Schweigend hatte Valentina ihrem Zukünftigen zugehört. Anfangs noch den Tränen nahe, denn es hätte sie sehr verletzt, wäre Aculeo über ihre Ansichten einfach hinweg getrampelt. Seine Hände auf ihren Schultern schienen aber schon vor seinen Worten eine beruhigende Wirkung auf sie zu haben. Sie wusste sehr wohl, dass es ihr eigentlich nicht zustand eine Entscheidung ihres Verlobten in Frage zu stellen oder gar Kritik daran zu üben. Schließlich würde er ihr zukünftiger Mentor werden. Doch was Aculeo dann zu ihr meinte, lies Valentina den Mann vor ihr in einem ganz anderen Licht erkennen. Sie blickte, während er sprach, ab und zu zu den beiden Betroffenen hinüber und was ihr Zukünftiger da ansprach hätte ihr schon fast wieder die Tränen in die Augen getrieben. Aber dieses Mal wegen den schlimmen Bildern, die sich vor ihrem inneren Auge abzeichneten. Nein, sie wollte sich wirklich nicht vorstellen was hätte passieren können. Und das Argument, dass sie beide sozusagen das Beste war, was den Sklaven hatte passieren können versöhnte die junge Quintilia. Man erkannte den Weitblick ihres zukünftigen Mannes, von dem Valentina noch einiges lernen konnte. Sie nickte auf seine letzte Frage. Ja, es stimmte.
Valentina drehte sich nun wieder zu Aculeo und nun war sie es, die sich kurz auf die Zehenspitzen stellte und ihm einen Kuss auf die Wange gab. „Du hast recht. Und ich danke dir.“ Für was nun genau, das konnte sich ihr Anvertrauter selbst aussuchen. Ob nun dafür, dass er sie verstand, dass er ihre Meinung respektierte oder einfach für die beiden Leute, die da drüben standen. Vielleicht war es von allem ein bisschen.
Dann löste sie sich von Aculeo und kam zu den beiden Neuen hinüber, die etwas verloren im Zimmer standen.
„Es freut mich wirklich euch kennen zu lernen. Aber bitte, nennt mich nicht Herrin.“ Dabei sah sie vor allem Irina an, die sich gleich unterwürfig zu geben schien. „Ich bin Valentina, wie ich bereits vorgestellt worden bin. Alles was euch bisher angetan worden ist, kann ich nicht gut machen. Und ich kann euch eure Heimat auch nicht mehr zurück geben. Aber wir…“ Und dabei deutete sie auch auf ihren Zukünftigen. „Möchten es euch hier so angenehm wie möglich machen. Wenn du mich zukünftig begleitest, dann fühle ich mich viel sicherer, bei meinen Streifzügen auf den Markt oder wenn es andere Besorgungen einzuholen gilt.“ Dabei wandte sich Valentina an Hildulf. Er sah wirklich kräftig aus. Sehr fremd für die eher zierliche Frau, die eigentlich noch nie einem Germanen näher begegnet war. Sie war sich zwar nicht sicher, ob es ihm gefiel, aber Valentina bot ihm immerhin an, sich nicht schlechter fühlen zu müssen als bis jetzt schon.
„Und du..“ Ihr Blick lag nun auf Irina. „Du wirst mich auf die Märkte begleiten. Es ist immer schön jemanden dabei zu haben, den man nach der Meinung fragen kann. Bei all der Auswahl die man dort hat.“ Ja, es war lange her, dass Valentina mit ihrer Freundin über den Mark flaniert war. Seit deren Tod hatte Valentina eigentlich nie mehr so richtig Freude an einem Besuch zwischen all den bunten Ständen.
Sicherlich würde es von keinen von ihnen zu Anfangs leicht werden. Aber die Worte ihres Zukünftigen hatten Valentina gestärkt. Sie würde für die Beiden sorgen. Und ja, vielleicht war das sogar ihre erste richtige Aufgabe, die sie seit langer Zeit wieder hatte. „Seid ihr hungrig?“ Blickte sie die Beiden dann fragend an.