Beiträge von Merowech von Veldidena

    Merowech kannte die Weisung des Decurios bereits, fand aber nichts anstößiges dabei, sich mit der Frau des Präfekten zu unterhalten. Was das Würfeln anging, musste dies nun sowieso ins Wasser fallen, da mit den Neulingen das Waffentraining begonnen wurde. Somit war Merowechs dienstfreier Tag bereits beendet, bevor er sein Mittagsmahl eingenommen hatte. Er gab Brigio mit einem Nicken zu verstehen, dass er verstanden hatte.
    Dann näherte er sich Iunia Narcissa und sagt: "Tut mir Leid Iunia, wir müssen das Spiel auf ein anderes Mal verschieben. Ich habe neue Befehle erhalten und somit ist mein freier Tag nun beendet." Merowech tat es auch um den Wein etwas leid. Hier gab es meist nur Met und Cervisia, der Wein aus der germanischen Provinz schmeckte ihm nämlich nicht besonders und importierter Wein war ihm zu teuer. "Schade um den guten Wein.", konnte er sich nicht verkneifen zu erwähnen.

    "Schützt das Feldzeichen, das Feldzeichen ist das Wichtigste!", brüllte Merowech seinen Männern zu. Sie hatten sichtlich Mühe, schlugen sich aber tatsächlich bereits um vieles besser. Allerdings stand der Ausgang des Gefechtes beinahe fest: Wäre auch seltsam, wenn Probaten - selbst wenn sie am Ende ihrer Ausbildung standen - gegen ausgebildete und erfahrene Equites in einem Kampf siegen würden. Aber die Leistung war mehr als zufrieden stellend.


    Aus seinem Augenwinkel sah Merowech, wie sich Seleukos mit zwei Equites abmühte und er hielt sich wirklich gut. Lange würde er dies allerdings nicht durchstehen. In wenigen Schritten überwand Merowech die Distanz und mit den Worten "Tot." versetzte er einem völlig überraschtem Eques einen leichten Stich in die Seite, worauf dieser sich aus dem Getümmel entfernte und das Geschehen aus einiger Entfernung weiter beobachtete. Mit dem anderen wurde Seleukos selber fertig. Er begab sich wieder zurück, um das Feldzeichen zu verteidigen.


    Als Cupidus wieder in seine Nähe kam, meinte er keuchend zu ihm: "Cupidus...die Probaten schlagen sich gut...ich denke, wir haben genug gesehen...was meinst du?...Sollen wir die Übung beenden?"

    Da Narcissa momentan etwas abwesend wirkte und Merowech seinen freien Tag zu genießen versuchte, fragte beiläufig zu Einar gewandt: "Du Einar, wie siehts aus, hast du Lust, einen Teil deines Soldes beim Würfeln zu verlieren?" Würfeln war eine der wenigen Abwechslungen, die einem im Lager geboten wurden. Und führ solche Anlässe hielt Merowech meistens eine Amphore Wein oder ein Fässchen Met bereit.

    Merowech antwortete: "Nein, ich bin Rätier und komme aus Veldidena. Das liegt in den Alpen, in der rätischen Provinz. Da ich aber das römische Bürgerrecht möchte und mir mein früheres Leben zu eintönig war, habe ich mich bei den Auxiliares gemeldet."

    Merowech musste schmunzeln. Irgendwie war er nämlich froh, dass es schon länger nicht mehr zu Kämpfen gekommen war. "Im Moment vertreiben wir uns die Zeit mit den Probaten, was für uns ein gutes Training ist und manchmal ein angenehmer Zeitvertreib. Das nächste Blutvergissen kommt vermutlich früh genug.", antwortete Merowech. Irgendwie hatte er die Ereignisse, welche bei Borbetomagnus statt gefunden hatten, in seinem Inneren vergraben und verdrängt.

    Auf einem Holztisch bereiteten die Equites unter der Anleitung von Merowech alles vor. Die Übungsspathae lagen nebeneinander auf dem Tisch, davor waren die Hastae an denselben angelehnt. Die Neuen brauchten sich also nur noch jeweils einen der Ausrüstungsgegenstände nehmen. Nun war alles für das Waffentraining am Nachmittag vorbereitet.

    Mit einem Stück Papyrus in der Hand näherte sich Merowech Cupidus. Er sah, dass der Decurios mit der Zukünftigen des Kommandanten im Gespräch war. Trotzdem näherte er sich und sprach, nachdem er salutiert hatte: "Verzeih die Störung Decurio, hier ist die Aufstellung und aktuelle Stärke unserer Turma."


    Dann übergab er dem Decurio das Schriftstück.


    Die aktuelle Aufstellung der Turma I beträgt 32 kampfbereite Equites, 2 Duplicarii und einen Decurio. Für jeden Mann stehen zwei Pferde bereit.

    "Zusammen bleiben und Formation bilden!", brüllte Merowech. Die Probaten wussten inzwischen, was gemeint war und bildeten rasch eine passende Angriffsformation. Dann begannen sie, den Ansturm an der Lücke des Lagers almählich zu stoppen.


    Nachdem dem Ansturm der Schwung genommen war, war es nun an der Zeit, den Gegenangriff einzuleiten. Merowech brüllte die entsprechenden Kommandos und die Probaten begannen nun, zwar mit Mühe aber dafür stetig, die Angreifer durch die Lücke wieder hinauszudrängen.

    "In letzter Zeit war es eigentlich ziemlich ruhig.", antwortete Merowech. Die letzten schweren Kämpfe lagen nun schon über ein Jahr zurück. Und außerdem fanden sie in der Nähe von Borbetomagus statt, welches eine gute Tagesreise von Confluentes entfernt lag.

    "Und auch jeden anderen Parasiten, der unerlaubt oder mit feindlicher Absicht ins Imperium hereinwill.", fügte Merowech zustimmend hinzu. Er meinte damit die Germanen des freien Germanien, hoffte allerdings, dass er mit dieser Äußerung Einar nicht zu nahe trat. "Anwesende natürlich ausgenommen.", fügte er deshalb rasch hinzu.

    Merowech dankte für den Wein, erhob seinen Becher und stieß mit Cupidus an. Dann sprach er: "Ich wollte dich bitten, ob du bei unserem neuen Präfekten bewirken kannst, dass ich deinem Befehl unterstellt werde. Bisher habe ich zwar schon unter dir als Duplicarius gedient, aber laut Dienstakten bin ich nach wie vor der Turma I zugeteilt. Wenn dies möglich wäre, würdest du mir eine große Freude bereiten."


    Er wartete gespannt auf die Reaktion des Decurios. An sich war sein Anliegen ja keine große Sache sondern eher Papierkram.

    Merowech wartete noch auf Einars Reaktion, als plötzlich Cupidus sich näherte. Obwohl er sein Freund war, war er hier im Lager sein Vorgesetzter. Merowech nahm Haltung an, salutierte und meldete: "Alles in Ordnung, Decurio. Eques Einar und ich, wir unterhalten uns ein wenig mit den Damen." Dass es sich bei Iunia Narcissa um eine Frau aus dem Gefolge des neuen Präfekten handeln musst, hatte Merowech sich schon gedacht. Nur war ihm ihre Beziehung zum Präfekten nicht bekannt.