Beiträge von Quintus Redivivus Sabinus

"Nein nein, früher oder später sind wir auch fertige Legionäre. Aber Frischlinge werden dennoch immer beliebte Zielscheiben sein...", sagte Sabinus und nahm die Würfel.
Bevor er warf sprach er; "Doch lassen wir das Thema für heute ruhen, sehen wir lieber, auf wessen Seite Fortuna steht." Mit einer künsterlischen Handbewegung liess er die Würfel rollen. I und III.
"Sachen gibt's...", seufzte er und reichte die Würfel an Drusus weiter.

Wortlos taten die Probati, wie geheissen. Sie suchten sich jeder einen Bogen und zehn Pfeile heraus.
Sabinus fand es gut, dass er auch im Bogenschiessen unterrichtet wurde. Das konnte man sicher mal brauchen...
Die Rekruten stellten sich auf, ungefähr 30 Schritte von den strohigen Zielscheiben entfernt. Sabinus hatte noch nie zuvor einen Bogen in den Händen gehalten. Er hoffte, kein Anfängerpech zu haben und nach diesem Tag um einige Erfahrungen reicher zu sein.

"Na hört mal. Brutus und Patrizier beissen sich schon etwas. Ich wette, der ist schon länger dabei, und er ist immer noch Legionär...
Tja, zu Hampelmännern der Truppe lassen wir uns sicher nicht machen. Vorher unternehmen wir etwas...", etwas subtil bedrohliches schwang in seiner Stimme mit, das jedoch genau so schnell verschwand wie es aufgetaucht war. Sabinus hatte gewürfelt.
"IV und IV. Tut mir leid Valerian, aber die Würfel sehen keinen Grund, mir seelischen Schaden zuzufügen."
Er reichte die Würfel weiter.

"Nenn es Schicksal, nenn es Pech oder einfach die Fiesheit eines Offiziers. Es gibt viele menschliche Charakteren, und sicherlich alle davon findest du auch in diesem Lager hier...
Aber eigentlich wollte ich nur sagen, dass ihr besser noch nichts unüberlegtes macht...", meinte er mit einem Zwinkern. Er selbst und seine früheren Kameraden hatten nämlich selbst solche Erfahrungen gemacht.
Nun denn...
Er nahm die Würfel und warf... sie zeigten deutlich eine IV und III

"Hm, du könntest recht haben..."

So langsam wurde es spannender...

"Na was meinst du, warum ich schon ne ganze Weile hier im Wasser hocke?", antwortete er Drusus.
"Tja, wenn wir mal genug freie Zeit haben, so am Abend oder so... treffen wir uns doch auf dem Exerzierplatz, wenn er frei ist. Ich glaube nicht, dass wir dafür eine Bewilligung brauchen..."
Sabinus stiess sich ein klein wenig vom Beckenrand ab und trieb im Wasser.
So langsam waren jetzt seine Muskeln genug gelockert und aufgeheizt. Er würde bald raus aus dem Wasser und kurz ins Frigidarium gehen.

"Vale", sagte er dem Optio hinterher. Er hatte schon gedacht, dass es ab und zu unerwartete Inspektionen gab und würfelte weiter.
Sabinus hörte die beiden über Brutus reden. Bisher war ihm dieser auch nicht sonderlich sympathisch vorgekommen. Aber als Probati gingen sie vielleicht ein gewisses Risiko ein. Man wusste ja nie, was so alles auf einer nächtlichen Wache passieren konnte.
"Passt auf Jungs. Brutus ist ein erfahrener Legionär, und er hat sicherlich einen Haufen Kollegen im Lager, die ebenso erfahren wie er sind."
Die Würfel zeigten VI und II.
Sabinus fand, dass dies eine gemütliche Runde war. Mit Soldatengenossen ums Kochen würfeln. Später würde er sich sicherlich daran zurückerinnern...

Das Laufen brachte die Probait kräftig zum Schwitzen. Die kühle Luft verhinderte zwar eine Überhitzung des Körpers, aber da die Beine sich vom Vortag noch recht "gebraucht" anfühlten, waren die Rekruten ziemlich bald etwas erschöpft. Doch nach den beiden Runden erholten sie sich schnell wieder.
Wenigstens hatte es den Anschein, als ob heute das Training nicht so streng wie gestern sein würde. Bogenschiessen. Interessante Sache, dachte Sabinus.

Muhaha, Wachdienst mit Brutus, das konnte für die beiden ja heiter werden. Und für ihn konnte die Grundausbildung anschliessend nach der Wache heiter werden. Doch darüber machte sich Sabinus jetzt keine Gedanken.
Er nahm die Würfel in die Hand und liess sie dann einzeln rollen. Ihre obersten Seiten zeigten die II und die I.
Theatralisch machte Sabinus ein schmerzverzerrtes Gesicht, das sich allerdings in ein schadenfreudiges Grinsen verwandelte. "Ihr armen..."
Er reichte die Würfel weiter. "Nun, dann hoffen wir mal drauf, dass Drusus für unser leibliches Wohl sorgt." Er konnte ja schlecht sagen dass er verliert..
"Nun, wir werden sehen."

Ja, es war kühl. Und ja, sie waren müde. Es war grausam, wie schnell der Herbst kam und sich die Wetterverhältnisse änderten. Doch das war Germanien. Hier war das Wetter rauh und güsselig. Das war Sabinus' Heimat.
Er musste sich erst noch an die Kühle gewöhnen. Kälte machte ihm nicht viel aus, er hatte stets Wind und Wetter getrotzt. Doch die Jahre in Rom hatten ihn ein kleines Stück weit verweichlicht. In der römischen Tunika, die im warmen Mittelmeergebiet so populär war wurde es Sabinus ganz kalt um die Beine. Er grummelte, dass er das völlig vergessen hatte, und stand gerade in der Reihe. Einen Vorteil hatte die Kühle, sie war erfrischend und machte die Probati viel schneller wach als üblich.
Man konnte ihnen ansehen, dass sie nun gegen ein kleines Aufwärmen wirklich nichts einzuwenden hatten.

Sabinus hatte gerade die Würfel in der Hand und liess sie über den Tisch rollen, als der Optio unerwartet eintrat. Er blickte kurz auf und zählte dann die Würfel zusammen. "Salve Optio. IV und IV... ich kann nicht klagen...
Nein Optio, die Gewinner werden eine Woche lang mit den Kochkünsten des Verlierers bestraft...", gab er zur Antwort und lachte leise.
Er schob die Würfel Drusus rüber und lehnte sich im Stuhl etwas hinter.

"Ja, ich bin froh dass ich mich hier mit den meisten gut verstehe...
Keine Sorge, früher oder später werd ich mir von jemandem mal das Kochen beibringen lassen", sagte Sabinus grinsend

"Hm, da würden wir uns wohl gut ergänzen. Mit dem Gladius und dem Pilum bin ich nicht schlecht, und ich kenn ein paar gute Nahkampftricks. Allerdings bin ich noch nicht wirklich gut im Bogenschiessen...
Wir sollten uns mal treffen und in Techniken austauschen", meinte Sabinus.
Mittlerweile war er bis zum Hals ins Wasser eingetaucht und hielt sich mit langsamen, gleichmässigen Bewegungen noch drüber.
Er begrüsste Drusus mit einem "Salve. Schweren Tag gehabt?", grinste er friedlich.

Als der Mann eintrat sah Sabinus kurz auf. "Der Wachplan? In Ordnung, ich seh nachher mal vorbei..."
und konzentrierte sich wieder voll auf die Runde.
Zuerst schüttelte er die Würfel in beiden Händen etwas umher, dann liess er sie laut hörbar auf den Tisch rollen. "V und I. Na also, es bessert sich...", sagte Sabinus und gab die Würfel weiter.
"Was ist eigentlich, wenn zwei oder sogar alle gleichviele Punkte haben?", fragte er.

Sabinus nahm die Würfel in Empfang.
"Wer weiss... aber hofft lieber nicht, dass ich verliere.", meinte er zwinkernd und warf die Würfel.
Die beiden rollten über den Tisch und blieben anschliessend liegen. In den Positionen II und III.
"Mensch, V.", sagte Sabinus gespielt enttäuscht. Eine Runde von zehn sagte schliesslich noch gar nichts.
Nachdem auch die anderen die Würfel gesehen hatten, räumte Sabinus sie mit einer Handbewegung vom Tisch und reichte sie weiter.
"Eigentlich könnte doch derjenige mit den zweitwenigsten Punkten die Rolle des Assistentskochs übernehmen...", überlegte Sabinus laut.

"Ja ja, die lieben Verwandten..."
Als Sabinus zurückgefragt wurde, blieb er erst einmal eine kurze Weile stumm und starrte aufs Wasser, ehe er den Kopf wieder hob und antwortete.
"Nun ja.. vielleicht weiss ich das selbst nicht mehr so genau... Ich brauchte etwas... etwas anderes, als den Alltag. Ich brauche etwas, das mich körperlich sowie geistig fordert. In der Legio lernt man so vieles, Kämpfen, Taktiken, Disziplin... Man schützt das Imperium mit dem persönlichen Einsatz. Man lernt gute Freunde kennen, man geht an die eigenen Grenzen...
Ich weiss nicht, wieviel davon schlussendlich wirklich zutrifft. Aber ich halte es nach wie vor richtig, dass ich hierhergekommen bin."

"Eine Woche?", entfuhr es Sabinus und schwieg ein paar Sekunden.
"Na, dann seid ihr aber selber schuld, wenn ich verliere und es eine Woche lang die gleiche, langweilige Mahlzeit gibt", grinste er. "Ich hoffe mal schwer, bei euch hat nicht immer die Freundin gekocht?"
Mit einer Handgeste deutete er Drusus zu beginnen, und verschränkte theatralisch seine Finger ineinander.

Irgendwie war es beruhigend mitanzuhören, dass der eigene Centurio nicht der einzige war, der seine Rekruten hart rannahm.
"Du sprichst mir aus der Seele... Das Training ist doch ganz schön anstrengend... ich meine, ich habe ja einiges über die Legio gehört, aber... nun, an die Grundausbildung haben sich meine Kollegen wohl doch nicht mehr so genau erinnert", grinste Sabinus.
"Der Drill bringt aber auch Vorteile mit sich. Nur die römischen Disziplin und das harte Training werden uns eines Tages auf dem Schlachtfeld am Leben erhalten...
Sag Valerian, warum bist du eigentlich in die Legio eingetreten?", fragte er aus reiner Neugier. Er tauchte seinen Oberkörper langsam tiefer ins Wasser hinein und sog dabei die feuchte Luft ein.

Sabinus lag zur Hälfte im heissen Wasser, sein Oberkörper hatte er mit den Armen am Rand abgestützt. Er hatte die Augen geschlossen und befand sich in einem Zustand halbbewusster Entspannung. Der ganze Raum war mit Dampfschwaden gefüllt. Sabinus mochte Wasserdampf und atmete ihn tief ein. Sein Vater hatte mit Wasser angereicherte Luft stets für gesund gehalten. Genau wie Nebel zu seinem Lieblingswetter gehörte.
Doch hier war es so entspannend warm... Man konnte den ganzen Tag vergessen... Sabinus vernahm Schritte, die soeben den Raum betreten hatten. Langsam öffnete er die Augen und erkannte Valerian.
"Hey Valerian, setz dich hierher, du glaubst nicht wie gut das tut.", rief er ihm zu.
Sabinus hatte sich bereits an die hohe Temperatur gewöhnt, Valerian musste das erst noch tun, wie er annahm.
"Heute hatte ich einen recht anstrengenden Tag, fast alle Muskeln tun mir weh...", lachte er. Durch das heisse Wasser wurden die Muskeln gelockert wie er wusste. Er war froh, dass es hier Thermen gab.

Sabinus kannte selbst nicht viele Spiele... schon gar nicht von Legionären. Aber ein Zeitvertreib musste her.
"Machen wir das.", sagte er spitzbübisch grinsend. Selbst wenn er verlor würde er sicher irgendetwas kochen können. "Und anschliessend gehen wir uns Freigang erlauben...
Wer hat Würfel?", fragte er in die Runde und setzte sich an den Tisch.

Erleichterung trat ein, als der Befehl zur Rückkehr eintrat. Alle zogen wieder ihre Ausrüstung an und bildeten eine Marschkolonne, um möglichst schnell wieder in die Unterkunft zu kommen.
Der Marsch ging jedoch ebenfalls in die Beine, und im Castellum waren die Probati waren froh, dass sie abtreten konnten. Die meisten waren müde, und es wurde weniger als üblich geplaudert.
In ihrer Unterkunft angelangt entledigten sie sich erst mal ihrer nassen Sachen und die meisten schliefen eine Runde.
Der Centurio schien ein Schleifer zu sein. Man sah den Gesichtern der Probati an, dass Anfangs nicht alle mit einer harten Ausbildung gerechnet hatten. Sabinus hoffte, so ein Programm nicht jeden Tag durchziehen zu müssen. Und morgen keine grossen Läufe zu absolvieren.
Doch für seinen Geschmack viel zu früh am nächsten Morgen mussten sich die verschlafenen Probati wieder versammeln...

Sobald der Centurio gesprochen hatte war ein sofort Probatus begeistert. Ein Ausruf enthusiastischer Vorfreude kam ihm über die Lippen. Sogleich wurde er von den anderen schief angesehen, bis ihm ein Kamerad erklärte, dass der Centurio "laufen" und nicht "saufen" gesagt hatte.
Etwas ungelaunt zogen sich die Probati wieder hoch, nachdem sie ihre Muskeln eine kurze Zeit ausgeruht hatten. Die Beine und die Arme waren spürbar schwer geworden, und jetzt mussten sie wieder rennen.
Aber sie wollten zeigen, was in ihnen steckte. Die ersten setzten sich in Bewegung, die anderen mussten zum Teil von ihren Kameraden motiviert werden.
Doch niemand wollte vom Vitis geschlagen werden, es beeilten sich alle, dem Centurio zu "entkommen".
Die Energie war nicht mehr so richtig da, selbst Sabinus spürte, wie er langsamer als gewohnt die Strecke ablief.