Beiträge von Quintilia Valentina

    Es war nun zwei Tage her, seit Valentina den Brief von ihrem Bruder bekommen hatte. Die ganze Zeit hatte sie mit Grübeln verbracht und heute hatte sie beschlossen dies ein Ende zu setzen. Sie bat Bashir Flava zu suchen und sie ins Kaminzimmer zu bringen. Sie selbst wartete mit dem Breif in der Hand am Fenster und sah traurig hinaus. Sie hatte dies alles hier so mühevoll aufgebaut in den wenigen Wochen in denen sie nun hier war. Man konnte es noch nicht deutlich sehen, aber es steckte bereits viel ihrer Arbeit in dieser Cassa.
    Nachdem die beiden das Zimmer betreten hatte, bedankte sich Valentina bei Bashir und sah ihre Cousine an.
    "Danke, dass du meiner Bitte so schnell gefolgt bist Flava. Ich wollte dich etwas sehr wichtiges fragen. Mein Bruder hat mir geschrieben und er meinte, wir sollten eventuell zu ihm nach Rom kommen. Er könnte uns Geld für die Reise schicken. Nur bin ich mir unsicher. Was meinst du? Sollen wir gehen? Ich habe hier nichts, das mich noch hält. Mein Freund Bashir wird mich begleiten, darin besteht kein Zweifel. Und diese Cassa kann man in gute Hände geben. Auch dies wäre kein Problem. Die Arbeit wäre dann zwar fast umsonst gewesen, aber das ist tragbar. Meine Heimat ist Rom, meine Kindheit habe ich dort verbracht. Mit Rom verbindet mich viel mehr als mit dieser Stadt. Doch ich möchte die Entscheidung nicht alleine treffen. Würdest du mich begleiten, wenn ich zurück nach Rom gehe?" Abwartend sah Valentina Flava an und hatte während sie sprach nach ihrer Hand gegriffen. Als wäre sie ihre Schwester hielt sie diese nun in ihrer. Sicher fiel es ihrer Cousine nicht leicht zu entscheiden. Schließlich war sie doch gerade erst bei ihr angekommen.

    Schon lange war Valentina aufgewacht, doch sie sah keine Veranlassung aufzustehen. Ihr Bruder war nicht mehr hier und warum sollte sie sich dann noch anstrengen? Sie war doch nur hierhergekommen um bei ihrem letzten Famlienmitglied zu sein, das sie noch hatte. Valerian war ihre Bezugsperson und nun war sie schon wieder von ihm getrennt. Warum waren die Götter so ungerecht? In den Spiegel hatte sie heute noch gar nicht geschaut, dann wäre ihr aufgefallen, wie blass sie war. Doch das wäre Valentina auch egal gewesen. Sie wusste nicht was sie jetzt noch tun sollte.
    Da klopfte es an der Türe und sie erkannte Bashirs Stimme. Zuerst wollte sie ihn wegjagen. Nicht einmal ihn wollte sie im Moment sehen. Doch dann meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Er war nicht schuld an dem was passiert war. "Komm rein!" Hörte sie sich rufen und richtete sich dann etwas auf um ihn in Empfang zu nehmen. Als sie sah, welche Arbeit sich Bashir gemacht hatte lächelte sie sogar flüchtig. "Du hättest dir doch nicht solch eine Arbeit machen müssen."

    Da die Situation jetzt zum Glück geklärt war legte nun auch Valentina wieder ein freundliches Lächeln auf. "Na, ihr seit mir aber zwei." Aus einem Schrank an der Seite des Küche nahm sie zwei Teller heraus und verteilte darauf zwei gleich große Stücke des Kuchens. "So, bitteschön. Aber dann muss ich euch bitten die Küche zu verlassen. Ich brauche meinen Platz. Und schließlich wollt ihr doch später sicherlich euer Abendessen." Sie sah die beiden immer noch freundlich an und griff dann zu einer Schürze, die an einem Hacken an der Wand hing. "Lasst euch den Kuchen schmecken und sagt mir dann wie er euch geschmeckt hat, ja?"

    Immer noch etwas verdutzt senkte Valentina das Messer und lächelte verlegen. Ihr Blick ging zum Fenster. Sie hatte es nicht mitbekommen, dass es zu regnen begonnen hatte. Zu sehr war sie in Gedanken gewesen. "Nunja... Gäste erschrecken einen für gewöhnlich aber auch nicht so." Konterte Valentina geschickt und deutete dann auf den Kuchen. "Wollt ihr ein Stück probieren?"

    Tatsächlich hatte sie zusammen mit Bashir den Teig noch retten können und hatte darauß einen essbaren Kuchen gezaubert. Während der Teig im Ofen backte, hatte Valentina sich gewaschen und umgezogen. Schließlich war eine peinliche Begegnung am Tag genug. Ihre Haare trug sie nun offen und die ziemlich ausgewaschene Kleidung hatte sie durch eine smaradgrüne Tunika ersetzt.
    Zufrieden beugte sich die junge Frau gerade über ihr Werk, als sie plötzlich jemand berührte. Erschrocken drehte Valentina sich um und da sie gerade im Begriff war den Kuchen anzuschneiden zeigte nun ein ziemlich scharfes Messer auf den `Angreifer`. Perplex sah Valentina Marsus an und vergass vollkommen, das Messer in ihrer Hand. "Was machst du denn hier?"

    Als sie Bashir mit Flava weggehen sah, spürte Valentina ein Gefühl, dass ihr eigentlich bis jetzt fremd war. Es war kindisch und nicht angebracht und doch war Valentina eifersüchtig, Flava in den Armen von Bashir zu sehen. Sie schämte sich dafür und doch konnte sie es nicht gänzlich verdrängen. Sie war ihre Cousine und würde morgen sicherlich genug Probleme haben, doch jetzt im Moment konnte sie nichts daran ändern.
    Deswegen drehte sie sich auch schnell weg und wittmet sich wieder Lando. Alleine musste sie sich ihm jetzt stellen und da ihre letzte Begegnung alles andere als gut verlaufen war, konnte er jetzt nicht mit einer herzlichen Behandlung rechnen.
    "Flava hat den Nachmittag also mit dir verbracht?" Valentina verschränkte die Arme und sah Lando finster an. "Und du findest es nun auch noch amüsant, dass sie sturzbetrunken ist? Ein Mann von Ehre hätte es erst gar nicht so weit kommen lassen. Sie ist fremd in dieser Stadt, du hättest sie warnen müssen. Statt dessen machst du dich jetzt auch noch über sie lustig. Ich hatte ja bereits keinen guten Eindruck von dir, Lando. Doch du hast mich eines besseren belehrt." Sie deutete auf die Türe. "Bitte verlasse meine Cassa. Ich will dich hier nie wieder sehen!"

    Auch wenn Valentina sich nichts anmerken ließ, so war sie doch sehr auf Abstand zu Lando gegangen. Räumlich wie auch bildlich gesehen. Nachdem Lando ihr versichert hatte, dass Flava nicht unte die Räder einer Kutsche gekommen war sondern sich nur betrunken hatte war sie erleichtert zurück getreten. Dankbar lächelte sie zu Bashir, als dieser hinzukam. Ihr Lächeln versteinerte sich jedoch als Lando Bashir nicht mit dem nötigen Respekt behandelte. Zumindest nicht in ihren Augen.
    Sie rekte ihr Kinn etwas und meinte dann zwar immer noch höflich doch auch sehr bestimmt. "Das ist Bashir. Er lebt zusammen mit Flava und mir hier in dieser Casa." An Bashir gewandt meinte sie viel sanfter. "Bitte bring sie auf ihr Zimmer." Sie schenkte ihm ein Lächeln. Zwar wäre Valentina froh gewesen, wenn er hier bei ihr bleiben könnte, denn sie wollte mit Lando nicht alleine sein. Doch Flava ging in diesem Moment vor.

    "Halt das mal. Du kannst jetz nicht alles loslassen." Lachend drückte Valentina Bashir auch noch die letzte Rosenranke in die Hand. Zusammen waren sie damit beschäftigt gewesen das Gewächs endlich mal etwas zu ordnen und ihr Freund hatte sich geopfert und sich Tücher um die Hände gebunden, damit er die Sträucher anfassen konnte. Sie selber hatte dann die Arbeit des Anbindens übernommen.
    Somit eilte die junge Frau zur Türe und öffnete diese. Als sie Lando erkannte wollte sie ihn zuerst freudig begrüßen, doch ihre Cousine sah alles andere als gut aus. "Um Himmels Willen, was ist passiert?"

    Aha, die Beiden kannten sich also. Nun sah Valentina noch etwas verklärter aus der Wäsche als vorher. Marsus war also wegen Flava hier. Diese Neuigkeit enttäuschte Valentina ein bisschen. Nicht, dass sie es ihrer Cousine nicht gönnen würde. Im Gegenteil. Valentina freute sich für Flava. Wenn sie nach so kurzer Zeit schon jemanden kennen gelernt hatte, bedeutete das doch sicherlich etwas gutes. Und ein Duccier war er noch dazu! Also kein schlechter Fang, wenn Valentina sich diesen Gedanken mal so erlauben durfte. Und doch betrübte sie der Gedanke daran, dass der einzige Mensch, der wegen ihr hier sein wollte, in Rom verweilte.


    Auf die Frage dann ob sie die beiden begleiten wollte, schüttelte Valentina den Kopf. Diesem jungen Glück wollte sie ganz sicher nicht im Weg stehen. Wenn ein Duccier zu ihr ins Haus kam und ihre Cousine dafür der Grund war, dann störte sie allemal. "Vielen Dank für die Einladung, aber ich bleibe hier. Schließlich muss ich noch einen Kampf in der Küche ausfechten. Der Kuchen hat sich noch nicht ergeben." Sie trat zurück. "Vielleicht sieht man sich ja irgendwann mal wieder. Euch beiden wünsche ich einen schönen Nachmittag." Sie nickte Marsus zum Abschied zu, schenkte ihm ein Lächeln und sah dann wieder zu Bashir, der noch immer an der Wand stand. "Hilfst du mir in der Küche?" Und mit diesen Worten war Valentina verschwunden.

    Immer noch verlegen lächelte Valentina den Gast an. "Ein Duccier in meinen Hallen? Wie komme ich den zu dieser Ehre?" Nun war es ihr noch unangenehmer, so vor dem Mann zu stehen. "Es tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe, ich habe wirklich nicht mit Besuch gerechnet." Ihr Blick wich dem Seinen etwas aus und als sie über seine Schulter sah, erkannte Valentina ihre Cousine in der Tür stehen.
    Flava schien das ganze überaus witzig zu finden, denn sie platzte gleich vor lachen. "Flava!?!" Als wäre sie genau die Person gewesen auf die Valentina gewartet hatte, bezog die Quintilierin ihre Cousine einfach mit ein. "Sieh mal, welchen Gast wir haben. Numerius Duccius Marsus!" Dabei legte sie besondere Betoung auf den Namen der Familie.

    "Bashir?!? Sag mal wo steckst du denn wieder?" Die Türe ging auf und Valentina wirbelte ins Zimmer. Sie hatte die Haare nicht ganz ordentlich nach hinten gesteckt und trug eine schlichte Tunika. Ihr Gesicht war weiß bepudert und auch auf ihren Händen zeichneten sich deutliche Mehlspuren ab. Auf dem Stoff der Tunika hingegen sah man Spritzer einer undefinierbaren Flüssigkeit. "Da bist du!! Du hast doch gesagt ich muss den Teig kneten bis er nicht mehr am Tisch klebt. Als ich jetzt aber die kleingeriebenen Äpfel dazugeben wollte ist mir das Ganze auseinander gefallen! ... Warum stehst du eigentlich hier drinnen an der Wand?"
    Fragend sah Valentina zu ihrem Angestellten und erst jetzt bemerkte sie den Besucher.


    Unter dem Mehl erblasste Valentina sofort und wich erschrocken zurück. Sie wollte etwas sagen, war jedoch so perplex, dass sie außer ein paar stammelnden Lauten nichts zustande brachte. "Ich ... ähm... Salve..." Entgeistert sah sie wieder zu Bashir. Valentina hatte nicht mitbekommen, dass sie Besuch hatten. Für die Dauer einiger langer Momente konnte die Hausherrin nichts anderes machen als den fremden Mann einfach nur anzusehen. Erst dann entsann sie sich wieder ihrer guten Manieren und fand in die Wirklichkeit zurück. "Bitte entschuldige mein Benehmen. Ich hatte keinen Besuch erwartet." Valentina trat zu ihm, wischte sich die Hände an der Tunika ab und reichte sie ihm dann. "Salve, ich bin Quintilia Valentina. Und mit wem habe ich das Vergnügen?" Es war ihr mehr als unangenehm, den Besuch in ihrem momentanen Aussehen begrüßen zu müssen.

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    "Das sein grrößte Ehrre, die ein Soldat haben kann. Du mußt wirrklich sehrr stolz sein auf ihn. Und Du mußt nicht trraurrig sein. Wenn Du wiederr zu ihm willst, warrum gehen wirr dann nicht nach Rrom? Vielleicht, wenn das Wetterr etwas besserr wirrd?" Er wußte ja nicht, ob Valentina dort eine Wohnung hatte. Doch wenn sie bis vor kurzem dort gewohnt hatte, dann kannte sie sich doch aus in Rom?


    Es bestürzte den jungen Parther ein wenig, daß sie sich plötzlich so vertrauensvoll an ihn lehnte. Ein wenig zögernd legte er seinen Arm um sie. Natürlich nur, um sie zu trösten! Und nicht, weil es so schön war, sie im Arm zu halten. Nein, auf keinen Fall!


    "Ich werrde gut auf Dich aufpassen. Und werrde Dirr folgen, wohin immerr Du gehst." Natürlich, er war ja ihr Sklave und hatte ihr an jedem Ort und zu jeder Zeit zu dienen. Und doch meinte er das ein wenig anders, auch wenn das für sie vielleicht nicht ganz erkennbar war.


    "Ja, vermutlich hast du recht, es ist die größte Ehre, die einem Soldaten zuteil werden kann." Valentina nickte traurig und richtete sich dann wieder etwas auf. "Ich bin doch gerade erst hierhergekommen. So eine Reise kostet sehr viel Geld. Damit ich hierherkommen konnte, musste ich in Rom viele Dinge verkaufen um das nötigste Geld zusammen zu bekommen. Einfach so wieder zurück gehen, kann ich nicht. Dafür haben wir kein Geld. Und außerdem ist Flava doch gerade erst angekommen. Ich möchte sie nicht alleine hier lassen. Nein, wir müssen vorerst hier bleiben. Später vielleicht, wenn ein bisschen Zeit vergangen ist, dann können wir nochmal darüber nachdenken."


    Dankbar lächelnd sah Valentina dann Bashir an. "Ich weiß, dass du mich immer begleiten würdest. Und dafür möchte ich dir danken." Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. "Ich sollte mich jetzt ein bisschen hinlegen und ausruhen. Vielleicht geht es mir danach ja schon etwas besser." Sie stellte den Weinbecher auf das Tischchen und legte sich auf ihr Schlaflager. "Danke, dass du vorbeigekommen bist."

    Noch eine ganze Weile lag Valentina einfach auf dem Bett und weinte. Sie bekam zwar mit, dass Bashir bei ihr am Bett saß und auch, dass er ihr über den Kopf strich. Doch sie konnte nicht anders und musste sich einfach ausweinen. Erst nach einer kleinen Ewigkeit richtete sie sich auf und holte aus ihrem Nachttisch ein Stofftuch hervor um sich damit das Gesicht abzuputzen.
    Sie sah auf den Becher, den Bashir in der Hand hielt, als wäre dies etwas scheußliches. Nahm ihn dann aber entgegen und nippte davon. "Ja, er ist Soldat. Aber er ist jetzt in Rom und wird so schnell nicht wieder zurück kommen. Er wurde dort hin bestellt um den Kaiser zu beschützen." Sie schniefte nocheinmal und sah dann in den Becher. "Ich weiß, dass ist eine große Ehre für ihn und ich bin auch stolz auf ihn. Aber jetzt bin ich bis hier hergekommen und nur damit ich ihn gleich wieder verliere. Wäre ich in Rom geblieben, könnte ich ihn jetzt wieder in die Arme schließen." Eine einzelne Träne rann ihr noch über die Wange dann hob sie den Kopf.
    "Bitte entschuldige Bashir, du hast nicht verdient, dass ich so mit dir rede." Sie ließ sich zur Seite kippen und legte ihren Kopf auf seine Schulter. "Nun musst du wirklich auf mich aufpassen."

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    In der Küche füllte er einen kleinen Krug mit Wein und Wasser, nahm einen Becher und trug beides dann zu Valentinas Zimmer. Dort klopfte er an die Tür. "Do... Valentina, darrf ich herreinkommen?"


    Alles was Bashir als Antwort bekam, war das leise Schluchzen welches aus dem Zimmer drang. Es deutete darauf hin, dass Valentina seine Frage überhaupt nicht vernommen hatte. Dann aber öffente sich die Türe und eine verweinte Hausherrin blickte ihn an. Sie drehte sich stumm wieder weg, durchquerte das Zimmer und warf sich erneut auf ihr Bett. Die Türe ließ sie offen, sodass Bashir hereintreten konnte. Mit tränennassen Augen, lag Valentina nun auf dem Bett und starrte gegen die Wand. "Er ist einfach gegangen." Flüsterte sie leise.

    Trotz der beruhigenden Worte des Soldaten, nahm Valentina die Wachstafel mit gemischten Gefühlen entgegen. Und als sie die Zeilen überflog glitzerten Tränen in ihren Augen. Ihr Bruder war weg... wieder in Rom!! Ihre Reise war vollkommen umsonst gewesen. Wäre sie in Rom geblieben, hätte sie ihn jetzt wieder in die Arme schließen können und wäre nicht von ihm getrennt. Schon wieder... Die Tatsache, welche Ehre ihrem Bruder zuteil wurde konnte Valentina nur teilweise erahnen. Er war weg... und sie hier alleine mit ihrer Cousine und ihrem Sklaven in einer fremden Stadt. Keiner von beiden kannte sich wirklich aus und konnte ihr eine Hilfe sein.
    Als sie den Brief ein zweites Mal durchgelesen hatte, rannen ihr Tränen über die Wangen. Sie konnte es nicht fassen... Valerian war tatsächlich nicht mehr hier. Beherrscht ruhig reichte Valentina die Wachstafel an Flava weiter. Mit tränennassen Augen sah sie zum Überbringer der Nachricht. "Hab Dank für dein Kommen und dafür, dass wir uns an dich wenden dürfen." Sie nickte ihm höflich zu. Dann drehte sie sich zu Bashir. "Biete unserem Gast doch bitte etwas zu trinken an." Sie lächelte ihn traurig an und meinte dann für die Allgemeinheit.
    "Entschuldigt mich bitte, ich möchte ein bisschen alleine sein." Und mit diesen Worten verließ sie die kleine Gruppe. Kurz darauf hörte man die Türe ihres Zimmers zufallen.

    Zu schade, dass die Rosen noch nicht blühten. Aber die Jahreszeit war einfach noch viel zu früh. Die Pflanzen hatten ja noch nicht einmal angefangen auszutreiben. Schlendernd durchquerte Valentina den Innenhof, als sie es an der Türe klopfen hörte. Sie beeilte sich nicht übermäßig, denn schließlich öffnete ja Bashir die Türe. So kam sie also von allen als Letzte in die Eingangshalle und staunte nicht schlecht auch Flava schon zur Stelle zu sehen. Sie bekam gerade noch die letzten Worte des Soldaten mit und sah ihn erschrocken an. "Was ist mit Valerian?" Die Angst, ihrem Bruder könnte etwas zugestoßen sein, ließ die sonst so gut erzogene junge Frau ihre Manieren vollkommen vergessen.

    Verlegen lächelte Valentina auf all diese Fragen und spielte mit einer Haarsträhne. Sie wollte nicht gleich mit der Türe ins Haus fallen und Flava die Vorfreude auf all diese Wünsche nehmen, indem sie ihr sagte, dass sie eigentlich kein Geld für Theaterbesuche hatten und die Anzahl der Freunde, die sie hier bereits hatte an einer Hand abzuzählen war. Bashir mal mitgerechnet.
    "Ich bin mir sicher es findet bald wieder ein Fest statt, zu dem wir eingeladen werden. Hier gibt es oft etwas zu feiern." Oh, hoffentlich belog sie ihre Cousine da jetzt nicht. "Und was die anderen Dinge angeht, können wir sicherlich auch alles irgendwie einrichten."
    Dann stand sie auf und legte ihre Cousine die Hand auf die Schulter. "Ich bin froh, dass du jetzt erstmal hier bei uns wohnst. Zu zweit ist alles viel einfacher. Vor allem, wenn man eine Frau ist." Sie zwinkerte ihr zu. "Aber jetzt solltst du vielleicht dein Bad nehmen. Der arme Bashir hat schleppt mit Sicherheit schon die Eimer und es wäre schade, wenn das Wasser dann zu kalt würde."

    Geduldig wartete Valentina bis Flava ihre Bestellung aufgegeben hatte und legte derweil noch Holz in den Kaminofen. Auf die Frage angesprochen lachte sie kurz. "Nunja, ganz alleine bin ich ja nicht. Bashir ist ja bei mir. Und ich konnte zum Glück schon ein paar Freunde finden." Sie stand wieder auf und setzte sich auf ihren Platz zurück. "Aber du hast schon recht. Es ist einsam. Es ist so schade, dass Valerian nicht öfter hier sein kann. Aber er ist eben Soldat und Soldaten sind selten Zuhause." Sie lächelte schief. "Aber jetzt bist du ja hier und ich bin überhaupt nicht mehr alleine."

    Na also! Valentina musste nur mit dem Fuß aufstampfen und Valerian tat das was sie wollte. Versöhnlich lächelte sie ihn an. Dafür liebte sie ihn so, dass er sich solche Sorgen um sie machte. Zwar fand Valentina weiterhin, dass er übertrieb, aber es war eben ihr Bruder. Es gefiel ihr zwar weniger, dass er davon sprach, dass sie Bashir behalten durfte, als wäre er ein kleiner Welpe aber darüber sah sie jetzt einfach mal hinweg.
    Sie trat zu ihm hin, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Dann umarmte sie ihn und flüsterte ihm ins Ohr. "Du weißt, dass ich eigentlich niemanden brauche, der mich beschützt. Ich bin groß genug. Aber danke, dass es Bashir sein darf, der diese Aufgabe jetzt übernimmt." Noch ein Kuss auf die Wange und dann drückte Valetina ihren Bruder fest an sich. "Bitte pass auch du auf dich auf, ja?"
    Mit diesen Worten löste sie sich wieder von ihm und sah ihn liebevoll an. "Ich hab dich lieb Valerian."

    Genau wie damals als sie sich gegen den Vorschlag wehrte einen Sklaven ins Haus zu holen, stemmte Valentina auch jetzt wieder die Hände in die Hüfte und pflusterte sich auf. "Dich soll einer verstehen Valerian! Er ist Soldat, glaubst du nicht, dass es niemanden besseren gibt der auf mich aufpassen könnte?" Das mit dem Bein hatte er anscheinend noch gar nicht bemerkt und Valentina würde sich lieber auf die Zunge beißen als ihm das zu verraten.
    "Und nein, ich werde ihn niemals wieder zurück zum Händler bringen! Schließlich sind wir auch Fremde in einem Fremden Land! Du und ich als Römer hier in Germanien. Wo ist da der Unterschied? Er ist mein Schutz."
    Zum Beweis dafür legte Valentina Bashir die Hand auf den Unterarm und reckte kampflustig das Kinn etwas nach vorne. Mit ihrem Bruder nahm sie es allemal noch auf. "Er ist hier und er bleibt hier. Er ist mein Schutz und er wird mir kein Haar krümmen. Du hörst es selbst."
    An Bashir gewandt meinte sie dann leicht kopfschüttelnd. "Hör auf mit dem Unsinn. Hier wird niemand umgebracht."