Beiträge von Phaeneas

    Phaeneas schüttelte den Kopf über so viel Dummheit. Als Sklave hätte sich dieser Vetter wohl nicht lange halten können. Wenn man schon seine Absichten so laut herumposaunte...
    Dann schmunzelte er. Ja, der Trick mit der ungerechten Behandlung funktionierte immer wieder...
    Zu langsam? Sicherlich, doch Crinon hatte ja nichts dafür gekonnt. Aber im Grund kannte Phaeneas das von sich selber, wofür alles hätte er sich nicht die Schuld gegeben, sobald es schief gelaufen war?
    „Und was geschah dann? Wie stellte sich der Vetter denn das Weitere vor?“

    Worauf Phaeneas dem Ruf folgte und sich dorthin begab, wohin der Herr ihn schon so oft gerufen hatte. Auf einige Schritte Entfernung trat er also heran und blickte den Herrn an.


    Über ein Jahr lang war Phaeneas nun bei Marcus Vinicius Lucianus. Er war an dem Punkt angelangt, an dem er sich wünschte, es würde alles so bleiben wie es war. Er diente dem Herrn mit Eifer und Bereitwilligkeit und hing mit ganzem Herzen an ihm.
    Anders gesagt, der Herr hatte es geschafft. Er hatte es geschafft Phaeneas’ Ansehen zu erlangen. Dass ihm mehr zuteil wurde als dessen bloßer Gehorsam, seine wirkliche Ergebenheit nämlich. Einem Herrn zu dienen, der es auch wirklich verdiente, war etwas ganz anderes.
    Denn so wie viele von Phaeneas’ früheren Herrn ihm lediglich Geringschätzung entgegengebracht hatte, war es auch ihm gleichgültig gewesen, wie es ihnen ergangen war. Es war nicht sein eigenes Bestreben gewesen, es ihnen so angenehm wie möglich zu machen, sondern lediglich Pflichtgefühl. Im Grunde war er ihnen mit Gleichmut gegenübergestanden.
    Lucianus, er schien es ihm wert, dass ihm Phaeneas’ Achtung und Treue galt. Er hatte Phaeneas bewiesen, dass er seine wirkliche Ergebenheit auch tatsächlich verdiente, und hatte es verstanden, sich Phaeneas’ Respekt zu verschaffen.
    Der Herr war es, zu dem Phaeneas aufsah und dessen Wohl ihm mehr am Herzen lag als alles andere...


    Doch trotz allem war Phaeneas nach wie vor misstrauisch. Es war seltsam, jemanden zu schätzen und ihm gleichzeitig zu misstrauen. Doch es war möglich, wie Phaeneas erlebte.
    Ein gewisses Maß an Misstrauen würde er schließlich nie ablegen können, niemandem gegenüber. Und erst recht nicht bei dem, der sein Herr war.

    Nicaea stand wortlos daneben und kümmerte sich nur um ihre Teller. Es war schwer zu sagen, ob sie dem sich entwickelnden Gespräch und Crinons Erzählung lauschte oder ihren eigenen Gedanken nachhing.
    Eine spannende Geschichte, fand Phaeneas! Er ließ sich gern von allem betören, was anders war als sein eigenes Leben, das doch trotz allen Unannehmlichkeiten bisher immer gleich verlaufen war.
    „Das heißt, du versuchtest ihm seine Pläne zu entlocken?“, fragte Phaeneas nach.
    Interessant war das ‚wir’, das Crinon in dem Satz „den wir erfolgreich verhindern konnten“ benutzte. Phaeneas hätte in so einem Zusammenhang eher von ‚man’ gesprochen oder das Passiv verwendet.

    Als Phaeneas den anderen Sklaven mitgeteilt hatte, dass die Verlobte des Herrn angekommen sei, hatten die ihn sofort mit Fragen bestürmt, doch er hatte nur abgeblockt, denn der Herr – und dessen Verlobte – sollten unter keinen Umständen warten müssen.
    So fand sich nun die Sklavenschar im Triclinium ein: Der Neuerwerb Crinon, die griechische Köchin Berenice, der zuverlässige Cephalus, die etwas schüchterne Iotape, na ja und eben alle anderen Sklaven des Hauses.
    Phaeneas trat mit leisen Schritten an das kleine Tischchen heran und servierte dem Herrn und der Herrin. Danach verschwand er sofort wieder zu den anderen Sklaven.


    Sim-Off:

    Und weil ich es sonst immer vergessen habe zu sagen: Die NSC-Sklaven dürfen natürlich auch von allen anderen benutzt werden.

    Und Phaeneas fand seine Vermutung auch prompt bestätigt.
    Wie man es von einem Sklaven erwarten konnte, verbeugte er sich vor seiner neuen Herrin.
    Er hörte sich die Einleitung des Herrn an und lauschte dann interessiert, wie er ihn seiner Verlobten vorstellte. Zu den darauf folgenden Anweisungen nickte der junge Bithynier und zog sich seinerseits zurück, um eben jene auszuführen.

    Auch wenn er die Zeit momentan nicht im Kopf hatte, hatte Phaeneas doch das Gefühl, dass es etwas früh war, dass der Herr von seinem Officium heimkam. Aber vielleicht täuschte er sich ja.
    "Herr?", begrüßte er ihn.
    In der Frau neben dem Herrn konnte er nur die vermuten, von der ihm die anderen Sklaven erzählt hatten: Aelia Paulina, die Verlobte des Herrn.

    Während Phaeneas weiter von Stand zu Stand schlenderte, hörte er plötzlich jemanden nach ihm rufen: „Phaeneas! Phaeneas!“ Der Angesprochene drehte sich um und sah in der Menge, wen er ohnehin schon an dem üblich aufgeregten Tonfall der Stimme erkannt hatte: es war Euselius, ein Sklave aus einfacherem Hause, vielleicht fünf Jahre jünger als Phaeneas.
    Die beiden kannten sich entfernt, von einigen Begegnungen auf dem Markt oder sonst irgendwo in Mogontiacum. Äußerlich waren sie das genaue Gegenteil voneinander, während Phaeneas immer wie von Dunkelheit umgeben schien, war Euselius wie das Licht persönlich, mit seinen blonden Haaren und den hellen, blitzenden Augen.
    Was an Euselius als allererstes auffiel war, dass er ziemlich neugierig war. Er hatte Phaeneas schon tausende Male ausgefragt und schien dessen nicht müde zu werden. Auch wenn der es nicht gerade schätzte, wenn sich jemand einfach so in seine Privatsphäre drängte, akzeptierte er ihn als flüchtige Bekanntschaft. Im Übrigen war Euselius recht anhänglich und hätte den Bithynier so und so immer wieder aufgespürt, auch wenn Phaeneas versuchen würde ihm aus dem Weg zu gehen.
    Aber an sich war Euselius ein angenehmer Zeitgenosse und in seiner Gegenwart erfuhr man immer die interessantesten Dinge. So auch diesmal. Doch zuerst tat er der Höflichkeit Genüge: „Salve, Phaeneas! Sag, was machst du hier?“ „Salve! Ach, ich verplempere meine Zeit.“ Euselius verzog das Gesicht. „Wie kann man nur? Aber um deiner Langeweile vorzubeugen, ich kann dir eine spannende Neuigkeit erzählen!“ „Gerne“, antwortete Phaeneas, „aber verschwinden wir erst einmal hier aus diesem Gewühle.“
    Sie zogen sich in eine ruhigere Gasse zurück. Und Euselius begann auch sofort: „Stell dir vor, ein Artorius, irgendeiner bei der Legio, soll eine Spur gefunden haben, wer die Casa Artoria in Rom abgefackelt hat!“ Nun war Phaeneas wirklich erstaunt. „Sag bloß! Wie hat er denn das angestellt? Und ist schon bekannt, wer es sein soll...?“ „Na ja, eines Abends war Artorius in der Taberna und hat sich dort mit jemandem unterhalten. Angeblich saß einer genau am Nebentisch und hat alles mitbekommen. Allerdings ist die Sache schon ziemlich oft herumerzählt worden, deshalb sind sich die Leute über die richtige Version nicht mehr recht einig... Die einen behaupten, dass der andere Informationen für Artorius hatte. Beim Gehen hat er dann unter extragroßer Vorsicht ein Beweisstück oder so für den Artorier zurück- sprich: fallen gelassen.“ Man sah seinem Gesicht an, dass er selbst die Geschichte für etwas überdreht hielt. „Andere meinen, dass Artorius den Brandstifter selber getroffen hat, ohne es zu wissen. Aber mitten im Gespräch hat sich der Kerl verraten und musste fliehen.“ „Hm, und woher hast du das?“ „Bei der einen Version weiß ich es nicht mehr. Der, der mir die andere erzählt hat, hat es angeblich von dem, der in der Taberna saß und dort zugesehen hat. Doch wer weiß...“ „Sicherlich“, schmunzelte Phaeneas. „Aber immerhin ist es eine interessante Begebenheit.“ Darauf antwortete der Bithynier das gleiche wie vorhin. Für Euselius war es tatsächlich nichts anderes.
    „Offiziell ist jedenfalls noch nichts, sonst wüsstest du es ja schon längst, und auch ansonsten ist noch nicht durchgedrungen, wer jetzt den Brand gelegt haben soll“, schloss er.

    Und Phaeneas freute sich über Crinons offene, unbefangene Antwort. Es gab nichts schlimmeres als ein gezwungenes Gespräch.
    Kaum eine Nacht unter einem Dach? „Herrje, das könnte ich mir nicht vorstellen, für diese Zeit ständig nur... unterwegs zu sein!“ In der Hinsicht war Phaeneas schlicht ein verwöhnter Haussklave!
    „Das Wohlwollen und Vertrauen eines Vetters deines Herrn zu erschleichen?“, wiederholte er. „Was hattest du mit ihm zu schaffen?“

    Während allerlei Geschirr durch seine Hände wanderte, dachte Phaeneas an das, was Crinon als seine früheren Betätigungsfelder genannt hatte. Dabei kam eine Frage auf: „Hattest du bei deinem früheren Herrn immer ... draußen zu tun? Niemals im Haus?“ Diese Frage stellte er mehr aus Interesse, denn aus Verständnis heraus.

    Und Phaeneas reichte Crion gleich als erstes die Platte. Während er schließlich einen Becher ausspülte, erklärte er: "Im Regal dort müsstest du zu allem eine Entsprechung finden." Dann fiel ihm ein, dass es allerdings gerade bei der Speisenplatte nicht so war und fügte hinzu: "Ach ja, die Platte muss ganz unten an den freien Platz."

    -.^ Der Computer will mal wieder nicht recht. Möglicherweise kann es also etwas länger dauern bis ich dazukomme zu antworten.


    Edit: Ich verbessere mich: es kann nicht etwas länger dauern, sondern es kann länger dauern.

    Phaeneas ahnte nicht im Geringsten, dass Menyllus sich einen Spaß daraus gemacht hatte, Crinon in Unwissenheit zappeln zu lassen. Er sah den fragenden Blick und ging nicht im geringsten darauf ein. „Ah, Crinon, gut dass du da bist, nimm dir von dem Stapel dort drüben ein Geschirrtuch und trockne die Sachen ab, die ich oder Nicaea dir geben.“

    Der Herr hatte gerade das Abendessen beendet und so kehrte das benutzte Geschirr in die Küche zurück und wartete darauf gewaschen zu werden.
    Der kleine Menyllus und seine um ein paar Jahre ältere Schwester Deidameia hatten sich heute wieder gekabbelt und wie eben jedes Mal endete es darin, dass Menyllus Meia quer durch das Haus jagte; ohne sie jemals zu erwischen. Obwohl Meia schon in dem Alter war, in dem sich ältere Schwestern nicht mehr mit ihrem Bruder abzugeben pflegten, liebte sie die Frotzeleien mit Menyllus nach wie vor und hatte auch bei den Verfolgungsjagden ihren Spaß; schließlich hatte sie die längeren Beine.
    Phaeneas hatte Menyllus jedenfalls aufgegeben, wenn sie schon im ganzen Haus unterwegs waren, dann sollte er doch bitte Crinon, wenn er ihn sah, bescheid geben in die Küche zum Abspülen zu kommen.
    Während also Menyllus Crinon – so sicher wie die Sonne jeden Morgen wieder aufging - früher oder später über den Weg laufen würde, begannen Phaeneas und Nicaea, die ebenfalls mithelfen sollte, mit ihrer Arbeit. Der Bithynier machte sich gerade daran eine Speiseplatte abzuwaschen, als er auch schon Schritte näherkommen hörte.

    Phaeneas bekam einige sinnlose Gespräche mit, wie man sie wohl zu führen schien, wenn man ohne jede bestimmte Absicht über den Markt schlenderte ...
    Zwei Männer unterhielten sich: „In der Gens Duccia soll es ja vor einiger Zeit ganz schön zugegangen sein.“ „Meine Güte, hast du das jetzt erst mitbekommen! Das ist doch schon ewig her!“, erwiderte der andere, der eine tiefere Stimme hatte. „Ja, sicherlich“, gab der erste zu. „Aber mittlerweile ist Aulus Maximus schon wieder auf den Beinen, der soll doch der Auslöser gewesen sein.“ „Na, darüber ist man sich heute noch uneinig. Und die Duccier selber wohl auch, wie man sagt.“ „Wie meinst du denn das?“ „Na, man kennt doch die Verbundenheit der Duccier innerhalb der Familie. Jeder gibt sich selbst die Schuld!“ „Ach, sag bloß.“ Er schüttelte den Kopf. Dann fuhr er fort: „Aber gerade deshalb ist es doch seltsam, dass es überhaupt zu einem Streit gekommen ist! Er soll ja Ausmaße angenommen haben, wie sonst nur in der Taberna ...“ „Ach, nun ja, wie man eben Familienmitglieder verteidigt ... Zumindest hört man so Geschichten, dass es einzig und allein aus diesem Grund zu Handgreiflichkeiten gekommen sein soll. Dann würde ich es jedenfalls verstehen. Aber genaues weiß ja niemand.“ „Nicht einmal über den Grund des Streits?“ „Nein, nicht wirklich. Aber sag, soll Valentin Germanicus nicht auch verletzt gewesen sein? Man hat ihn danach nirgendwo mehr gesehen ...“ „Ja, darüber habe ich auch etwas gehört. Scheint sich aber noch nicht erholt zu haben.“ „Nun, hoffen wir das Beste. Tja, wenn der Haussegen schief hängt sind das nicht gerade optimale Gesundungsbedingungen. Jedenfalls scheint in letzter Zeit die Stimmung im Hause Duccia nicht gerade die beste zu sein.“ „Ach, tatsächlich?“ „Man sagt es jedenfalls.“ Typisch! „Also, bis dann einmal!“ „Ja, bis bald!“
    Über so eine Unterhaltung konnte Phaeneas nur den Kopf schütteln. Was war daran so interessant, sich in anderer Leute Familienangelegenheiten einzumischen? Diese zwei hatten sich darüber ja fast unterhalten wie ... wie andere über Gladiatorenspiele: „Sticht er jetzt zu oder nicht?!“

    Phaeneas schlenderte über den Mark. Seit einigen Tagen war es kälter geworden und es ging ein unangenehmer Wind, auch wenn die Sonne schien, und so war der Bithynier damit beschäftigt nicht ans Frieren zu denken.
    Laut ging es zu, denn die Verkäufer priesen ihre Waren an, verhandelten mit den Interessierten über den Preis und die Leute unterhielten sich dabei noch über dieses und jenes. Dazu kam noch das markttypische Gedränge, Phaeneas bekam gerade eben den dritten Rippenstoß ab.
    Er betrachtete zwischendurch die Auslagen, ohne sich wirklich dafür zu interessieren. Wozu auch, er hatte ja alles, was er brauchte, und darüber hinaus hatte er keine materiellen Wünsche.
    Er sann nebenbei lieber über all jenes nach, was ihm durch den Kopf ging.


    Mittlerweile hatte er Erkundigungen eingezogen und herausbekommen, dass der Name des Mannes, der hier seine Sklavin neu eingekleidet hatte, Ivomagus war.
    Phaeneas hatte sich in dieser Sache bei ein paar Sklaven umgehört, die vor kurzem aus Rom gekommen waren, und hatte dabei erfahren, dass sich jener Mann tatsächlich vor Mogontiacum dort aufgehalten hatte. Die Sklaven hatten ihn hier wiedererkannt, allerdings war er ihnen interessanterweise aus den Elendsvierteln von Rom bekannt. Wie konnte dieser Ivomagus dann jetzt so mit Geld um sich werfen?


    Über zehn Ecken hatte Phaeneas zurückverfolgen können, an welchen Ständen die Sklavin des Ivomagus was bekommen hatte. Mit reichlich Desinteresse lauschte er dem Schmuckhändler, während der ihm Ketten und Armreife beschrieb. Eine recht müßige und vor allem überflüssige Angelegenheit... Das einzig interessante war dabei zu erfahren, dass Ivomagus die Sklavin sage und schreibe wie eine Gleichgestellte behandelt hatte und auch als solche anzusehen schien!! So wurde es dem Bithynier jedenfalls immer wieder beschrieben.
    Phaeneas würde denjenigen für verrückt erklären, der ihm einreden wollte er wäre frei und ihm aber nicht offiziell die Freiheit schenkte, wie es sich eben gehörte!
    Außerdem hatte er – der Zufall hatte ihm das zugespielt – mit Sklaven des Marius Marullus gesprochen und von denen erfahren, dass dieser Livius Priscus sich nach deren Herr erkundigt hatte und sie ihm darauf erzählt hatten, dass er in Tarraco sei. Phaeneas wusste, dass Ivomagus schließlich mit Priscus und der Sklavin von Mogontiacum aufgebrochen war. Mittlerweile war er wieder zurück, allerdings ohne die zwei anderen. Die wildesten Geschichten kursierten über diesen Umstand, eine unglaubwürdiger als die andere.
    Zu guter letzt hatte Phaeneas noch herausbekommen, dass Ivomagus nun bei der Ala in Confluentes war.
    Eine recht verworrene Geschichte!


    Phaeneas eiste sich jetzt jedenfalls von dem Schmuckverkäufer los, dankte ihm und ging mit ein paar Schritte an den nächsten Stand weiter, wobei er überlegte, ob wohl noch mehr über die Sache herauszubekommen war...

    Sim-Off:

    Schön dass ihr euch amüsiert habt, das hab ich nämlich auch! :]
    Danke Crinon, dass du mich da rausgehauen hast! :D


    Dank Berenices magenfreundlichen Tees und Crinons Bemühungen sowie sehr viel Ruhe erholte sich Phaeneas’ Magen und so war der Bithynier nach ein paar Tagen wieder auf den Beinen.
    Voller Vorfreude stürzte er sich jetzt auf die Wasserschüssel und ließ sich einen Schwall Wasser ins Gesicht schwappen. Wasser war einfach sein Lebenselixier. Jeden Tag wurde er aus ihm wiedergeboren und es gab ihm unentbehrliche Lebenskraft. Phaeneas schätzte die Kühle und Klarheit und nicht zuletzt den wichtigsten Aspekt des Wassers: es reinigte. Doch nicht nur äußerlich, Phaeneas schien es, als würde auch die Seele dabei reingewaschen. Alles Beschwerliche der Vergangenheit wurde weggewischt, an einem erneuten Morgen, für kurze Zeit lang, doch es war lösend und fühlte sich befreiend an.


    Nach dieser anfänglichen Wasserplätscherei machte sich der Bithynier daran sich mit einer ausdauernder Sorgfalt zu waschen, die er jeden Morgen wieder an den Tag legte. Ein Außenstehender hätte diese übergenaue Gründlichkeit vielleicht als Eitelkeit ausgelegt. Doch um eitel sein zu können musste man Selbstbewusstsein haben.

    „Ach so“, nickte Phaeneas. „Ja, da geht es mir genauso.“ Auch wenn er gewöhnlich eher eine luxuriöse Umgebung gewohnt war und diesen Umstand wie ganz selbstverständlich hinnahm.
    Den folgenden Gedankengang bezog er allgemein: „Doch die Reichen denken in dieser Hinsicht anders als wir. Man muss ja schließlich zeigen, was man hat und wer man ist. Viele Außenstehende lassen sich leicht von Prunk und Reichtum verblenden und vergessen dabei, dass es sich – wie du ja sagst – nur um Staubfänger handelt. Tja, Repräsentation ist alles!“ Dann schmunzelte er. „Nur in den Privaträumen kann man etwas Bescheidenheit zeigen.“
    Im Atrium war es inzwischen schon dämmrig geworden, es fiel kaum mehr Licht durch das Compluvium. Ihr Götter, was waren die Nächte in Germania dunkel!
    „Ich denke, du findest dich nun halbwegs zurecht, auch wenn ich bei ein paar Zimmer nicht mehr dazugekommen bin, sie dir zu zeigen.
    Aber jetzt sollten wir in die Sklavenunterkunft gehen“
    , schloss Phaeneas.


    Sim-Off:

    Ich denke, wir hören dann hier auf, weil ich ja ab heute für eine Woche weg sein werde. :)

    Als Crinon das Zimmer betrachtete, vernahm Phaeneas ein „Aha“.
    Der bithynische Sklave sah sich darauf noch einmal genau im Cubiculum um, weil er sich einbildete nichts zu sehen, was ihm aufsehenerregend genug für ein „Aha“ erschien.
    Deshalb fragte er, leicht im Scherz, nach: „Was willst du damit sagen?“ ;)