Beiträge von Leonidas Philotantos

    Ein Athener? Hier in Alexandria? Leonidas hoffte, dass der noch mehr zu bieten hatte als gutes Aussehen - denn von gutaussehenden jungen Männern war die Stadt voll!


    "Hat er sonst noch Referenzen? Kontakte?"


    Aristophanes beschäftigte sich weiter mit seinem Wein, den er prüfend ins Licht hielt.

    Umgeben von einer Schar gekaufter Bürger in ihrem traditionellen Mantel erschien auch Leonidas. Zu dieser besonderen Wahl hatte er sich selbstverständlich auch besonders herausgeputzt. Wieder einmal reichlich Schminke und Parfum - es würde schwer werden, heute Aufmerksamkeit zu erregen. Daher hatte er sich zusätzlich einen kleinen Stab an Begleitern beschafft.


    Gemeinsam setzten sie sich relativ weit vorn nieder - schließlich hatte Leonidas mit dem zuständigen Beamten gesprochen, dass auch er kandidieren wollte. Und dafür musste man sich vorstellen und eine endlos lange, ermüdende Diskussion über sich ergehen lassen - besonders, wenn die Krateiden der Feind waren!


    Als er auf den Gang trat, blendete ihn die Sonne, doch schnell erkannte er, wie viele Bürger erschienen waren - besonders beängstigend war hierbei die Gruppe, die hinter der gesamten Krateiden-Familie saß! Auch Skopas erkannte er - der hatte doch letztes Mal für den Vater von Eudoxos gestimmt und mit ihm all seine Freunde...hoffentlich hatte Timokrates seinen Teil der Abmachung erfüllt!

    Leonidas kannte die bisweilige Engstirnigkeit seines Freundes - aber deswegen hatte er ihn ja: Um ihn leicht zu kontrollieren! Als


    "Weißt Du von einem weiteren, erfolgversprechenden Gegenkandidaten zu diesen Krateiden, Timokrates?"


    Einen Augenblick fragte er sich, ob er Timokrates anfangs zurecht misstraut hatte - setzte er auf zwei Karten?


    Aristophanes hingegen schien etwas beleidigt und widmete sich dem nun angelieferten Wein. Naja, wenigstens verdarb er damit schon einmal nicht die Diskussion...

    Bereits auf der Straße konnte man den Lärm aus dem Andron des Oikos hören. Durch die seperate Tür wurde gerade der letzte Gast - ein Getreide-Großhändler, der Felder den ganzen Nil entlang hatte.


    Der Speisesaal war aufwändig mit Girlanden und anderem Beiwerk geschmückt und Leonidas hatte extra noch ein paar Aushilfskellner und den Koch aus einem stadtbekannten Lokal engagiert.


    Leonidas hatte zahlreiche einflussreiche Bürger zu sich nach Hause geladen um seinen Teil der Abmachung - die Gewinnung der Oberschicht - zu erfüllen. Neben dem amtierenden Eponminatographen, den Leonidas zwar nur flüchtig kannte, dafür aber ein gutes Verhältnis zu Aristophanes hatte, lag auch ein römischer Offizier mit griechischen Wurzeln. So reihten sich zahlreiche Männer an den Klinen und genossen den dritten Gang - Meeresfrüchte in delikater Soße. Der Offizier verlangte Garum - ein widerliches Zeugs, das Römer komischerweise zu allem essen konnten.


    Es wurde viel geredet, gelacht und den Tänzerinnen und Tänzern aus dem fernen Süden zugesehen. Leonidas gefiel die linke besonders...vielleicht sollte er sie - wenn alles heute Abend zufriedenstellend verlaufen würde - hinauf in sein Gemach bitten...


    Doch erst die Arbeit, dann das Vergnügen!

    Aristophanes stimmte der Vorspeisenplatte sofort zu, während Leonidas an wichtigeres dachte - seine politische Zukunft!


    "Angestellter der Rhomäer?"


    fragte er verwirrt. Immerhin leitete der Strategos die Stadtwache und die konnte einen schon ganz schön ärgern...naja, Timokrates kam ja nicht von hier...aber bevor er mehr sagen konnte, schaltete Aristophanes sich ein (der übrigens nicht mit Lebensmitteln handelte und deshalb kein Interesse an der Kontrolle des Eutheniarchen hatte).


    "Der Strategos ist eminent wichtig - gerade auch wegen den Rhomäern! Was glaubst du, wie oft diese ungeschickten Phylaxen* meine Ware ruiniert haben!"


    Nun sah er zu Leonidas.


    "Der Mann hat doch keine Ahnung!"


    Nun war es geschehen - es gab Probleme! Also musste er schnell eingreifen, bevor alles den Nil herunterging. Beschwichtigend hob er deshalb die Hand.


    "Ganz ruhig, wir werden uns schon einig."


    Er blickte hinüber zu Timokrates.


    "Ich denke auch, dass der Strategos wichtig ist. Natürlich spielt auch der Eutheniarch eine wichtige Rolle, aber sie ist gerade für die Rhomäer wichtig und kostet darüber hinaus eine Menge Geld, wenn die Ernten schlecht ausfallen."


    * Polizisten

    Leonidas als Kandidat hatte sich natürlich für diesen besonderen Anlass besonders herausgeputzt. So trug er nicht nur einen seidenen, dorischen Chiton, auf den ein aufwendiges Muster aufgestickt war. Darüber hatte er einen scharlachroten Chlamys gelegt, sodass ihn auch jeder gut sehen konnte.
    Auch seinen Körper selbst hatte er vorbereitet: Gewaschen und gesalbt hatte er sein Gesicht ordentlich geschminkt und extra noch einmal einen Koyreus* kommen lassen, sodass sein Bart sauber gestutzt und sein haar kunstvoll drapiert war.


    So vorbereitet hatte er sich am Meson Pedion beim "Standplatz" seiner Phyle eingefunden und erst einmal jeden einzelnen mit einem freundlichen


    "Chaire!"


    und dem dazugehörigen Namen begrüßt. Alle in seiner Phyle waren nicht gerade arm und so konnte man davon ausgehen, dass an ihren Stimmen noch die des ein oder anderen armen Griechen aus dem Hafengebiet hing.


    Nach dem ein oder anderen kleinen Plausch war es dann so weit: Alles wartete gespannt auf den Eparchen.



    *Barbier

    Nachdem sich alle niedergelassen hatten und der Diener auch die Weinkarte verlesen hatte (wobei Leonidas es Timokrates überließ, für alle einen Wein zu bestellen), sah er noch einmal zu seinen neuen Wahlkampfverbündeten und begann.


    "Aristophanes ist ein honorabler Bürger unserer Stadt und besitzt viele Freunde unter den Reichen und Schönen."


    erklärte er nochmal Timokrates, woraufhin der Erwähnte geschmeichelt lächelte und nickte.


    "Uns alle vereint, dass wir es nicht gerne sehen, wenn die Krateiden unsere geliebte Autonomie und Demokratie stören. Da diese jedoch ebenfalls viel Einfluss besitzen..."


    Leonidas rieb die Finger aneinander, um die Quelle ihres Einflusses darzustellen


    "...ist es wichtig, gemeinsam vorzugehen und uns weitere Verbündete zu suchen.


    Wie uns allen ist es Aristophanes und seinen Freunden daran gelegen, dass ihre Geschäfte nicht durch langwierige Kontrollen Störungen gebremst werden."


    Nun sah er zu Timokrates.


    "Unter dieser Bedingung wären er und sie aber nicht abgeneigt, dich trotz deiner fremden Herkunft als Teil der großen Welt der Hellenen als Kandidaten zu akzeptieren.


    Um unsere Chancen zu erhöhen, werde ich selbst als Spross einer alteingesessenen Familie gemeinsam mit dir kandidieren.


    Nun kommen wir zur Basis-Frage: Welche Ämter sind besonders notwendig, dass sie den Krateiden nicht in die Hände fallen dürfen? Ich denke, dass insbesondere der Strategos als Kommandant der Stadtwache hierbei eine wichtige Rolle spielt. Da unser verehrter Aristophanes selbst kein Interesse an der Bekleidung eines Stadtamtes hat, können wir nur eine weitere Stelle besetzen - was wäre hier wohl die wichtigste für die Wahrung der Autonomia?"


    Er sah fragend in die Runde und sogleich meldete sich Aristophanes zu Wort.


    "Ich denke, der Agoranomos wäre von ähnlicher Wichtigkeit - eine Handelsstadt lebt von ihren Märkten!"


    Es war natürlich klar, dass Aristophanes als wirtschaftlich tätiger Mensch Kontrolle über die Märkte wollte, doch möglicherweise konnte Timokrates ja etwas anderes einwerfen.

    Als Timokrates erschien, erkannte Leonidas ihn nicht sofort. Seine aufmerksamkeitsheischende Kleidung und die starke Schminke ließen seine wahre Gestalt hinter dem Kunstwerk zurücktreten. Doch als er sie ansprach, war er sich doch ganz sicher, wen er da vor sich hatte.


    "Chaire, Timokrates. Ich darf dir Aristophanes, meinen alten Freund, vorstellen."


    Aristophanes hatte sein typisches Oberschicht-Begrüßungslächeln aufgesetzt, das grundsätzlich für aufgesetzte Freude reserviert war, wie Leonidas wusste. Er musste schnell überzeugt werden, sonst ging der Abend den Nil hinunter. Also rasch ein Platz! Er packte einen nubischen Diener in einem phantasievollen Livree an der Schulter.


    "Wir bräuchten einen Tisch für drei!"


    Der Nubier musterte die drei, stellte fest, dass sie reich genug aussahen um hier zu essen und führte sie schweigend zu einem Rundtisch mit drei Klinen.


    Leonidas platzierte sich in die Mitte - quasi als vermittelnde Kraft, während der Nubier die Speisekarte aus dem Gedächtnis vortrug. Leonidas wählte zum Beginn eine Suppe. Später würde er sich dann an etwas gegrilltes wagen. Das Poseidon war für seinen Fisch stadtbekannt!


    "So, dann kommen wir einmal zum Geschäft - Aristophanes, das ist wie gesagt Timokrates, der Mann, mit dem ich ein Wahlbündnis eingehen möchte."

    Im Laufe jenes Abends erschien eine der Fähren von den Kais nahe dem Poseidonion am Festland. Ihr entstiegen zuerst ein etwas dicklicher Enddreißiger, eine Wolke mit Parfüm vor sich herschiebend. Sein Körper war in ein weites, faltenreiches sandfarbenes Gewand gehüllt. Sein Hals und seine Arme glänzten von goldenen Armreifen, Ketten etc. - ein typischer Alexandriner aus der Oberschicht eben!


    Ihm folgte Leonidas in einer ähnlichen, aber nicht ganz so prunkvollen Aufmachung. Auch in seinem Gesicht waren nur die Augenbrauen ein wenig nachgezogen worden.


    Das Paar machte sich auf, umrundete den Leuchtturm und kehrte schließlich im "Poseidon", einem Speiselokal in bester Lage. Sofort betraten sie die große Terasse und sahen sich um. Aristophanes, der kräftigere von beiden, meldete sich zu Wort.


    "Wo ist denn nun dein Timokrates?"


    Leonidas war ein wenig genervt - woher sollte er das denn wissen?


    "Vielleicht kommt er noch. Aber such ruhig - er sieht etwas numidisch aus."

    Leonidas machte sich auf den Weg zu Aristophanes, seinem alten Freund. In letzter Zeit hatten sich nicht mehr ganz so viele Treffen ergeben, doch als er an der Tür erschien, wurde ihm prompt geöffnet und man führte ihn ins Andron, das Speisezimmer. Es war mit einige Klinen ausstaffiert, sodass Leonidas Platz nahm.


    Er musste jedoch nicht lange warten, denn schon bald erschien Aristophanes, ein fröhlicher Enddreißiger in der für Alexandria typischen knallbunten Tracht. Man konnte sehen, dass es ihm lange Zeit gut ging, denn ein kleiner Bauch wurde unter den wallenden Gewändern sichtbar. Ein wenig Training im Gymnasion würde ihm nicht schaden, wie Leonidas befand. Aber er war nicht hier, um mit ihm über seinen Körper zu sprechen.


    "Chaire, Aristophanes!"


    "Chaire, Leonidas!"


    erwiderte er mit einem breiten Lächeln. Mit einem leichten Ächzen setzte er sich auf die Kline neben Leonidas.


    "Was gibt es, o phile?"


    "Nunja, es geht um die zukünftigen Wahlen...ich habe überlegt, möglicherweise zu kandidieren..."


    Wieder lachte Aristophanes. Er kannte Leonidas zu lange, als dass ihm diese Eröffnung nicht seltsam vorgekommen wäre.


    "Du gehst in die große Politik? Gehen meine Erinnerungen völlig fehl oder warst du es nicht, der mir vor ein paar Monaten noch gesagt hast, dass Politik wohl die nutzloseste Art wäre, dem Pöbel Geld in den Rachen zu werfen?"


    Leonidas sah zu Boden. Tatsächlich hatte er sich bisher stets von Politik ferngehalten. Aber jetzt...


    "Das tue ich sicher nicht aus einer Laune heraus, Aristophanes...die Sache ist die...Eudoxos kandidiert. Und es besteht die Gefahr, dass er seine beiden kleinen Brüder auch gleich mit aufstellt."


    Das Lachen von Aristophanes gefror, während in Leonidas' Innerem ein leichtes Lächeln entstand. Er hatte gewusst, dass er sich auf seinen Freund verlassen konnte.


    "Das, mein Lieber, erklärt natürlich einiges! Du hast meine Unterstützung auf jeden Fall!"


    Soweit war die Sache schonmal geschafft. Doch was nun kommen würde, war weitaus schwieriger...


    "Ich habe auch mit einem anderen jungen Mann gesprochen...er heißt Timokrates und ist relativ neu. Aber er scheint gute Kontakte zu den ärmeren Schichten zu pflegen..."


    "Und weiter? Was hat das mit mir zu tun?"


    "Naja, er braucht auch noch Unterstützung - er kommt nicht von hier..."


    Was nun folgte, war eine länger Debatte über das Für und Wider eines volksnahen Kandidaten, dessen Einstellung gegenüber den alteingesessenen Familien, zu denen auch die des Aristophanes zählte, sowie eine letztendliche Einigung. Man verabredete sich für den Abend auf der Insel Pharos. Im "Poseidon".


    Nach einer herzlichen Verabschiedung gingen die beiden wieder auseinander.

    Hm, der Pharos...dort war er schon lange nicht mehr gewesen.


    "Gut, dann...bis heute Abend!"


    verabschiedete er sich und machte sich erst einmal auf den Weg nach Hause - denn bevor er zu Aristophanes ging, musste er sich erst einmal gut vorbereiten!

    Leonidas tat es dem Kyrener gleich, spuckte in die Hand und ergriff die des anderen. Auf diese Weise hatte er noch keinen Vertrag besiegelt, was aber wohl daran lag, dass er kein richtiger Händler war.


    "Sehr gut. Dann muss ich dich wohl doch auf ein späteres Treffen im Gymnasion vertrösten. Ich muss mit Aristophanes sprechen - oder besser wir beide. Oder was meinst du?"


    Leonidas hatte selbst noch nie Wahlkampf für sich geführt, folglich konnte er auch nicht sagen, wie man das ganze am besten anging. Sicher hatte er dem ein oder anderen Freund geholfen, aber da hatte er eine Bitte bekommen und war dieser anschließend nachgekommen.

    Eine traditionell erfolgreiche Familie, die sich mit einem dahergelaufenen Lybier verbünden würde...schwierige Frage...
    Eine ganze Zeit lang musste Leonidas überlegen. Am besten jemand, den er gut kannte...Aristophanes? Aber der würde seine Stimmen sicherlich nicht für einen Fremden geben...


    "Aristophanes ist ein alter Freund von mir. Vielleicht könnten wir ihn gewinnen."


    Wir? Hatte er da gerade "wir" gesagt? Wollte er denn auch in die große Politik? Hatte er überhaupt genügend "Hintergrund"? Nunja, Aristophanes war ein guter Freund, der konnte die eine oder andere Stimme bieten. Und Timokrates schien als Händler erfolgreich zu sein...fehlte nur noch etwas finanzielles...aber die Unwägbarkeiten...Nein!


    Plötzlich hatte Leonidas das Gefühl, als hätte sein Vater dieses "Nein!" gesprochen, als hätte er ihm befohlen, seine Chancen zu nutzen.


    "Was hältst du davon, wenn wir ein Dreiergespann machen? Du, Aristophanes, ich?


    Ich weiß gerade nicht, ob Aristophanes selbst politisch ambitioniert ist, aber wenn ich selbst zur Wahl stehe und mit dir zusammenarbeite, könnte er freigiebiger sein..."

    Leonidas stutzte. Sein Großvater war ebenfalls in der Politik tätig gewesen, sein Vater hatte gerade einmal die unterste Stufe bekleidet. Genaugenommen waren sie auch eine dieser faulen Familien gewesen - nur hatten sie ihren Einfluss nicht halten können. Die Krateiden hatten es...und das war das Problem.


    Allerdings sah Leonidas darin keinen Grund, den Mann nicht zu unterstützen, solange er half, die Krateiden loszuwerden. Und wer wusste schon, vielleicht sprang auch etwas für ihn dabei heraus...vielleicht konnte er seine Familie wieder dorthin bringen, wo sie einst gewesen war!


    Trotzdem schüttelte er etwas traurig den Kopf.


    "Bei allem Respekt vor dieser idealistischen Weltsicht, Timokrates - aber das wird den großen Demagogen nicht unbedingt gefallen. Und denen gehören sehr viele Stimmen...eine drückende Mehrheit genaugenommen.


    Ohne sie wirst du während der Ekklesia kaum irgendwohin kommen als in die letzte Reihe im Theatron. Ihre Politik ist verdorben, aber trotz allem erfolgreich.


    Mein Rat: Suche Dir ein erfolgversprechendes Wahlbündnis, mit dem ein oder anderen dieser Oligarchen..."

    Leonidas kennt ihn? Natürlich! Er hat ihn doch vorhin erst erwähnt...aber das waren nicht die Gedanken, die ihn jetzt beschäftigten. Die alten Männer im Gymnasion...das waren immer noch die größten Tratschtanten Alexandrias - schlimmer als alle Frauen im ganzen Imperium zusammen! Allerdings sagten sie allermeistens in politischen Dingen die Wahrheit...


    Was sollte er jetzt tun. Wenn Eudoxos es wirklich schaffte, so viele Prytanen zu vereinen, konnte das seinen Einfluss für das nächste Jahr völlig ausschalten. Wahrscheinlich würde er über den Strategen dafür sorgen, dass immer alle Kontrollen bei ihm landeten, seine lukrativen Nebengeschäfte waren in Gefahr!


    Es brauchte einen Gegenkandidaten, jawohl! Aber einen, der es mit den Krateiden aufnehmen konnte! Jemanden, den die Leute kannten...ihm kam langsam ein Gedanke...


    "Wie sieht Dein Programm aus, Timokrates?"


    Wenn er die Tratschtanten im Gymnasion hinter sich vereinen konnte, war er nah dran, bekannt genug zu sein...

    Würde Leonidas sich nicht durch so viel Sport gesund halten, hätte er jetzt sicher einen Herzinfarkt bekommen. Exegetes? Eudoxos? Das war...absolut nicht gut! Und dann auch noch der Strategos und der Eutheniarch in den Händen dieses...Tausend Gedanken rasten durch den Kopf von Leonidas, doch von außen konnte man nur ein aufhellen der Gesichtsfarbe feststellen (dort, wo er eben nicht geschminkt war).


    "Woher hast du das gehört?"


    fragte er rasch - vielleicht hatte er nur einen Scherz gemacht?

    Timokrates verstand es hervorragend, mit der Angst von Leonidas zu spielen. Denn dieser versuchte zuerst sich nicht anmerken zu lassen. Nach den ersten direkten Worten an ihn jedoch konnte man kurz ein Aufflackern von Angst in seinen Augen sehen.


    "Eudoxos?"


    fragte er rasch und hoffte, dass seine Kenntnis über die Krateiden gerade einen Aussetzer hatte. Also Klearchos und Alexandros waren noch mitten in der Ephebie...Didymos? Nein, tatsächlich zu alt für so etwas...bestenfalls der Gymnasiarch!

    Sim-Off:

    jop, so wars gedacht


    "Möge es Serapis verhüten! Sie versuchen es ständig - und zu oft gelingt es ihnen auch."


    Er sah vor sich auf das große Gymnasions-Gebäude. Die meisten Krateiden mochte er nicht, doch Eudoxos...den hasste er! Der würde ihm das gesamte Geschäft kaputt machen!


    "Ich hoffe, dass ihr Stern am Sinken ist...eigentlich ist er es auch, sie kämpfen nur noch dagegen!"


    Je mehr er darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher wurde es für ihn, dass die Krateiden zur Zeit gefährlicher waren, als er es sich wünschte!

    Während sie bereits fast am Gymnasion angekommen waren, dachte Leonidas über dies und das nach, als ihm plötzlich etwas kam.


    "Hast Du Dich eigentlich auch umgehört? Die Krateiden könnten auch wieder einmal persönlich teilnehmen...ich hoffe, es wird nicht Eudoxos. Wenn es der wird, dann...gute Nacht, würde ich sagen."


    Leonidas und Eudoxos waren eine spezielle Geschichte. Sie hatten zusammen die Ephebie durchlaufen und sich bereits dort niemals freundschaftlich gemessen. Seitdem waren sie verfeindet bis aufs Blut. Und Eudoxos würde sicher nicht die alten Zeiten ruhen lassen...

    Leonidas wusste überhaupt nicht, was sein Gesprächspartner wollte. Erwartete er, dass er einen Kurzvortrag über Bekanntschaften, Freunde und so weiter in der Stadt-, Provinz- und sonstigen Verwaltung. Oder doch das politische System einer griechischen Polis? Wohl kaum...


    "Nunja, es gibt da einige Fraktionen. Zum einen natürlich die nationalen: Die verdammten Juden*, die ständig versuchen, ihren Einfluss über die Stadt auszudehnen, obwohl wir alles tun, sie rauszuhalten. Und dann eben die einzelnen Interessengruppen. Da wären einige Händler, die versuchen, möglichst den Posten des Agoranomos zu ergattern. Heliodoros hat da einige Philoi und könnte es schaffen.
    Dann die speziellen Freunde der Rhomäer, die vom letzten Eparchen gut unterstützt wurden und vermutlich wieder den Eutheniarchen bekommen werden - zumindest war es bisher immer so.
    Für den Strategos gibts wiederum wenige Anwärter - ist vermutlich eine Kostenfrage. Außer, wenn Agathokles noch mehr etwas Einfluss will. Du musst wissen, dass er eigentlich zum Gymnasiarchen kandidieren will, aber er hat einen Sohn..."


    beendete er seine Vorstellung der Amtsbewerber auf die untersten Prytanen-Posten. Das war wohl das, was ihn am meisten interessierte, wenn er hier einsteigen wollte.


    "Vor den Krateiden solltest du dich übrigens in Acht nehmen. Die scheinen jeden Politiker kaufen zu wollen."



    Sim-Off:

    *Dies hat nichts mit Antisemitismus des Spielers zu tun, sondern versucht eine historische Griechen-Sicht auf die jüdischen Mitbürger darzustellen.