Ob er was gesagt hatte? Nun, vielleicht das er wütend gewesen war, weil Valentina mal wieder ihrem Helfersyndrom erlegen war und einen wildfremden Mann mit in die Runde mitgebracht hatte, der kurz davor noch versucht hatte den Bräutigam zu umgarnen? Doch die junge Quintilia schüttelte den Kopf. Sie war momentan nicht in der Lage, das große Ganze zu betrachten. Sie wurde gefragt ob ihr, sowas wie Verlobter was gesagt hatte und das hatte er an diesem Abend nicht mehr. Er hatte sie einfach stehen lassen. „Nein hat er nicht.“ Gab sie dann so gesehen, wahrheitsgemäß zur Antwort. Auch wollte sie noch immer nicht die Tragweite erkennen. Sie würde in der nächsten Zeit wieder ganz alleine in ihrer Casa sitzen.
Sie genoss die Behandlung und kuschelte sich noch etwas näher an Varus heran. Vielleicht lag es auch daran, dass sie momentan nicht einsehen wollte, dass sie nach diesem Abend wieder niemanden hatte, denn im Moment war sie mit ihrer Gesellschaft sehr zufrieden.
Sie kicherte leise bei seinem Scherz und hörte ihm dann zu. Und als wäre das mit dem Wein irgendwie eine Einladung gewesen, nahm sie einen der Becher und füllte ihn mit dem bereit gestellten Wein. Zuerst nahm sie einen Schluck, dann reichte sie das Gefäß an Varus weiter. Sie stellte sich gerade vor wie sie an einem schönen, warmen Tag durch den Weinberg schlenderte. Richtig Kontakt hatte sie mit so etwas noch nicht. Dennoch stellte sie es sich schön vor. Selbst im nüchternen Zustand wäre Valentina nicht auf den Gedanken gekommen, dass sie hier neben sich eine gute Partie liegen hatte. Sie stammte aus keiner reichen Familie und wusste sehr wohl wie es war, wenn man das ein oder andere nicht haben konnte. So wie die Braut würde sie wohl nie werden, sie konnte sich schon über Kleinigkeiten freuen. Und so war es auch jetzt nicht verwunderlich, dass sie zwar aufmerksam zuhörte und auch die ein oder andere, meist etwas plumpe, Frage zum Wein und den Trauben stellte, aber sogar jetzt bemerkte sie, wie gerne ihr Gesprächspartner darüber redete. Man merkte es an seiner Wortwahl und auch wenn Valentina vieles davon gar nicht verstand, nicht verstehen konnte, gefiel es ihr, ihm so zuzuhören. Er hatte eine wirklich wohl klingende Stimme. Wäre sie jetzt eine Katze, hätte sie wohl leise zu schnurren angefangen.
Hunde züchtete er auch! Valentina liebte Hunde. Sie waren so respekteinflößend und gleichzeitig so sanft. Dann begann auch sie von ihrem Bruder zu erzählen, dessen neue Heimat in Mogontiacum, seiner Verlobten und dann, dass sie schon so lange keinen Kontakt mehr zu ihm hatte. Sie erzählte, dass er sie wohl nicht mehr sehen wollte, weil sie damals mit einem Mann zusammen war, der in den Augen ihres Bruders nichts taugte und von ihrem Aufenthalt in Ägypten, wo sie sich zurück gezogen hatte, nachdem der letzte Mann, dem sie ihr Herz geschenkt hatte, gestorben war. Ja, eigentlich erzählte Valentina ziemlich freizügig von ihrem bis jetzt eher glücklosen Leben. Und als würde sie das dann irgendwann selbst bemerken, hielt sie inne und sah schweigend in den Sternenhimmel hinauf. „Rosen…“ Kam es dann plötzlich wieder von ihr. „Ich mag und züchte Rosen. In meiner Casa habe ich einen großen Garten angelegt.“