Der Wechsel des Rades schien noch eine Weile zu dauern und wie es aussah, würde die Reisegruppe deshalb wohl einen weiteren Zwischenstopp einlegen müssen. Wieder eine Nacht in irgendeiner Herberge verbringen müssen, Puh! … Darauf hatte Prisca so gar keine Lust, aber andererseits bot sich durch den Zwangsaufenthalt nun die unerwartete Gelegenheit zu einem Spaziergang in wundervoller Umgebung. Und mit einer sehr angenehmen Begleitung, wie Prisca feststellte. Ihre ursprüngliche Angst vor einer Begegnung mit dem Tiberer und die Bedenken (er würde sie womöglich für ihr Verhalten verurteilen) waren mittlerweile verflogen. Ahala sah manche Dinge wohl ähnlich gelassen wie sie und das gefiel Prisca ebenso, wie sein einnehmendes Lächeln und seine galante Art, mit der er ihr nun den Arm zum Geleit anbot.
Mit einem Nicken zum Dank nahm Prisca das Angebot an und nachdem sie sich bei ihrem Retter unter gehakt hatte, schritten sie Seite an Seite neben dem idyllisch gelegenen Bach entlang. Es war ein schönes und lang vermisstes Gefühl, so entspannt dahin zu spazieren und dabei insgeheim die Nähe zu einem Mann genießen zu können, der ihr sympathisch war. In Rom und in der Öffentlichkeit hätte ihr Anblick womöglich für so manche Tuschelei gesorgt, doch hier und jetzt interessierte sich kaum jemand für sie außer vielleicht das Vogelpärchen, das da auf einem Baum in der Nähe saß und scheinbar neugierig zu ihnen herab blickte.
Prisca musste kurz schmunzeln als sie die beiden Vögel sah und sie gleichzeitig Ahala´s Worten lauschte: Meine Anwesenheit ist etwas wirklich angenehmes für ihn?! … Das war wirklich sehr nett formuliert. Und dazu sein leicht verlegenes Grinsen, das ließ so manche Spekulationen über seine Gedanken zu, die Prisca nur zu gerne anstellte wenn sie die Männer dabei beobachtete, wie diese sich wiederum in ihrer Gegenwart verhielten. Warum hatte Flora eigentlich seinen Vater heiraten "müssen", anstatt ihn? Er ist doch soviel jünger und attraktiver! Hätte das die Bande mit den Tiberern nicht ebenso gefestigt wie die Ehe mit dem alten Knac ...ehm, Konsul? Diese Frage schoß Prisca spontan durch den Kopf als Floras Name fiel und wenn sie ehrlich war, fiel ihr keine plausible Antwort darauf ein, worüber sie andererseits eine gewisse Erleichterung verspürte, ohne erklären zu können weshalb.
Was ist denn nur los mit mir?, dachte Prisca als sie zudem ein seltsames Gefühl in der Magengegen verspürte. Lag es an der Ungewissheit über den Gesundheitszustand ihres Cousins, den Ahala gerade erwähnte, oder waren es die Gedanken an Flora und wie es ihr und dem Kind bei der Geburt ergangen sein mochte? Nein, wenn Prisca ehrlich war, hingen ihre Gedanken (wie ihre verstohlenen Blicke) gerade mehr an dem Tiberer neben ihr fest, als an irgendetwas sonst.
"Ich hoffe jedenfalls, dass es meinem Cousin und dem Rest der Familie soweit gut geht! Bis Mantua sind es ja zum Glück nur noch ein bis zwei Tage. Dann werden wir endlich Gewissheit haben und können hoffentlich bald alle zusammen nach Rom weiter reisen", entgegnete Prisca leise seufzend, den Blick grübelnd wieder geradeaus auf den Weg vor ihnen gerichtet und nach einem Atemzug hinzufügend Apropos Rom …: "Hast du eigentlich schon Pläne für die Zeit nach deiner Rückkehr nach Rom? Ich meine, was deine Karriere und deine Familienplanung betrifft? Sicherlich warten dort viele Aufgaben und Verpflichtungen auf dich und womöglich bereits eine Glückliche?"Ach du meine Güte. Hab ich ihn das jetzt wirklich laut gefragt? Oh wie peinlich! Prisca biss sich auf die Zunge und sie spürte wie ihre Wangen wärmer wurden während sie Ahala entschuldigend ansah. Gedanklich hatte sie nämlich gerade darüber nach gegrübelt warum Ahala eigentlich noch nicht verheiratet war und prompt war die Frage dabei aus ihrem Mund heraus gepurzelt.