Beiträge von Aurelia Prisca

    Zitat

    Original von Aulus Tiberius Ahala Tiberianus
    ...


    Blöder glitschiger Stein! Wenn Prisca etwas hasste, dann waren das Steine. Nutzlose Dinger, die nur sinnlos in der Gegen herum lagen und Stolperfallen bildeten um sich entweder die Zehen daran wund zu stoßen oder ungelenk darüber zu stürzen - meistens genau dann, wenn Andere dabei zu sahen. Ein Glück nur, dass Prisca´s erst kürzlich pedikürten Zehennägel (eine der wenigen Annehmlichkeiten auf dieser Reise) keinen Schaden davon trugen und sie dank Ahala´s guter Reflexe vor einer unsanften Landung auf dem Boden bewahrt wurde. So weit so gut. Jetzt fehlte nur, dass dem Tiberer ein Lacher aus käme: Dann aber, … wehe dir!


    Belustigt wirkte Ahala´s schiefes Grinsen jedoch nicht, eher wirkte er besorgt um ihr Wohl. Sein Glück! Prisca´s anfänglich verfinsterte Miene erhellte sich prompt, jedoch blieb ein leicht skeptischer Blick in ihren Augen zurück, während sie ihren "Retter" noch leicht irritiert musterte. "Ehm, ja, alles in Ordnung und nein, keine Sorge, du warst nicht zu grob" Ein Lächeln zuckte über ihre Lippen. Obwohl ihr rechter Unterarm von seinem beherzten Zugriff schmerzte, gebot es der Anstand ihm dies nicht zum Vorwurf zu machen, schließlich hatte er in seiner Funktion als Aufpasser lediglich in guter Absicht gehandelt.


    Auf einen Aufpasser hätte Prisca trotzdem gut und gerne verzichtet, wenn es nach ihr gegangen wäre, doch hatte ihr Cousin Lupus in diesem Punkt nicht mit sich handeln lassen. Ein Aufpasser für mich! ..Pah! Als ob ich noch ein kleines Kind wäre. Irgendwie kam Prisca sich aber gerade so vor, wenn sie Ahala so reden hörte und es war schon irgendwie seltsam, ausgerechnet ihm jetzt hier gegenüber zu stehen, nachdem sie ihm zuletzt vor ewiger Zeit in der Erbangelegenheit ihres verblichenen Mannes begegnet war. Seitdem war wahrlich viel passiert und ihm war sicherlich ebenso viel widerfahren wie ihr, in den Wirren dieses viel zu lange dauernden Bruderkrieges, in dem die sie zumindest auf der selben Seite standen.


    "Meinem Vetter ist im übrigen so einiges nicht recht was ich tue und, wie ich mich verhalte. Von daher würde es mich eher wundern wenn es ihm - im Gegenteil - nicht eher recht wäre wenn du mich ertrinken lassen würdest, um ich auf diesem Weg, zumindest halbwegs ehrenvoll, ins Elysium schicken würdest.", fügte Prisca ihren ersten Worten noch jene spontan und sarkastisch klingend an da sie davon ausging, dass Ahala von ihrem ungebührendem Verhalten wusste. Eine Adelige, die sich mit einfachen Soldaten betrank? In der Vergangenheit hatten schon mindere Gründe dafür ausgereicht um die Ehre der Familie zu beschmutzen und nicht selten war der Suizid der/ des Schuldigen der einzige Weg, um die selbige Ehre wieder her zu stellen. Wie dachte der Tiberer wohl über solche Dinge und über sie? Ob er ihr Verhalten ebenfalls verurteilte?


    Oder tat sie Ahala gerade Unrecht, was seine Meinung über sie betraf? … Prisca seufze leise denn sie merkte, dass sie sich wieder mal viel zu viele Gedanken machte. Am Ende wusste der Tiberer gar nichts von den Geschehnissen, die vorgefallen waren.


    Oh je, was rede ich da eigentlich? ...Ein Räuspern, dann meinte die Aurelia wieder etwas gefasster: "Aber lassen wir das , … sag mir bitte, werter Tiberius, was bringt dich dazu meinem Vetter, respektive meiner gens, diesen Wunsch zu erfüllen und was veranlasst dich dabei zu einer derart seltsamen Taktik, dich durch ein Dornengebüsch an mich an zu schleichen, oh pardon, ...du bist ja nicht geschlichen, ehm, sagen wir besser: … wie du dich mir zu 'nähern' gedacht hattest?" … Angriff war bekanntlich das beste Mittel, wenngleich Prisca in diesem Fall eher auf Verteidigung aus war - so schnell wie ihr Herz bei diesen Worten bumperte ...

    "Ach ich bitte dich, Lentidia. Ist schon gut. Woher hättest du das denn wissen sollen?, winkte Prisca auf die Entschuldigung hin beiläufig lächelnd ab. Anscheinend hatten die Einladungen zu ihrer Hochzeit nicht alle Aurelier im gesamten Imperium erreicht, was wiederum im nachhinein deren Fernbleiben bzw. manch fehlendes Gratulationsschreiben entschuldigte. Aber hätte man von den Angehörigen der eigenen Gens nicht wenigstens erwarten können, dass diese zumindest Notiz von der Hochzeit genommen hatten. Andererseits was brächte es, sich nach all den Jahren darüber aufregen zu wollen? Sei´s drum!


    Viel mehr hätte sich Prisca über die nächste Frage aufregen können, die in ihren Ohren ganz und gar nicht mehr so unschuldig naiv gestellt klang, wie das vertraut wirkende Lächeln auf Lentidias Lippen ihr glauben machen wollte. Solch überrumpelnde Fragen waren schließlich für Prisca nichts neues, denn jeder der einmal am Frauenbadetag die Thermen von Rom besucht hatte wusste, dass solche Fragen einzig und allein aus dem Grund gestellt wurden um über die Reaktion des Befragten die Wahrheit heraus zu finden. So konnte ein Badetag schnell anstrengend werden, wenn man gezwungen war jede seiner Regungen und Bewegungen permanent unter Kontrolle zu behalten. Sieh an sieh an, Lentidia scheint ziemlich geübt darin zu sein. Und das für ein Landei, das Rom noch nie in natura gesehen hatte, kam die Aurelia nicht um hin ihrer Verwandten insgeheim schmunzelnd Respekt zu zollen.


    Auf die Frage konnte sich Prisca eigentlich nur mit ihrer Antwort verraten, oder mehr noch blamieren wenn sie jetzt auch noch ins stottern geriete. Das wusste sie nur zu gut. Aber wozu hatte sie in all den Jahren in Rom die Termen besucht, um mit derlei Situationen nicht souverän umgehen zu können: Ja natürlich empfinde ich etwas für ihn meine Liebe. So wie für alle standesgemäßen und attraktiven Männer, gab sie es deshalb ganz offen und ohne mit der Wimper zu zucken zu. Ganz selbstverständlich klingend und dabei fast empört dabei drein blickend, als ob es daran jemals einen Zweifel gegeben haben könnte: " Ahala …", nun musste sie ihn natürlich weiter so vertraut nennen: "ist schließlich ein sehr attraktiver Mann, Patrizier und der Adoptivsohn des Consuls Tiberius Durus obendrein!"Und damit aktuell der Sprössling eines landesweit geächteten Hochverräters. Aber diese infame Anschuldigung würde sicher bald schon post mortem für den dahin geschiedenen Papa revidiert werden, sobald die Truppen Palmas erst in Rom einmarschiert wären. Davon ging zumindest Prisca fest aus.


    Also alles nur eine Frage der Zeit - und tempus fugit bekanntlich schnell: "Wenn ich da an die vielen alten Säcke denke, mit denen blutjunge Patrizierinnen sonst oft verheiratet werden, ... im Vergleich zu denen ist Ahala in der Blüte seiner Manneskraft! … Wer, frage ich dich, empfindet da nicht etwas?", schwärmte Prisca nun fast schon zu überschwänglich von dem Tiberer, nur um sich aus der Affäre zu ziehen. Hoffentlich würde Lentidia nun nicht weiter nachbohren und um das zu vermeiden stellte nun Prisca gezielt eine Frage, um zu sehen wie sie darauf reagieren würde: "Wurde für dich eigentlich schon ein passender Ehemann gefunden?" Doch hoffentlich keinen alten Sack?! Anstatt in Worte packte Prisca ihre Gedanken in ein mit fühlendes, fast mitleidig wirkendes Lächeln welches sie Lentidia schenkte. Derlei Verbindungen konnten schließlich nicht früh genug besiegeltn werden, wenn es denn zum Nutzen der gens geschah. Sie ist ja auch ein besonders hübsches Schmuckstück. Und noch jung genug. Von daher wäre es wirklich eine Schande, wenn sie da nicht auch einen jungen und attraktiven Ehemann abbekommen würde , wie Prisca durchaus mit Bewunderung für Lentidias Schönheit so fest hielt.


    ++++ Später am Abend ++++


    Damit, dass der Tiberer und das Thema Heirat nochmal aus einer ganz anderen Perspektive auf sie zu kommen sollte, hatte Prisca nun wirklich nicht gerechnet, als später am Abend ein Bote einen Brief überbrachte. Ein Brief aus Rom? Von Lupus? Er hatte die Hauptstadt also heil erreicht. Den Göttern sei dank! Ihm ist nichts passiert Das konnte eigentlich nur Eines bedeuten: "Was schreibt er? Haben die Rebellen gesiegt? Nun sag schon! ", drängte Prisca ungeduldig und gespannt darauf wartend, dass Lentidia endlich laut vorlesen würde. Die Gewissheit ließ allerdings noch Augenblicke auf sich warten, bis endlich die entscheidenden Worte fielen: Wir dürfen nach Rom!


    "Endlich!" Mit erwartungsvoll glänzenden Augen entriss Prisca ihrer Cousine den Brief und überflog die Zeilen mit eigenen Augen. Das Hochgefühl und die überschwängliche Vorfreude auf die Rückkehr wurden allerdings jäh gedämpft als sie über folgende Worte stolperte:


    Zitat


    ...Du bist Priscas Tutor. Nachdem Floras Ehe mit Tiberius Ahalas Vater nicht so fruchtbar wie erwünscht verlaufen ist, meinst du, sie wäre einer Ehe mit dem Sohn zugetan? Oder noch besser Prisca. Immerhin ist sie schon recht alt und noch immer kinderlos. Wir sollten ihr die Schande, ohne einen Erben geboren zu haben, zu sterben, ersparen, und baldigstmöglich eine Eheschließung für sie anbahnen. Die Tiberier erscheinen mir dafür ein passender Partner, und nach dem Sieg Palmas ist Ahala vermutlich ein wertvollerer Verbündeter, als es auf den ersten Blick scheinen mag.
    Insofern empfehle ich, die beiden etwas Zeit miteinander verbringen zu lassen. Sollte Prisca, wie ich sie einschätze, darauf bestehen, nach Rom zurückkehren zu wollen, überzeuge sie bitte von der Notwendigkeit, dies in Begleitung des Tiberiers dann zu tun....


    Zuerst glaubte Prisca sich verlesen zu haben, doch so oft sie es auch wiederholte, es stand immer wieder das Gleiche dort geschrieben: Schon recht alt … Schande ersparen, ohne Erben zu sterben . Also ..also das ist ja die Höhe! Ich und alt? So eine Frechheit! Was glaubt er eigentlich wer er ist?!, rang Prisca innerlich nach Luft und Contenance. Aber da stand ja noch mehr Ungeheuerliches, dass der Aurelia Hitzewallungen bescherte als wäre sie schon mitten im Klimakterium. Ich soll wieder heiraten? … Ausgerechnet Ahala? Moment mal! Hatte sie nicht vor wenigen Stunden noch mit eigenen Worten von Ahalas Vorzügen geschwärmt? Käme es ihr da nicht sehr gelegen, dass ihre Cousins ausgerechnet ihn für sie auswählen wollten? Ohne mich zu fragen? Nein niemals! Wenn schon, will ich entscheiden dürfen! Von wegen "alt" Pah! Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen!, fluchte Prisca innerlich und sie konnte ihre Wut dabei nur mit Mühe vor Lentidia verbergen,zumal diese ja bestens im Bilde war.


    Herrje, sie hat das ja auch alles gelesen. Mit einem resignierten Seufzer reichte Prisca schließlich den Brief zurück und ihre Freude hielt sich in ungewöhnlich engen Grenzen, als sie schulterzuckend meinte: "Ja was für eine Freude. Wir dürfen nach Rom zurück." Mit einem Mal hatte es Prisca gar nicht mehr so eilig in die Hauptstadt zurück zu kehren: "Sollten wir nicht lieber mit der Rückkehr warten, bis Ursus wieder transportfähig ist. Ich meine wegen seiner Frau und seinem Sohn. Wir können die drei doch nicht einfach hier zurück lassen, oder? Zumindest war es einen Versuch wert, Lentidia zum Bleiben zu bewegen, wenn auch nur mit recht schwachen Argumenten. ..

    Die verbliebenen Sklaven im Raum tauschten untereinander nervöse Blicke. Mit zwei Aureliae in einem Raum? Na das konnte ja heiter werden. Auf die spöttische Bemerkung mit dem Wein hin setzte sogleich hektisches Treiben ein und wenige Augenblicke später wurde edelste Falerner aus dem privaten Weinkeller des Legaten serviert. "Der Wein, domina, … unverdünnt, so wie du ihn wolltest", erklang flüsternd die zitternde Stimme eines Sklaven neben Lenitidia, als dieser ihr das Tablett mit dem Kelch hin hielt.


    Zeitgleich erhielt Prisca ihr Getränk gereicht, welches sie allerdings eher zögerlich entgegen nahm. Zu frisch war noch die Erinnerung an den letzten Kater, wenngleich dieses unschöne Ereignis bereits Wochen zurück lag. Ja die Zeit verging wie im Flug, wenn Prisca so darüber nach dachte. Umso mehr galt es jeden Augenblick zu genießen und genau das hatte sie sich vorgenommen, nachdem sie die vergangenen Tage der Trauer dazu genutzt hatte sich Gedanken über ihr eigenes Leben zu machen.


    Die freundliche Begrüßung durch Lentidia tat indes mehr als gut und so genoss Prisca auch die vertraut wirkende Berührung indem sie Lentidias Hand sanft drückte, ehe sie sich gemütlich auf der Kline ausstreckte. Endlich wieder eine Frau gleichen Standes, mit der sie sich gut unterhalten konnte, nachdem sie in den vergangenen Wochen ausschließlich mit Soldaten zusammen gelebt hatte. Gegen die Gesellschaft von Männern hatte Prisca natürlich nichts und üblicherweise genoss sie es sehr, wenn man(n) ihr ungeteilte Aufmerksamkeit entgegen brachte. In einem Feldlager, auf einem Kriegsschauplatz, konnte das allerdings schnell zu einem Problem werden, wenn die Soldaten einen als "Beute" betrachteten und sämtlicher Anstand und gutes Benehmen völlig über Bord geworfen wurde. Prisca hätte die Konsequenzen fast am eigenen Leib zu spüren bekommen, wäre sie nicht in letzter Sekunde von einem Legionär gerettet worden.


    Wo mag dieser alte bärtige Griesgram wohl jetzt sein? Auf dem Weg nach Rom? Oder lag er womöglich längst tot auf irgendeinem Schlachtfeld. Prisca war dies eigentlich völlig egal, aber da er sie nun Mal vor dem Schlimmsten bewahrt hatte, verschüttete sie ihm zu Ehren einen Teil ihres Weines auf den Boden, ehe sie Lentidia lächelnd zu prostete und einen Schluck von dem köstlichen Wein nahm.


    Die musternden Blicke ihrer Verwandten entgingen Prisca dabei nicht, was war aber nicht der Grund war weshalb ihre rechte Augenbraue plötzlich nach oben wanderte. "Ehm wieso mein Gatte? …,wiederholte sie tonlos und blickte etwas ratlos drein. Was soll das denn jetzt? Diese Frage war so unvermittelt und in einer Natürlichkeit gestellt worden, dass es fast wie eien Provokation klang. Oder wusste Lentidia am Ende wirklich nicht, mit wem Prisca verheiratet gewesen war. Nein, sie hat doch nicht, … oder hat sie etwa den Tiberer gemeint? Ahala?


    Durchaus denkbar, da sie und Ahala zusammen hier angereist waren. Nun konnte Prisca ein amüsiertes Schmunzeln nicht länger unterdrücken. "Ach, … dachtest du der Tiberer sei mein Gatte?" Ein Blick in Lentidias Augen genügte eigentlich um sicher zu sein, denn für so durchtrieben hielt Prisca ihre Verwandte nun wirklich nicht, dass diese absichtlich diese Frage gestellt hatte um sie damit zu provozieren. Warum auch, schließlich kannten sie sich ja kaum: "Also da muss ich wohl gleich etwas klar stellen. … Ich und Ahala sind nicht miteinander verheiratet. Mein Mann hieß Flavius Piso und er ist schon seit über zwei Jahren tot", klärte Prisca mit einem tiefen Seufzer das Missverständnis auf und wollte damit das Thema 'Tote und Co.' auch gleich wieder beenden: "Ich weiß allerdings auch nicht wo Ahala gerade ist. Er wollte sich - glaub ich - mit ein paar Klienten treffen", fügte Prisca noch an und ertappte sich dabei, dass sie schon zwei Mal unbewusst den cognomen des Tiberers verwendet hatte.

    Das Erlebte der vergangenen Wochen und Monate (wenn nicht gar Jahre) hätte Prisca nur zu gerne aus ihren Erinnerungen gestrichen, denn es machte ihr zwei Dinge auf schmerzliche Weise bewusst: Erstens: Ich werde alt! Oh ja und wie! Prisca fühlte sich dieser Tage älter denn je, da sie mittlerweile 21 Sommer zählte. Zudem war sie Witwe und kinderlos obendrein. Du meine Güte Vielleicht war das der Grund warum Prisca sich von Tag zu Tag unwohler fühlte in ihrer Haut, wenngleich sie im Spiegel (noch) keinerlei Makel an selbiger erkennen konnte. Also wo lag das Problem? War es zweitens der Tod, der sich als ständiger Begleiter in ihrem Leben erwies? Womöglich. Irgendwie starben alle Menschen, die ihr lieb waren, wie die Fliegen um sie herum. Angefangen hatte mit ihrem Onkel, gefolgt von vielen aus ihrer Familie. Dann ihr geliebter Ehemann, erschlagen von einem Balken, ihre Cousinen auch tot (zuletzt Flora, gestorben als sie ihrem Kind das Leben schenkte) … und Ursus, ihr liebster Cousin von allen, rang ebenfalls mit dem Tod. Wo sollte das alles enden, wenn nicht im Elysium?


    Aber das Leben ging trotz allem weiter und je älter man wurde, umso weniger schrecken konnte einem das Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit. So einQuatsch! Diese Erkenntnis hatte Prisca nicht erst seit ihrem letzten Geburststag, den sie allein in Rom gefeiert hatte oder, seit sie in letzter Sekunde ihrem eigenem Schicksal von der Schippe gesprungen war. Nicht zuletzt dank einiger Legionäre, deren Namen sie am liebsten wieder vergessen hätte, genau so wie die Erinnerungen das "Besäufnis"mit diesen an sich wildfremden Männern. Nur ein Glück, dass wohl nie viele davon erfahren würden ...


    Was also konnte Prisca noch schrecken? Nichts eigentlich! Und schon gar nicht die harschen Worte ihrer nicht allzu entfernten Verwandten Lentidia, die gerade eine Sklavin anblaffte just als Prisca den Raum betrat. Sie waren sich zwar schon mehrmals hier auf dem Landsitz über den Weg gelaufen, allerdings hatte es nie zu mehr als nur einer flüchtigen Begrüßung gereicht. Heute hätten sie wohl das erste Mal die Gelegenheit sich näher kennen zu lernen und Prisca war durchaus gespannt auf die Bekanntschaft mit eben jener Aurelia, von der sie bis dato kaum mehr als nur den Namen kannte.


    Prisca musste unwillkürlich schmunzeln, beim Anblick der eingeschüchterten Sklavin, die beinahe mit ihr zusammen stieß als sie rückwärts vor Lentidia zurück wich: " Jawohl domina, wie du wünscht. Ich werde dir sofort den Wein bringen … "


    "Kannst du nicht aufpassen wo du hin läufst, du dummes unnützes Ding! ", fuhr Prisca nun die Sklavin von hinten so unvermittelt an, dass diese darauf völlig verzweifelt und schluchzend aus dem Raum lief. Prisca kümmerte es nicht weiter, stattdessen steuerte sie eleganten Schrittes die Kline neben Lentidia an und ließ sich darauf nieder.


    "Salve Lentidia. Es freut mich sehr dich hier zu treffen. Wie es scheint haben wir heute endlich die Gelegenheit uns etwas näher kennen zu lernen, nachdem ich mich die ersten Tage nach meiner Ankunft zurück gezogen hatte. Allerdings musste ich erst einmal zur Ruhe kommen und überdies die Nachricht von Floras Tod verdauen. ... Ich hoffe doch es stört dich nicht wenn ich dir bei der cena Gesellschaft leiste?", suchte Prisca ohne große Umschweife das Gespräch, wobei es sie auch nicht sonderlich stören würde falls Lentidia die Frage verneinen sollte. Schließlich war sie hier ebenso Zuhause wie ihre Verwandte und deshalb ließ Prisca sich mit einem Wink auch sogleich eine Schale mit Trauben reichen, während sie freundlich lächelnd ihr Gegenüber musterte. Hübsch ist sie. Sehr hübsch sogar … und zweifelslos jünger! Wie viele Jahre mochten wohl zwischen ihnen liegen? Naja soooo jung kann sie ja nun auch wieder nicht sein, hoffte Prisca mal zu ihren eigenen Gunsten. Von ihren Gedanken ließ sie sich natürlich nichts anmerken. Ihre interessierten (fast prüfenden) Blicke, die über Lentidia glitten, konnte sie allerdings nur schwer verstecken, wobei Prisca kein Problem damit hatte die Schönheit einer Anderen offen anzuerkennen.

    Das triste Grau der Wintermonate war nach und nach den bunten Farben des Frühlings gewichen und alles erwachte wieder zu neuem Leben. So wie jedes Jahr. Nur in diesem Jahr wirkte irgendwie alles viel schöner und intensiver angesichts der Tatsache, dass dieses Jahr nicht nur die Natur ihre alljährlich auferlegten Fesseln abstreifen würde, sondern darüber hinaus der verhasste Diktator in Rom bald Geschichte sein würde. Jeden Tag konnte es soweit sein und durfte man auf die freudige Nachricht aus der Hauptstadt rechnen. Wie lange würde es wohl noch dauern bis die Rebellen siegreich in Rom einziehen würden, oder ... würden sie am Ende, so kurz vor dem Ziel, doch noch aufgehalten werden?


    Zumindest der Frühling war nicht mehr aufzuhalten, als er mit kräftiger Brise über das Land strich und die Gräser auf den sanften Hügeln in wilden Reigen zum tanzen brachte. Ein wundervoller Anblick im Glanz der wärmenden Sonne, welche die Szene in ein imposantes Farbenspiel tauchte. Ein Kontrast aus tiefem Blau und sattem Grün, durchsetzt mit unzähligen Farbtupfern die dem Auge schmeichelten, wohin man auch blickte. Was für ein herrlicher Morgen, dachte Prisca bei dem Anblick und sie konnte sich nicht daran erinnern, jemals einen so schönen Tagesanfang wie diesen so bewusst erlebt zu haben. Recht genießen konnte die Aurelia diesen wunderschönen Morgen jedoch nicht wenn sie daran dachte, was ihr und ihrer Familie in den vergangenen Wochen und Monaten widerfahren war. Verglichen damit schien ihr jüngst schändliches Handeln noch harmlos, gleichwohl das Besäufnis mit dem Soldaten wie das Tüpfelchen Farbe auf einem riesigen schwarzen Loch wirkte, welches Prisca als unsichtbaren Makel über sich schweben sah. Eine Patrizierin allein unter Soldaten, dazu noch so betrunken, sodass sie sich an nichts mehr erinnern konnte. Da hätte ja (wissen die Götter was) alles passieren können und je länger Prisca so für sich allein darüber nachgrübelte, umso schlimmer wurde es. Allein! Ja das war genau der entscheidende Punkt. Prisca fühlte sich unglaublich einsam und allein und das nicht nur seit vorgestern. Dieser Zustand dauerte nun schon gut zwei Jahre an, seit sie nach dem Tode ihres geliebten Mannes sich zur Trauer zurück gezogen hatte und nach ihrer Rückkehr nach Rom (dank des Vescularier) das Familiendomizil verwaist vorgefunden hatte. Lediglich die Prätorianer leisteten ihr von da an regemäßig unliebsame Gesellschaft und nun, da alles soweit überstanden war, war sie immer noch allein. Wo war nur ihre ganze Familie abgeblieben? Und wo waren all ihre Freundinnen? Es fehlte einfach jemand, an dessen Schulter sie sich endlich hätte anlehnen und ausweinen können und dem sie alles hätte beichten können, ohne dabei vor Scham im Boden zu versinken?


    Nun gut. Ihr Cousin Lupus war noch am Leben und er hatte sich fürsorglich um sie gekümmert, doch im Grunde wusste die Aurelia nur zu gut, wie er über sie und ihr Verhalten dachte, auch wenn er es ihr offen gegenüber so niemals gesagt hatte (und so wie er dachten viele von den konservativen Aureliern). In Lupus Augen hatte Prisca sich verhalten wie eine billige lupa und damit Schande über sich und die Familie gebracht und nur der Umstand, dass dies alles an einem abgelegenen Ort geschehen war und die Zahl der Zeugen nicht ins Gewicht fiel hatte sie davor bewahrt, ihrem Leben wenigstens auf ehrenvolle Weise ein Ende setzen zu müssen. Aber was nicht muss kann ja immer noch sein, oder war das Leben so noch lebenswert?


    Eine Böe erfasste Prisca in dem Augenblick da ihre Gedanken um dieses unschöne Thema kreisten und wirbelte ihr langes offenes Haar wild durcheinander, so wie die Gräser auf den Hügeln. Was für eine seltsam melancholische Stimmung dieser Wind mit einem Mal heran trug, gerade an solch einem schönen Tag … Der Wind verweht und mach vergessen, trägt fort was alt und welk ist, er reinigt und macht Platz für Neues … Man müsste sich einfach von ihm mit nehmen lassen und alles wäre gut, dachte Prisca mit einem traurigen Seufzer, die Arme vergeblich ausgebreitet in der Hoffnung, der Wind möge auch sie für immer davon tragen. Wäre das nicht die einfachste und beste Lösung? So viele unerfüllte Liebschaften, ein verlorenes Kind, ein dahin geschiedener Ehemann, Selbst ihr Lieblingscousin Ursus dem Tode nahe und der Rest der Familie zerstreut in alle Winde, so wie ihr guter Ruf … All das verloren, für immer, so schien es …


    … die Augen geschlossen und nur den intensiven Duft der Natur in ihrer Nase schmeckend, den weichen Boden unter den nackten Füßen ertastend und den Geräuschen des Windes und dem Gesang der Vögel lauschend. … berauschend … wäre jetzt nicht der Augenblick um mit allem für immer und ewig abzuschließen? Prisca öffnete die Augen wieder und erblickte einen kleinen Fluss, der sich vor ihr durch die wunderschöne Landschaftsidylle schlängelte. Das Glitzern des Wassers hatte eine magische Anziehungskraft auf die Aurelia und Sekunden später fand sie sich bis zu den Knöcheln tief im Wasser des Flusses wieder. Wieviel mächtiger als der Wind mochten diese Fluten sein, die alles mit sich davon trugen. Und wohin? … Ins Elysium, wohin sonst …


    Die Aurelia blickte über die Schulter zurück, den Hügel hinauf zu ihrem Reisewagen, aus dem sie sich vorhin heimlich davon geschlichen hatte, während ihre Begleiter damit beschäftigt gewesen waren ein zerbrochenes Rad an einem der Lastenkarren auszutauschen. Dort oben würde das Leben weiter gehen, als wäre nichts geschehen und wenn ihr Verschwinden bemerkt werden würde, dann hätte der Fluss sie längst ins Jenseits getragen. So einfach wäre es …! "Beatus ille, qui procul flagitiis [SIZE=7](glücklich ist der, der fern aller Schande ist)[/SIZE]", sprach Prisca die Worte laut zu sich in der Hoffnung, sie würde wirklich glücklich werden, sobald sie den letzten und entscheidenden Schritt gewagt hätte. Nur noch ein einziger kleiner Schritt und da(nn) …


    …ertönte plötzlich ein lautes *KNACKEN* aus dem Gebüsch neben ihr. Erschrocken zuckte Prisca zusammen und wirbelte zu dem Geräusch herum. Der Wunsch aus dem Leben zu scheiden war verflogen, stattdessen wünschte sie sich ein tiefes Loch herbei, in das sie augenblicklich vor Scham hätte versinken wollen: "Was? Du meine Güte!!! Du??? ...Aber, ...was machst du denn hier. Bist du mir etwa nach geschlichen???", keuchte Prisca völlig verwirrt und machte reflexartig einen Schritt rückwärts. Dummerweise trat die Aurelia dabei ausgerechnet auf einen glitschigen Stein, der sie ins taumeln brachte. "Uuuuaaaahhh ...Hiiiilfe!!", suchend nach Halt, ruderte Prisca nunmehr verzweifelt mit den Armen um eben jenen Fluten zu entgehen, in die sie sich Sekunden zuvor noch freiwillig stürzen wollte …


    Sim-Off:

    *RESERVIERT* :)

    Dumpf und bedrohlich klangen die Rufe der Plünderer bis in das Innere der villa Aurelia, wo sich die verbliebenen aurelischen Sklaven verschanzt hatten. Die starken Mauern des Anwesens hatten schon mehreren Unruhen heil widerstanden und heute standen die Chancen ebenfalls gut. Zumal sich der Hass des Mobs heute nicht primär gegen den Adel von Rom richtete, sondern vielmehr auf die Schergen des "Fetten" zielte, womit sie bei dem aurelischen Gefolge sogar Sympahtien weckten. Dem "Fetten" hatten sie schließlich zu verdanken, dass sie mittendrin in dem ganzen Schlamassel steckten, während von ihren Herrschaften weit und breit keine einzige Seele mehr zu sehen war.


    Aber das würde sich sicher bald wieder ändern, wenn der "Fette" erst beseitigt wäre und die Normaliät wieder ihren Einzug in Rom gehalten hätte. Ja spätestens dann kämen auch die Aurelier wieder hierher zurück und das wiederum würde sich hoffentlich für all diejenigen Sklaven auszahlen, die sich loyal verhalten hatten. Und auch wenn nicht, welche Alternativen dazu hätte es gegeben? Wer bereits geflohen war risikierte sein Leben und gleiches stand auf dem Spiel, falls die Plünderer tatsächlich hier eindringen würden. Was würden die wohl mit den Sklaven machen? -.^ Würden sie die Sklaven wahllos erschlagen oder sie gar verschleppen, um sie an der nächsten Ecke weiter zu verkaufen? Hmm -.^ ...


    Im Vergleich zu diesen Alternativen war das Sklavendasein bei den Aureliern doch ganz erträglich gewesen, weshalb die verbliebene Dienerschaft nunmehr fest dazu entschlossen ware, das Haus - wenn nötig - bis zum bitteren Ende zu verteidigen. Die nötigen Vorkehrungen dazu waren längst getroffen worden, indem man alle Ein- und Ausgänge, sowie alle Fenster und sonstigen Durchlässe verbarrikadiert hatte. Zudem standen überall Wachen mit Knüppeln bereit und in der culina köchelten Dutzende von Töpfen und Kesseln, mit siedend heißem Öl auf dem Feuer, mit dem man jeden potenziellen Eindringling an der porta von oben herab zu übergießen gedachte.


    Auf einen Kampf legten es die aurelischen Sklaven damit aber keineswegs an. Im Gegenteil. Als die Plünderer an der villa vorbei zogen, verhielten sich die Sklaven im Inneren mucks-mäuschen-still, darauf hoffend, dass die Rufe so schnell wieder verhallen würden, wie sie aufgeklungen waren ...

    Wahrscheinlich hätte Prisca noch die ganze Nacht mit dem Centurio durch gezecht und mit ihm gelacht und, wer weiß, was noch alles mit ihm "gemacht", wenn nicht am Ende DER Retter erschienen wäre um sie in Sicherheit zubringen. Du bist in Sicherheit. Ich beschütze dich. Diese wiederholt zu ihr gesprochenen Worte drangen irgendwann bis in Priscas benebeltes Gehirn vor, welches für diese Informationen - plus dem positiv vermitteltem Gefühl, von starken Armen getragen zu werden - überaus dankbar war. Schließlich hatte es nicht nur mit dem ungewohnt hohen Alkoholpegel zu kämpfen, nein, es musste überdies die vielen unschönen Eindrücke der vergangenen Stunden verarbeiten, welche sich im Unterbewusstsein der Aurelia zu einem hässlichen Albtraum zu entwickeln drohten. Lediglich das leichte gleichmäßige Schaukeln, welches der Träger ihrer Person verursachte, waren für das Gehirn nicht ganz so optimal, musste es doch mit allen Mitteln verhindern, dass der Kollege Magen sich spontan über ihrem Retter entleerte. Aber auch dieses Problem bekam das Gehirn in den "Griff", indem es kurzerhand den Befehl an die Arme austeilte, sich ganz fest an ihren Träger zu klammern. Dazu noch ein paar schöne Eindrücke aus dem Bilderarchiv der Vergangenheit hervor gekramt und schon war der drohende Albtraum abgewendet und hatten sich die hässlichen Fratzen der Männer vor dem Wagen in das Bildnis eines glorreichen Helden gewandelt, der gekommen war um sie zu retten.


    Dass dieser Held dabei nicht an einen alten, griesgrämigen bärtigen Legionär erinnerte, oder gar an einen ziemlich übel (also wirklich übel) zugerichteten Centurio (mit dem sie aber eventuell sogar [SIZE=7]... ehm, aber lassen wir ungeschehene Dinge lieber mal weiter ungedacht[/SIZE]), war einzig und allein der Tatsache geschuldet, dass der Magen unbedingt ruhig gestellt werden musste. Blieb also nur das Bild von jenem Mann, den die Augen verschwommen als letztes erfasst hatten und das war nun mal der Cousin der Aurelia gewesen: "Mmmmh, Lupusch … Ich bin dir ja schooooo dankbar. Du bisch mein Held. ", murmelte Priscas Mund - auf Eingebung ihres Gehirns hin - zum Dank dafür, dass sie nun endlich in Sicherheit war und sie sich um nichts mehr zu sorgen bräuchte. Hatte er sie nicht schon einmal gerettet? Ja, da war etwas, eine ganz wage Erinnerung doch ehe diese sich in dem Traumwirrwarr der Aurelia manifestieren konnte, drückte ihr Gehirn auf den "Aus-Knopf": Das wars! … jetzt wird geschlafen. Und keine Träume! Mit letzter Kraft fuhr das Gehirn alle wichtigen Körperfunktionen soweit herunter, dass die Auerlia dieses Mal ruhig und entspannt auf dem Bett liegen blieb - anstatt räkelnd durch irgendwelche imaginären Traumwelten tappen zu wollen. Geschafft! … Alles ruhig jetzt! Du auch Magen … und so fand die Aurelia endlich Ruhe und schlief ihren Rausch aus, ehe sich zur zehnten Stunde des folgenden Tages das erste Mal wieder der Magen zu Wort melden würde.

    Puuuuhhh… Prisca war das Fliegen eindeutig nicht gewöhnt und die ständigen Drehungen machten ihrem Magen schwer zu schaffen. Fast hätte sie sich übergeben, doch in letzter Sekunde konnte sie noch einmal alles hinunter schlucken. Es wäre doch jammerschade um die kleine flauschige Wolke gewesen, auf der man so wunderbar beschwingt durch die Lüfte reiten konnte. Dumm nur, dass das kleine Mistding sich einfach nicht lenken lassen wollte und schon die nächste spiralförmige Drehung kopfüber folgte. So ging das noch einige Minuten lang - hin und her - und - auf und ab - bis Morpheus endlich ein Einsehen mit der Aurelia hatte und er sie in sein dunkles Reich der Träume hinab zog.


    Langsam erschlaffte der Körper der Aurelia und schließlich blieb sie wie tot auf dem Bett des Centurio(respektive ihrer Wolke) liegen. Nur das gleichmäßige Heben und Senken ihrer Brust zeigte an, dass sie noch lebte denn selbst wenn man ihr nun eine Posaune direkt an das Ohr gehalten hätte, wäre sie nicht mehr aus ihrem Schlaf erwacht. Gleichwohl war Prisca aber so auf ihr flauschiges Himmelbett fixiert, dass sie sich im Unterbewusstsein dagegen wehrte als der Wind sie plötzlich erfasste und durch die Lüfte davon trug wie ein Blatt: "Wohin fliegen wir denn jetzt?", murmelte Prisca kurz und schließlich ergab sie sich dem Geist des Windes, der so viel stärker war als sie.


    Wenn der Weg schön ist, lass uns nicht fragen, wohin er führt. Getreu diesem Motto fand Prisca endlich Ruhe und sie schlief tief und fest weiter - zumindest für einige Stunden, bis ihr Magen sich mit einer noch dringend "anstehenden" Sache wieder bemerkbar machen würde.

    Zitat

    Original von Sextus Aurelius Lupus et Lucius Helvetius Corvinus


    Angesichts des vielen unverdünnten Weines war Prisca mittlerweile sichtlich angeheitert und ihr Gehirn tat sich zunehmend schwerer damit, den Körper und Geist der Aurelia zu kontrollieren. Die Augen des Helvetiers waren von daher ein willkommener "Fixpunkt", um sich sozusagen daran "fest zu halten" und so entging es ihr trotz ihres Zustandes nicht, dass er ihr immer wieder auf den Busen starrte. Nun könnte man fast meinen, er tat dies nur aus dem einen Grund um ganz sicher zu gehen, für wen er sie letztendlich halten sollte. Eigentlich eine Frechheit, dass er am Ende so lange für sein abschließendes Urteil brauchte, gleichwohl dieses vollends zu ihren Gunsten aus fiel.


    "Da bin isch aber froh, dasch du nischt so Einer bischt, der scheine Frau bedü *hicks*sst. … Schonscht würde isch glatt denken, du denkscht an was besch..schtimesch wenn du mir schtändig auf meinen Buschen schtarsch.sch.scht", nahm Prisca es mit angeheitertem Humor und ließ ihn augenzwinkernd einen weiteren tiefen Einblick nehmen. Ob das der Auslöser für das folgende Malheur gewesen war? Schwer zu sagen bei dem vielen Alkohol den beide intus hatten. Jedenfalls ergoss sich prompt Teil des leckeren roten Rebensaftes zwischen ihnen auf der Liege, wobei ein paar kleine Spritzer ihr einst blütenweißes Gewand befleckten. Anstatt eines (normalerweise in solchen Fällen) folgendenTobsuchtsanfalls meinte Prisca mit Blick auf ihr ruiniertes Kleid dazu nur "trocken": "Oh neeee, ...der guuute Wein!" Etwas ratlos sah sie den Helvetier an und gluckste dann vergnügt: "Mascht nischts. ...Isch hab in mein´m Wag´n noch´n Fallalla*hicks*lalerner ssuum trinken. Hihihi ... Mooohoment! Isch hol ihn mal eben", sprachs und war allen Ernstes dazu entschlossen jetzt da hinaus in die Dunkelheit zu wanken, als plötzlich eine entfernt bekannte Stimme ihren Name rief ...


    Prisca, ja so heiß ich… Ihren Namen wusste Prisca noch, aber es dauerte bis sie realisiert wer sie da soeben innig umarmt hat und nun ihr Gesicht mit beiden Händen fasste, sodass sie aus glasigen Augen heraus zu ihm aufschauen musste: "Luuuuuuupusch…Duuuu hier? Ooooohh wie ... schööööööööööön", drang sogleich ein lang gezogener und höchst erfreut klingender Seufzer zwischen ihren (zu einer Schnute zusammengeschobenen) Lippen hervor, als sie ihr Gesicht augenblicklich in seine Hände stützte. So fand sie wenigstens wieder Halt und ein wohliges Gefühl der Geborgenheit mischte sich zu der Wärme des Weines, die ihren Körper durch strömte.


    Lupus war hier! Aber war er es wirklich? Priscas Hände tasteten fahrig über seine Brust, nachdem sie die Umarmung gelöst hatten, so als müsse sie sich erst noch davon überzeugen, dass das kein Geist war der da zu ihr sprach und ihr sanft die verweinten Augen zu trocknen versuchte. Allerdings glänzten diese schon wieder verräterisch. Er sagt, jetzt bin ich in Sicherheit! und das glaubte sie ihm aufs Wort. "Isch bin jaaa soooooo glücklisch, dasch du lebscht und hier bisch, bei mir, ... mein lieebschter LuuuupuschTief berührt und überglücklich himmelte Prisca ihren Cousin an, wobei der viele Alkohol in ihrem Blut dabei sozusagen wie ein "Gefühlsbeschleuniger" wirkte.


    Nüchtern hätte sie mit Sicherheit nicht so emotional reagiert, aber in diesem aufgewühlten Zustand wollte Prisca ihren Verwandten am liebsten gar nicht mehr los lassen. Allein deshalb schon nicht weil sich alles um sie drehte und sie unbedingt etwas zum festhalten brauchte. Lupus aber stand schließlich wieder auf und ließ sie einfach sitzen, was Prisca mit einem leisen Murren quittierte. Ihres Halts beraubt, sank die Aurelia sogleich nach hinten auf die Liege um sich darauf sogleich schnurrend und mit geschlossenen Augen zu räkeln.


    Das harte Soldatenbett fühlte sich in ihrem Zustand an wie eine flauschig weiche Wolke ,auf der sie eine Pirouette nach der anderen am Himmel drehte und ...drehte … und drehte … und … es drehte sich … drehte sich … [SIZE=7]"Ohh ...Isch glaub mir wird gleich übel …"[/SIZE]


    Oh weh, das würde ein böses Erwachen geben. Ein ganz ganz böses Erwachen, spätestens morgen früh, wenn Bacchus´Fluch sie mit voller Wucht treffen würde. ….

    Hochverrat hin - prätorianische Versager her. "Genau! Allllesch ...Aaaaschlösche", hatte Prisca dem Centurio noch mit (zum Glück) versagender Stimme beigepflichtet, ehe sie von dem folgenden Weinkrampf ordentlich durchgeschüttelt wurde. Nun wäre alles wieder gut? … Nichts war gut! Absolut gar nichts. Weder hatte Prisca eine Ahnung, was von den Gerüchten um den Kaisermord und der Verstrickung ihrer Familie daran stimmte, noch wusste sie, ob sie ihren geliebten Cousin Ursus oder sonst jemand, aus ihrer Familie jemals lebend wieder sehen würde. Wie konnte da alles wieder gut sein? Da war es nur ein schwacher Trost, dass sie selbst zumindest in Sicherheit wäre. Vorerst zumindest. Fortuna, Burdo, dem Centurio, seinem Wein und … ihretwegen auch dem Herrn des Lichts sei Dank.


    Die gut gemeinten und Trost spendenden Streicheleinheiten des Centurios taten allerdings sehr gut und deshalb löste sich Prisca nur widerwillig von dessen Brust, an der sie im übrigen so schön Halt gefunden hatte. Puh! Plötzlich begann sich alles zu drehen und es fiel immer schwerer, sein Gesicht, seine Gestalt und alles Drum herum vernünftig mit den Augen zu erfassen.


    "U..u..und wie scholl esch nu weiter geh´n ...mit unsch und mit a.aallem?", murmelte Prisca etwas neben sich stehend, als sie den Helvetier aus verweinten und glasigen Augen heraus an blickte. Hatte sie da gerade "uns" gesagt? Prisca musste unwillkürlich kichern als ihr bewusst wurde wie das wohl geklungen haben mag. "Isch schollte fffielleischt nisch scho viel trink´n, in deiner Gegenwart", gluckste sie belustigt weiter herum und dank des Alkoholpegels schlug ihre augenblickliche Betrübtheit in eine eher ausgelassen wirkende Stimmung um: "Nischt, dasch du am Ende auch nosch glaubscht wie die Anderen, isch wäre scho Eine!!", betonte die das 'eine' Wort besonders, da heute schon genügend Männer - inklusive ihrem Retter Burdo - sie für eine lupa gehalten hatten. Ich, eine Patrizierin, ..eine lupa? Obgleich der bodenlosen Unverschämtheit so etwas auch nur annehmen zu wollen, amüsierte sich Prisca gerade köstlich über diese Verwechslung ihrer Person - der Wirkung des Weines sei dank. ...



    [Sim-Off] Danke schön sm:) [/simoff]

    Zitat

    Original von Lucius Helvetius Corvinus


    Das hätte sich Prisca wahrlich nie träumen lassen, dass sie eines Tages - fernab von Rom und allen guten Sitten - allein mit einem Soldaten in seinem Zelt sitzen und Wein trinken würde, ohne dabei vor Scham und Sorge um ihren guten Ruf im Boden zu versinken. Geändert hätte das an der Tatsache, wie es dazu gekommen war freilich nichts und deshalb nahm es die Aurelia mittlerweile gelassen und als gegeben hin. Sollten sich die Zeiten jemals wieder ändern und wieder Frieden herrschen, sodass sie nach Rom und in ihr altes gewohntes Leben zurück kehren könnte, so würden ganz sicher auch die Erinnerungen an dieses "unschöne Erlebnis" wieder verblassen - so hoffte Prisca zumindest.


    Mit unschönem Erlebnis meinte die Aurelia allerdings nicht den "kleinen Umtrunk" mit Burdo und dem Helvetier. Nein! Sondern das was dieser Mistkerl von Decimer ihr angetan hatte, beziehungsweise, was diese betrunkenen Idioten da draußen beinahe mit ihr angestellt hätten. Doch - Fortuna (und Burdo) sei Dank - war sie wenigstens vor einer Vergewaltigung verschont geblieben. Durchaus ein guter Anlass zum feiern und eine Entschuldigung dafür, dass sie nun mit diesem Centurio zusammen saß und mit unverdünntem Wein darauf an stieß. Nur gut, dass das keiner von ihren männlichen Verwandten das sah, insbesondere ihr Cousin Ursus nicht, denn sonst hätte sie sich wahrscheinlich eine ordentliche Standpauke anhören müssen, wobei Prisca selbst das hingenommen hätte wenn sie dafür die Gewissheit gehabt hätte, dass ihr Cousin noch am Leben wäre.


    Apropos "am Leben sein"... Fast bereute es Prisca, dass sie den Centurio gefragt hatte wie es zu seinen Verletzungen gekommen war und wie sie ihm so zu hörte, bekam sie eine Gänsehaut von den Schauern, die ihr über den Rücken liefen. Du meine Güte da tut mir gleich alles weh, wenn ich das so höre …. Du Armer, dachte sie dabei während sie ihn mitleidsvoll in die Augen sah. Da half eigentlich nur Wein! Viel Wein um das alles schnell wieder zu vergessen und so hob Prisca ihren Becher, verschüttete symbolisch einen kleinen Tropfen Wein auf dem Erdboden und prostete ihm zu. "Lassss uns Fortuna dafür danken, dassss sie unser beider Leben versch … verschhhh, …ehm, na, dass schie uns gerettet hat", meinte sie dann mit etwas pelziger Zunge, nachdem sie erneut die Becher geleert hatten.


    Der Centurio wollte wissen wie sie hierher gekommen war? Oh ja nur zu gerne wollte Prisca ihm das erzählen. Dieses Bedürfnis hatte sie im übrigen schon seit sie Rom verlassen hatten. Sie musste sich endlich jemandem mitteilen, sich mal so richtig darüber ausheulen was passiert war und da keine von ihren Freundinnen zur Stelle war, kam dieser Mann da gerade recht! "Dasch hab ich allesch diesem Mischtkerl su verdanken. …" Prisca´s Augen begannen bereits an dieser Stelle der Erzählung wieder verräterisch zu glänzen. Ehe sie weiter sprach, begab sie sich zu der Liege und setzte sich neben dem Centurio. Fordernd hielt sie ihm den Becher entgegen und erst nachdem er ihr eingeschenkt hatte, begann sie mit zitternder Stimme fort zu fahren. "Schtell dir vor, ... diescher Mischtkerl hat misch desch Hochverratesch beschischtigt. …"


    Prisca trank den Becher halb leer und dem Alkoholpegel entsprechend fiel ihre Erzählung zunehmend emotionaler, denn sachlich genau aus:"Und dann hat er misch einschperren, mischhandeln und foltern laschen, um misch anschlieschend hierher su verschleppen. ...Wahrscheinlisch um misch nach scheinem Schieg unbemerkt mit den vielen Toten bescheitigen su können" Sinngemäß entsprach die - zugegeben etwas übertriebene - Darstellung der Tatsache, dass der Decimer sie hatte fesseln und knebeln lassen, nachdem sie sich wie eine Furie gegen den Hausarrest gewehrt hatte. In Priscas Augen kam dies allerdings einer Misshandlung und Folter ihrer Person gleich, da sie eine geschlagene halbe Stunde derart verschnürt in ihrem Zimmer hatte zubringen müssen, ehe die Wachen sie wieder los banden. Allein dafür sollte dieser Decimer für alle Ewigkeit in Pluto´s Totenreich schmoren, dieser ...dieser ...


    Wieder mal fehlten der Aurelia (die mittlerweile ziemlich angetrunken war) die Worte für diesen Kerl, als sie - völlig aufgelöst angesichts ihrer Erinnerungen - plötzlich los heulte:"Isch bin ja schoooo froh, dasch du dieschen Kerl beschiegt hast …" und kurzerhand ihr Gesicht an der Brust des Centurios vergrub, um ihm sozusagen stellvertretend für den Sieg zu danken ...

    ... kein gemeiner Legionär, der einfach mit Dutzenden anderen verbrannt wird …", hallten die sicher gut gemeinten Worte in Priscas Kopf nach. So richtig aufbauend waren sie allerdings nicht, hatte die Aurelia jetzt fix das Bild von brennenden Scheiterhaufen vor ihrem geistigen Auge. Ursus darf nicht tot sein ...er darf nicht!, sagte sie sich immer wieder vor während sie mit den Tränen und ihrer Fassung rang. Der angebotene Wein sollte helfen? Zunächst zögerte Prisca, doch dann nahm sie den Becher dankend an. Nicht weil sie Angst hatte, dass es wieder "Soldatenwein" sein könnte, sondern weil es sich nicht ziemte mit Soldaten zu trinken - schon gar nicht mit unverdünntem Wein.


    Ach mir doch egal. Was spielt das noch für eine Rolle und … sieht doch eh niemand, warf die Aurelia schließlich alle Skrupel von sich um sogleich mit einem tiefen Zug den Becher halb zu leeren. Puh! Ganz schön stark, der Wein, stellte Prisca sogleich eine deutliche Wärme in ihr fest. Aber durchaus schmackhaft für einen Wein, der den Namen wenigstens verdiente. Burdo sah das wohl ähnlich und seinen Kommentar dazu empfand der Centurio (angesichts seiner Stirnfalten) wohl weitaus unpassender als sie selbst, da sie im Augenblick mehr mit weinen beschäftigt war als mit der Beurteilung von Weinen.


    Dass sie Burdo und den Centurio im übrigen gerade gedanklich als "Niemande" bezeichnete hatte war nicht einmal böse oder abfällig gemeint. Eher gedankenlos, angesichts der Erlebnisse von heute und verhindern könnte sie es nie, dass die Soldaten möglicherweise Geschichten über sie erfinden würden. Die Blicke der Meute vorhin waren jedenfalls mehr als eindeutig gewesen um nicht zu wissen, woran diese Männer dabei gedacht hatten. Ja selbst bei Burdo und dem Centurio konnte sie sich dem Eindruck nicht erwehren, dass deren Augen und Gedanken in ihrer Gegenwart manchmal etwas zu "tief" glitten. Das Gewand das sie trug war schließlich nicht dafür gemacht, mit ihren Reizen zu geizen aber ganz sicher war das Kleid auch nicht für den Anlass gedacht gewesen, damit unter Soldaten zu wandeln. Zum umziehen hatte die Zeit vorhin nur leider nicht mehr ganz gereicht und jetzt konnte Prisca nur darauf hoffen, dass die Plünderer noch etwas von ihren Sachen übrig lassen würden.


    Als Prisca hörte, dass Lupus sich bester Gesundheit erfreute, nickte sie dem Centurio dankbar lächelnd zu. Wenigstens eine gute Nachricht, dachte sie und nahm gleich noch einen weiteren tiefen Schluck, der ihren Becher gänzlich leeren sollte. Prompt schenkte der Centurio allen Wein nach, auch ihr, worauf die Aurelia wieder auf die rot schimmernde Flüssigkeit starrte, die gerade so schön anfing ihre Sinne zu benebeln. Eigentlich hatte sie von dem einen Becher Wein längst genug, aber der rote Traubensaft half bestens um ihre Tränen und die trüben Gedanken zu verdrängen und nachdem die beiden Soldaten das Zelt verlassen hatten, nutzte sie den unbeobachteten Moment für einen dritten tiefen Schluck.


    Spätestens jetzt war Prisca innerlich soweit gelöst, dass ihre angeborene Neugier wieder die Oberhand gewann. Was war das doch gleich für ein Brief? Mit einem schnellen Blick zum Eingang hin vergewisserte sich die Aurelia, dass sie unbeobachtet wäre und schon hatte sie die Tafel in der Hand und las das Geschriebene. Ah! Der Centurio war also doch nicht schwul wie Burdo hatte andeuten wollen, stellte Prisca schmunzelnd fest. Wie diese Alwina wohl aussehen mag?, überlegte die Aurelia kurz und schnell legte sie den Brief wieder an den ursprünglichen Platz zurück, als sie die Schritte zurück kommen hörte.


    Beide setzten sie sich wieder hin, wobei Prisca dieses mal - bei dem Versuch eine besonders elegante Drehung zu vollziehen - etwas aus dem Gleichgewicht kam, worauf sie leicht unsanft in den Stuhl "plumpste". Die Landung tat ihrem Po dieses Mal weitaus weniger weh, sodass sie zu der Frage ob es ginge erleichtert seufzend sagen konnte: "Ja ja, es geht schon wieder … es muss" Musste es ja auch irgendwie. Das Sprechen "ging" zum Glück auch noch relativ gut, zumindest bis nach dem nächsten Schluck, den sie augenscheinlich sehr genoss.


    "Und wie steht es mit dir, Sssenturio? ...Du scheinst mir einen harten Kampf hinter dir zu haben. W..wie ist dasss denn passssiert?", erkundigte sich die Aurelia dann bei dem Centurio nach dessen Befinden, wobei einklitzekleiner Hauch von Angetrunkenheit in ihrer Stimme mit schwang. Ihre Augen wanderten indes über seinen Körper, auf und ab, wobei ihr Interesse rein den sichtbaren Verletzungen galt, die sie bei ihrer Frage in Augenschein nahm ...

    Nachdem der erste Schock überwunden war, gewöhnten sich Priscas Augen recht schnell an den Anblick des arg lädierten Centurio. Darüber - wer oder was ihn so zugerichtet haben mochte - wollte sie lieber nicht weiter nachgrübeln, ebenso wenig wie sie über diese ganze Schlacht und über das Ausmaß des Krieges nachdenken wollte. Die Gefahren für ihren Leib und ihr Leben schienen jedenfalls so weit gebannt zu sein, dass die innere Anspannung langsam wich und Prisca ihre Gedanken wieder auf wichtigere Dinge lenken konnte: Wann werde ich endlich ungestört ein Bad nehmen können - wo bleiben nur meine Sklavinnen, mit meine Sachen und - woher bekomme ich so schnell wie möglich Neue? ...


    Ganz mit sich und ihren Sorgen und Nöten und vertieft, folgte Prisca dem Helvetier in sein Zelt, welches um einiges größer und deutlich ansprechender eingerichtet war. Sofern man von einem Feldlager überhaupt von "ansprechend" reden konnte. Der angebotene Scherenstuhl sah jedenfalls deutlich einladender aus wie die alte Kiste, auf der sie zuvor gesessen hatte, wobei ihr das vorhin noch ziemlich egal gewesen war. Tja so schnell konnten sich die (hohen) Ansprüche einer Patrizierin wieder ändern, aber halt! Erst mal musste sich die Aurelia dafür mal selbst ein Lob aussprechen, wie handsam sie sich im Grunde benahm! Ja,doch, ja! Wenn sie da im Vergleich an so manch andere ältere Matrone dachte. Hah! Die wären hier längst zu Furien geworden, wenn man ihnen nicht sofort einen blütenweißen Rosenteppich ausgerollt- und sie sprichwörtlich auf Händen durch das Lager getragen hätte. Aber für Prisca hätte es zur Not eben auch eine einfache Soldatentruhe getan, wobei sie sichtlich erleichtert darüber war, dass ihr "misshandelter" Po nun in ein weiches einladendes Kissen eintauchen durfte.


    Mit einem Lächeln, einem: "Danke" und einer eleganten Drehung ließ Prisca sich sogleich auf dem Stuhl nieder. Die Falten ihres Kleides ordnete sie (mangels Sklavin) dabei selbst, ehe sie sich mit erhobenen Hauptes und züchtig geschlossenen Beinen in dem Stuhl aufrichtete als säße sie auf einem Thron. Mit leicht verwundert hochgezogenen Augenbrauen verfolgte Prisca anschließend, wie der Centurio bei dem Versuch sich auf sein Bett zu setzen, fluchend eine heruntergefallene Tafel auf die Pritsche zurück legte. Tat ihm sein Hinterteil auch so weh, oder war es wegen dem Brief? Ob das gar geheime Orders waren, die niemand außer ihm lesen durfte? - wunderte sich Prisca kurz darüber, doch leider reichte ihr gutes Sehvermögen nicht aus um das Geschrieben zu entziffern. Schade schade … nur zu gerne hätte Prisca gewusst was in dem Schreiben gestanden hat.


    Ihre angeborene Neugier wurde jedoch jäh von der schlechten Nachricht verdrängt, die der Helvetier ihn nun überbrachte: "Wie bitte? … Ursus ist schwer verwundet? Aber ...aber ...das kann, das ...das darf nicht sein", rang Prisca nach Luft und Fassung wie sie hörte, dass ihr Cousin möglicherweise bereits tot sen könnte. Nein, ihr Götter, bitte nur das nicht. Nicht Ursus, … nicht er! Hilfesuchend und mit tränenschwangeren Augen blickte Prisca zu Burdo, der ihr bereits zuvor ein frisches Tuch angeboten hatte. Dieses hatte sie nun erneut dringend nötig.


    "Ich muss zu ihm! Unbedingt. So schnell wie möglich …", sprach sie dabei mehr zu sich selbst und erst bei der Frage, wie sie zu ihrem anderen Cousin stünde, horchte Prisca wieder auf: "Lupus? …Wieso, ist er etwa auch ... tot?", fragte sie schniefend und ungläubig drein blickend nach. Seinen Verlust allein hätte sie mit deutlich mehr Gelassenheit ertragen, aber im Grunde wäre der Tod eines jeden Aureliers ein schwerer Schlag, in diesen noch schwereren Zeiten:"Er ... Er ist ein entfernter Verwandter von mir und ich habe ihn seit dem Tod meines Mannes, vor etwa zwei Jahren, nicht mehr gesehen. Ich ging davon aus er sei in die Provinzen geflohen, nachdem er von diesem Widerling Salinator des Hochverrates bezichtigt worden war", erklärte Prisca mit schluchzender Stimme während sie gleichzeitig ihre Tränen zu trocknen versuchte ...

    Nachdem der erste Schock überwunden war und Burdo ihr versicherte, dass von diesem schrecklich zugerichteten Kerl keine Gefahr aus ginge, trat Prisca wieder hinter dem Alten hervor. Wie bitte? Der Centurio hatte es nicht so mit Frauen? Aha. Noch so einer, schoss es Prisca flüchtig durch den Kopf während Burdo seinen Bericht erstattete und dabei den Decimer erwähnte, der sie in diesen ganzen Schlamassel hier hinein geritten hatte. Der konnte ja auch nicht so gut mit Frauen und ganz sicher hätte dieser Kerl seinen Sieg nicht mit ihr gefeiert, sondern ihr wohl eher die Kehle durchgeschnitten sobald er seine Briefe wieder gehabt hätte. Tja, nur daraus würde nun leider nichts werden und Prisca war ganz froh darüber, dass die Sache nun auf diese Weise zu einem Ende gefunden hatte.


    Das Schlimmste hatte sie ja nun überstanden! Zumindest dachte Pricsa das in der Hoffnung, dass der Centurio nun sofort alles Weitere in die Wege leiten würde (jetzt da er ihren Namen vernommen hatte) um sie umgehend zu ihrem Cousin zu bringen. Nur leider tat er das nicht und anscheinend schenkte er den Worten seines evocatus ebenso wenig Bedeutung, wie er eine echte Patrizierin von einer lupa unterscheiden konnte. Naja, vielleicht waren seine Sinne und sein Verstand ja noch etwas benebelt von den vielen Schlägen (oder was immer ihn so zugerichtet haben mochte), wollte Prisca ihm zu Gute halten, dass er an ihrer Identität zu zweifeln wagte.


    "Wie dein evocatus bereits gesagt hat, .. ich bin Aurelia Prisca. Und Titus Aurelius Ursus, dessen Namen dir sicher etwas sagen dürfte, ist mein Cousin und mein ehemaliger Tutor, wenn es beliebt", konnte sich Prisca einen leicht schnippischen Unterton auf die Frage hin, wer sie denn sein wolle, nicht verkneifen. Der Kerl glaubte ihr anscheinend nicht und so machte die Aurelia ein paar Schritte auf den Centurio zu und hielt ihm die Rechte zur Faust geballt entgegen, sodass er den aurelischen Siegelring genau in Augenschein nehmen konnte. Den hatte Burdo ihr ja freundlicherweise zurück gegeben und sie hatte ihn sich kurzerhand an den Ringfinger angesteckt.


    "Und? Überzeugt dich das?", fragend sah Prisca den Mann an, wobei sie sich schwer tat seine Augen unter den zugeschwollenen Lidern überhaupt zu finden. "Leider kann dir im Augenblick keinen anderen Beweis meiner Identität liefern, aber mein Cousin wird dir sicher bestätigen wer ich bin", versuchte Prisca den Centurio weiter davon zu überzeugen, dass es am besten wäre sie umgehend zu Aurelius Ursus zu bringen. Der schnippische Tonfall war wieder verschwunden und dieses Mal klang ihre Simme weder unfreundlich noch überheblich, sondern eher bittend und voller Hoffnung, dass er ihr helfen würde so schnell wie möglich zu ihrem Cousin zu gelangen ...

    Nun hatte Prisca zwar schon deutlich schönere Beileidsbekunden vernommen (sofern man dabei von schön sprechen konnte), doch irgendwie schwang in Burdos Fäkalwort mehr Mitgefühl mit, als sie es von so manch nahestehenden Person erfahren hatte. Irgendwie machte das den alten Griesgram sympathisch und Prisca war insgeheim froh, dass er bei ihr war. Vor ihm hatten die jungen Kerle Respekt, selsbt wenn sie besoffen waren und nicht umsonst dürfte er so alt geworden sein, wenn er nicht ein guter und erfahrener Kämpfer gewesen wäre. So hatte er wohl auch diese Schlacht überlebt und wie Prisca von den vielen tausend Toten hörte, die erst einmal verbrannt werden müssten, zeigte sie sich ehrlich schockiert von dem Ausmaß.


    "So viele tote Römer… Mögen sie bald schon glücklich im Elysium ankommen", murmelte sie vor sich hin und schüttelte - den Tränen wieder nahe - fassungslos den Kopf. Angesichts der jüngsten Erlebnisse war sie eh nah am Wasser gebaut und nachdem, was sie hier am eigenen Leib hatte erfahren müssen, ging ihr das Schicksal dieser Toten durchaus nahe. Es waren schließlich alles Römer! Menschen, die einmal friedlich Seite an Seite gelebt hatten und die sich nun gegenseitig die Köpfe einschlugen. Waren ihre Angehörigen wirklich mit daran schuld, dass es so weit gekommen ist? Prisca fühlte sich irgendwie schuldig und wenn sie irgendwann ihren Cousin wiedersehen würde, würde sie alles ganz genau von ihm wissen wollen: Wer den Kaiser nun tatsächlich ermordet hat und warum dies hatte geschehen müssen usw. ...


    Doch bis dahin müsste sie sich wohl oder übel noch ein paar Tage gedulden, wenn nicht gar Wochen. Oder zumindest bis dahin, bis jemand mit entsprechender Befehlsgewalt darüber entschieden hätte, wie man ihr weiter helfen könnte. Davon ging Prisca zumindest aus, dass Burdo, die Soldaten beziehungsweise deren Anführer ihr nun weiter helfen würden, nachdem der Evocatus sie vor dem Schlimmsten bewahrt hatte. Zugegeben, der Alte hatte nicht gerade aus Nächstenliebe so gehandelt, da er ja eine Bezahlung gefordert hatte, aber mittlerweile war sich Prisca nicht mehr so ganz sicher ob der Alte nicht doch ein klein wenig Gewissensbisse bekommen hatte und er sich am Ende sogar als so etwas wie ihren "Beschützer" betrachtete. Wie auch immer, sie gönnte ihm in jedem Fall das Gold und darüber hinaus würde sie sie ihren Teil der Abmachung erfüllen und ihm und seinen Begleiter gebührend dafür entlohnen. Schließlich galt das Wort eines Patriziers noch etwas - zumindest in ihren Augen.


    Das eben begonnene Gespräch wurde jäh wieder unterbrochen, als eine Stimme vom Eingang des Zeltes zu ihnen herein schallte. Prisca fuhr herum und presste - fast zeitglich mit Burdo´s Kommentar - ein entsetzt klingendes: "Aaaaah ach du meine Güte …", zwischen den Lippen hervor. Das war nicht wie erhofft Burdos Begleiter mit ihren Sklavinnen, nein, das war … ja das war jemand, der ziemlich groß und bedrohlich wirkte und überdies ganz … ganz übel zugerichtet war!! So übel, dass Prisca vor Schreck aufsprang und instinktiv hinter Burdos Rücken Schutz suchte, wo sie sich zitternd an den Alten drückte. Sie konnte ja im ersten Moment nicht wissen, welche "Gelüste" den Mann am Eingang dazu bewogen hatten, sich in diesem Zustand freiwillig durch die Gegend zu schleppen. Erst nach und nach erkannte die Aurelia, dass es sich der Rüstung nach um keinen einfachen Soldaten handeln konnte, aber sie überließ das Reden trotzdem lieber ihrem "Beschützer" bis sie sicher sein könnte, dass dieser Kerl da ihr nichts antun würde ...

    Prisca konnte nichts dafür, dass sie zwischendurch kichern musste. Aber wenn ihr eine Freundin so eine Geschichte erzählt hätte, wie sie die Aurelia heute erlebt hatte, dann hätte Prisca mit Sicherheit auch an der einen oder anderen Stelle gekichert und sie damit aufgezogen. Normalerweise waren solche Sticheleien ja nicht böse gemeint (außer es handelte sich um eine blöde Zicke) und meist konnten am Ende dann alle darüber lachen. Und von einem alten griesgrämigen Legionär versohlt und anschließend huckepack durch ein Lager voller besoffener Soldaten getragen zu werden, nun das war - im nachhinein betrachtet - doch irgendwie lustig. Als Prisca jedoch bemerkte, dass der Alte sie ein wenig irritiert anguckte, räusperte sie sich kurz und zwang sich wieder zu mehr Ernsthaftigkeit.


    Die Frage ob ihr Mann ehrenvoll gestorben sei, konnte sie eigentlich nur mit einem klaren: "Nein, …, beantworten und die Erinnerung daran wie genau das geschehen war, hätte fast schon wieder etwas Komisches an sich gehabt, wenn es sich dabei nicht um ihren geblieben Ehemann gehandelt hätte. "Er wurde vor etwa zwei Jahren unter einer einstürzenden insula begraben, als er unglücklicherweise zu dem Zeitpunkt genau davor gestanden hatte", erklärte Prisca dem Mann nüchtern wie es geschehen war, ohne weitere Details oder Namen zu nennen. Sie seufzte und wischte schnell eine Träne weg, die sich gerade in ihre Augenwinkel schleichen wollte. Eigentlich war sie über den Tod Pisos längst hinweg, aber manchmal überkam es sie einfach noch.


    Ein Schluck Wein hätte da wirklich gut getan um sowohl die alten, als auch die neuesten Erinnerungen etwas besser zu verarbeiten, nur schien es hier nirgendwo in dem Lager auch nur einen Tropfen davon zu geben. Bis auf den Falerner in ihrem Wagen und eventuell eine Flasche bei dem Centurio, den der Alte klingender Weise gerade mit 'Arsch' bezeichnet hatte. Dann wird der Arsch mir sicher auch nichts verkaufen, dachte Prisca nur kurz darüber nach ob sie nicht einfach bei idem Centurio "anklopfen" sollten - Sie und … Aha! Publius Opiternius Burdo, so hieß der Alte also, als dieser sich stimmgewaltig bei ihr vor stellte, als wäre er auf dem Appellplatz.


    Prisca neigte dazu ihr Haupt huldvoll und lächelte kurz, so wie sie es üblicherweise tat wenn sich jemand bei ihr mit Namen vor stellte. Das war sie von ihrer Erziehung her so gewohnt und das machte sie fast automatisch, ohne groß darüber nachzudenken. Trotz des Vorsatzes, nicht mehr kichern zu wollen, musste sie es beinahe wieder als sie sah, wie er rot wurde bei der Frage, ob es denn sehr weh täte: "Nur wenn ich sitze tut´s noch ein bisschen weh …", antwortete Prisca darüber sichtlich amüsiert und schmunzelnd. Nein, das war sicher keine gute Idee von ihm gewesen, aber sie nahm es ihm auch nicht weiter übel.

    "Was werdet ihr denn nun als nächstes tun, nachdem das Heer der Prätorianer zerschlagen wurde. Werdet ihr weiter auf Rom marschieren? "
    , wechselte Pricsa dann nach einer kurzen "Gedenkminute" das Thema. Nicht ganz ohne Hintergedanken kam sie ausgerechnet auf diese Frage, denn schließlich musste sie ja zu sehen wo sie blieb und wohin gegeben falls ihr Cousin mit dem Rest der Familie ziehen würde und abgesehen davon konnte Prisca es kaum erwarten, dass Rom endlich von diesem widerlichen Vescularier befreit werden würde.


    Fürs Erste war sie aber froh, dass sie soweit in Sicherheit war und als Prisca vor dem Zelt Schritte zu hören glaubte, dachte sie zuerst es wären Ihre Sklavinnen, die der Begleiter von Opiternius - wie versprochen - zurück bringen würde. ...

    Zitat

    Original von Lucius Helvetius Corvinus


    Soldaten"wein" schmeckte wirklich sch …. scheußlich! Aber das war nicht das Einzige, was Priscas Magen zum rebellieren brachte. Das hier war einfach nicht ihre Welt und diesen "Kulturschock" musste sie erst einmal so richtig verdauen, sofern das überhaupt möglich war. Eine Patrizierin in mitten eines Lagers voller betrunkener, feiernder und plündernder Soldaten, die selbst davor nicht zurück schreckten hilflose Frauen einfach so zum Spaß zu vergewaltigen. Letzteres konnte Prisca beim besten Willen nicht verstehen, selbst wenn sie den Soldaten zu gute halten wollte, dass diese jeden Tag den eigenen Tod vor Augen hatten. Aber gab ihnen das das Recht, so zu handeln? Prisca wollt nicht weiter darüber nachdenken und sie wollte diese Männer auch nicht verurteilen, sie wollte einfach nur wieder in ihr altes Leben zurück und ganz schnell vergessen, was sie hier hatte erleben müssen.


    Aber könnte sie das überhaupt? Oder würden die Erlebnisse sie nicht vielmehr noch ewig verfolgen. Gut möglich. Jedenfalls könnte sie durchaus zum Gespött von halb Rom werden, sofern die feinen Damen dort jemals von dieser Begebenheit hier erfahren würden. Eine Aurelia allein unter Soldaten? Eine "echte" Patrizierin, mit nur einem Funken Ehrgefühl im Leib, hätte ganz sicher lieber den Freitod gewählt, als mit so einer Schmach weiter leben zu wollen. Nur, ... das Leben war halt einfach zu schön, um es achtlos wegzuwerfen und zudem fühlte Prisca sich längst nicht als DIE römische Matrone, die sie eigentlich längst hätte sein sollen. Von daher mochte es den alten Legionär womöglich sogar verwundern, dass sie sich so locker und unstandesgemäß verhielt, wie sie es gerade tat, aber eigentlich nicht sollte, ...wie auch immer. Im Augenblick war Prisca so ziemlich alles egal in dieser fremden Welt, in der sie sich gefangen fand.


    Jetzt zum Wagen zurück zu gehen wäre ein großes Risiko. Das sah sogar sie ein. "Du hast recht. Es wäre viel zu riskant. Lass uns also lieber so lange hier warten, bis dein Freund mit meinen Sklavinnen zurück ist", nickte sie dem Alten zustimmend zu und als sie eine nahestehende Truhe entdeckte, hüpfte sie beschwingt darauf als wollte sie sich in einen gepolsterten Sessel fallen lassen. "Autsch!"


    Prompt zuckte Prisca zusammen, denn ihr Hintern schmerzte immer noch. Vorwurfsvoll blickte sie zu dem Alten hinüber, um kurz darauf in leises Gekicher auszubrechen. Die ganze Situation hier war derart absurd und surreal, dass sie eigentlich nur mit Humor zu ertragen war, wenn schon nicht mit "echtem" Wein: "Hast du denn gar keinen echten Wein hier versteckt? Ich meine, dann könnten wir so lange darauf anstoßen, dass wir beide noch am Leben sind" Das waren sie doch, oder? Und das war etwas, das sie verband: Ihn, einen einfachen Soldaten, der die Schlacht überlebt hatte und sie, eine unbedeutende Patrizierin, die vor dem Schlimmsten bewahrt worden war. "In meinem Wagen hätte ich ja eine Amphore mit Wein. Einen echter Falerner sogar! Er stammt noch von dem Weingut meines verstorbenen Mannes. Weißt du was. Ich möchte sie dir schenken. Als Anerkennung und zum Dank dafür, dass du mich heute gerettet hast", meinte Prisca dann in einer seltsam gelösten Stimmung zu dem Alten, ohne dabei respektlos ihm gegenüber zu klingen. Prisca wirkte zwar regelrecht beschwipst (wenngleich sicher nicht von dem Essig), aber sie meinte das Gesagte durchaus ernst und sie hatte auch fest vor, den alten Legionär und seinen Begleiter für ihre Dienste gebührend zu entlohnen. Nur dazu müsste sie zumindest wissen, mit wem sie es eigentlich zu tun hatte.


    Wie hatte sich der Alte ihr vorhin vorgestellt? Ach ja, richtig: "Übrigens … Würdest du, Caesarion, Sohn Cäsars und Herrscher über die Welt, mir freundlicherweise auch noch deinen bürgerlichen Namen verraten? Nur damit ich weiß, bei wem ich mich für den Klaps bedanken darf", erneut musste Prisca spontan kichern, als sie ihn kurz gespielt grimmig dabei an sah und an seine Worte denken musste. Und an den Schlag, den sie ihm im übrigen längst verziehen hatte ...

    Zitat

    Original von Lucius Helvetius Corvinus"


    Irgendwann verlor Prisca jegliches Zeitgefühl, wie sie da kopfüber baumelnd durch die Gegend geschleppt wurde. Wohin auch immer. Es war ihr egal. Das Gekreische und Fluchen hatte sie kurz darauf eingestellt, nachdem die Meute außer Sicht war und bis auf ein leises Wimmern ließ sie sich widerstandslos von ihm weiter bis zum Ziel tragen. So eine gepanzerte Schulter konnte dabei ganz schön weh tun, aber dank der Fürsorge des Alten ging es mit dem Tuch zwischen ihnen ganz gut so. Er entschuldigte sich sogar bei ihr! Na sowas. Er kann ja richtig nett sein, bemerkte Prisca stumm für sich, nachdem sie endlich wieder Boden unter den Füßen hatte. Jedem Anderen hätte sie wohl umgehend eine Ohrfeige für so eine rabiate Vorgehensweise verpasst und noch eine Weitere für den Klaps auf den Hintern. Aber irgendwie konnte sie dem Alten nicht böse sein und ihre Wut verfolg in dem Augenblick, als er ihr etwas zu trinken anbot


    Mit einem knappen Nicken nahm Prisca die Focale entgegen, wischte sich damit die Tränen ab und trank anschließend - all ihre guten Manieren vergessend - einen tiefen Schluck von dem Essig"wein". Uwwwääääh, fast hätte sie das Zeug umgehend wieder ausgespuckt, aber gerade noch konnte sie es prustend hinunter würgen. "Das soll Wein sein?"Puh!, ächzte Prisca als sie bemerkte, dass es nur Essig war nachdem sie wieder Luft bekam. Gleich darauf nahm sie noch einen Schluck und würgte das Gesöff dieses Mal tapfer hinunter: "Schmeckt ... wirklich, ...mmmmh ... gut …", log sie dabei ungeniert, als sie das Gefäß den Wasserschlauch anschließend dem Mann zurück reichte.


    Prisca blickte den Alten an und kam nicht umhin, sein faltiges und grimmig wirkendes Gesicht, mit dem stoppeligen Weißbart und den buschigen Augenbrauen, eingehend zu betrachten. Definitiv kein gut aussehender junger Recke auf einem stolzen Ross. Keine glänzende Rüstung und auch kein jugendlicher gestählter Körper den sie da vor sich sah und dennoch: Er war ihr Retter! Ja das war er in der Tat. Das konnte selbst sie (eine sonst so oberflächlich erzogene Patriziern) nicht einfach so als selbstverständlich abtun. "Danke!" Nur dieses eine, aber ehrlich gemeinte Wort brachte Prisca schließlich nach einer weiteren, endlos scheinenden Phase des Schweigens zwischen den Lippen hervor, gefolgt von einem leicht verlegenen Lächeln, das sie dem Mann schenkte.


    Mit einer fahrigen Handbewegung versuchte die Aurelia dabei eine wilde Haarsträhne aus dem Gesicht zu bändigen und angesichts der Vorstellung, wie schlimm sie gerade aussehen musste, wurde ihr ganz anders. Du meine Güte, ich sehe bestimmt aus wie die letzte Straßenlupa. Kein Wunder, dass er mich für so Eine gehalten hat. Zum Glück gab es hier nirgendwo einen Spiegel, in dem sie sich hätte betrachten können, sonst wäre sie wahrscheinlich glatt in Ohnmacht gefallen! Tja und so schnell kamen die alltäglichen Gedanken einer Patrizierin wieder zurück und damit die übliche Sorge um das eigene gepflegte und makellose Äußere. "Ich ehm , … glaubst du, wir könnten noch einmal zu dem Wagen zurück gehen? Vielleicht später? Und ein paar von meiner Sachen holen? Und meine Sklavinnen auch?" Die Fragen konnte sie sich letztendlich doch nicht verkneifen. Allerdings wählte Prisca bewusst einen leisen vorsichtigenTonfall, gepaart mit einem bittenden Augenaufschlag, um den Alten nach Möglichkeit davon zu überzeugen, dass ihre persönlichen Sachen wirklich - wirklich - wirklich absolut überlebens-notwendig für sie wären ...


    [Sim-Off] @ Helvetius Corvinus: Danke für deinen Hinweis. :) Ja da habe ich ordentlich was durcheinander gebracht mit dem Tuch und dem Essig. Sorry. Mit dem nachträglichen edit hab ich versucht meinen Text so zu berichtigen, dass es sinngemäß immer noch zu deinem post passt. (rot markiert und durchgestrichen). [/simoff]

    "Wie bitte, ...ich soll was???", stammelte Prisca atemlos und fassungslos starrte sie den Alten an. Sie war nicht begriffsstutzig, aber irgendwie wollte sie den schützenden Wagen auch nicht verlassen. Hatte er denn keine Augen im Kopf? Da draußen standen gut ein Dutzend besoffener Idioten herum, die ihr womöglich sofort die Kleider vom Leib reißen würden. "Vergiss es." So einfach fasste niemand eine Aurelia an. Auch er nicht. Egal, ober ihr nun helfen wollte oder auch nicht: "Was hast du jetzt vor?", verfolgte Prisca argwöhnisch seine Bewegungen und wie er plötzlich vor ihr in die Hocke sackte:"Oh nein. Nein nein nein, wag es ja nicht. Finger Weg! Verdammt nochmal, ... aaah", mit einem spitzen Aufschrei verlor Prisca den Boden unter den Füßen und fand sich im nächsten Moment kopfüber nach unten hängend über der Schulter ihres "Retters" wieder. Aber damit nicht genug. Zu allem Überdruss versetzte dieser Kerl ihr auch noch einen Klaps auf den Po, der so hart war, dass Prisca glaubte ihr Hintern würde Feuer fangen.


    Arrrrggghh Das hatte dieser Kerl doch absichtlich gemacht! "Lass mich sofort runter! Du ...du… Schwein! Ich will nicht. Hörst du schlecht? ", fauchte Prisca wütend und mit hochrotem Kopf und spätestens jetzt musste sie ihre "Rolle" nicht mehr sonderlich spielen, als sie schluchzend und mit den Füßen strampelnd durch die Reihen der Betrunkenen davon getragen wurde als wäre sie ein Stück Vieh, das man zur Schlachtbank brachte. Am liebsten wäre Prisca augenblicklich vor Scham im Boden versunken, denn das war mit Abstand das Demütigste, das sie jemals über sich ergehen lassen musste: Von Dutzenden Augenpaaren anzüglich angestarrt zu werden, dazu das beifällige Gejohle und die vulgären Anfeuerungsrufe.


    Einfach nur widerlich und gleichzeitig derart furchteinflößend, dass Prisca bittere Tränen weinte, von denen allerdings die der Erleichterung und die des Dankes darüber überwogen, dass der alte Legionär sie letztendlich doch heil aus dieser auswegslos erscheinenden Situation heraus gebracht hatte. ...