Phaeneas beschloss, nicht auf den Doppelsinn der Worte der Sklavin zu hören, ebenso den etwas spitzen Unterton ihrer Stimme.
Er konnte ihr ihren Unmut nicht verübeln, es war immer unangenehm dem Herrn mitteilen zu müssen, etwas nicht geschafft zu haben, und umso erleichterter war Phaeneas auch jetzt, als die Mitbieterin aufgab.
Beiträge von Phaeneas
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Ich bin bis Mittwoch, den 1. August, oder auch bis Freitag, den 3. August, vielleicht aber auch ein paar Tage später in Tschechien bei einer Freundin.
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Meine Güte, hatte der Sklavenhändler es aber eilig. Nun gut, wie er wollte: „Ich biete 3000 Sesterzen im Namen meines Herrn, des Legatus Augusti pro Praetore.“ Hoffentlich würde er jetzt nicht versuchen die Versteigerung neu anzukurbeln, sondern die Sache möglichst schnell erledigen... Zum Glück schienen nicht allzu viel andere interessiert zu sein.
Phaeneas „freute“ sich jetzt schon auf die Stielaugen, die der Händler machen würde, wenn er die Summe hörte... -
Phaeneas klopfte an die Tür des Tablinums, wartete auf eine entsprechende Aufforderung und trat ein.
"Es sind einige Briefe für dich angekommen, Herr." Einige war gut. Ein ganzer Stapel war es:An Marcus Vinicius Lucianus
Regia Legati Augusti pro Praetore
Mogontiacum, GermaniaSalve mein Bruder,
ich dachte mir schon, daß du mit deinem neuen Posten mehr als genug Arbeit haben wirst und freue mich, daß du die schwierige Anfangsphase hinter dir zu haben scheinst. Wie es uns in Rom ergeht? Rom steht noch und erfreut sich gerade brütender Hitze. Man sagt, in Germania wäre es um diese Jahreszeit kühler und falls nicht, so sei die Hitze angenehmer zu ertragen. Wenn das stimmt, dann beneide ich dich, denn hier scheint jeder Tag heißer zu sein als der vorherige. Schon längst wäre ich geflüchtet aufs Land, auf meine Güter, wenn nicht diese leidige Pflicht im Senat meine Anwesenheit hier binden würde. Sei ohne Sorge, im Senat versäumst du nichts. Die Themen sind zum Großteil langweilig und bei vielen Senatoren hat man das Gefühl, sie würden nur heiße Luft produzieren, ein Gedanke, der angesichts des Wetters bei mir keine Hochgefühle entstehen lässt. Auch die leidige Geschichte mit den Parthern wurde andiskutiert, doch viel mehr als die Gerüchte von der Subura in die Curia Iulia zu tragen wurde auch nicht getan. Doch wie du sicher schon weißt, hat der Kaiser Rom verlassen und ist mit der Legio Prima nach Syria gereist. Ich muß zugeben, ich war erstaunt als ich davon erfuhr, denn der jüngste ist unser Kaiser ja wirklich nicht mehr. Entweder ist die Lage so prekär, daß er das zu seiner eigenen Sache erklärt hat oder er will auf seine alten Tage nochmal ein Abenteuer erleben. Vielleicht auch eine Mischung von beiden. Oder er ist vor seiner Frau geflüchtet, aber das ist Weibertratsch und zugleich auch eine schöne Überleitung. Was ist denn mit deiner Heirat? Es wird nun wirklich Zeit dafür, die Verlobung ist ja auch schon eine schöne Zeit lang her. Ansonsten kann ich dir nur mehr erzählen, daß Livia vor kurzem entbunden hat, ich also Vater geworden bin. Leider ist es nur ein Mädchen, aber es ist gesund und wird irgendwann einmal auf den Namen Livilla hören. In den nächsten Tagen werden sie nach Misenum aufbrechen, in unsere Villa dort, du weißt ja, die Hitze in Rom und die Geburt war für Livia ziemlich anstrengend. Und mit diesen Neuigkeiten schließe ich auch den Brief, du hast ja gewiss mehr zu tun als mein Geschwätz zu lesen.
Vale bene, mein Bruder, und mögen die Götter dir ihren Segen geben.
M. Vinicius Hungaricus
An
Marcus Vinicius Lucianus
Regia Legati Augusti pro Praetore
Mogontiacum, Germania SuperiorSalve Marcus Vinicius!
Ich hoffe Dir geht es gut.
Bestimmt hast Du sehr viel zu tun. So eine Provinz macht viel Arbeit und Du bist der wichtigste Mann dort, dass sehe ich ein. Aber was weiß eine ahnungslose Frau schon von diesen Dingen.
Einen Brief hätte ich allerdings schon erwartet. Sollten Dich deine Amtsgeschäfte so sehr in Beschlag genommen haben, dass Du mich ganz vergessen hast? Ich bin Deine Verlobte, vielleicht erinnerst Du dich.
Oder haben Dich andere Dinge abgelenkt? Wie ist denn Germanien so? Ich habe gehört, die germanischen Mädchen sind allesamt blond, groß und üppig. Stimmt das?
Rom ist seit einiger Zeit eine einzige Enttäuschung. Der Kaiser ist abgereist, weil er mit irgendwelchen Barbaren Krieg führen will. Seit dem ist es im Palast todlangweilig. Mir ist vollkommen schleierhaft, weshalb sich der Kaiser dafür selbst bemühen muss, wozu hat er schließlich seine Generäle? Aber er ist der Kaiser und wird schon am besten wissen, was gut für uns alle ist. Vollkommen lächerlich ist jedoch, dass auch mein Cousin Aelius Quarto meint, unbedingt mit ihm gehen zu müssen. Als ob er das bei seiner Stellung und in seinem Alter noch nötig hätte.
Außerdem sind vor einiger Zeit sein Adoptivsohn und dessen Tochter hier eingezogen. Gebürtige Claudier, die sich natürlich wie alle Patrizier für etwas Besseres halten. Dabei wissen sie überhaupt nicht was sich gehört und sie nehmen die Sklaven über Gebühr in Beschlag. Es ist eine Zumutung. Manchmal lässt man mich sogar warten und zwar länger als akzeptabel ist.
Wie heißt die Stadt noch gleich, in der Du residieren musst? Mogontiacum? Ich weiß sehr wohl, dass ich mir über diesen Ort keine Illusionen machen darf. Es ist bestimmt ein kümmerliches, rückständiges und schmutziges Dorf. Aber besser die Frau des Statthalters in so einem Provinznest, als eine alleinstehende, wehrlose Frau hier in Rom.
Wann holst Du mich endlich zu Dir? Wann heiraten wir endlich? Du musst mich dringend erlösen.Deine Aelia Paulina
ROMA - ANTE DIEM VI ID IUL DCCCLVII A.U.C. (10.7.2007/104 n.Chr.)
An
Marcus Vinicius Lucianus
Regia Legati Augusti pro Praetore
Mogontiacum, Germania SuperiorSalve Marcus Vinicius, liebster Verlobter!
Wie schön ist es Deine Zeilen zu lesen. Ich verzeihe Dir.
Natürlich werde ich so schnell ich kann zu Dir eilen, aber Du wirst verstehen, dass ich zuvor noch vieles erledigen muss. Man kann eine solch weite Reise schließlich nicht ohne passende Reisegarderobe antreten und für die kalten Tage des Nordens brauche ich auch noch wärmende Mäntel. Das verstehst Du bestimmt.
Sobald das erledigt ist breche ich auf. Ich verspreche, es wird nicht lange dauern.
Deine Aelia Paulina
ROMA - ANTE DIEM XVII KAL AUG DCCCLVII A.U.C.
(16.7.2007/104 n.Chr.)An
Marcus Vinicius Lucianus
Regia Legati Augusti pro Praetore
Mogontiacum
GermanienLucianus, werter Freund!
Sehr habe ich mich über deinen Brief gefreut, den ich heute erhalten habe. Hätte ich eher Zeit gehabt, so hätte ich dir bestimmt schon früher einen Brief geschrieben. Doch du kennst es ja, wenn man sich für alles die nötige Zeit nehmen würde, so käme man nie mehr in das Bett.
Zu allererst möchte ich dir für deine Glückwünsche zu meinem Sieg in Spanien danken. Die Götter waren mir hold, sonst hätte ich die Situation bestimmt auch nicht so gut lösen können.
Darüber hinaus kann man so einen Sieg nur eringen, wenn man mit sich selber in reinen ist und weiß, dass man zur Not immer Freunde hat, die einem helfen werden. Den kleinen Zwist den wir hatten, habe ich natürlich schon längst vergessen. War ja kaum mehr als eine Meinungsverschiedenheit.Sorgen musst du dir dort im Norden über die Bedrohung im Osten sicher nicht machen. Der Kaiser hat sich ja selbst der Lage angenommen und damit haben wir wohl den bestmöglichen Vertreter dort an der Front. Doch sollte es trotzdem mal zu einer möglichen Bedrohung kommen, so werde ich dich und die anderen Statthalter rechtzeitig informieren.
Zu der Lage in Parthia kann ich dir eine Abschrift der Rede des Kaisers vor dem Senat anbieten:
Seit geraumer Zeit hat der parthische König Oroes der Erste unsere syrischen Grenzen bestürmt, geplündert und gemordet. Die Friedensliebe und Friedfertigkeit der Römer hat dessen Entschuldigungen nur zu lange entsprochen und auf eine scharfe Antwort verzichtet. Doch diese Milde und Nachsicht hat man uns nun schlecht vergolten. Ich wurde von König Exedares von Armenia, den wir Amicus Romanorum nennen, davon unterrichtet, dass sein Land von parthischen Truppen angegriffen wurde. Die in seinem Schreiben enthaltene Ernstlichkeit der Lage lässt keinen Zweifel daran, dass das Königreich mittlerweile wohl sicher gefallen und der König wahrscheinlich nicht mehr am Leben ist. Ein Freunde Roms ist schändlich attackiert worden, trotz Zusicherung der Freundschaft Roms, trotz eines Vertrages mit dem Herrscher von Cetesiphon!Darüber hinaus sind kaum neue Informationen vorhanden. Wobei Berichte von dem Kaiser, der bald gelandet sein dürfte, schon sehnsüchtig erwartet werden.
Mir selbst geht es dabei - abseits von den ganzen Sorgen das Reich betreffend - ganz gut. Mein Privatleben ist derzeit zwar von den Problemen dominiert, doch letztlich wollte ich es ja nicht anders, als ich das Angebot des Kaisers annahm. Meiner Familie geht es soweit auch gut. Sind ja auch alle mit irgendwelchen Aufgaben fleißig beschäftigt und noch bemüht den Weg zu finden, der ihnen bestimmt ist.
Doch wie hat sich dein Leben in Germanien entwickelt? Wie geht es deiner Frau? Darf man schon guter Hoffnung sein? Und wie gestaltet sich deine Arbeit, macht sie Spaß?
Das Angebot mit dem Ortswechsel werde ich nur allzugern annehmen, sobald es meine Zeit zlässt.
Doch leider muss ich mit diesen Zeilen den Brief auch schon wieder abschließen. Die Pflicht ruft und wartet leider nicht.Mögen die Götter ihre Hände schützend über dich halten
dein dich liebender Freund
Gaius -
Als Crinon einen Schlag erntete, war Phaeneas’ Frage beantwortet. Er hatte von sich aus gesprochen.
Bei allen Göttern, Phaeneas konnte es nicht hören, dieses heuchlerische Anpreisen von Sklaven! Was einem normalen Menschen peinlich wäre in den Mund zu nehmen, das war einem Sklavenhändler gerade recht!
Im Übrigen war es sinnlos, einen Sklaven auf dem Markt als gefügig zu verkaufen, Phaeneas wusste, dass die meisten ihren eigenen Willen behielten. Manchmal wunderte sich der bithynische Sklave doch über die Gewohnheit der „Römer“, wie Hedda immer sagte, sich selbst etwas vorzuspielen und vorspielen zu lassen, wovon sie selbst genau wussten, dass es nicht so war, nur weil... weil es so bequemer war? Weil Schein immer schöner war als Sein? Weil man sich nicht mit etwas beschäftigen musste, was ja gar nicht der Fall war? -
Nachdem der Herr gegangen war, räumte Phaeneas das Geschirr wieder auf das Tablett und brachte es in die Küche.
Später verließ er Domus und Regia, um zu der Versteigerung zu gehen. Es war irgendwie jedes Mal wieder ein Erlebnis durch die Porta zu schreiten, auch wenn es ihn nie danach gedürstet hatte, wie andere Sklaven. Fortuna musste ihre Gaben wirklich blind verteilen, denn wenn sie hingesehen hätte, hätte jemand anderes dieses Privileg erhalten. -
Phaeneas schob sich durch die Menge, um ein Stück näher an die Tribüne heranzukommen. Dem Anfang der Versteigerung hatte er möglichst sachlich zugeschaut, wobei es ihm schwer fiel...
Seltsam, bei diesem Sklaven, Crinon, schien es fast so, als sei er es, der die Zuschauer musterte, und nicht sie ihn, so wie er seinen Blick schweifen ließ.
Als er die Stimme anhob, grübelte Phaeneas, ob ihm das wohl der Händler aufgetragen hatte oder er sich selbst dazu entschlossen hatte. Ersteres schien ihm am wahrscheinlichsten.
Hm, ein wenig Akzent hörte man heraus, aber ansonsten war sein Latein akzeptabel. -
„Gut, Herr. Ich werde mich darum kümmern.“
Phaeneas hatte an Crinon vor allem gefallen, dass er gefasst gewirkt hatte. Wobei das nicht viel sagen musste, denn vor der gaffenden Menge versuchte so gut wie jeder stolz zu wirken. Aber wenn dieser Eindruck nicht trog, dann wäre es in jedem Fall eine Erleichterung für die Zukunft. -
Der junge Bithynier nickte auf die Anweisung hin, sich weiter nach diesem „Macarius“ zu erkundigen.
„Ja, Herr, ein Germane mit dem Namen Crinon. Wenn man dem Sklavenhändler Glauben schenken darf, kräftig und als Leibwächter geeignet und er spricht Lateinisch und Germanisch. Das Startgebot war, wenn ich mich recht erinnere, 400 Sesterzen.“ -
„Ob er wirklich aus Gallien stammt ist nicht sicher, Herr, so wird es behauptet.“ Und Phaeneas erzählte gleich nahtlos weiter: „Manche erzählen, er habe sich erst vor kurzem irgendwo in Hispania aufgehalten, wieder andere vermuten, dass er in Rom war, einige tippen sogar auf Aegyptus. In Mogontiacum angekommen bezog er sein Haus, in dem ein Mann namens Livius Priscus mit besagter Sklavin all die Zeit auf ihn gewartet hat. Seltsam ist, dass niemand seinen Namen zu kennen scheint. Jemand will mitbekommen haben, dass er Macarius heißt, was aber sehr unwahrscheinlich ist, denn bisher hat er stets davon Abstand genommen, seinen Namen zu nennen.“ Warum sollte er ihn also überhaupt irgendwann genannt haben? Phaeneas glaubte eher, dass sich eben dieser Name im Laufe der Herumerzählerei eingeschlichen hatte oder sich jemand mit dieser Behauptung wichtig machen hatte wollen.
Aber umso seltsamer war es, dass dieser Fremde so freigiebig war und dabei so über seinen Namen schwieg. Der Bithynier kannte es nur andersherum: Wenn einer seiner ehemaligen Herrn großzügig gewesen war, hatte dieser immer dafür gesorgt, dass auch jeder dabei seinen Namen erfuhr.
Ansonsten jedenfalls wusste Phaeneas über diesen Mann nur noch Nebensächlichkeiten zu erzählen, die nicht ganz so eifrig besprochen worden waren. -
„Natürlich, Herr...“ Es klang überlegend.
Inzwischen hatte der bithynische Sklave genügend Zeit gehabt sein Gedächtnis zu durchstöbern und war dabei doch auf erstaunlich viel gestoßen, was vielleicht für den Herrn wissenswert sein könnte.
„Die Aurelier werden demnächst nach Rom abreisen, Herr. Ein Terentier, Terentius Primus, hat sich in Mogontiacum eingefunden und will, so wird behauptet, in den Militärdienst eintreten. Die Casa Hadriana wurde außerdem neu bezogen, genau wie ein kleines Haus, bei dem lange niemand wusste, wem es eigentlich gehörte. Man munkelt, dass der Besitzer gallische Ursprünge haben soll, aber viel herumgekommen“ – herumgetrieben träfe es eher – „ist. Er hat seine Sklavin auffallend teuer einkleiden lassen, sowie in der Taberna die Kosten für sämtliche Bestellungen übernommen.“
Meine Güte, vielleicht hatte Phaeneas doch mehr Talent zum Klatschen als er sich zugetraut hätte! -
Sonnenlicht ergoss sich aus dem Compluvium und füllte den Raum mit Licht und angenehmer Wärme, was Phaeneas allerdings nur in Form dessen wahrnahm, dass ihm nicht kalt war. In erster Linie hörte er nur aufmerksam zu.
Der Bithynier gab normalerweise nicht viel auf das Gerede der Leute. Schließlich wurde viel getratscht und wenn es keinen konkreten Anlass dazu gab, dann war schnell jemand zur Hand, der irgendeine Geschichte erfand, die jeden Sinnes entbehrte, Hauptsache es war wieder etwas zu reden da.
Aber darum ging es dem Herrn ja gerade.
Phaeneas fügte nur ein: „Dann und wann war ich sicherlich in der Stadt.“
Ansonsten nickte er. -
Neues? Phaeneas fiel spontan nichts ein, es lief alles wie es sollte.
Außer... die Sache mit dem Döschen vielleicht. Es war immerhin eine Ausgabe. *g*
„An sich gibt es nichts wirklich außergewöhnliches. In der Küche ist ein Mohngefäß abhanden gekommen und ich habe Berenice erlaubt ein neues zu kaufen, das war alles.“ -
Auf dem Tablett, das Phaeneas brachte, fanden sich Brot, Oliven, Käse und dergleichen ähnliches, was für ein ientaculum üblich war, doch es war auch ein kaltes Gericht dabei, „damit der Herr mittags nicht verhungern wird, wenn er bei der Arbeit sitzt“, wie Berenice das zu sagen pflegte.
Der bithynische Sklave baute alles vor dem Herrn auf, schenkte etwas Wein in einen dünnwandigen Glasbecher und dazu Wasser und sah den Herrn fragend an, ob ihm die Mischung so recht war. Im Allgemeinen neigte er zum Verwässern, aber so etwas hing ja vom jeweils persönlichen Geschmack ab. -
Besorgt sah Phaeneas dem Herrn beim Zurechtzupfen zu. Wie hatte ihm diese fehlenden Falten nur entgehen können?! Aber es war gleichzeitig angenehm, nicht vom Herrn dafür zurechtgewiesen zu werden. Wieder war es diese Selbstverständlichkeit, mit der dieser handelte, die Phaeneas imponierte.
Ja, das schöne Wetter... Und das herrlich sonnenbeschienene, warme Atrium... Damit waren die Interessen des Herrn denen von Phaeneas gleich.
„Sehr wohl, Herr“. Und so machte er sich auf das Frühstück zu holen. -
"Danke!" .....
Dergleichen aus dem Mund eines Herrn war etwas, was Phaeneas noch nicht oft erlebt hatte. Dieses Wort, so beiläufig gerade eben gesprochen, erstaunte ihn und auch deshalb, weil er es selbst als ganz selbstverständlich ansah, dass ein Herr es nicht nötig hatte, sich bei seinem Sklaven zu bedanken.
Er überlegte. Es hatte ehrlich geklungen und es gab nichts, was Phaeneas mehr schätzte als eine ehrlich gemeinte, freundliche Geste.
Doch eine Freundlichkeit konnte gespielt sein und der Bithynier hielt sich stets davor in Acht, sich allzu schnell von Schmeicheleien blind machen zu lassen...„Ich denke ja, Herr, als ich vorhin die Küche verließ, wurden gerade noch die letzten Vorbereitungen getroffen.“ So eben, dass Phaeneas es kurz darauf abholen und dem Herrn bringen können würde.
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Phaeneas sah dabei zu, wie der Herr den schwierigsten Teil des Morgens hinter sich brachte, das Verlassen des warmen, weichen Bettes.
Beim Anblick der Wasserspritzer erinnerte sich der Bithynier an weite, reichlich mit Wasser gefüllte Becken...und vor allem wie sie von oben vom Beckenrand her aussahen.
Das Tuch wurde dem Herrn sofort gereicht, als Phaeneas dessen tastende Hand bemerkte. -
„Ja, wirklich schon, Herr“, antwortete Phaeneas. „Es führt kein Weg daran vorbei.“
Der bithynische Sklave freute sich jedes Mal wieder still für sich, wenn er seinen Namen hörte. Ein Name schien etwas ganz eigenes zu sein, etwas, was nur einen selbst bezeichnete und so war es immer wieder angenehm, damit angesprochen zu werden. Sein Name war vermutlich eines der wenigen Dinge, die ihm an ihm selbst gefielen. Das heißt, Phaeneas beschäftigte sich nie damit, was an ihm „gut“ sein könnte, so verdrängte er stets Gedanken dieser Art und befasste sich lieber mit allen anderen und deren Wünschen und Sorgen.
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Die Sonne tauchte den Morgen draußen in warmes Licht, färbte den bisher dunklen Himmel rot und die ersten Sonnenstrahlen schienen in das Cubiculum des Herrn und spielten mit hellen Farben auf Wand und Möbelstücken.
Phaeneas war schon lange wach, genau wie alle anderen Sklaven des Hauses. Sein eigenes Frühstück war eine Zeit her, das des Herrn wurde gerade vorbereitet.
So ging der junge Bithynier leise in das Zimmer und trat an das Bett. Der Herr schlief friedlich.
„Guten Morgen, Herr. Es ist Zeit aufzustehen“, weckte er ihn.