
Vielleicht finden Lucilla und ich im nächsten Frühjahr die Muse eine Reise nach Germanien zu unternehmen. Dann werden wir unsere Glückwünsche, die ich Dir hiermit übersenden möchte, noch persönlich nachreichen. Bis dato hoffe ich, das der Bote auch an die beiden Zuchthengste gedacht hat und das eure Verbindung von ewiger Dauer sein möge.
Mit freundschaftlichen und verbundenen Grüßen aus Rom,
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Sim-Off: Wisim