"Sollte es mich einmal vor dir erwischen, dann lass bitte nicht zu, dass sie mich verbrennen. Ich will in der Erde bestattet werden.", raunte ihm Merowech zu.
Beiträge von Merowech von Veldidena
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Merowech beobachtete ebenfalls die Bestattung der Legionäre. Er wusste, dass die Römer ihre Toten verbrannten. Er selbst war Räter und in seiner Glaubenswelt wurden die Toten in der Erde beigesetzt. Irgendwie fühlte er einen Kloß in seinem Hals, als er sah, wie der Zenturio den Toten eine Münze unter die Zunge legte. Leise wandte er sich an Brigio. "Psst, Brigio", raunte er ihm zu. "Du musst mir bitte etwas versprechen."
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Merowech hörte das Signal und saß auf sein Pferd auf. Dann wurde angetreten. In gewohnter Weise nahm er seinen Platz neben Brigio ein und wartete auf den Befehl, endlich in Richtung Confluentes aufzubrechen.
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Merowech beobachtete die Verurteilung der Gefangenen. Kreuzigung: Das grausamste, was das Imperium zu bieten hatte. Allerdings hatte er kein sonderlich großes Mitleid mit den Verurteilten. Dennoch war er froh, nicht einer der Soldaten zu sein, welche die Strafe vollstrecken mussten.
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Merowech hatte sich in einen der Heuschober begeben und war sofort eingeschlafen. Wenn er auch nicht lange ruhte, so war der Schlaf doch sehr tief und erquickend.
Als er am morgen geweckt wurde, steckte ihm zwar noch ein wenig die Müdigkeit in den Knochen, aber nachdem er etwas Puls gegessen hatte, war ihm wieder wohler. Als das Signal ertönte, welches den Aufbruch signalisierte, machte er sein Pferd Hengist fertig und begab sich zu Brigio, denn der war ja sein Nebenmann. Merowech freute sich schon auf die Rückkehr nach Confluentes. Er sagte: "Wies scheint haben wir es woll geschaftt, was Brigio? Nach dieser Mission freue ich mich ehrlich gesagt wieder auf das Lagerleben. Wenn wir dort angekommen sind, dann wollen wir einen heben. Ich glaube, ich hab irgendwo noch ein Amphore Falerner."
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Merowech nahm dankbar das Wasser und das Räucherfleisch entgegen und nahm gleich ein paar kräftige Schlucke aus dem Wasserschlauch. Dann antwortete er Eburnus müde: "Danke, Freund. Ich glaube, die Verluste in unserer Truma halten sich in Grenzen, aber bei den ganzen Toten und Verwundeten, die ich den Tag und die Nacht über gesehen habe, habe ich den Überblick verloren. Sag Eburnus, weißt du, wo sie uns untergebracht haben? Ich brauche dringend Schlaf."
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Abgekämpft und müde erreichte Merowech mit den anderen Equites unter Cupidus Führung Wigands Dorf. Endlich würden sie sich für eine Weile ausruhen können. Um die Ereignisse des Tages vor seinem inneren Auge Revue passieren zu lassen, dazu war er einfach viel zu müde.
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Auf Cupidus Geheiß brachten die Männer ihre Ausrüstung und die Tiere vor das Lager. Dann gingen sie zurück, entzündeten mehrere Fackeln und warfen sie in die Hütten und auf deren Dächer, welche großteils mit Stroh bedeckt waren. In Kürze brannte das Lager lichterloh. Das wars also. Merowech ging zurüch zu seinem Pferd Horsa und saß auf. Ruhig strich er über den Hals des Tieres. Er wartete nur noch auf den Befehl zum Abrücken.
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Merowech und Cupidus waren inzwischen zu Brigio zurückgekehrt, doch da wurde Cupidus schon von Crispus gerufen. Merowech wandte sich Brigio zu und meinte: "Sieht so aus, als würden wir endlich von hier abziehen. Ich schwöre dir, die ersten Dinge, die ich in Confluentes tun werde, ist ein Opfer an Mars, weil er mich heil durch diese Schlacht gebracht hat, und dann werd ich mich in die Thermae verziehen."
Es war schon sonderbar: Ein Leben lang hatte er es zuvor ohne diese Einrichtung ausgehalten und nun, da er kaum ein paar Wochen im Feld war, vermisste er diese Einrichtung, als hätte er nie etwas anderes gekannt.
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Als die beiden fortgingen, um zu sehen, ob man noch irgendwo helfen könnte, meinte Merowech: "Einen Galgenhumor haben die vielleicht. Kommt wahrscheinlich davon, dass sie immer nur mit Verletzten und Sterbenden zu tun haben."
Trotzdem hatte sich Cupidus Vorschlag von vorhin inzwischen unauslöschlich in Merowech eingebrannt. Wenn die Möglichkeit bestand, so wollte er sich nun zum Casparius ausbilden lassen.
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Merowech hörte Cupidus Worte und ließ sich alles durch den Kopf gehen, während die beiden einen Casparius suchten. Die Möglichkeit, sich selbst als Casparius bei den Berittenen schien interessant. Und je mehr Merowech darüber nachdachte, desto mehr Gefallen fand er an Cupidus Vorschlag.
Nach einer Weile des Überlegens antwortete er schließlich entschlossen: "Es würde mir schon gefallen, mich zum Casparius ausbilden zu lassen. Vor dem Grauen kann man in der Schlacht sowieso nicht die Augen verschließen. Das habe ich in den letzten Tagen deutlich erfahren. Und so hätte ich die Möglichkeit, zumindest einen Teil dieses Grauens wieder zu heilen. Jedenfalls müssten wir beide jetzt nicht lange herum suchen, bis wir jemanden finden, der unsere Wunden versorgt."
Den letzten Satz sprach Merowech mit einem bitteren Lächeln. Und endlich tauchte auch ein Casparius vor ihnen auf. Während Cupidus sich seine Verletzung ansehen ließ, wurde Merowechs Schnitt versorgt. Die Wunde wurde gereinigt und dann mit ein paar Stichen genäht."Das wars", sagte der Casparius zu Merowech, "Allerdings dürfte eine Narbe zurück bleiben. Aber das wird dich wohl nicht stören, oder?"
Merowech antwortet bloß mit einem Kopfschütteln. Dann wandte er sich erneut an Cupidus: "Und wie gehts jetzt weiter?"
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Merowech beobachtete das Schauspiel. Ein Stich in den linken Oberarm erinnerte ihn an die Schnittwunde, die er beim Kampf im Wald empfangen hatte und die Brigio dann notdürftig verbunden hatte. Er löste denn Verband. Offensichtlich hatte die Blutung aufgehört. Nur schmerzt sie manchmal. Er wandte sich an Cupidus und Brigio.
"Ich sollte sie wohl besser gleich vom Casparius reinigen lassen, oder was meint ihr? "
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Endlich erreichte der kleine Trupp mit dem verletzten Reatinus das Lager und begab sich auf direktem Weg zu Crispus. Merowech überließ Cupidus das Reden, denn schließlich war er ja sein Vorgesetzter, obgleich sie bereits befreundet waren.
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Merowech konnte den Toten nicht erkennen, dessen Gesicht nur mehr eine breiige Masse war. Er kehrte mit Cupidus zu den übrigen zurück und verfolgte schweigend das Gespräch mit. Als ihn Cupidus aufforderte, mit ins Lager zu gehen, nickte er nur knapp, nahm sein Pferd Horsa an den Zügeln und führte es mit den übrigen zum Lager zurück. Er war erschöpft und müde, konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wann er das letzte Mal geschlafen hatte. während sie durch den Wald gingen, nahm er schweigsam einen Schluck Wasser aus seiner Feldflasche. Da fiel ihm Reatinus ein. Er wandte seinen Blick zu dem Verwundeten und fragte ihn erschöpft:
"Hast du Durst? Willst du vielleicht einen Schluck Wasser?" -
Merowech war ein großer Stein vom Herzen gefalen, als Brigio mit dem Casparius zurückkehrte. Er erwiderte dessen Gruß und tat daraufhin alles, was der Casparius ihn anwieß zu tun. Und siehe: Der Optio erwachte aus seiner Bewusstlosigkeit, wenngleich er offensichtlich nicht wusste, wie ihm geschah. Während Brigio mit dem Optio sprach, ging Merowech zu Cupidus hinüber und sagte:
"Ich glaube, der Optio hat dort oben ein paar gute Freunde. Soeben ist er zu Bewusstsein gekommen.... Hast du hier noch jemanden gefunden?" -
Jede Minute, die verrann, schien eine ewigkeit zu dauern und mit jeder Minute wurde die Chance geringer, dass Reatinus überleben würde. Merowech wandte sich an Cupidus:
"Er ist jetzt schon ziemlich lang fort, oder kommt das nur mir so vor? Was können wir nur tun, um seinen Wechsel in die Anderswelt zu verzögern?"
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Merowech musste ebenso entsetzt feststellen, dass Reatinus Atem immer schwächer wurde. "Cupidus, lass ihn uns dorthinüber zum Gebüsch bringen, damit sein Körper der Kälte des Windes nicht allzusehr ausgesetzt ist. Ich will dann weiterhin versuchen, seinen Körper mit der Decke zu wärmen, bis Hilfe kommt."
Die Blutung ließ zumindest nach, was ein kleiner Hoffnungsschimmer war. Dennoch bezweifelte Merowech, dass für Reatinus die Hilfe rechtzeitig kommen würde...
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Merowech machte sich gleich daran, die Wunde mit einem Druckverband zu versorgen. Dann begann er, mit der Wolldecke Reatinus Gliedmaßen warm zu reiben. Je früher er in ärztliche Behandlung kommt desto besser, dacht er bei sich.
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Sofort stieg Merowech ab und stützte Reatinus, so dass Cupidus die Wunde untersuchen konnte. Er spürte, wie kalt Reatinus Körper bereits geworden war.
"Scheint so, als ob er aus der Schulter bluten würde. Jedenfalls hatte er irrsinniges Glück, dass wir in diesem Moment vorbeigekommen sind. Sein Körper ist schon ziemlich kalt. Lange überlebt er nicht mehr, wenn wir ihn nicht ins Lager bringen."
Da fiel Merowech aber ein, dass es für Reatinus bereits zu spät sein könnte, wenn sie das Lager erreichten.
"Vielleicht sollten wir aber hier die Wunde zur Not versorgen und ein Feuer entfachen, damit sein Körper wieder etwas an Wärme zurückerhält."
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Merowech nickte knapp und folgte Cupidus, nachdem er sein Pferd geholt hatte. "Mich würde nun schon sehr interessieren, wo sie Decius versteckt haben. Bisher habe ich noch nichts von ihm entdecken können.", meinte er unterwegs.