Beiträge von Aurelia Prisca

    Sie sollte sich also keine Sorgen machen, bezüglich der Loyalität seiner Männer? Prisca warf einen musternden Blick auf die umstehenden Urbaner und nickte dann. "Na gut. Wenn du das sagst." Ihre Mundwinkel zuckten flüchtig nach oben. "Wenigstens wissen sich deine Männer einer Frau gegenüber zu benehmen" Mit einer kleinen Anspielung auf jenen Urbaner, der ihrer Frage bereitwillig Auskunft gegeben hatte, wandte sie sich schließlich wieder dem Qunitilier und der Frage nach dem Inhalt des Kästchens zu .


    Der Größe und dem Aussehen nach, sowie der Tatsache, dass das Kästchens innerhalb eines Kreidekreises gestanden hatte, lag für Prisca eigentlich nur eine Vermutung nahe: "Ich könnte mir denken, dass Flavius Gracchus darin sehr persönliche Dinge aufbewahrt. Gedichte, ...oder vielleicht die Figuren seiner Ahnen. Dass der Inhalt etwas mit einer Verschwörung oder gar Mord zu tun hat, kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen.", gab sie schließlich schulterzuckend zu, dass sie im Grunde nur spekulierte. Genauso gut könnten darin Hinweise auf alles Mögliche liegen und zu behaupten, dass Prisca nicht neugierig gewesen wäre, es heraus zu finden, wäre glatt gelogen ...

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    Original von Lucius Quintilius Valerian
    Valerian hörte sich aufmerksam an, was Prisca zu sagen hatte. Er konnte sie gut verstehen. Für sie mußte das alles völlig unverständlich sein. „Ich danke Dir für Deine Freundlichkeit, Aurelia“, sagte er auf ihre höfliche Eröffnung. Und er wollte ihr auch nicht vorenthalten, was sie hier finden sollten. „Wir haben Befehl, nach Beweisen zu suchen, die eine Anklage wegen Kaisermordes beziehungsweise Beteiligung an der Verschwörung gegen den Kaiser untermauern könnten.“ Er senkte seine Stimme, damit nur Prisca – und allenfalls noch Octavius und der gerade dazu gekommene Annaeus es hören konnten. „Ich weiß, daß es hier nichts dergleichen gibt. Es ist lächerlich, daß ein Mann wie Flavius Gracchus zum Beispiel ein Verräter sein soll. Aber ich kann einen Befehl nicht einfach verweigern, sonst gefährde ich meine Frau und mein Kind. Wir suchen also. Meine Männer haben den Befehl, möglichst nichts zu zerstören und schon gar nicht zu plündern. Hier... kennst Du dieses Kästchen? Weißt Du, was darin ist?“ Er zeigte ihr das Kästchen, das Octavius aufgespürt hatte.


    Beweise? So ein Unsinn. Wie kann man es wagen so etwas über uns zu behaupten., dachte Prisca nur und sie gab sich alle Mühe ihre innere Wut nicht vor dem Quintilier zu zeigen. Sie wusste ja, dass er nur seine Befehle zu befolgen hatte. Dennoch war es eine Unverschämtheit auch nur annehmen zu wollen, dass irgend jemand aus einer ihrer Familien in so eine Tat verwickelt sein könnte. Aber auch wenn diese infame Behauptung tatsächlich der Wahrheit entsprechen sollte, so würde doch kein Aurelier, geschweige denn Flavier, so dumm sein und die Beweise seiner Tat hier herum liegen lassen. Oder?


    "Du sagst es. Es ist absolut lächerlich so etwas anzunehmen und uns damit öffentlich zu diffamieren. Ich kann nur hoffen, dass dieser Mistkerl eines Tages für diese Anschuldigungen bezahlen wird", nahm Prisca dem Quintilier gegenüber kein Blatt vor dem Mund, vermied es aber, den Namen jenes Mistkerls zu nennen von dem er und sie wussten, wen sie damit meinte. Dann jedoch stutzte Prisca kurz und die Bemerkung des Qunitiliers über seine Familie gab ihr zu denken : "Sollten wir dann nicht besser damit aufhören, hier und vor deinen Leuten miteinander zu tuscheln? Nicht, dass am Ende noch einer von ihnen anderer Ansicht ist wie du und ich", schlug Prisca im vertrauten Flüsterton vor, ehe sie dann die Stimme wieder hob um laut und deutlich distanzierter zu sagen, was ruhig alle hören durften: "Ich hatte auch nicht angenommen, dass ehrbare Soldaten wie ihr es nötig habt anderer Leute Hab und Gut zu zerstören, oder zu plündern. Tut euch also keinen Zwang an und durchsucht das Haus. Ich kann euch ohnehin nicht daran hindern eure Befehle zu befolgen" In der Hoffnung ihm und seiner Familie damit einen Gefallen zu tun, schenkte Prisca Calvenas Ehemann noch einen vielsagenden Blick ehe ihre Augen das kleine Kästchen fixierten, welches einer der Soldaten soeben präsentierte.


    Innerlich erschrak die Aurelia kurz, da sie dieses Kästchen zum ersten Mal sah und nicht wusste was darin verborgen sein mochte. "Nein tut mir leid, ich sehe es zum ersten Mal und ich weiß auch nicht, wo der Schlüssel dazu sein könnte.", antwortete sie dann wahrheitsgemäß, aber mit leicht beunruhigt klingender Stimme, da man das Kästchen mit Sicherheit aufbrechen würde. "Wo hast du das gefunden?", richtete Prisca abschließend noch die Frage an den Soldaten um wenigstens zu wissen von wem dieses Ding stammte, für den Fall, dass darin tatsächlich "Beweise" liegen sollten …

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    Original von Marcus Aemilius Classicus


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    Original von Lucius Quintilius Valerian


    Natürlich würde sie die Soldaten mit ihrem Auftritt nicht davon abhalten können das Anwesen auf den Kopf zu stellen, aber ebenso wenig wollte sie tatenlos dabei zusehen. Was hatte sie schließlich zu verlieren? Vorzuwerfen hatte sie sich jedenfalls nichts und dementsprechend selbstsicher und heraus fordernd entgegnete sie dem Blick des Urbaners, der es wagte ihr den Weg zu verstellen. Ein falsches Wort von ihm und ich weiß nicht was dann passiert, dachte Prisca wutschnaubend, während sie an ihm vorbei zu Calvenas Ehemann hinüber schielte. Hatte er sie gehört?


    Ja er hatte! Zum Glück. Seine höfliche und ruhige Art der Begrüßung besänftigte Prisca wieder ein wenig und sie war sogar bereit seiner Bitte (und seiner Person selbst) widerspruchslos Folge zu leisten, einmal tief durch zu atmen und so lange etwas abseits des Geschehens zu warten, bis der Quintilier ihr seine volle Aufmerksamkeit schenkte.


    "Salve Quintilius. Es ist mir eine Freude dich ebenfalls gesund wieder zu sehen. Calvena habe ich ja bereits vor einigen Tagen hier in Rom angetroffen", eröffnete Prisca nun ihrerseits das Gespräch mit den üblichen Begrüßungsfloskeln. So viel Zeit und Anstand musste sein und bei dem Quintilier fiel es ihr auch nicht schwer es so aufrichtig zu meinen wie sie es sagte. Schließlich wusste sie von Calvena um den schweren Stand, den ihr Mann unter dem Präfekten hatte (oder zumindest ihrem letzten Wissensstand nach gehabt hatte). Das machte ihn nicht nur symphatisch, sondern ließ auch hoffen, dass er eher rationell an die Sache hier heran ging, anstatt eine Hetzjagd auf alle Flavier und Aurelier zu veranstalten, wie es womöglich andere - man verzeih ihre vulgäre Gedankensprache an dieser Stelle - "vescularische Arschkriecher" es tun würden.


    "Ich dachte mir schon, dass du auf Befehl des Präfekten hier bist und ich bin ganz Ohr, was ihr hier zu finden gedenkt. Vorab sei versichert, dass ich dir von meiner Seite aus gerne alles sagen werde, was ich weiß. Nur erhoffe dir bitte nicht zu viel davon, denn ich habe leider keinerlei Ahnung wohin alle meine Verwandten so plötzlich verschwunden sind und warum man auf einige von ihnen sogar ein Kopfgeld ausgesetzt hat", schickte Prisca vorweg, um dem Quintilier ihre Kooperation zu versichern ehe sie bereit war wiederum ihm zu zu hören ...

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    Einar
    Die Nachricht von den eindringenden Soldaten machte schnell die Runde und wie es sich für einen guten Leibwächter gehörte, machten sich Einar sofort auf die Suche nach der Herrin, um sie - wenn nötig - mit seinem Leben zu beschützen. Eine Wahnsinnstat wäre dies zwar, sich gegen die Soldaten zu stellen, aber es war eben seine Bestimmung, unter allen Umständen für die Unversehrtheit der Aurelia einzustehen. Nur wo steckte diese Römerin gerade und, wo war sein Kumpel Bernulf eigentlich? Sicher steckte er mal wieder in der Küche - wo sonst. "Warum bist du nicht bei der Herrin?", knurrte Einar genervt als er feststellen musste, dass sein Kamerad Bernulf mal wieder in der culina herum lungerte und mit den Küchensklavinnen flirtete, anstatt seine Arbeit zu tun. "Falls du es noch nicht mitbekommen haben solltest, … die Eisenköpfe"(Einars´ spöttische Bezeichnung für römische Soldaten, ihrer Helme wegen) "sind da und sie durchsuchen bereits die villa, während du dich hier mit deiner Kleinen vergnügst", klärte der Germane seinen verdutzten Kumpel auf, indem er ihm eine Kopfnuss verpasste und gleichzeitig die Nubierin beiseite schubste, die es sich auf Bernulfs Schoss bequem gemacht hatte. "Au! Ich? Wieso ich? Ich dachte du warst damit dran, sie zu bewachen", verteidigte Bernulf sich, die Stirn reibend und keiner Schuld bewusst. "Du sollst nicht denken. Überlass das gefälligst mir, verstanden?! Und jetzt sieh zu, dass du sie irgendwo findest, ehe unsere kleine valkyrja" (wiederum die saloppe Bezeichnung für die Aurelia)"irgend eine Dummheit begeht. Ich werde oben in ihren Gemächern nach ihr suchen und du suchst sie im Garten", befahl Einar und machte sich ohne Umschweife auf den besagten Weg.


    Dort angekommen fand der Germane allerdings keine Aurelia vor, sondern nur Esther und ihre Tochter und gerade als er sich wieder abwenden und weiter suchen wollte, wurde er von Esthers Worten gestoppt. "Sie hat was?", bedachte Einar die Frau leicht irritiert, ehe sich seine Miene in gewohnter Weise verfinsterte. "Ich bin doch nicht dein Lastesel, Weib!", knurrte Einar die Ägypterin grimmig an, wobei man ihm seine Worte nicht übel nehmen durfte, zumal er damit lediglich klar stellen wollte wer er war. Eigentlich mochte er die Frau ganz gerne und natürlich half er ihr, nachdem er seinen Unmut kund getan hatte. Also nahm er den Beutel, hängte ihn sich um und hob die zierliche Tilla, in erstaunlich behutsamer Weise auf seine Arme. "Also los. Bleib dicht bei mir!" So beladen marschierte Einar los, wobei er nicht den Weg zum Ausgang wählte, sondern den in Richtung der Sklavenquartiere . "Ich denke nicht, dass wir unbemerkt verschwinden können, so lange die Eisenköpfe hier herum schwirren. Besser wir warten in den Sklavenquartieren ab und hoffen, dass sie dort nicht so genau suchen werden", erklärte Einar seiner Begleitung seinen Plan, während er geschickt jeden Winkel und Seitengang nutzte, um unbemerkt zu den Unterkünften zu gelangen ...

    Na wartet! Diesen Soldaten, die es gewagt hatten das Haus zu stürmen, wollte Prisca gehörig die Leviten lesen (ungeachtet aller Konsequenzen) und dementsprechend energisch betrat sie das atrium und verteilte wütende Blicke. Nahm man sie hier nicht ernst, oder …"Was ist hier los? Was verschafft mir die Ehre eures Besuchs? Wer von euch hat hier das Sagen?", blaffte Prisca den nächstbesten Urbaner an, ehe sie etwas irritiert blinzelte. Ist das nicht? … Tatsächlich! Es war Calvenas Ehemann, den sie da zwischen all den anderen Uniformierten erblickte. "Quintilius!", rief Prisca prompt seinen Namen aus, wobei mehr die Überraschung, als ihre Wut aus ihrer Stimme sprach. Wer, wenn nicht er würde ihr erklären können was hier los war und dementsprechend erwartungsvoll blickte sie in seine Richtung. Die anderen Soldaten beachtete Prisca nicht weiter und am wenigsten den maiordomus, den sie am liebsten zertreten hätte, wie ein widerliches Insekt, für seine vorlauten Worte.

    Langsam waren Priscas Nerven am Ende. Nicht wegen Esther, sondern, weil sie seit einer gefühlten Ewigkeit auf ihren gewohnten Lebensstil verzichten musste. Dazu kam die Ungewissheit über den Verbleib ihrer Angehörigen und die Tatsache, dass das Haus jetzt auch noch das voller Soldaten war. Soldaten, die vielleicht unangenehme Fragen stellen würden. Fragen, die Prisca weder beantworten konnte, noch wollte und weshalb sie es sehr begrüßt hätte, wenn sie den Urbanern nicht begegnet wäre. Leider wurde auch dieser Plan vereitelt, dank des trotteligen maiordomus der unten im atrium ihre Anwesenheit herum posaunte. Hören konnte man ihn hier oben zwar nicht, dafür teilte ihr einer der aufgescheuchten Sklaven freundlicherweise mit was vor sich ging, als dieser an ihr vorbei eilte: "Sie kommen Herrin. Sie wissen das du da bist. Der maiordomus hat es ihnen gesagt". "Was? Aber … " Hatte ich nicht ausdrücklich befohlen, dass jeder über meine Anwesenheit zu schweigen hat? … Ach, was soll´s. "Elendes Sklavenpack!", zischte Prisca dem Sklaven hinterher und riss sich wütend den Schleier wieder vom Gesicht. Der würde nun auch nichts mehr helfen. "Jaja ich weiß. Nur nicht auffallen", schnaubte Prisca genervt zu Esther gewandt: "Vergiss einfach was ich gesagt habe. Bleib du hier und kümmere dich weiter um Tilla. Sieh zu, dass wenigstens ihr beide aus der Stadt heraus kommt und berichte meinem Cousin was vorgefallen ist, falls ich nicht die Gelegenheit dazu haben sollte. ", änderte Prisca nun zum x-ten Mal ihren Plan, ehe sie dann in Richtung atrium los marschierte

    In ihren Gedanken war Prisca bereits wieder ganz woanders, als Esthers Worte sie an der Türschwelle noch einmal kurz inne halten ließen. Die Frage war durchaus berechtigt und deshalb gab die Aurelia eine kurze Wegbeschreibung hin zu der Stelle, die im übrigen ein seit langem festgelegter Treffpunkt für derlei Situationen war: "Ihr müsst der Straße etwa drei Meilen in nördlicher Richtung folgen, bis ihr auf der rechten Seite einen Gutshof erblickt. Links von der Straße befindet sich ein Hain und dort werdet ihr ihn finden. Jetzt beeilt euch!", mahnte Prisca zur Eile, doch just im selben Augenblick blieb sie wie versteinert im Türrahmen stehen und starrte hinüber zu ihrem cubiculum. Kaum hatten Sklaven die erste Kiste auf den Gang geschafft, ließen sie diese wieder wie ein heißes Eisen fallen. "Was soll das? Hebt das sofort wieder auf und passt gefälligst das n ….! He!", zischte die Aurelia wütend und sie wurde noch wütender, als die Sklaven einfach davon stoben anstatt ihrem Befehl sofort Folge zu leisten. Nur einer hielt kurz inne und rief völlig aufgelöst in ihre Richtung: "Herrin, habt ihr es denn nicht gehört? Soldaten! Sie sind soeben ins Haus eingedrungen. Uns bleibt keine Zeit mehr." Hektisch mit den Armen gestikulierend rannte der Sklave dann weiter und jetzt hörte es Prisca auch. Dumpf aber deutlich vernehmbar drang das Stampfen, dutzender genagelter Sohlen auf sündhaft teurem Marmor, an ihr Ohr und sofort war klar, dass ihr schöner Plan - sich mit dem Ochsenkarren bequem und unbehelligt aus der Stadt zu stehlen - soeben im Keim erstickt worden war.


    Prisca stieß einen lautlosen Fluch aus, der ganz und gar nicht damenhaft war, während sie auf der Stelle kehrt machte und wieder zu Esther zurück eilte. "Hör genau zu! Du wirst mich auf keinen Fall vor den Soldaten mit Herrin, -Aurelia, -oder sonst irgendwie unterwürfig anreden. Ich bin ab sofort nur Prisca für dich. Und kein Wort über meine geplante Flucht. Wir beide kümmern uns lediglich um Tilla, haben wir uns verstanden? Am besten hältst du ab sofort deinen Mund und sagst gar nichts mehr!", versuchte die Aurelia die ältere Frau in Sekundenschnelle in ihren Alternativplan ein zu weihen. Viel versprach sich Prisca zwar nicht davon, aber ein Versuch war es wert bei der Durchsuchung als ganz "normale" Frau bzw. Dienerin durch zu gehen. Andererseits standen die Chancen wiederum gut, dass sie zwischen all den anderen anwesenden Frauen und Sklavinnen nicht sonderlich auffiel, da sie sich in punkto Kleidung und Frisur kaum von ihnen ab hob. Selbst auf Schmuck hatte die Aurelia verzichtet, sowie auf sämtliche sonstigen Allüren einer verwöhnten Patrizierin (so schwer es ihr auch gefallen war), aber für falsche Eitelkeit war dieser Tage nun mal kein Platz. Zur Sicherheit nahm Prisca noch mit zittrigen Fingern ihren Schleier vor das Gesicht und sie hoffte, dass bei dem ganzen Aufruhr (den die Soldaten hier zweifellos verursachten) keiner von den anderen Sklaven ihre wahre Identität preis geben würde.


    Sollte es allerdings dazu kommen, dann wäre das auch kein Grund zu verzagen. Schließlich tat sie hier nichts Verbotenes und auch sonst hatte sich Prisca selbst nichts vorzuwerfen. Die Aurelia blieb also trotz Allem relativ gelassen und sollte es wirklich zum Äußersten kommen, dann … Aber gut! Darüber würde sie sich dann erst Gedanken machen ….

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    Original von Lucius Quintilius Valerian
    Noch ein patrizisches Haus. Gut, die Flavier der Machtgier zu bezichtigen lag nahe. Aber wirklich ehrgeizig hatten sie sich in den letzten Jahren eigentlich auch nicht gezeigt. Das war doch alles eine Farce. Aber bitte, auch hier würden sie gründlich suchen. Das Haus wurde umstellt, so wie sie es auch bei den anderen getan hatten.
    Er trat an die Porta heran und hämmerte mit der Faust ein paar Mal kräftig dagegen. "Aufmachen! Auf Befehl des Praefectus Urbi! Sofort aufmachen!"


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    Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, nach dem letzten Besuch der Prätorianer, bis wieder Soldaten vor der Türe stehen würden und deshalb war die Überraschung für die anwesenden Sklaven nicht allzu groß. Dennoch entstand mit einem Mal hektisches Treiben im inneren der villa da jeder Sklave und jede Sklavin augenblicklich versuchten sich möglichst schnell irgendwo zu verstecken, bis die Soldaten wieder weg wären. Alle bis auf Einen. Acanthus´ feinsinniges Sklavenhirn erfasste sofort den ernst der Lage, doch er kannte keine Angst und er würde seinen Posten auch nicht ohne weiteres verlassen. Im Prinzip hätte ja irgend ein Strauchdieb vor der Türe stehen und herum brüllen können was er wollte. Also öffnete der ianitor zunächst nur die kleine Luke und spähte hinaus in der Gewissheit, dass selbst ein Trupp Soldaten ihn und die massive Eingangstüre - nicht ohne schwerstes Gerät - einfach so hinweg fegen konnten.


    Als Arcanthus aber in das Gesicht des Centurio blickte hatte er keine Zweifel mehr. Der flavische Ianitor atmete einmal durch, schloss die Klappe wieder und schob den schweren Riegel mitsamt seiner Gestalt zur Seite, sodass die Soldaten ungehindert eindringen konnten (falls sie nicht auf seine öffnende Hand würden warten wollen) ...

    Prisca bedachte ihre schlafende Sklavin mit einem prüfenden Blick, als könne sie so die Worte der Mutter verifizieren und schnaubte dabei leise durch die Nase, während Esther sie mit Worten überschüttete: "Ich weiß wer du bist. Also verschone mich bitte mit Details, dafür haben wir JETZT keine Zeit! ", winkte sie zum Schluss genervt ab, nachdem Tillas Mutter auch noch anfing von ihrem Kräuterladen zu sprechen: "Ich will nur wissen ob Tilla reisefähig ist? Falls nicht. Werde ich sie - wohl oder übel - hier zurück lassen müssen. " Die Aurelia bedachte Mutter Esther mit einem eindringlichen Blick und als ihr klar wurde, dass es wohl einer weiteren Erklärung bedurfte fuhr sie fort: "Hektor ist aus Mantua zurück, mit Nachricht von meinem Cousin. … " Na dies wäre wohl die schönste Nachricht für Tilla und demzufolge ließ Prisca sich kurz dazu hinreißen den Namen des Sklaven überhaupt zu erwähnen.


    Details taten jedoch nichts zur Sache und deshalb verzichtete Prisca auf weitere Erklärungen. Sie hatte bereits alle Sklaven angewiesen hatte das Nötigste für eine rasche Abreise zu packen. Natürlich konnte Prisca nicht alle Sklaven mitnehmen, oder sich um sie kümmern. Lediglich Hektor, Einar und Bernulf und … Tilla, Esther und Mara sollten sie begleiten. Vorausgesetzt natürlich, dass Tilla stark genug für die bevorstehende Reise wäre. "Ich werde Rom noch heute verlassen und wenn ihr mitkommen wollt, dann packt ihr besser schleunigst eure Sachen. Hektor wartet bereits vor der Stadt mit den Pferden. Ansonsten kann ich dir und deiner Tochter nur raten schnell von hier zu verschwinden, ehe die Urbaner hier sind. Hast du mich verstanden!?" Ganz sicher würde Prisca nicht auf sie warten und auch wenn sie dies gewollt hätte, wäre ihr keine Zeit mehr geblieben. Kurz nach Hektors Rückkehr hatte man ihr nämlich berichtet, dass die Soldaten bereits die villa Aurelia durchsuchten und es würde nicht mehr lange dauern bis sie auch hier wären.


    Mit diesem "gut gemeinten Rat" und dem "kleinen Tipp", wo sie Hektor treffen würden (falls sie getrennt würden), machte Prisca kehrt und schickte sich an die Kammer zu verlassen. Von draußen her konnte man nun Stimmengewirr und ein gelegentliches Poltern vernehmen (was zuvor eventuell gar nicht so aufgefallen sein mochte). Es kam von den Sklaven, die damit beschäftigt waren ein paar Kisten aus Priscas Gemächer zu schleppen und auf den Ochsenkarren zu verladen, mit dem die Aurelia vor Tagen in die Stadt gereist war. Ob sie dieses Fortbewegungsmittel allerdings für ihre Flucht wählen würde blieb fraglich, ebenso wie der Weg, auf dem sie ungesehen aus der Stadt verschwinden wollte.

    Tilla war zurück? Sehr gut! Prisca war erleichtert als sie das hörte. Normalerweise würde der Verlust eines Sklaven sie nicht sonderlich interessieren, doch bei ihrer Leibsklavin war das etwas anderes. Die Aurelia schätzte Tillas absolute Ergebenheit, Treue und Zuverlässigkeit, auf die sie - mehr denn je - vertrauen musste. Wer wusste schon wie lange die anderen Sklaven noch treu zu ihrer Herrschaft halten würden, nachdem diese Rom einfach verlassen hatten und niemand wusste, ob und wann sie zurück kehren würden. Außer dem maiordomus kümmerte sich momentan also nur noch Prisca um das Haus samt Sklaven und auch sie musste bald schon der Stadt den Rücken kehren. Was dann mit dem Anwesen und den Sklaven geschehen würde konnte Prisca nicht sagen. Sie hatte ganz andere Sorgen und dabei musste sie sich zumindest auf ihre eigenen Sklaven verlassen können. Auf Tilla, Mara, Hektor, Einar und Bernulf und … naja so gesehen auch auf Esther. Die ältere Frau war zwar keine Sklavin, jedoch hatte sie der Aurelia schon des Öfteren hilfreiche Dienste erwiesen und so störte ihre unangekündigte Anwesenheit auch nicht weiter, wenngleich Prisca nicht erwartet hatte Tilla´s Mutter ausgerechnet hier und jetzt anzutreffen.


    Die Aurelia betrat die kleine Kammer (ohne die davon eilende Mara zu beachten) und blickte mit strenger Miene auf die Anwesenden: "Was machst du hier? Ist etwas passiert? Warum liegt Tilla im Bett? Ist sie verletzt oder krank. Kann sie aufstehen?", richtete Prisca ihre Fragen ohne Umschweife an Esther und wartete ungeduldig auf eine Antwort. Die Aurelia wirkte weder erzürnt noch ungehalten, doch ihre Stimme klang genervt und ihre innere Anspannung war deutlich spürbar. Schließlich drängte es Prisca zum Aufbruch und am wenigstens konnte sie dabei eine bettlägerige Sklavin gebrauchen um die sie sich zusätzlich kümmern musste.

    Calvena, Serrana waren da und kurz darauf erschien auch Clara! … Es tat so gut, die "alten" Freundinnen nach langer Zeit wieder zu zu treffen. Prisca umarmte jede von ihnen liebevoll, dankte für die Beileidswünsche und zeigte sich schockiert ob der Nachricht von Calliphana´s Tod. "Oh nein, das ist ja schrecklich! Die arme Calliphana. Mögen die Freuden des Elysiums ihr wenigstens das Leid vergelten das ihr widerfahren ist. Und was ist mit dem Kind? Ist es am Leben?" Prisca wusste gar nicht recht wie sie darauf reagieren sollte und so ging es den Anderen wohl auch. Mit diesem Schicksal beschäftigte wohl jede Frau die Kinder haben wollte (oder musste), schließlich gehörte es zu ihren Pflichten ihren Männern möglichst viele Kinder zu schenken. Die Aurelia spürte die leicht bedrückte Stimmung und so gab sie dem Wirt schnell mit einem Wink zu verstehen, dass er Wein, Wasser und einen bunt gemischten Imbiss aus Obst, Wurst und Käse auftischen sollte. "Ich freue mich jedenfalls euch gesund wieder zu sehen und, dass ihr meiner Einladung gefolgt seid. Verzeiht mir das bescheidene Mahl, das ich euch heute lediglich anbieten kann, aber bitte bedient euch! ... Ich hatte im übrigen keine Ahnung, ob ihr ebenfalls hier in Rom seid da ich selbst erst seit ein paar Tagen zurück aus Antium bin. Das war also reiner Zufall, Clara, dass meine Sklavin dich angetroffen hat", lud Prisca die drei Freundinnen nun zu Tisch ein und mit einem Augenzwinkern, auf Clara auf ihre Frage hin, versuchte sie die Stimmung wieder ein wenig zu heben.



    Leider scheiterte der Versuch kläglich und ihre Miene verfinsterte sich sogleich wieder angesichts des ernsten Hintergrunds des Treffens. Diesbezüglich wollte die Aurelia gleich vorweg, ganz offen und ehrlich zu den Dreien sein: "Was ich noch sagen wollte ... Ihr habt es wahrscheinlich schon längst mit bekommen, dass viele Familien - darunter auch die Aurelier und Flavier - aus Rom geflohen sind und es gibt sogar Gerüchte, wonach einige meiner Angehörigen mit der Ermordung des Kaisers in Verbindung gebracht werden. Ich bin momentan ganz allein hier und früher oder später werden die Prätorianer sicher vor unserer Tür stehen. Deshalb habe ich bewusst diesen Ort hier gewählt um euch nicht in irgend etwas mit hinein zu ziehen." Prisca atmete tief durch und nagte kurz unbewusst an der Unterlippe während sie erwartungsvoll zwischen den drei Freundinnen hin und her sah: "Ihr müsst mir bitte glauben, dass ich absolut keine Ahnung habe was hier vor sich geht und ob an diesen Gerüchten etwas Wahres dran ist. Das versuche ich gerade heraus zu finden und dann, … dann werde ich wahrscheinlich Rom wieder verlassen müssen, da es für mich hier nicht mehr sicher ist. Es tut mir leid, dass ich davon anfange aber ich will euch nichts vormachen, dazu ist mir eure Freundschaft zu wichtig.", erklärte Prisca mit einem wagen Lächeln auf den Lippen, ehe sie nach ihrem Becher mit Wein griff und nervös daran nippte. Einerseits wollte sie die Wiedersehensfreude und die Stimmung nicht noch mehr belasten, doch andererseits brauchte sie Klarheit wie ihre Freundinnen über sie und diese Gerüchte dachten.

    Lange wartete Prisca zwar noch nicht, aber dennoch beschlichen sie bereits leise Zweifel ob ihre Freundinnen der Einladung tatsächlich folgen würden. Von ihrer Sklavin Mara wusste sie zwar wer von ihnen grundsätzlich zu- und wer abgesagt hatte, oder wen sie nicht angetroffen hatte, aber seitdem waren bereits ein paar Tage vergangenen und in dieser Zeit konnte viel passieren. Als die Aurelia jedoch ihre beiden Freundinnen erblickte waren die Zweifel wie weggewischt. "Calvena! Serrana!", rief Prisca freudig aus und kam den Beiden raschen Schrittes entgegen. "Ja die Zeiten sind wahrlich nicht die besten. Umso mehr freu ich mich Euch gesund wieder zu sehen" Mit glänzenden Augen erwiderte Prisca sogleich die folgenden Umarmungen und es tat ihr richtig gut, nach so langer Zeit, wieder die Nähe vertrauter Personen zu spüren. "Ich danke euch für euer Mitgefühl. Ja es war ein schrecklicher Tod und ich habe sehr darunter gelitten. Aber nun habe ich die Trauer um ihn beendet und werde ihn in bester Erinnerung behalten", entgegnete Prisca mit einem leicht gequälten Lächeln welches nicht verhehlen konnte, wie sehr sie ihren Mann geliebt hatte: "Aber lassen wir die Toten in Frieden ruhen und denken wir lieber an die Lebenden", meinte sie dann aufmunternd klingend, während sie Calvena und Serrana sanft mit sich an den Tisch zog: "Kommt setzt euch und erzählt mir wie es euch und euren Familien geht. Was machen eure Kinder. Sind sie schon sehr viel größer geworden, seit ich sie das letzte Mal gesehen habe? … Und wisst ihr zufällig, ob es Clara, Calliphana, Octavia und den Anderen auch gut geht. Ich bin nämlich erst seit ein paar Tagen zurück in Rom", eröffnete die Aurelia das Gespräch lächelnd und mit einer ganzen Reihe von Fragen, aber es drängte sie einfach zu erfahren ob es Allen gut ging, nachdem sie sich so lange nicht mehr gesehen hatten.


    edit: Freundin übersehen *wie peinlich* ^^

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    Original von Tilla Romania
    ...Wenn denn dem so wäre, dann müsstest du dir eigentlich längst die Füße von einer hübschen Frau pflegen lassen... ...Schön dich zu sehen.. aber wo ist Hektor? Und die anderen? ... Und zupfte asbald an seinem Ärmel. Einar.. kannst du mich hoch nehmen.. ich kann nicht mehr weiter.. gehen... bitte.. ...


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    "Höh?", machte Einar verdutzt als Tilla zu flüstern begann. Er war nicht so geübt darin die Flüsterlaute der stummen Sklavin zu entziffern und - ganz ehrlich - er hatte auch keine große Lust sich damit auseinander zu setzen. Was Tilla sagte ergab einfach keinen rechten Sinn für ihn: "Wie, was? Welchen süßen Pfau soll ich fliegen lassen?", wiederholte er das zum Ende hin falsch Verstandene und schnaubte genervt. "Red´ keinen Unsinn und komm weiter! Wir haben wirklich keine Zeit für solche Scherze" Warum konnten Frauen eigentlich nie den Mund halten?

    Einar setze seine Schritte fort, die weitere Frage nach diesem "liktor" einfach ignorierend, aber keine fünf Meter weiter musste der Germane erneut stoppen, da etwas penetrant an seinem Ärmel zupfte. "Was ist jetzt schon wieder los??", drehte er sich knurrend zu Tilla um und hob fragend eine Braue als er hörte was diese nun von ihm wollte: "Du willst, dass ich eine Leiter mit nehme? Sag mal haben die dich da drinnen unter Drogen gesetzt?" Der Hüne tippte sich an die Stirn und war ratlos über das scheinbar sinnlose Geflüstere. Erst als Tilla die Augen leicht zu verdrehen begann und verdächtig ins wanken geriet dämmerte ihm, dass mit dem Mädchen etwas nicht stimmen konnte. "He!? Bei Lokis verlaustem Bart ..." Mit einem germanischen Fluch auf den Lippen riss Einar beide Arme vor um Tilla auf zu fangen und da merkte er erst, wie leicht und schwach die junge Frau in seinen Armen war. "So ein Mist. Ich bringe dich wohl besser erst zu deiner Mutter, damit sie dir etwas zur Stärkung verabreicht. So kannst du jedenfalls nicht vor die Herrin treten", entschied der Germane brummend und wenig erfreut klingend. Dieser Umweg passte ihm zwar gar nicht den Kram und, dass erTilla auch noch tragen durfte, aber er wollte unbedingt vermeiden, dass die Herrin am Ende ihm die Schuld für Tillas schlechten Zustand gäbe.


    Also schlug der Germane die Richtung zu Esthers Haus ein und hoffte, dass diese ihre Tochter schnell wieder auf die Beine bringen würde um so schnell wie möglich weiter zu können.

    Es war schon einige Zeit her, dass Prisca jener Taverne einen Besuch abgestattet hatte. Den 16. Geburtstag ihrer Freundin Serrana hatten sie hier gefeiert und gerne erinnerte sich die Aurelia an die unbeschwerte Feier von damals zurück. Du meine Güte, wie jung wir damals waren und dabei war es doch gar nicht mal so lang her, oder täuschte die Aurelia sich da? Serrana und Calvena waren mittlerweile verheiratet und hatten Kinder, sie selbst war bereits Witwe und wie war es all den anderen Freundinnen von damals ergangen? Das Phänomen Zeit war schwer zu begreifen, umso greifbarer waren hingegen all die Veränderungen, welche die Zeit bewirkte. Vieles war geschehen, vieles war vergangen, für immer und ewig und zurück blieb einzig die Erinnerung an: gute wie an schlechte Zeiten


    Umso wichtiger erschien es Prisca, angesichts der schweren Zeiten die ihnen bevorstehen mochten, sich der Guten zu erinnern und wie könnte sie da bei ihre Freundinnen vergessen. Wie mag es ihnen gehen? Ihnen und ihren Familien. Ihren Kindern, dieser Tage? Diese und noch viele andere Fragen beschäftigten die Aurelia, die sich hier in Rom noch nie einsamer gefühlt hat nachdem sie hatte feststellen müssen, dass all ihre Verwandten die Hauptstadt verlassen hatten. Ob ihre Freundinnen und deren Familien überhaupt noch hier waren? Sie würde es hoffentlich bald heraus finden, denn sie hatte ihre Sklavin Mara los geschickt um ihre Freundinnen zu diesem Treffen hier in der Taverne einzuladen. Ein Wiedersehen in schlechten Zeiten, um sich vielleicht der guten Zeiten zu erinnern, oder was auch immer sie zu besprechen hätten wenn sie sich endlich wieder sehen würden.


    Diese Taverne schien (Priscas Meinung nach) jedenfalls der beste Ort für das Treffen zu sein, nachdem sie sich weder in der villa Aurelia noch in der villa Flavia sicher fühlte. Hier konnten sie sich unter die Allgemeinheit mischen und könnten sie sich ungestört und unbehelligt unterhalten. … Vorausgesetzt natürlich, ihre Freundinnen würden der Einladung folgen und sich hier in aller Öffentlichkeit mit ihr treffen wollen. Und so wartete Prisca voller Anspannung an einem Tisch in der hinteren Ecke der Gaststube, an dem außer ihr niemand saß, abgesehen von ihren Leibwächtern, die die Plätze frei hielten und ungebetene Gäste sofort abwimmelten, mit denen die Aurelia nichts zu tun haben wollte.

    Zitat

    Original von Tilla Romania


    [Blockierte Grafik: http://img3.imageshack.us/img3/786/custos1.jpg]
    Die Herrin wollte, dass Einar nach Tilla suchte, also suchte Einar nach Tilla ohne dabei zu wissen, wo er mit seiner Suche beginnen sollte. Rom war schon in friedlichen Zeiten kein besonders ruhiges und übersichtliches Pflaster und daran änderte auch die Anspannung der letzten Tage nicht viel. Auf der Straße konnte man aber jede Menge Informationen aufschnappen, wenn man sich nur ein bisschen umhörte und so fand der Germane irgend wann heraus, dass viele Bürger und Sklaven von der Straße weg in Haft genommen worden waren, da sie die Ausgangssperre missachtet hatten. Gut möglich, dass Tilla sich unter diesen Personen befand, schließlich wollte sie ja an jenem Tag unbedingt ihrer Mutter einen kurzen Besuch abstatten.


    Das war zumindest eine Spur, wobei Einar keinen blassen Schimmer hatte was er tun sollte falls Tilla tatsächlich im carcer säße. Zu den Wachen hin spazieren und nachfragen, ob diese zufällig eine kleine, kurzhaarige, stumme Sklavin in ihren Zellen sitzen hätten kam jedenfalls nicht in Frage. So blieb Einar nicht weiter übrig als sich unauffällig in der Nähe des Gebäudes aufzuhalten und immer mal wieder am Tor vorbei zu schauen. Tja und wie es der Zufall so will stand da irgendwann tatsächlich die Leibsklavin der Herrin vor dem Tor. So ein Glück!
    "He!! Tilla! Da bist du ja. He, hierher!", rief Einar ihr bereits von weitem mit seiner tiefen Stimme entgegen, so als hätten sie sich just hier und jetzt verabredet gehabt.


    Als Tilla kurz darauf vor ihm stand musterte der Hüne sie mit seiner typisch grimmigen Miene und befand mit einem zufriedenen Nicken, dass alles bei ihr ok wäre da sie einigermaßen aufrecht stehen und laufen konnte. "Siehst n´bisschen blass um die Nase aus, Mädchen. Solltest vielleicht besser nicht so viel im carcer rum hängen", lachte er heiser auf "Und jetzt komm endlich! Wegen dir hab ich mir fast die Füße abgelaufen", machte der Germane seine üblichen Scherze und Bemerkungen, so wie er gewöhnlich mit seinem Kumpel Bernulf umsprang und wandte sich damit zum gehen. Feingefühl besaß der Germane so wenig wie der Präfekt Haare auf dem Kopf hatte und so machte er sich auch weiter keine Gedanken um die junge Frau. Tilla war wieder da, darüber würde sich die Herrin freuen und damit war sein Auftrag erledigt. War doch alles bestens! ...

    Mit einiger Verwunderung 'hörte' Prisca die Geschichte, die sich angeblich um die Entstehung jener Skulptur, mit ihren eigenartigen Pranken und dem überdimensionalen Gemächt, rankte. Gespräche über ihre Frauen waren also der Anlass gewesen, dass der Bildhauer sich gemüßigt gefühlt hatte etwas mehr an dem Löwen dran zu lassen? Das klingt aber sehr seltsam Andererseits … "Pah! Männer!" und deren Phantasie, drückte Prisca schließlich in einer Mischung aus Amüsiertheit und Unverständnis ihre Meinung dazu aus. Wäre ja nicht das erste Mal, dass derartige Phantasien sich in Gemälden, Mosaiken und sonstigen Kunstwerken wiederfanden - insbesondere an ganz speziellen Orten. Davon hatte sich die Aurelia sogar selbst überzeugen können, auf ihrem "kleinen Studienausflug" ins lupanar, oder dem ein oder anderen feucht-fröhlichen Gelage, aber gut. Das lag schon einige Zeit zurück und außerdem war der Garten der villa Flavia weder ein lupanar, noch sollte der Löwen-Brunnen irgendwelche Männerphantasien beflügeln. ...


    Aulus soll begeistert gewesen sein? Als Prisca merkte, dass sie gedankenversunken die ganze Zeit über auf das Ding da gestarrt hatte machte sie schnell eine wegwerfende Handbewegung:"Ehm, so kann das auf alle Fälle nicht bleiben. Der Bildhauer soll kommen und das irgendwie beseitigen oder kaschieren. Wie ist mir egal", ordnete die Aurelia kurzerhand die Abänderung der Skulptur an ohne weiter darüber nach grübeln zu wollen wem in Wirklichkeit die Idee gekommen war, den Löwen so zu verunstalten.


    "So und nun bring mich zurück in meine Gemächer. Ich fühle mich erschöpft und möchte mich wieder hin legen." Mit einem Wink gab Prisca ihrer Slavin zu verstehen, dass sie allein aufstehen wollte und siehe da, es fiel ihr schon ein bisschen leichter. Wie gut doch die frische Luft tat! Nach ein paar Schritten war Prisca jedoch froh über Tillas stützende Hände und zusammen mit ihr spazierte die junge Patrizierin langsam zurück zur villa und überließ den Anblick des Löwen wieder ganz den Vögeln, denen die Löwenstatue mittlerweile als willkommener Lande- und Rastplatz diente.

    Die Lage ist sehr ernst, stellte Prisca händeringend fest, nachdem sie die ersten Informationen und Nachrichten ausgewertet hatte. Ihr Cousin Sextus und der Hausherr der Flavier standen auf der Todesliste des Präfekten, der Ehemann ihrer Cousine hat Selbstmord begangen. Von Flora keine Spur und auch alle restlichen Familienangehörigen waren spurlos verschwunden. Nun ja eine Spur gab es zumindest noch: Die zu ihrem Cousin Ursus nach Mantua, doch ob es dort viel sicherer war wie hier bezweifelte Prisca, wenn sie die Geschehnisse und Ereignisse zusammenzählte und daraus ihre Schllussfolgerungen zog. Sie kam immer zum gleichen Ergenis: Aurelier und Flavier dürften aktuell nicht gerade sehr hoch im Ansehen des Präfekten stehen und keinen leichten Stand haben im Reich. Und was soll ich jetzt tun? Ursus warnen - zu ihm reisen - hier bleiben und mich verstecken - Freunde und Klienten kontaktieren - und und und ... die Gedanken drehten sich immer wieder im Kreis.


    Doch die Zeit drängte und so fasste Prisca schließlich einige Entschlüsse und Pläne, die sie sofort in die Tat umsetzen wollte: "Hektor soll heute noch nach Manuta aufbrechen und meinem Cousin von der Lage hier in Rom berichten. Vielleicht sind die Informationen ja hilfreich für ihn. Ein weiterer Bote soll nach Misenum reiten und Melanchomas auftragen, die Nordwind nach Massillia zu segeln. Dort soll er auf weitere Befehle warten. Einar soll sich in der Zwischenzeit auf die Suche nach Tilla machen und Du ... Du wirst zusammen mit Bernuf meine Freundinnen und einige Freunde der Familie aufsuchen und ihnen folgende Botschaft von mir überbringen ...", diktierte die Auerlia ihrer Leibsklavin die Worte, die Prisca mitzuteilen hatte ...