Beiträge von Quintilia Valentina

    "Wie kann er mich glücklich machen, wenn er weggeht?" Das klang für Valentinas Verhältnisse richtig trotzig. Auch Valerian meinte damals er würde weggehen und sie müsste aber deswegen nicht taurig sein. Und was war sie? Noch viel schlimmer, Valentina war einsam. Und nun sollte sie wieder zurück gelassen werden? Für einen ganz kleinen Moment flammte soetwas wie Zorn in ihrem Blick auf. Sie wollte nicht wieder alleine zurück bleiben müssen nur weil ein Soldat tun musste was er eben zu tun hatte. Auch Valerian musste weggehen. Valentina wollte Lupus nicht verlieren. Sie wollte nicht wieder alleine sein. Und das wäre sie. Die neu gewonnene und liebe Freundin würde in ihre Heimat gehen und Lupus noch viel weiter weg. Wer blieb zurück? Sie alleine.


    Kurz atmete Valentina durch und meinte dann wieder zurückhaltend leise. "Bitte entschuldige ich habe die Beherrschung verloren." Sie sah auf und der Freundin direkt in die Augen. Sie meinte es ja nur gut mit ihr und jetzt die Wut über diese Neuigkeit an Tullia auszulassen wäre nicht richtig gewesen. So strich nun Valentina ihrerseits über die Hand ihrer Freundin und meinte. "Sehr gerne würde ich mit Lupus nocheinmal sprechen bevor er aufbricht." Ganz so fest wie sie gewollt hatte war ihre Stimme dann doch noch nicht. Sie klang immer noch ziemlich niedergeschlagen. "Danke, dass du es mir gesagt hast." Und obwohl es eher noch traurig er aussah, schenkte Valentina Tullia ein Lächeln.

    Aufmerksam, wenn auch mit etwas gemischten Gefühlen, hörte Valentina Tullia zu. Was für Veränderungen meinte sie? Jetzt, da ihr Leben gerade wieder in geregelte Bahnen zu laufen schien, sie eine Freundin und ja, Valentina wagte es zu behaupten, auch einen Freund gefunden hatte, sollte sich schon wieder alles ändern?
    Die bleierne Traurigkeit, die Valentina schon bei ihrer ersten Begegnung um sich hatte, schien sie wieder zu befallen und es fiel der jungen Frau schwer nicht den Blick zu senken.
    Als Tullia dann jedoch erzählte, dass sie nach Corsica gehen würde, hatten Valentina Tränen in den Augen. Vielleicht war es gemein von ihr, doch sie wollte die Freundin nicht weggehen sehen. Nicht jetzt! Nicht so plötzlich. Zwar lächelte sie tapfer, als sie hörte wie sehr Tullia sich auf ihre Heimat freute, doch im Herzen war Valentina nicht glücklich darüber. "Deinem Kind wird es dort gut gehen." Mehr fiel ihr darauf nicht ein. Sie wollte freundliche Worte für die Freundin haben, doch leider fehlten ihr diese gänzlich.
    Als sie dann auch noch Lupus ansprach, der etwas tat, das ihr nicht gefiel, senkte Valentina nun doch den Blick und eine Träne rann über ihre Wange. "Er geht weg, nicht wahr?" Genauso wie ihr Bruder. Der war auch Soldat und musste gehen. Alle Soldaten mussten irgendwann gehen. Scheinbar sollte das ihr Schicksal sein.

    Liebes... Valentina konnte gar nicht in Worte fassen wie sehr sie sich über dieses kleine, einfach Wort freute. Es war für sie der Beweis ihrer Freundschaft zu Tullia. Oh, wie sehr sie sich bei dieser Frau bedanken musste. Wäre sie nicht an diesem einen Morgen vor ihrer Türe gestanden und hätte sie aus ihrem traurigen Dasein befreit, Valentina wäre heute nicht hier.
    Noch immer hielt sie Tullias Hand und sah sie mit vor Freude strahlenden Augen an. Doch da glaubte sie einen Schatten im Blick ihrer Freundin zu erkennen und sofort wurde Valentina wieder ernst. "Bedrückt dich etwas?"

    Nun war es mit der Beherrschung der jungen Frau fast vollkommen vorbei. Nocheinmal drückte Valentina die Hand von Tullia und Tränen der Freude standen ihr in den Augen. Sie freute sich so sehr für ihre neu gewonnene Freundin. "Das ist wunderbar, ich freue mich so sehr für dich." Valentina war sich bewusst welche Ehre ihr mit dieser Information zuteil wurde. Das war auch mitunter ein Grund warum sie sich so freute. Endlich hatte sie wieder eine vertraute Person gefunden.
    "Ich wünsche dir den Segen der Götter und alles was du sonst noch brauchst um glüklich zu werden. Wenn ich dir mit irgendetwas helfen kann, dann sag es mit bitte, ja?"

    Tatsächlich schien es als wäre die Valentina die hier in der Taberna arbeitete eine andere als die, welche Tullia damals mit auf den Markt genommen hatte und die dann Lupus über den Eeg gelaufen war. Noch immer war sie weit davon entfernt ein festes und sicheres Auftreten zu haben, doch wenn man sie beobachtete sah man immer öfter schon ein Lächeln über ihre Züge huschen.
    Als Tullia sie nun zu sich an den Tisch bittete kam Valentina dieser Bitte natürlich nach und sah ihre Freundin mit neugierigem Blick an. Bisher gab es immer eine Überraschung wenn sie sich mit Tullia traf und sie sollte auch diesesmal nicht enttäuscht werden.
    Gerührt hielt Valentina sich eine Hand vor den Mund als Tullia die Einladung zu der Hochzeit aussprach. "Ich... ich weiß gar nicht was ich sagen soll." Die junge Frau griff nach Tullias Hand und drückte diese. Auch etwas, dass sie sich bis vor Kurzem nicht getraut hätte. Es wurde immer deutlicher, dass Valentina nur eine Aufgabe brauchte und Leute, die an sie glaubten, um aus ihrer Lethargie wieder heraus zu kommen.
    "Vielen Dank für die Einladung. Ich nehme sie natürlich mit der größten Freude an."

    Nach dem etwas verunglückten ersten Versuch einen guten Eindruck zu hinterlassen hörte Valentina zum Glück die Stimme ihrer Freundin hinter sich. Sie nickte Primus höflich zu und drehte sich dann zu Tullia um. Freudestrahlend kam sie auf diese zu und nahm dann gleich die Speisekarte entgegen. Bewundernd überflog sie diese und kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. "Das ist ja fantastisch." Sie sah auf und lachte Tullia ehrlich an. "Da bekomme ich ja selber gleich einen rießen Hunger."

    Sim-Off:

    (Ist das jetzt Doppelpost? ?( )


    Es waren gerade mal ein paar Tage vergangen seit Valentina mit Tullia zum ersten mal hier war. Seit dem hatte die junge Frau versucht jeden Tag hier vorbeizukommen und nach dem Rechten zu sehen. So auch jetzt. Sie betrat die Taberna, begrüßte einige der Gäste und sah sich um. Sie erkannte Ara vertieft in ein Gespräch mit einem Kunden und so wie sie die Bedienung bisher kennen lernen durfte, war es vielleicht nicht falsch dort mal vorbeizusehen.
    Mit einem freundlichen Nicken, begrüßte sie sowohl den Gast als auch Ara. "Ist alles in Ordnung oder kann ich irgendwie behilflich sein?" Valentina wollte sich nicht aufdrängen. Doch sie wollte den Gast vor Ara beschützen und umgekehrt.

    Aufgeregt und blass wie immer, folgte Valentina Tullia zu dem Tisch. Sie merkte nicht einmal welcher Tisch das war, so nervös war sie. Ja, sie merkte nicht einmal ihren pochenden Knöchel. Hatte sie einen guten Eindruck hinterlassen? Was würde die Belegschaft wohl von ihr denken? All das spukte durch ihr hübsches Köpfchen als sie sich nun umsah. Die Taberna war gut halbvoll, was bedeutete, dass das Geschäft gut lief.
    So war es sicherlich auch nicht verwunderlich, dass die junge Valentina mit etwas Verspätung dann allerdings umso heftiger reagierte. "50 Sesterzen?" Sprachlos sah sie ihre Gegenüber an. Das war viel mehr, als sie bei ihrer letzten Arbeit verdient hatte. Damit würde sie weiterhin über die Runde kommen und musste ihre Cassa doch nicht verkaufen. Nun wurden ihre Wangen wieder etwas rot, als sie nickte. "Sehr gerne. Das ist mehr, als ich erwartet habe. Und es wäre mir eine Freude diese Taberna zu leiten."

    Als der Wagen vor der Taberna hielt, war Valentina mehr als aufgeregt. Hatte sie da nicht zu schnell ja gesagt? Konnte das wirklich gut gehen? Sie als Chefin einer Taberna? Doch dann war keine Zeit mehr um lange zu überlegen. Tullia stieg bereits aus und für Valentina gab es jetzt kein zurück mehr. Sie reichte Lups die Hand, schenkte ihm ein nervöses Lächeln und stieg dann aus. Sie war sehr nervös, weshalb sie Lupus Hand die ganze Zeit auch nicht losließ. Erst als sie die Räumlichkeiten betreten hatten und Tullia ihr die Mitarbeiter vorstelle, stellte auch Valentina sich etwas nach vorne und nickte jedem Einzelnen zu. Sie wollte gleich einen guten Eindruck hinterlassen. Man sollte nicht denken sie wäre eingebildet.
    "Es ist mir eine Freude euch alle kennen zu lernen. Mein Name ist Quintlia Valentina und mir wurde die einmalige Chance gegeben Chefin dieser Taberna zu werden."

    Etwas verdutzt sah sie zur Türe als sie die bekannte Stimme hörte. Sollte sie nicht von jemand anderem abgeholt werden? Valentina stand auf und ging zur Türe. Kurz noch zögerte sie, weil ihr Herz schon wieder schneller schlug als es eigentlich sollte, dann öffnete sie und sah Lupus mit einem scheuen Lächeln an.
    Sie konnte nicht wissen was er dachte und so schenkte sie ihm statt des Kusses nur ein flüchtiges, doch ehrlich gemeintes und vor allem sehr verliebt wirkendes Lächeln. "Ich bin soweit." Sie kam noch einen Schritt weiter heraus, wobei sie versuchte das Kunststück fertig zu bekommen den verletzten Knöchel nicht all zu sehr zu belasten und dabei aber auch nicht zu offensichtlich zu humpeln.
    "Bist du meine Wegbegleitung?" Hoffend, dass er Ja sagen würde, sah sie zu ihm auf.

    Die Hand auf ihrer Schulter zu spüren war eine Wohltat. Es bedeutete Valentina so viel. Konnte es sein, dass sie in Tullia die lange gesuchte Freundin gefunden hatte? Mit was hatte sie so viel Vertrauen verdient und vor allem so viel Freundschaft?
    Auch nachdem Tulia bereits gegangen war, sah Valentina immer noch auf den Platz an dem sie gesessen hatte. Tränen rannen ihr über die Wange. Doch diesesmal waren es Tränen der Freude. Endlich glaubte Valentina wieder an das Gute im Leben. Sie würde Geld verdienen! Und dann konnte sie Bashir wieder zurück kaufen! Endlich hatte die Schicksalsgöttin ein Einsehen mit ihr.
    Sie tat wie Tulia ihr geheißen hatte obwohl Valentinas Hunger mittlerweile von der Aufregung überdeckt wurde. Anschließend zog sie sich an und wartete kurze Zeit später auf dem Lager sitzend auf den bereits angekündigten Nuno.

    Gerade nahm Valentina den Becher mit Milch hoch und wollte davon trinken als sie mitten in der Bewegung innehielt und Tullia ansah als hätte sie ihr gerade gesagt die Ehefrau von Lupus zu sein. Hatte sie sich da eben verhört? Sie sollte eine Taberna leiten? Valentina stellte den Becher wieder auf den Tisch zurück gerade noch rechtzeitig bevor sie ihn hätte fallen gelassen.
    "Ich soll deine Taberna leiten?" Wiederholte Valentina ungläubig? Meinte Tullia das wirklich ernst? Es dauerte lange, bis Valentina wieder reagierte. Sie dachte nach. Konnte sie das wirklich? War das aber nicht genau das, was sie sich heimlich immer gewünscht hatte?
    Ohne Vorwarnung sprang Valentina dann auf, humpelte mehr oder weniger um den Tisch herum zu Tullia und nahm sie stürmisch in den Arm. In diesem Moment war von ihrer sonst so üblichen Zurückhaltung nichts mehr geblieben. "Sehr gerne, Tullia."
    Erst jetzt wurde ihr klar, was sie hier tat und sofort löste sie sich von der Gastgeberin. Beschämt sah sie zu Boden. "Bitte entschuldige." Als sie dann wieder aufsah, war sie zwar wieder ruhiger und zurückhaltend, doch der freudige Glanz in ihren Augen war noch immer vorhanden.

    Erfreut darüber Tullia zu erkennen, schenkte Valentina ihr ein Lächeln. Sie hatte ihr so viel zu verdanken. Alleine der Nachmittag auf dem Markt war schon schön gewesen. Und dann hatte sie ihr Lupus vorgestellt. Dafür war Valentina besonders dankbar. Und nun hatte sie die Nacht hier verbringen dürfen mit einer so herzerwärmenden Gastfreundschaft.
    "Guten Morgen Tullia. Es geht schon viel besser. Ich kann auch schon wieder etwas auftreten. Vielen Dank nocheinmal für das alles hier." Sie machte eine Geste auf das Frühstück und dann zu ihrem Schlaflager hinüber.

    Ihr Blick ging hinüber zum Fenster und in die Weite. Sie dachte an Lupus und an das, was alles noch kommen könnte. Durfte sie ihren Augen trauen? Der Soldat war so fürsorglich und so umsichtig zu ihr gewesen. War er das einfach, weil es in seiner Natur lag? Hätte er das mit jedem anderen Mädchen auch gemacht? Oder konnte es etwa sein, dass...? Valentina kicherte leise und verlegen in sich hinein. Da klopfte es an der Türe und sie wurde sofort wieder ernst. Aufrecht dasitzend, bat sie den Gast herein.

    Auf die Frage ob es ihrem Knöchel wieder besser ging nickte Valentina. "Es geht schon viel besser, Danke." Ihr Blick blieb auf dem angerichteten Frühstückstablett und den frischen Blumen hängen. Wann hatte man ihr das letzte Mal so etwas schönes angerichtet? Valentina stiegen die Tränen in die Augen. Zum Glück war Lupus bereits wieder im Gehen begriffen, sodass er es nicht sah. Überwältigt von der Gastfreundschaft und vor allem von Lupus Geste mit den Blumen, konnte Valentina nicht an sich halten. Sie wischte sich mit den Fingern über die Augen als sie wieder alleine war und startete einen erneuten Versuch aufzustehen. Sie schlug die Decke zurück und stellte die Füße diesesmal auf den Boden. Langsam stand sie auf. Es tat noch immer weh, wenn sie den Knöchel belastete, doch bei weitem nicht mehr so schlimm wie gestern Abend. Sie humpelte zu dem Tisch hinüber und setzte sich auf den hergerichteten Stuhl. Noch eine Weile saß sie einfach da und betrachtete das Tablett und die Blumen als würde sie das alles zum ersten Mal sehen. Dann erst meldete sich ihr Hunger und sie begann von dem Frühstück zu essen.

    Tatsächlich war Valentina in einen tiefen und unerwartet erholsamen Schlaf gefallen. Sie konnte nicht sagen warum. Wahrscheinlich war sie einfach nur müde gewesen. Veilleicht war es aber auch das Bild von Lupus, welches sie vor Augen sah, bis ihr diese zugefallen waren, welches ihr so süße Träume geschenkt hatte. In jedem davon kam der junge Soldat darin vor und sie konnte selbst im Schlaf die ungewohnten Gefühle spüren, die sie so noch nie empfunden hatte.
    Als sie wieder aufwachte, konnte sie das Vogelgetzwitscher vor ihrem Fenster hören und es war bereits hell. Kurz sah sie sich gehetzt um, wo war sie? Doch dann fielen ihr die Ereignisse der vergangenen Nacht wieder ein. Sie schlug die Decke zurück und betrachtete ihren Knöchel. Er hatte einige seltame Färbungen angenommen, doch die Schwellung war kaum mehr vorhanden. Gerade als sie sich darüber freute, hob sie dann auch wieder den Kopf und sah sich um. Langsam schwang sie die Beine aus dem Bett berührte aber noch nicht den Boden. Sie wollte zu der Schüssel auf dem Schrank auf der anderen Seite des Zimmers und sich etwas frisch machen.
    Doch da klopfte es an der Türe. Wer das wohl sein mochte? Leichtfertig bat sie den Besucher herein. Sie dachte, dass es ein Hausangestellter war, doch als Lupus selbst in der Türe erschien erschrack Valentina. Er durfte sie so doch gar nicht sehen! Mit den zerzausten Haaren, ungewaschen und nur in dem ausgeliehenen Nachtkleid. Sofort verschwand die blonde junge Frau gänzlich unter der Decke. Mit beiden Händen hielt sie diese fest. Nur blöd, dass sie atmen musste, was ihr sehr bald klar wurde. So dauerte es nicht lange, da erschien der Kopf wieder bis zur Nasenspitze unter der Decke und sie sah zu Lupus hinüber. Es war gut, dass sie die Decke hatte, sonst konnte man sehen wie knallrot sie angelaufen war. Er hatte ihr Frühstück gebracht! Valentina war so gerührt von dieser Geste und sie merkte dann auch wie sehr sie eigentlich Hunger hatte. Problem war nur, sie hatte immer noch zerstrubbeltes Haar. "Guten Morgen." Die Höflichkeit hatte sie zwar kurz vergessen doch sie kehrte nun zurück und an ihren Augen konnte man erkennen, dass sie lächelte.

    Keine Sorgen machen? Valentina versteckte ihre Unsicherheit hinter ihrem Lächeln. "Dankeschön." Tapfer nickte sie und sah der Tante dann hinterher wie sie das Zimmer verließ.
    Seufzend legte sie sich zurück und sah zur Decke. So hatte sie sich den Abend ganz sicherlich nicht vorgestellt. Ihre Gedanken gingen zurück zu ihrem Nachhauseweg mit Lupus. Seine Augen, sein Lächeln, die Art wie er ihr erzählt hatte und dann seine starken Arme, als er sie hochnahm. Valentina wurde es ganz warm ums Herz. Sie hatte in seeliges Lächeln auf den Lippen als sie die Augen schloß und dem Schlaf gestattete sein Werk zu tun.

    Von dem Weg hierher, hatte das junge Mädchen nicht viel mitbekommen. So sehr schwebte sie mit ihren Gedanken in den Wolken. Erst als sich die Türe der Casa öffnete wurde sie wieder in die Wirklichkeit zurück geholt. Es ging alles so schnell und Valentina blieb nichts anderes übrig als sich an Lupus fest zu halten. "Lupus, das muss wirklich nicht sein." Flüsterte sie ihm zu als ihr klar wurde welcher Aufrur plötzlich vonstatten ging. "Es geht schon wieder..." Doch da trug er sie schon nach oben und Valentina legte schweigend ihren Kopf wieder gegen seine Schulter. Sie wollte nicht so viel Unruhe in dieses friedliche Haus bringen. Und das alles nur weil sie nicht auf den Weg geachtet hatte.
    Beschämt senkte sie den Kopf als Lupus sie aufs Bett legte und sah nur kurz auf, als er das Zimmer verlassen musste. Nicht, dass Valentina Angst gehabt hätte. Wie konnte man das bei so einer liebevollen Behandlung?
    Als die Tante mit ihrer Untersuchung begann tat Valentina alles was man von ihr verlangte und biss sich auf die Unterlippe, als die tastenden Finger über die schmerzenden Stelle glitten. "Nun ist wegen mir so eine Unruhe ins Haus gekommen." Meinte Valentina niedergeschlagen und sah die Tante unsicher an.
    Beruhigt nickte sie auf die Prognose, dass es bald wieder besser gehen würde und sie hob den Kopf und schenkte Lupus ein Lächeln. Er war ihr Held, der sie hierhergetragen hatte. Ihm hatte sie diese hervorragende Behandlung zu verdanken. Doch leider musste er jetzt gehen. Tapfer nickte Valentina und erwiederte Tullias Lächeln.
    Alleine mit der Tante legte Valentina sich auf den Rücken und meinte dann kleinlaut. "Vielen Dank für die Hilfe."

    Immer noch beschämt über ihre eigene Unachtsamkeit, saß Valentina am Boden und rieb sich den schmerzenden Knöchel. Sie hob den Kopf als Lupus sie fragte wo es wehtat und sie deutete auf die schmerzende Stelle an ihrem linken Fuß. Es war ihr so unangenehm, schließlich wollte er sie nur nach Hause bringen und nun hatte er noch mehr Unannehmlichkeiten. Beschämt sah Valentina zur Seite. Als er sie dann auch noch hochnehmen wollte, wollte die junge Frau zuerst protestieren, nicht, weil er sie nicht anfassen sollte. Sie wollte einfach nicht, dass sie ihm so viel Arbeit machte. Doch als er sie dann hochnahm, schmiegte sie sich fast wie von selbst an seinen starken Oberkörper. Sie legte einen Arm um seinen Nacken und ihren Kopf an seine Schulter. Sie fühlte sich in diesem Moment wie eine Kaiserin. Der schmerzende Knöchel war vergessen und sie wünschte sich Lupus würde sie einmal durch das römische Reich tragen und wieder zurück.
    "Es ist wirklich nicht schlimm." Hörte sie sich sagen, wobei das vermutlich stimmte. Morgen oder übermorgen wäre der Schmerz vergangen. Der Gedanke daran, dass sie jedoch noch länger in Lupus Gegenwart sein konnte statt wieder in die Einsamkeit ihrer Casa zurück zu müssen gefiel Valentina so sehr, dass sie sich sogar dazu hingerissen fühlte etwas zu flunkern. "Es tut nur so weh."
    Sie hörte zu was er von den Salben seiner Tante erzählte. Er hätte ihr in diesem Moment aber auch die militärischen Geheimberichte oder die Grundregeln seiner Ausbildung zum Soldaten erzählen können. Valentina hörte nicht richtig zu was er sagte, sie hörte nur den Klang seiner so angenehmen Stimme.
    "Danke." Flüsterte sie leise und schmiegte sich noch enger an ihn. Ihr Kopf lag an seiner Schulter und sie schloss genießend die Augen.

    Wenn sie ehrlich zu sich war, war Valentina froh, dass das Pferd hinter ihr lief, denn so übertönte das Hufgeklapper das wilde Pochen ihres eigenen Herzens. Sie dachte, Lupus musste es hören, so laut schlug es vor Aufregung. Sie lief mit einem Mann, denn sie erst vor wenigen Stunden kennen gelernt hatte alleine durch eine nächtliche Gasse. Doch Valentina hatte keine Angst, nicht bei Lupus. Im Gegenteil, sie fühlte sich bei ihm so sicher wie bei Valerian.
    Als er anhielt, hielt auch Valentina einen Moment den Atem an. Ihre Hand lag in Seiner und er hielt sie so vorsichtig und zärtlich fest. Nicht, als wollte er sie mit sich ziehen und ihr den Weg vorzeigen, den sie zu gehen hatte. Valentina wäre ihm gefolgt, ohne zu klagen. Doch sie wäre dabei nicht glücklich gewesen.
    Lupus allerdings war so vorsichtig und so scheu. Sie hatte den Kopf erhoben als er sie ansah und sie wünschte sie, die Zeit würde stehen bleiben. Da war etwas, dass Valentina so noch nie gespürt hatte. Jedesmal, wenn er sie so ansah, klopfte ihr Herz noch wilder und ihr wurde es warm.
    Sie hörte seine Erklärung über Reichtum, doch sie verstand sie nicht. Nicht, weil er sie so schwierig erklärte, nein für Valentina rauschten die Worten vorbei wie in einem Traum. Sie sah nur in Lupus Augen und plötzlich ertappte sie sich dabei, wie sie sich auf die Zehenspitzen stellte. Sie wollte ihn berühren, ihn küssen und ihm nahe sein...
    Zum Glück drehte er sich in diesem Moment wieder zum Gehen und Valentina senkte schuldbewusst den Kopf. Sie schämte sich für diese unschicklichen Gedanken und sie dankte der Schicksalsgöttin, dass sie sie vor einer peinlichen Situation bewahrt hatte. Ein paar Momente lief sie neben ihm her und versuchte sich zu beruhigen. Was hätte sie da nur anstellen können? "Eure Worte sind weise gewählt, Lupus." Meinte sie dann mit etwas Verspätung auf seine Erklärungen. Sie sah wieder zu ihm auf und betrachtete ihn von der Seite. Es war nicht sonderlich hell in der Gasse und sie dachte bei sich, wie es wohl wäre, wenn sie die Frau wäre, die ihm ihr Herz schenkte und er der Mann, dem sie vertrauen konnte. Sie war so sehr in den Gedanken vertieft und achtete dabei leider nicht auf die Straße, sodass sie die kleine Unebenheit nicht bemerkte, mit dem Fuß darüber stolperte und stürzte.
    Beschämt darüber, dass das auch ausgerechnet ihr passieren musste, wollte Valentina sich gleich wieder aufrichten, doch da fuhr ein brennender Schmerz durch ihren Knöchel und sie wimmerte leise. Mit den Fingern fuhr sie sich über die schmerzende Stelle. Sie wagte nicht aufzusehen. Was musste Lupus jetzt von ihr denken? Das sie nicht einmal laufen konnte. Beschämt wünschte sie sich ein Loch in das sie verschwinden konnte. Noch peinlicher konnte es ja nun wirklich nicht sein.