Seit langem hatte Valentina nicht mehr so gut geschlafen. Sonst lief sie immer bis spät in der Nacht in der Casa herum, schaute ob hier alles in Ordnung war und prüfte dort nach. Größtenteils alleine in einem Haus zu wohnen war nie angenehm. Auch wenn die Casa Quintilia nicht unbedingt zu den allergrößten Gebäuden gehörte, so kam sie einer junge Frau wie Valentina riesig vor.
Jetzt und hier aber waren ihr die Augen bleischwer zugefallen und sie träumte nicht einmal etwas. Sie lag einfach nur da und erholte sich in den Armen eines eigentlich fremden Mannes.
Auch störte sie der Sonnenstahl noch nicht, denn der Winkel stimmte bei ihr noch nicht, doch als jemand mit ihren Haaren spielte, da wurde sie wach. Man konnte sagen ihre Haare waren Valentina heilig. Sie blinzelte und wunderte sich im ersten Moment natürlich, warum es hier nicht nach ihren Rosen roch. Zuhause lag ihr Zimmer direkt in den Rosengarten und sie roch als erstes die wunderbaren Blumen. Hier roch es irgendwie… komisch. Sie regte sich ein bisschen und dann kam die nächste Überraschung. Was war das für eine Hand? Langsam glitt Valentinas Blick an der Hand entlang den Arm hinauf, bis ihr noch etwas verschlafener und leicht benebelter Verstand ihr sagte, dass an diesem Arm ein Mann hing, der direkt hinter ihr lag und sie umarmte.
Erschrocken hielt die junge Quintilia die Luft an. Im Gegensatz zu gestern Abend war sie jetzt wieder mehr sie selbst und da kam so ein Erwachen gut an eine Panikattacke hin. Doch sie blieb noch ruhig, erhob sich nur so gut sie konnte, schob den Arm mit sanfter Gewalt von sich herunter und rutschte auch so ein Stück weg, bis sie wieder aufrecht dasaß. Was war passiert? Ihr Kopf tat weh, sie hatte einen riesen Hunger und ihre Lippen waren vollkommen trocken, als hätte sie zwei Tage lang nichts getrunken. Langsam arbeiteten sich ihre Gedanken durch die zähe Masse, die sich in ihrem Kopf angesammelt zu haben schien. Die Hochzeit der Furie…, der Mann, der mit dem Bräutigam reden wollte,… dann war sie alleine gewesen,… der gut schmeckende Wein und das Rauchwerk und schon war sie am momentanen Ausgangspunkt angekommen. Sie konnte sich noch an gestern Abend erinnern, so verwirrt war sie nicht gewesen. Varus war sein Name und sie hatten geredet so viel geredet. Das Gefühl war wieder da, es fühlte sich immer noch gut an, doch die Scham überwog für diesen Moment eindeutig. Was tun? Nun war guter Rat teuer.