Beiträge von Aurelia Prisca

    Nachdem Prisca den flavischen Ianitor im Atrium zurück gelassen hatte, wandelte sie zunächst nachdenklich durch die villa Flavia, ehe sie schließlich den Weg zu ihrem cubiculum einschlug. Dort angekommen fand sie erfreulicherweise wenigstens eine von ihren beiden Leibsklavinnen vor, auch wenn es "nur" Mara war und nicht Tilla, die sie eigentlich gehofft hatte anzutreffen. Auf eine herzliche Begrüßung musste die junge Sklavin deshalb verzichten und abgesehen davon war Prisca noch immer beschäftigt, iihre Gedanken zu ordnen: "Mara! Lass mir ein kleines Bad ein und bringe mir etwas zu essen und zu trinken. … Anschließend wirst du mir nochmal genau erklären was es mit den Briefen auf sich hat und mir sagen, was du von den Vorkommnissen hier in Rom weisst" Zumindest den Namen ihre Sklavin benutzte Prisca und auch ihre Stimme klang weitaus weniger herrisch als sonst was Mara - auf sich bezogen - wie ein Lob werten durfte. Mit dem kleinen Bad war im übrigen das wannenförmige Becken im angrenzenden Raum gemeint und nicht das große balneum, welches Prisca ansonsten gerne nutze. Heute musste es schnell gehen, denn Prisca spürte wie die Erschöpfung langsam ihren Körper lähmte. Sie brauchte dringend Schlaf und sie hoffte nur, dass ihr genügend Zeit bliebe, um die nötigsten Dinge hier in Rom zu regeln …

    Dem Sklaven folgend begab sich Prisca in das prunkvoll geschmückte Atrium der Flavier, welches sie stets bewundert hatte. Dieser ausgezeichnete Stil und die geschmackvolle und wertvolle Einrichtung! Heute jedoch kam der Aurelia dieses Haus eher wie ein altes ägyptisches Grabmal vor und angesichts dieser Assoziation und dem Gehörten lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Wenigstens entpuppte sich der Sklave als sehr hilfreich und er gab einige wichtige Informationen ohne, dass man ihm diese einzeln aus der Nase ziehen musste. Im Ernstfall würde aber auch er keine wirkliche Hilfe darstellen können, genau so wenig wie alle anderen anwesenden Sklaven. Und die Lage war ernst, sehr ernst sogar. Unbewusst strich Prisca sich mit der Hand um den Hals, als ob eine unsichtbare Schlinge sich darum langsam zu ziehen würde während die Gedanken wirr in ihrem Kopf herum jagten. Der flavische Hausherr stand auf einer Todesliste, Prätorianer stürmten die Häuser, fast alle bekannten Familien waren geflohen und niemand wusste wohin. Wem konnte man hier noch trauen und - vor allem - wer von denen befand sich überhaupt noch hier.


    Priscas Miene wirkte nachdenklich und mit fast abwesend klingender Stimme verneinte sie schließlich indirekt die Frage des Sklaven: "Ich denke die Umstände werden mir keine Wahl lassen.". Natürlich wäre es dringend erforderlich das Haus und die Sklaven zu überwachen, doch dazu fühlte sich die Aurelia allein nicht in der Lage. Zumal sie damit rechnen musste, dass man früher oder später auch sie hier behelligen würde. "Aber gut. Vorerst werde ich wohl hier bleiben und ich möchte, das du folgende Dinge für mich erledigst. Erstens: Informiere die anderen Sklaven über meine Ankunft und sorge dafür, dass nicht zu viel von meiner Anwesenheit nach draußen dringt. Die Beleuchtung und alles Andere soll so bleiben wie vor meiner Ankunft. Verstanden? Zweitens: Ich wünsche über jede Person informiert zu werden, die an der porta klopft. Egal wer es ist und wie unwichtig das Anliegen auch scheinen mag. Drittens: Lasse heraus finden, welche Familien und welche Klienten der Aurelier und Flavier sich möglicherweise noch hier in Rom aufhalten und wie die allgemeine Stimmungslage auf der Straße ist. Außerdem benötige ich - viertens -einen Bericht wie es um die Vorräte bestellt ist und für wie lange diese noch reichen", versuchte Prisca das Beste aus der momentanen Situation zu machen und so über trug sie dem Ianitor einen regelrechten Katalog an Aufgaben. Hoffentlich ist dieser Sklave damit nicht überfordert, dachte Prisca nur, aber der Ianitor war nun mal gerade als Einziger zugegen. Schlimm genug, dass sie sich ausschließlich auf Sklaven verlassen musste und deshalb schob die Aurelia nach kurzem Überlegen noch eine berechnende Bemerkung hinterher:" Ich verlasse mich auf dich! Du und auch die anderen Sklaven habt das Haus hier gut behütet und deshalb soll es euer Schaden nicht sein, wenn ihr auch weiter hin mir und eurer Herrschaft treu und ergeben dient" Was auch immer dieses Versprechen genau verheißen sollte, es würde hoffentlich die Sklaven genügend motivieren ihre Arbeit auch weiterhin zuverlässig zu verrichten.


    "Falls du mich brauchst und wenn es etwas gibt das ich wissen sollte, findest du mich in meinem Gemach."Mit diesen abschließenden Worten ließ Prisca den Ianitor schließlich im Atrium zurück und folgte dem schummrigen Licht der wenigen lichtspendenen Lampen, auf dem Weg durch die Gänge und Hallen, der verlassenen villa Flavia.

    Einen germanischen Fluch auf den Lippen, bedachte Einar den Ianitor lediglich mit einem grimmigen Blick, ehe er zur Seite trat und seiner Herrin Platz machte. Diese war zwar gut zwei Köpfe kleiner wie er, aber Größe war bekanntlich nicht alles. Der Stand allein zählte und zu seinem eigenen Glück erkannte der flavische Türsteher schnell genug, wer da vor der porta stand und auf Einlass wartete.


    Auf die Willkommensgrüße des Ianitors ging Prisca jedenfalls nicht weiter ein. Sie schritt einfach an ihm vorbei, ohne ihn zunächst eines Blickes zu würdigen und sah sich um. Die villa wirkte eigentlich wie immer und dennoch verlassen, was wiederum ein bedrückendes Gefühl in Priscas Brust erzeugte. Wo sind denn alle?. Die Worte des Türöffners ließen sie augenblicklich stoppen und die Ohren spitzen, angesichts des potentiellen Quells der Antworten auf all ihre Fragen.


    "Die Zeiten sind eben wie sie sind!", tat sie lapidar die Bemerkung des Ianitors, mit einer genervten Handbewegung, ab jedoch hatte er nun ihre volle Aufmerksamkeit und würde er ihr nun Rede und Antwort stehen müssen: "Wieso hat die Familie Rom verlassen? Ist es wegen dem Tod des Kaisers", sicher ging es darum, die Frage war nur ..." Was haben die Flavier damit zu tun?", nur weil ein Kaiser starb, mussten doch nicht alle gleich aus Rom fliehen, oder?: "Was weisst du darüber, los rede! ... Ich bin immerhin die Witwe von Flavius Piso und als solche möchte ich wissen was hier gespielt wird.", drängte Prisca weiter auf den armen Sklaven ein, ohne wissen zu können wie weit dieser in die Geschicke der Herrschaften eingeweiht war. Aber das war auch nicht der eigentliche Grund ihrer Fragen. Sie wollte einfach nur verstehen, warum niemand mehr hier war, denn sie fühlte sich dieser Familie sehr verbunden und niemals würde es ihr in den Sinn kommen, an den Taten dieser altehrwürdigen gens zu zweifeln. Aber einen Grund musste es geben, warum alle Flavier Rom verlassen hatten und sei es nur, weil man sie zu (un-)recht für den Tod des Kaisers verantwortlich machen würde, oder auch nicht. "Nun sag schon schon, was du weisst! ... Weisst du im übrigen etwas davon, ob auch die Aurelier fort aus Rom sind?", klang es drängend, aber gleichzeitig auch bittend aus Priscas Mund, als sie Acanthus mit ihren Fragen regelrecht durchlöcherte.

    Erleichtert darüber, dass sie die Stadt letztendlich unbehelligt hatte betreten können, setzte Prisca ihren Weg fort und erreichte schließlich erschöpft und völlig entnervt die villa Flavia. Während Bernulf der Aurelia vom Wagen helfen wollte, rannte Einar bereits los zur porta und hämmerte mehrmals mit der Faust dagegen, in der Hoffnung die villa nicht völlig verlassen vorzufinden. Die Aurelia hatte nämlich keine Lust länger, als unbedingt nötig, schutzlos auf der Straße herum zu stehen und jetzt fehlte ihr eigentlch nur noch ein iantor zu ihrem "vollständigen Glück", der sie nicht einlassen wollte um völlig auszurasten. "Fass mich nicht an! Lieber fall ich tot vom Wagen, ehe ich mich von deinen Drecksfingern anfassen lasse ... Und was ist mir dir, du germansicher Zottel, hast du geklopft? Warum dauert das so lange?", blaffte Prisca ihre beiden germanischen Leibwächter derat gereizt an, dass selbst den sonst so gelassenen Nordmännern das Grinsen gründlich verging. Das Verhör am Stadtor hatte zweifellos nicht dazu beigetragen die Laune der Herrin zu heben und beiden Leibwächtern war klar, dass nunmehr ein Funken allein genügen könnte, um ...

    Tja, diesem Kerl da hätte Prisca wohl noch stundenlang schöne Augen machen können, ohne eine Gefühlsregung bei ihm hervor zu rufen. Eigentlich eine Frechheit, dass er so gar nicht reagierte aber anderseits war Prisca auch froh darüber, da sie keineswegs darauf erpicht war das Repertoire zu erweitern, sofern es nicht unbedingt hätte sein müssen. Bestechen! Das wäre natürlich auch eine Option gewesen, aber zum Glück kam es nicht mehr dazu.


    Wie erwartet fanden die Wachen bei Priscas Leibwächtern keine Waffen, sodass der Anführer endlich die erlösenden Worte sprach. Weiterfahren! ... Nichts lieber als das.


    "Ich danke dir und ich werde deinen Rat beherzigen. ..Vale!", verabschiedete sich Prisca lächelnd bei dem Anführer der Urbaner und erst als sie außer Sicht- und Hörweite zu den Wachen waren, konnte sie endlich etwas entspannen und mit den Augen rollen. Puh! Du meine Güte! Wenn ich gewusst hätte was mich hier erwartet, dann wäre ich gleich nach Mantua gereist. Aber egal. Jetzt wollte Prisca erst einmal heraus finden, wer von ihren Familien überhaupt noch in Rom war und was genau hier vorgefallen war und dann, ... dann würde sie auf alle Fälle einen Weg finden und wählen, wie sie unbehelligt wieder aus Rom verschwinden könnte, ohne erneut an den Wachen am Stadttor vorbei zu müssen ...

    Die Nachfrage des Soldaten ließ Prisca für einen kurzen Moment verdutzt drein blicken und so langsam begann es tief in ihr zu brodeln. Was tut das denn jetzt zur Sache, woran mein Mann gestorben ist?, stellte sie sich insgeheim die Frage was das sollte. Hatten diese Soldaten denn nichts besseres zu tun? Zum Beispiel das zwielichtige Gesindel kontrollieren, das in Scharen aus der Stadt drängte, anstatt eine unbescholtene Bürgerin und ihre beiden Sklaven zu fünft zu beäugen, als hätten sie gerade einen großen Fisch an Land gezogen?! Du meine Güte. Was glotzt ihr so? Sehe ich denn wie eine Aussätzige aus?, blickte die Aurelia teilnahmslos von einem Soldaten zum anderen und dann wieder zum Anführer der Gruppe. Prisca überlegte ernsthaft, ob sie dem Mann nicht gleich ihren Namen und ihren Stand verraten sollte aber sie bezweifelte stark, dass dann die Fragen weniger würden. Höchstwahrscheinlich würde der Kerl ihr nicht einmal glauben, dass sie eine Adelige sei angesichts ihrer augenblicklichen Aufmachung. Also was tun? Prisca seufzte leise und sie wunderte sich selbst, dass sie immer noch die Ruhe selbst war obwohl sie diesem lästigen Kerl da am liebsten die Meinung gegeigt hätte.


    "Mein Mann wurde vor ein paar Monaten von einem Dachbalken durch bohrt, als er unglücklicherweise einer einstürzenden insula im Wege gestanden hat. .. Und nein, meine Sklaven tragen selbstverständlich keine Waffen. Ihr dürft euch gerne davon überzeugen", beantwortete Prisca nüchtern beide Fragen nacheinander und sie war gespannt, was der Anführer der Gruppe wohl als nächstes von ihr wissen wollte. Natürlich hätte in dem Moment auch gleich ihre wahre Identität preis geben können. Prisca bezweifelte jedoch, dass sie dadurch ihre augenblickliche Lage wesentlich hätte beeinflussen können. Der Willkür des Militärs war man bekanntlich - in guten, wie in schlechten Zeiten - völlig ausgeliefert und demzufolge konnte Prisca nur hoffen, dass die Zeiten noch nicht derart schlecht waren, wie sie sich augenblicklich fühlte … Hätte ich doch nur die Sänfte genommen, dann würde ich wenigstens jetzt wissen woran ich bin, dachte sie nur und sah dem Anführer weiter unverdrossen in die Augen in der Hoffnung, ihn (mit ihrem unschuldigen Blicken) doch noch beeindrucken zu können.

    Ruhig! Ganz ruhig. Nur die Ruhe bewahren!, sagte sich Prisca immer wieder still vor und sie musste sich wirklich zusammen reißen, um nicht die Nerven zu verlieren. Das sah jedenfalls nicht dananch aus, als würde es leicht werden in die Stadt hinein zu kommen. Außer man war alt, grau und benahm sich wie eine Verrückte. Kurz blickte die Aurelia verachtend auf die Alte, die plötzlich aufsprang und flugs davon eilte als wäre sie ein junges Mädchen. Auf die Knie würde sie sich jedenfalls nicht werfen, eher würde sie dem Anführer da reflexartig gegen das Schienbein treten, wenn er sie nicht endlich vorbei lassen würde. Aber gut! Dieser Kerl tat ja nur seinen Dienst und es lag Prisca fern, ihn in irgendeiner Weise zu reizen oder gar durch ihr Verhalten weiter aufzufallen.


    "Ein Opfer, ja! ... Wir kommen aus Antium und ich bin eine römische Bürgerin wie du.", beantwortete Prisca ruhig und ohne jeglichen Hochmut in ihrer Stimme die Fragen, auch wenn es ihr schwer fiel den adeligen Hochmut für einen Moment völlig abzulegen. "Das da sind im übrigen meine beiden Sklaven. Sie versuchen mich zu beschützen, in diesen schweren Zeiten, in denen es eine alleinstehende Frau wie ich nicht leicht hat. Denn nicht nur der Kaiser ist tot sondern auch mein geliebter Mann, um den ich immer noch trauere. Von daher dachte ich es wäre meine Pflicht, nach Rom zu reisen um für das Wohl und die Zukunft unseres Reiches zu beten und zu opfern" Das war - wohl gemerkt - alles nicht gelogen, insofern es Prisca leicht fiel überzeugend zu sprechen. Falls die Wache sie allerdings partout nicht hinein lassen wollte, würde sie es eben sein lassen und lieber nach Mantua weiter reisen, wo hoffentlich ihr Cousin Ursus noch genügend Einfluss und Macht besaß um ihr Schutz und Zuflucht bieten zu können.


    "Wenn die Stadt allerdings nicht sicher ist, wie du sagst, so will ich deinen Rat gerne befolgen", fügte Prisca daeshalb nickend an und schenkte dem Mann sogar ein dankbares Lächeln, obwohl es sie sehr viel Überwindung kostete nicht wieder in gewohnte adelige Verhaltensweisen zu verfallen. Und nun? ...

    "Ja, ich will bis zum Brunnen! … und … jaha, ich mach ja schon langsam. Bin ich denn eine alte Frau, dass du mich derart behandelst?", versuchte Prisca mit ihrer Sklavin zu streiten obwohl sie genau wusste, dass sie es ohne Tillas Hilfe keine fünf Meter schaffen würde . Im Grunde war sie nur wütend auf sich selbst, weil ihr Körper nicht so wollte wie ihr Geist. Am Ehrgeiz haperte es jedenfalls nicht, nur an der Geduld und so musste sich Prisca regelrecht zwingen, es langsam an zu gehen. Ganz langsam! Schritt für Schritt "Ist ja schon gut Tilla. Ich sage dir schon, wenn ich nicht mehr kann. … Aber erzähl mir ruhig von dem Baufortschritt. Ich war lange nicht mehr dort und bin schon sehr gespannt wie das Kunstwerk aussieht , folgte es sogleich im versöhnlichen Tonfall, wobei die Aurelia durch das Gehen und reden mehr und mehr außer Atem kam.


    Zum Glück kam der Brunnen und die Bank bereits in Sicht, auf die sich die Aurelia schnaufend, auf ihre Sklavin gestützt, nieder ließ. Puh! War das anstrengend, holte Prisca erst einmal tief Luft ehe sie fähig war den Blick und ihre Aufmerksamkeit auf das neu errichtete Kunstwerk zu richten.


    "Wie? Was soll daran korrigiert werden? Der Löwe ist doch wunderschön heraus gearbeitet, oder etwa nicht?", erinnerte sie sich wieder an Tillas Bemerkung von eben und konnte an dem Tier aber nichts erkennen, das einer Korrektur bedürfte. Fragend blickte sie Tilla an und dann wieder auf steinernen Löwen, dessen Ähnlichkeit mit dem Löwenkopf auf dem aurelischen Familienwappen unverkennbar war. Ob Piso die Züge der anmutigen Großkatze absichtlich so gestalten hatte lassen? Gut möglich. Schließlich hatte er die Bauarbeiten höchstpersönlich überwacht und seinem ästhetisch geschultem Auge wäre dabei ganz sicher kein noch so kleiner Fauxpas entgangen. … Oder doch? Naja, die fehlenden Krallen an den Pfoten waren natürlich ein eklatanter Fehler, welcher jedoch Priscas prüfendem Blick bislang verborgen geblieben war. Eher hatte sie Bedenken, dass der Bildhauer an einer anderen Stelle etwas zu viel des Guten heraus gemeißelt hatte. Konkret blieb ihr Blick an dem Gemächt des Königs der Tiere "hängen", welches doch etwas groß geraten war. Ob allerdings jemand dadurch Anstoß an der Skulptur nehmen würde war eher zweifelhaft. "Hmm, naja …. DAS da ...", deutete Prisca vorsichtig, mit ausgestrecktem Zeigefinger auf den 'kleinen Löwen' : "… hätte man durchaus etwas dezenter gestalten können, oder?", meinte sie dazu und konnte ein amüsiertes Kichern nicht unterdrücken.

    Auf Priscas Befehl hin machte sich Hektor sofort auf die Suche nach Tilla und bis diese hier wäre, würde sie sich weiter der neuen Sklavin widmen.Na ja, mal abgesehen davon, dass sie ungewaschen ist, scheint das junge Ding ja recht hübsch zu sein, stellte Prisca einigermaßen zufrieden und mit einem kritischen Blick fest. Schließlich umgab sie sich nur mit schönen Dingen und dazu zählten auch ihre Leibsklavinnen, wenngleich deren Schönheit selbstverständlich niemals mit der ihren konkurrieren durfte. Außerdem legte die Aurelia viel Wert auf absoluten gehorsam und Ergebenheit und in diesem Punkt musste Mara wohl noch etwas geschliffen werden, da deren anfängliche Schüchternheit und Verstörtheit erstaunlich schnell, einem relativ gelöstem Mundwerk Platz machte und ein wahrer Redeschwall auf die Aurelia ein prasselte. "Schweig! Als Sklavin solltest du besser wissen wer deine Herrschaften sind und abgesehen davon hast du nur Fragen zu stellen, die der Befriedigung meiner Wünsche dienen. Verstanden?!", schnitt Prisca der jungen Frau schließlich das Wort ab, nachdem diese sich auch noch erdreistete ihr Fragen zu stellen und von Hektors Liebe zu Tilla daher zu faseln. Das ging der Aurelia eindeutig zu weit.


    "Wenn du sonstige Fragen hast, stell sie Tilla. Sie wird im übrigen für dich verantwortlich sein und dir alles zeigen und beibringen. Du tust was sie sagt, egal was und wenn du nicht folgst, wirst du bestraft", stellte die Aurelia unmissverständlich klar, dass Mara in der Hierarchie der Sklaven denn allerletzten Rang einnehmen würde. Wenn überhaupt erlaubte Prisca nur Tilla, persönliche Fragen zu stellen und das auch nur, wenn sie in der Stimmung dazu war. "Mit Kochen und Holzarbeiten wirst du jedenfalls nicht viel zu tun haben, so lange du mir dienst. Aber wenn du es darauf an legst und faul bist, oder du dich als unfähig erweist, wirst du sehr schnell merken welch niedere Tätigkeiten es für derlei Sklaven gibt", sprach die Aurelia mit gerümpfter Nase eine letzte Drohung aus. Auf die drakonischen Bestrafungsmethoden der Flavier wies sie erst gar nicht hin, denn davon würde Mara schon noch früh genug von den anderen Sklaven zu hören bekommen.


    Damit war aus Sicht der Aurelia eigentlich alles gesagt. Jetzt fehlte nur noch Tilla und dann könnten die beiden Sklavinnen endlich mit ihrer Arbeit beginnen.

    "Uuhh, Bei allen Göttern, bitte tut mir nichts. Ich bin alt und grau und habe nichts unrechtes getan. Ich flehe euch an, schont mein Leben!", fühlte sich zuerst das alte Mütterchen angesprochen, indem sie prompt die Hände über den Kopf zusammen schlug und augenblicklich vor den Urbanern auf die Knie nieder sank. War das nur Schau, oder hatte die alte Frau in ihrem Leben gar schon so viel schlimmes erlebt, dass sie so über reagierte.


    Na bravo! Prisca wusste in dem Moment nicht so recht, ob sie lachen oder weinen sollte. Weder interessierte sie das alte Weib, noch hatte sie große Lust den Urbanern Rede und Antwort zu stehen, aber was sollte sie tun? Lügen oder davon laufen wäre wohl das Dümmste was sie tun konnte. Ich sage einfach so wenig wie möglich und bleibe dabei so nah wie nötig bei der Wahrheit, entschloss sich Prisca dazu das - ihrer Meinung nach - einzig Richtige zu tun. Also schluckte sie ihren patrizischen Stolz erneut hinunter und spielte stattdessen die einfache junge Frau, die sie nach außen hin ohnehin darstellte.


    Nur die nötigsten Geschäfte ..."Ich weiß, ... ich weiß! ", nickte Prisca ergeben als sie an der Reihe war und ein scheuer Blick traf den Anführer, ehe sie mit ehrfuchtsvoller Stimme den Grund ihrer Gegenwart nannte: "Als ich vom Tod unseres Kaisers erfahren habe bin ich sofort hierher gereist, um zu trauern und, um den Göttern ein Opfer dar zu bringen. Nur deshalb wollte ich in die Stadt, sofern ihr mir dies gestattet?" Von unten herauf blickte Prisca den Mann aus großen Augen erwartungsvoll an. Ob sie mit dieser Erklärung durch käme? Wenigstens konnte man ihr eines nicht absprechen, nämlich, dass sie sich nicht respektvoll und kooparativ gegenüber den Soldaten verhielt. Geradezu vorbildlich sogar!, wenn Prisca sich selbst dafür hätte benoten dürfen.

    Aufgrund der geringen Entfernung zwischen Antium und Rom, hielten sich die Strapazen und Entbehrungen der Reise zum Glück im erträglichen Rahmen, wenngleich es die Aurelia sehr viel Überwindung gekostet hatte, in einfachen Gewändern gehüllt auf einem primitiven Ochsenkarren Platz zu nehmen. Keinerlei Zeichen ihrer Würde und ihres Standes. Was für eine Demütigung ihrer zarten Seele! Aber es half nichts. Schließlich konnte sie unmöglich in einer prunkvollen Sänfte liegend, oder im bequemen Reisewagen sitzend, vor den Toren Roms erscheinen ohne zu wissen, wie man dieser Tage dort auf einen derart pompösen Auftritt reagieren würde. Selbst der übliche Tross aus Sklaven, Leibwächtern und sonstigem Gefolge musste wohl oder übel in Etappen anreisen, um auf diese Weise nicht aufzufallen. So war die Aurelia also gezwungen den Gefahren des römischen Alltags zu strotzen, vor denen sie ansonsten zuverlässig durch einen Pulk Bewacher abgeschirmt wurde. Einzig und allein Einar und Bernulf begleiteten sie auf dem Karren und dieses eine Mal war Prisca insgeheim froh darüber, die beiden germanischen Bluthunde nah an ihrer Seite zu wissen. Das würde sie natürlich nie offen zugeben und deshalb ließ sie keine Gelegenheit aus ihren Unmut an den beiden Germanen auszulassen.


    "Hoffentlich sind wir bald da. Ich werde wohl die nächsten Tage im Bad verbringen müssen und hoffen, dass ich den Gestank wieder los werde, den ihr und dieser Ochse da verströmt. Bäh!", wetterte Prisca zum x-ten Male los und erntete dafür nur stoische Blicke, worauf sie noch wütender wurde, was wiederum die beiden Germanen köstlich amüsierte …usw …usf ... "Was grinst du denn so dämlich? Hör sofort auf damit!", entdeckte Prisca prompt den Hauch einer Muskelzuckung in Bernulfs Mundwinkel, worauf dieser sich -angesichts der heiteren Stimmung - einen Seitenhieb auf seinen Kumpel nicht verkneifen konnte: "Aber Herrin, ich grinse doch nur weil in Wirklichkeit Einar es ist, der allein so stinkt wie zehn Ochsen." und erhielt dafür "Aua!" prompt eine schmerzhafte Kopfnuss von diesem. "Halt dein blödes Maul!", zischte Einar wütend. Immer musste Bernulf sticheln und das hasste er: "Du weißt genau, dass das nicht stimmt. Erst letzten Monat habe ich gebadet. Ich schwöre es Herrin!", stellte er demzufolge richtig, was Sache war und...: "Und überhaupt, wenn hier einer stinkt, dann …"


    "Oh Jetzt haltet endlich euren Mund. Beide! Oder ich lasse euch von dem nächstbesten Kerl, der mir hier über den Weg läuft, öffentlich auspeitschten!", fuhr Prisca mit schneidender Stimme dazwischen da ihr langsam der Kragen platzte. "Seht lieber zu, dass wir unbehelligt an den Wachen vorbei in die Stadt kommen! Da vorne ist bereits das Tor in Sicht." Mittlerweile hatten sie den Stadtrand erreicht und von dort aus mussten sie notgedrungen zu Fuß weiter durch die Menschenmassen, die in und aus der Stadt heraus drängten. "Bravo junge Frau!", ertönte inmitten der vielen Menschen plötzlich eine zittrige Stimme, worauf Prisca und die zwei Germanen wie an einem Strang die Köpfe danach drehten. "Zeig es nur den beiden ungewaschenen Kerlen wer hier das sagen hat und lass dir nichts von denen gefallen", feuerte da tatsächlich eine kleine alte runzelige Frau die Aurelia an, die zufälligerweise in der Nähe gestanden und die Worte bitbekommen hatte. Genauso, wie Dutzende andere Menschen auch, die sich allerdings nicht weiter darum scherten. Jeder war sich augenblicklich selbst der Nächste und, nachdem die Ausgangssperre aufgehoben war, suchten viele auf ihre Weise das Heil in der Flucht, oder eben nicht, je nachdem in welche Richtung man augenblicklich strebte.


    Unter normalen Bedingungen hätte Prisca dem in Lumpen gehülltem Mütterchen keinerlei Beachtung geschenkt und hätten ihre Leibwächter die alte Frau lediglich brutal zur Seite geschubst. Heute aber musste sie mit schnellen Griffen, an Einars und Bernulfs Handgelenke, diese sogar davon abhalten ihre Arbeit -wie gewohnt - tatsächlich zu tun. Wir wollen doch nicht auffallen!, warf sie den Beiden einen energischen Blick zu, ehe sie zu der Frau gewandt sprach: "Naja, eigentlich sind das ja zwei ganz liebe Kerle! Wir sind alle nur ein wenig erschöpft und gereizt von der langen Reise. " Mit guter Miene zum bösen Spiel, zwinkerte Prisca ihren beiden Sklaven lächelnd zu, obwohl sie sich am liebsten übergeben hätte inmitten des gemeinen Pöbels, von dem sie soeben im Begriff war ein Teil zu werden. "Aber nun müssen wir wirklich weiter. Vale, gute alte Frau. Mögen die Götter dich in diesen schweren Zeiten gut behüten " , oder fall meinetwegen auf der Stelle tot um, log die Aurelia der Alten deshalb auch ganz ungeniert lächelnd ins Gesicht, nur um schnell ihren Weg fort setzen zu können. Das Ziel (die villa Flavia) war schließlich nicht mehr allzu weit und dennoch schien es in unerreichbare Ferne gerückt, angesichts der vielen Patrouillen, die unablässig die Menschenmenge nach verdächtigen Personen absuchten ...

    Unauffällig an den Wachen vorbei, in die Stadt hinein - heraus finden, was vorgefallen ist und - wo sich die übrigen Angehörigen gerade aufhalten und -falls nötig wieder unauffällig aus Rom verschwinden. So einfach oder kompliziert war der Plan der Aurelia und bei diesem war sie (mehr denn je) auf die Loyalität ihrer Sklaven angewiesen. Keine Frage. Am liebsten hätte Prisca im Moment ihre Leibsklavin Tilla bei sich gehabt (über deren Verbleib sie sich nach Maras Briefen unablässig Gedanken machte), aber leider musste sie im Moment wohl allein mit den zwei Germanen Vorlieb nehmen.

    ...nos et mutamur in illis ...


    Nicht weit (und doch fernab des Trubels der Hauptstadt) weilte Aurelia Prisca im südlich von Rom gelegenen Antium, wo sie langsam über den Tod ihres Mannes hinweg kam und schließlich die Trauer um ihn, zusammen mit ihren Glauben an die Liebe, endgültig zu Grabe trug. Von dem Tod des Kaisers und den folgenden Ereignissen in Rom bekam sie deshalb zunächst gar nichts mit. Erst nachdem ihre Sklaven Tilla, Mara und Hektor nicht aus der Hauptstadt zurück kamen (die hatte sie dorthin geschickt, um ein paar persönliche Dinge aus der villa Flavia zu holen) wurde Prisca stutzig und schließlich überbrachte ein flavischer Bote - zwei Wochen später - die bis dato neuesten Nachrichten aus Rom. Was??? Der Kaiser ist tot und in Rom herrscht Ausgangsperre?! Das war ein schwerer Schock und sofort musste Prisca an die Angehörigen beider Familien denken. Der Gedanke an ein Verbrechen drängte sich ihr spontan auf, auch wenn allgemein bekannt war, dass der Kaiser gesundheitlich angeschlagen war und man eigentlich ständig mit seinem Ableben rechnen musste. Allerdings wäre es nicht das erste Mal, dass man sich eines schwächlichen Herrschers irgendwann entledigte, sofern er nicht "freiwillig" sterben wollte. Hatte man also am Ende ein wenig nachgeholfen, weil der kranke Kaiser für das Reich untragbar geworden war? Durchaus denkbar und wenn dem tatsächlich so wäre, könnte womöglich eine von langer Hand geplante Verschwörung dahinter stecken. Der Präfekt? Oder vielleicht der Senat? Zumindest hätten beide Seiten genügend Gründe und die Macht dazu gehabt, aber auch wenn das alles nur Hirngespinste wären so bestünde zumindest die Gefahr, dass durch Gerüchte um den Tod des Kaisers und eines potentiellen Nachfolgers das gesamte Reich in Aufruhr geriete. Insbesondere bei der breiten Masse der niederen Bevölkerung musste man aufpassen, da diese in solchen Situationen gerne dazu geneigte sich plötzlich in einen wütenden Mob zu verwandeln (man denke nur an die Geschehnisse im Hain der Diana zurück und den Folgen daraus - insbesondere für den römischen Adel).


    Für Patrizier galt es in solchen Situationen stets besonders auf der Hut zu sein und deshalb rieten die anwesenden Gelehrten der Aurelia auch aufs eindringlichste davon ab, zurück nach Rom zu kehren. Jedoch ohne Erfolg, denn: "Mein Entschluss steht fest. Ich reise zurück nach Rom. Oder soll ich etwa hier in Antium bleiben, Däumchen drehen und darauf hoffen, dass man mich in diesem Kaff in Ruhe lässt? Unsinn! Hier habe ich weder die Gewissheit noch die Möglichkeiten mich im Ernstfall , gegen wen auch immer, zu wehren. Nein, ich muss unbedingt wissen ob es meinen Familien gut geht und wohin sie eventuell geflohen sind." Manuta wäre eine Option, dort war zuletzt ihr Cousin stationiert, aber auf den Weg dorthin müssten sie eh an Rom vorbei und wo im Reich wäre man letztendlich sicher? Hier in Antium bestimmt nicht. Nein, hier wäre man im Prinzip genauso schutzlos wie anderswo auch und abgesehen davon: Eine Aurelia läuft nicht davon und sie versteckt sich auch nicht! Das würde das Unausweichliche bestenfalls hinauszögern, aber niemals verhindern. Und sollte es wirklich zum Äußersten kommen, so würde der winzige Dolch (hoffentlich) seine Dienste tun, dessen Klinge mit einem todbringenden Gift bestrichen worden war und den Prisca stets, gut verborgen, unter ihren Gewändern trug. Ihn wirklich benutzen zu müssen hoffte Prisca natürlich nicht, aber sie sah dunkle Wolken am Horizont aufziehen. Zeiten ändern sich und nun lag wohl eine schwere Zeit vor ihnen, wobei die Aurelia sich damit trösten konnte, dass der Tod ihr schon lange keine Angst mehr machte ...

    So blutig und spektakulär wie das Theaterstück zu Ende gegangen war, so unblutig und unspektakulär begann der erste Kampf. Was waren denn das für komische Gladiatoren, bei denen zwischenzeitlich sogar ein Schiedsrichter einschreiten musste um die Beiden zum kämpfen zu animieren. Prisca schüttelte belustigt den Kopf über das Schauspiel unten in der Arena und richtete ihr Interesse lieber auf die Menschen in den Logen. Die oberen Ränge ließ sie selbst redend aus, schließlich saßen die wichtigen Persönlichkeiten alle in den vordersten Reihen und einige interessante und bekannte Gesichter entdeckte sie auch darunter. naschte sie versonnen von den Rosinen die Tilla bereit gestellt hatte. Die Dienste der Sklaven waren so selbstverständlich, dass die Aurelia zunächst gar nicht weiter darauf achtete bis diese ihr plötzlich die Hand streichelte.


    Ein wenig irritiert blickte Prisca ihre Sklavin an, da sie gerade ganz andere Gedanken im Kopf hatte und am wenigsten hätte sie erwartet, was jetzt kam. "Wie, ... ihr seid ein Paar?", fragte Prisca irritiert nach, obwohl sie sehr wohl verstanden hatte was Tilla damit meinte. Das war ja die Höhe! Seit wann stand es Sklaven zu selbst darüber zu entscheiden, wann und mit wem sie zusammen waren? Verhindern konnte es freilich niemand, dass auch Sklaven es ab und zu miteinander trieben, aber verbieten konnte man es ihnen unter Androhung von Strafen. Sie und Hektor snd also ein Paar? … Pah! Unwillkürlich entzog Prisca ihrer Sklavin die Hand da sie augenblicklich an ihre ehemalige Leibsklavin Leonita denken musste, die ihr damals eine ähnliche Liebesbeziehung und darüber hinaus ihre Schwangerschaft verschwiegen hatte, bis zu jenem Tag, an dem sie eigentlich mit ihrer Herrin die Reise nach Germanien hätte antreten sollen.


    Damals war Prisca schwer enttäuscht gewesen, da sie ihre Sklavin stets wie eien Freundin behandelt hatte und seitdem hatte sie sich geschworen es niemals wieder so weit kommen zu lassen. Dumm nur, dass sie bei Tilla anscheinend wieder den gleichen Fehler begangen hatte, indem sie ihr vollstes Vertrauen in die junge Frau gesetzt hatte. "Und warum erfahre ich das erst jetzt? … Willst du mir am Ende gar damit andeuten, dass du bereits schwanger von ihm bist?", stellte Prisca deshalb kühl und abweisend die Frage, wobei sie eher enttäuscht als wütend klang. Und ich dachte ich könnte ihr vertrauen. Und jetzt das … Einzig und allein Tillas Nachsatz mit der Liebe bewog die Aurelia dazu die Verbindung nicht augenblicklich zu verbieten. Ja, Liebe ist schön, musste sie sich stattdessen eingestehen, dass Tilla recht hatte und sie wusste nur zu gut, wie schwer die große Liebe zu finden war.


    "Dann werde von mir aus glücklich mit ihm!!", gab sie schließlich doch ihren Segen, wobei alles andere als Freude aus ihr sprach. So lange Tilla ihre Pflichten nicht vernachlässigen würde, gäbe es keinen Grund ihr den Umgang mit Hektor zu verbieten. "Aber wehe dir wenn du schwanger wirst. Dann … dann werde ich dich und deinen Balg an den nächstbesten Händler verkaufen und dein Hektor wird da unten, in der Arena, den Gladiatoren Gesellschaft leisten", schickte Prisca mit funkelnden Augen eine Drohung nach, die ernster klang als sie gemeint war. In ihrem tiefsten Inneren hatte die Aurelia ihre Sklavin längst ins Herz geschlossen und niemals würde sie Tilla einfach so verkaufen, ebenso wenig wie sie ihr das Kind wegnehmen würde. Vielmehr hatte Prisca vor ihrer treuen Dienerin irgendwann die Freiheit zu schenken, doch bis es soweit war gehörte das Leben der jungen Frau ihr und dementsprechend würde sie darüber bestimmen.


    "Ich habe genug. Lass mich für heute allein! Du kannst gehen!" Und dich mit deinem Hektor vergnügen Mit einer abweisenden Handbewegung und beleidigt klingend schickte Prisca ihre Sklavin schließlich fort. Sie war eingeschnappt und wollte allein sein. Allein an diesem wohl denkbar schlechtesten Ort, inmitten der tosenden Menge, wo man sich verlieren konnte und genau das wollte die Aurelia nun ...

    Prisca musste über seine Worte schmunzeln. Ich? bessere Chancen, ihn zu überreden? Das konnte man glatt als Kompliment auffassen. "Oh sei unbesorgt, Tiberius, ich würde dich niemals zu etwas überreden wollen das du nicht aus freien Stücken bereit wärst für mich zu tun", gab sie ihm darauf mit süßer Stimme und einem verführerischen Augenaufschlag zurück. Fast hätte man meinen können sie wolle mit ihm flirten und ansatzweise stimmte das sogar. Ahala war schließlich ein sympathischer Kerl und bei solchen Männern tat Prisca das öfters, einfach so, weil es ihr Spaß machte und sie sehen wollte wie weit ihr Liebreiz reichte. Ernste Absichten hegte sie dabei freilich nicht, schließlich war sie glücklich verheiratet und sie liebte ihren Mann über alles, ohne auch nur eine Sekunde daran zu zweifeln, dass diese Liebe (und ihre Ehe) bald schon ein ziemlich jähes Ende finden würde.


    Ja ja, der Tod! Er war allgegenwärtig und doch verdrängte man die Gedanken an ihn, so gut es ging und gleiches wollte Prisca mit den Gedanken an ihren verblichenen Halbbruder tun, nachdem die Formalitäten bezüglich seines Nachlasses nun erledigt waren. Insgeheim bedauerte sie es jedoch ein klein wenig, dass sie und Pegasus nie einen Weg gefunden haben sich näher kennen zu lernen, nachdem was alles vorgefallen war. Naja, vielleicht finden wir ja im Elyisum die Gelegenheit uns auszusprechen, schloss Prisca dieses Kapitel scherzhaft zu sich selbst gesprochen ab, wobei sie nicht vor hatte dieses Treffen in naher Zukunft stattfinden zu lassen. Aber wer konnte schon vorher sagen, wann einen selbst der Tod ereilen würde?


    Mitunter endete das Leben schneller als gedacht und deshalb lebte Prisca nach dem Prinzip: Das Leben in vollen Zügen zu genießen! Dazu gehörten nun mal harmlose Flirts genau so, wie gesellschaftliche Feierlichkeiten und freundschaftliche Treffen. Zu letzterem lud Ahala sie auch prompt ein indem er sie fragte ob sie wisse, dass sie jederzeit willkommen wäre. Nun davon war Prisca zwar ausgegangen, nicht zuletzt weil ihre Cousine mit einem Tiberer verheiratet war, aber bei Ahalas charmanter Art konnte sie nicht widerstehen mit ihm zu schäkern:"Nun ich hatte es nicht zu hoffen gewagt aber nun habe ich - dank deiner Worte - endlich Gewissheit, Tiberius", bedankte sich Prisca mit einem bezaubernden Lächeln das sie nur selten verschenkte. "Richte bitte deiner Familie und meiner Cousine meine besten Grüße aus. Der Segen der Götter möge euch allzeit begleiten, bis wir uns wieder sehen." Zusammen mit diesem aufrichtigen Wunsch wandte sich die Aurelia nun endgültig zum Gehen und so (gespielt) traurig, wie der Anlass ihres Besuchs auch gewesen sein mag, so gut gelaunt spazierte sie nun von dannen.

    In so kurzer Zeit war es kaum möglich ein Urteil über einen anderen Menschen zu bilden, dessen Charakter und Gesinnung man kaum kannte, auch wenn dieser einem auf den ersten Blick durchaus sympathisch erschien. So ging es zumindest Prisca, obwohl sie mit Calvena bereits vielsagende Blicke getauscht hatte. Phoebe war auf den ersten Blick die ideale Frau für ihr Vorhaben und dennoch bedurfte es wohl noch mehrerer Prüfungen, ehe sie sich sicher sein durften ob sie der Helvetia wirklich vertrauen konnten. Diesbezüglich galt es auch Serrana von der Loyalität ihrer neuen Bekanntschaft zu überzeugen und ohne deren Zustimmung würde Prisca jedenfalls nichts riskieren, da sie viel auf die Meinung der eher besonnenen Iunia hielt. Serrana war zugegeben manchmal - wie sollte man es am besten ausdrücken - etwas eigen?! Andererseits, wer war das nicht? Jedenfalls hielt Prisca viel auf ihre Freundin und deshalb wollte sie erst dann weitere Schritte planen wenn auch Serrana völlig überzeugt wäre, dass die Helvetia die Richtige wäre.


    Unabhängig davon war die Frage von Calvena natürlich goldrichtig, um ein wenig mehr über die einstellung der Helvetia in Erfahrung zu bringen, auch wenn es wohl noch mehrerer Treffen bedurfte ehe man sich gegenseitig soweit vertrauen konnte um sie in den Plan einzuweihen. "Salinator?! Oh, zweifellos ein mächtiger Mann", stellte Prisca lakonisch fest: "Ich denke, ein Mann wie er wird sicher nicht leicht herum zu bekommen zu sein. Wenn überhaupt. Und abgesehen davon, wäre die Konkurrenz wohl groß. Oder nicht?", warf die Aurelia bewusst beiläufig wie provokant eine Bemerkung ein, während sie mit Calvena Blicke tauschte in der Hoffnung, damit Phoebes "Ehrgeiz" ein wenig anzustacheln. Könnte ja nicht schaden, schließlich glich dieser Kerl nicht unbedingt einem Adonis, dessen Erscheinung jede Frau sofort in Verzückung versetzte. Naja, es wäre zumindest für eine gute Sache! Aber darauf würden sie wohl erst nach einigen weiteren Treffen zu sprechen kommen, sofern es überhaupt dazu käme. Gesellschaftliche Anlässe gab es eigentlich genug, doch konnte zu dem Zeitpunkt ja niemand ahnen, dass sich bald schon die Ereignisse um den Kaiser und die gesamten Geschicke des römischen Reiches überschlagen würden. ....


    [SIZE=7]simoff: tut mir sehr leid, dass sich das Thema durch meine lange Abwesenheit irgendwie erledigt hat. Ich wollte aber auf alle Fälle nochmal antworten, wer weiß, vielleicht lässt sich ja irgendwo und irgendwann einmal daran anknüpfen.[/SIZE]

    Zitat

    Original von Aurelia Prisca


    Sorry an die, die auf mich warten, aber leider herrscht immer noch das gleiche Chaos bei mir. :( Von daher muss ich vorerst bis Ende November verlängern.


    Das Chaos nimmt (k)ein Ende und demzufolge ist (k)ein Ende in Sicht. Egal wie dem auch sei. ^^ Dem RL zum Trotz versuche ich ab sofort wieder hier mit zu schreiben, wenngleich ich um Geduld bitten muss, was meine Antworten betrifft.

    Auch das Schöne muss sterben! Das Menschen und Götter bezwinget,
    Nicht die eherne Brust rührt es des stygischen Zeus.
    Einmal nur erweichte die Liebe den Schattenbeherrscher,
    Und an der Schwelle noch, streng, rief er zurück sein Geschenk.
    Nicht stillt Aphrodite dem schönen Knaben die Wunde,
    Die in den zierlichen Leib grausam der Eber geritzt.
    Nicht errettet den göttlichen Held die unsterbliche Mutter,
    Wann er, am skäischen Tor fallend, sein Schicksal erfüllt.
    Aber sie steigt aus dem Meer mit allen Töchtern des Nereus,
    Und die Klage hebt an um den verherrlichten Sohn.
    Siehe! Da weinen die Götter, es weinen die Göttinnen alle,
    Dass das Schöne vergeht, dass das Vollkommene stirbt.
    Auch ein Klaglied zu seyn im Mund der Geliebten ist herrlich,
    Denn das Gemeine geht klanglos zum Orkus hinab.
    (Friedrich von Schiller, Nänie, um 1800)


    Auch das Schöne muss sterben! Wie wahr. Nur, … sollte das Vollkommene nicht eigentlich auf besondere Weise vergehen - allein der Ästhetik Willen? Durchbohrt von Achill´s Pfeilen, gepfählt von des Minotaurus´Hörnern, eingeäschert von den Blitzen des Zeus höchst persönlich, … Oh ja! Zwischen welch heroischen Toden vermochte das Schöne bereit sein zu wählen? … Erschlagen von einem wurmstichigen Dachbalken einer maroden insula?! Welche Ironie des Schicksals bescherte der Ästhetik einen derart anti-ästhetischen Tod, dass selbst die Tränen der Götter diesen Frevel nicht mehr aufzuwiegen vermochten? Priscas Tränen allein reichten jedenfalls nicht dafür aus, um solch ein Verbrechen an dem Schönen zu sühnen. Wie könnte sie es ihrem geliebten Gatten auch jemals verzeihen, dass er ihre Liebe auf derart schmähliche Weise verraten hatte, indem er sich von einem Stück Holz hat erschlagen lassen. Du Schuft! Sei verdammt bis in alle Ewigkeit, dass du mir das an tust und unsere Liebe verrätst. Seid verflucht ihr Parzen dafür, dass ihr mir dieses Schicksal aufbürdet und mir alles nehmt woran ich geglaubt habe. Meine Sehnsucht nach Liebe! Was davon ist nun geblieben, außer einem Klumpen Stein, der tief ihn mir schlummern wird bis in alle Ewigkeit?!, haderte Prisca noch am Tag der Beerdigung mit sich und der Welt. Sie verfluchte die Liebe und alles um sich herum und dementsprechend versteinert und abwesend wirkte sie inmitten der trauerenden Gemeinde. Trauer? Nein, die Trauer um ihren Geliebten war längst versiegt so wie die Tränen, die längst nicht mehr flossen. Warum auch. Es gab nichts mehr, was es wert gewesen wäre betrauert zu werden, denn das Schöne war längst vergangen, hinweg gespült und hinab gegangen in den Orkus der Vergänglichkeit.


    requiesca in pace! ...

    Zitat

    Original von Aurelia Prisca
    Melde mich nachträglich für die vergangenen zwei Wochen ab (sorry, dass ich mich erst jetzt melde) und verlängere bis vsl. Ende Oktober. Ich hoffe das RL lässt mir dann wieder mehr Zeit und Muse.


    Sorry an die, die auf mich warten, aber leider herrscht immer noch das gleiche Chaos bei mir. :( Von daher muss ich vorerst bis Ende November verlängern.


    Ich wünsche dir alles Liebe und Gute für deine Zukunft und ich danke dir für die schöne Zeit, die wir hier im IR miteinander hatten. :) Mach´s gut!