Beiträge von Aulus Trebellius Posca

    Eigentlich war diese Straße in der Nähe des Paneions eine der weniger belebten und ruhigeren innerhalb des geschäftigen Broucheion-Viertels. Aber an diesem Abend erregte eine bemerkenswerte Kolonne die Aufmerksamkeit der Passanten und aus vielen Fensteröffnungen wurden Köpfe gesteckt, von Anwohnern, die neugierig sehen wollten was da eigentlich los war.


    Es war eine große Sänfte, die von zwölf dunkelhäutigen Nubiern getragen und von mehr als einem Duzend römischen Legionären eskortiert wurde.


    Vorweg marschierte ein Centurio, der sich lautstark bemerkbar machte: “Macht Platz! Aus dem Weg! Macht Platz für den Praefectus Alexandriae et Aegypti!“



    Vor dem Haus des Leonidas Philotes hielt die Kolonne an. Der Centurio schritt vor die Tür des Hauses und klopfte an. Dazu rief er: “Der Praefectus Alexandriae et Aegypti möchte hereingelassen werden. Er kommt auf Einladung von Leonidas, des Philoten!“

    Wenn sich der Rekrut da mal nicht verrechnet hatte. Denn eigentlich erwartete der Centurio von den Männern, dass sie die 15 Meilen binnen eines Tages schaffen würden und den Weg zurück ebenfalls. Das sie Proviant für vier und nicht für zwei Tage dabei hatten, war typisch, militärische Denkweise. Denn wenn etwas Unvorhergesehenes passierte und sich ihre Rückkehr doch um ein oder zwei Tage verzögerte – man konnte schließlich niemals alles voraussehen – dann sollte niemand Hunger leiden. ;)


    Bislang war der Centurio recht zufrieden. Der Drill auf dem Exerzierplatz machte sich nun bezahlt. Auch die jungen Probati hielten ordentlich mit und die Kolonne nicht auf. Sie kamen gut voran.
    Aber noch war es Morgen, die Hitze erträglich und noch hatte keiner von ihnen Blasen an den Füßen. Beides würde sich im Laufe des Tages mit Sicherheit ändern. :D

    Der Centurio wartete noch, bis endlich alle Soldaten bereit waren.


    Dann rief er den Befehl: “Miiiiilites: In agem venite!“, was bedeutete, dass die Männer in einer Kolonne antreten sollten.
    “Immer sechs Mann nebeneinander!“, erinnerte er die Soldaten, denn es waren viele Probati darunter.


    Es dauerte etwas, bis alle ihren Platz gefunden hatten.


    Dann kam der Befehl, dass Gepäck zu schultern und sich in Marsch zu setzen: “Miiilites: Sarcinas sumite. Pergite!“


    Die II. Centurie der II. Kohorte setzte sich in Bewegung und schloss sich der I. Centurie an, die, von ihrem Optio angeführt, bereits auf der Via Praetoria wartete. Gemeinsam marschierten die zwei Zenturien zur Porta Praetoria und dann hinaus aus dem Lager von Nikopolis.


    Ein jähes Ende der Nachtruhe... >>>


    Zwei Centurien, die I. und die II. der II. Kohorte der Legio XXII Deiotariana, unternahmen einen Übungsmarsch nach Menuthis. Das Ziel lag rund 15 römische Meilen von ihrem Lager in Nikopolis entfernt, an einem der Mündungsarme des Nils. Es war keine weite Strecke, aber es war Sommer und ägyptische Sommer waren heiß!
    Außerdem befanden sich viele junge Rekruten unter den Soldaten. Sie marschierten zum ersten mal mit vollem Gepäck und sie würden am Abend auch erstmals ein Marschlager aufbauen müssen.


    Doch das lag am Morgen dieses Marschtages noch weit vor ihnen. In einer Kolonne verließen die beiden Centurien, gemeinsam rund 160 Mann, dass Lager durch die Porta Praetoria und begaben sich auf die nach Nordwesten führende Küstenstraße, die sie zunächst, entlang der Küste, nach Taposiris führen würde.


    An der Spitze marschierte Aulus Trebellius Posca, der Centurio der I. Centurie.

    Fast wäre dem Centurio der Kragen geplatzt. Wollte ihn der Jungspund belehren, ihn, einen vom Rang her über ihm stehenden Offizier der – nach Lage der Dinge – 17 Dienstjahre mehr auf dem Buckel hatte?
    Er war schon drauf und dran den Frechling nach allen Regeln der Kunst zusammen zu scheißen, aber noch rechtzeitig dachte er daran, dass der ja scheinbar der besondere Liebling des Präfekten war.
    Also ballte er nur die Fäuste und ließ ihn ziehen, insgeheim aber doch auf Rache sinnend.


    Stattdessen bekam der Verwalter des Armamentariums seinen Ärger ab: “Was glotzt du so blöd? Hast du nichts zu tun?“

    Das fand der Centurio gar nicht witzig. Stattdessen war er scheinbar der Meinung, dass es jetzt an der Zeit war, dem Neuen zu zeigen das der Wind in der Armee etwas schärfer blies als daheim, in seiner Patriziervilla, wo man ihm täglich den Hintern gepudert hatte.
    “Das wird der feine Herr wohl selbst erledigen können.“, schnauzte er ihn deshalb an. “Du kommst zur I. Turma. Sieh’ zu das du dein Zeug dahin schaffst!“

    Als sich alle Milites von ihren Nachtlagern gequält und die ganze Centurie vor der Baracke angetreten war, verkündete der Centurio:
    “Männer, ihr habt heute den Hauptgewinn gezogen! Meinen herzlichen Glückwunsch!
    Die I. und die II. Centurie der II. Kohorte werden einen Übungsmarsch nach Menuthis unternehmen. Zur Hora tertia werdet ihr mit vollem Marschgepäck und mit Verpflegung für vier Tage marschbereit wieder hier antreten.


    Milites: Abite!“

    Die Hora prima, die erste Stunde des hellen Tages, war noch nicht angebrochen und der östliche Himmel war noch in das fahle Licht vor dem Sonnenaufgang getaucht.


    Da schritt der Centurio Trebellius Posca vor die Baracke der II. Zenturie der II. Kohorte. Breitbeining stellte er sich davor und brüllte:


    “Miliiiites e tabernaculis! Aus den Betten und vor den Unterkünften aufgestellt! Heraus mit euch, ihr trägen Langschläfer!“

    Sim-Off:

    So sind´s halt, die Patrizier. :D


    Das war schon ein verstockter Kerl, fand Trebellius Posca. Ob alle Patrizier so waren? Bisher hatte er noch nicht viel mit Männern dieses Standes zu tun gehabt.
    Also unterließ er es, dem Neuling jovial auf die Schulter zu klopfen, wie er es sonst gerne zu tun pflegte.
    Stattdessen sagte er nur kurz angebunden: “Willkommen in der Legion. Gehen wir, du brauchst noch deine Ausrüstung.“


    Die bekam man natürlich im Armamentarium und dahin führte er ihn nun.

    Direkt vom Officium des Praefectus Legionis kommend, betraten der Centurio und sein junger Begleiter das Fahnenheiligtum.


    “Da wären wir. Das hier ist das Sacellum, unser Fahnenheiligtum. Hier müssen alle neuen Soldaten ihren Eid auf den Kaiser und das Imperium ablegen.
    Mit diesem Schwur unterwirfst du dich auch den Bestimmungen des Codex Militaris.


    Sprich mir nach:
    IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA.*“




    Sim-Off:

    * Es schwören aber die Milites, dass sie alles entschlossen ausführen werden, was der Imperator Caesar Augustus befehlen wird, dass sie niemals den Dienst verlassen werden und den Tod für den römischen Staat nicht scheuen werden.

    Der Centurio öffnete die Tür, bedeutete dem Freiwilligen ihm zu folgen und betrat das Zimmer.
    Er salutierte vor dem Legatus Legionis.


    “Centurio Trebellius Posca vom Officium dilectuum. Ich habe hier einen Freiwilligen für den Dienst bei der Legion. Sein Name ist...“, er sah auf das Empfehlungsschreiben, dass er mitgebracht hatte, “...Tiberius Rufinus. Er hat dieses Empfehlungsschreiben eines Senators vorgezeigt und möchte von der Grundausbildung befreit werden.“


    Damit reichte er dem Praefectus das Schreiben.



    Prae. Leg. Legio XXII, Alexandria


    Praefectus,


    ich empfehle dir hier den Überbringer dieser Tafel, G. Tiberius Rufinus, für den Dienst in der XXII.. Ich bin davon überzeugt, das er wertvolle Dienste für deine Legion und das Imperium leisten wird.


    gez.


    Trib. Lat. Sen. Q. Tiberius Vit.