Beiträge von Aurelia Prisca

    Der Kleine schien sich in seiner oppositären Position wohl zu gefallen, zumal er es nicht lassen konnte seine Loyalität dem lebenden Inventar gegenüber mit trotzig klingender Stimme zu betonen. Und? Wen interessiert das schon? Auch wenn es ihr schwer fiel, Prisca vermied es tunlichst ihr Desinteresse offen zu zeigen, oder gar dem Sohn ihres Gatten in spe - vor dessen Augen und Ohren - über den Mund zu fahren. Stattdessen ließ sie seine Worte mit einem schlichten: "Nun, junger Mann, das ist natürlich dein gutes Recht deine Sklaven zu behandeln wie es dir beliebt." von ihrer Seite aus stehen zu lassen. Genauso wie die Erklärungen seines Erzeugers, zu denen sie lediglich beifällig nickte. Die Gepflogenheiten der Flavier waren ihr nicht gänzlich unbekannt, schließlich hatte sie lange genug in diesem Hause gelebt und doch wurde sie immer wieder auf´s Neue überrascht von den Eigenarten und Besonderheiten der Flavier.


    Zum Glück schwenkte Gracchus schnell zurück auf das Thema Spiele und hatte Prisca eben noch auf seine Begeisterung und ungeteilte Zustimmung gehofft, so wurde sie nun von seiner eher reservierten Haltung und Kritik eines Besseren belehrt. Kurz blickte Prisca hinüber zu Ihrem Cousin Lupus, der sich auffällig still verhielt. Hatte er nicht ähnliche Bedenken und Anmerkungen geäußert, als sie ihm ihre Idee vorgetragen hatte? Von wegen, dass dieses Geschenk für einen solchen Anlass womöglich etwas zu pompös wäre und es die Flavier gar brüskieren könnte? Gut möglich. Allerdings hatte Prisca (wie des öfteren) nicht so genau hingehört und sich lieber von ihren eigenen Vorstellungen leiten lassen. Abgesehen davon hatte der Beschenkte selbst alles andere als beschämt gewirkt, noch hatte Scato irgend etwas daran auszusetzem gehabt. Ich erinnere mich noch gut daran, wie begeistert er von meinen Ideen gewesen ist. … Und von mir war er ebenso begeistert!, erinnerte sich Prisca (mit leichtem Herzklopfen und etwas Wehmut) an das schöne Erlebnis am Meer zurück, bei dem es allerdings nicht nur um die Ausrichtung der Spiele gegangen war.


    Wie also sollte sie nun mit den Anmerkungen ihres künftigen Gatten umgehen, ohne gleich die jungen Bande, die sie soeben geschlossen hatten, mit einer Zwistigkeit zu belasten? Zumal Gracchus der Grundidee ja scheinbar positiv gegenüber stand und seine Einwände und Anmerkungen durchaus logisch und berechtigt klangen: "Ich gebe dir recht, werter Flavius, dass ein solches Geschenk vielleicht etwas zu großzügig erscheinen mag, doch war es keineswegs unsere Absicht euch damit in irgend einer Weise in der Öffentlichkeit zu beschämen", ergriff Prisca nun wieder das Wort, da sie ja hauptsächlich für das Geschenk und die bisherigen Planungen verantwortlich war. "Wie ich bereits erwähnte, möchten wir mit diesem Geschenk das Ansehen unserer beider Familien in der Öffentlichkeit wieder stärken, nachdem so viele Gerüchte, Lügen und hetzerische Unwahrheiten über uns verbreiten worden sind", erinnerte Prisca an das Regime des Vesulariers und der regelrechten Verfolgung, der sie allesamt ausgesetzt waren: "Das Geschenk war also nicht ganz uneigennützig gedacht, wenn du mir diese Offenheit erlaubst, auch wenn es augenscheinlich allein deinem Verwandten zu Teil wurde."


    Prisca machte eine kurze Pause um einen Schluck verdünnten Wein zu nehmen, da ihr Mund und ihre Zunge sich vom vielen reden ein wenig trocken anfühlten. Außerdem konnte sie so die Einwände ihres Zukünftigen nochmals überdenken. Den Wahlsieg Scato´s zu feiern wäre also das falsche Signal? Besser wäre es seine Kandidatur damit zu verbinden? … Und anstatt Sklaven freizulassen, sollten wir lieber professionelle Gladiatoren nehmen? Es fiel Prisca nicht leicht sich einzugestehen, dass sie bei der Wahl des Anlasses ein wenig über das Ziel hinaus geschossen war ebenso, wie sie die Folgen der Freilassung der Sklaven unterschätzt hatte. Da es aber der positiven Außenwirkung (und darum ging es ihr hauptsächlich) kaum dienlich wäre mit einem überdimensionierten Geschenk zu protzen und somit Gefahr zu laufen, als "dekadentes Patrizierpack" hingestellt zu werden, bedurfte es wohl einer "kleinen Korrektur": "Was nun den Anlass und den Umfang der Spiele betrifft ...", begann Prisca dann bedächtig wieder zu sprechen und dabei blickte sie entschuldigend zu Gracchus: "So muss ich gestehen, dass ich die Angemessenheit und die Folgen wohl falsch eingeschätzt habe. Verzeih mir bitte meine Unbedachtheit."


    Es half nichts, auch wenn Scato es womöglich nicht gefallen würde, dass er SEIN Geschenk im nachhinein würde teilen müssen, … aber hätte er Gracchus rechtzeitig informiert, dann müsste ich jetzt nicht hinter seinem Rücken auf die Schnelle eine Lösung finden, mit der wir alle leben können, versuchte Prisca den Vorschlag, den sie nun machte, damit zu rechtfertigen indem sie ihm kurzerhand eine gewisse "Teilschuld" zu sprach:


    "Ich freue mich jedenfalls, dass dir das Thema der Spiele zusagt. Zum Glück ergab sich noch keine Gelegenheit zum Kauf der Sklaven, sodass wir ohne Probleme - anstatt ihrer - die Gladiatoren nehmen können. Es bliebe nur mehr zu klären, woher wir genügend verurteilte Verbrecher bekommen, die in der Arena den Tod finden sollen. Ich hatte so an etwa siebzig bis hundert gedacht", nutzte Prisca ganz nebenbei die Gelegenheit dazu, um einen der offenen Punkte auf ihrer Planungsliste mit anzusprechen: "Und was würdest du davon halten, wenn wir neben der Kandidatur Scato´s zusätzlich noch unsere bevorstehende Hochzeit und die von Domitilla angeben? Damit wäre der Umfang des Spektakels doch in jedem Falle den Anlässen entsprechend angemessen, oder nicht?" Prisca hielt diesen Vorschlag nicht nur für einen guten Kompromiss sondern vielmehr für eine zwingende Konsequenz, da sie ihre Eheschließung selbstverständlich in einem gebührenden Rahmen feiern wollte. Hätte ich das mal eher gewusst, dass ich so schnell wieder einen Mann finden werde … (wenn auch nicht gerade den "Traumprinzen" , von dem sie noch vor kurzem geträumt hatte) ...

    Die Ratio kämpfte längst auf verlorenem Posten und es schien nur noch eine Frage der Zeit, bis sie gänzlich besiegt wäre. Aber wen würde das interessieren und wer würde daran Anstoß nehmen? Niemand! Ich denke, dass wir zwei das eine oder andere für uns behalten können, klangen Scato´s geflüsterte Worte verschwörerisch in Priscas Ohren und ließen ihr Herz vor Aufregung ein paar Takte schneller schlagen. Wie meinte Scato das wohl mit dem "Einen" oder "Anderen"? Ging es im Augenblick denn nicht nur um die "eine Sache"? Dem Bad im Meer? Nein, vielmehr schien Scato gerade drauf und dran, seine flavisch anerzogene Beherrschtheit ihretwegen zu vergessen und das war ihm nicht einmal zu verdenken.


    Schließlich hab ich es ja darauf angelegt ihn zu bezirzen. Und jetzt?? … Ein wenig ratlos biss Prisca sich auf die Unterlippe als sie das wohlige Prickeln in ihrem Bauch bemerkte, welches in einer Mischung aus Anspannung und Erregung immer stärker wurde, je näher Scato an sie heran rückte. Sein Ausspruch hätte gleichsam von Peitho stammen können, die mit süßer Stimme zu ihr sprach und ihr säuselnd riet, sich nicht länger zurückzuhalten. Nun gib ihm endlich einen Kuss! Aber nein. Nicht jetzt, noch nicht, denn gerade das Hinauszögern des scheinbar Unausweichlichen bereitete Prisca solche Freude und steigerte die Lust, es immer weiter auf die Spitze zu treiben. So lange, bis …


    … mittlerweile war sein Gesicht nur noch einen Handbreit von ihr entfernt, so nah, dass sein Antlitz vor ihren Augen bereits verschwamm. Es hätte wahrlich nicht mehr viel bedurft, um ihre Lippen mit dein seinigen zu vereinen, doch anstatt dies zu tun, nahm Prisca ihren Kopf ein wenig zurück, während sie lächelnd zurück flüsterte: "Wir wollen doch nur ein harmloses Bad nehmen, … im Meer … und nicht mehr, ... nicht wahr?" Prisca kicherte vergnügt und mit einem beherzten Satz, sprang sie auf die Beine:"Wer zuerst im Wasser ist, darf sich etwas wünschen", rief sie ihm wie ein junges alberndes Mädchen zu und in der Hoffnung ihn damit überrascht zu haben, spurtete sie auch schon mit eleganten Schritten los.


    Vorbei an ihrer Leibsklavin Mara, die immer noch das Sonnensegel hoch hielt und die nun völlig verdutzt ihrer Herrin nach blickte: "Aber ...aber ...domina, moment mal, ...dein Kleid, lass mich dir doch helfen …" Aber da hatte Prisca bereits selbst die Fibeln geöffnet und den Stoff einfach über die Schultern streifen lassen wobei es wirkte, als würde der Wind von alleine ihr Kleid von ihrem Körper wehen, um es wild durch die Luft zu wirbeln und es letztlich achtlos auf dem feuchten Sand abzulegen. Das Brustband und das subligaculum behielt Prisca selbstverständlich an und wenn sie ihren Vorsprung würde halten können, so wäre sie bereits weit genug im Wasser um bis zum Hals in die Fluten einzutauchen, ehe Scato sie erreicht haben würde.


    Allerdings kam Prisca´s Lauf recht schnell ins stocken, da das einladend wirkende Nass sich kühler als erwartet heraus stellte. Nur bis zu den Hüften drang Prisca vor und statt vollends einzutauchen, verschränkte sie bibbernd die Arme vor der Brust. Du meine Güte ist das kalt. Brrrrrrrr ... Ich glaub ich geh lieber wieder raus Wie weit war Scato eigentlich mit dem umziehen? Oder war er gar schon hinter ihr? Prisca drehte sich suchend nach ihm um, wobei sie alles nur verschwommen sah angesichts der salzigen Gischt, die der auffrischende Wind fortwährend in ihre Augen blies. Als würde er das mit Absicht tun!


    Auf diesen Augenblick des Zögerns und der Schwäche schien wiederum Peitho nur gewartet zu haben! Denn just in der Sekunde (wenn Scato sie im Wasser erreicht haben würde) sollte eine Welle - völlig unerwarteter Weise - Prisca von hinten erfassen und sie direkt in die Arme des Falviers "spülen". Scato würde sie hoffentlich auffangen, sonst würde Prisca unweigerlich Wasser schlucken, … doch wo zwei Gestalten sich verhaltend verhalten, mussten eben die Naturgewalten walten ...^^

    Das Meer hatte in der Tat eine beruhigende Wirkung, mit den sich ständig wiederholenden Bewegungen der Wellen, wenn sie sich brachen und gegen den Strand rollten. Jedes Mal anders und doch irgendwie immer gleich. Dazu das stete Rauschen der Wogen, welches die Ohren und den Verstand zu betäuben vermochte, sofern man alle Gedanken ausblendete und den Blick auf die gekräuselte Oberfläche des Meeres gerichtet hielt. Eine wunderbare Entspannungsübung, vorausgesetzt man hatte die Muse und die Zeit, um sich in diesem idyllischen Bild zu verlieren.


    Prisca hatte genügend solcher Momente "genossen" - auch während ihrer Trauerzeit in Antium - und dies war wohl ein Grund, weshalb sie mit diesem Anblick nicht nur Schönes verband. Wenn ich da an die unzähligen Spaziergänge am Strand zurück denke und an die vielen Stunden der Einsamkeit. Wie sehr hab ich mich damals danach gesehnt von jemandem gehalten und getröstet zu werden ..., dachte Prisca und unbewusst zog sie die Beine an und schlang die Arme darum, da es sie plötzlich fröstelte. Die Erinnerung, an die vielen geliebten Menschen die sie bereits verloren hatte, machte ihr Angst und führte ihr wieder einmal die eigene Vergänglichkeit schmerzlich vor Augen. Ich darf nicht mehr daran denken! Nicht jetzt und hier, schluckte Prisca die aufkeimende Schwermut schnell wieder hinunter und zum Glück fand sie genügend Ablenkung in den schmeichelnden Worten, die just in dem Moment das Rauschen der Wellen in ihren Ohren übertönte.


    Mit einem stummen Seufzer der Erleichterung riss Prisca sich von dem Anblick des Meeres los und ihre Augen richteten sich auf den Mann, der da leibhaftig neben ihr saß und ihr sagte, dass er sich "ganz besonders über sie freue". In dem Moment musste Prisca wohl Scato sehr versonnen angesehen haben, auch wenn ihr das selbst nicht bewusst war. Sie empfand seine Gegenwart jedenfalls in dieser Sekunde wie ein Geschenk. Durfte sie ein solches Geschenk ablehnen? Oder war das nicht vielmehr ein Zeichen der Götter? … Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.


    Tja, dieser Sinnspruch war gut und schön und das Ende bedachte Prisca meistens. Aber immer nur vernünftig sein und dementsprechend klug auf selbiges hin zu handeln? Das entsprach leider nicht ihrem temperamentvollem Naturell. Insbesondere was Männer anging. Und es schien nicht von ungefähr zu kommen, dass sie sich ausgerechnet zu den Flaviern so hingezogen fühlte - erst Aquilius, dann Piso, jetzt Scato und bald schon sollte (völlig unerwartet) ein weiteres Mitglied jener altehrwürdigen gens in ihr Leben treten. Also wenn das kein Wink des Schicksals war!


    Je länger Prisca einfach nur da saß und auf das Meer hinaus blickte, umso mehr kam sie ins grübeln, bis sie schließlich den aufkeimenden Schwermut in ihr nur mehr mit der Leichtigkeit des Seins zu besiegen vermochte: "Zu gerne würde ich jetzt ein Bad im Meer nehmen und du? Das Wasser ist bestimmt angenehm warm!", hörte sich Prisca auch schon selbst einen ziemlich unvernünftigen Vorschlag machen, gefolgt von einem enttäuscht klingenden Seufzer (leise, aber vernehmbar, jedoch mehr zu sich selbst gesprochen):"Aber was würdest du wohl dann von mir denken... Prisca wusste ja, dass es sich für eine Frau ihres Standes nicht unbedingt ziemte gemeinsam mit Männern ins Bad zu steigen. Zwar gab es in Rom durchaus genügend gemischte Bäder, doch gingen die Meinungen darüber auseinander. Andererseits wären sie heute weitab von Rom (mit all seinen Sittenwächtern und Moralaposteln) und niemand würde sich daran stören - außer Scato selbst (vielleicht), da Prisca seine Haltung dazu natürlich nicht kannte. Noch nicht. Ob ich ihm davon erzählen soll, dass ich schon einmal - vor langer Zeit - mit einem Flavier baden gegangen bin? Und das stimmte sogar im übertragenen wahrsten Sinn des Wortes, denn Aquilius war kurz darauf spurlos verschwunden und hatte sie quasi sitzen lassen, obwohl sie ihm bereits versprochen gewesen war. Machte das einen Unterschied zu heute? Prisca wusste es nicht, denn: Was ist schon richtig - und was nicht?

    Die Wahlen zum Cursus Honorum waren vorüber und die Ergebnisse wurden nunmehr in ganz Rom verbreitet. So auch auf dem forum romanum, wo sich die Bürger massenhaft um die Anschläge scharten, auf denen die Namen der neu gewählten Staatsmänner zu lesen waren. Ein Tiberer, Ein Iunier und ein Duccier waren also die Gewinner und dieses Ergebnis entfachte durchaus einige (mehr oder weniger) hitzige Diskussionen in der Menge. Die Einen waren für- die Anderen gegen den jeweiligen Kandidaten und keiner Seite schien es an Argumenten zu mangeln, weshalb gerade ihre Ansicht der Dinge die Richtige wäre. Auch so manche emotionalen Kommentare fielen - pro und Kontra eben - so wie nach jeder Wahl.


    Prisca hatte ebenfalls das Für und Wider eines jeden Kandidaten genauestens abgewogen, ehe sie ihre persönliche Wahl getroffen hatte. Natürlich mit dem Hintergedanken an den Nutzen, den ihre Familie möglicherweise daraus ziehen könnte und so war sie mit den Wahlergebnissen durchaus zufrieden. Zumal "das Vögelchen", welches praktischer Weise für sie Auge und Ohr im Senat war, ihr vorab durchaus einige Interessante Dinge über die Reden und die Stimmungslage im Senat berichtet hatte, welche sie ansonsten ihrem Cousin Lupus ungleich schwerer aus der Nase hätte ziehen müssen (sofern ihr dies Unterfangen überhaupt gelungen wäre).


    Die Rede ist von Servius Pedanius Cato, ein zugegeben eher unscheinbarer und kaum bekannter Senator mittleren Alters, der auf den hintersten Reihe des Ältestenrates zu finden war. Er hatte wenig Ehrgeiz in Bezug auf seine politische Karriere und auch sonst keine großartigen Ambitionen sich mit den Entscheidungen des Ältestenrates zu befassen. Viel lieber verbrachte er seine Zeit mit jüngeren Frauen, zu denen er sich auf eine "besondere Art und Weise" hingezogen fühlte. So wie zu der Aurelia, die er einst (unter einem Pseudonym, an einem eher ungewöhnlichem Ort) zufällig kennen gelernt hatte und die ihm genau das gab, wonach es ihm begehrte. Natürlich verlangte sie auch einiges von ihm, aber das war es ihm wert. So auch bei dieser Wahl und deshalb drängte es den Senator in die Nähe seiner Angebeteten, der er heute am vereinbarten Treffpunkt begegnen durfte. Zu seiner Freude erwartete die Aurelia ihn bereits, als er sie oben auf den Treppen des templum concordiae, neben einer der Säulen ausmachte, von wo aus man das Forum gut überblicken konnte. Seine Augen begannen bei dem Anblick zu glänzen und fast wäre er auf den letzten Stufen gestolpert, so eilig hatte er es zu ihr zu gelangen.
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    "Sei gegrüßt Göttliche. … Und, bist du zufrieden mit dem Wahlergebnis?", erkundigte sich Cato ohne Umschweife, mit gesenkter und leicht gehetzter Stimme bei Prisca, nachdem er von der Seite her wie zufällig an sie heran getreten war. Seine Stimme zitterte leicht vor Erregung und seine schweißnassen Hände hielt er krampfhaft vor dem Körper gefaltet. Er hatte seinen Teil der Abmachung erfüllt, in dem er ihr einige Informationen beschafft hatte und er hatte sogar ebenfalls für alle Drei gestimmt. Das hatte die Aurelia von ihm verlangt und nun wollte er - wie üblich - auch seine "Belohnung" haben: "Es wird dich sicher freuen zu hören, Aurelia, dass ich noch weitere Stimmen hab gewinnen können. Dafür musste ich allerdings einige meiner Beziehungen spielen lassen, insbesondere was diesen Homo novus angeht, wenn du verstehst? … Im Gegenzug darf ich also wie üblich damit rechnen, dass du mir demnächst wieder die Ehre erweist? … Du weisst schon, was ich meine, nicht wahr?!", druckste der Senator herum, erwartungsvoll die Lippen leckend, während sein begehrlicher Blick an Prisca hinab glitt zu eben jenem Teil ihres Körpers, der einen ganz besonderen Reiz auf ihn ausübte. Unter den Falten des langen Kleiden waren sie nur zu erahnen, aber allein die Vorstellung von den grazilen Füßen der Aurelia, wie sie die in den geschnürten und mit dem typischen Halbmond verzierten Sandalen wohl aussehen mochten, reichte schon um ihm das das Wasser im Mund zusammen laufen zu lassen. Oh ja, diese zarten Gebilde zu berühren, sie zu massieren, … das war das Höchste für ihn!


    "Oh sei endlich still, Cato, als ob ausgerechnet du die Wahl hättest beeinflussen können. Mir reichen deine Informationen und deine Stimme, mehr will ich gar nicht von dir und … ",kurz schnappte Prisca nach Luft als sie bemerkte wo Cato gerade wieder seine Augen hatte: "Hörst du auf! Sofort! … Starr mir gefälligst nicht in aller Öffentlichkeit auf die Füße wie ein Hund, der gleich seinen geliebten Knochen anspringen will!", zischte Prisca ihm unwirsch zu und am liebsten hätte sie ihm Ohrfeige verpasst, aber das hätte dem Kerl womöglich noch gefallen. Das fehlt mir noch, dass wir hier Aufmerksamkeit erregen. Ooooooh, wie mich dieser Kerl an widert, schnaubte Prisca genervt, obwohl sie es manchmal sogar belustigend fand, wie unterwürfig sich der Senator ihr gegenüber verhielt. Denn im Grunde war der Pedanius völlig harmlos. Er war eben nur ein bisschen verrückt und seine Vorliebe machte ihn zu einem willigen Werkzeug in Priscas Händen, oder besser gesagt: zu meinen Füßen.


    "Aber, aber ... werte Aurelia, warum gleich so zornig? Es ist doch alles zu deiner Zufriedenheit entschieden worden, oder nicht? Sogar diesen homo novus hab ich für dich gewählt und das, obwohl ich diesen germanischen Abschaum nicht leiden kann. Was findest du nur an diesem Barbar? … Sag bitte nicht, er gefällt dir, … dieser, dieser, ach, ist mir auch egal. Jedenfalls sind schon wieder Wochen vergangen, seitdem du mir zuletzt die Ehre erwiesen hast. Wann können wir uns endlich wieder treffen? Du weißt wie sehr ich mich danach sehne, deine wundervollen und göttlichen Füße zu berühren, sie zu waschen und zu massieren. … Nun sag schon, wann sehen wir uns?", begann Cato neben ihr leise zu jammern und zu betteln, bis es Prisca zu bunt wurde.


    "Du meine Güte, Cato, jetzt halt endlich deinen Mund! Was sollen denn die Leute von dir und mir denken, wenn sie dich hier so herum jammern hören?!", kurz warf Prisca dem Mann einen funkelnden Blick zu, ehe sie den Blick wieder auf die Menschenmenge unten auf dem Forum richtete. Sie musste sich wirklich beherrschen, um nicht lauter zu werden: "Du wirst deine Belohnung schon erhalten. So wie immer. … Ich denke nächste Woche lässt es sich einrichten. Und hör auf dir Gedanken über den Duccier zu machen. Du interessierst dich sonst nicht für politische Dinge, also braucht es dich auch nicht zu interessieren, weshalb ich ihn gewählt haben wollte. … Und nun entschuldige mich, meine Sänfte ist da … " Mit diesen Worten ließ Prisca den Senator einfach stehen, um die Stufen zu ihrer Sänfte hinab zu schweben, welche soeben von den Sklaven vor der Säulenhalle abgestellt worden war. Um nicht zu stolpern, musste Prisca hierzu ihr Kleid ein wenig raffen, sodass ihre halbmond-beschuhten Füße beim gehen kurz unter dem Kleid hervor "blitzen".


    "Ooooooh, nun sie sich einer DAS an! Mmmmh. Diese grazilen Füßchen, mit den vielen süßen Zehen dran! … Einfach herrlich!!", säuselte Cato mit einem verklärten Hundeblick und beinahe wäre er vorwärts die Treppe hinab gestürzt, nur, um so lange wie möglich das Objekt seiner Begierde mit den Augen zu erhaschen. Die Vorfreude über das bevorstehende Treffen ließ sein Herz vor Freude höher schlagen, sodass er einen letzten Zuruf wagte: "Ave Aurelia. Möge dein Weg allzeit mit samtweichen Blütenblättern gepolstert sein, bis wir uns nächste Woche wieder sehen!"


    Ja ja, du mich auch, du armer Irrer! … Puh! Ich muss mir wirklich etwas einfallen lassen, um diesen verrückten Kerl wieder los zu werden. Naja vielleicht erschließt sich ja über kurz oder lang ein neuer Weg, um im Senat Einfluss nehmen zu können, überlegte Prisca mit einem Blick über die Schulter, hinauf zu Pedanius und als sie ihre Sänfte erreicht hatte, warf sie dem Senator ein letztes falsches Lächeln zu, ehe sie den Sklaven den Befehl zum Aufbruch gab : "Ave Senator! Es war mir wie immer eine besondere Freude, mit dir zu plaudern …"

    Hatte Prisca ernsthaft geglaubt, den Sohn ihres künftigen Gatten mit ihrem Charme adhoc für sich zu gewinnen zu können? Ja, das hatte sie! Die trotzig klingende Antwort des kleinen 'Widerborst' spülte allerdings sämtliche Sympathie für den Jungen augenblicklich in den orcus, worauf sich Priscas Augen unmerklich verengten. Der Blick, der Gracchus Minor traf war wohl mit dem einer Schlange zu vergleichen, die ihr Opfer kurz vor dem tödlichen Biss zu hypnotisieren versuchte: "Ach wirklich?", tat Prisca gespielt neugierig und überrascht, obgleich sie die Bemerkung des Kleinen am liebsten ignoriert hätte. Doch heuchelte sie natürlich Interesse an einer Aufklärung vor, denn leider saß da der Sohn ihres künftigen Gatten: Also ich persönlich kann diesem Fest leider nichts abgewinnen. Die Saturmalien sind meiner Meinung nach nichts weiter als geheuchelte Verbundenheit gegenüber dem Sklavenpack, das wir ansonst das ganze Jahr über herum kommandieren, wie es uns beliebt". Zuviele Vergünstigungen wecken nur unnötig Begehrlichkeiten bei den Sklaven, wenn sie sehen, wie schön das Leben sein kann. Das war zumindest Priscas Standpunkt und von dem würde sie nicht abweichen, selbst wenn der Kleine ihr noch so viele Argumente dagegen liefern würde.


    Aber zum Glück schlug ihr Gatte in spe sich auf ihre Seite, indem er seinerseits Interesse an einer Aufklärung, bezüglich der Spiele bekundete. Er weiß davon noch gar nichts? Etwas verdutzt blicke Prisca zu Gracchus und zurück zu ihrem Cousin: "Nun, ich war eigentlich davon ausgegangen, dass du von dem Geschenk weißt, welches unsere Familie der Deinigen zugedacht hat, anlässlich der Wahlsiegfeier deines Verwandten. Aber wie mir scheint, haben es mein lieber Cousin und Flavius Scato bislang wohl versäumt, mit dir darüber zu sprechen. Das irritiert mich ehrlich gesagt ein wenig", merkte Prisca mit leichter Empörung in der Stimme an. Schließlich hatte sie vorab von Lupus die Erlaubnis für das Geschenk eingeholt und auch Scato hatte sicher genügend Gelegenheiten gehabt um mit dem Oberhaupt seiner Familie darüber zu sprechen. Das fehlte gerade noch, dass Gracchus angesichts dieses Versäumnisses verärgert reagiert und die Veranstaltung am Ende gar untersagt.


    "Nun sei wie es sei. … Ich werde dich natürlich vollends über den aktuellen Stand der Planungen aufklären, werter Flavius, denn es kann nicht angehen, dass man dich hierüber im Unklaren lässt. Und selbstverständlich werden alle etwaigen Anmerkungen, Wünsche und Anordnungen von deiner Seite ihre Berücksichtigung finden, sodass alles zu deiner vollsten Zufriedenheit sein wird. Dafür werde ich persönlich Sorge tragen", schenkte Prisca ihrem Zukünftigen ein ehrliches und herzliches Lächeln während sie mit bestimmter Stimme sprach. Sie wollte ihm damit zeigen, dass sie eine starke Frau sein wollte, die man ernst nahm und auf die er sich vollends verlassen konnte. Das bin ich meinem Mann schließlich schuldig,


    "Wie ich bereits erwähnte, haben wir Aurelier deinem Verwandten Flavius Scato dieses Geschenk anlässlich seines Wahlsieges versprochen. Wir dachten es wäre eine günstige Gelegenheit, um nach Ende seiner Amtszeit seinen Namen - genauso wie die Namen unserer beider Familien - in der Öffentlichkeit positiv hervor zu heben, nachdem unsere gentes - wie wir alle wissen - in der jüngsten Vergangenheit nicht gerade einen guten Ruf gehabt haben.", erklärte Prisca die Intention hinter dem Geschenk und sie war nach wie vor fest davon überzeugt, dass kaum jemand etwas gegen solche Spiele haben dürfte, zumal sich das Programm durchaus sehen lassen konnte: "Meine Idee war es, …", leitete Prisca (mit stolz geschwängerter Stimme) auch sogleich auf die geplante Hauptattraktion über um zu sehen, ob die Begeisterung der Anwesenden ebenso groß wäre, wie die von Scato: "… als Hauptattraktion die Vernichtung Karthagos nachzustellen, indem wir zum Tode verurteilte Verbrecher - in der Rolle der Verlierer - gegen Sklaven antreten lassen, die wiederum die römischen Truppen mimen sollen. Das Ganze soll sich vor der Kullisse der Burg Bysra abspielen, die zu diesem Zweck in der Arena nachgebaut werden soll. Natürlich wird sicher gestellt, dass die römische Seite gewinnen wird und als Belohnung, sollen die überlebenden Sklaven von deinem Verwandten die Freiheit geschenkt bekommen. Quasi als Zeichen des Großmutes und der Gnade unserer beiden Familien. Diese Geste sollte dem Volk von Rom wohl gefallen, genauso wie die geplanten Brotspenden rund um das Collosseum", bei der Erwähnung diese Punktes sah Prisca gespielt erwartungsvoll zu Gracchsus´ Sohn, als würde gerade seine Meinung sehr viel bedeuten: Na? Du kleiner "Sklavenversteher", ist das nichts für dich? ...Aber deine Meinung zählt ja eh nicht und sie interessiert mich außerdem nicht, nur um ihm gedanklich die Zunge raus zu strecken und einfach weiter zu sprechen, ohne seine Reaktion abzuwarten.


    "Sämtliche Kosten für das Spektakel möchte ich im übrigen aus dem Erbe meines Onkels begleichen. Dies ist mir ein persönliches Bedürfnis, um damit meine tiefe Verbundenheit - die gleichermaßen die Verbundenheit aller Aurelier gegenüber den Flaviern widerspiegeln soll - kund zu tun. Zu Ehren der Toten und der Lebenden unserer Familien, die durch das Band der Freundschaft für immer vereint bleiben sollen. ... Und da du mich nunmehr als deine neue Ehefrau auserkoren hast, wir dieser Tag für mich noch um ein Vielfaches bedeutsamer sein, angesichts der Freude mich an deiner Seite zeigen zu dürfen", schloss Prisca, mit salbungsvollen Worten lächelnd ihre Ausführungen und ihr inniger Blick ruhte dabei auf ihrem künftigen Gatten. Eigentlich hatte Prisca sich zu diesem Ereignis an der Seite von Scato gesehen (nicht zuletzt nachdem sie sich so wunderbar verstanden hatten), doch müsste man eben die Sitzordnung nochmals umstellen. Kurz überlegte Prisca zudem, ob es taktisch klug wäre zu erwähnen, dass sie und Scato sich auf dem Landgut getroffen hatten und angesichts der Erinnerung an das, was an jenem Tag passiert war, zögerte sie noch. Andererseits wusste ich da ja noch nicht, dass Gracchus mir heute einen Antrag macht, also habe ich mir absolut nichts vorzuwerfen, beruhigte Prisca schließlich ihr Gewissen und bereitete sich stattdessen auf mögliche Fragen, Meinungen und Einwände seitens der beiden Männer vor.

    Rotwein auf weißer Seide? Ich fürchte ich werde es höchstens umfärben lassen können, machte sich Prisca wenig Hoffnung, den teuren Stoff retten zu können, aber das sollte sie jetzt nicht weiter beschäftigen: "Mach dir wegen dem Kleid keine Sorgen, werter Flavius. Ich habe genügend Ersatzkleider dabei. Ich denke, oder besser gesagt ich hoffe sehr, dass ich dir auch in einem von diesen gefallen werde", lehnte Prisca daher das Angebot mit dem Waschen dankend ab und schenkte ihm wieder ein bezauberndes Lächeln, während sie an seiner Seite zurück zum Landhaus wandelte. Sein verträumtes "Immer" klang noch gut in ihren Ohren und Prisca hätte schwören mögen, dass Sacto nur auf eine Gelegenheit wartete (oder auf einen kleinen Wink von mir hofft), um die letzte Barriere der Vernunft überwinden zu können. Und was wäre dann? Im Gedanken malte Prisca sich aus, wie schön es wohl wäre von ihm einfach in den Arm genommen und gehalten zu werden, wie weich und angenehm sich seine Lippen anfühlen würden, wenn er sie einfach so küssen würde. Nichts weiter. Nur ein harmloser Kuss?! Das waren natürlich nur Phantastereien, die in Priscas Gehirn herum spukten und ihr wieder einmal schmerzlich vor Augen führten, wie sehr sie sich doch nach einem Mann sehnte. Endlich dieses Gefühl der Einsamkeit vergessen - und sei es nur für den Augenblick, für den man schließlich lebt! Wäre Scato der Richtige dafür? Mit Sicherheit wäre er das. Nur, wer würde dann aber auf die Grenzen achten, wenn nicht er?


    Prisca musste eingestehen, dass sie selbst oft viel zu unvernünftig war, um dem Spiel mit dem Feuer zu widersehen, auch wenn sie sich manchmal daran die Finger verbrannte. Eine Patrizierin, die sich mit Männern ein ließ? Einfach so? Diese Nachricht wäre wahrlich ein gefundenes Fressen für so manche Moralapostel, die dem Adel einerseits gerne dessen Konservativität vorwarfen und andererseits ständig nach Reformen riefen. Doch Prisca scherte das Geschwätz anderer seit jeher wenig und sie lebte stattdessen lieber ihr Leben, getreu ihrem Motto: Ich bin reich und ich bin schön. Daher kann ich es mir erlauben mein Leben in vollen Zügen zu genießen. Jünger werde ich schließlich (leider) nicht (… und auch nicht vernünftiger ^^) …dafür wiederum reicher an Erfahrungen und schönen Erinnerungen!


    Bei all der Euphorie vergaß Prisca dennoch nicht die mahnenden Worte ihrer Mutter, die ihr stets im Gedächtnis geblieben sind. Wenn ein Mann erst einmal von dir bekommen hat was er wollte, bist du für ihn höchstens ein lästiges Anhängsel, dass er am liebsten schnell wieder los werden will. Also musst du ihn zappeln lassen. Du musst mit ihm spielen und ihm dabei stets vor Augen führen, dass du das einzig Wertvolle und Begehrenswerte für ihn auf Erden bist, für das es wert wäre zu sterben. … Oh ja, danke Mama! Für deine Ratschläge! Heißt das nun, ich soll Scato quasi zum Suizid auffordern indem ich mich weiter aufreizend verhalte, nur damit er sich und mich m Ende ins Unglück stürzt?, hielt Prisca stumm mit ihrer verstorbenen Mutter Zwiesprache während sie ernsthaft darüber nachdachte, ob es nicht besser wäre mit dem flirten aufzuhören.


    ~~~


    Diese Gedanken beschäftigten Prisca noch, während sie längst im cubiculum ihres Gastgebers stand und ihre Leibsklavin ihr aus dem besudelten Kleid half.


    "Herrin möchtest du lieber das blaue-, oder doch eher das rote Kleid anprobieren?", fragte Mara mit ihrer piepsenden Stimme und riss damit Prisca aus der gedanklichen Starre.


    "Das Rote! Ich denke, darin werde ich ihm gefallen", entschied Prisca spontan und ließ sich in das besagte Gewand helfen, nur um ihre Entscheidung sogleich wieder anzuzweifeln: "Oder findest du diesen Schnitt nicht etwas zu aufreizend für diesen Anlass? " Mit einem kritischen Blick in den Silbersiegel beäugte Prisca jede Falte genauestens in Bezug auf die Wirkung ihrer Formen und Proportionen.


    "Aufreizend? Ehm , ich ..ich weiß nicht. Soll es das denn nicht sein? ...Ich ...ich dachte, genau das sollte es sein", gab Mara überrascht von der Frage zurück und mit zuckenden Schultern befand sie das Kleid wie folgt: "Naja ...vielleicht hast du recht, Herrin, ein wenig aufreizend ist es schon"


    "Ach vergiss es ,… du dummes unnützes Ding. Was frage ich ausgerechnet dich? Kümmer dich lieber darum, dass die Falten des Kleides ordentlich sitzen. Hier und hier ...und hier", wiegelte Prisca unwirsch ab und deutete stattdessen auf die Stellen, an denen Mara das Gewand zurecht zupfen sollte.


    ~~~


    Nachdem die Prozedur endlich abgeschlossen war, kehrte Prisca zurück an den Strand, wo Scato bereits auf sie wartete. Der Wind wehte angenehm frisch vom Meer her und zum Schutz gegen die Sonne hielt ihre Leibsklavin ein Sonnensegel über den Kopf ihrer Herrin, während diese gemächlichen Schrittes auf Scato zu ging. Der Wind hatte längst alle akribisch zurecht gezupften Falten "geglättet" und sorgte stattdessen durch sein stetes Wehen dafür, dass sich das Kleid beim gehen wie eine zweite Haut an Priscas Konturen schmiegte. Lediglich ihr geflochtenes Haar widerstand der Kraft des Windes - bis auf wenige Strähnen, die wild um Priscas Antlitz herum tanzten, während ihre Leibsklavin alle Mühe damit hatte, das Sonnensegel gegen den Wind zu stemmen.


    Die Sonne kümmert Prisca jedoch im Augenblick wenig, da sie scheinbar gedankenverloren auf das Wasser blickte und gleichzeitig aus den Augenwinkeln ihren Gastgeber beobachtete, bis sie ihn schließlich erreicht hatte.


    "Hier bin ich wieder. Ich hoffe, ich habe dich nicht zu lange warten lassen?", frage Prisca lächelnd nach und ohne auf eine Aufforderung zu warten, setzte sie sich neben Sacto auf eines von den Kissen, welche die Sklaven auf dem Sand drapiert hatten. "Herrlich das Meer, nicht wahr?", fügte Prisca mit einem erquickenden Seufzer hinzu und bei dem Anblick der Wellen musste sie unwillkürlich an einen bestimmten Tag zurück denken, der ihr in schöner Erinnerung geblieben war (trotz des kleinen Zwischenfalls damals, beim Bad im Meer). Die Wellen sind fast so hoch wie damals, ach wie wunderbar wäre es doch, einfach in ihnen einzutauchen ...

    Zitat

    Original von Flavia Domitilla


    Sim-Off:

    Kein Problem :)


    "Ach wirklich? …, horchte Prisca auf und sie neigte das Haupt etwas zu Domitilla, um das Geflüsterte besser verstehen zu können. Der Tiberuis war also gar nicht ihr Favorit? Noch einmal warf Prisca einen verstohlenen Blick hinüber zu dem Besagten und sie fragte sich gerade, wer wohl der Andere sein mochte, als sie auch schon den Namen des Auserkorenen zugeflüstert bekam. "Ein Claudius!", echote Prisca den Namen leise und ein verschmitztes Grinsen huschte über ihre Lippen, als sie den Glanz in Domitillas Augen bemerkte. Na der scheint es ihr wirklich angetan zu haben, wenn mich nicht alles täuscht, musste Prisca unwillkürlich an die Zeit zurück denken, als sie zum ersten Mal mit der Männerwelt in Berührung gekommen war. Da hatte es so einige Kandidaten gegeben, bei denen Prisca regelmäßig dahin geschmolzen war, wann immer sie jenen auf irgend einer Feier begegnet war.


    Doch diese Zeit lag lange hinter ihr und mittlerweile hatte sich vieles verändert. So auch die Maßstäbe, mit denen Prisca die Männer verglich, wie auch ihre Erwartungshaltung an jene wenige Auserkorene, die es in die engere Wahl schafften, wobei Prisca hier durchaus zwischen "dem Mann fürs Leben" und "dem Mann für gewisse Stunden" unterschied - ja nachdem in welcher Stimmung sie sich gerade fühlte.


    Die Frage ihrer Freundin zielte natürlich eindeutig auf den Mann fürs Leben ab, der zweifellos schwerer zu finden war, da er viel mehr Kriterien zu erfüllen hatte als Einer, der lediglich für ein kurzzeitiges Abenteuer herhalten musste.


    "Natürlich gedenke ich, mich wieder zu vermählen. Dazu bin ich per Gesetz ja verpflichtet. Aber erst einmal muss ich einen passenden Mann finden, der mir gefällt und das ist gar nicht so leicht bei der Auswahl, die Rom zu bieten hat", entgegnete Prisca mit einem Augenzwinkern zu Domitilla. Ob die Auswahl nun "groß" oder eher "bescheiden" war, ließ Prisca einfach mal offen, denn in jedem Fall fiele ihr die Wahl schwer: "Umso besser, dass ich mich heute hier ein wenig umsehen kann und vielleicht finde ich ja den Einen oder Anderen, den ich in die engere Wahl ziehen kann. … Aber sag, du und der Claudius? Eine Verbindung zwischen euren Familien wäre politisch mit Sicherheit sehr bedeutend! Hast du denn schon mit deinem Vater darüber gesprochen?", erkundigte sich Prisca ganz unbefangen bei Domitilla über den Stand der Dinge, denn wenn ihr der Claudius wirklich gefiel, dann sollte sie besser alles dafür tun, dass sie ihn auch bekäme. Nicht, dass ihr Vater bereits ganz andere Pläne hat und Domitilla am Ende vor vollendete Tatsachen gestellt wird … Wie schnell sowas gehen kann, sollte Prisca in nicht allzu ferner Zukunft am eigenen Leib erfahren. Aber noch war die Welt in Ordnung - so wie sie war - und das Angebot an potenziellen Ehemännern für beide reichlich vorhanden ...

    Danke Axilla, für deine schnelle und aufschlussreiche Antwort! :)


    Genau in diese Richtung gingen nämlich meine Überlegungen, dass Prisca ihren "familiären Einfluss" in irgend einer Form geltend macht, um bei der Wahl ihre eigenen Interessen zu verfolgen, auch wenn sie bestenfalls nur eine Stimme hat ;)


    Inwieweit sie damit Erfolg haben wird und was ihr das letztenlich bringen wird, lasse ich bewusst mal so dahin gestellt, denn das hängt ja nicht allein von mir ab. :D

    Hallo zusammen,


    ich hätte da eine kleine Verständinsfrage, an der ich gerade "hänge":


    Zu den wahlberechtigten Personen habe ich folgendes gefunden:
    Mitteilung der Spielleitung


    Zitat

    Sim-On werden alle Bürger der jeweiligen Stadt (meist unter Ausschluß von Soldaten) regelmäßig zur Wahl der städtischen Ämter aufgerufen. Sim-Off darfst du mit genau einer ID an der Wahl teilnehmen, sofern sie Sim-On wahlberechtigt ist und du den entsprechenden SimOff-Kurs abgelegt hast. ...Sofern mehrere deiner IDs wahlberechtigt wären und eine davon ist die Haupt-ID, dann ist es immer diese, über die du wählen kannst. Das Bürgerrecht in den italischen Städten erwirbt man als römischer Bürger automatisch mit der Anmeldung in der entsprechenden Stadt....


    Heißt "alle Bürger der jeweiligen Stadt" nun, dass tatächlich auch Frauen im IR (SimOn) offiziell zur Wahl gehen dürfen? Wenn ja, wäre das aber historsch nicht korrekt, denn wählen durften in der Anitke doch sicher nur Männer bzw. Senatoren, oder täusche ich mich da? .... Oder ist das eher so gemeint, dass die SimOn Bürgerschaft der ID lediglich zur Ermittlung der aktiven Spieler dient, um die Wahl (SimOff) demokratisch durchführen zu können? SimOn müsste man sich aber in jedem Fall auf eine männliche ID beziehen, falls man das irgendwo erwähnen möchte.


    Ich würde mal auf Letzteres tippen und möchte nur sicher gehen, dass ich mit meiner ID (Prisca) keinen Blödsinn schreibe, falls ich meine (=ihre) Entscheidung im Spiel mit einfließen lasse.

    Kaum hatte Prisca sich mit dem Sieg der Vernunft abgefunden, da machte Scato plötzlich einen Schritt in die andere Richtung. Kurz sah Prisca ein wenig irritiert auf und sie lauschte gebannt seinen Worten, die tatsächlich nach einem Kompliment klangen. Tatsächlich! Ich bin mehr als außergewöhnlich, in jeder Hinsicht? Prisca war entzückt über Scatos ungelenke Art, mit der er soeben versucht hatte ihr zu gefallen und sie fand dies keineswegs belustigend sondern wirklich sehr ...sehr schön! Denn seine Worte klangen um ein vieles ehrlicher als die üblichen abgedroschenen Floskeln, die manche Männer verwendeten, um bei ihr anzukommen und bei denen man sofort merkte, dass sie jede Frau damit zu beeindrucken versuchten. Wie zum Beispiel: "Als ich dich sah, wusste ich sofort, dass ein Stern vom Himmel gefallen sein muss … oder, Du bist schuld, dass ich fortan als Blinder wandeln muss, da der Glanz deiner Schönheit mich geblendet hat. Wie gedenkst du das wieder gut zu machen? … oder, "Salve Schönheit! Ich bin derjenige, der dich bei den Göttern in Auftrag gegeben hat und nun bin ich gekommen, um dich abzuholen." Igittigitt...


    Das waren einige Negativbeispiele, auf die Prisca gut und gerne verzichten konnte. Natürlich gab es auch sehr viele schöne Komplimente und eben solche, die noch einen Tick schöner waren. Bei Scato hatte Prisca nämlich nicht das Gefühl, dass er sehr oft Frauen Komplimente machte und es in seinen Augen wirklich etwas besonderes darstellte, wenn er es tat. Lediglich die weißen Knöchel, die just an seiner Hand hervortraten, als er zu ihr sprach, machten Prisca ein wenig Angst er könne sich ernsthaft verletzen, da er wohl kurz davor war den gehaltenen Becher vor Anspannung zwischen seinen Fingern zu zerdrücken.


    Also entschied Prisca spontan, dass es wohl besser wäre ihm den Becher rechtzeitig aus der Hand zu nehmen und das tat sie dann auch, indem sie ganz langsam und vorsichtig die rechte Hand ausstreckte und dabei mit ihren Fingern zärtlich über seinen Handrücken strich: "Darf ich? …", fragte Prisca leise an und tippte mit dem Finger leicht gegen seine Hand. Ein aufmunterndes Lächeln und schon griff sie mit der anderen Hand nach der Karaffe mit dem Wein, um ihre Absicht zu erklären: "Nun ist es wohl an mir, dir Wein nachzuschenken, zum Dank für deine schmeichelnden Worte."


    In solch einer Situation war Prisca sich selbst dafür nicht zu schade, ihm reinen Wein einschenken zu wollen, nur war sie eben ein wenig ungeübt im eben jenem einschenken von Getränken (noch dazu halb liegend und von weichen Kissen umgeben), sodass passieren musste was passierte. "Ach herrje! Wie dumm und ungeschickt von mir!", keuchte Prisca, als sie ein paar Tropfen des edlen Weines auf ihr blütenweißes Kleid verschüttete. Na bravo Prisca! Nun sehe ich aus wie ein abgestochenes Huhn. Oh wie peinlich!, dachte Prisca nur als sie die roten Flecken auf ihrem Bauch betrachtete. Da half nur noch, es mit Humor zu nehmen, denn schließlich hatte sie genügend Ersatzkleidung im Gepäck. Schade nur um das schöne neue Kleid. Aber zum Glück habe ich nur mich und nicht ihn auch noch besudelt.


    "Oh weh. Ich fürchte, nun wirst du deine hohe Meinung über die: in jeder Hinsicht außergewöhnliche und in ganz Rom bekannte, Aurelia Prisca" (um es in Scatos Worten zu wiederholen)"wohl überdenken, nun da du Zeuge ihrer Ungeschicktheit geworden bist. … ", konnte sich Prisca eine scherzende Bemerkung nicht verkneifen und sie schaffte es tatsächlich über sich selbst zu lachen. Auf Sacto mochte diese ungezwungene und lockere Art womöglich befremdlich wirken, sofern er jetzt eine andere Reaktion von ihr erwartet hatte. Dies hätte auch durchaus geschehen können, hätte zum Beispiel ein Sklave den Wein über sie verschüttet. Wäre es hingegen Scato passiert, so hätte Prisca es sicher ebenfalls mit Humor genommen, wobei sie dann natürlich eine "Wiedergutmachung" von ihm hätte einfordern können. Oh ja, das wäre sicher ein Spaß gewesen, ihn ein wenig zappeln zu lassen Nur leider, leider, mangelte es ihr an passenden Schuldigen.


    "Verzeih mir bitte! ...Hier dein Wein. Ich hoffe es ist noch genügend übrig", immer noch über sich selbst schmunzelnd, reichte Prisca den Becher an Scato weiter und hielt ihm gleichzeitig den ausgestreckten Arm hin: "Würdest du mir bitte aufhelfen und mich kurz entschuldigen? Ich möchte dir meinen besudelten Anblick nicht länger zumuten. … Wo darf ich mich umziehen?" Zumindest hatte Priscas Selbstbewusstsein durch ihr Ungeschick nicht arg gelitten, sodass sie es schaffte ihm weiter in die Augen zu schauen, anstatt sich heulend und mit hochrotem Kopf unter irgend einer Decke zu verstecken.

    Na das ist ja mal wieder typisch für dich, mein "lieber" Cousin. Bist dir so gar keiner Schuld bewusst, nicht wahr? Du Heuchler! … Wenigstens ein paar Tage Bedenkzeit hättest du dir ausbitten können, um es nicht gar so offensichtlich erscheinen zu lassen, dass du dir Sorgen darum machst ich könnte in meinem Alter keinen Mann mehr finden. Pah! Wenn ich wollte, könnte ich jeden haben, antwortete Prisca auf den irritierten Blick ihres Cousins mit einem ebenso vielsagenden, weil beleidigt wirkendem Blick. Sie fühlte sich eindeutig unter Wert "verkauft", auch wenn das nicht stimmte. Ein Flavier wäre schließlich niemals eine schlechte Partie, selbst wenn er bereits im fortgeschrittenen Alter war und mitunter an linguistischen Störungen litt und ... er jemand ist, der auf Männer steht! Letztere Eigenheit war wohl das Hauptproblem das Prisca mit ihrem Zukünftigen hatte, denn wie sollte das mit dem Kinder kriegen zwischen ihm und ihr "funktionieren"? Das er kann - wenn er will - sehe ich an seinem Sohn. Was aber, wenn er bei mir nicht mehr will, weil er schon genügend hat? Aber auch ich will Kinder! Ganz viele und das so schnell wie möglich!


    Prisca war nämlich felsenfest davon überzeugt, dass es nicht an ihr lag bislang kein Kind zur Welt gebracht zu haben, sondern es in der Vergangenheit einfach nicht genügend Gelegenheiten gegeben hatte, um ihre Fruchtbarkeit zu beweisen. Eine Schwangerschaft konnte sie ja vorweisen, auch wenn diese letztendlich zu einer Fehlgeburt geführt hatte. Aber das musste ja nicht zwingend bedeuten, dass nun gar nichts mehr ginge. Hätte sich mein lieber Mann Piso beizeiten nicht vor eine einstürzende insula geworfen, so wäre ich mit Sicherheit heute schon Mutter. Aber stattdessen musste ich die Trauerzeit einhalten und als ich dann endlich wieder gedurft hätte, da … kam dieses elende Schwein Salinator daher und hat uns Aurelier und alle anderen Patrizier ins Unglück gestürzt!, haderte Prisca immer noch mit dem Schicksal ihres Mannes sowie mit den weiteren Umständen in der Vergangenheit, die in Folge die Familienplanung etwas schwierig gestaltet hatten (um nicht zu sagen, fast unmöglich gemacht hatten). Unter der Diktatur des Vescularier hätte man sie möglicherweise zu einer Ehe mit einem Plebejer "gezwungen" und diese Schmach wäre weit größer gewesen, als kinderlos und einsam zu sterben und im anschließenden Bürgerkrieg gab es andere Probleme zu bewältigen als ausgerechnet da ein Kind in die Welt setzen zu wollen.


    Aber nun ist endlich wieder Normalität in unser aller Leben eingekehrt und ich wüsste sogar zwei Kandidaten, die ich sofort heiraten würde … Und jetzt DAS! Prisca konnte und wollte es einfach nicht wahr haben, dass ihre Lieblingsgöttin Fortuna ihr gerade so übel mitspielte "nur", weil ich mich einfach nicht für Einen entscheiden kann Dazu muss man sagen, dass keiner von Beiden bislang eine Ahnung von Priscas Plänen gehabt haben dürfte und auch wenn dem so gewesen wäre, so fehlte eben - von beiden Seiten - jener berühmte "kleine Schritt", den es noch bedurft hätte um ... Aber das hat sich ja nun alles erledigt., seufzte Prisca innerlich und für einen kurzen Moment verschwammen die Gesichter der Anwesenden vor ihren Augen, als sie an die schönen Stunden zurück dachte, die sie allein in Rom sowie in einem Landhaus am Meer hatte verbringen dürfen.


    Ganz im Gedanken versunken hätte Prisca beinahe die provokative Frage nach den Saturnalien überhört, mit der Lupus es nun tatsächlich auf die Spitze treiben wollte, indem er ihre Stimmung nun endgültig in eine bodenlose Tiefe drückte. Saturnalien?! Jetzt sind ihm schon die Sklaven wichtiger als ICH. Na warte, auch wenn du mich gleich steinigen wirst, aber das geht jetzt zu weit! : "Mit Verlaub, allerliebster Cousin Lupus", das Gift ihrer Galle (die ihr langsam hoch kam) in eine besonders süße Betonung seines Namens verpackend, setzte Prisca offen zum Widerspruch an: "Findest du nicht, wir sollten uns - gerade heute - über wichtigere Themen unterhalten als darum, wie man dem Sklavenpack das Leben verschönern kann? … Wir könnten stattdessen klären, bis wann die angedachten Vermählungen nun stattfinden sollen und wer alles auf die Gästeliste soll. ... Desweiteren möchtet ihr beide euch doch sicher anhören, wie weit die Planungen zu den Spielen zu Ehren des Flavius Scato gediegen sind und was meine Wenigkeit dazu berichten kann. Nicht wahr?", kurz warf Prisca ihrem Zukünfitgen einen gespielt hilfesuchenden Blick zu, auf das er ihre Vorschläge doch bitte unterstützen solle, während sie einfach weiter sprach: "Auch sollte MANN sich Gedanken über die zeitliche Abfolge machen. Zuerst die Hochzeiten? Oder erst die Spiele? Oder gar alles zur selben Zeit?" Oh ja, an Priscas Worten und der maskulinen Betonung des pronomens "man", sowie dem schneidenden Klang ihrer Stimme (wann immer sie zu Lupus blickte) konnte man durchaus erkennen, dass sie alles andere als "amused" darüber war, dass "man" hier einfach so zum nächsten "Tagesordnungspunkt" übergehen wollte, anstatt ihrer Person die (ihrer Meinung nach aufgrund des beschlossenen Ereignisses) geschuldete Aufmerksamkeit zu schenken. Ich bin schließlich kein junges Ding mehr, das nur da sitzt und sprachlos dabei zu sieht, wie es zum ersten Mal unter die Haube gebracht wird, schoss Prisca ausschließlich ihrem Cousin funkelnde Blicke zu, welche sie sich Gracchus gegenüber tunlichst verkniff (auch wenn er es verdient hätte.) Pah! Wenn ich mir den Kleinen so ansehe, wie hilflos er da sitzt, dann frage ich mich wirklich was sich der Vater dabei denkt, wenn er seinem Sohn einfach so nebenbei die "Neue" präsentiert Aber letztendlich konnte Prisca ihm das nicht ganz so offen ins Gesciht sagen, was sie von ihm hielt - auch wenn sie es gewollt hätte - da sie seine Kooperation in Sachen gemeinsamem Fortpflanz, noch andernorts dringend benötigen würde.


    Also bekam Lupus ihre ganze Wut ab, während Gracchus noch gut dabei weg kam. Ein versöhnlich erscheinendes Lächeln in seine Richtung und wieder ein vernichtender Blick zu Lupus, ach ja ...


    ... und auch den Kleinen vergass Prisca dabei nicht, indem sie ihm direkt ein warmes und aufmunternd gemeintes Lächeln schenkte. "Für dich ist es doch sicher auch spannender zu erfahren, was bei den Spielen so alles passieren wird, anstatt über die Saturnalien zu sprechen, nicht wahr?" Es war schlicht der Versuch, irgendwie einen netten Eindruck zu vermitteln, wobei Prisca nur mutmaßen konnte, was gerade hinter der Stirn des Kindes vorgehen mochte. Wenn ich mir ihn so ansehen und daran zurück denke, wie ich damals meinen Vater und seine elende Lupa verflucht habe, als plötzlich mein Halbbruder Pegasus vor mir stand, dann ... Wie hatte mein Vater meine Mutter nur derart schmächlich hintergehen können!? … Vielleicht sollte ich den Kleinen fragen, ob er mir und Scato bei der Auswahl der Kämpfer beratend zur Seite stehen will. Ja das wäre vielleicht eine gute Idee ... , überlegte Prisca für den Fall, dass das Thema Spiele näher angesprochen werdenn würde. Vieleicht würde das dem Kleinen gefallen - oder auch nicht, was könnte schon schlimmeres passieren nach all dem, was schon passiert war ...

    Das Ausrichten der Spiele machte wirklich Spaß und es war eine willkommene Abwechslung in dem ansonsten eher gewohnten Tagesablauf einer Patrizierin, obgleich dieser keineswegs als eintönig bezeichnet werden konnte. Hinzu kam, dass Prisca es seit jeher liebte, wenn sie die Männer beeindrucken konnte und so war sie schon ein wenig stolz, dass ihre Vorschläge bei Scato gut ankamen und er bislang kaum etwas daran auszusetzen hatte. Offenbar hatte sie ein Talent für das Organisatorische, was aber nicht von ungefähr kam, da sie schon seit längerem den aurelischen Haushalt führte. Weniger gut schienen hingegen die subtilen Signale bei Scato anzukommen, die Prisca ihm mit ihren flirtenden Blicken zu warf. Ich weiß, ich sollte das nicht tun. Aber was soll ich machen, entschuldigte Prisca ihre eigene Unvernunft mit ihrer Empfänglichkeit für romantische Stimmungen. Und dieses Ambiente hier war zweifellos wie für ein romantisches Treffen gemacht (mit den flauschigen Kissen, dem süßen Wein, inklusive Meerblick und einem charmanten Flavier obendrein).


    Da hatte Scato also DAS alles extra für sie vorbereiten lassen. Und nun lässt es ihn einfach kalt, dass ich hier neben ihm liege - kaum zwei Fuß breit entfernt - und ich ihm schöne Augen mache, gab Prisca ihm (nicht ganz ernst gemeint) die Schuld für ihr unvernünftiges Verhalten und sie überlegte durchaus, ob sie noch ein wenig unvernünftiger werden sollte. Gleichzeitig musste sie eingestehen, dass es wahrlich eine Dummheit wäre sich gar wie eine paarungsbereite Hetäre zu verhalten, denn bestenfalls war sie auf der Suche nach einem neuen Ehemann, aber das stand heute wahrlich nicht zur Debatte.


    Blieb also nur dem Weg der Vernunft zu folgen, den Scato zweifelsohne mit seinen Worten beschritt und so konzentrierte sich Prisca wieder ganz auf ihre Aufgaben als Spieleplanerin.


    "Ein anderer als der Praefectus Urbi fällt mir im Augenblick auch nicht ein, den wir fragen könnten. Aber eben dieser erscheint mir genau der Richtige zu sein, dem wir unser Anliegen vorbringen sollten. Ich werde mich also umgehend um eine Audienz kümmern, sobald ich wieder in Rom bin", entgegnete Prisca, ganz in ihrer Rolle als persönliche Beraterin aufgehend und voller Tatendrang. Diese Spiele sollten schließlich weit mehr als nur dazu beitragen, um Scato zur Ehre zu gereichen und dafür würde Prisca alles in ihrer Macht stehende tun, damit letzendlich dasevent zu einem unvergesslichem Ereignis wüde ! Und wenn ich den Praefectus höchstpersönlich schöne Augen machen muss … , aber das war selbstverständlich nur Spaß und schließlich wollte Prisca nichts weiter als nur spielen, weshalb sie ihre Gedanken hinter einem zufriedenen Lächeln verbarg, mit dem sie Scato förmlich anstrahlte: "Ich hoffe nur, dass der Praefectus überhaupt gewillt ist, sich mit einer einfachen Patrizierin wie mir zu unterhalten, weshalb ich überaus dankbar wäre, wenn du hier deine Beziehungen für mich spielen lassen könntest" Ihre eigene Person bewusst unter den Scheffel stellend, wollte Prisca natürlich nichts Geringeres damit erreichen, als ein weiteres Lob aus Scatos Mund zu hören, … zumindest aber seine Unterstützung dahin gehend zu erhalten, wenn es darum ginge die Zustimmung des Praefectus für die Ausrichtung der Spiele zu erhalten (und ein bisschen machte sie ihm selbstverständlich - nach wie vor - schöne Augen ...).

    Ohhh duuuuuuuu …duuuuuuuu … Mistkerl. Dir scheint es ja vorzüglich in deinen Kram zu passen, dass du mich auf diese Weise so schnell und bequem los wirst, nicht wahr?!, kommentierte Prisca gedanklich die Worte ihres Cousins, dem es wohl gar nicht schell genug gehen konnte, bis Prisca mitsamt ihrem Hausstand die villa Aurelia endlich verlassen hätte. Oder weshalb sonst willigte ihr Cousin Lupus derart schnell auf das Bündnisangebot ein, als ob er eine höchst verderbliche Ware feil bot, die ihm sonst vor dem Abend würde verderben?! Prisca wünschte sich in dem Moment nichts sehnlicher als die Fähigkeit, mit ihren Blicken töten zu können und sie hätte es auf Juppiters Stein geschworen, dass sie ihren Cousin Lupus höchstpersönlich als Ersten ins Elysium befördert hätte (und Gracchus gleich hinterher). Da mochte selbst das erfreut anmutende Lächeln dem Flavier nur wenig darüber hinweg helfen, welches Gracchus ihr zu warf und welches sie wiederum dazu veranlasste ihm ihre Freude, über seinem scheinheiligen Heiratsantrag, huldvoll zurück zu lächelnd vor zu heucheln.


    Ihr Beiden! Arrrrrrgh, ...wie eine Ware behandelt ihr mich! Das werdet ihr mir noch büßen, irgendwie, irgendwann … Zu mehr sah sich Prisca nicht im Stande, als die Konsequnezen daraus zu ziehen, dass man(n) sie soeben verschachert hatte wie eine verderbliche Ware, oder wie eine Sklavin. Denn genau so kam sich Prisca in dem Augenblick vor, als die beiden Männer ihr Schicksal - quasi nebenbei, im Plauderton - besiegelten, als ob es das Normalste auf der Welt sei. Verraten und verkauft! Innerlich schäumte Prisca vor Wut, dass es niemand (auch nur ansatzweise) für wichtig erachtet hatte, sie zumindest im Vorfeld darüber zu informieren, dass sie heute und hier sozusagen den Besitzer wechselte … Ich, eine der reichsten Frauen Roms! Ich bin schließlich kein unschuldiges Ding mehr, dass man einfach so verheiraten muss, wie man(n) will, nur um meine Unschuld in die Hände eines fürsorgenden Ehemannes zu legen. Pah! Hätte ich nur eher mit Lupus darüber gesprochen, dass ich mich eigentlich zu Ahala hingezogen fühle nach all dem, was ich mit ihm erlebt habe. ... Oder zu Scato! Oh er war so charmant zu mir! Bestimmt mag er mich, so wie ich ihn, doch was nützt mir das alles jetzt? ...


    Je mehr Prisca über die Konsequenzen dieser wenigen Sätze nach dachte, mit denen ihr Cousin Lupus und Flavius Gracchus ihr weiteres Schicksal soeben besiegelt hatten, umso mehr echauffierte sie sich darüber, dass Lupus es tatsächlich gewagt hatte dieser Verbindung ohne Bedenkzeit einfach so zu zustimmen. Du elender Mistkerl! Wenigstens soviel Anstand hättest du haben können, meine Hochzeit nicht in einem Atemzug mit der von Tiberus und Domitilla zu nennen. , giftete Prisca sich innerlich weiter, ohne, dass es ihr etwas geholfen hätte. Sie musste sich den vollendeten Tatsachen stellen. Da tröstete auch der flüchtige Seitenblick auf "Klein-Gracchus" nicht viel - dem der Mund so offen stand, als würde er den Fröschen beim Fliegen fangen Konkurrenz machen wollen. Offensichtlich hatte man den Fortpflanz aus der ersten Ehe mit der Ankündiung der Hochzeit ebenso vor dem Kopf gestoßen. Na so wie der gerade drein blickt, hat Juppiters Blitz ihn wohl just beim … getroffen, dachte Prisca nur. Darüber hinaus konnte man sich wohl unschwer ausmalen, was wohl gerade in dem Kopf eines Kindes vorgehen mochte, dem man die neue Stiefmutter (zusammen mit ein paar würzig marinierten Pilzen) quasi nach dem Motto 'Friss, oder stirb!' vorsetzte.


    Also "glücklich" sieht irgendwie anders aus und Prisca konnte es dem Kleinen nicht einmal verübeln, dass er über die Sache wohl so dachte, wie sie es tat (was selbstverständlich nur auf Vermutungen beruhte), nämlich, dass sie am liebsten alles und jeden verfluchen- und auf ewig in Plutos Reich verbannen würde, der im Vorfeld von diesen Plänen gewusst hatte.


    Doch all diese Gedanken halfen Prisca nicht weiter bei der Frage, wie sie sich nun verhalten sollte, denn im Grunde blieb ihr keine andere Wahl als dieser Verbindung (nach außen hin heuchelnd) vollumfänglich zu zustimmen, wenngleich sie in ihrem Inneren eher derart beschreibend empfand: Oh Ich wünsche dir die Krätze an den Allerwertesten, du ...du ….du … elender Heuchler, auf das du fortan tagtäglich Pluto darum anflehen mögest, dass er dich postwendend in die Unterwelt schicken mag, um dich von deinen Leiden zu befreien, sandte Pisca ihre geballte Wut gedanklich allein gegen Lupus, da sie sich fortan wohl noch einige Zeit mit ihrem künftigen Gatten würde arrangieren müssen. Ein Jammer! Was nützen mir all meine Reize, mit denen ich so vielen Männern den Kopf verdrehen könnte, wenn ich ausgerechnet diesem Kerl versprochen bin, der sich mehr zu seinesgleichen hingezogen fühlt?, haderte Prisca insgeheim mit ihrem Schicksal, die Gattin eben jenes Flaviers zu sein, der sie einerseits zu faszinieren vermochte und andererseits mit seiner Vorliebe für Männer derart abstieß, dass sie sich (fast) außer Stande fühlte, ihr Leben mit ihm zu teilen. Angesichts dieser trüben Aussichten ließ Prisca sich spontan zu einem Schwur hinreissen, der wie folgt lautete: Na warte nur ... du wirst mir noch aus der Hand fressen! ...Und wenn ich Plutos Reich auf diese Erde führen muss nur, damit du mich begehren wirst und, ... du mit deinem letzter Atemzug lustvoll meinen Namen ausrufen wirst, auf das ich endlich Genugtuung haben werde für diese Schmach, die du und mein Cousin mir zugefügt habt ...


    Ihrer Erziehung sei Dank, konnte Prisca - trotz dieser finsteren Gedanken - erstaunlich herzlich und dankbar den Männer zu lächeln, in der Hoffnung sie mit damit in dem Glauben zu lassen, dass alles gut wäre, so wie es war und wie es künfitg sein würde, ... doch das "wie" stand noch nicht geschrieben und oblag darob allein dem Willen der Götter ...

    Ein klein wenig überrascht war Prisca schon, dass Scato an ihren Entwürfen so gut wie nichts auszusetzen hatte, schließlich hatte sie nun nicht so viel praktische Erfahrung im Ausrichten von Spielen, wie es womöglich den Anschein machte. Jedoch war Prisca seit jeher eine gute Beobachterin, sodass sie sich durchaus zutraute, beurteilen zu können was dem Volk gefallen würde (und was nicht). Und die eigentliche Organisation des ganzen Spektakels war schlussendlich ja "nur" eine Frage des Geldes, um damit Klienten und fähige Arbeitskräfte zu bezahlen. Und Geld spielte diesbezüglich keine Rolle, da Prisca mehr als genug davon besaß.


    Das Lob aus Scato´s Munde nahm Prisca mit einem erfreuten Lächeln entgegen und angesichts der von ihm die in Aussicht gestellten weiteren Stunden, die sie für die Planung noch zusammen verbringen "müssten", kam sie nicht umhin ihm (angesichts seiner betonenden Worte und seines vielsagendem Blickes) zu unterstellen, dass es ihm womöglich weniger um die Details des Spektakels ginge, als vielmehr um ihre Gesellschaft. Noch mehr Ausflüge ans Meer? Noch mehr solcher Treffen mit ihm - ganz allein? Zweifellos könnte dies für so manches Gerede sorgen, sollte man sie noch öfters an seiner Seite sehen, aber das kümmerte Prisca nciht weiter.


    "Es freut und ehrt mich gleichermaßen, dass dir meine Vorschläge zusagen, Flavius. … Und sehr gerne stehe ich dir für die weitere Planung voll und ganz zur Verfügung.", bedankte sich Prisca lächelnd und mit einem tiefen Blick in seine kühlen Augen, die kaum etwas von seinen inneren Gefühlen, noch von seinen Gedanken durch schimmern ließen. So waren die Flavier eben und doch war es gerade das Wenige das sie üblicherweise von sich preis zu geben bereit waren, das wiederum Prisca so an ihnen faszinierte. Zumindest hatte sie bei Scato das Gefühl, dass ihre Gegenwart ihn nicht völlig "kalt" ließ. Im Gegenteil vermochten seine kühlen Augen, aus denen heraus er sie betrachtete, durchaus ein gewisses Interesse an ihr zu bekunden, was wiederum ein wohliges Kribbeln in Priscas Bauch erzeugte. Das war ein ihr wohl bekanntes "Warnsignal", es nicht mehr allzu weit zu "treiben", was gleichzeitig aber ein innerer Ansporn war es doch zu tun: Hmm, wie weit ich wohl noch gehen dürfte - könnte - müsste, damit er mich endlich … ?


    Das Wort, das Prisca (allein schon des Reimes wegen) gerade in den Sinn kam, ließ sie augenblicklich blinzeln und den Blick kurz über die malerisch gelegene Küste hinweg schweifen zu lassen, die jedoch nur halb so faszinierend anzusehen war, wie seine Augen. Ebenso wollte das wohlige Kribbeln in ihrem Bauch nicht aufhören ...


    "Ich denke mal … ", begann Prisca langsam ihre Gedanken wieder auf rationellere Dinge zu lenken, indem sie wieder bei der Planung der Spiele ansetzte:"Wir sollten uns mit der Suche nach fähigem Sklavenmaterial nicht mehr allzu viel Zeit lassen. Außerdem benötigen wir auch eine ebenso große Zahl an Verurteilten, die dem Tod geweiht sind" Nachdenklich strich Prisca eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht zurück hinters Ohr, welche der Wind ihr fortwährend vor die Augen wehte , ehe sie wieder den Blick in Scatos Augen richtete:"Glaubst du, in den Gefängnissen gibt es zur Zeit genügend zum Tode verurteilte Verbrecher, die man uns zur Verfügung stellen könnte? Vielleicht sollten wir bei der zuständigen Stelle anfragen, ob man freundlicherweise einige Todesurteile bis zu den Spielen aufschieben könnte. Sehr viel dürfte es meiner Meinung nach nicht kosten, diesen Abschaum bis dahin am Leben zu erhalten.", teilte Prisca ihre Überlegungen mit Scato und hoffte, dass er in Bezug auf die Beschaffung der Todeskandidaten jemanden wüsste, an den man sich wenden konnte.

    Per aspera ad astra war das einleitende Stichwort, das passender Weise die kunstvoll in Sternenformen angerichteten Hauptspeisen beschrieb, wie auch die schicksalhafte Vergangenheit, die ihrer beiden Familien gemein war. Noch ahnte Prisca nicht, worauf Flavius Gracchus mit seiner Rede letztendlich hinaus wollte, weshalb sie völlig unbefangen seinen Worten lauschte. Spätestens an dem Punkt, als er seinen Blick auf sie richtete und von "mehr als nur Freundschaft" sprach, die ihre Familien verband, schwante Prisca jedoch, worauf er hinaus wollte. Du meine Güte ... natürlich! Wie konnte ich nur so blind sein??!! fiel es ihr wie Schuppen von den Augen als sie 1+1 zusammen zählte (respektive Ich+Lupus + Flavius Gracchus + dessen Sohn … gleich … Mein Tutor, mein Mann in spe und dessen Erstgeborenem, dem man - passender Weise bei der Gelegenheit - gleich die neue Stiefmama mit präsentierte.


    Mir wird schlecht, dachte Prisca nur, als sich ihr Magen langsam aber stetig zusammen krampfte je weiter Gracchus zu ihr sprach und hätte sie in dem Moment einen Bissen im Mund gehabt, hätte sie sich wohl unweigerlich daran verschluckt. Doch zum Glück hatte sie gelernt selbst in extremsten Situationen die Contenance zu wahren und DAS hier war eindeutig eine sehr extreme Situation!! Nicht, weil Prisca es rationell nicht hätte nachvollziehen können, aus welcher Intention heraus Gracchus diesen Vorstoß nun wagte, nein, aus dem einfachen Grund, weil sie sich diesbezüglich zunächst völlig kompromittiert fühlte. Hatte ihr Cousin etwa davon gewusst?


    Flüchtig warf Prisca ihrem Cousin einen durchbohrenden Blick zu, ohne aus dessen Reaktionen jedoch erkennen zu können inwieweit er in die Pläne des Flaviers eingeweiht gewesen war. Letztendlich war es auch egal, nun, da der Antrag ausgesprochen war und es wohl ihr oblag, darauf als Erstes zu antworten.


    Prisca hielt dem vielsagendem Blick des Flaviers soweit wie möglich Stand, so weit, wie sie es eben in dieser Situation fähig war zu tun. In ihrem Innersten brodelte es und ihre Gedanken überschlugen sich, angesichts der vielen Pro´s und Kontra´s, doch letztendlich konnte es auf einen solchen Antrag hin nur eine Antwort geben:


    "Ich fühle mich unendlich geehrt von deinen Worten und deiner Hochachtung, die du mir entgegen bringst, Senator Flavius …", antworte Prisca schließlich bedächtig und so wohl überlegt wie eben möglich, indem sie ihr Haupt huldvoll neigte. Sie war also die Auserwählte und als solche durfte sie sich überaus glücklich schätzen, würden andere Frauen doch alles dafür tun um an ihrer Stelle zu sein: "Nichts auf der Welt würde mich glücklicher machen, als dir das entgegengebrachte Vertrauen zurück zu geben, … als deine, dir stets ergebene und treue Gemahlin", verpackte Prisca ihre Zustimmung (mit einem Lächeln) in salbungsvolle Worte, deren Bedeutung sie sich selbst in dem Augenblick noch gar nicht so recht bewusst war. Ich und Flavius Gracchus? Ich, seine Frau? Herrin über das Haus der Flavier? Stiefmutter seiner Kinder? Mitwisserin seiner delikaten Vorliebe für … Männer, explizit für diesen einen Kerl, der mich wochenlang als Geisel gefangen gehalten hat? Bei dem Gedanken an das Zurückliegende wurde Prisca ganz anders, aber das half ihr jetzt auch nicht weiter. Im Grunde empfand sie für Flavius Gracchus ja eine gewisse Zuneigung, eine Verbundenheit eben, bei der sie sich allerdings niemals ernsthaft in der Rolle seiner Ehefrau gesehen hatte. Sei´s drum … nun war es also soweit gekommen ...


    Es fehlte selbstverständlich noch die Zustimmung ihres Cousins, doch zweifelte Prisca diese nicht ernsthaft an, käme es Lupus doch gerade recht, seine Cousine noch rechtzeitig vor dem "natürlichen Verfallsdatum" in besten Händen zu wissen. Dennoch galt es offiziell seinen "Segen" zu erbitten, was sie hiermit also tat um keinerlei Zweifel daran zu lassen, dass sie von ihrer Seite aus der Verbindung bedingungslos zustimmte: "Somit bitte ich dich denn, Sextus Aurelius Lupus, um deine Zustimmung zu dieser Verbindung, die ich von meiner Seite aus gewillt bin einzugehen."


    Der Appetit war Prisca spätestens jetzt komplett vergangen ,da sie sich innerlich so zerrissen wie nie zuvor fühlte. Sie sollte tatsächlich Flavius Gracchus heiraten? Das passte irgendwie so gar nicht mit ihrer persönlichen Familienplanung zusammen, doch andererseits konnte sie sich dem Charme einer Ehe mit dem Oherhaupt der Flavier wiederum nicht entziehen, angesichts der Fakten, die eindeutig für diese Ehe sprachen. Ein regelrechtes Dilemma eben, bedachte Prisca die Tatsache, dass in dieser Beziehung wohl ratio und alogia - respektive libido - künftig, (be)ständig aufeinander treffen würden ...

    Ihr Onkel schien sich - nach und nach - zu entsinnen wer sie war und am Ende entsann er sich fast schon zu sehr auf Details, wie Prisca fand, als er ihr schließlich (fortwährend den Rücken tätschelnd) davon vor schwärmte, wie sie ihm einmal seine beste Toga voll gespuckt hatte. Na so genau wollte ich das eigentlich gar nicht wissen, verzog Prisca leicht das Gesicht, welches sie tapfer all die Sekunden an seine staubigen Brust barg, in denen ihr Onkel sie gar herzlich herzte. Irgendwie genoss sie aber diese vertraute und herzliche Art, mit der er sie umfing und so ließ sie sich willig an seine (mit Verlaub) etwas streng riechende Kleidung pressen.


    "Naja, Onkel, hätte ich damals geahnt, wie sehr du an deiner Toga hängst, so hätte ich mich doch niemals über dich vomiert. Ich hoffe inständig, dass du mir diese Kalamität irgendwann einmal verzeihen wirst", versuchte Prisca den Fauxpas ihrer frühen Kindheit mit einem kleinen Scherz und mit großen treuherzigen Augen wieder gut zu machen, mit denen sie ihren Onkel gespielt reumütig an sah. Natürlich wusste sie genau, dass ihr Onkel ihr im Grunde nichts nach trug und es war eben einfach eine vertraute Art, um ihn ein wenig zu necken. Dazu waren Onkels (Prisca´s Überzeugung nach) schließlich da, dass man sie neckte und um den Finger wickelte, wann immer sich einem die Gelegenheit bot.


    Bei den folgenden Erzählungen seiner Reisen und Erlebnisse unterbrach Prisca ihren Onkel allerdings nicht, denn in der Tat vermochte er mit seinen Erzählungen sie regelrecht in den Bann zu ziehen. Und so blickte sie ihn nur (weiter) aus großen Augen an und atmete bedächtig ein. Unglaublich, …"Ein Omen hat dir den Weg nach Rom gedeutet?",sog Prisca hörbar die Luft ein, um sie sogleich wieder auszustoßen indem sie an mancher Stelle beifällig nickte, oder nur kurz anzumerken pflegte: "Deandra? Ja , ich erinnere mich noch gut an sie. Sie hatte mich damals in Germanien so herzlich empfangen und mich vieles gelehrt. Auch über die Pferdezucht. Ich werde sie wohl nie vergessen … " Ihr Name stand gleichbedeutend mit so vielen anderen Namen, von vertrauten Personen, an die sich Prisca gerne (aber auch mit Schmerz) zurück erinnerte. Du meine Güte. Die Zeit! Wo läuft nur die Zeit hin? All die bekannten Gesichter, meiner Freunde und meiner Verwandten. Sie alle sind schon so lange von uns gegangen.

    "Du hast wahrlich viel erlebt, Onkel! Und du hattest wirkliches Glück, dass du dir bei dem Sturz nichts gebrochen hast. Der Verlust deines Pferdes und der Geschenke ist im Vergleich dazu wahrlich verschmerzbar. … Es freut mich jedenfalls sehr, dass du letztendlich wohlbehalten den Weg hierher gefunden hast", unterstrich Prisca das Gesagte ihres Onkels mit einer vertrauten Geste, indem sie ihre rechte Hand auf die seine Rechte legte und diese sanft drückte. "Und nun gräme dich nicht weiter, sondern lass mich nur machen. Ich werde mich höchstpersönlich darum kümmern, dass du schnellstmöglich wieder in neue Gewänder gehüllt sein wirst, die deinem Stande gebühren. Ich kenne da einen hervorragenden Schneider. Seine Gewänder sind absolut der letzte Schrei in Rom. Du wirst sehen, Onkel, alle Frauen Rom´s werden sich nach dir umdrehen!", zwinkerte Prisca ihrem Onkel aufmunternd zu, denn sie war überzeugt, dass er einen stattlichen Mann würde abgeben - wäre er erstmal gebadet, enthaart, pedi-/manikürt, gekämmt, parfümiert und ordentlich her gerichtet. Und der Bart? Der Bart! Obwohl er ihm irgendwie steht, geht das doch eigentlich gar nicht. Hmmm..., war Prisca sich noch nicht ganz sicher, welche Empfehlung sie ihrem Onkel dahingehend geben sollte: " Ich denke zu allererst werden wir dich baden müssen und außerdem müssen sich die Sklaven zunächst einmal um deinen Bart, dein Haupthaar und deine Körperbehaarung kümmern, ehe wir dich schick einkleiden können",sprach (und versprach) Prisca aus ihren Überlegungen ganz frei heraus ihr Bestes zu tun, damit ihr Onkel bald schon in neuer Pracht würde erstrahlen können. Gleichzeitig sah sie ihn (im Gedanken) bereits unzählige Entwürfe anprobieren - in einem stunden- wenn nicht gar tagelangem Prozedere, um ihm schlussendlich ein Aussehen zu verpassen, dass jede römische Bürgerin sofort würde dahin schmelzen, wenn sie ihn zu Gesicht bekäme.


    Oh ja, das wird bestimmt lustig!, freute sich Prisca schon darauf, ihren Onkel mit ihren Vorschlägen und Entwürfen beratend zur Seite zu stehen. Doch zuvor galt es ihrem Verwandten nocht zu berichten, wie es der Familie ergangenen war und da gab es bei weitem nicht nur lustiges zu erzählen. Entsprechend ernst blickte Prisca ihren Onkel deshalb an und sie wusste ehrlich gesagt nicht, wo genau sie anfangen sollte zu berichten, kannte sie doch seinen Wissenstand gar nicht:


    "Nun - ganz ehrlich lieber Onkel - die Zahl der Klienten hatte zuletzt keine vorrangige Priorität mehr für uns, angesichts der schweren Schicksalsschläge die unsere Familie in den vergangenen Jahren hat hinnehmen müssen. Und damit meine ich nicht nur die familiären Todesfälle, die es zu beklagen galt", zählte Prisca der Reihe nach die Namen aller Verwandten und den ihres Ehemannes auf: " Insbesondere die Verwicklung in den Mordkomplott an Kaiser Valerianus - um dessen Tod sich so manche Gerüchte ranken - hat unserer gens arg zugesetzt. Ich denke mal, dass selbst dir auf deiner Insel nicht entgangen sein mag, wie der ehemalige praefects urbi, dieser machtsüchtige Vescularier , das gesamte Reich letztendlich in einen blutigen Bürgerkrieg getrieben hat, oder? … Und womöglich hast du auch mit bekommen, dass mittlerweile Kaiser Cornelius die Geschicke des Reiches lenkt und damit auch unsere Familie wieder zu neuen Ehren gelangt ist?!"


    Fragend blickte Prisca ihren Onkel an, während sie ihre (vom sprechen) trockene Kehle mit einem Schluck Wein benetzte ...

    Diffamo … oder, wenn Gerüchte auf Reisen gehen ...


    Es ist ein sonniger Morgen, an einem Tag wie heute, oder wie gestern oder morgen. Ein Tag eben, wie jeder andere auch. Es ist noch früh am Morgen, aber bereits um diese Zeit drängen zahllose Reisende, Bauern und übriges Volk zu den geöffneten Stadttoren herein - oder hinaus - vorbei an den Wachen, wobei die Abfertigung stadtauswärts heute deutlich schneller voranzugehen scheint als auf der linken Seite stadteinwärts. Trotz der allgemeinen Hektik und des Trubels, bleibt eben gerade in jenen Schlangen, die sich an den Stadttoren bilden, Zeit für so manchen Plausch unter den Menschen egal, ob man sich nun kennt oder nicht, denn Namen sind hier ohnehin nicht von Bedeutung. Ein Beispiel:


    Eine Person (sich zu seinem Hintermann umdrehend, und freundlich grüßend. Das Vorankommen stockt gerade etwas - das Stadttor ist noch etwa 500 Fuß entfernt):
    "Salve Bürger! Na wie geht’s? … Führen dich die Geschäfte auch weg von Rom?"


    Eine andere Person (freundlich zurück nickend, aber ein wenig reserviert):
    "Salve Bürger! Danke gut und selbst? … Ja so kann man es nennen. ..Geschäfte eben ..."


    Die erste Person wieder (lächelnd und neugierig los plaudernd):
    "Oh danke, mir geht es ebenfalls gut. … Geschäfte also, aha . So wie bei mir. Ich muss nach Ostia … und du. Wohin führt dich deine Reise?"


    Die zweite Person (herum drucksend und leicht nervös in Richtung Stadttor blickend, das in etwa 350 Fuß Entfernung zu sehen ist):
    "Och nur nach Misenum … zum fischen. Nichts weiter. "


    Die erste Person (überrascht von der Antwort, die Augenbraue hebt und neugierig nach hakt):
    "Zum fischen nach Misenum??? … Mit Verlaub da nimmst du ja eine ganz schön lange Reise in Kauf. Sind denn die Fische dort um so viel besser als vor Ostia?"


    Die zweite Person (abwesend, in seinen Gedanken bereits beim fischen, sich daher vershaspelt):
    "Hmm, pffff. … Naja, das weiß ich nicht, … aber ich reise ja auch nicht nach Misenum , um nach Fischen zu fischen"


    Die erste Person (noch verwunderter und neugieriger nach hakt):
    "Nicht zum Fische fischen? Aber sag, Bürger, wonach sollte man denn sonst fischen, wenn nicht nach Fischen? "


    Die zweite Person (die Erste zuerst irritiert und dann genervt anblickend):
    "Also, weißt du, Bürger, du stellst aber ganz schön viele Fragen. Aber gut, wenn du es unbedingt wissen willst. Es ist eh kein Geheimnis mehr, da halb Rom bereits davon spricht. … Ich will nach Misenum, um dort nach Schätzen zu fischen!"


    Die erste Person (mit großen Augen die Zweite anstarrt, nun hellhörig geworden ist und laut ausruft)
    "Nach Schätzen fischen??? Und halb Rom weiß davon? Aber ...aber ...aber, warum weiß ich dann nicht Bescheid?! ...Nun erzähl aber mal genau, um was für Schätze es sich da handelt?!"


    Eine dritte, vierte und fünfte Person (hinter der Ersten und Zweiten, in der Schlange voran gehend. Das Tor ist nur noch 150 Fuß entfernt):
    "Schatz? Hat da jemand was von einem Schatz gesagt"
    "Ja ich auch sowas vernommen. Angeblich liegt da was vor Misenum, aber so genau hab ich nicht aufgepasst. Außerdem ist es zu laut hier"
    "He ihr Beiden … sprecht gefälligst lauter!!!!"


    Die zweite Person (wütend schnaubt, sich kurz umdreht und dann die Erste am Kragen packt):
    "Na bravo! Bürger, … musst du hier so rum brüllen? Dank dir weiß jetzt bald GANZ Rom von dem Gerücht."


    Die erste Person (hebt beschwichtigend die Arme):
    "Aber bitte, wer wird denn gleich handgreiflich werden. Wenn es doch eh schon halb Rom kennt, das Gerücht, wie du sagst, dann ... dann kannst du es mir doch auch erzählen, oder?"


    Die zweite Person (die Erste wieder loslässt und resignierend die Arme in die Luft hebt):
    "Na gut, na gut … dann hör zu und vergiss es am besten gleich wieder. Man erzählt sich, dass ein Lastensegler, in einer Sturmnacht, vor Misenum, mit Mann, Maus und Ladung gesunken sein soll. Ganz nahe dem Ufer, im seichten Wasser, soll das Schiff liegen und es soll derart viel Reichtümer an Bord gehabt haben, von einem Patrizier so sagt man, dass das Wasser im Licht der Sonne - so weit das Auge reicht - golden glänzen soll."


    Die dritte, vierte und fünfte Person (aus den hinteren Reihen):
    "Hört, hört!"
    "Das Wasser glänzend voller Gold? Und von einem Patrizier soll der unermessliche Reichtum stammen? Das glaub ich nicht. Nur die Götter vermögen derart reich zu sein!"
    "Beim Neptun, das muss ich unbedingt meiner Frau erzählen. … Wir wollten ohnehin schon seit langem einmal nach Misenum, meine Tante besuchen."
    ~~~


    Sie haben ihr Ziel erreicht. Das Stadttor! Mit seinen riesigen Flügeln, weit offen um hindurch zu schreiten und an dieser Stelle war soweit alles Entscheidende gesagt. Die Menschen wurden der Reihe nach durch das Tor geschleust und was anschließend aus der ersten und zweiten, der dritten, vierten und fünften Person wurde, ist nicht bekannt. Doch wer weiß, vielleicht weiß eines weiteren schönen Tages das eine oder andere Gerücht davon zu berichten ...

    Na das kann ja heiter werden ... , seufzte Prisca innerlich, nachdem die beiden Männer sogleich im Dialog versanken. Irgendwie kam sie sich ein wenig fehl am Platz vor, bestenfalls fühlte sie sich als "schmückendes Beiwerk" und insgeheim vermisste sie ihre Freundin Domitilla, von der sie gehofft hatte, dass sie heute ebenfalls zugegen wäre. Aber anscheinend hatte Domitilla etwas bessers vor, oder man hatte sie schlichtweg nicht zu diesem Essen geladen, was im übrigen Prisca doch sehr verwunderte, dass niemand sonst von den Flaviern der cena bei wohnte. Blieb bestenfalls der Sohn des Hausherrn als Gesprächspartner, doch scheute sich Prisca davor, das Gespräch mit ihm zu suchen.


    Nicht, weil sie ihn nicht mochte sondern vielmehr, weil sie nicht so recht wusste, worüber sie sich mit dem Jungen hätte unterhalten sollen. Willst du mir vielleicht deine Holzsoldatensammlung zeigen? ...Nein ..nein, auf keinen Fall, wollte Prisca sich Kinderspielzeug ansehen und erklären lassen. Keine gute Idee! Blieb also nur die Flucht nach vorne ...


    ... oder anders gesprochen, "der Angriff auf´s Buffet", auf jene Speisen, von denen mehr als reichlich aufgefahren wurde. Mmmh, lecker ... Der Anblick all der Köstlichkeiten vermochte natürlich über vieles hinweg sehen zu lassen, waren sie doch allesamt ein regelrechter Augen- und Gaumenschmaus. Nur dumm, dass sich all die Leckereien gar zu schnell in Hüftgold verwandeln, disziplinierte Prisca sich selbst, doch konnte sie andererseits der Verlockung einfach nicht widerstehen.


    Naja, was soll´s ... So sündige ich heute eben, indem ich meinen Leib verwöhne, anstatt mit meinem Leib zu verwöhnen, konnte Prisca sich wenigstens eine frivole gedankliche Bemerkung nicht verkneifen, wenn sie schon sonst nichts weiter tun konnte, als weiterhin den Männer ihre ungeteilte Aufmerksamkeit vor zu heucheln ... und so deutet sie mal hier und mal da auf eine von den zahllosen Leckereien, um sich dieses und jenes reichen zu lassen ...

    Nun, da ihr Großonkel sich endlich dazu bemüßigt fühlte, sich zu ihr umzudrehen, konnte Prisca ihm in die Augen blicken. Sie war überrascht! Denn Crassus schien - entgegen seiner Aussage und ihrer Vermutung - noch ziemlich gut zu sehen. Zumindest auf dem einen Auge, mit dem er sie von oben bis unten musterte, wobei seine Blicke nicht wirklich unangenehm waren. Vielmehr musste Prisca zugeben, dass ihr Onkel für sein Alter noch recht passabel aus sah und sein Lächeln ließ ihn durchaus sympathisch wirken. Seine Worte taten schließlich ihr übriges um ihr Gemüt gänzlich zu besänftigen und letztendlich fühlte Prisca sich sogar sehr geschmeichelt, da er sie fast korrekt dort einzuordnen vermochte, wo sie im Familienstammbaum ihren Platz inne hatte.


    Lediglich die Erwähnung des Fiebers (an dem er anscheinend gelitten hatte) und sein etwas "angestaubte" Reisegewand ließen Prisca kurz zögern, sich in seine ausgebreiteten Arme zu "werfen". Andererseits wäre es unhöflich gewesen und bei seinem bittendem Blick konnte sie ihm diese Geste letztendlich nicht abschlagen.


    Also trat Prisca einen Schritt auf ihn zu, legte vertraut ihre Hände an seine Hüften und erlaubte ihm somit, sie in seine Arme zu schließen und zur Begrüßung zu drücken. Schon seltsam, dass er sie gar so herzlich hegte, hatten sie sich doch in diesem Leben noch nie gesehen.Oder doch? "Mir scheint du bist nach wie vor ein begnadeter Beobachter,Onkel Aurelius, wenn du erlaubst, dass ich dich so nenne? … Und ja, es stimmt, die Augen habe ich wohl von meiner Großmutter Severina geerbt. Zumindest hat Mutter das immer behauptet. Mein Name ist übrigens Prisca und ich bin die Tochter des Marius Aurelius Iustus und der Horatia Vespa", half Prisca ihm ein wenig und tat dabei ganz vertraut so, als hätte lediglich eine lange Zeit dazwischen gelegen, seitdem Crassus und sie einander ins Angesicht geblickt hatten. Ihn deshalb gleich Onkel zu nennen war vielleicht etwas übertrieben, doch irgendwie verspürte Prisca den Drang ihn so zu bezeichnen, nachdem er sie gar so vertraut in seine Arme genommen hatte. Wahrscheinlich hat er mich als Baby mal kurz auf dem Arm gehalten, als ich noch kein Jahr alt war. Anders kann ich es mir nicht vorstellen, dass er sich so benimmt. Und irgendwie war es ganz schön - nach so langer Zeit - endlich mal wieder von einem männlichen Familienmitglied so herzlich begrüßt zu werden.


    "Wollen wir uns setzen und eine Kleinidgkeit essen? Du hast bestimmt viel zu berichten, von deiner Reise. Oder möchtest du dich lieber zuerst frisch machen?", fragte Prisca noch nach und machte dabei eine einladende Geste von dem Speisetablett hinüber zu der Türe, durch die es weiter ins balneaum ginge.

    "Ich kann es kaum erwarten …", entgegnete Prisca leise säuselnd und mit einem hintergründigen Lächeln ließ sie offen, ob sie allein den Sonnenuntergang meinte, oder was auch immer. Ihre Augen glänzten jedenfalls schon jetzt vor Neugier und in Erwartung dessen, was dieser Tag noch an Überraschungen für sie bereit halten mochte. Zunächst hoffte sie aber den Flavier mit ihren Gedanken überraschen zu können, die sie sich in Bezug auf die Spiele gemacht hatte. Noch schnell ein Schluck Wein um die Zunge zu befeuchten, dann lehnte sch Prisca genüsslich in die Kissen zurück und drehte sich zur Seite, ihrem Gesprächspartner zu. Der Abstand zu Scato schmolz dadurch noch ein wenig mehr dahin, ohne jedoch die nötige Distanz des Anstandes zu überscheiten. Und auch wenn dem so gewesen wäre, so wäre dies Prisca in dem Augenblick nicht so bewusst, während sie mit gesenkter Stimme zu erzählen begann, als würde sie ihm ein konspiratives Geheimnis verraten wollen:


    "Also, ich habe mir folgendes überlegt …", begann Prisca und dabei sah sie Scato tief in die Augen: "Bereits eine Woche vor den Spielen sollen Marktschreier und Plakate das Spektakel ankündigen. Ich denke es wird dem gemeinen Volk gefallen, dass es - neben den Spielen - auch Brotspenden und andere kostenlose Speisungen rund um das Kolosseum geben wird. Darüber hinaus könnte ich mir vorstellen, dass Gaukler und Tierschauen diejenigen Menschen erfreuen, die keinen Platz im Kolosseum ergattern werden." Prisca machte eine kurze Pause und überlegte, ob sie etwas vergessen hatte zu erwähnen, doch ging es heute ja noch nicht um die Details, weshalb sie mit dem eigentlichen Spektakel fort fuhr:


    "Wie wäre es, wenn wir gleich zu Beginn der Spiele den dritten punischen Krieg nachstellen lassen, in dem die Römer ihren Sieg über die Karthager feiern konnten. Dazu könnten wir zu Tode verurteilte Verbrecher - in der Rolle der Verlierer - gegen Sklaven antreten lassen, denen du die Freiheit in Aussicht stellst, sollten sie den Kampf überleben und als Sieger hervorgehen. An etwa 50 bis 70 Männer, auf beiden Seiten, hatte ich gedacht. Und wie ich gehört habe, soll bald ein Sklavenschiff aus Africa ankommen, sodass wir genügend frische Sklaven zur Verfügung haben sollten, denen noch etwas an ihrer Freiheit liegt. Vielleicht könnten wir ja sogar gemeinsam die Sklaven aussuchen, nur, dass wir dieses Mal nicht gegeneinander bieten sollten ..." Zwinkerte Prisca ihrem Gegenüber vergnügt zu, in Anspielung auf ihr erstes Zusammentreffen auf dem Sklavenmarkt vor einiger Zeit. Doch weiter:"Als Kulisse könnte man in der Mitte der Arena, symbolisch die Stadt Karthago beziehungsweise die Bysra aus Holz nachbilden, die es zu erobern gilt. Und für den Fall, dass die gesetzten Verlierer die Überhand gewinnen sollten, werden Bogenschützen - die auf den Rängen verteilt zwischen den Zuschauern positioniert sind - mit Brandpfeilen dafür sorgen, dass von den Verteidigern und der Kulisse am Ende nichts weiter als Asche übrig sein wird. Getreu dem Spruch: Ceterum censeo Karthaginensem esse delendam … "Prisca sah kurz gen Himmel auf und machte eine allumfassende Handbewegung, ehe sie wieder zu Scato blickte: "Wie würde dir ein solches Schauspiel gefallen, wenn zum Finale des Kampfes du den überlebenden Sklaven - im Glanz deiner Gnade - die Freiheit schenkst? Ich denke dem Volk dürfte diese gnädige Geste gefallen, nachdem es seinen Blutdurst hatte stillen dürfen." Ein hintergründiges Lächeln legte sich auf Priscas Lippen und ihre Augen funkelten regelrecht, als sie den letzten Satz beendet hatte. Das waren -zugegeben - schon sehr genaue Vorstellungen vom Auftakt der Spiele, die sie da hatte und vor ihrem geistigen Auge malte sie sich die spektakulären Szenen bereits im Detail aus, an denen sie persönlich großen Gefallen fand.


    War es grausam daran Gefallen zu finden, wenn Menschen sich gegenseitig abschlachteten? Prisca fand zumindest nichts anstößiges dabei. Schließlich ging es "nur" um Verbrecher, die ohnehin sterben mussten und um Sklaven, denen man erlauben würde um ihre Freiheit zu kämpfen. Darüber hinaus waren die Spiele seit jeher grausam und je mehr Blut dabei floss, umso größer war meist der Jubel. Dennoch zählten natürlich Scato´s Meinung und seine Wünsche, weshalb Prisca ihm die Frage nun stellte, damit er diese frei heraus kund tun könnte …