Das boshafte Lächeln mochte so gar nicht zu ihrem zarten Gesicht passen und das erste, was Phaeneas dachte, als er es erblickte, war, dass die Furien wohl so lächeln mussten...
Die nächste Drohung überhörte er. „Das ist deine Sache, wenn du damit gut fährst...“, zuckte er nur mit den Schultern. „Das ist dann von der Geduld des Herrn abhängig.“
Langsam begannen ihn ihre ständigen Widersprüche und Aufsässigkeiten auf die Nerven zu gehen, musste sie denn stets unbedingt Unfrieden sähen?
Doch was dann kam, brachte sein labiles seelisches Gleichgewicht gänzlich ins Wanken. Der junge Bithynier musste ein paar mal blinzeln, um überhaupt glauben zu können, dass das hier der Wirklichkeit entsprach. Dieses kleine zierliche Ding schlug mit der Faust gegen die Säule, die hinter ihr stand. Sicherlich, sie hatte für Phaeneas’ Geschmack wesentlich zu oft gezeigt, dass sie gewaltig bissig und widerspenstig sein konnte, doch das hier schlug dem Fass den Boden aus.
Was konnte man mehr erwarten, als in einen ruhigen Haushalt verkauft zu werden und dort einfach nur seiner Aufgabe nachgehen zu müssen?!
Beiträge von Phaeneas
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Phaeneas lachte: „Ein persönlicher Gegenstand? Ich glaube kaum, dass etwas dagegen sprechen wird, dass du ihn zurückbekommst!“
Es lag so viel Bitterkeit in der Stimme des Mädchens und vielleicht auch...Verachtung?
„Hast du Angst vor dem Herrn?“ Sanft kam diese Frage, unaufdringlich wie immer. „Was könnte er dir nach dieser Bitte schon tun, was er jetzt nicht ohnehin schon könnte?“ -
Oh doch, „Ausnahmen“, die gab es. Bei so manchem Herrn hatte Phaeneas ein angenehmes Leben genossen, ihm hingebungsvoll dienen können - ohne ständig Drohungen im Nacken zu haben.
Des weiteren sagte Hedda nichts mehr. Sie würde schon ihre Gründe haben.
„Der Centurio?“, wunderte er sich. „Was willst du denn von ihm? - Das heißt, du musst es mir nicht sagen, wenn du nicht willst“, lenkte der Bithynier sofort ein, das Mädchen sollte sich nicht bedrängt fühlen. „Ist es denn etwas...Wichtiges?“ Er wusste nicht, wie er es sonst ausdrücken sollte. „Du könntest mit dem Herrn reden, vielleicht lässt er den Brief ja übergeben?“ -
Entschlossenheit blitzte in Heddas Augen, als sie zu Phaeneas hochsah.
Interessant, wie sie das Wort „Sklave“ betonte, doch er konnte sich keinen Reim darauf machen.
Ruhig befreite er sich aus ihrem Griff. Dann sah er sie gerade heraus an. „Ich werde nicht zum Herrn gehen; was du mir sagst, hat schließlich nichts “ – zumindest nicht direkt – „mit dem Herrn zu tun und geht ihn daher auch nichts an.“ Ausnahmsweise erlaubte Phaeneas sich diese harten Worte. „Solange du tust, was der Herr dir aufträgt, sehe ich auch keinen Grund dir in irgendeiner Weise zu schaden. Wirst du es nicht tun, wirst du das Gleichgewicht in diesem Hause stören und das wird alle Beteiligten treffen, vor allem Sklaven, die wie du es sich nicht aussuchen können, was sie tun oder lassen.
Droh mir wie du willst, mich wird es nicht berühren.“ -
Der bithynische Sklave versuchte, den kühlen Klang in ihrer Stimme zu überhören, was ihm aber nicht gerade leicht fiel. „Für mich schon. Vielleicht warst du bisher oft draußen, ich nicht“
„Die ganze Zeit eingesperrt zu sein“ hatte einen ungewöhnlichen Anklang. Vielleicht bezog es sich auf das, was sie nicht erzählen durfte. Dann klang sie gelöster und es freute Phaeneas zu hören, dass ihr die Natur doch nicht so gleichgültig war.
„Eine Farbe, wie sie nur dort oben zu sehn sein kann, mit nichts sonst vergleichbar, und so weit und offen ist der Himmel, von nichts begrenzt.“ Die Luft, ja, frisch war sie und sie trug einen leichten Blumenduft mit sich. „Die verschiedenen Vogelstimmen machen sich so gut zusammen, bunt durcheinander und doch eine Melodie...“
Hedda schaffte es tatsächlich, Phaeneas in Schwärmereien über Vögel zu bringen. Fast musste er über sich selber lächeln. -
„So meinte ich es, Hedda“, nickte Phaeneas. Was sie weiter erzählte, ließ ihn stutzen. „Man hat dir den Mund verboten?“, fragte er mitfühlend. Das schien ihm nun doch ein wenig wie ein Eingriff in das bisschen Privatleben, das ein Sklave hatte, seine eigene Geschichte nicht erzählen zu dürfen. „Dann ist es eine unangenehme Angelegenheit, nicht?“ Unangenehm genug, dass jemand nicht wollte, dass es öffentlich wurde.
„Ich weiß nicht, ob der Herr mich für Botengänge einsetzten wird. Vielleicht. Doch... warum fragst du so gezielt danach, ob ich hinaus darf?“ -
Phaeneas stapfte durch das Gras, die Schritte fühlten sich darauf so leicht und federnd an, und auch wenn ein leicht kühler Wind wehte, war es angenehm hier draußen zu sein.
Gerade hatte er nichts zu tun und wegen der neuen Sklavin sparte er es sich, sich eine Arbeit zu suchen, die er zusätzlich hätte erledigen können. Dachte er sich's doch, hier war Hedda. An eine Säule gelehnt und sie sah unglücklich aus.
"Wie gefällt dir der Garten?", fragte der Bithynier lächelnd, das konnte sie jetzt sicher gebrauchen. Ihm lag daran, ihr zu zeigen, dass es hier auch nicht schlimmer war als anderswo, höchstens vielleicht eine Umstellung.
"Ich mag es hier draußen, es ist schön mal nicht nur im Haus zu sein." -
Was Hedda sagte, kam bei Phaeneas auf zwei verschiedene Arten an. Zum einen hatte er nichts gegen die Römer im Allgemeinen, wie sollte er auch, wo er mitten unter ihnen aufgewachsen war. Doch der junge Bithynier war klug genug, um zu erkennen, dass manches, was sie taten, schlecht war. Nicht zuletzt jene Herrn, die glaubten, ihre Sklaven mit verschiedensten Methoden gefügig halten zu müssen... Was Hedda sagte, klang logisch. Die Römer nahmen wahrlich einfach alles, was ihnen vor die Nase kam, und nahmen dabei nicht viel Rücksicht auf die eroberten Völker.
„Ist das auch der Grund, warum du hier bist?“, fragte er. Wenn er schon so weit gegangen war und Dinge aufgewühlt hatte, die er eigentlich hatte lassen wollen, dann wollte er das auch noch wissen.
Wieder dieser seltsame Ausdruck in ihren Augen! Es wirkte fast, als würde sie an Phaeneas vorbeisehen oder durch ihn hindurch. Dazu eine Traurigkeit, die er gerne weggewischt hätte, doch sie passte sich gut an jenes an, was ihn so faszinierte.
„Ich weiß es nicht, der Herr hat mir darüber noch nichts gesagt. Eigentlich ist es für meine Aufgabe nicht nötig, ich bin für die Tür zuständig und soll Besucher einlassen.“ -
Der bithynische Sklave ließ es, auf das leiste geflüsterte noch etwas zu sagen. Er hoffte für Hedda, sie würde niemals einen Herrn erleben müssen, der schlimmer war als dieser.
„Ja“, nickte er auf ihre Ausführungen in bezug auf Germania, „sie sehen es als ihre von den Göttern geheiligte Aufgabe die ganze Welt zu erobern. Doch... in Rom selbst sieht man meistens nur die Vorteile für die Provinz. Ist die römische Herrschaft denn wirklich so schlimm zu ertragen?“ Noch nie hatte Phaeneas sich mit so etwas beschäftigt, wusste nur ein paar Dinge vom Hörensagen. Bisher hatte es sein Leben schließlich auch noch nicht im geringsten berührt. Doch jetzt, wo diese Germanin ihm gegenübersaß und erzählte, jetzt interessierte es ihn.
Auf die „sogenannte Kultur“ sagte er nichts, Phaeneas schätzte die Errungenschaften der römischen Zivilisation, davon abgesehen, dass er nicht wusste, wie es anderswo war, nicht einmal was ihn in Bithynia, seiner Heimat, der Heimat seiner Eltern erwartet hätte.
„Nein, bisher hat es noch kein Herr für nötig gehalten, dass ich so etwas beherrsche. Kannst du es denn?“
Das leichte Fröstelgefühl zu ignorieren schaffte er mittlerweile ganz gut. -
Phaeneas seufzte innerlich. Was war auch anderes zu erwarten, als dass sie ihre Freiheit liebte? Freiheit – das war für den Bithynier ein abstrakter Begriff, ungreifbar und unwirklich. Es war ihm unverständlich, wie manche Sklaven so an ihrer verlorengegangen Freiheit hingen konnten. Außerdem war es unsinnig etwas nachzutrauern, was unerreichbar war. Doch immerhin sah Hedda ein, dass sie jetzt unfrei war, manche furchtbar uneinsichtigen Sklaven bestritten in ihrer Kurzsichtigkeit sogar dies. „Was vorher war ist vorbei. Was jetzt ist zählt, denn damit musst du klarkommen. Schau dich in dieser Kammer um, Mädchen, sie ist sauber und halbwegs geräumig, du bekommst zu essen und nicht einmal schlecht, du wurdest nicht gleich zur Begrüßung ausgepeitscht. Das ist nicht überall selbstverständlich. Bei manchen Herrn muss man als Sklave noch weit schlimmeres ertragen.“
Erpresst? Ach so, sie meinte sicherlich die Sklaverei an sich. Wieder eine Wortwahl, die für Phaeneas unmöglich nachzuvollziehen war.
„Ich bin gerade erst seit kurzem in Germania, Hedda, für mich ist dieses Land neu und unbekannt. Du könntest mir etwas davon erzählen“, bat der junge Bithynier. -
"Mein Name ist Phaeneas", erklärte der bithynische Sklave ihr. „Bis vor kurzem lebte ich in Italia. Ein Sklavenhändler kaufte mich und brachte mich hierher nach Germania. Du siehst, ich bin auch noch nicht lange hier. Doch ich denke, wir haben es gut getroffen, Hedda. Sieh dich um!“ Vielleicht wusste Hedda es nicht so sehr zu schätzen, doch Phaeneas war dem Herrn allein schon für die überaus akzeptable Sklavenunterkunft dankbar.
Der Bithynier wagte es nicht, sie darauf anzusprechen, wie sie zu Vinicius Lucianus gekommen war – es würde nur Salz in frischen Wunden sein - , doch aus Neugierde konnte er eine Frage nicht zurückhalten: „Du bist Germanin?“ -
Der bithynische Sklave war dankbar, dass sie ohne Anstalten mitgekommen war. Ein weiterer Schritt, der ihm und ihr das Leben erleichterte.
Phaeneas sah dem Mädchen zu, wie sie zu einem ziemlich abseits gelegenen Lager ging und sich setzte. So klein wirkte sie, als sie da saß, und so verloren.
Langsam schritt er auf sie zu, das heißt, mehr nur in ihre Richtung, und ließ sich in einiger Entfernung von ihr nieder. Er wartete ab, ob es ihr unangenehm war, wenn er ihr Gesellschaft leistete. Falls sie etwas derartiges signalisierte, würde er sich zurückziehen, Arbeit gab es genug. Doch Phaeneas hoffte, sie würde sich wenigstens nicht ganz verweigern. -
Das, was Hedda dann sagte, überraschte Phaeneas etwas. Es war schwierig, sich überhaupt nur ein Bild von ihr zu machen, weil sie sich mal störrisch und dann wieder nachgiebig zeigte.
„Kein Problem“, antwortete der Bithynier diplomatisch.
Er war erleichtert, sie endlich so weit zu haben, dass sie nun schon selbst darum bat, gehen zu können – es ging doch nichts über einen freiwilligen Entschluss.
„Gut, gehen wir“, stimmte er zu. Doch nun behielt er sie genau im Auge, ob sie ihm auch folgte... -
Sieh an, sie zog andere Seiten auf.
"Nein, ich habe dir nichts zu befehlen. Ich habe nur dem Befehl des Herrn zu folgen, genau wie du, und er hat dir indirekt befohlen mir zu folgen. Auch wenn der Herr nicht hier ist, er wird es erfahren, wenn du seinen Befehlen nicht Folge leistest."
Ein wenig zu oft kam ihm hier "Befehl" und "gehorchen" vor, ob ihr das wohl gefiel?
Doch eines bemerkte Phaeneas: der Herr, er schien das für sie entscheidende zu sein. -
"Der Herr hat mir den Auftrag gegeben, dir die Domus, deinen zukünftigen Lebensbereich, zu zeigen. Zuerst wollte ich dir die Sklavenunterkunft zeigen, doch wenn du willst, können wir auch etwas anderes zuerst besichtigen." Hier war Phaeneas wahrlich nicht kleinlich. "Du solltest mir folgen, weil es der Herr befohlen hat." Ihre letzte Frage irritierte den jungen Bithynier. "Was sollte ich dir zu sagen haben? - Gibt es denn etwas bestimmtes, was du gerne wissen würdest?"
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Phaeneas machte ein paar Schritte, dann merkte er, dass Hedda ihm nicht folgte.
Er sah sich nach ihr um. Mit verschränkten Armen stand sie da.Wer weiß, vielleicht war sie gerade erst seit kurzem Sklavin, vielleicht war das alles neu für sie. Viele verunsicherte es, das kannte Phaeneas, von vielen Stunden, die er neben ängstlichen Sklavinnen verbracht hatte.
"Komm" -
Mit der neuen Sklavin kam der Bithynier in der Sklavenunterkunft an. Ein wenig kannte er sich nun doch schon in der Domus aus, gerade so um sich zurechtfinden zu können. Es war schwierig, zugleich auf Hedda zu schauen und den Weg finden zu müssen.
Er sah sie an und eröffnete ihr: „Hier wirst du schlafen, genau wie die anderen Sklaven. Such dir einfach eines der freien Lager aus.“ Dabei war Phaeneas auf alles gefasst. -
Der bithynische Sklave eilte auf das Zeichen des Herrn herbei.
Hedda hieß sie also.
"Nein, Herr", lautete Phaeneas' kurze Antwort.
Dann wandte er sich an das Mädchen, nickte ihr freundlich zu und forderte sie auf ihm zu folgen.Sim-Off: Muss die ganze Runde noch mal sein? Ich glaube nämlich nicht, dass mir zu jeden einzelnen Raum noch irgendetwas einfallen wird, auch wenn Hedda jetzt dabei ist... Was kann man schließlich mehr sagen, als "Das hier ist ..." ?
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Ein paar Sklavinnen hielten sich in der Culina auf und bereiteten die nächste Mahlzeit vor. Cephalus schaffte es, eine von ihnen zu überreden, ihm eine Kleinigkeit zu essen zu überlassen.
„Das ist Phaeneas“, erklärte er, „der neue Sklave.“ Der Bithynier nickte in die Runde. Die Sklavinnen wandten sich wieder den Speisen zu und Cephalus schob Phaeneas einen Becher Wasser hin. Dankend nahm er ihn an und blickte fasziniert hinein. Schade, dass Trinkwasser nur zum trinken da war. Dann nahm er einen Schluck. Das Wasser war kalt und verstärkte das Kältegefühl in ihm, doch er ignorierte es so gut es ging.Sim-Off: Damit ist der Rundgang jetzt beendet!
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