Beiträge von Aurelia Prisca

    Es machte wirklich Spaß und Freude der kleinen Laevina zuzusehen, wie sie den hingehaltenen Finger mit ihren kleinen Händchen packte und ihn fordernd Richtung Mund führte. Ob sie Hunger hatte? Prisca musste kurz schmunzeln, ehe sie etwas überrascht von Romanas Worten wieder aufblickte. Der Scherz mit dem Schmuck hatte die Claudia offenbar verwirrt, da sie als Vestalin keinen solchen tragen durfte. Naja, Prisca hatte nicht großartig darüber nachgedacht. Sie hatte damit eigentlich nur zum Ausdruck bringen wollen, dass kleine Babys eben gern nach allem möglichen greifen. War Romana ihr deswegen nun beleidigt, oder warum verabschiedete sie sich denn so überstürzt?


    "Auf Wiedersehen Romana und bis bald", rief Prisca der davon eilenden Claudia mit einem fragenden Blick nach, der anschließend Serrana und Calvena traf. "Was hat sie denn? Hab ich was falsches gesagt?", bezog sie die Reaktion der Vestalin ganz auf sich. Grübelnd legte die Aurelia die Stirn in Falten, wurde jedoch schnell wieder aus ihren Gedanken gerissen, da Laevina mittlerweile den Adler entdeckt hatte und ihre Fingerchen zielgerichtet nach dem goldenen Vogel grabschten. Ein kurzer Zug an der Kette genügte und schon gab der Verschluss nach, worauf Laevina vor Freude los gluckste. " Na na na! Das geht aber nicht kleine Dame.", rügte Prisca schmunzelnd und mit gespielter Empörung das kleine Mädchen mit liebevoller Stimme, das darauf hin noch mehr zu glucksen begann. Die Kleine drehte das goldene Schmuckstück voller Freude hin und her und Prisca dachte gar nicht daran es ihr wieder weg zu nehmen. "Ach, ihr beide habt wirklich wundervolle Kinder", bemerkte Prisca leise vor sich hin seufzend und reichte Laevina ganz behutsam an ihre Mutter zurück.

    Der Tag der Entsühnung mit den Götter war endlich gekommen, auch wenn kaum noch jemand daran geglaubt hatte - oder? Naja, den anwesenden Menschenmassen nach zu urteilen schien man sich an den Frevel im Hain der Diana durchaus noch zu erinnern, obgleich die aggressive Stimmung unter der Bevölkerung, die in den ersten Tagen nach der Schändung aufgeflaut war, zum Glück schnell wieder nachgelassen hatte. Was wollte man auch mehr? Der Schuldige war letztendlich gefunden worden und nun würde er endlich für seine Tat büßen. Was interessierte es die Menge da noch großartig, dass der Kerl bereits seit Wochen (oder gar Monaten) tot war. Erstaunlich war da schon eher, dass nach all der langen Zeit noch so viel von dem Übeltäter übrig war was es lohnte, in einem Schauprozess vorzuführen und anschließend ans Kreuz zu schlagen.


    Sicher kein schöner Anblick das … und ganz sicher nicht der Grund, weshalb Prisca heute anwesend war. Diese Geschichte war für sie - wie für alle Aurelier - mehr als unangenehm gewesen und wenn man die vielen Todesfälle in der Familie betrachtete, so hatten die Götter bereits mehr als deutlich ihren Zorn zum Ausdruck gebracht. Celerina, Corvinus, Orestes, Imbrex, Cotta, Narcissa All den Toten im Gedenken hoffte die Aurelia inständig, dass nun endlich auch wieder Ruhe in der Familie einkehren würde, nachdem man den Schauprozess (hoffentlich bald) zu Ende gebracht hätte.


    Und so stand sie nun zwischen all den anderen hochherrschaftlichen Zaungästen - umringt von ihren Leibwächtern - und hatte eigentlich nur Augen für eine ganz bestimmte Person. Ganz oben stand diese und es war kein geringerer als … Mein Mann! Natürlich, wer sonst? Wie er da stand, hoch oben auf dem Podest und an der Seite der wenigen mächtigen Männer Roms, ... wenngleich es sich bei dem Präfekten um einen ausgesprochenen Widerling handelte, wie Prisca nebenbei und mit einem flüchtigen Blick auf den Vescularier feststellte ...


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    Ach es tat wirklich gut, wieder einmal unbeschwert und ausgelassen mit einer guten Freundin zu plaudern und herum albern zu können! Prisca freute sich sehr über Calvenas kleinen und unerwarteten Besuch, denn mit ihr zusammen machte die Erkundung des flavischen Anwesens noch viel mehr Spaß. Für Prisca war vieles noch genauso neu wie für Calvena und von daher wirkten sie beide tatsächlich wie zwei kleine neugierige Mädchen, wie sie kichernd und albernd durch die villa liefen. Nur gut, dass außer ihnen(von ein paar Sklaven mal abgesehen) keine weiteren Mitbewohner anwesend waren. Sie hätten sich womöglich gewundert über das kindliche Benehmen der beiden Damen, von denen Eine diee Frau eines Flaviers, eines Senators und des Ponitfex höchstpersönlich war!! Ob Prisca sich darauf etwas einbildete? .. Naja, irgendwie schon, zumindest manchmal. Nur gegenüber guten Freundinnen wie Calvena war es Prisca völlig egal welchen Stand sie alle inne hatten, waren solch unbeschwerte und unbeobachtete Augenblicke doch unbezahlbar.


    "Oh ich stelle mir gerade vor wie putzig du ausgesehen haben musst, wie du da eingehüllt in Decken und Fellen, mitten im tiefsten Winter, vor einem Kamin sitzt, mit deinem riesigen Babybauch und wie du deine Launen an den Sklaven auslässt", neckte Prisca ihre Freundin mit einem schelmischen Grinsen, nachdem sie die Karte lange genug studiert hatten. Auch auf die Gefahr hin, dass sie sogleich von ihrer Freundin einen "Seitenhieb" bekäme, konnte es sich Prisca nicht verkneifen Calvena ein bisschen aufzuziehen, wobei sie darauf vertraute, dass die Germanica diesen Humor mit ihr teilte.


    "Aber sag! War die Zeit der Schwangerschaft eigentlich schlimm für dich, oder konntest du sie genießen?", erkundigte sich Prisca allerdings gleich darauf wieder mit mitfühlender Stimme und leicht besorgter Miene die deutlich machte, dass die Aurelia über die Schwangerschaft selbst keine Scherze machen wollte. Schließlich war die Zeit bis zur Geburt nicht immer einfach und von daher wünschte sie sich natürlich, dass es Calvena stets gut ergangen ist. Gleichzeitig ergriff Prisca vorsichtig die Hand ihrer Freundin und drückte diese sanft zum Zeichen, dass sie weiter gehen wollte. "Er steckt sich alles in den Mund was glitzert? Oh wie süß, …aber stimmt, da muss man aufpassen!", pflichtete Prisca mit einem leichten Schmunzeln bei. "Dann wird es wohl das Beste sein auf Perlen und filigranen Schmuck zu verzichten, wenn ich dich besuchen komme", überlegte sie kurz, ehe sie dann wieder auf das Thema ihrem Mann zu sprechen kam.


    "Hmm", nachdenklich legte die Aurelia die Stirn in Falten und überlegte ob das, was Calvena sagte wirklich zutreffend sein könnte. Mein Piso? Der liebenswerteste und aufmerksamste Mann der Welt, der mir jeden Wunsch von den Augen abliest? Ein und der selbe Piso soll sich gegenüber einer Dame flegelhaft benehmen, nur weil deren Onkels im Senat unbeliebt waren? Möglich wäre es, aber damit wollte sich die Aurelia nicht zufrieden geben. "Nun ich denke, Reibereien gab es im Senat schon immer und wird es immer geben" Aber das sollte doch eigentlich nicht auf Unbeteiligte abfärben?!, kommentierte die Aurelia deshalb nur knapp die Vermutung während sie weiter darüber nachdachte wie dieses gespannte Verhältnis 'entspannt' werden könnte.

    Sie ist die Scriba .. meines Mannes?, verwundert über die Aussage hob Prisca flüchtig eine Augenbraue, jedoch bemüht ihre Gedanken hinter einer gelassenen Miene zu verstecken. Scriba! War dies nicht eine typische Aufgabe für Sklaven? Nun gut, Sklaven waren meistens dumm, aber oft auch gelehrig und ab und an konnte man durchaus brauchbare Objekte auf dem Markt erwerben. Noch dazu war das eine verhältnismäßig angenehme Aufgabe, für die jeder (einigermaßen gebildete) Sklave nur sein bestes geben würde. Warum also einen Angestellten für diese Tätigkeit bezahlen? Das war zumindest Prisca´s Meinung, sofern der- oder diejenige nicht ganz besondere Qualitäten besäße, weswegen er/sie einem Sklaven vorzuziehen wäre.


    Welche das womöglich sein könnten wollte die Aurelia gar nicht weiter durchdenken, waren dies doch nur reine Gedankenspielereien. Doch halt! Sehr schnell bekam das Ganze eine ganz andere Bedeutung als Prisca hörte, wessen Sklavin diese Frau da einst gewesen war. "Ach ja, ich erinnere mich …", flüchtig, an die beiden Sklaven, die ihr damals den Schmuck und das Kleid überbracht hatten. Prisca nickte bedächtig. Jene Eindrücke an ihre erste große Liebe waren ihr auch heute noch gut im Gedächtnis und das war auch der Grund, weshalb ihr das Gesicht dieser Frau noch etwas sagte. Die Erinnerung an jenen Flavier, der ihr die Heirat versprochen hatte und dann klamm heimlich verschwunden war rief jedoch keinerlei Emotionen mehr in ihr wach, hatte sie doch nach langer Suche endlich ihren Traummann gefunden.


    Und ausgerechnet ihr Göttergatte hatte nun offensichtlich die Ex-Sklavin ihres Ex in seine Dienste genommen. Interessant. Was auch immer er für Gründe gehabt haben mochte, … ganz sicher würde Prisca diese in Erfahrung bringen und wehe, es waren keine "guten Gründe", weshalb er ihr davon nicht schon längst erzählt hatte. Sei´s drum. Aus einem Bauchgefühl heraus hielt Prisca es für besser, dieser Frau vorerst mit Vorsicht zu begegnen und deshalb setzte sie nun ihr gewohntes und nichtssagend - freundliches Lächeln auf: "Naja, das ist wirklich lange her und nicht mehr der Rede wert. Jedenfalls freut es mich für dich, dass dir letztendlich die Freiheit geschenkt wurde. ", seufzte Prisca mit einer wegwerfenden Handbewegung, womit sie nicht nur das Thema mit ihrem Ex, sondern auch ihr geheucheltes Mitgefühl beenden wollte. "Aber es trifft sich gut, dass du für meinen Mann arbeitest. Ich hätte da einige Dinge zu erledigen und ich bin mir sicher, er und du werdet nichts dagegen haben, wenn ich dich ab und zu in meine Dienste nehme, oder?!" Schließlich zahlte ihr Mann dafür, dass sie hier sein durfte. "Wie ist eigentlich dein Name?"Mit ihrer Frage machte Prisca eigentlich faktisch klar, dass sie keinen Widerspruch duldete und dennoch, ... wartete sie geduldig und sanftmütig lächelnd auf eine Antwort, schließlich hatte sie keine Sklavin mehr vor sich, sondern eine freie Frau, … welche sicher auch einen Namen hatte ...

    Sieh an. Laevinas gab es anscheinend zuhauf hier in Rom, trug die Großmutter von Serrana doch ebenfalls diesen Namen - wie Prisca beiläufig aus dem Gespräch ihrer beiden Freundinnen aufschnappte. Den Worten nach zu urteilen schien Serrana jedoch kein sehr gutes Verhältnis zu ihrer Oma zu haben (so wie die Zwei sich da hin und her knufften) und umso mehr wunderte es Prisca, dass die Iunia ihre Tochter ausgerechnet diesen Namen gegeben hatte. Aber gut, das ging sie im Grunde nichts an, ebenso wenig wie das Gespräch, in das sie sich natürlich nicht einmischte. Viel interessanter waren momentan eh die drei süßen Babys anzusehen, sodass Prisca die Frage nach ihrer Cousine fast überhört hätte. "Was? .. Oh, nein, meine Cousine lebt leider nicht hier in Rom. Schade, aber kann man nichts machen", wiegelte Prisca überrascht von der Frage ein wenig schnell und mit einer lapidaren Antwort ab. Es wäre ihr durchaus peinlich gewesen von ihrer lieben Cousine erzählen zu müssen die ihren Ehemann (den allseits bekannten Consul Tiberius Durus) wegen ihrer großen Liebe zu einem Anderen einfach hat sitzen lassen. Hatten ihre Freundinnen das noch gar nicht mitbekommen? Umso besser!


    Wie gut, dass Serrana ihr prompt ihre Tochter in den Schoß legte, sodass Prisca einen guten Grund hatte ihre ganze Aufmerksamkeit nun der Kleinen zu schenken. "Na wen haben wir den da? Ich habe gehört du heißt Laevina?!… Oooh, so klein und schon so hübsch bist du, … kommst eben ganz nach deiner Mama, nicht wahr?! ", flüsterte Prisca mit vor Freude glänzenden Augen dem kleinen Baby zu, das sich augenblicklich in ihren Armen regte. Die Aurelia vergaß einfach alles um sich herum und wiegte das Baby sanft und ganz behutsam hin und her, legte ihren rechten Zeigefinger streichelnd in die Handflächen des Kindes und schmunzelte, als sie den erstaunlich festen Druck spürte, mit denen die klitzekleinen Finger danach griffen und ihren Finger fest hielten. Es war eine wahre Freude dabei zuzusehen wie dieser kleine Mensch seine Umwelt zu begreifen versuchte, so hilflos und doch so forschend. Prisca war hin und weg.


    Erst als Prisca einen weiteren sanfte Druck an ihren Schultern spürte sah sie wieder auf und war zunächst völlig überrascht, dass Romana ihr von sich aus zwei Bussis auf die Wangen hauchte. "Salve Romana! Schön, dass du da bist!", fing sich Prisca jedoch sofort und erwiderte die gehauchten Küsschen mit einem offenen Lächeln. Die Aurelia hatte die Claudia sehr gern und von daher freute sie sich, die gleiche herzliche Begrüßung zu erhalten wie ihre beiden Freundinnen. Ohne es bewusst zu wollen, wurde aus dem Lächeln dann ein amüsiertes Schmunzeln als Calvena ihren Sohn prompt an Romana weiter reichte. Naja, der Anblick dieser großen Frau mit dem kleinen Baby auf dem Arm wirkte im ersten Moment schon irgendwie komisch, nicht zuletzt deswegen, weil es sich dabei um eine Vestalin handelte. Aber im Grunde zählte heute weder die Berufung, noch der Stand, denn heute waren sie einfach nur lustige herum albernde junge Frauen und deshalb meinte Prisca scherzend in die Runde: "Pass nur auf Romana! Mir wurde gesagt, dass man mit Schmuck aufpassen muss bei den süßen Kleinen. Stimmt doch oder? ", ohne jedoch die genaue Beschaffenheit des Schmucks die Claudia näher betrachtet zu haben. Sie selbst hatte allerdings extra darauf geachtet heute keine Perlenketten zu tragen, um ein größeres Malheur zu vermeiden und so zierte lediglich ein goldener Adler, an einer Goldkette, den Hals der Aurelia.

    Trotz aller Komplimente war es Prisca natürlich nicht völlig entgangen, dass ihre beiden Freundinnen sich verändert hatten, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten. So eine Schwangerschaft ging nun mal nicht spurlos vorüber, wie auch das Mutter sein, wenngleich die damit verbundenen Veränderungen im Wesen und am Körper in Priscas Augen - die im übrigen schon immer den weiblichen Reizen recht zugetan waren - durchwegs positiv erschienen. Allein wie süß Serrana wirkte mit ihrer Neugier und ihrem ausgelassen Kichern, wie ein junges Mädchen, als sie alles über die Hochzeit erfahren wollte obwohl sie viel fraulicher wirkte als je zuvor. Genauso wie Calvena, die sie ja bereits vor wenigen Tagen wieder gesehen hatte. Wie sollte sie es am besten beschreiben, außer, dass sie sich nichts sehnlicher wünschte, als auch einmal so glücklich zu wirken wie ihre beiden Freundinnen es ihr vor machten.


    "Naja, was gibt es da schon großartig zu erzählen?! Ihr wisst ja selber wie so eine Hochzeit und die darauf folgende Nacht abläuft und was dabei heraus kommt, ... oder?" früher oder später, scherzte Prisca kichernd und schwärmend zugleich über Serrana Frage zurück. Natürlich drängte es Prisca ungemein von ihrer Hochzeit zu erzählen, aber die drei Babys zogen momentan ihr ganzes Interesse auf sie. Rufus … Victorius und … "Laevina?! ... So heißt auch eine Lieblingscousine von mir, was für ein Zufall!", erwiderte Prisca staunend und völlig hin und her gerissen vom Anblick der drei keinen Bündeln, in den Armen der Mütter und … ach ja, bei Serranas Bemerkung über diesen schrecklichen Vorfall mit dem Bären wanderte Priscas Blick unvermittelt zu Adula, die das dritte Kind in ihren Armen hütete. "Bei allen Göttern, Serrana, musst du mich denn ausgerechnet jetzt an dieses schreckliche Ereignis erinnern?!", tat die Aurelia vorwurfsvoll, während sie nacheinander ihrer Freundin zuzwinkerte und der Sklavin einen durchaus anerkennendn Blick zu warf. Ja, Dank des Einsatzes der Sklaven von damals waren sie alle heil davon gekommen und nicht auszudenken, was alles hätte damals passieren können! Aber daran wollte Prisca - mit Blick auf die drei kleinen Babys - zu allerletzt denken.


    "Oh bitte, … darf ich auch eines halten? … Ja?!", gespannt und voller Erwartung blickte Prisca zwischen ihren Freundinnen hin und her. Welches von den Kleinen war ihr eigentlich egal, da alle drei so süß waren und sie sich gar nicht mehr erinnern konnte, wann genau sie das Letzte Mal einen so kleinen Menschen im Arm gehalten hatte. ...

    Der Anblick der Frau erstaunte Prisca im ersten Moment so, dass sie darüber den nächsten Befehl glatt vergaß der ihr schon auf der Zunge gelegen hatte. Wer war denn das? Der Kleidung nach war die Fremde weder eine Patrizierin noch eine Sklavin (obwohl sie sich wie letzteres verhielt), stellte Prisca mit einem flüchtigen Blick von oben bis unten fest. Diese Frau erschien ihr durchaus hübsch und gepflegt, auch wenn sie keinen sonderlich hohen Status inne haben dürfte. Eine Angestellte vielleicht? Gut möglich, wobei der Aurelia das Gesicht völlig fremd war, …oder? Nein halt! Es erinnert mich an etwas. Nur an was?, grübelte Prisca weiter. Seltsam?! Alles und jeder (selbst die Sklaven) in dieser villa waren noch so neu für sie und sie hatte noch nicht einmal die Gelegenheit gefunden, die übrigen Bewohner näher kennen zu lernen. Aber ausgerechnet dieses Gesicht kam ihr bekannt vor, … wobei das nicht sein konnte. Woher auch?!


    "Ehm, was tust du hier und … sind wir uns nicht irgendwo schon mal begegnet?", äußerte Prisca schließlich laut und mit gedehnter Stimme was sie gerade gedanklich beschäftigte. Eigentlich eine ganz normale Reaktion, wenn man mitten aus seinen Gedanken gerissen wurde und jemandem gegenüber stand, der einem irgendwie bekannt vor kam.

    Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, heißt es so schön, wobei etwas durchaus irgendwann in Vergessenheit geraten kann, wenn man es nur lange genug vor sich herschiebt. Prisca vergaß allerdings nie etwas (behauptete sie zumindest von sich selbst), insbesondere, wenn es sich um eine wichtige Angelegenheit handelte. Und das Vermächtnis ihres Onkels war eine Angelegenheit, die der Aurelia sehr am Herzen lag.


    Zwei Dinge galt es nämlich noch zu erledigen, zum einen die Zuwendung an die ehemaligen Klienten und zum anderen die Fortführung der beiden Betriebe ihres Onkels. Mit letzterer Aufgabe fühlte sich Prisca allerdings ein wenig überfordert, wollte sie doch von nun an ganz ihrem Mann zur Seite stehen. Allerdings hatte Prisca eine Idee, mit der sie die beiden Betriebe in guten Händen wüsste und die sie auch sofort in die Tat umsetzen wollte. Außerdem war es längst an der Zeit, ihrem Lieblingscousin und seiner Frau mal wieder einen Brief zu schreiben, ...


    … also nahm sie Feder und Papier zur Hand und schrieb ….



    Lieber Ursus,


    Ich hoffe es geht dir und Septima gut und alles ist in Ordnung bei euch, angesichts der vielen Berichte und Gerüchte die man aus Manuta so hört. Diese Nachrichten beunruhigen mich schon ein wenig, obwohl ich weiß und darauf vertraue, dass es euch gut geht. Aber bitte schreibt mir sofort, falls etwas nicht stimmen sollte und sobald Septima ihr Kind bekommen hat - Ja?! Ich bin ja schon so gespannt darauf es endlich zu sehen. Wie lange ist es jetzt eigentlich schon her, dass du von Amts wegen Rom nicht mehr betreten darfst? Es kommt mir jedenfalls wie eine Ewigkeit vor seit wir uns das letzte Mal gesehen haben und leider war der Anlass damals mehr als traurig. Wir konnten unser Wiedersehen gar nicht recht genießen, gab es doch so viele ernste Dinge zu besprechen. Eine Sache gibt es allerdings noch, die wir auf unserem Familientreffen nicht angesprochen hatten und weswegen ich dir unter anderem schreibe. Wie du ja weißt, haben Piso und ich vor kurzem geheiratet, wie es beschlossen worden war. Es war ein wundervolles Fest und doch hast du und Septima, habt ihr beide mir sehr gefehlt an diesem wichtigen Tag in meinem Leben. Von nun an wird es also meine Pflicht sein meinem Mann zur Seite zu sehen und dieser Aufgabe sehe ich mit Freude entgegen. Dies bedeutet aber auch, dass ich leider nicht mehr die nötige Zeit finden werde mich um die beiden Betriebe zu kümmern, die Marcus mir vererbt hat. Du kennst bestimmt die Kleinviehzucht und die Olivenhaine auf Sardinien. Es war mir stets ein besonderes Anliegen diese Einnahmequellen für das Wohl unserer Familie zu nutzen und deshalb möchte ich dir diese Betriebe schenken und dich bitten, sie weiter zu führen, an jemanden aus unserer Familie weiter zu reichen der sie möchte, oder sie zu verkaufen - ganz wie du es für richtig hältst. Ich könnte sie mir jedenfalls in keinen besseren Händen vorstellen, wie in den Deinen.


    Mögest du, Septima und euer Kind allzeit in der Gunst der Götter stehen, dass sie euch beschützen und wohl behalten zurück nach Rom bringen.


    Liebe Grüße, auch an Septima
    Deine Cousine Prisca


    Prisca war ganz vertieft in ihre Arbeit und sie grübelte darüber, auf welchem Weg die Nachricht ihren Cousin am schnellsten erreichen könnte. Da fiel ihr ein: Wollten nicht er und Septima - oder nur sie alleine - ohnehin nach Rom kommen? Oder täuschte sie sich da?! Die Aurelia seufzte und war sich nicht mehr ganz sicher, hatte sie sich doch in letzter Zeit ausschließlich um die Hochzeitsvorbereitungen gekümmert. Doch wie auch immer, ihr Cousin dürfte so oder so das Innere des Pomeriums nicht betreten und wenn sie nicht Erfahrung brächte wann genau er in der Nähe war, wäre es wohl das Beste einen Kurier nahc Mantua zu senden.


    … leise Schritte waren zu hören und Prisca ging gewohntermaßen davon aus, dass irgendein Sklave gerade in ihrer Nähe herum wuselte. "Komm her!", befahl sie deshalb knapp und ohne sich davon zu überzeugen wen sie da ansprach, da sie gerade die letzten Worte zu Papier brachte. Erst als sich die Person direkt neben ihr befand sah die Aurelia auf und erkannte, um wen es sich eigentlich handelte …



    Sim-Off:

    reserviert

    Ach wie hatte sich Prisca auf diesen Tag gefreut! Endlich würde sie all ihre "alten" Freundinnen wieder sehen und ganz sicher gäbe es unheimlich viel zu erzählen. Außerdem waren die meisten von ihnen mittlerweile Mütter, sodass Prisca davon ausging einer ganzen Horde süßer kleiner Kinder zu begegnen. Entsprechend gespannt betrat sie die Casa Quintilia und war ein wenig überrascht, dass sie noch kein Kindergeschrei und Stimmengewirr hörte. Anscheinend war sie eine der ersten Frauen und beim betreten des tablinums erblickte sie auch nur Serrana und Calvena beisammen sitzend, auf die sie sofort mit einem freudigen Lächeln zu eilte.


    "Salvete! ... Da sind ja meine beiden übermüdeten Mütter!", grüßte sie ihre Freundinnen mit einem kleinen Scherz auf den Liippen und ließ es nicht nehmen beide zur Begrüßung herzlich zu umarmen. Natürlich mit der nötigen Vorsicht, da Serrana ihr Kind im Arm hielt. "Ich freu mich ja so euch alle wieder zu sehen. Wie geht es dir denn Serrana? Gut siehst du aus!, stellte Prisca lächelnd fest, so wie bei Calvena wenige Tage zuvor, dass ihre beiden Freundinnen sich zwar verändert hatten, aber auf eine ganz besondere Weise die ihre Schönheit noch mehr zur Geltung brachte. "Oh und das sind also eure Kleinen! Hach, ich konnte es ja kaum erwarten sie endlich einmal zu Gesicht zu bekommen. Wer ist denn nun wer?", strahlte Prisca weiter über das ganze Gesicht, als sie sich umsah und erst einmal hin und weg war vom Anblick der drei süßen Babys, von denen zwei gerade von Sklaven getragen wurden. Von dem Gespräch der beiden Frauen hatte sie ja nichts mit bekommen und von daher wusste sie weder die Namen, noch welches der beiden Kinder wem gehörte.

    Die Reaktionen der beiden Turteltäubchen kamen für Musculus Ioculus (sein Name - auch wenn dies nichts weiter zur Sache tut) doch recht überraschend, hatte er doch vielmehr erwartet, dass das Pärchen erschrocken und peinlich berührt sofort den Rückzug antreten würde. Hach, wie er das liebte, wenn er andere Menschen irgendwie in Verlegenheit bringen konnte, nachdem er sie heimlich und lange genug bei intimen Handlungen beobachtet hatte. Eine sonderbare Angewohnheit, oder vielmehr ein innerer Zwang der Musculus dazu trieb dies zu tun, nur dieses Mal nicht mit dem gewünschten Erfolg. Nun gut, dies hier war nur ein harmloser Kuss gewesen und womöglich war er ein wenig zu früh und zu forsch an die beiden heran getreten. Zu spät! Der scharfe Tonfall des Anderen und die Tatsache, dass dieser Mann eine purpurne Senatorentoga trug, ließen Musculus augenblicklich zusammen zucken. Wie hatte er das im Halbschatten der Säule nur übersehen können? Verdammt, seine Augen waren auch nicht mehr das was sie einmal waren: "Ehm, Sesennaator, wie jetzt? O .. ich, also, ich, ich , ich … daa..uhm, äh..s.. ich, also …mmmmh… ffff..ver..ehm.zeih Senator, meine Respektlosigkeit, …öhm, Vale!", presste er schließlich mit einer ungelenken Verbeugung und piepsender Stimme hervor. Diese Demütigung seines praktisch nicht vorhandenen Egos zehrte sehr an dem kleinen Mann, der mit wallenden Gewändern nun eiligst von dannen huschte, ganz so wie ein begossener Hund in einem Platzregen. Nur weg von hier! Ab nach Hause und eine Flasche Wein auf diesen Schrecken leeren, so wie jeden Tag … O tempora o mores!


    Prisca sah dem davon eilenden Subjekt nicht einmal mehr nach, denn sie wollte kein weiteres Wort oder gar Gedanken mehr an diesen dreisten Kauz zu verschwenden. Ts, was bildet sich dieses … dieses Nichts eigentlich ein?!, dachte sie nur und kuschelte sich eng an ihren Mann an. "Ich bin ja so stolz auf dich!", schnurrte die Aurelia zufrieden und knüpfte direkt wieder an ihr gemeinsames Gespräch an: "Ja ich habe eigentlich die Kissen bei diesem Parther gemeint , an was hattest du denn gedacht? … mmmh, Ach sooo, ich verstehe ", grinste Prisca schließlich verwegen. Sein unauffälliges Zwinkern sollte wohl heißen, dass er viel lieber mit ihr sofort … "Nun, ganz wie du möchtest, Liebster. Die Kissen in meinem Bett sind zweifellos weicher und dort sind wir beide auf alle Fälle ungestört ...", bot sie ihrem Mann bereitwillig die Option an medias in res zu gehen, anstatt auf den Märkten herum zu schlendern. Schließlich war ein komischer Kauz für heute genug und den Einkaufsbummel bei dem parthischen Kauz konnten sie ja genau so gut auch morgen unternehmen. Abgesehen davon kam es Aurelia durchaus gelegen das Bett mit ihrem Mann zu teilen. Zum einen weil sie Lust darauf hatte und zum anderen, weil es wieder an der Zeit für ein paar Informationen war, die man als Frau eines Senators regelmäßig brauchte um im Bilde zu sein, was sich in Rom gerade abspielte. Und nach einem ausgiebigen Liebespiel am hellichten Tag bot sich gewiss eine günstige Gelegenheit, ihren Mann ein wenig "auszuhorchen".

    Wie gut, dass Prisca die Gedanken ihres Mannes nicht lesen konnte, hegte dieser doch recht seltsame Ambitionen sie - der puren Ästhetk wegen - in eine imaginäre Destillieranlage zu stecken. Genau so gut hätte jemand versuchen wollen den Duft eines Menschen, einer Frau, zu extrahieren und diesen in ein einzigartiges Parfum zu verwandeln. Wer weiß, womöglich wäre in ihrem Fall sogar eine ganz passable Duftnote herausgekommen, schließlich war Prisca eitel genug um mit sich und mit ihrem Körper zufrieden zu sein und in dieser Hinsicht teilte sie die Vorliebe ihres Gatten für alles ästhetische voll und ganz. Allerdings hätte sie seinen Plan wohl weniger als Kompliment an ihre Schönheit aufgefasst, zumal die Idee sie zu destillieren - auch von philosophischer Seite aus betrachtet - so etwas endgültiges hatte, bezogen auf ihr Leben. Dagegen fand Prisca die Vorstellung viel reizvoller die Muse ihres Mannes zu sein, einer Nymphe gleich, die ihn mit ihren Reizen bezirzen würde und die er nach Belieben betrachten und streicheln dürfte. Ob mit seinen Augen, Händen, Lippen, oder allen seinen Sinnen, es wäre ihm frei gestellt, allein der Vorstellung wegen wie schön es sich anfühlen würde.


    Aber so weit waren sie ja (noch) nicht, galt es zuvor das letzte Hindernis zu beseitigen. Den gordischen Knoten! Ja und auch hier war es gut, dass Prisca nichts von Pisos Neigung zum Besserwissertum wusste, wäre doch eine Diskussion über die Namensgebung einer Stadt - beziehungsweise der eines sagenhaften Königs? - sicherlich dem geplanten Zweck dieser einen Nacht nicht zuträglich gewesen. Doch zum Glück besann sich Piso ganz auf seine Rolle des Eroberers, der sich nahm wonach ihm gelüstete und was für Alexander das Weltreich war, war für Piso … seine Venus. Ach wie schön er das gesagt hat, schwärmte Prisca leicht verlegen lächelnd beim Anblick der strahlenden Augen ihres Mannes, mit denen er begleitend zu seinen Worten, ihr 'Geschenk' an ihn behutsam enthüllte.


    Ein wohliger Schauer aus Verlegenheit und Scham, gepaart mit Lust und Verlangen durchfuhr Prisca sogleich, als sie dann das erste Mal völlig entblößt vor ihrem Mann stand und er sie leidenschaftlich küsste. Prisca erwiderte den Kuss und die innere Unsicherheit begann langsam zu schwinden. Sie wollte es! Ja - Sie wollte IHN, jetzt! Und so war sie bereit sich ihm hinzugeben als sie sein plötzliches Drängen spürte und er hastig an seinen Kleidern zu zerren begann. Voller Erwartung schloss Prisca die Augen und öffnete sie einen Wimpernschlag später wieder, leicht verwundert drein schauend ob seines verwegenen Grinsens, dem sie schnell ein amüsiertes Schmunzeln folgen ließ.Ihn ausziehen? Ich? Warum eigentlich nicht. Das war in der Tat eine Premiere für die Aurelia, denn so etwas erledigten meistens die Sklaven. Nicht einmal sie selbst zog sich für gewöhnlich ganz ohne fremde Hilfe an oder aus, doch jetzt und hier verspüre sie durchaus Lust den Mann ihrer Träume zu entblättern, wäre er nackt sicherlich genauso ansehnlich anzuschauen wie in seiner edlen Toga.


    "Nichts lieber als das, mein großer Eroberer und schöner Held!", hauchte Prisca ihrem Mann deshalb hingebungsvoll zu, um sein Kompliment an sie auf eine Weise zurück zu geben, die ihm hoffentlich gefiel. Letztendlich hatte er ihr Herz erobert und nicht nur das, ihm würde heute Nacht die Ehre zu teil zu bekommen, was sie (trotz ihrer Eskapaden) ihr ganzes Leben lang nur für ihn und diesen einen Moment aufgespart hatte. Langsam und behutsam begannen ihre zitternden Hände über seine Brust zu streichen, nach unten und über seinen Körper hinweg, in der Absicht den Stoff endlich von ihrem Mann zu lösen. Trotz ihrer inneren Aufgeregtheit schaffte sie es in einem einigermaßen zügigen Tempo und als er dann im warmen Schein der zahllosen Kerzen und Öllampen vor ihr stand, wie die Götter ihn erschaffen hatten, gab es kein Halten mehr. Mit einem verliebten und vertrauensvollen Blick strich Prisca mit der einen Hand in seinen Nacken, legte mit der anderen seine Rechte an ihre Brust und drängte sich an ihn. Halb zog sie ihn, halb sank er hin … in dem Verlangen ihn ganz nah zu spüren, hinab auf das weiche Bett und in ihre geöffneten Schenkel, mit denen sie ihn lustvoll umschlang, sich sehnend nach der Vereinigung ihrer beider Körper, welche keiner weiteren Worte oder Beschreibungen mehr bedurfte. Es ist ohnehin genug gesagt über die Liebe zweier Menschen, die einander fanden und Prisca liebte ihren Mann sehr, in dieser wundervollen Nacht, in der nur die Gefühle zählten … und das nicht nur einmal, … sondern gar … zwei-, dreimal , oder? ...

    Das Kinder auch anstrengend sein können kam Prisca nicht wirklich in den Sinn, nicht einmal auf den dezenten Hinweis ihrer Freundin hin, es lieber ruhig angehen zu lassen. "Na wenn du das sagst", seufzte Prisca mit einem wenig überzeugten Blick zu Calvena, "Andererseits genieße ich meine Ehe doch bereits und das … " mehrmals "jeden Tag. " , fügte sie gleich darauf breit grinsend und mit einem Augenzwinkern an, welches wohl aussagte was sie mit dem 'Genießen ihrer Ehe' verband. Früher oder später würden diese Bemühungen sicher Blüten tragen und Prisca konnte es kaum noch erwarten, bis sie es endlich spüren könnte. Doch bis dahin blieb ihr nur übrig mit ihrer Freundin darüber zu scherzen und sie ein wenig zu necken. "Ach nein, soooo groß ist die villa Flavia nun auch wieder nicht, aber für übermüdete Mütter, wie dich, haben wir hier extra Sänften bereit stehen. Soll ich dir eine holen lassen? ", fragte Prisca fürsorglich nach, ohne es natürlich ernst zu meinen. So dekadent waren die Patrizier nun auch wieder nicht, dass sie sich durchs eigene Haus tragen ließen. Aber allein Vorstellung wie das wohl aussehen würde ließen Prisca ausgelassen los kichern.


    Und dieses kichern und glucksen hielt noch ein wenig an, da sie zufällig an einem Wandgemälde vorbeikamen das passender Weise die Darstellung zu Calvenas Worte von eben lieferte. Eine Weltkarte, deren Zuordnung der Länder allerdings eine Herausforderung für Prisca darstellte, war sie im lesen von Karten doch so begabt wie ein Mann beispielsweise beim weben einer tunika recta. Prisca blieb stehen und drehte ein wenig den Kopf hin und her , auf der Suche nach etwas bestimmten. " Ja ich war auch schon mal in Germanien, hab ich dir davon gar nicht erzählt?",bemerkte sie beiläufig, "Meine Mutter hat mich vor Jahren dorthin geschickt, um meinen Onkel und seine Familie kennen zu lernen ... ", naja so wirklich Lust sich an diese beschwerliche Reise daran zu erinnern hatte Prisca zwar keine, aber wenn Calvena schon danach fragte, erzählte sie eben ein bisschen davon bis sie schließlich fand wonach sie gesucht hatte. "Oh sieh doch, hier ist es ja!", deutete sie schließlich, auf Zehenspitzen stellend, ganz nach oben auf die Karte wo der Schriftzug Mogontiacum zu lesen war. "Also wenn du mich fragst liegt dieser Ort sehr wohl am … a" A xxx der Welt wäre es ihr beinahe herausgerutscht, ""ähm Ende der Welt. Ich kann mir ehrlich gesagt keine schlimmere Strafe vorstellen als dort leben zu müssen. Brrrr", schüttelte sich Prisca kurz und gleichzeitig verschwand das Grinsen von ihren Lippen und sie wurde wieder ernster.


    Es tat zwar unendlich gut wieder einmal mit einer guten Freundin herum zu albern, aber darüber vergaß Prisca nicht den Ernst der Lage was den Staat und jenen Präfekten betraf, der anscheinend mit einer Willkür in Rom waltete, als wäre er der Kaiser höchstpersönlich. "Ich werde meinen Mann fragen was er über den Präfekten weiß und wie er ihn und die anderen Senatoren einschätzt. Mach dir keine Sorgen Calvena, ich werde dich auf alle Fälle wissen lassen, was ich in Erfahrung bringe", gab Prisca ihrer Freundin ganz selbstverständlich dieses Versprechen, wenngleich sie nicht wirklich einschätzen konnte wie viele hilfreiche Informationen sie tatsächlich heraus finden würde. Aber gute Freundinnen hielten nun mal zusammen und offenkundig stellte das Handeln dieses Mannes eine Gefahr für ganz Rom und somit alle Familien dar.


    So ernst dieses Thema auch sein mochte, so schnell fand sich auch wieder ein angenehmeres Gesprächsthema welches ein mitfühlendes Lächeln auf Priscas Lippen zauberte. "Ja unfassbar! Ausgerechnet Serrana bekommt Zwillinge, wo sie doch so zierlich ist! Die Arme. Das war sicher keine leichte Geburt, aber ich freue mich so für sie, dass alles gut gegangen ist.", freute sich Prisca ehrlich für ihre Freundin angesichts der Tatsache, wie viele Kinder und Frauen allein bei der Geburt starben. Ein schrecklicher Gedanke, wie viele Schicksale damit verbunden waren und doch gab es nichts schöneres als mit jeder Geburt ein neues Leben in die Welt zu holen. "Jedenfalls kann ich es kaum erwarten bis ich eure Kinder zu Gesicht bekomme. Wie alt sind die Kleinen mittlerweile eigentlich",wollte die Aurelia noch wissen während sie ihre Freundin sanft am Arm weiter zog.


    Calvena wirkte nachdenklich und Prisca spürte, dass ihre Freundin gewisse Vorbehalte gegenüber ihren Mann hatte. "Ich denke auch, dass ihr beide nur einen schlechten Start hattet", versuchte sie deshalb die Bedenken ihrer Freundin mit einem aufmunternden Lächeln zu zerstreuen. So einfach war das allerdings nicht, denn solange sie den genauen Grund nicht kannte, ließ ihr die Sache selbst keine Ruhe. "Was genau ist denn eigentlich zwischen euch vorgefallen?", fragte Prisca aus Neugier nach und um vielleicht den Zwist zwischen den beiden beilegen zu können, wenn sie mit ihrem Mann darüber spräche (was sie ohnehin tun würde, um seine Version zu hören).

    Zu spät kam jede Einsicht, so wie auch Tilla´s Bitte um Verzeihung, die in der momentanen Situation leider völlig unter ging. Zumindest hatte keine von den anwesenden Sklavinnen absichtlich das Flüstern überhört. Es war jedoch schlichtweg nicht möglich jedes geflüsterte Wort der stummen Sklavin zu verstehen, noch dazu wenn diese am Boden kauerte und mit abgewandtem Blick sprach. Hinzu kam, dass die Entschuldigung sehr wahrscheinlich die Entscheidung der Herrin nicht mehr umgestossen hätte. Die Aurelia war erstens stinksauer und zweitens hatte sie einen klaren Befehl erteilt. Würde sie diesen nun so einfach revidieren, würde sie am Ende nur ihre eigene Autorität untergraben und das wäre für eine Herrschaft fatal (und deshalb bliebe abzuwarten wie letztendlich Prisca im nachhinein reagieren würde, wenn sie von dem Vorfall erführe und welche Strafen eventuell noch auf Tilla zu kommen könnten).


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    Das erkannte auch Niki, die für eine Sekunde tatsächlich daran gedacht hatte sich der Herrin vor die Füße zu werfen und um Vergebung für Tilla zu bitten. Aber außer selbst eine Strafe zu riskieren hätte es nichts mehr geändert, das erkannte die Köchin mit einem wehmütigen Seufzer, mit dem sie sich bückte und Tillas Kleid vom Boden aufhob. "Komm Tilla!", sprach sie das zitternde Mädchen leise an, behutsam deren Schultern mit dem Stoff bedeckend. Sie würde bei Tilla bleiben und anschließend ihre Wunden versorgen, sie trösten und dafür sorgen, dass Tilla etwas zur Ruhe käme ehe man sie dann zu ihrer Herrin zurück bringen würde.


    Währenddessen huschten im Hintergrund die übrigen Sklavinnen so leise wie möglich aus dem Zimmer. So schnell würde keine von ihnen wieder an irgend einer Türe lauschen (soviel war sicher) und obwohl sie einerseits froh waren, dass es sie nicht weiter getroffen hatte, fühlten sie mit Tilla mit. Nur das Soffchen blieb zurück, um - wie befohlen - die herum liegenden Haare zusammen zu kehren und in ein ausgebreitetes Tuch zu geben. Alexandros hingegen hatte das Zimmer gar nicht mehr betreten, sondern lehnte draußen am Gang an der Wand und fächelte sich hektisch Luft zu. Ausgerechnet er sollte Tilla zur domina Prisca bringen und erzählen was heute hier vorgefallen war. Darüber war der zarte Grieche nun gar nicht sehr erfreute, könnte es doch für ihn bedeuten, dass er wiederum die Wut der anderen Aurelia abbekäme. Möglich war alles.


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    Trautwini quittierte den Befehl der Aurelia schließlich mit einem einfachen: "Wie du befiehlst Herrin", ehe er sich verbeugte und anschließend wieder aus dem cubiculum stapfte. Der Germane war nicht sehr erfreut über diese Aufgabe, doch er hinterfragte sie nicht. Er würde den Befehl so ausführen, dass die Herrin die Striemen nicht als zu lasch würde beurteilen können (sofern sie den Rücken der Sklavin begutachten wollte). Allerdings würde Trautwini keinesfalls übertrieben brutal zuschlagen, sondern vielmehr versuchen die acht Schläge so gleichmäßig wie möglich auf dem Rücken der Sklavin zu verteilen. Das Einzige was er so gesehen für Tilla tun konnte, damit keine Stelle mehrmals getroffen würde und die Gefahr bestünde, dass die Haut dort aufplatzen könnte.

    Ach ja, es tat wirklich gut wieder einmal eine gute "alte" Freundin zu Besuch zu haben. Eine Freundin, der man sogar das Kompliment über das eigene Aussehen abnahm, sodass es einen unbewusst zum erröten brachte. Aber auch ihrer Freundin konnte man ansehen, dass sie zufrieden und glücklich war. Ob es die Erleichterung darüber war endlich wieder in Rom zu sein? Oder eher die Freuden und das Glück einer Mutter? Prisca tippte mehr auf letzteres und erwiderte deshalb lächelnd: "Danke Calvena. Du siehst aber auch sehr gut aus. Du strahlst förmlich. Ich hoffe ich werde das auch einmal so wie du, wenn ich Kinder haben werde", ehe sie sich erhob und Calvena anbot, sich bei ihr unter zu haken. "Na gut, wenn du dir unbedingt auch Blasen an den Füssen laufen willst, dann komm mit!", scherzte sie augenzwinkernd und führte ihre Freundin langsam aus dem atrium heraus.


    Sie folgten einem Wandelgang mit edlem Marmorboden und schritten vorbei an zahllosen Statuen, Bildern und Mosaiken, wobei sich Prisca mehr darauf beschränkte Calvenas Worten zu lauschen, als über die vielen Kostbarkeiten zu reden, deren Anblick allein dem Auge Vergnügen bereiten würde. Hoffentlich fragte Calvena auch nicht weiter nach den Kunstwerken denn Prisca musste zu ihrer eigenen Schande gestehen, dass sie noch nicht alle Bildnisse, insbesondere die von den flavischen Ahnen, richtig zuordnen konnte. Etwas woran sie sicher arbeiten musste, um sämtliche Namen mit der Zeit zu verinnerlichen, schließlich war sie nun ein Teil dieser altehrwürdigen gens und .. ja .. Sie war durchaus sehr stolz darauf.


    Das Bildnis eines Anderen, eines ganz bestimmten Mannes, hatte die Aurelia allerdings genau vor Augen, als Calvena über ihn redete, wenngleich sie den Präfekten selbst bislang nur aus der Ferne gesehen hatte. "Du glaubst also, dieser Salinator hat deinen Mann zurückkehren lassen, nur um ihm hier weiterhin Steine in den Weg zu legen? Hmm …. Ich könnte mir vorstellen, dass ihm das hier in Rom ungleich schwerer fallen dürfte, als im fernen Germanien das, wie du selbst sagst, so furchtbar weit entfernt liegt", überlegte Prisca laut,wobei sie nicht umhin kam über Calvenas Aussage bezüglich den Reizen dieses Germaniens leicht die Stirn zu runzeln. "Naja wenn du meinst, also ich konnte mich mit diesem Land ganz und gar nicht anfreunden", warf die Aurelia beiläufig ein, um dann sofort wieder auf das interessantere Thema umzuschwenken: Also wenn du mich fragst, hier in Rom müsste es doch sicher genügend andere einflussreiche Männer geben, denen dies auffallen müsste wenn der Präfekt Willkür und Ungerechtigkeit gegenüber römischen Bürgen walten lässt, oder? Außer natürlich, dieser Vescularier hat selbst viele Verbündete in den Reihen der Senatoren, was meinst du?", bemerkte Prisca ernst und mit nachdenklicher Miene. Warum sie sich so viele Gedanken darüber machte? Nun ganz einfach, weil sie ihren Mann Piso für einen von diesen einflussreichen Männern hielt und deshalb genau wissen wollte, auf welcher Seite er wohl stünde und ob ihm gar Gefahr drohen könnte, von diesem Widerling namens Salinator, der - wie man so hörte- ohnehin nicht viel auf Patrizier hielt. Es war also durchaus ein ernst zu nehmendes Thema, welches sie jedoch besser an anderer Stelle weiter vertiefen sollten.


    Ob die kleine Cena eventuell dafür geeignet wäre, die Calvena veranstalten wollte? "Oh eine Cena? Das ist eine wundervolle Idee!", strahlte Prisca jedenfalls wieder über das ganze Gesicht wie sie hörte wer alles kommen sollte. Romana, Septima,"Serrana hat was? … Nein, Sie hat Zwillinge bekommen, die Glückliche?! Du meine Güte, ich habe sie und die anderen ja schon ewig nicht mehr gesehen. Leider. Ach, ich kann es kaum erwarten bis wir uns endlich alle wieder sehen und es gibt ja so schrecklich viele Neuigkeiten zu berichten", nur ob ein Abend ausreichen würde um sich gegenseitig alles zu erzählen? Wohl kaum. Prisca drückte ihrer Freundin herzend die Hand und ihr Grinsen wurde noch ein Tick breiter bei der Frage nach ihrer Ehe. "Jaaa, da könntest du recht haben, Calvena. Zumindest fühle ich mich wirklich gut und nie hätte ich mir träumen lassen, dass die Ehe einmal so schön sein könnte. Stets hatte ich Angst davor mit einem Mann verheiratet zu sein den ich nicht liebe und der mich nicht liebt, einem Mann, dem nur der politische Nutzen an dieser Verbindung wichtig wären. … Aber bei Piso", seinen Namen ehrfurchtsvoll seufzend konnte man der Aurelia deutlich ansehen, dass sie viel für ihren Mann empfand." ist das etwas ganz anderes. Er, mmh was soll ich sagen, .. er ist so lieb und zuvor kommend, er liebt mich! Und ich bin mir sicher, Calvena, du würdest ihn auch mögen, wenn du ihn so kennen gelernt hättest, wie ich es habe", sprach Prisca indirekt auf Calvenas Brief an, ohne jedoch ihrer Freundin für die Kritik an ihrem Mann wirklich böse zu sein.

    Wenn man der Chronik von Priscas Familie folgte bräuchte Piso keine Angst zu haben, dass seine Frau irgendwann altern würde, segneten die meisten Aurelier doch bereits in jungen Jahren das Zeitliche. Doch verschwendete Prisca in jenem wundervollen Augenblick, da sie sich leidenschaftlich küssten, keinen Gedanken daran irgendwann zu altern, oder gar dahin zu scheiden. Nein, im Moment dachte die Aurelia nur daran wie schön das Leben war, an der Seite eines Mannes um den sie viele beneiden würden. Ein Flavier, ein Senator und Ponitfex dazu, im besten Alter und mit einer Fähigkeit gesegnet an der es den meisten Männern Roms mangelte. Der Fähigkeit zu lieben und Gefühle zu zeigen, so wie mit diesem leidenschaftlichen Kuss, dazu in aller Öffentlichkeit, mit dem er ihr förmlich den Atem raubte. Naja so ganz öffentlich standen sie zum Glück ja nicht, sondern eher abseits im Schatten einer Säule, aber egal. Mochten andere über dieses Paar denken was sie wollten was schert uns das, dachte Prisca leise vor Erregung keuchend, als sich ihre Lippen schließlich wieder trennten und sie ihm verliebt über die Wange strich zum Zeichen, wie wohl sie sich bei ihm fühlte.


    Just in dem Augenblick (da Piso meinte, welche Augen der Händler wohl machen würde) nahm Prisca eine Gestalt in ihrer Nähe wahr und wie sie den Kopf ein wenig drehte, erkannte sie einen älteren Mann der ihren Kuss stumm verfolgt hatte und nun pikiert räuspernd den Kopf schüttelte: "O tempora, o mores! Und noch dazu in aller Öffentlichkeit. Nein wirklich, diese Jugend von heute. Schämt ihr euch den gar nicht eurer libido solch zügelosen Lauf zu lassen? Seid enthaltsam, so wie ich und widersteht der Versuchung des Fleisches! Das rate ich euch."
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    Für diese Bemerkung erntete der Fremde sogleich einen vernichtenden Blick und demonstrativ schmiegte sich Prisca noch enger an ihren Mann an. "Oh sieh doch nur Aulus. Da macht noch jemand Augen und was für große. Kennst du den?", kommentierte die Aurelia belustigt klingend den Alten, der hier offenbar den Moralapostel spielen wollte und während sie ihrem Mann die Gelegenheit zur Antwort gab, ordnete sie derweil mit den Fingern sorgfältig den Faltenwurf an seiner Toga. "Komm Liebster, lass uns gehen, ja? Hier haben wir zu viele Zuschauer und auf weichen Kissen ist es eindeutig bequemer, als hier im stehen", drängelte Prisca schließlich mit süßer Stimme und leckte sich so lasziv über die Lippen, dass dem Alten beim Anblick das Blut in den Kopf schoss. Dabei meinte sie eigentlich nur die weichen Kissen des parthischen Händlers, auf denen sie schon mal gesessen hatten, aber das konnte natürlich nur Piso wissen.

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    Oh Tilla, warum nur?, hilflos aber auch verständnislos schüttelte Nicki den Kopf wie sie sah, dass sich das Mädchen nun auch noch provozierend vor der Herrin entblößte. Damit forderte sie ihre Bestrafung ja geradezu heraus, nur warum? Ein Sklave darf sich nicht gegen seine Herren auflehnen, nicht, ohne zu riskieren, dass er dafür bestraft würde. Das musste Tilla doch mittlerweile besser wissen. Oder hatte sie nicht zur Genüge am eigenen Leib erfahren müssen, zu welchen Grausamkeiten eine Herrschaft fähig sein kann?! Im Vergleich zu dem, was ihr früherer Herr mit ihr angestellt hatte, waren die fünf, …mittlerweile acht Peitschenhiebe von domina Flora völlig harmlos, doch schmerzen würden sie auf alle Fälle.


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    Und Trautwini sollte die Bestrafung durchführen. Aber doch nicht hier im cubiculum, oder etwa doch? "Traut … wie, wini, ehm jawohl, sofort Herrin!", schreckte Alexandros piepsend hoch als die Herrin ihm mit eiskalter Stimme einen Befehl erteilte. Keinesfalls wollte er riskieren die Aurelia noch weiter zu erzürnen und deshalb rannte der Grieche auch sofort los um den Germanen herzuholen. Ob sich die Situation zwischenzeitlich wieder entspannen würde? Schön wäre es ja, aber Alexandros hatte da so seine Zweifel.


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    Minuten später war Alexandros mit dem bärigen Germanen zurück und überließ diesem den Vortritt, worauf Trautwini mit stampfenden Schritten in das cubiculum marschierte und sich vor der Herrin verbeugte. "Du hast nach mir verlangt Herrin?!", brummteTrautwini knapp während sein Blick mit ausdruckloser Miene über die kurzgeschorenen Sklavinnen wanderte. Der Grieche hatte ihm bereits gesagt was vorgefallen war und weswegen man ihn her geholt hatte. Acht Peitschenhiebe für Tilla, nun, sicher keine schöne Aufgabe, doch Trautwini war einfältig genug um jeden Befehl der Herrin auszuführen, ohne dabei mit der Wimper zu zucken. Noch hing die Peitsche zusammengerollt am Gürtel des Germanen und abwartend blickte dieser nun zu der Aurelia, auf das Kommando wartend, ob nun hier und jetzt gleich, oder anderswo, spielte für Trautwini jedenfalls keine Rolle.

    Für einen flüchtigen Moment verfinsterte sich der Blick der Aurelia wie sie das Nein, gefolgt von einer guten und weniger guten Nachricht hörte. Tilla hatte zwar nicht wieder etwas angestellt aber, ebenso wenig hatte sie den Auftrag ausgeführt den sie erhalten hatte. Ob ich zu nachlässig mit ihr bin?, fragte sich Prisca wie bei einem kleinen Kind und überlegte, ob es vielleicht strengerer Erziehungsmaßnahmen bedurfte, doch dann. … "Narcissa ist was? …" Sie ist tot?, fragte Prisca mit versagender Stimme nach und sämtliche Farbe wich aus ihrem Gesicht. Tillas Auftrag war vergessen, ebenso wie alles andere.


    Ihre Cousine war bei einem Reitunfall ums Leben gekommen?!? "Nein, … sag, dass das nicht wahr ist", japste Prisca nach Luft und sie spürte wie ihr die Beine weich wurden. So eine Behauptung würde kein Sklave, dem sein Leben lieb war, leichtfertig erfinden. Nein, es ist wahr! Wieder einmal hatte das Schicksal unbarmherzig einen lieben Verwandten aus ihrer Mitte gerissen und dieses Mal war es noch dazu Narcissa! Floras Zwillingsschwester. Die Zwillinge! Sie gab es doch nur im Doppelpack, wie … wie könnte es fortan nur noch einen von ihnen geben?! Ohne ein weiteres Wort sackte Prisca auf die Knie und ihr Blick schweifte in weite Ferne. Die Tränen begannen wie von selbst zu fließen und die Verzweiflung über diese Nachricht lähmte jeglichen weiteren Gedanken. Für Minuten kauerte die Aurelia völlig abwesend am Boden und bekam nichts mehr mir, was um sie herum geschah. Alles was sie sah waren die Bilder aus vergangenen Tagen, wie sie und ihre beiden Cousinen gemeinsam herum gealbert hatten. Bilder aus Kindheitstagen, unbeschwert und unwiederbringlich, genau so wie Narcissa selbst …


    Letztlich ging dann ein Ruck durch Priscas Körper und sie sprang regelrecht auf die Beine zurück. Sie fühlte sich elend, besser gesagt speiübel, so groß war die Trauer doch wie musste sich Flora in diesem Moment fühlen? "Du sagtest Nigrina ist bei ihr? … Gut!", keuchte Prisca ein wenig erleichtert, dass Flora nicht allein mit ihrer Trauer wäre. Nigrina würde ihr sicher Beistand leisten, doch selbstredend konnte Prisca nicht einfach hier bleiben und so tun als wäre es damit getan. "Gut, dass du zu mir gekommen bist, Tilla. Wir müssen sofort zu meiner Cousine!", entschied Prisca schwer atmend und bemüht ihreTrauer einigermaßen zu kontrollieren. Mechanisch streckte sie den Arm nach ihrer Sklavin aus um sich ein wenig auf sie zu stützen, so weich wie sich ihre Knie immer noch anfühlten.

    Was heute wichtig ist, das sind wir beide, Ja in diesem Punkt stimmte Prisca ihrem Gemahl voll und ganz zu. Sollte der Schreiberling ruhig denken was er wollte, Hauptsache er würde die Ehe möglichst schnell eintragen damit sie nicht unnötige Zeit hier vertrödeln müssten. Die Erledigung der weiteren Formalitäten überließ die Aurelia dann ganz ihrem Mann während sie es genoß ihrem Liebsten dabei zu zusehen. Ach! Es war schon irgendwie ein schönes und beruhigendes Gefühl zu wissen, dass es von nun an einen Mann in ihrem Leben gab. Ein Mann der sich um sie und um alles kümmern würde. Ein Mann wie Piso , der jung war, gut aussah, Charme und Witz besaß und zudem fähig war seine Gefühle ihr gegenüber zu zeigen. Geliebt und begehrt zu werden …Was gibt es schöneres? ... und deshalb drängten die vielen Schmetterlinge in Priscas Bauch auch zunehmend danach, möglichst bald wieder mit ihm allein zu sein.


    "Vale!", verabschiedete sich die Aurelia ebenfalls von dem Schreiber und sie war froh, endlich aus diesem kleinen stickigen officium heraus zu kommen. Jedoch nicht so einfach hinaus gehend, sondern graziös dahin schreitend, so wie man es von einer Patrizierin erwarten konnte und damit Piso allen Grund hatte auf seine Frau stolz zu sein. "Vielen Dank Aulus. Das ist sehr aufmerksam von dir!", bedankte sie sich für das Aufhalten der Türe mit einem verliebten Blick zu ihrem Mann und als er ihr draußen völlig ungeniert den Arm umlegte, kuschelte sie sich genussvoll an seine Seite. Sollten ruhig alle sehen, dass es auch glückliche Ehepaare unter den Römern gab, insbesondere auch unter Patriziern.


    Und Piso gab sich wirklich alle Mühe um sie glücklich zu machen. Sogar freiwillig auf den Markt wollte er mit ihr gehen und lieber noch … "So so, du willst also in mein Bett und das am helllichten Tag?", erwiderte Prisca betont und keck grinsend auf seinen Vorschlag hin mit ebenso leiser Stimme. Impulsiv packte die Aurelia ihren Mann am Saum seiner Toga und zog ihn sanft mit sich, hin in den Schatten einer Säule, um sich dort von ihm mit dem Rücken an die selbige drücken zu lassen. "Und wie wäre es gleich hier? Hier ist es doch dunkel genug, oder nicht?", meinte Prisca beinah schon albern klingend, doch das war ihr egal. Sie wollte ohnehin nicht mehr als einen Kuss riskieren, egal wie verheißungsvoll sie ihrem Mann dabei in die Augen sehen mochte. Allerdings sollte er durchaus spüren wie wohl sie sich in seiner Nähe fühlte und, … dass sie ihn und nur ihn wollte. Wenn auch nicht gleich hier und jetzt, weshalb Prisca wieder (mit etwas lauterer Stimme) auf den ersten Vorschlag ihres Gemahls zurück lenkte … "Was meinst du, … wollen wir vielleicht noch einmal diesen Parther aufsuchen? Du weißt schon dieser unmögliche Kerl von damals, als wir uns auf dem Markt begegnet sind, … vielleicht hat er noch ein paar Kleider und Ringe für uns. Hmm?!", erinnerte sich Prisca kichernd an ihre erste beeindruckende Begegnung, damals, auf dem Markt.